Endlich waren die Revolutionen, Kriege und anderen Geburtswehen erfolgreich. Es bildeten sich Nationalstaaten, mit ein bisschen Glück oder als Geschenk der beteiligten Menschen an sich selbst und die Anderen sogar in Form von Demokratien. Geschafft. Nie wieder zurück! Endlich hat Jede und Jeder einen Anteil an der Macht, zwar nur einen sehr kleinen Bruchteil, eben umgekehrt zur Einwohnerzahl des Staates. Aber immerhin. Jede und Jeder ist jetzt gleich wie die Anderen. Das ist doch gerecht, oder?
Noch viel mehr Hoffnung macht uns, dass wir jetzt einen Zusammenschluss aller Einwohner des Staates haben. Gemeinsam sind wir stark. Gemeinsam können wir jetzt alle Probleme lösen, die uns auf den Nägeln brennen und wir werden uns unsere Welt immer besser und immer schöner machen. Bald wird es uns nur noch gut gehen.
Zusammen zahlen wir Steuern und Abgaben, Jede und Jeder so viel er kann. Dann wird es für alle reichen und wir werden in Wohlstand leben. Was für ein schöner Traum, nicht so sehr anders als der von Herrn Martin Luther King damals in den USA. „I have a dream...“
Nach und nach entwickeln sich Vorstellungen in uns vom „Vater Staat“. Für alles das, was uns nicht gefällt, was uns bedroht, für alle Vorsorge, gegen alle Armut, gegen kriegerische Bedrohung, für Bildung, für Gesundheit, für Sicherheit, für Forschung, für Recht und Gerechtigkeit, … Für alles das ist nun „Vater Staat“ zuständig. Sollten die Beamten, die Parlamentarier, die Regierung unsere Wünsche nicht erfüllen, dann wählen wir sie gar nicht oder wählen wir sie ab und im Falle von Korruption oder Vergehen stellen wir sie sogar vor Gericht. Wir organisieren jetzt alles mit höchster Qualität, höchst akkurat und pünktlich. Jede und Jeder hält sich an die Regeln. Die Guten siegen über die Bösen. Noch besser kann doch ein demokratischer „Vater Staat“ gar nicht organisiert sein, oder? So müssen wir doch unser Schlaraffenland bald aufgebaut haben. Das kann gar nicht mehr lange dauern, dann ist die Geschichte der Menschheit zu Ende und wir leben in ewiger Glückseligkeit. Wie ewiger Frieden für uns Menschen funktionieren könnte, haben sich doch so manche Philosophen schon vorgestellt und uns ihre Vorstellungen in Form dicker Bücher hinterlassen. Dummerweise funktionieren wir Menschen nicht so, wie sich die grossen Denker das dachten. Was läuft da falsch?
Ich fürchte, in unseren Vorstellungen stecken mehrere Denkfehler, die wir noch gar nicht bemerkt haben:
Alles, was wir uns leisten wollen, müssen wir uns als Volk gemeinsam selbst erarbeiten. Einen Vater stellen wir uns als grosszügigen und mit genügend Reserven ausgestatteten Mann vor, der uns wohlgesinnt ist, der uns wohltun will und der damit über kurz oder lang all unsere Wünsche erfüllt. Leiden wir Not, dann springt er uns schnell bei und lindert die Not nicht nur, sondern beseitigt sie. Ach wie schön ist es doch, Kind zu sein, wenn man einen so wohltätigen Vater hat.
Das Dumme ist nur, den Vater gibt es gar nicht, schon meist nicht in unserem eigenen kleinen Leben, aber schon gar nicht als Volk. Wir sind die Demokraten, wir geniessen die Vorzüge und Errungenschaften des Vater Staates, aber die Vorzüge und Errungenschaften müssen wir ja selbst schaffen, selbst erarbeiten. „Vater Staat“ ist zwar eine Drittstruktur, aber haben Sie Vater Staat schon mal irgendwo arbeiten sehen, etwas schaffen sehen, Leistung erbringen sehen? Wenn ja, dann zeigen Sie ihn mir bitte sofort. Ich möchte ihn auch mal sehen. Nein, es sind Menschen, die für ihn arbeiten, Beamte, Arbeiter, Angestellte, Minister, Regierung und Andere. Keiner arbeitet für Vater Staat, ohne einen guten Lohn und da die für den Staat Arbeitenden ja auch der Festlegung der Höhe der Löhne näher stehen als die einfachen Bürger, gestatten wir uns natürlich auch ein bisschen höhere Löhne (oder die Regierung als Vertreter von „Vater Staat“ (ist die Regierung nicht eigentlich die Vertretung von uns Bürgern?) gesteht uns die höheren Löhne zu). Das bedeutet, dass unsere Steuern und Abgaben als Bürger steigen, denn dieses Geld müssen wir dem Vater Staat ja geben, damit er es den Bediensteten zusätzlich geben kann.
Wenn wir also die Finanzflüsse in unserem „Vater Staat“ so verfolgen, dann sehen wir, dass das Geld als gesamtes Volk nur aus unserer einen Tasche in die andere Tasche wandert. Es ist ein Kreislauf. Wo einer mehr hat oder bekommt, da hat oder bekommt ein Anderer weniger. Hohe Einkommen auf der einen Seite bedingen niedrigere Einkommen oder gar höhere Abgaben an einer anderen Stelle oder auf alle verteilt. Mehr haben wir zusammen nur, wenn wir zusammen mehr arbeiten. Aber wir wollten doch nun endlich mehr Freizeit, mehr Genuss und nicht mehr arbeiten.
Es ist doch erstaunlich, dass da noch „Reiche“ sich ihres „Reichtums“ brüsten oder Firmen ihres Reingewinns oder stolz auf ihn sind, wo er doch zu Armut an anderer Stelle führt. Das stimmt nicht ganz, denn mit unserer vielen Arbeit haben wir uns ja doch alle einen bescheidenen Wohlstand erarbeitet, auch die die gerade zahlungsunfähig in Konkurs gegangen sind, weil das Geschäft nicht lief oder ein anderes Missgeschick eintrat oder die, die wegen Krankheit oder anderer Einschränkungen nicht leistungsfähig sind. Nein, die haben sich Wohlstand natürlich nicht erarbeitet. Das konnten sie ja gar nicht. Für die springen wir Anderen mit Freuden ein und zahlen an ihrer Statt mehr Steuern und Versicherungsbeiträge. Das ist doch in solidarischen Gesellschaften so eine Frage der Ehre und Pflicht, oder?
Wie wir sehen, es hat hinten und vorne gar nicht gereicht, sodass wir heute kaum noch einen Staat auf dieser Erde haben, der nicht mehr oder weniger hoch verschuldet ist. Mit unserer Solidarität war es gar nicht so weit her. Wir haben lieber Steuern und Versicherungsbeiträge gespart, damit wir für uns selbst mehr haben. Dann hat Vater Staat und in der Folge unsere andere Hosentasche weniger.
Wir fassen unsere Sozialstaaten oder Vater Staat heute wie den Garanten für eine Märchenwelt auf und merken gar nicht, dass das gar nicht gehen kann. Alles nur Träumerei. Das Prinzip rechte Tasche – linke Tasche führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Wohlstand, weil zwischen den beiden Taschen Vorgänge eingebaut sind, die Energie bzw. in diesem Falle Geld verbrauchen. So wie wir uns das wünschen, können unsere Staaten gar nicht funktionieren und wir erleben es ja auch in der überwiegenden Mehrheit unserer Staaten. „Vater Staat“ ist ein Märchen. Sozialstaaten sind Märchen.
Nun müssen uns unsere National- und Internationalbanken laufend neues Geld denken. Seit der Änderung des Weltwährungssystems in Bretton-Woods 1971 ist das Gelddenken ja auch immer leichter geworden und unsere Notenbanker sind bereits sehr geübt darin. Solange diesen Geldmengen eine adäquate Waren- und Dienstleistungsmenge gegenüber steht, ist das auch gar kein Problem. Aber wenn dieses Verhältnis aus der Balance kommt, egal wie und in welche Richtung, dann bekommen wir Probleme mit der Realität. Dann klaffen unsere Wünsche und Theorien und die realen Verhältnisse immer weiter auseinander.
Erinnern Sie sich an den deutschen Minister für Arbeit und Soziales von der CDU, Herrn Norbert Blüm? „Die Renten sind sicher“ war einer seiner bekanntesten Sprüche, um alle optimistisch zu halten, wo längst klar war, dass das gar nicht gehen kann. Nominal, also in Zahlenwerten, mag er sogar Recht haben. Aber welchen realen Wert wird das Geld haben, wenn wir es als Rente bekommen und davon leben wollen? Schon die von unseren Nationalbanken gewünschte Inflation von knapp unter 2 Prozent mindert den realen Wert unserer Renten in Zukunft. Summieren wir mal den Verlust bis zu unserem 90. Lebensjahr. Sie werden staunen.
Unser heutiger Individualismus ist höchst unwirtschaftlich. Grössere Zahlen erhöhen in aller Regel die Wirtschaftlichkeit. Wir statt dessen wollen immer mehr individuelle Freiheit, alleine Wohnen, ein eigenes gefülltes Bankkonto, Individualverkehr, individuelle Reisen abseits vom …, Warum tendieren wir nicht immer mehr zur Grossfamilie? Ob die grosse Zahl für die Wirtschaftlichkeit allerdings unbegrenzt gilt, darf bezweifelt werden. Wahrscheinlich wird es in den meisten Einzelfällen ein Optimum geben, hinter dem die Rentabilität wieder nachlässt, aber bei jedem Vorgang ist dieses Optimum wieder woanders. Wir lassen nun alles zentral über den Staat regeln, kaufen, verkaufen, ordnen, etc. funktioniert aus mehreren Gründen gar nicht.
Wir haben es in den sozialistischen Ländern gesehen, aber vermutlich werden wir es in der sehr nahen Zukunft auch in den sogenannt kapitalistischen Ländern sehen. Wir sind einfach viel zu weit über das Optimum hinausgeschossen, ohne das Optimum wahrzunehmen. Ja, wir haben ja nicht einmal erwartet, dass es so ein Optimum geben würde. Selbst unsere Wissenschaftler haben uns das nicht vorhergesagt, aber einige Schriftsteller und beispielsweise der Club of Rome ja doch. Nein, Warnungen hat es doch gegeben. Da können wir uns nicht herausreden. Da haben sogar viele Wissenschaftler die Ergebnisse ihrer wenigen eigenen Kollegen nicht wahr oder zumindest nicht ernst genommen. Was ist denn da passiert? Wie geht das überhaupt? Die Wissenschaftler und Techniker (Ingenieure, Architekten, Planer und viele mehr) tun es selbst heute noch nicht, wo doch viele davon überzeugt sind, dass wir, nein die Anderen, nur immer mehr Schaden anrichten.
„Ich möchte (weiter) meinem Land dienen.“ Das sagen Politiker aller Parteien und aller Regierungsformen, wenn sie gerne (weiter) regieren möchten, also das für das Land durchsetzen wollen, was sie für richtig halten. Da regieren ja fast immer heisst, eine Gruppe der Bevölkerung (die eigenen Wähler) auf Kosten der anderen vorzuziehen, für sie die günstigen Gesetze zu machen, müssen wir uns doch sehr fragen, wie man da von „dem Land dienen“ reden kann. Sowohl die frühere deutsche Bundeskanzlerin, Frau Dr. Angela Merkel, sagte das, aber auch Schweizer Politikerinnen und Politiker sagen das, wenn sie kommen oder nicht abtreten wollen und selbst der türkische Präsident, Herr Recep Tayyip Erdogan sagt das und meint das sogar bis an sein Lebensende.
Unsere Steuerberater, Treuhänder, Finanzberater, Wirtschaftsberater, Rentenberater und anderen Berater beraten uns, wie wir unsere Steuern so weit wie möglich reduzieren können, wie wir unsere Renten und Gewinne so weit wie möglich optimieren, nein, maximieren können, wie wir unsere Interessen am besten durchsetzen können, damit für uns alles besser wird. Sie beachten aber in aller Regel nicht, dass das Plus bei mir ja ein Minus woanders bedeutet. Sehr oft liegt das Minus bei Vater Staat. Auch die Renten- und anderen Sozialversicherungen behandeln wir in gleicher Weise. Je mehr wir aber die Gegenseite, die ja uns als Volk oder Versicherte insgesamt darstellt, ausnutzen, desto mehr schwächen wir unsere Gesamtheit, unser Volk, die Gemeinschaft der Einwohner und Versicherten. Dann brauchen wir uns über schwache oder insolvente und dann sogar zahlungsunfähige Staaten nicht zu wundern. Wir haben sie selbst dorthin gebracht. Unsere Berater waren und sind Berater und Verräter zugleich. Wirklich besser wäre es nur geworden, wenn sowohl wir wie Vater Staat und die Versicherungen gemeinsam dazu gewonnen hätten (alle im Plus). Aber dann hätten wir am gleichen Strang ziehen und noch viel mehr arbeiten müssen, nicht Steuern sparen, sondern freiwillig mehr zahlen, nicht Versicherungsprämien so niedrig wie möglich halten, sondern freiwillig kostendeckend und etwas mehr zahlen müssen oder eben weniger Leistungen von Vater Staat oder den Versicherungen beziehen. Unsere Wünsche und Träume und damit unsere Erwartungen, Ansprüche und schliesslich Forderungen sind viel zu unrealistisch, bei weitem zu hoch. Wir selbst beuten Vater Staat und die Sozialversicherungen aus und wundern uns, wenn sie dann ausgebeutet sind und daran kaputt gehen?
Nun sind wir in einer Situation, wo von aussen viele Menschen kommen und um Hilfe bitten und wir ja eigentlich mit der Deklaration von Menschenrechten und noch viel mehr Rechten auch den Anspruch an uns selbst haben, ihnen diese Rechte zu gewähren, also dafür zu zahlen, aber wir und unser „Vater Staat“ und unsere Sozialversicherungen haben selbst gar nicht genug. Unsere politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Institutionen sind selbst am Anschlag. Aber wir wollen ja unseren Wohlstand und die Qualität unserer Leistungen noch verbessern. Das wollen wir also auch noch leisten. Dann haben wir schon so viele Schäden in unserer Umwelt angerichtet, die wir auch noch reparieren und in Zukunft verhindern wollen und müssen. Statt zusammen zu leben und zu arbeiten, konkurrieren wir nun zunehmend, leben und arbeiten im Wettlauf, nein, sogar im Wettkampf, den wir uns gegenseitig bieten. Gesundheitlich und psychisch halten das Viele schon gar nicht mehr aus und steigern daher die Kosten für unser Gesundheitssystem und unsere Sozialversicherungen und Vater Staat.
Schliesslich wollen wir nun all unsere Errungenschaften und unseren Wohlstand behalten, nein, vermehren, verwickeln uns aber gegenseitig immer mehr in Kriege aller Art. Es fehlen an allen Stellen Menschen, als Soldaten, als Leistungserbringer aller Art, als Nachkommen Aufziehende, als Führende und und und. Freizeit haben und geniessen wollen wir doch aber auch. Das können wir gar nicht alles, weil wir nur eines zugleich und nur ganz eingeschränkt mal zwei Vorgänge parallel bearbeiten können. Meist endet es im Burn out.
Nun haben wir die Wahl: Wenn wir uns nur um unseren Wohlstand kümmern, werden wir ihn sehr wahrscheinlich los, weil uns die Kriege erreichen (bereits haben, nur noch nicht heiß) und weil wir dann als Opfer, wahrscheinlich sogar als Verlierer enden. Wollen wir das nicht, müssen wir genug Soldaten stellen, die bis zum Sieg kämpfen, am besten Frauen auch (damit wir genügend Soldaten bekommen), aber Frauen brauchen wir ja auch für genügend Nachkommen (Eigentlich bräuchten wir dafür sogar die Männer auch.). Sonst gibt es unser Volk schon kampflos bald nur noch als kleinen, unbedeutenden Rest. Aber im Krieg werden wir kaum wohlhabender werden und viel mit genussvoller Freizeit wird da auch nicht zu rechnen sein.
Mit einer Vermehrung unseres Wohlstandes in naher Zukunft ist also mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu rechnen. Unsere „Väter Staaten“ werden sehr wahrscheinlich unseren inneren und dann zusätzlich den äusseren Spannungen nicht Stand halten. Wir müssten ja selbst sehr viel arbeiten, müssten kooperieren, statt uns gegenseitig Konkurrenz zu machen oder gar zu streiten, vor Gericht, bei Vertragsverhandlungen oder gar bei kalten und heissen Kriegen.
Wie immer, glauben Sie meine Ideen und Gedankengänge nicht. Ich weiss nicht, was ich nicht weiss und könnte daher falsch liegen und ich bin kein Prophet. Ich kann nicht in die Zukunft schauen. Wie realitätsnah meine Ansichten waren, können wir erst irgendwann in der Zukunft beurteilen, wenn überhaupt. Sie müssen leider jeden meiner Gedanken „nachdenken“ und an sich und in Ihrer Umgebung überprüfen, wie viel dran sein könnte oder auch nicht. Das kann ich Ihnen nicht ersparen. Was dann übrig bleibt, müssen Sie glauben, denn Sie können gar nicht anders. Etwas glauben müssen Sie und wie realitätsnah das ist, wissen wir Beide gar nicht. Wenn wir Glück haben, wird es sich irgendwann später erweisen, wahrscheinlich erst lange nach unserem Tod. Hoffentlich sind wir dann auch tot. Stellen Sie sich doch mal vor, wir glauben, wir sind nach unserem Tod tot und das stimmt gar nicht? Selbst dann sind wir womöglich unserer schlimmen Realität nicht entkommen?
Keine schöne Realität. Aber erinnern möchte ich an dieser Stelle, dass es da ein „Heiliges Buch“ eines lebenden Gottes gibt, das uns ein kleines Schlupfloch aus der hässlichen Realität weist (dort wird von einer kleinen Pforte gesprochen). Schauen Sie mal hinein und suchen Sie ein bisschen. Womöglich finden Sie dort Ihr Heil? Das wäre doch nicht der schlimmste Fund Ihres Lebens, oder? Ob Ihnen das auch das leblose allgemeine Sein oder die evolutionäre Natur bieten können?