Kommunikation, Information und (künstliche) Intelligenz (10/2023)


Schon sehr früh in der Welt der Lebewesen hat offenbar ein Austausch zwischen diesen stattgefunden und hat sich weiter entwickelt. Wahrscheinlich gibt es sogar Hinweise auf eine Form von Informationsaustausch unter Pflanzen. Bei Tieren ist das bereits bei sehr frühen Entwicklungsformen zu finden und mit zunehmender Komplexität der Lebewesen und Arten bzw. Individuen wird auch die Kommunikation vielfältiger, komplexer, differenzierter. Sprache ist dabei nur eine Form der Kommunikation. Selbst über chemische Substanzen wie Pheromone oder Gestank kommunizieren unsere Körper miteinander, selbst wenn wir uns gedanklich gar nicht immer dessen bewusst werden.

Frauen kommunizieren, um zu kommunizieren, um Beziehung herzustellen, weniger um Inhalte zu transportieren. Wir Männer sind da anders. Für uns ist die Sache oft wichtiger als die Beziehung, also der Inhalt ist wichtig, die Kommunikation an sich weniger. Und mit dem Inhalt ist natürlich auch das "Recht haben" für uns Männer wichtiger als für Frauen. Wir müssen uns immer wieder klar machen, dass für uns Menschen das Kommunizieren wichtiger ist als der Inhalt. Leider haben sich viele Frauen in Möchte-gern-Männer verwandelt, vergleichen sich und wollen so sein, ebenbürtig sein den Männern. Dadurch ist uns als Menschheit eine Menge verloren gegangen. Nun wollen auch die Möchte-gern-Männer Recht haben und Frauen gibt es kaum noch. Wir leben davon, dass Frauen Frauen sind und sich wie Frauen verhalten und nicht davon, dass sie auch noch wie die Männer werden.

Da spricht eine Frau vom Frauengeschwafel. 95 % der Frauen schwafeln so. Das Frauengeschwafel ist ja nicht zur Informationsweitergabe oder zum Erkenntnisgewinn, sondern zur Kommunikation, zur Verbindung, zur Nähe gedacht. Ist das nicht sehr, sehr wertvoll? Offenbar ist das nicht einmal den Frauen selbst klar?

Allerdings müssen wir uns spätestens als Menschen bewusst werden, dass wir jeweils getrennte Individuen sind, heute maximale Individualisten, die auf Grund ihrer Extremerwartungen an Freiheit, Gleichheit und anderer Rechte den oder die jeweils andere Person maximal fordern, zu Leistung, zu Toleranz, zu Hingabe und Anderem. Der Andere ist Schuld und in der Pflicht, ich nicht. Das führt dazu, dass wir in grosser Zahl in Extrempositionen verharren, aus denen heraus ein gegenseitiges Verstehen immer schwerer bis unmöglich wird. Kommunikationsmittel allein helfen also gar nicht. Vielmehr kommt es darauf an, wer da unter welchen Umständen und mit welchen Vorurteilen miteinander kommuniziert.

Schon zu Zeiten des weisen Konfuzius in China vor ungefähr 2500 Jahren oder zu Zeiten der alten Griechen vor mehr als 2000 Jahren oder zu Zeiten der Bibel wurde gern und viel gestritten und diskutiert, in der Fortsetzung natürlich auch mit Waffen, weil Jeder von sich glaubte, Recht zu haben und den Anderen von seiner Ansicht zu überzeugen. Da der Andere von sich selbst auch seit früher Kindheit glaubte, Recht zu haben, gab es selten einen Glaubens-, Ansichts- oder Wissenswechsel, sondern es gab Sieger und Besiegte.

Die Mathematik war die erste Internetrevolution. Sie war keine Revolution, sondern vermutlich eher eine Entwicklung über lange Zeiträume, aber nicht nur mit Sprache beschreiben zu können, sondern auch zählen zu können und rechnen zu lernen, war eine erhebliche Erweiterung menschlicher Fähigkeiten von Kommunikation und Organisation. Mit der Mathematik entstand eine neue Welt der Theorie, die an vielen Stellen in Beziehung zu realen Vorgängen und Dingen gebracht werden konnte und damit Verständigung und Organisation menschlichen Lebens erleichterte. Viele Bereiche der Mathematik bleiben allerdings auch Theorie und ihre Inbeziehungsetzung zu realen Dingen und Vorgängen ist nicht unbedingt hilfreich, teilweise vielleicht sogar irreführend. Schon so etwas Einfaches wie die Prozentrechnung kann zu erheblicher Verwirrung führen. Viele merken das gar nicht, selbst wenn es in renommierten Zeitungen oder wissenschaftlichen Veröffentlichungen steht.

Da wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Form maschineller Kommunikation basierend auf der Übertragung, Verarbeitung und Speicherung von 0 und 1 geschaffen. Eine nette Idee von Jungspunten. Welche Folgen solche Ideen haben könnten, war nicht nur nicht vorstellbar, sondern wurde gar nicht erst gefragt. Dank einer wahnsinnigen Taktgeschwindigkeit können diese Geräte eine solche Menge von einfachsten Rechenoperationen ausführen, dass als deren Kombination selbst komplizierteste und lange Rechenoperationen möglich werden. Wir müssen aber wahrnehmen, dass es sich hier um eine maschinelle Art von Kommunikation handelt, die mathematische Rechenoperationen zur Grundlage nimmt. Zur Be- und Verarbeitung rechnerischer Aufgaben, Probleme und Funktionen kann man solch eine „Maschine“ sehr gut benutzen. Sie ist viel schneller und genauer und sicherer als alle Möglichkeiten zuvor, obwohl auch in Computerchips Fehler möglich sind und Alterungsprozesse mit der Zeit zu Fehlfunktionen führen können. Der Eindruck, Mathematik sei fehlerfrei und Computer damit auch, täuscht. Im Ernstfall kann das schlimme Folgen haben. Es gibt genug Beispiele, auch wenn oft menschliches Versagen eine Rolle spielt oder eine Kombination aus beiden.

In der Folge fand man, dass man auch mit diesen maschinellen Geräten Textverarbeitung betreiben kann. Wer früher Schreibmaschine schrieb und heute einen Computer benutzt, weiss die vielen zusätzlichen Möglichkeiten zu schätzen. Bis zu einer gewissen Grenze war aber die menschliche Sprache der Sinn und die maschinelle, digitale Verarbeitung nur der Mechanismus. Das hat sich inzwischen geändert.

Lassen Sie uns hier einmal einen Einschub vornehmen: Was unterscheidet eigentlich menschliche Sprache (und damit auch das Denken, Nachdenken, Kombinieren, Analysieren, …) von maschineller Rechenoperation, sozusagen von Computersprache?

An anderer Stelle haben wir bereits über Sprache nachgedacht. Hier wollen wir es kurz noch einmal beispielhaft tun. Nehmen wir das Wort „sicher“. Wir verwenden es, um Sicherheit auszudrücken. „Ich bin ganz sicher, dass Du den Keks gestohlen hast“. Die alte Frau sagt „Sicher wird mein Sohn mich heute besuchen kommen." Vielleicht kommt da noch ein Fragezeichen dazu? Dann bereits drückt das Wort in anderer Kombination fast das Gegenteil aus. Ob die alte Frau sich wirklich so sicher war, dass ihr Sohn kommt? Wie oft passiert es, dass ganz „sicher“ etwas versprochen wird und nicht gehalten wird? Das sicherste am „sicher“ ist die Unsicherheit. Wie wollen wir das einer Maschine erklären? Wie soll sie das verarbeiten? Erklären Sie mal einem Menschen auf digitalisch: „Siegen wird nur der/die/das Böse. Der/die/das Gute werden bestenfalls gewinnen, wenn überhaupt.“ Die meisten werden das schon in analoger Sprache nicht verstehen.

Menschliches Leben ist geprägt durch Mehrdeutigkeit und Vielfalt. Menschliche Sprache greift diese Mehrdeutigkeit und Vielfalt auf. Die Regierungen der drei deutschsprachigen Länder wollten 1996 die deutsche Sprache prinzipiell vereinfachen, damit sie einfacher zu lernen sei und in allen drei Ländern gleicher. Aber Sprache lebt und verändert sich wie die Lebewesen, die die Sprache benutzen. Wir Menschen wollen Prinzipien, damit die Anderen sich dran halten, wir selbst aber wollen die Freiheit, uns nicht an diese Prinzipien halten zu müssen, auch beim Sprechen. Schon das Schaffen von Lexika, Fremdwörterbüchern und Wörterbüchern zum Übersetzen ist durch diese Lebhaftigkeit und Spannung von Sprache eingeschränkt möglich und sie veralten. In der mathematischen Sprache wird das schwierig. Sie ist ja gerade geprägt durch Eindeutigkeit in den meisten Fällen. Nun gibt es natürlich Menschen, die diese Eindeutigkeit der mathematischen Sprache als Fortschritt ansehen und der menschlichen Sprache die Eindeutigkeit der mathematischen Sprache aufdrücken wollen. Eindeutigkeit hat klare Vorteile. Wenn wir Menschen uns aber betrachten (und da gibt es noch sehr viele Worte, Gewohnheiten, Handlungen, Interpretationen), dann stellen wir immer wieder die Mehrdeutigkeit in unserer Kommunikation fest (das gilt erstaunlicherweise auch für die, die glauben, völlig eindeutig zu leben und zu kommunizieren). Wer diese mathematische Sprache als Chance sieht, der menschlichen Sprache und damit dem Menschen selbst die Mehrdeutigkeit auszutreiben, wird wahrscheinlich am Ende fast nur noch Krüppel auf dieser Erde finden, von denen man dann sagen wird: Seht her, das waren einmal Menschen. Heute sind es noch Maschinenteile.

Unterscheiden sich Menschen und Maschinen? Wir Menschen reagieren mehrdeutig, die Maschine im Idealfall eindeutig, gerade in der Mathematik. Die Mathematik/Informatik geht von einer Eindeutigkeit aus, die das Leben, der Mensch gerade nicht hat. Aber auch die Maschine unterliegt der Entropie und damit einem Teil Uneindeutigkeit in der Eindeutigkeit. Das ist für Mediziner wichtig, für Juristen, für Menschenführer aller Art in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, aber im Grunde auch für alle Menschen.

Menschlich ist zugleich unmenschlich! Das sind zwei Seiten ein und der gleichen Sache, auch ein und des gleichen Menschen. Wie wollen Sie das einer IT-Maschine beibringen, ja schon nur einem Übersetzungsprogramm? Selbst 99 % der sich selbst für intelligent haltenden Menschen fassen das nicht. Seien Sie sehr vorsichtig auf dieser Erde, dass Sie sich nicht wahnsinnig täuschen. Kindern erlauben wir heute gar nicht, zu erleben, wie Leben wirklich ist, ja wir selbst vermeiden es, täuschen uns selbst damit aber gewaltig.

Wenn heute menschliches Leben nicht vollständig in Computersprache ausgedrückt werden kann, dann liegt das nicht daran, dass die Programmierer zu doof sind, so etwas hinzubekommen oder einfach noch nicht genau genug programmiert haben, sondern wir Menschen sind zu doof zu verstehen, dass das gar nicht geht. Eine strukturelle Grenze, noch dazu, wenn sie in einem Graubereich versteckt und für uns Menschen gar nicht wahrnehmbar ist, können wir nicht durch immer mehr oder immer besser, durch mehr Qualität oder mehr Quantität überwinden. Es geht einfach nicht.

Ein ordentlicher Mann (neuerdings auch Frauen) stellen sich aber hin und verkünden sich selbst „ Ich höre nicht eher auf, als bis ich es geschafft habe. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ Dann müht sich dieser Mensch und müht sich bis ins Burn out, also vergeblich. Dass darf natürlich nicht nach aussen bekannt werden. Also muss es geleugnet werden, vor Anderen und sich selbst. Wenn heute Software-Programme immer wieder nicht das leisten, was sie sollen und wir lange auf sie warten müssen, dann ist das kein Versagen des Programmierers, sondern ein Versagen der Möglichkeiten mathematischer Sprache und ein Versagen des Programmierers, diese biologische Naturregel zu erkennen und in seine Lebens- und Arbeitsstruktur zu integrieren. Wir als mögliche Kunden müssen diese biologische Naturregel kennen und befolgen. Unsere Erwartungen an die Digitalisierung und die Erwartungen der entsprechenden Programmierer und Techniker an sich selbst sind zu hoch resp. damit falsch.

Innovation, Veränderung ist ja nicht grundsätzlich schlecht, aber es muss uns klar sein, dass der Nutzen für uns sehr wahrscheinlich einer verbeulten Gausskurve folgt. Uns fehlt der Sinn für das Mass und die Einsicht in die Realität, um beurteilen zu können, für wen das gut (von Vorteil) und für wen das schlecht (von Nachteil) ist, ob Veränderung und Innovation überhaupt etwas „gut“ oder „besser“ machen können. Wir können keine Minute in die Zukunft schauen, aber versprechen uns schon, dass wir die Technik der Zukunft entwickeln, verkaufen und anwenden und dass die Zukunft damit gut wird. Woher wissen Sie das?

War Bill Gates und seinen Kollegen 1975 klar, dass sie mit der Entwicklung der Grundlagen der IT-Kommunikation für viele Menschen grosse Nachteile schufen? Oder war den Forschern Tim Berners-Lee und Robert Cailliau 1989 am Cern in Genf mit der Entwicklung des World wide web klar, dass sie Voraussetzungen schufen für eine beispiellose Kontrolltechnik in China und anderen Ländern, die praktisch jeden Menschen gläsern macht? Die meisten Entwicklungen der Menschheit werden wahrscheinlich unter der Vorstellung, etwas Gutes zu entwickeln, vorangetrieben, sind aber nicht nur auch zur gegenseitigen Vernichtung und Unterdrückung geeignet, sondern haben vermutlich später in der Rückschau der Menschheit mehr geschadet als genützt? Wir wissen es ja nicht und können es auch nicht vorausschauen.

Weil die IT-Firmen Programme für viele oder alle schreiben, müssen sie in ihre Programme sehr viele verschiedene Anwendungsmöglichkeiten mit hineinnehmen, was die Programme überlädt. Das lässt sich nicht ändern. Sie brauchen immer mehr Kapazitäten zur Speicherung und zum Transport und um schnell arbeiten zu können und die Datenflut wächst schneller als die technischen Möglichkeiten. Dann wird sich Geld gedacht, ausgeschüttet und schon funktioniert alles. Wenn es doch nicht so einfach funktioniert, dann sind wir von den Verantwortlichen enttäuscht. Nur, unsere Vorstellungen sind unrealistisch und deshalb können die Verantwortlichen unseren Wünschen nicht nachkommen und wir beschuldigen die Falschen. Wir können nicht unsere Wünsche für einfach realisierbar halten, sondern müssen uns an die Möglichkeiten der Realität halten. Wir täuschen uns viel zu oft selbst und deshalb werden wir dann enttäuscht.

Die IT-Spezialisten versprechen uns immer mehr, alles besser zu machen. Die Frauen sind glatt darauf hereingefallen. Dabei werden wir immer mehr die Gefangenen oder Geiseln der Vertreter der IT-Technik. Haben wir einmal den kleinen Finger gereicht, muss immer weiter aufgerüstet werden, weil sonst die Systeme nicht sicher, nicht allumfassend, nicht bedarfsgerecht sind. Die IT-Experten treiben es noch viel schlimmer als wir Ärzte es ohnehin bereits tun. Die analogen Verbrecher sind da im Vergleich geradezu harmlos.

In der IT wird die Spezialisierung und Subspezialisierung noch ausgeprägter werden als schon in der Medizin. Jeder kennt seinen kleinen Bereich. Keiner weiss mehr im grösseren Rahmen Bescheid. Wohin die Reise insgesamt geht? Ja, wer durchschaut und bestimmt das?

Wenn ich heute von meiner IT-Firma höre und lese „Unser Programm ist fälschungssicher oder hackersicher oder diebstahlsicher, dann weiss ich als nachdenklicher Mensch doch, dass die Verantwortlichen der Firma nicht nachgedacht haben. In den AGB steht dann auch noch, dass für solche Schadensereignisse von der Firma keinerlei Verantwortung übernommen wird und alle Kosten für Schäden vom Anwender zu tragen sind. Soso?

Die neuen Computeranwendungen werden immer diffiziler. Natürlich muss der Programmierer das Leben der Anwender so gut wie möglich in die Computersprache übersetzen und das geht nur, wenn die Computersprache sehr detailgetreu alles von den Menschen abschaut und übernimmt. Aber erstens ist der Programmierer gar nicht da, wo das Leben passiert, sondern in seinem Homeoffice, seiner Firma (oft zurückgezogen, mathematikversessen, lebensfern, heutzutage nicht selten auf einem anderen Kontinent, in einem anderen Kulturkreis (nur damit die Programmierstunde nicht so teuer wird)). Wie sollen da anwenderangepasste Strukturen entstehen, Software, die der Realität des Anwenders nahe kommt? Das kann doch nur schief gehen. Wir müssen uns wundern, dass es immer noch vergleichsweise oft zumindest teilweise klappt. Wie sollen bei diesen örtlichen und geistigen Distanzen angemessene Korrekturen an den Programmen erfolgen, wo unrealistische Ergebnisse herauskommen? Das ist doch fast unmöglich. Wie soll die Vielzahl der Programme mit der Differenziertheit der Programme fertig werden? Ein Update jagt das Andere und jeweils muss alles an die Änderungen angepasst werden. Wächst nicht die Komplexität der Programme schneller als die Fähigkeit, die Komplexität sinnvoll zu verarbeiten? Wachsen dadurch nicht die Kosten der Programme schneller als deren Effizienz? Jagen wir nicht dem Komplexitätsinfarkt entgegen, ohne die Gefahr zuvor wahrzunehmen? Wir verstricken uns immer mehr in der Digitalisierung als dass sie uns befreit.

Wir neigen sehr oft dazu, etwas, was nicht geht, einfach doch zu tun und wenn es dann doch nicht geht, die Schuld Anderen in die Schuhe zu schieben. Z.B. das Trennen von News und Fake-News geht nicht (ohne Zensur und Einschränkung der Meinungsfreiheit). Wir tun es einfach trotzdem und wundern uns. Oder das Unzählbare (Gefühle, Schmerz, Depression, …) doch zu zählen. Die „Wissenschaft“ tut es einfach und dass es für Beurteilung doch nicht geht, wird einfach verdrängt. Realitätsfremde Beurteilungen in Gutachten und vor Gerichten sind dann nicht zu vermeiden. Analoges Leben digital 1:1 darstellen. Das geht nicht, aber wir wundern uns, wenn Apps und Programme in Pandemiezeiten nicht schnell und adäquat nutzbar werden. Ist das ein Wunder? Sicherheit im Netz... Es kommt ja auch noch dazu, dass es immer mindestens zwei Seiten gibt.

Wenn etwas nicht geht, weil es nicht geht und wir wollen es doch und tun es sogar doch, dann bleibt uns nichts anderes übrig, als Zwang und Gewalt anzuwenden, Zwang gegenüber den Dingen, aber meist auch Zwang gegen andere Menschen. Da wir das meist über Drittstrukturen bewerkstelligen, bemerken sich der Gewalttätige und der Leidtragende meist gar nicht mehr, der Verursacher und das Opfer. So wird unsere Welt auch indirekt immer gewalttätiger und wir fühlen uns immer unfreier, weil die Gewalt ohne persönliche Zuordnung auf uns einwirkt. So neigen wir dazu, immer gewalttätiger zu werden und werden auch zunehmend Gewalt erleiden, weil von gegenüberliegender Seite mehr Gewalt kommt.

Die Digitalisierung schafft ganz neue Welten. Wir hätten gerne, dass die digitale Beschreibung völlig der Realität entspricht, damit mit ihr unsere analoge Welt schneller, bequemer, einfacher, … werden kann. Da werden Anspruch und Verwirklichung wohl überwiegend nicht deckungsgleich werden. Dann aber ist ja im Gegenteil sogar die Schaffung ganz neuer Welten gewollt. Nun ist dagegen grundsätzlich ja nichts einzuwenden. Man kann alles machen, wenn man es kann. Da müssten wir uns ja zunächst einmal die Frage stellen, welchen Sinn das haben soll, neue Welten zu schaffen. Wir kommen schon mit unserer jetzigen analogen Welt nicht klar und schaffen nun noch neue? Oder ist es gerade der Sinn, weil wir nicht mit unserer analogen Welt klar kommen, schaffen wir uns theoretische Welten, digitale Welten, gar nicht vorhandene Welten? Das Dumme an der Geschichte ist, dass wir aber nicht theoretisch sind. Wir bleiben Menschen, bleiben hoffentlich lebend und analog. Wir leben aber zunehmend in theoretischen Welten und man sieht das inzwischen ja auch nicht wenigen an. Sie sind geistig in theoretischen Welten, aber körperlich auf der Couch und inzwischen wie eine Patato. Sie spielen in ihren digitalen Programmen, aber zwischenmenschliche Beziehungen verkümmern, werden immer schwieriger, weil Kommunikation und analoges Leben gar nicht mehr geübt und trainiert werden. In je mehr verschiedenen Welten wir uns aufhalten oder sogar leben, desto aufgeteilter wird unsere Zeit, werden unsere Fähigkeiten, wird unser Verständnis. Dabei haben wir uns doch die digitale Welt so rein, so sauber, so gewaltfrei, so gerecht, so tolerant, so „himmlisch“ vorgestellt. Da stimmt doch etwas nicht? Wo wir auf der einen Seite gewinnen, verlieren wir auf der anderen Seite. Frauen und Kinder, selbst Männer sind dem gar nicht gewachsen. Wir haben nur ein Leben, nur 24 Stunden pro Tag, aber das immerhin doch. Wir neigen dazu, immer das Leichte, Bequeme, Schnelle, Spannende sofort haben zu wollen, aber uns den Verlust auf der anderen Seite gar nicht klar zu machen. Da sind Frauen den Männern offenbar recht gleich. Meiden wir imaginäre Welten, wo wir können. Informatik, Büro, Digitalisierung etc. sind völlig unmenschliche Lebensweisen im Vergleich zu der Umgebung, für die die Evolution unseren Körper einst entwickelte.

Gibt es überhaupt eine „Virtuelle Realität“? Ist sie nicht gerade die Irrealität an sich? Wir verwechseln, vertauschen, vermengen Realität und Irrealität und wundern uns gar nicht, wenn das gar nicht passt? … wenn wir uns gar nicht mehr zurecht finden? … wenn Theorie und Praxis für uns verschwimmen?

Der Rattenfänger zu Hameln hat natürlich nicht nur eine Strategie, sondern eine Menge verschiedener. Aber mit „Virtuellen Realitäten“ zu fangen, wo es doch ganz überwiegend „Virtuelle Irrealitäten“ sind, ist schon eine solche Idee.

Die zunehmende Technisierung und Digitalisierung unserer Umwelt schafft uns zwar einerseits Bequemlichkeit (Das ist der kurzfristige Nutzen. Dafür wollen wir sie.), führt aber zu immer mehr Konkurrenz, Überreizung unserer Sinne und Abhängigkeit. Das macht uns auch Stress. Wir verlernen eine Menge analoger Fähigkeiten, weil der Bedarf zumindest vorübergehend nicht mehr besteht und wir diese Fähigkeiten nicht mehr lernen und gelernte nicht mehr trainieren. Wer wird sich demnächst noch in einer fremden Stadt zurechtfinden ohne digitale Map mit Routenführung?

„Nichts ist so sicher wie der Wandel.“ Das stimmt, aber das ist doch keine Begründung dafür, dass wir ihn deshalb immer noch weiter antreiben müssen. Wir könnten auch dafür sorgen, dass in den Wandel mehr Ruhe und Ordnung kommt. Oder können wir das gar nicht mehr? Müssen wir den Wandel wirklich um die Wette vorantreiben, wenn womöglich am Ende nur der Tod der Menschheit im eigenen Giftcocktail auf uns wartet? Dann könnten wir uns doch auch mehr Zeit lassen, oder?

Wir machen durch die Vernetzung und Globalisierung und Digitalisierung unsere Welt immer komplexer und merken gar nicht, dass wir damit nur uns selbst überfordern? Ist die Vernetzung von all und jedem auf dieser Erde überhaupt menschlich sinnvoll? Sie ist doch eine hoffnungslose Überforderung für fast alle?! Aber überzeugt sind wir davon, dass die vollständige Digitalisierung das Allheilmittel für all unsere Probleme ist. Im Radio hörte ich vor zwei oder drei Jahren sogar einen christlichen Pastor, der in seiner Andacht die schnelle Digitalisierung als Heilmittel für unsere kaputte Welt anpries. Soso?

Nutzen wir die digitale Technik da, wo sie sinnvoll ist, aber sie kann nicht unser „Ziel“ sein, schon gar nicht unser Allheilmittel. Wahrscheinlich gilt: So viel, wie unbedingt nötig, so wenig, wie irgend möglich. Wer hat den Überblick, um wirklich abschätzen zu können, was sinnvoll ist?

Ein Dilemma der Informationsgesellschaft ist, dass immer mehr von dem, was wir hören und lesen, gar nicht mehr für uns gilt. Die Informationen werden mit der Fülle immer bedeutungsloser. Seien Sie vorsichtig mit dem Bezug von Informationen auf sich selbst. Sie oder jemand anders muss erst für Sie nachdenken. Schlimm ist das bei Gesundheits- und Pseudogesundheitsinformationen, bei Medikamenten, bei allem, was Ihnen zum Leben helfen soll. Pseudogesundheitsinformationen sind oft eigentlich Wellnessinformationen, die aber aus Werbe- und Einkommensgründen als Gesundheitsinformationen ausgegeben werden. Vor allem Frauen als Kunden, Klienten und Objekte sind da sehr willkommene und anfällige Adressaten.

Kommunikation und Information erleben derzeit eine Inflation, schlimmer noch als die der Werte (nicht des Geldes). Wir haben jeder nur ein Leben und das wird vermutlich auch so bleiben. Es wird nicht einmal annähernd ewig werden. Selbst wenn es noch eine dramatische Verlängerung auf Grund von Genveränderungen erlebt, wird es die Begrenztheit mit hoher Wahrscheinlichkeit behalten. Zumindest wünsche ich das unseren Nachfahren, denn sonst wird das furchtbar. Der zusätzliche Lebensabschnitt wird sehr wahrscheinlich sehr teuer werden in vielerlei Hinsicht und kaum Einer wird bereit sein, so viel Leistung zu erbringen, um solch einen teuren Lebensabschnitt zu erarbeiten.

Sie haben also nur eine begrenzte Zeit, Kraft und Aufnahme- bzw. Verarbeitungsleistung im Hirn. Für Nachdenken, einen zeitaufwändigen langsamen und mühevollen Prozess, haben sie gar keine Zeit mehr. Sie können nur noch intuitiv handeln und diese „geistige“ Verarbeitung führt in den oberflächlichen Egoismus. Tiefgang wird zur Geschichte. Liebe als Gegenpart zum Egoismus wird unbekannt.

Wir können das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen. In die Zeit vor Facebook und Google kommen wir nicht wieder zurück, genauso wie wir nicht wieder hinter die Atomenergie zurückkommen oder hinter die Entwicklung der Sprache, der Schrift oder der Schusswaffe, des Autos oder der Globalisierung. Die digitalen Medien und insbesondere die sozialen Kontaktunternehmen wie Twitter, Facebook, Google und andere haben zu Informationsgeschwindigkeiten und Datenmengen geführt, die unsere Verarbeitungskräfte schlichtweg überfordern. Unser langsamer Verstand wird zunehmend ins Abseits gedrängt. Mit den Datenmengen und Informationsgeschwindigkeiten mithalten kann sowieso allenfalls unsere Intuition. So verwundert es nicht, dass die sozialen Medien in massiver Ausprägung unsere Gefühle aus- und ansprechen (sollen), intuitiv verarbeitet werden und in grossen Mengen Vorurteile produzieren. Und zu allem Überfluss hatten wir ja auch schon gesehen, dass diese Vorurteile durch die Verknüpfung mit Gefühlen nur schwer wieder aufzubrechen und durch durchdachte und wohlbegründete Urteile zu ersetzen sind. Wir reagieren auf die schnelle Informationsflut mit unserer veralteten altmenschlichen Reaktionsweise Intuition, nur weil diese schneller ist, wo wir eigentlich mit unserer neuzeitlichen, viel fundierteren Reaktionsweise Verstand, Denken und Nachdenken reagieren sollten. Diese ist nur zu langsam und kommt daher nicht zum Zuge.

Folgerichtig entwickelt der Mensch etwas Neues: Die künstliche Intelligenz oder etwas profaner und weniger extrem benannt, die automatische Datenverarbeitung. Die automatische Datenverarbeitung ist in vielen Dingen effektiv und sehr systematisch mit dessen Vor- und Nachteilen, aber braucht den Menschen zur Kontrolle und noch viel wichtiger, als Auftraggeber und Nutzniesser. Automatische Datenverarbeitung schliesst so manchen spontanen Fehler weitgehend aus, ist aber sehr anfällig für systematische Fehler, die sie in der Regel auch nicht selbst erkennt. Automatisierte Datenverarbeitung ist nicht geeignet zum Nachdenken. Das müssen Sie, müssen wir, muss jeder selber, es sei denn, Sie wollten sich einfach geistloser, intransparenter, automatischer Wegführung überlassen. Dann ärgern Sie sich bitte auch nicht, wenn diese Systeme Fehler machen, vielleicht sogar Fehler, die Ihr Leben vorschnell beenden. Deshalb braucht es wieder uns Menschen. „Künstliche Intelligenz“ als Steigerung wird uns später noch beschäftigen.

Die Formen der Kommunikation zwischen den Menschen, den Generationen und Geschlechtern sind im Grunde auch die Formen der Kommunikation zwischen Völkern. Die chinesische Gesellschaft war lange und ist im Grunde noch heute weibliche Kommunikation gewohnt (Differenzierte Sprache und nonverbale Kommunikation als Willensübertragung möglichst ohne offene (militärische) Gewalt). Wenn aber eine entferntere Grenze überschritten wurde, und das war bereits in der Geschichte mehrmals der Fall, dann sind alle Mittel heilig und dann wird gekämpft bis zum Endsieg. Die westliche Welt wendet ganz typische männliche Kommunikation an (grobe Sprache und bei unzulänglicher Wirkung eben militärische Gewalt als Willensübertragung). Sie hat sich aber in den letzten Jahrzehnten zumindest so weit Beschränkung aufzuerlegen versucht, als sie militärische Gewalt zumindest gegeneinander ausschloss. Nach aussen und in anderen Regionen oder Interessensbereichen wurde sie trotzdem fleissig angewandt. Bei den Geschlechtern fanden wir, dass das im Grunde Ausdruck von Unfähigkeit ist, Unfähigkeit, sich mit anderen Mitteln ausreichend zu äussern oder Unfähigkeit, zurückzustecken, zu verzichten. Auch das ist eine klare Form von Egoismus und in der Völkerwelt erleben wir derzeit in der Globalisierung, in der zunehmenden Intoleranz und in der erneuten Entwicklung von Diktaturen eine massive Ausweitung von Egoismus. Selbstbeherrschung wird abgelehnt und nicht geübt. Dann beherrschen jeweils wir den Anderen und im Gegenzug natürlich auch er uns.

Kommunikation ist Information. Information ist ein sehr wertvolles Gut. Vor allem Information aus erster Hand und möglichst realitätsnah. Heute jedoch ist Information zu einer Datenmasse geworden, die den Preis gegen 0 gedrückt hat. Wir bekommen die Information im Grunde kostenlos. Das ist natürlich sehr schön. Der Preis, den wir aber auf den Geldpreis drauflegen müssen, ist, dass wir mit Daten völlig überhäuft werden und nun für die Verarbeitung und Herausfilterung von „bedeutend“ und „angemessen“ oder „unbedeutend“ und „fragwürdig“ bezahlen müssen (nicht unbedingt mit Geld, sondern auf andere Weise). Diese Kosten werden zunehmend steigen. Und dann kommen noch die Kosten dazu, die die Firmen dafür verlangen, dass sie uns vor Werbung verschonen oder unsere Daten nicht kommerziell oder politisch oder nachrichtendienstlich verwenden. Am Ende ist der Preis für die Information höher als zuvor?

Informatiker ist heute ein Beruf wie früher Automechaniker. Viele werden Informatiker. Sie tauchen ein in eine Welt von 0 und 1 und ihre Folgen. Es entsteht eine Parallelwelt, die digitale Welt. An sich ist das weder gut noch schlecht. Diese parallele Welt wird zunehmend zur eigentlichen Welt ernannt. Alles muss digitalisiert werden. Aber erinnern wir uns. Wir Menschen sind analog. Unser Körper, unsere Prägung und selbst unser Verstand, unsere Gedanken sind analog. Und es gibt keine Hinweise dafür, dass sich das in den nächsten 100000 Jahren ändern wird. Es läuft zunehmend darauf hinaus, dass die Informatiker den Ton angeben, den Trend, die Denkbahnen prägen, die Menschen zu einer grossen Herde von Digital Followern machen. Die grossen Führer und Verführer früherer Zeiten wie Marx, Mao, Hitler, Stalin, Castro und andere sind da zahlenmässig völlig in den Schatten gestellt. Die digitalen Kommunikationssysteme erreichen innerhalb kürzester Zeit die Gleichschaltung von Milliarden von Menschen. Und wenn die Betreiber der Internetplattformen ein bisschen pfiffig sind, dann setzen sie die Informationen so, dass sie uns bei unseren liebsten Gefühlen packen. Dann haben sie auch gleich noch unsere mentale Immunabwehr ausgeschaltet. Geben wir dem Ganzen einen Namen: Cyberkrieg! (Selbst ohne kriegführende Parteien, ohne Hacker und ohne polizeilich verfolgbare Straftaten). Wir bekommen selbst gar nicht mit, dass wir manipuliert und besiegt worden sind und anderen Auftraggebern dienen. Man muss nur verstehen, wie es gemacht werden muss. Und wir, wir Bürger müssen lernen, uns dagegen zu wehren, müssen lernen, Menschen zu bleiben, unserem analogen Sein treu zu bleiben. Nicht die digitale Welt ist die reale Welt, sondern die analoge und die digitale kann im besten Falle ein Teil der analogen sein. Die digitale Welt ist auch keine realistische Abbildung der analogen Welt. Oft ist sie graue Theorie oder/und ein Zwischending zwischen beiden. Die digitale Welt wird auch nicht real werden, auch wenn sie immer genauer wird. Das sind zwei getrennte Welten, die sich gegenseitig beeinflussen, aber nicht deckungsgleich sind. Nutzen wir die digitale Welt sinnvoll, aber bleiben wir wohnen in der analogen, in der menschlichen Welt. Pflegen wir unsere analoge Welt als Heimat.

Wir Menschen drängen mit der IT-Technik uns Menschen selbst so an den Rand, dass wir nur noch stromlinienförmig mitgehen müssen. Ist das Freiheit, Freiheit von der wir träumen und um die wir kämpfen? Wir begeben uns doch selbst bewusst oder unbewusst in die Unfreiheit, in die Gefangenschaft.

Die digitale Kommunikation bringt uns die tägliche Datenflut ans Auge, Ohr und Hirn. Die Kanäle reichen buchstäblich bis ins Ohr hinein. Die Leute laufen mit Stöpseln im Ohr herum. Für andere Schallwellen, und seien sie auch nur Zeichen von Gefahr, besteht kaum noch Zugangsmöglichkeit. Auf der Strasse oder dem Trottoir zählt nur noch das I-Phone oder besser I-Com (Ohr und Auge sind gefesselt mit Kommunikation). Der Blick auf den Gehweg, auf die Strasse, auf andere Menschen bedeuten unangenehme Notwendigkeit, die am liebsten gemieden wird. Und was für Informationen kommen da? Sie zeigen uns, was auf der Welt alles schlecht läuft. Sie erzählen uns von den Leichen, von den realen, wirklich toten Menschen, aber auch von den Leichen in den Kellern von uns Menschen, von dem, was uns zur Wachsamkeit und Vorsicht Anderen gegenüber gemahnt. Da wir diese Masse ohne jeden Sicherheitsabstand um uns herum gar nicht verarbeiten können, müssen wir eine Mauer um uns herum aufbauen. Diese Mauer wird uns aber auch einmauern. Das aber eigenartigerweise in einer Zeit, wo durch die rasch zunehmende Zahl von Menschen auf dieser Erde, der Platz zwischen den Menschen eigentlich immer weniger wird und wo wir eigentlich Mauern einreissen müssten, um miteinander näher, vertrauter, verständnisvoller und auch liebender zu leben. Die digitale Welt tötet leider auch Liebe. Denken wir daran: Liebe geht durch Max, nicht durch das I-Phone, I-Pad oder andere digitale Geräte. Liebe ist analog, nicht digital. Bis die Digitalisierung oder auch die Globalisierung oder andere Phänomene unserer Zeit in unseren Genen angekommen sind und damit analog und real werden, vergehen locker noch einmal viele zehntausend Jahre.

Seit Ende des letzten Jahrtausends haben sich grosse Kommunikationskonzerne entwickelt. Zunächst entstanden mehrere kleine solcher Unternehmen. Klar war, dass es relativ schnell zu einem Konzentrationsprozess und Entwicklung eines oder weniger Monopolisten kommen musste, der/die die Sprache und Denkweise diktiert/en, damit auch möglichst viele Erdenbewohner gleich die gleiche Sprache sprechen und kommunizieren können (nicht wie bei den vielen althergebrachten Sprachen, die ja eher der Verwirrung als der Verständigung dienen). Aber natürlich musste sich dieser immer wieder gegen andere Nachzöglinge behaupten. Es herrscht Konkurrenz und Egoismus. Nur zu einem relativ kleinen Teil entstand der Wunsch, Lebensbereiche zu mechanisieren resp. digitalisieren direkt beim Kunden, sondern es wurde eher von den Herstellerfirmen in möglichst kurzen Zeitabständen immer wieder etwas Neues und „Besseres“ angeboten, um Wünsche zu wecken und dann diese zu befriedigen. Damit konnten Wettbewerbsvorteile und Gewinne maximiert werden. Auf die ureigensten Wünsche des Menschen oder Kunden kam es nur sehr eingeschränkt an. Sie waren wichtig in der Startphase. Später wurden besser Wünsche in die Richtung geweckt, in der man auch Lösungen anbieten konnte und wollte. Und so wurde inzwischen eine ganze Generation mehr oder weniger digitalisiert, vernetzt, entblösst bis gläsern, gleichgeschaltet... Kürzlich (Juni 2021) las ich in der NZZ, dass es ein chinesischer Computerfanatiker und Lehrer an seinen Schülern ins Extrem anwenden, ausprobieren und studieren will. Der komplett gläserne Schüler. Das ist der Sinn von Wissenschaft. Für die Wissenschaft sind übrigens auch alle Mittel heilig. Man muss nur die Begründung entsprechend formulieren. Nachdenken entgegen seinen eigenen Zielen, Denkstrukturen, seiner eigenen Weltanschauung? Wahrscheinlich ist das unmenschlich. Es geht gar nicht? Dieser Lehrer braucht offenbar nicht einmal Kontrolle zu fürchten.

Ist der gläserne Mensch menschlicher? Junge Generationen, Sie gehen in eine technische Falle und Sie kommen später nicht wieder heraus. Denken wir an frühere „Errungenschaften“: Das Gewehr, die Globalisierung, die Mobilität, die Atomkraft, das Verheizen fossiler Energieträger, … Wir kommen nicht wieder dahinter zurück. Immer wieder springen wir über die Klippe, ohne zu wissen, wie tief wir dahinter fallen. Ist doch verrückt, nicht wahr? Wie kann nur eine ganze Generation freiwillig nur so intuitiv einigen wenigen Grossen folgen? Die Algorithmen sorgen dafür, dass die Ihnen zugetragenen Informationen immer weiter gesiebt werden (um Ihr Leben effektiver zu machen, unnütze Information gleich auszublenden etc.) und Sie kreisen immer weiter in Ihrem kleinen Leben ohne Nachzudenken? Werden Sie kritisch und bestimmen Sie selbst die Auswahl und überlassen Sie das weder Anderen noch den Algorithmen. Die Politik hat durch Schaffen negativer Gefühle nicht vermocht, ganze Völker dauerhaft in ihrem Bann zu ziehen. Die IT-Führer haben es zumindest bisher sehr leicht geschafft, zu einem wesentlichen Anteil durch Schaffung schöner Gefühle und durch unauffällige hintergründige Ausschaltung anderer Anbieter. Verstehen wir uns nicht falsch: Ich glaube nicht, dass wir IT-Technik mit „böse“ belegen sollten oder müssten. Aber wir sollten Distanz behalten, sollten wir selbst, Mensch (und damit analog) bleiben, sollten kritikfähig, auch selbstkritisch, bleiben, sollten uns nicht einfach ausliefern. Wir werden absolut steuer- und kontrollierbar. Behalten wir den Menschen im Mittelpunkt, uns selbst. Lassen Sie uns das Steuer nicht aus der Hand geben! Vor dem Gebrauch solcher technischen Geräte sollten wir in Zukunft nicht nur die Gebrauchsanleitung lesen, sondern über Nutzen, Risiken und Nebenwirkungen nachdenken.

Seit der Entwicklung der Schusswaffen ist es zur Nutzung dieser Technik in ungeahnter Häufigkeit und Effizienz gekommen. Die Bedeutung der Schusswaffen wird in Zukunft schwinden. Die neue Waffe ist die Kamera in Kombination mit der Datenübertragung. Bald werden wir alle uns vermummen, nicht nur die muslimischen Frauen, weil wir auf Schritt und Tritt gefilmt werden und diese Daten zentral verarbeitet und genutzt werden. Sie dürfen sicher sein, dass diese Daten überwiegend nicht für uns, sondern für Andere (und damit gegen uns) genutzt werden. Diese Daten dienen zum Klonen. Wir werden alle möglichst in gleichem Outfit einschliesslich Gesichtsschleier herum laufen und werden uns möglichst nicht entblössen, damit uns niemand erkennt und ortet. Und nur an Orten besonderen Vertrauens werden wir den Schleier lüften, Menschen begrüssen, eventuell Hände schütteln und mit ihnen von Angesicht zu Angesicht reden, um uns dann wieder sicher hinter dem Schleier zu verstecken.

Wenn heute ein Programmierer ein neues Programm geschrieben hat, dann macht er sich nicht mehr die Mühe, das Programm detailliert zu erläutern und zu erklären und den Umgang zu lehren. Nein er schreibt, das Programm funktioniere ganz „intuitiv“ und damit hat der Kunde den schwarzen Peter, wenn er nicht damit zurecht kommt. Das bedeutet dann: Du Kunde, hast Dich unserer digitalen Lebens- und Denkweise noch nicht so intuitiv (also per Gefühl und Spiegelneuronen) angepasst. Dann bist du selber Schuld. Dann wirst Du über Versuch und Irrtum das Programm ausprobieren müssen und dich hineinfinden müssen. Irgendwann bist du dann auch so weit wie wir. Wir werden zum programmierten und digitalisierten Kunden und merken es nicht einmal. Heute sind wir eher Sklaven als Nutzniesser der Digitalisierung. Aber alle, die daran verdienen, manipulieren über schnelle Information, Werbung und Wecken von Kundenwünschen unsere Intuition und melken dann unsere Geldbörse. Achten Sie auf Ihre Intuition! Die Gleichschaltung von Menschen über ihre Intuition, was sich heute über die Medien viel leichter bewerkstelligen lässt als früher, schafft bereits Klonmenschen, bevor überhaupt der erste Mensch geklont wurde.

Der Verweis des Programmierers auf die intuitive Bedienbarkeit seines Programmes zeigt erstens, wie faul er ist (die Mühe der Erklärung spart er sich), zweitens, dass wir als Kunden von ihm richtig abhängig sind (sonst könnte er sich das nicht leisten) und drittens, wie dumm wir sind (dass wir uns wie Kaninchen von ihm einfangen lassen).

Das Problem ist nicht die künstliche Intelligenz, nicht die Informationstechnologie, sind nicht die Social-media-Unternehmen, sondern die von den Machern vertretene Philosophie hinter den Systemen und unsere eigene Dummheit, uns ihnen einfach kritiklos anzuvertrauen.

Interessanterweise las ich, dass diese Unternehmen jetzt sogar Philosophen anstellen, um vor unliebsamen Entwicklungen vorab gewarnt zu sein. Sehr geehrter Herr Zuckerberg (und Kolleginnen) und Kollegen, Sie brauchen keine Philosophen, sondern Sie müssen schon selbst lernen, zu philosophieren. Das können nur Sie selbst als Chef des Unternehmens. Philosophieren, nachdenken, kann man nicht delegieren. Das müssen Sie selbst. Ihre eigene Philosophie entscheidet über Wohl und Wehe Ihres Unternehmens und seiner Kunden. Intelligenz ist, wenn man es schafft, über seinen eigenen Interessenshorizont hinaus zu denken. Ich hätte da einen Tipp: Schenken Sie Geld, Toleranz und Freiheit auf Ihre spezielle Weise, mit Ihren Mitteln, mit Ihrem Unternehmen. Wie Sie das am besten bewerkstelligen, das ist Ihre philosophische Aufgabenstellung. Vergessen sollten wir aber auch nicht, dass am anderen Ende der Beziehung Kunden und Anwender stehen. Auch deren Philosophie (oder fehlende Philosophie) entscheidet mit über Wohl und Wehe dieser Techniken. Also auch wir selbst sind entscheidend beteiligt und gefordert, nachzudenken.

Verfallen wir aber bitte nicht in die allgemein ablehnende Position gegenüber digitaler Technologie. Sie gleicht der atomaren Technik, mit der man Energie gewinnen kann, grosse Anzahl von Menschen töten kann und extrem langfristig Gefahren für die Menschheit erzeugt. Lösungen haben wir noch nicht. Die digitale Technik schätze ich ebenso polar ein. Sie nutzt uns sehr, aber sie birgt extreme Gefahren und die werden heute konsequent tabuisiert und ausser Acht gelassen.

Diese Woche eine junge IT-Verkäuferin zu mir: "Herr Flade, Sie kommen da nicht mehr mit. Sie sind ja eine alte Generation. Wir leben in der digitalen Welt, wir passen uns an. Das schaffen Sie gar nicht mehr." Sie hat in mehrfacher Hinsicht Recht, aber was sie nicht wahrnimmt, ist, dass ich sie nicht bestaune und beneide, sondern bemitleide und ihren Optimismus nicht teilen kann.

Was wird demnächst passieren, wenn eine grössere Menge Menschen merkt, wie uns die IT-Industrie gefangen genommen hat? Der Kampf der zwei Menschengruppen wird noch viel härter werden als alle bisherigen. Jetzt kann man gegen Immigranten und Gegner ganz physisch vorgehen. Gegen unsichtbare IT-Wellen, Fake news und Gefühlsverdrehungen in uns geht das nicht mehr oder sehr viel schwerer. Die IT-Giganten haben uns überrollt ohne uns zu fragen. Wir haben es gar nicht gemerkt und wir werden sie nicht wieder los. Die EU schafft ein neues Gesetz, die Datenschutz-Grundverordnung der EU (DSGVO) und die Player schieben alle eventuell strittigen Themen einfach in den Verantwortungsbereich des Kunden. Bestätigen Sie unsere neuen langen, langen, langen AGBs und Datenschutzrichtlinien und dann erlauben wir ihnen die Nutzung unseres Programmes und nur dann. Die Richtlinien der Player sind inzwischen lang wie Bücher. „Ja“ sagen und nutzen oder „Nein“ sagen und Schluss. Da ohne digitale Technik ein Leben in unserer Gesellschaft kaum noch möglich, ja denkbar ist, sind wir Geiseln der IT-Unternehmen geworden und die EU hat uns noch zusätzlich in ihre Fänge getrieben. Sind wir jetzt einen Schritt weiter? Wir sind nicht mehr Herr über uns selbst. Wir wurden Geiseln der IT-Giganten! Vor hundert Jahren waren die Bergarbeiter die Geiseln der Minenbesitzer oder die einfachen Arbeiter Geiseln der Firmeneigentümer. Liebe EU-Politiker, Ideal und Wirklichkeit? Schaffe doch bitte nur der Gesetze, der sie auch intelligent formulieren und dann durchdrücken kann und das bitte mit dem Kunststück, nicht zum Diktator oder dauerhaften Ankläger zu werden. Lösung? Mir fällt nur eine ein: Verzichten und Achtung und Achtsamkeit für die Leben der Anderen schenken, und das von allen Beteiligten.

Sehr geehrte Globalisierungsgegner, Sie kommen 500 Jahre zu spät. Unsere Vorfahren hätten nachdenken sollen bevor sie loszogen. Liebe Macher von künstlicher Intelligenz, Gentech und anderen Errungenschaften, lassen Sie uns nachdenken bevor wir losziehen all das zu schaffen und zu überreizen. Nicht, dass es uns so geht, wie den Globalisierern.

Wir ärgern uns über die Hasstiraden in manchen Foren im Internet. Aber die sind doch wunderbar. Jetzt geben uns diese Menschen einen Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt, die wir vorher nicht hatten. Vorher war alles versteckt, intransparent. Das ist jetzt anders. Wir können uns jetzt darauf einstellen. Wir bekommen gezeigt, wer der Mensch tatsächlich ist. Denken wir aufmerksam darüber nach, ehe uns die Politik auf unseren Wunsch hin diese Chancen durch jede Menge neuer Gesetze und Kontrollmassnahmen wieder nimmt.

Informationstechnologen versuchen Technik durchzusetzen. Sie sehen und propagieren die Vorzüge und vergessen und tabuisieren die Risiken und Nachteile, um davon abzulenken, dass sie diese Technik womöglich gegen uns Menschen durchsetzen. Alle einheitlich auf der Welt. Ein System auf der ganzen Welt. Leben bedeutet Vielfalt. Informationstechnologen glaubten, Vielfalt zu bringen und bringen uns durch die Globalisierung und durch den egoistischen Zwang anderer die einförmigste Einförmigkeit.

Wir brauchen elektronische Datenverarbeitung, die Algorithmen, weil wir sonst die Fülle der Daten gar nicht mehr nutzen können. Wir brauchen künstliche Intelligenz, um die Fehlerhaftigkeit des Systems Mensch zu reduzieren in Luftfahrt, Medizin, Atomindustrie, Mobilität, Wissenschaft. Trotzdem müssen wir uns klar sein darüber, dass die Algorithmen nur mathematische Systeme sind, die die Widersprüchlichkeit von uns Menschen nicht mit berücksichtigen. Statt dass wir uns immer mehr den künstlichen Systemen anpassen (was derzeit rasant und widerstandslos stattfindet), sollten wir umgekehrt die mathematischen Systeme uns anpassen (was aber nicht geht, denn sie erfassen Leben nicht). Wir selbst begeben uns auf das Niveau künstlicher Intelligenz, wenn nicht sogar noch tiefer.

Kennen Sie Maschinen, Algorithmen oder künstliche Intelligenz, die Sehnsucht kennen? Wie wollen die Macher Bewusstsein, Sehnsucht, Zwiespältigkeit und Mehrdeutigkeit und den Umgang mit ihr programmieren?

Etwas überspitzt gesagt wird künstliche Intelligenz unsere einzige Rettung sein und zugleich wird sie uns ersetzen und verdrängen. Dann wird es uns Menschen als Mensch, als Leben nicht mehr geben, nur noch im Museum ohne menschlichen Betrachter.

Die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz wird uns den Unterschied zwischen „Leben“ und „Nicht leben“ zeigen. Der Mensch kann mit dem Satz „Ich liebe Dich“ auch genau das Gegenteil sagen, nicht merkend, dass er es tut. Künstliche Intelligenz wird das wahrscheinlich nicht können. Kann sie überhaupt lieben? Könnte es sein, dass Intelligenz an Leben gebunden ist? Gibt es überhaupt tote und damit künstliche Intelligenz? Kann es sie geben oder ist da eine unsichtbare Grenze gesetzt, die menschliches „möglich“ von „unmöglich“ trennt? Ist künstliche Intelligenz nicht eher das, was wir in den Schulen in unsere Schüler stopfen und sie damit fast oder ganz überfordern und ihnen Leben stehlen, während das, was die Informatiker für „künstliche Intelligenz“ halten, einfach nur Maschine ist?

Da las ich doch kürzlich von einer jungen Frau, die sich im Internet in einen Chatbot verliebt habe. Der Gedankenausstausch per mail, seine Texte und Äusserungen seien so liebevoll gewesen, dass sie sich in ihn verliebt habe. Nach längerer Zeit wollte sie sich mit ihm treffen. Dabei kam heraus, dass sich hinter dem Chatbot gar kein Mensch befand. So konnte ein Treffen auch nicht stattfinden. Das löste in ihr eine regelrechte Trennungsreaktion aus wie bei einer analogen Liebesgeschichte mit bösem Ende. In diesem Zustand berichtete sie von ihrem Leiden.

Ist Lernfähigkeit bereits ein Zeichen von Intelligenz? Viele Tiere sind lernfähig. Sind sie allein wegen dieser Fähigkeit schon intelligent? Erst müssen wir Geisteswissenschaft betreiben und uns unserer Weltanschauung bewusst werden. Erst müssen wir als Erwachsene viel „Warum“ fragen, nicht nur als Zweijährige. Sonst wird Wissenschaft gar zu oft und leicht zu Fake. Dann erst können wir als Menschen uns selbst und der Welt gegenüber angemessen leben, urteilen und handeln.

Was ist denn Intelligenz? Einige Gedanken:
Intelligenz braucht Bewusstheit.
Intelligenz braucht Beziehung.
Intelligenz braucht Leben, braucht den biologischen, den realen Menschen und auch die reale Welt.
Intelligenz ist eine eigene Weltanschauung, eine eigene Sicht von leben und tot, von Mensch und Welt in allen seinen Facetten und in seinen Grenzen (womit sich auch die Frage nach Welt ausserhalb unserer Welt und in der Folge nach Gott stellt).
Intelligenz ist nicht einfach nur „Wissen“ und das Kombinieren und das Anwenden können und auch nicht nur Theorie unabhängig von Leben und Realität.

Intelligente Menschen sind gesellschaftlich und familiär eingebundene, unabhängige Menschen, keine Herdentiere. Da wir üblicherweise Beides sind, Individualisten und in dieser Eigenart Herdentiere sind wir auch Beides, intelligent und unintelligent. Das lässt sich in uns Menschen gar nicht trennen.

Ich bin nicht einmal sicher, ob Intelligenz wirklich von uns Menschen machbar ist oder ob sie nicht manchem mehr geschenkt wird und offenbar vielen weniger, wir wissen nur nicht von wem oder was sie geschenkt wird und wir können selbst nicht beurteilen, ob wir intelligent sind oder nicht (auch ich nicht). In unserer Selbstbeurteilung sind wir immer intelligent, selbst wenn wir strohdumm sind.

Wie werden Gesichtserkennung und künstliche Intelligenz mit unserer Zwiespältigkeit klarkommen? Die meisten von uns sind ja mindestens 2 in Einem, wenn nicht noch mehr in Einem. Wie soll künstliche Intelligenz an Hand von mathematischen Formeln als Algorithmen das bewältigen? Wie wollen oder sollen Programmierer das programmieren? Algorithmen beruhen auf Eindeutigkeit. Wir Menschen sind wesentlich sehr uneindeutig, auch, wenn wir uns selbst natürlich für völlig gradlinig und eindeutig halten. Haben unsere Programmierer vor dem Start wirklich nachgedacht? Können Programmierer, die nachgedacht haben, überhaupt noch programmieren? Die Programmierer sind heute die Fabrikknechte von vor 200 Jahren. Sind Sie nicht zu schade dazu? Auch im eigenen Interesse sollten Programmierer und Informatiker vielleicht vor dem Start nachdenken?

Das Problem mit Spam, mit der Informationsfülle und mit Fake-Informationen, mit guten und mit schlechten Informationen, mit richtigen und mit falschen Informationen können wir Menschen gar nicht lösen. Freie Meinungsäusserung und Zensur sind zwei extreme Gegensätze. Wer freie Meinungsäusserung als absolutes Recht beansprucht, kann keine Zensur anwenden, auch nicht gegen Falschinformationen, Fake und vieles Andere. Wer aber bestimmte Inhalte der sozialen und anderer Medien zensieren will, darf nicht freie Meinungsäusserung beanspruchen oder für Andere deklarieren. Sinnvoll wäre wohl auch hier eher ein Ausgleich zwischen Beiden, eine mehr oder weniger in der Mitte liegende Linie. Diese Linie aber liegt in einem Graubereich, sodass wir keine Linie erkennen oder definieren können, ohne sowohl das eine Recht als auch das andere Recht zu beschneiden. Es gibt keine intelligente Lösung. Auf maschinelle Art und Weise ist die Lösung nicht besser zu bekommen, denn auch Algorithmen und maschinelle Informationsverarbeitung folgen den vorher von Menschen programmierten Regeln oder dem vorher von Menschen Gedachten, Erzählten und Geschriebenen. Das, was wir als Lösung angeboten bekommen in Form von KI bringt keine Lösung. Es handelt sich wieder um ein strukturelles Problem, dass Sie nicht durch Quantität oder Qualität, auch wenn es eine andere ist, lösen können. Diese Problematik werden wir später in der Wissenschaft und Medizin noch viel häufiger vorfinden und bedenken. Das Problem müssen wir verstehen, wenn wir wissenschaftlich und menschlich leben wollen.

Sie bekommen die Widersprüchlichkeit des Lebens und somit des Menschen nicht in Theorien gepresst und damit auch nicht in künstliche Intelligenz. Hören wir auf, Theorien, die sich mit dem Leben oder dem Menschen beschäftigen, in sich stimmig und logisch zu formulieren. Genauso ist es mit Software. Woher soll eine Maschine erkennen, ob bei gleichen Voraussetzungen heute Folge A gewählt werden muss und morgen Folge B (womöglich übermorgen noch eine dritte Folge)? Bis zu einem gewissen Grad wird die innige Verbindung von Mensch und Maschine Möglichkeiten schaffen. Je mehr der Mensch Maschine wird, desto mehr wird das gelingen. Aber menschlich? Mensch sein? Wir Menschen schaffen uns doch selber ab.

Der Mensch, wir selbst, betrachten uns immer mehr als Maschine und wir werden immer mehr zur Maschine. In der Kindheit werden wir vollgestopft mit „Wissen“, statt Leben und Lebenserfahrung zu sammeln. Programmierer sitzen irgendwo in ihren Ghettos und programmieren Maschinen nach ihren eigenen Vorstellungen (nachrangig denen der Kunden). Diese Maschinen sollen Menschen, Kinder, Frauen und Männer, in ihren Maschinenbann ziehen und diese Maschinen tun das auch gnadenlos. Forscher erforschen immer weniger das menschliche Hirn als die maschinellen Netzwerke. Das menschliche Hirn ist schon abgehakt, vor allem beim Training. Die Denkarbeit nehmen bereits die Maschinen ab. Ob sie wirklich die Nachdenkarbeit abnehmen werden, halte ich für zweifelhaft. Ihnen fehlen die Widersprüchlichkeit und das Leben. Statt dessen werden von Forschern und Technikern Superhirne (Quanten-Computer) entwickelt. Mal sehen... Was macht die digitale Welt mit uns? Beherrschen wir sie oder beherrscht sie uns?

Was machen wir, wenn die künstliche Intelligenz plötzlich Dinge herausfindet oder herauszufinden glaubt, die wir nicht nachvollziehen können und wenn sie dann Entscheidungen durchdrücken will gegen unser Gefühl oder gegen unsere Einsicht oder gegen unsere Vernunft? Wollen wir dann gehorchen? Würden wir auch gehorchen, wenn sie uns eliminiert? Die autonome Technik wird uns Menschen so nebensächlich machen, dass wir uns wundern werden.

Männer und Möchte-gern-Männer verstehen ihren Körper schon als Maschine: Wohl dosierte und abgestimmte Kunstnahrung oben rein, die angemessene, maschinell per App dosierte Bewegung dazu, eingetrichtertes Wissen und täglich von aussen schnell zugeführte Informationen (meist eher Vorurteile als Urteile). Geschlechtlichkeit ist nur noch Fettnapf zwischen den Geschlechtern und findet künstlich im digitalen Porno statt. Und das ist ja nicht Zukunft. Das ist Gegenwart. Wir leben mittendrin. Was unterscheidet diese „Menschen“ eigentlich von Maschinen? Sie, wir sind Maschinen, Biomaschinen.

Könnte es sein, dass Künstliche Intelligenz uns auch befreit? Befreit von unserer Widersprüchlichkeit, befreit von unserem Menschsein? Ob künstliche Intelligenz uns nützt oder schadet, ist eine Frage der Nutzung, eine Frage unseres Selbstbildes, unseres Menschen-, Maschinen- und Weltbildes. Denken Forscher und Techniker vorher darüber nach?

KI ist eine wunderbare Möglichkeit, den Bereich der Theorie immer weiter auszuweiten. Wir erweitern die theoretische Realität immer weiter. Die gibt es nur gar nicht und es gibt sie doch. In Zukunft müssen wir mit Beidem rechnen. Wir Menschen haben es so gewollt.

Frauen sind am urmenschlichsten, aber sie sterben aus. Es gibt nur noch vereinzelte Exemplare. Männer und Möchte-gern-Männer als biologische Maschinen sind bereits die Gegenwart und unmittelbare Zukunft.

Sind wir Menschen einfach so bekloppt, dass wir uns die Welt immer komplizierter machen, nur weil wir nicht nachdenken und immer mehr Hilfsmittel brauchen, um das komplizierte System überhaupt zu verstehen und betreiben zu können? Selbstmord ohne Mord, aber auf Raten? Eine Eigenschaft von uns Menschen ist, dass wir sowohl in wie auch gegenüber der Welt oder Schöpfung leben. Das ist eine biologische Naturregel. Mit jeder Veränderung der Welt, ändern wir automatisch auch uns und schaffen neue Ansprüche an uns selbst und schaffen es gar nicht, mit der Veränderung mitzuhalten. Mit immer mehr von etwas erreichen wir immer weniger, weil es sich gegenseitig relativiert.

Wir haben viel theoretisches Schriftttum und die digitale Technik verbreitet es in unermesslichem Masse. Sicher 95 % davon sind wertlos, nicht unbedingt falsch. Wichtige realitätsnahe Informationen in Form von echtem Wissen gibt es nur selten. Seien Sie kritisch (übrigens auch mir gegenüber).

IT-Service heisst heute nicht, dem Kunden zu dienen, sondern den Kunden auf IT-Linie zu bringen. Man muss dem Kunden zeigen, wie sich der Kunde richtig anpasst. Zuhören, auf den Kunden eingehen? Fehlanzeige. In grossen Systemen auch gar nicht mehr möglich. Wir Menschen konkurrieren mit den maschinellen Systemen und haben längst verloren.

Den grossen IT-Firmen in aller Welt kommt es nicht darauf an, die Kunden zu bedienen. Sie haben einen lukrativen Weg gefunden, den Kunden viel Geld aus der Tasche zu ziehen, in dem sie den Kunden weiss machten, sie bräuchten so etwas ganz dringend. Steve Jobs war ein genialer Meister dieses Fachs. Das Internet macht es ihnen einfach, nur die Konkurrenz schwer. Die AGBs zeigen es. Ausser zu zahlen und nach anbietergerechten Richtlinien zu benutzen, hat der Kunde keine Rechte. Die gesetzlichen, verpflichtenden Rechte sind das Minimum und nach den AGBs dann aber auch das Maximum. Alle anderen Rechte liegen bei den Firmen. Dumme Kunden, wohl auch dumme Gesetzgeber? Denken wir nach: Nur Nichtgebrauch schützt vor Ausbeutung. Kunden lassen sich freiwillig als Geiseln nehmen, ohne es wahrzunehmen (nicht nur in der IT-Branche).

Die Lizenzvertragspraxis der Informationstechnologen in den letzten Jahren ist Diktatur und Unterwerfung pur. Ab nun folgen wir den Informationstechnologen wohin sie wollen. Es geht nur noch der Gang mit der Masse. Ein eigener Weg wird unmöglich oder führt in die Totalverweigerung.

Nutzvolle Informatik wäre philosophische Informatik, eine möglichst realitätsnahe Abbildung unseres Lebens und Handelns. Meistens versuchen aber die Informatiker, die Realität zu ihren Gunsten und nach ihren Ideen zu verändern und damit eine Scheinwelt aufzubauen. Das geht daneben, wirklich daneben, ist nicht zielführend. Wir versuchen immer wieder, unsere Theorie (oder auch nur unsere Traumwelt?) zu Realität zu machen. Umgekehrt wäre es für das evolutionäre oder natürliche Gleichgewicht passender.

Wir sind für das Internet gar nicht gebaut. Weder Gott noch die Evolution haben damals daran gedacht, dass Menschen so etwas erdenken und schaffen könnten. Sonst hätten sie uns ganz andere Gene verpasst. So sind wir völlig überfordert und wundern uns über Burn out und Ähnliches.

Unsere Gesellschaft wird immer hysterischer, weil Rückzugsorte gar nicht mehr möglich sind. Wer kann denn heute noch irgendwo zur Ruhe kommen? Meiden Sie die Dauerkommunikation. Meiden Sie die Gefühlsbeurteilung durch den weiblichen Bauch. Meiden Sie die Schnellschüsse aus Angst. Aber wie wollen Sie das beurteilen und tun?

Die zunehmende indirekte Lebensweise (gesellschaftliche Dreiecke (sehen wir später noch), Digitalisierung, Globalisierung, Verrechtlichung, Bürokratie, ...) machen uns nicht menschlicher. Betrachten wir Russland. Die Digitalisierung wird vor allem als Kampfmittel benutzt, aber kaum in der Breite zum Leben. Dagegen lebt das einfache russische Volk menschlicher, direkter (ausser den reichen, neuen Russen, die aber auch kaum einer mag).

Bürokratie ist eine Erstform von Maschine, auch schon im alten Reich der Chinesen. Wir möchten als Mensch ernst genommen werden, aber die Bürokratie genau wie die Maschine deklassieren uns zum Objekt.

Wenn Bürokratie (Was ist eigentlich Bürokratie?) so negativ ist, warum bauen wir immer mehr Bürokratie auf (obwohl alle neue Bürokratie vermeiden wollen)? IT erleichtert uns nicht nur die Bürokratie, sondern sie erleichtert es uns, immer mehr Bürokratie aufzubauen. Welcher Teufel treibt uns eigentlich?

Bürokraten haben nie genug Phantasie, um alle Möglichkeiten des Lebens in Formulare zu bringen. IT verschlimmert das Problem noch exponentiell.

Wir nutzen die Digitalisierung, um unsere Bürokratie, die wir ja sowieso schon hassen, immer effizienter gegen Andere zu machen (natürlich gegen die Bösen), aber können nicht verhindern, dass wir sie damit auch gegen uns selber oder/und die Guten immer effektiver machen. Wir sind doch bekloppt, oder? Gibt es da womöglich eine biologische Naturregel? Wie müssten wir sie formulieren?

Im Internet finden Sie immer Theorie (übrigens auch bei mir). Die Praxis ist Ihr Leben. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als die Theorie im Leben auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Die Wahrheit erweist sich an der Realität. Deshalb ist es so wichtig, dass wir gut beobachten, kritisch hinterfragen, auch uns selbst, und möglichst im Nachdenken die Spreu vom Weizen zu trennen lernen. Sonst sind wir nach dem dritten Versuch, etwas auszuprobieren, schon mit dem Leben am Ende oder wir leben gar nicht mehr unser Leben, sondern das, was Andere uns als richtig verkaufen, im Eigeninteresse bewerben, aus Machtinteresse anpreisen oder (z.B. per Gesetz) aufdrücken oder aus Dummheit aufschwatzen. Ist es denn wirklich so selbstverständlich, dass wir uns verändern müssen, dass wir uns dem „Fortschritt“ anpassen und mitlaufen müssen? Sollten wir nicht doch besser vorher nachdenken?

In Deutschland in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts und seitdem in vielen Ländern dieser Welt sind gemeinschaftliche Gewalttaten gegenüber Anderen ausgeführt worden. Es gab ganze oder Teilgenozide. Wie kann es sein, dass immer wieder Menschen Anführern hinterherlaufen, wo es dann zu solchen Folgen kommt? Das können nicht nur die 68iger ihren Eltern gegenüber nicht verstehen, sondern auch wir verstehen das nicht. Das kann doch nicht sein. Da stimmt doch etwas nicht. Aber schauen Sie sich selbst an. Wie schnell und völlig widerstandslos sind wir den Informationstechnologen hinterher gelaufen? Zumindest bisher haben sie glücklicherweise nicht so viele Tote verursacht. Wer will vorhersagen, dass das auch in Zukunft so bleibt?

Stellen Sie sich einmal vor, wir würden die für uns völlig unwichtige IT-Technik abschaffen. Gelebt haben wir auch ohne sie vorher und nicht so schlecht. Wie viele Arbeitslose hätten wir? Weil diese Arbeitnehmer und Unternehmer damit Geld verdienen, inzwischen viele von ihnen Frauen, werden sie natürlich nicht aufgeben, sondern immer schneller... Wie viele Arbeitnehmer hätten wir frei, um sie an den Plätzen in unserer Gesellschaft einzusetzen, wo dringend Arbeitskräfte gebraucht werden, in der Pflege, in den Krankenhäusern, in Hilfsorganisationen etc,?

Der biologische Mensch stirbt gerade aus. Die Natur haben wir bereits unterworfen und in einige Reservate verdrängt. Im Übrigen gibt es sie nicht mehr. Der Mensch in Abhängigkeit und im Einklang mit der Natur ist nahezu ausgestorben. Es gibt fast keine Exemplare mehr. Mc Donalds und Co haben als Erste überall Fahnen der Einförmigkeit gepflanzt. Die Informatiker unserer Zeit rotten gnadenlos um der Effektivität willen die Biodiversität des Menschen (der einzelnen Menschen und der Völker) aus. Das ist eine Kehrseite der IT-Optimierung. Ich wünsche den jungen Generationen sehr viele Nachdenker und möglichst wenige Macher. Ich wünsche Ihnen sehr viel inneren Widerstand. Die IT-Spezialisten sind die neuen Diktatoren dieser Welt und die Frauen der ganzen Welt laufen ihnen in Heerscharen nach wie Schafe zur Schlachtbank ohne einen einzigen Gedanken von Kritik. Männer denken auch an dieser Stelle genauso wenig nach und reihen sich ein in die Heerscharen, wenn sie sich nicht sogar zu deren Anführer resp. Diktator machen. Der Mensch, das biologische Wesen Mensch, ist völlig vergessen. Wir wissen selbst nicht, wer wir sind?

Die Natur haben wir besiegt, die Tiere, das Leben auch (fast?!) und wir sind dabei, den jeweils Anderen zu besiegen, ich Sie, Sie mich. Gibt es am Ende einen Sieger? Was ist dann Glück? Was ist dann besser als früher?

Erst wurden die Tiere zu Maschinen, Fleischproduktionsmaschinen. Nun werden auch wir zu Maschinen. Schon wir sind künstliche Intelligenz oder besser, zunehmend künstlich, aber mit immer weniger Intelligenz.

Es gibt den Grad der Komplexität. Er scheint der einfachen Gausskurve zu folgen. Bei Steigerung der Komplexität in den Anfängen eines Unternehmens steigt die Effizienz schnell, im mittleren Bereich, auf dem höchsten Niveau der Kurve, nehmen beide relativ parallel zu und auf der anderen Seite immer näher zur Grundlinie steigt der Aufwand massiv fast ohne weitere Effizienzsteigerung. Sollte uns das nicht zu denken geben? Das gilt für viele Dinge, z.B. auch für die Fehlerwahrscheinlichkeit und -vermeidung, für Qualitätssicherung, für Bildung, für Gesundheit...

Wir lieben unsere Mobilität. Die Mobilität der Anderen lieben wir nicht. Die stören doch nur überall. Wir hätten selbst gerne ein immer bequemeres, immer sichereres, immer schnelleres, (Männer auch ein immer angeberischeres und lauteres),… am besten auch noch automatisches Mobilitätssystem. Aber umgekehrt? Alle diese Systeme einschliesslich wir selbst oder unserem eigenen konkurrieren in Zukunft um Platz, um Energie, um Verschmutzungsrechte und und und. Viel Freude an der Mobilität. Und Fehler machen dürfen die automatischen natürlich nicht. Die müssen fehlerfrei funktionieren. Das ist unser Anspruch. Wenn sie aber Fehler machen, dann soll bitte ein Anderer Schuld sein und nicht wir, nicht wir als Produzent, nicht wir als Kunde, nicht wir als Versicherung. Es wäre doch am besten, wenn das automatische System selbst die Schuld auf sich nähme oder? Gibt es da womöglich schon wieder biologische Naturregeln zu beachten und wie müssten wir sie formulieren?

Mit der IT kam bzw. kommt eine neue Zeit. Ich fürchte, dass stimmt. Wird sie besser werden als die vorhergehende?

Mit der Digitalisierung und der absoluten globalen Vernetzung steht der Feind nicht mehr weit weg, sondern direkt in unserem Haus, in unserem PC, Phone, … Sie können die Haustür jetzt ruhig offen stehen lassen. Der Feind ist längst eingedrungen, unbemerkt. Früher war er mindestens ausserhalb des Hauses, bei viel Glück sehr weit weg, vielleicht hinter dem eisernen Vorhang. Wenn er Ihnen schaden wollte, musste er physisch anrücken mit allen Konsequenzen und Abwehrmöglichkeiten. Heute …? Die digitale Technik kommt wie die Waffen, erst mit Zuckerbrot, dann mit Peitsche. Glaubt denn wirklich jemand, die IT-Technik in allen Winkeln dieser Erde werde die Welt besser machen? Müssen wir nicht eher das Gegenteil annehmen? Wir können die guten Seiten nicht von den bösen trennen, nicht den Nutzen von den Risiken, Gefahren und Kosten.

Mark Zuckerberg wollte mit Facebook alle Menschen auf dieser Erde verbinden. Hat der Mann denn irgendwann nachgedacht? Nun, damals war er noch sehr jung. Jugendsünden bestrafen wir milde, aber deren Folgen müssen wir ausbaden. Da kommen wir nicht drum herum. Sind wir Menschen überhaupt in der Lage, mit allen verbunden zu sein? Er hat geradewegs seinen Plan verfolgt ohne nach rechts oder nach links zu sehen. Er war eben noch sehr jung! Aber nun gibt es kein Zurück! War es mit dem Sozialismus in den letzten hundert Jahren so anders? Die Geschichte wiederholt sich, ändert nur das Thema und die Mittel.

Künstliche Intelligenz wird zunächst wenige zufällige Fehler machen, aber sie wird systematische Fehler machen, die sogar wir Menschen als Programmierer ihr einbauen, weil uns die Weitsicht fehlt. Später werden sich durch die Vielfalt im Netz die systematischen Fehler potenzieren und sie werden zu einer Vielfalt auch von zufälligen und Einzelfehlern führen. Dann gleicht die künstliche Intelligenz sich der analogen, der lebenden, der menschlichen wieder an.

Logik, Mathematik, maschinelle Intelligenz (wohl besser statt „künstlicher Intelligenz“?) oder sogar nur maschineller Datenverarbeitung bilden die menschliche Widersprüchlichkeit, das Wesen von Person und Materie (vgl. Welle und Korpuskel) nicht ab. Deshalb sind mathematische Funktionen für sich eindimensional in Fabriken wirksam, aber sobald wir Menschen dazu kommen, wird es auf diese Weise unmenschlich. Ausbeutung, übermässiger Nutzen für den Einen und Verarmung für den Anderen sind die Folge. Logische Theorien über Gesellschaft, Leben, Medizin, Geld, mögen in sich logisch sein, scheitern aber gar zu oft an der Widersprüchlichkeit, am mindestens Dipol, an den mindestens zwei Seiten von uns Menschen. Ist das vielleicht eine biologische Naturregel? Künstliche Intelligenz wird in rein maschinellen Systemen wunderbar funktionieren, so bald aber wir Menschen dazu kommen, wird unsere Widersprüchlichkeit alles torpedieren. Werden wir aber die maschinelle (künstliche) Intelligenz auf uns Menschen loslassen, wird das wahrscheinlich die Hölle für uns Menschen. Am besten wird wohl die künstliche oder maschinelle Intelligenz eines Tages ohne uns Menschen auf dieser Erde funktionieren?

KI wird uns als Maschine behandeln und als Maschine gerecht werden, nicht aber als Persönlichkeit. Das ist ähnlich der Sexpuppe, die wir benutzen können wie eine Maschine. Menschlich miteinander leben, wie Welle und Korpuskel, können nur wir Menschen miteinander, keine Maschinen. Menschlich, wie Welle und Korpuskel, können wir uns auch nicht einfach als Rolle (als Beamter, als König, als Jurist, als Arzt, als Gewerkschafter, als Chef...) begegnen.

Wir wollen nur die Vorteile von IT und KI haben. Also sehen wir auch nur die. Wenn uns einer mit den Nachteilen kommt oder wenn uns die Gausskurve später die Nachteile zeigt, dann empfinden wir das als Beleidigung und geben dem oder denen die Schuld.

Wirkliches Leben kann man nicht in Zahlen 0 oder 1 ausdrücken und in mathematische Formeln giessen, es sei denn, man giesst die menschliche Sprache in all ihrer Mehrdeutigkeit in digitale Texte. Da liegen Nachdenkfehler vor. Software wird daher nie Realität sein, sondern immer nur mehr oder weniger verschwommenes Abbild der Realität. Für sich selbst stellt sie natürlich eine Realität dar, aber was stellt Software dar ohne den Bezug zum Leben?

Die Digitalisierung ist ein viel schlimmerer Virus als der Corona-Virus.

Glauben Sie keinem Algorithmus, den Sie nicht selbst programmiert oder getürkt haben.

Menschen können krank werden, Unfälle haben, einzelne Fehler und systematische Fehler machen. Maschinen können Unfälle haben, können kaputt gehen, werden selten einzelne Fehler machen, aber relativ leicht systematische Fehler. Fehlerfrei sind auch Maschinen und Roboter nicht und programmierte Maschinen sind immer nur so gut, wie der Programmierer (und sei er eine Maschine) programmierte.

Bill Gates und seine Kollegen haben uns eine neue Welt beschert. Sie ähnelt etwas der Mathematik, die dem Menschen ja auch nicht in die Gene gegeben wurde, sondern die eine Form von Erkenntnis, Logik, Sprache, bildlicher Darstellung, Definition und Theorie ist. Wir leben analog. Leben ist analog. Wie in so vielen Bereichen von Wissenschaft und Technik und damit verbundenen Bereichen, sollten wir uns klarmachen, dass sie nicht das Leben sind, sondern dass sie nur mehr oder weniger dicht mit uns lebenden Subjekten verbunden sind. Auf diese Weise nutzen und schaden sie uns zugleich.

Apple watch – Mit welchen Algorithmen arbeitet sie eigentlich? Wie kann sie zum Beispiel Schlafqualität messen? Welche Grundannahmen, Definitionen und Schubladen liegen zu Grunde? Welche Messmethoden werden angewendet? Wie werden diese Messergebnisse miteinander verrechnet, um am Ende sinnvolle Ergebnisse anzuzeigen? Wie passend sind diese Ergebnisse für Ihr spezielles Leben? Sie sind doch nicht jedermann, nicht irgendwer, sondern Sie selbst. Haben wir alle diese Fragen gestellt, bevor wir uns solch eine Uhr gekauft haben? Haben wir uns darüber Gedanken gemacht, was uns solche Informationen überhaupt nutzen können? Ist der Informationsgehalt in diesen Informationen tatsächlich höher und verlässlicher als wenn wir schlichtweg zur Wahrsagerin gehen würden? Dort würde zumindest noch eine kleine Interaktion zwischen Menschen stattfinden. Aber bei der Apple watch?

Wie können Programmierer Leben und seine Folgen realitätsnah in mathematische Programme fassen? Geht das überhaupt? Was ist Leben? Wir sind wieder einfach weiter gegangen und landen damit im Riesenreich der Vorurteile. Wir pressen unser Leben einfach in mathematische Formeln und glauben, so leben zu können? Früher wanderte man dann aus nach Amerika oder anderswohin, wenn man so nicht mehr leben wollte oder konnte und glaubte, ein neues Leben beginnen zu können und tat es. Wohin können wir heute auswandern?

Sammeln Sie nicht Zahlen, sondern sammeln Sie Begegnungen, vor allem, wenn es um lebende Subjekte oder Objekte geht. Zahlen stimmen meistens in der Theorie unter bestimmten Bedingungen und das Leben hält sich nicht an die Bedingungen, wir Menschen schon gar nicht. Sinn des Lebens aber sind nicht die Zahlen und Erkenntnisse, sondern leben selbst. Leben Sie. Ich wünsche es Ihnen.

Digitale Technik ist nicht per se und nicht notwendigerweise lebensfördernd und so realitätsnah wie Leben oder wir Menschen selbst. Wenn wir den Menschen im Mittelpunkt haben wollen, dann sollten wir auch den Menschen in den Mittelpunkt stellen, Sie und mich.

Statt dessen haben wir digitale Technik, Daten, Wissenschaft und Technik und Ideale in den Mittelpunkt gestellt. Langsam entglitt uns die Kontrolle und keiner der Protagonisten merkt, was er da tat und tut. Geld, Gewinn, Leistung, Nutzen, Effektivität! Die Nachteile der digitalen Technik werden erst jetzt nach und nach wahrgenommen, aber permanent beiseite geschoben. Der Machtmissbrauch, der Datenmissbrauch, der Dateninfarkt, die Dateninflation, die Parallelwelt (halb Schein, halb Sein) werden ignoriert und statt dessen als Heilsbotschaft immer weiter protegiert und serviert. Und wir glauben das und trotten hinterher wie eine Herde dummer Schafe. Die Datenmanager finden sich im Datenmeer nicht mehr zurecht. Die Programmierer und ihre Auftraggeber machen aus der alten Weisheit „Never change a winning team“ ein „Ever change a winnig team“ und glauben, dass das die neue Weisheit sei. Sollten wir da nicht Fragen stellen?

„Never change a winning team“ wurde in der IT-Branche zu „Ever change a winning team“. Die IT-Technik hat uns völlig um den Verstand gebracht. Der Egoismus der IT-Branche wird uns völlig in den Wahnsinn treiben. Merkt das niemand? Wer oder was hat uns eigentlich in die Digitalisierungsmanie getrieben?

Dann kommt noch dazu der Dateninfarkt, wobei wahrscheinlich nicht einmal die Datenautobahnen der Engpass sind, sondern die Datenwahrnehmung und -verarbeitung durch uns Menschen.

KI wird systematische Fehler viel wirksamer machen, aber sie wird kein „gut oder böse“ kennen, ausser dem „gut oder böse“ des Programmierers.

Die Frage ist, ob das Aufbauen neuer Realitäten wirklich so realitätsnah ist. Vielleicht ist das eben nicht realistisch? Wir verlieren die Werte und greifen nach dem Wertlosen?

Was werden Drohnen und Roboter mit uns machen, die ja alle nicht ohne maschinelle Datenverarbeitung auskommen, weil sie kein biologisches Hirn haben. Eliens stellten wir uns etwas anders vor, aber in dieser Zukunft sind wir jetzt schon.

Gesichtserkennung? Wenn wir uns heute so in den verschiedenen Ländern dieser Erde umschauen. Segen oder Fluch? Mehr Segen als Fluch oder vielleicht doch eher umgekehrt? So viel Datenschutz können wir doch gar nicht bekommen können (von wem auch immer), dass daraus kein Desaster erwachsen könnte? Wie wollten wir sinnvolle Regeln aufstellen und wie sollten diese die vielen einzelnen Interessen sinnvoll abstimmen und wie wollten wir die Regeln tatsächlich einhalten? Schon wer die Regeln bewusst einhalten wollte, hätte vermutlich erhebliche Schwierigkeiten, die Materie überhaupt zu verstehen und zu überblicken.

Als Arzt bekomme ich fast keine Informationen mehr von woanders ohne eine unterschriebene Einverständniserklärung des Patienten vorzulegen, aber im Netz wird vieles offen gelegt. Selbst Tracing-Apps werden mit wenig Datenschutz angewendet.

Was der Cyberwar mit uns machen wird? Ihm wird niemand mehr ausweichen können. Neutralität wird nicht mehr möglich sein. Unser Wohnzimmer und unser Home-Office sind Kriegsschauplatz, unsere Arbeitsplätze sowieso. Die IT-Sicherheit wird eine neue Rüstungsindustrie, die eine Menge Kosten verschlingen wird. Wir werden uns nur mit Angst in unser Auto setzen, weil wir nie sicher sind, ob die Software nicht gehackt wurde. Wir werden noch viel mehr Angst haben, zu fliegen, weil wir nie sicher sind, ob nicht Hacker unser Flugzeug vom Himmel holen oder umleiten, während die Hacker bequem im Lehnstuhl zuhause sitzen. Anticyberverträge sind Dummheit, aber nötig. Ob sie wirklich notwendig sind, wird sich zeigen. Sanktionsmassnahmen sind immer stumpfer, weil die IT-Welt ein Eigenleben entwickelt. Gesellschaftsstrukturen aufzubauen, kostet immer viel Aufwand und Geld. Terror, Störfeuer ist immer viel einfacher, preiswerter und schwer zu verhindern. Wir erleben es gerade zunehmend. Das Land der Mitte wird die ganze Welt ausspionieren und alle gleich niedrig und abhängig und arm machen. Diese Zukunft wird nicht eine ferne sein, sondern eine der kommenden Jahre. Da wird das „Erde und Klima retten“ völlig zweitrangig werden.

Wenn Sie in den Cyberkrieg nicht hineingezogen werden wollen, dann meiden Sie den Cyber, die Digitalisierung. Dann investieren Sie in analoge Dinge, ins Leben.

Das grosse Land im nördlichen Osten ist nicht gross und bedeutend genug dazu, selbst aktiv Entwicklung auf dieser Kugel zu betreiben. Zum Stören und Sabotieren hat es genug Potenzial.

Da werfen Denker den Protestanten vor, sie hätten die Körperlichkeit des Menschen zugunsten des Geistes in den Hintergrund gedrängt, was zweifellos stimmt. Was sollen wir denn den Digitalisierern in heutiger Zeit sagen? Treiben sie es nicht mindestens um den Faktor 10 schlimmer, wenn nicht sogar um den Faktor 100?

Manches wird mit Studien prospektiv untersucht, Medikamente und ihre Wirkung und Sicherheit z.B. Dann hat es sich schon fast. Wer untersucht prospektiv die Wirkung von IT, von Atomkraft, von fossilen Brennstoffen, von Elektromobilität, von Drohnen auf unser Leben? Auf und in die Falle und jeder kämpft darum, der schnellste zu sein und ohne nachzudenken. Hinterher kommt dann der Katzenjammer.

Wer „Wissen“ oder Information gewinnen will, stellt in der Regel am besten offene Fragen. Das ist offene Gesprächsführung. Das lernt man in jedem Kurs für Kommunikation und Wissensfindung gleich welcher Art. Bürokratie lebt von vorgefertigten Formularen, in die man sein Leben, seine Daten, seine Art zu Sein hineinpferchen muss. Die digitalen Arbeitsformen tun es dem heute meistens gleich. Ob die Formulare nun analog oder digital sind, spielt gar keine Rolle. Sie sind geschlossene Systeme. Ein freies Leben mit ihnen? Das kann fast nur schief gehen. Interessant ist, dass fast alle digital verarbeitete Fragebögen heute festgelegte Antworten zur Wahl haben. Bitte nur noch die richtige ankreuzen. Wenn aber meine Antwort gar nicht zur Wahl steht? Was dann? Sie würde die Auswertung stören, mehr Arbeit machen. Das Ergebnis all dieser vorgefertigten Fragebögen (sehr beliebt auch in der Wissenschaft), ist weder realitätsnah (weil sehr wahrscheinlich wichtige Dinge fehlen) noch objektiv, obwohl am Ende Zahlen stehen. „Zahlen lügen nicht!“ Tatsächlich? Wenn als Ergebnis solcher Fragebögen Zahlen entstehen, geben sie zwar die Statistik aus den Antworten wider. Wir wissen aber nicht, wie realitätsnah die Antworten waren. Es gab ja nur eine kleine Anzahl von vorgefertigten Antworten, die noch dazu schnell in Form eines Vorurteiles angekreuzt wurden. Das Ergebnis als „Wissen“ bezeichnen zu wollen, ist doch vermessen, oder? Das Ergebnis überhaupt in irgendeiner Form zu benutzen, kann fast nur schief gehen. Glücklicherweise bestätigt das Ergebnis meist den Frager und dann geht es eben einfach weiter, wie bisher. Das wäre es ohne Fragebogen auch gegangen. Aber die Verantwortlichen hätten ja z.B. die Qualität ihrer Veranstaltung nicht belegen können. Und da niemand Fragen stellt, glauben alle an die Qualität.

Wir nehmen inzwischen unsere Fantasy, unsere Science fiction, unsere (digitalen) Ideen für Realität. Was, wenn uns die tatsächliche Realität einholt?

„Simplify your life“, natürlich mit IT-Technik. Glauben Sie, dass dazu überhaupt ein Hauch von Chance besteht? Wird durch diese Technik nicht doch nur alles komplizierter? Aber ist doch klar, die Männer, die das entwickeln, sehen doch nur die Vorteile in dem, was sie tun. Sonst würden sie es ja nicht tun. Und sie tun's.

Heute zählt überall nur die Technik, die Digitalisierung etc. Der Mensch in seiner biologischen, seiner analogen Lebensform gerät immer mehr in den Hintergrund. Unsere Nachfahren werden ihre Freude haben, aber Menschsein, wie es war und wie es sich entwickelte, werden sie ja auch gar nicht mehr kennen. Wir Menschen begeben uns immer mehr in die Abhängigkeit von Maschinen, werden immer maschinenkonformer (statt umgekehrt) und die Frauen, die eigentlich dem analogen Leben viel näher stehen, ja die Leben viel mehr verkörpern, merken es nicht einmal. Sie warnen uns Männer nicht. Sie werden zu Komplizen der Männer, um mit dabei zu sein, es sei denn, sie hassen die Männer. Und diese Frauen werden immer mehr zu Patientinnen. Völliges Versagen der „fortschrittlichen(?)“ feministischen Frauen?

Das „White-net“ haben wir bereits 2001 zu Grabe getragen. Es wurde zu einem „Gray-net“. Daneben entwickelte sich im Verborgenen ein „Dark-net“. In der Regel sind die Fundamente im Verborgenen, die Basis, am breitesten und stabilsten und der Auf- und Überbau, das Gray-net sind schwächer.

Die heutige Elektronik arbeitet mit den Kategorien der Schubladenelektronik. Werden die neuen Quantencomputer vielleicht Gausskurvencomputer? Was werden sie neues bringen? Oder intensivieren sie nur die Schubladenphilosophie in Wissenschaft, Technik, Gesellschaft und Religion?

Gibt es den Zufall in der digitalen Welt? Wir schaffen ihn. Es wurden extra Zufallsgeneratoren entwickelt, damit es den Zufall gibt. Nein, diesen Zufall meine ich nicht. Nein, gibt es echte Zufälle in der digitalen Welt? Eine mathematisch konstruierte digitale Welt dürfte doch eigentlich nichts „dem Zufall überlassen“ oder? Folgt nicht in der mathematischen Welt „gnadenlos“ die Folge der Ursache, von „Anfang“ bis „Ende“? Ohne uns gäbe es den Zufall in der digitalen Welt vielleicht nicht, aber es gibt keine digitale Welt ohne uns. Wir sorgen für viele Zufälle in der digitalen Welt. Für wen das von Vorteil und für wen von Nachteil ist, ist nachdenkenswert.

Woher sind wir so sicher, dass wir nicht mit der Entwicklung der IT-Technik den 4. Weltkrieg bereits begonnen haben? Eine Kriegserklärung braucht es heute nicht mehr, auch keine zum Schein. Wir wachsen in den Krieg hinein und werden erst hinterher gewahr, dass es kein Herauskommen wieder gibt. Kriege beenden ist verdammt schwer. Die Science-fiction-Literatur hat uns nun doch lange genug darauf vorbereitet, wie das werden wird. Wir laufen wissenden Bewusstseins und mit möglichst hohem Tempo im Wettstreit um den ersten Platz in dieses Verderben. Spricht das für menschliche Intelligenz? Falls Sie ein bisschen mehr darüber nachdenken möchten, unter dem Thema Waffen gab es dazu bereits Gedanken und im nächsten Kapitel auch noch einmal.

Für uns Menschen wäre Gausskurvendenken realitätsnäher als Schubladendenken. Mathematisches Denken, PC-Sprache, digitalisch kennen wahrscheinlich nur Schubladendenken. Die Nutzung von PCs jeder Art macht uns vieles vordergründig bequemer, aber teilweise unrealistischer. Es gibt ja keine Frage, digitale Medien sind zu Vielem in der Lage, können uns in so Manchem Leben erleichtern. Dummerweise scheinen wir nicht die sinnvolle Grenze wahrzunehmen „Bis hier ist sinnvoll, ab da ist es das nicht mehr“. Die Grenze ist ja auch keine Grenze, sondern ein Graubereich und für jede Tätigkeit, jedes Gebiet wieder neu zu bestimmen und jeder wird das anders sehen. Die Chance auf eine realitätsnahe Einschätzung besteht für uns Menschen kaum.

Heute müssen Sie in die digitale Welt vollständig eintauchen. Sie finden sich in ihr nur zurecht, wenn Sie sie studieren, wenn Sie sich völlig auf sie einlassen, wenn Sie ihre Denk- und Handlungsweise in Ihre Intuition hineinlassen. Denn in der digitalen Welt funktioniert ja alles „intuitiv“. Nur partiell dran teilhaben, die digitale Welt nutzen, wo es wirklich sinnvoll erscheint und sonst nicht, ist schwierig, weil Sie sich gar nicht darin zurechtfinden und weil der Teil, den Sie nutzen wollen in kurzen Zeitabständen durch Updates und „Verbesserungen“ jeweils so verändert wird, dass Sie sich immer wieder erst neu darin zurechtfinden müssen.

Unsere Erwartungen an die Digitalisierung und an die künstliche Intelligenz sind viel zu hoch und zwar von mindestens zwei verschiedenen Seiten viel zu hoch. Von der einen Seite erwartet der Programmierer, der Projektleiter der Digitalisierung, der Unternehmer der Softwarehersteller, dass seine gelieferte Software alle gestellten Anforderungen erfüllt, intuitiv ohne nachzudenken bedienbar ist und keine Kundenwünsche offenlässt. Unter den gegebenen Verhältnissen ist das eine masslose Selbstüberschätzung im Sinne einer Selbsttäuschung. Auf der anderen Seite erwarten wir Kunden genau das gleich gute Ergebnis, aber die Software entspricht nur mehr oder meist weniger der Realität, ist nicht intuitiv bedienbar, hat etliche Fehler und sorgt eher für Chaos als dass sie Ordnung bringt, weil meist viel zu viele Teilnehmer eingebunden werden. Weder die Ansprüche noch die Angebote sind realistisch und erst recht nicht annähernd deckungsgleich. Da ist Intelligenz gefragt.




Diskussionen - Kriegsführung (11/2023)


Jeder hält das Leben, so wie er es selbst führt, für richtig, für gut. Sonst würde er das Leben nicht so führen. Dann ist aber das Leben, so wie es der Andere führt, zumindest schon mal fragwürdig, wenn er es nicht nach meinen Regeln und zu meinem Nutzen ändert, am besten führt. Wir haben es schwer, dem Anderen sein Anderssein zu gewähren. Denn wir leben ja richtig und wir haben Recht.

Diskutieren heisst, Interessen vertreten, entweder eigene oder die Dritter oder die der Moral, bei der wir natürlich auf der guten Seite stehen. Unsere Moral ist die richtige. Sonst würden wir sie ja nicht vertreten. Interessen vertreten braucht aber ein Gegenüber, eher einen Gegner. Die Positionierung als Gegner ist für beide Parteien praktisch kaum zu umgehen. Bei jeder Auseinandersetzung, bei der wir etwas gewinnen, wird sehr wahrscheinlich Der/Die gegenüber etwas verlieren (Sonst bräuchten wir nicht zu diskutieren und in der Folge zu streiten.). Es ist fast selbstverständlich, dass unser Gegenüber versuchen wird, sich das oder etwas anderes als Ausgleich später irgendwie wieder zurückzuholen. So werden die Spannungen nach und nach immer grösser. Sich ausnutzen lassen, (sich) schenken, würde entkrampfen. Lieber anpassen statt Druck machen, den Möglichkeiten der Erde anpassen, den Möglichkeiten des Partners oder auch Gegners anpassen. Nicht fordern, sondern anbieten. Zusammen nachdenken, statt Positionen verteidigen. Nutzen wir doch unser Hirn statt der Intuition, die doch unbewusst meist sehr egoistisch und egozentrisch funktioniert. Wozu haben wir unser Hirn denn geschenkt bekommen? Mit unserer Intuition kommen wir nicht aus unserem Körper heraus, können keine andere Sichtweise versuchen. Mit unserem Denken geht das zumindest in begrenztem Masse.

Wer diskutiert, angreift oder sich verteidigt, wird wohl eher (zumindest zu diesem Zeitpunkt) nicht nachdenken, also nicht seine eigene Position hinterfragen.

In "Dantons Tod" von Georg Büchner zeigt sich, Diskussion und Guillotine sind nur zwei Enden der gleichen Stange, eines geht mit einem unsichtbaren Graubereich in das andere über. Gewalt ist eine Form der Guillotine. Verbale und physische Gewalt nicht nur im Paris der französischen Revolution gehören zusammen.

„Ich habe Recht! Meine Ansicht ist richtig, ist Wissen! So ist es, basta!“ und diese Einstellung bei allen Menschen, bedeutet Chaos pur heute und schlimmer noch in unserer nahen Zukunft. Viel Spass! Wollen wir nicht endlich zu Vernunft kommen? Die Anderen natürlich, denn ich bin ja vernünftig und ich habe ja Recht, nur die Anderen nicht! Was würde das denn eigentlich heissen oder bedeuten, „zur Vernunft kommen“? Ich bin doch bei Vernunft. Die Anderen müssten doch endlich zur Vernunft kommen, oder? Aber bin ich nicht in der Gemeinschaft aller mit dieser Einstellung zugleich ein Ich und ein Anderer?

Pflegen Sie ruhig eine Streitkultur. Ich nehme an, eine gute gemeinsame Nachdenkkultur führt leichter wieder zum Zusammenwachsen. Streithähne und Streithennen in Frieden miteinander leben zu lassen, wird selten gelingen.

Diskussionen sind oft Kriegsführung ohne feste Waffen. Deshalb gibt es psychologische und rednerische Schulung zur Übung und Meisterschaft auf diesem Gebiet. Nur, am Ende gibt es Sieger und Verlierer oder ein Patt, aber es gibt selten Überzeugte. Deshalb immer wieder Vorsicht mit Diskussionen. Sie werden schnell zwei gegnerische Parteien schaffen, und das vor Allem, wenn in der Diskussion Gefühle mit benutzt werden. Gefühle sind viel stärker als der Verstand oder Gedanken. Dem Gewinner bringen sie deshalb Vorteile, aber den Verlierer stempeln sie um so mehr. Nicht nur „Gut“ und „Böse“ sind Atomwaffen in der Diskussion, sondern auch die Nutzung von Gefühlen, insbesondere von negativen (und das oft unbewusst).

Auch für das Führen von Diskussionen wäre es interessant, dem Gedanken zu folgen, dass kein Mensch eine eigene Partei ist, sondern durch die zwei Teile von „gut und böse“ in dem einen und selben Menschen gar nicht mehr als Partei, als Gegenüber, als Gegner, sondern als Zwitter wahrzunehmen ist. Erstens erwarte ich nicht mehr, dass seine Argumentation stringent gegen mich ist und zweitens gehört er teilweise auf meine Seite, mal mehr und mal weniger. Das trifft zu für alle Auseinandersetzungen zwischen „rechts“ und „links“, „pro xyz“ und „kontra xyz“, Separatist und Unionist und wenn Sie darüber nachdenken, werden Sie staunen, wo überall noch.

Kann es sein, dass nach dem zweiten (nach meiner Zählung bereits dem dritten) grossen Weltkrieg alle so erschöpft und abgekämpft waren, dass praktisch alle bereit waren, miteinander einen Status quo auszuhandeln und einigermassen einzuhalten? Keine 50 Jahre später, 1990 war man vom Status quo des kalten Krieges so angewidert, dass manche Völker sogar bereit waren, sich gegenseitig etwas zu schenken. Jetzt, nur eine Generation später, sind alle so mit sich und ihrer Position im Völkerreigen beschäftigt und viele fühlen sich als benachteiligte oder anderweitige Opfer, dass niemand einem Anderen mehr etwas schenkt. Jetzt muss man sich nehmen, seine Freiheit, sein Land, seine Rechte, seine Selbstbestimmung, Bodenschätze … Man muss sich behaupten im Völkerreigen, damit man nicht untergeht. Wir Völker und unsere Herrscher agieren wie die Kinder im Kinderzimmer der Drei- bis Fünfjährigen. Weiter gereift ist das, was wir unseren Verstand nennen, gar nicht. Bald fühlen sich wieder alle nur noch als Opfer und dann sind alle Mittel recht (oder sogar heilig) und seien sie noch so brutal, um sich aus der Opferposition zu befreien. Jetzt muss Druck ausgeübt werden. Brauchen wir das noch einmal? Wollten wir nicht aus der Geschichte lernen?

Handeln entsprechend der Intuition, die ja (ohne dass wir das wahrnehmen) fast rein egoistisch ausgerichtet ist (vielleicht ausser wenn es bei der Mutter um die eigenen Kinder geht), führt zu immer grösseren Wellen von Gewalt. Die Schuld und die negativen Gefühle werden immer mehr. Das Geschehen schaukelt sich gegenseitig immer weiter hoch (meist in Richtung Gewalt, viel seltener in Richtung Freude oder Humor). Es wird immer schwerer werden, aufeinander zuzugehen, noch schwerer, sich zu lieben. Je eher wir die Kehrtwendung vollbringen, desto leichter ist sie. Jetzt …!

Schenken – was sollen wir schenken? Was wünscht sich der Andere? Hören wir zu in Diskussionen, in Verhandlungen für Verträge, vor Gerichten, in Streitgesprächen, beim Feilschen um Positionen, um Rechte und Pflichten, um Geld, bei Demonstrationen, in Kriegen. Die Wünsche werden mit viel Krach und Tamtam und Terror geäussert. Es ist schon erstaunlich, dass wir diese Wünsche, wenn sie doch so laut oder sogar gewalttätig vorgetragen werden, gar nicht hören, gar nicht wahrnehmen. Unsere Vorurteile (allen voran "Ich habe Recht"), unsere Positionierung in der Gesellschaft, unser Egoismus (Ich muss meine Interessen vertreten) sind dichte Ohr- und Wahrnehmungsschützer. Dadurch dringt nur noch wenig.

Diskutieren Sie nicht, um Jemanden zu überzeugen, sondern nur, wenn Beide Spass daran haben, die Fetzen fliegen zu lassen und Gedanken gemeinsam zu entwickeln oder um ihm zuzuhören. Diskussionen überzeugen nicht, vor allem nicht zwischen Frau und Mann. Meist wird die Frau nachgeben und sich verletzt zurückziehen oder sie gibt nicht nach und dann ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass der Mann handgreiflich wird. Wir Männer müssen lernen, uns da sehr strikt selbst zu beherrschen. Meine sehr verehrten Damen, bitte lehren Sie das auch als Mütter Ihre Buben und Jungen schon ab dem 3. Lebensjahr, ab dem Trotzalter. Diskutieren hilft auch nicht zum Lösen von Problemen. So werden die Probleme nur hin und her gewälzt und von Einem zum Anderen geschoben. Du bist Schuld am Problem. Schon sind wir wieder in Abwehr und Angriff und damit auf den intuitiven Autobahnen unseres Gehirns, das auf diese Weise gar keine Lösung zulässt. Auch das könnten wir aus der Geschichte lernen.

Probleme lösen heisst, Situationen annehmen und aushalten, eventuell auch verändern und ohne Schuldzuweisung wie auch ohne Selbstbeweihräucherung, Toleranz zu üben. Wer gegen etwas kämpft, egal was, zeigt nur seine eigene Intoleranz dem Gegner oder dem gegnerischen Interesse gegenüber. Selbst im Umgang mit toter Materie ist Veränderung wohl nur selten eine Verbesserung, eine Problemlösung, sondern nur eine Verlagerung. Wer das nicht glaubt, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit nur zu kleine Räume, auch zu kleine Zeiträume, durchblickt.

Mit dem Führen eines Krieges, eines heissen, wie eines kalten, eines vor Gericht oder vor oder in den Medien, eines in den sozialen Medien oder im analogen Leben mit dem Nachbarn oder dem Exehepartner zeigt unsere eigene Intoleranz. Die Kriege passieren nicht auf dem Schlachtfeld (dort auch), sondern in der Mehrzahl in den Wohnungen, in den Ehen oder anderen Beziehungen.

Beim Diskutieren kann man nur in den seltensten Fällen nachdenken. Oder man hört einfach zu. Auch umgekehrt, beim Nachdenken diskutieren wird schwierig. Nachdenken kann man am besten allein in Ruhe, mit Zeit und ohne Störapparate. Wer viel nachdenkt, hat gar keine Zeit mehr zum Kämpfen und Machen und merkt oft, wie fadenscheinig unsere Begründungen für Diskussionen, Streit und sogar Krieg sind. „Vorurteilen“ Sie selbst, denn „urteilen“ Sie selbst wäre ja schon überheblich.

Setzen Sie keine Zeichen. Wer ein Zeichen setzt für oder gegen etwas, demonstriert damit nur, dass er es jetzt einmal tut und sonst eben nicht. Denn sonst müsste er ja jetzt kein Zeichen setzen, wenn er es sonst sowieso immer tut. Mit Ihrem Zeichen Setzen zeigen Sie genau das Gegenteil von dem, was Sie wollen. Handeln Sie Ihren Überzeugungen nach. Leisten Sie sich gut durchdachte und selbstkritisch entwickelte Überzeugungen, entwickeln Sie welche und halten Sie sie auch durch gegen Widerstand und vor allem gegen Ihren eigenen inneren Widerstand. Handeln Sie, egal was Ihr Nachbar, Ihr Kollege, Linke oder Rechte, Parteigegner, Parteifreund oder auch nur Ihr Ehepartner dazu sagt und denkt. Aber bleiben wir offen für andere Ansichten, denn weder ich noch Sie wissen, wie realitätsnah oder -fern unsere Ansichten sind. Diesen Spagat zu leben, ist eine Herausforderung für uns. Den sollten wir lernen und täglich üben.

Wir überzeugen nicht durch Argumentation, nicht mit Beweisen, sondern durch den Gebrauch von Gefühlen, unserer Intuition und der Intuition der Anderen! Deshalb müssen Diskussionen spannend sein, von freundlichen Worten durchzogen sein, Witze und Pointen enthalten, eine gute Atmosphäre bieten. Den nüchternen Beweis mögen wir gar nicht. Er lässt uns kalt und überzeugt eigenartigerweise eben nicht.

Weil wir selber uns natürlich immer im „Guten“ oder als „Gute“ sehen (da gibt es nur wenige (vielleicht krankhafte?) Ausnahmen), werden wir blind für uns selber und wir täuschen uns zunehmend. Wir können uns selbst nicht mehr angemessen beurteilen. „Ich bin gut“ ist eines der verbreitetsten, der tiefgreifendsten und der spannungsaufbauendsten Vorurteile (ja wirklich: Vorurteile!) in unserem Leben. Dieses Vorurteil (das wir selbst natürlich als das am besten begründete Urteil auf dieser Welt ansehen) ist Grund für so viele Spannungen in zwischenmenschlichen Beziehungen, in Diskussionen, in Streitereien, in Kriegen. Das führt uns zu unserer Überheblichkeit, Männer beim Imponieren, Frauen beim Heilige und Opfer Spielen. Wir neigen permanent dazu, uns zu überschätzen und andere zu unterschätzen und Forderungen natürlich an Andere zu stellen, nur nicht an uns selbst.

Die Untrennbarkeit von gut und böse finden wir schon bei Lew Nikolajewitsch Tolstoi in „Krieg und Frieden“. Die Trennung von gut und böse und selbst nur gut zu sein, beschäftigt uns Menschen seit mindestens 3000 Jahren und wir haben es nicht geschafft. Die wahrscheinlich sinnvollste Konsequenz daraus für uns ist: Wir können's gar nicht schaffen, sind nur immer davon überzeugt, dass wir es geschafft hätten. Irrtum.

Wenn wir „menschlich“ werden wollten, müssten wir uns viel mehr an die Realitäten anpassen, also weniger diskutieren, weniger kämpfen, weniger verändern, mehr zuhören. Unsere Ansicht, wenn etwas in der Gesellschaft nicht funktioniert, das System sei Schuld, ist blanker Unsinn. Die Gesellschaft ist Realität. Realität können wir nicht verändern. Sie steht ausserhalb unseres Einflussbereiches. Es hat überhaupt keinen Sinn, einem System, einem Es, Schuld zu geben. Schuld kann man nur Akteuren, also Menschen geben. Dem System müssen wir uns anpassen.

Hören wir auf, zu diskutieren. Beobachten wir unsere Umwelt. Achten wir auf sie. Denken wir über unsere Beobachtungen nach. So werden unsere Vorurteile immer wirklichkeitsnäher, immer realistischer, kommen angemessenen Urteilen immer näher. Wenn wir diskutieren, ist die Gefahr kaum zu umgehen, dass wir unsere falschen Vorurteile gegen Kritik und Anfeindung verteidigen. So kommen wir der Wahrheit kaum näher. Hören wir auf, immer unserer Intuition zu folgen. Die macht uns gefrässig, dick und faul. Üben wir Selbstbeherrschung und achten wir auf gute Übereinstimmung des Ergebnisses unseres Nachdenkens mit unserem Körpergefühl. Vermeiden wir schnelle Reaktionen auf Ereignisse. Handeln und reden wir erst, wenn wir lange nachgedacht haben.

Wer für das Gute kämpft, macht sich zum Bösen, egal ob Mann oder Möchte-gern-Mann oder Frau.

Das Beste, wozu eine Diskussion führen kann, ist der Kompromiss. Tatsächlich? Das wäre traurig. In der Realität sind die meisten so entstandenen Kompromisse „faule Kompromisse“. Gäbe es andere Möglichkeiten? Wären Einigungen auf eine der beiden Seiten, auf eine sinnvolle Verfahrensweise, auf Verzicht seiner Interessen möglich?
Die Angreifer sind in der Regel schneller als die Verteidiger. Erst wo die Wirkungsweise der Angreifer zumindest gedacht werden kann, haben die Verteidiger eine Chance, schneller zu sein (Beispiel: Corona-Virus und auch viele Kriege).

Die, die am lautesten brüllen und am meisten kämpfen, sind die, die sehr wahrscheinlich am wenigsten nachgedacht haben, die am wenigstens Selbstkritik geübt haben, die am wenigsten versucht haben, die Gegenposition zu verstehen. Das dürfte gerade für Freiheits- und Gerechtigkeitskämpfer und -kämpferinnen gelten. Andererseits werden diese aber Gründe haben, die oft von Menschen herrühren, die selbst so handeln oder handelten.

Diskussionen werden oft entweder zum Streit oder zum Stammtischgeschwafel bei Männern oder zum Kaffeekränzchen bei Frauen. Am Besten, letzteres. Das ist weniger gefährlich.

Früher kämpfte wenigstens die Hälfte der Menschen nicht, die Frauen. Heute kämpfen wir alle, Männer wie Frauen. Wogegen? Wofür? Es gibt ja viele Möglichkeiten. Vor Allem Frauen gegen Männer, Männer gegen Frauen, also wir gegen uns selbst. Chaos, Anarchie, Krieg! Sind wir dafür Mensch? Frauen in der Armee halte ich für eine menschliche Bankrotterklärung. Früher hätten Frauen dazu gar keine Zeit und Energie gehabt. Sie spendeten Leben!

Hören wir auf zu kämpfen! Lassen Sie uns lieber diese Männer (neuerdings auch Frauen) überzeugen. Sie haben Recht, das ist erfolglos. Deshalb müssen diese Menschen sich selbst überzeugen oder Hilfe muss von woanders her kommen.

Wer für etwas kämpfen muss, zeigt ja oft, dass er selbst genau das nicht tut. Der Andere soll es tun und deshalb muss man kämpfen. Dann wird er es aber gerade nicht tun. Niemand tut gezwungenermassen etwas gern und aus so erzwungener Überzeugung. Er wurde ja gerade nicht überzeugt, sondern gezwungen.

Demokratie braucht die breite Diskussion der Bürger. Das ist recht plakativ gesagt. Da stellt sich die Frage wofür. Natürlich müssen möglichst alle Bürger mitgenommen werden, müssen informiert werden, müssen wissen, worum es geht. Natürlich müssen alle Bürger ihre Wünsche und Interessen äussern und vertreten. Danach wird es allerdings ernst und vielleicht wäre es besser gewesen, die meisten hätten eher geschwiegen? Denn zum Wünsche erfüllen und Interessen bedienen ist die Demokratie ja gar nicht da. Ihr Sinn ist, die vielen kleinen Diktatoren im Volk vom Diktieren fern zu halten. Wenn ein Volk seine Regierung zum Wünsche Erfüllen benutzt, wird das langfristig wahrscheinlich eher schief gehen.

Gesetze sind kein Ersatz für Nachdenken oder für Überzeugungsarbeit, für Auseinandersetzung, allenfalls für erstarrte Kampffronten. Als Gesetz taugen die Gesetze meist gar nicht.

Kämpfen Sie nicht gegen etwas. Unsere vielen Kämpfer sind alle „junge“ (auch wenn sie schon alt sind) Leute, die das Leben nicht begriffen, vielleicht ja noch nicht einmal erlebt haben. Weil sie nicht wissen, wohin mit ihrer ganzen Kraft, gebrauchen sie diese an Stelle ihres noch sehr mangelhaften Verstandes, Ihrer noch fehlenden Lebenserfahrung, der noch mangelhaft ausgeprägten Softskills. Wo hätten sie diese Softskills auch lernen sollen, wenn Vater und Mutter kaum zuhause anwesend waren?

Die meisten (jungen) Kämpfer werden die Probleme, wegen deren sie kämpfen, gar nicht genug durchdacht haben. Die vielen kommunizierenden Röhren, die unser Leben ausmachen. An einer Stelle etwas erkämpft, bedeutet womöglich an vielen anderen Stellen etwas verloren? Womöglich sind die Leidtragenden, die vielen Frauen, die Stillen auf den unteren Stufen unserer Gesellschaft die eigentlichen Helden, die wir verehren und derer wir gedenken müssten und nicht die lauten, gewalttätigen Männer oder Möchte-gern-Männer, die dann auf Grund falscher Einschätzung ihr Leben liessen, aber ein Denkmal bekommen?

Kämpfen Sie nicht gegen etwas, sondern leben Sie und leben Sie für etwas. So verändern Sie sich und die Welt verändern wir zwar, aber besser machen wir sie sehr wahrscheinlich nicht.

„Überzeugen Sie sich selbst.“ Ist das nicht eine interessante Redewendung? Was wollten die Schöpfer dieser Redewendung damals damit ausdrücken? Dabei stimmt es ja durchaus: In Diskussionen, in Wortgefechten, sind Menschen selten zu überzeugen. Überzeugung gewinnen kann man oft nur durch ruhiges Nachdenken und Abwägen. Selbst hinschauen, wobei man heute seinen eigenen Augen nicht mehr trauen darf, denn alle Bilder, Wortsendungen und Informationen sind mehr oder weniger realitätsnah, mehr oder weniger richtig, dann aber auch mehr oder weniger falsch. Wir wollen uns selbst überzeugen, wissen aber gar nicht, worauf wir uns verlassen sollen oder können.

„Überzeugen Sie sich selbst“. Ich werde Sie nicht überzeugen. Wenn wir miteinander diskutieren, verteidigt jeder seine eigene Position und versucht den Anderen von seiner Position zu überzeugen. Hinterher kommt der Kater, der Zweifel und alles ist wie vorher. Aber wie geht das, sich selbst überzeugen? Woran will man das messen? An seinen eigenen Definitionen. So drehen wir uns im Kreis. Und doch geht es nicht anders. Versuchen wir uns heute selbst zu überzeugen, indem wir irgendetwas mit eigenen Augen ansehen, mit eigenen Ohren hören, dann … Heute kann man alles fälschen! Trauen Sie Nichts und Niemandem! Und doch können wir nicht allem misstrauen. Leben ist nur möglich mit vertrauen. Das ist ein sich immer wiederholendes und unter Umständen lebensgefährliches Spiel. Dieser Spagat ist Leben und wir müssen ihn täglich neu trainieren.

Kämpfen heisst in irgendeiner Form Gewalt anwenden, auch gewaltlos. Auch ich werde, obwohl ich es gar nicht will, Ihnen subtil Gewalt antun, moralische Gewalt, Gewalt der Überzeugung (Falls Sie doch glauben sollten, ich hätte Sie überzeugt, es ist sicher ein Vorurteil, wenn nicht sogar ein Irrtum). Ist diese Gewalt mit Respekt, mit Sympathie, mit Liebe vereinbar?

Wenn Sie eine Interessensgruppe aufmachen oder sich ihr anschliessen wollen, dann fragen Sie sich bitte immer zuvor: Wer ist der Gegner? Ist der Gegner überhaupt der Verursacher des Missstandes? Ist das, woran Sie sich stossen, vielleicht einfach realitätsbedingt oder ist es wirklich vom Gegner verschuldet? Kann der Gegner das überhaupt ändern? Wie viel muss er einsetzen, um den Missstand zu ändern? Ist der Kampf verhältnismässig? Können Sie vielleicht den Missstand tolerieren? Sind Sie womöglich selbst der oder ein Verursacher?

Wir werden immer spannungssensibler, kämpfen aber immer mehr und bauen damit immer mehr Spannung auf.

Es ist bequem, sich in einer Antiposition in Stellung zu bringen oder in einer Mitläuferposition. Bewusst und überlegt sich neben Jemandem zu positionieren ohne ihn über längere Zeit abzulehnen oder kritiklos hinzunehmen dagegen ist schwer. Das verlangt dauernden Kampf mit sich selbst.

Hochgehende Emotionen fördern die Intoleranz und stören das Nachdenken. Intoleranz heisst: Ich über alle, ich habe Recht. Deshalb sind Diskussionen so selten nachdenken, sondern Interessensvertretung oder Rechthaberei. Emotionen benutzen wir aber sehr gern zum Überzeugen, denn sie sind die effektivsten Überzeugungswerkzeuge. Umgekehrt seien Sie immer vorsichtig, wenn Gefühle geschürt werden. Dann sollen wohl Sie von etwas überzeugt werden (was Sie sonst eigentlich nicht wollten).

Wir befinden uns in einer Welt der 2 Lager: Position und Opposition. Beziehe keine Position und Du hast auch kaum Opposition. Ich aber beziehe Position und dann wird der Andere sehr wahrscheinlich Opposition (in seltenen Fällen vielleicht auch Wegbegleiter). Sinn bedeutet Zusammenhang. Einen Sinn im Alleinsein zu sehen, ist schwer, obwohl heute der Individualismus ja aller Lieblingsweltanschauung zu sein scheint. Dann fehlt der Zusammenhang. Aber zwei Kontrahenten finden selten sinnvoll zusammen, nicht nur im Krieg, auch schon in oder nach Diskussionen nicht. Wenn wir sinnvoll zusammenwachsen wollen, dann geht das nur, wenn wir am Kontrahenten auch das annehmen, was uns missfällt, was nicht sympathisch ist. Das gilt natürlich auch für Diskussionen und andere Kämpfe.

Bereits das alte China hatte eine Streitkultur. Wir haben sie bereits an anderer Stelle erwähnt, die Strategeme. Sie waren darauf angelegt, mit Bedacht, in zumindest äusserlich appetitlicher Form miteinander zu streiten und nach Möglichkeit den Anderen unbemerkt zu bestimmten Dingen zu zwingen. Also doch eine Form von Gewalt und wenn das Ergebnis gar nicht erreicht wurde und die Streitmacht vorhanden war, dann wurde sie ja auch ohne Scheu eingesetzt. Bestimmte Zeitabschnitte waren regelrecht kriegerische Perioden. Die Chinesen werden ihre Strategeme anwenden, werden warten und hinterher die lachenden Dritten sein wollen und mit etwas Glück auch sein, denn die Anderen werden sich gegenseitig verausgabt haben.

Auch die alten Griechen und Römer hatten ausgefeilte Streitkulturen, aber das führte nicht dazu, dass körperliche Gewalt aufgegeben wurde. Im Grunde ist die Diskussion meist nur die erste Form des Streits und wenn sie nicht zum Erfolg führte (oder heute führt), dann wird eben doch zu den Händen und zu den Waffen gegriffen. Die Grenzen zwischen Diskussion und handfestem Streit oder Waffengewalt sind eben doch nur Graubereich, nicht sicher bestimmbar.

Vor Jahren erzählte mir ein junger Afrikaner in der Sprechstunde über seine Erlebnisse in seiner Heimat und warum er jetzt in Deutschland sei. Er berichtete, in seiner Gegend gab es nur zwei Möglichkeiten. Entweder man sah sich nicht oder man bekriegte sich. Ein Zusammen- oder friedliches Nebeneinanderleben zwischen verschiedenen Stämmen war nicht möglich. Im Afrika mit wenigen Bewohnern früherer Jahrhunderte wird das ein Randproblem gewesen sein. Man konnte sich aus dem Weg gehen. Mit der dichten Besiedelung vieler Landstriche heute ist das natürlich ein Graus.

Leben auf Kosten der Anderen ist typisch menschlich und unmenschlich zugleich. Wenn wir besser werden wollten, müssten wir aufhören, auf Kosten anderer zu leben, also bettelarm sein wie früher die Mönche, oder? Gibt es einen anderen Weg?

Friedensaktivismus und Kriegsgegnerei kann man gut propagieren. Im Krieg wird die Einstellung überprüft, ob sie denn durchgehalten wird, auch im täglichen Kleinkrieg ohne Krieg. Nur bei denen ist sie glaubhaft, die bereit sind, sich dem Gegner zu unterwerfen, auf ihre Freiheit zu verzichten und das Gesicht zu verlieren, sprich zu verlieren. Wer trotzdem siegen muss und alles dafür tut, widerlegt sich selbst. Jesus hat sich untergeordnet bis in den Tod.

Werden und bleiben wir vorsichtig, aber werden wir weltoffen. Verstecken wir uns nicht vor allen Erregern gleich welcher Art. Das wird aber bedeuten, dass wir bereit sein müssten, notfalls unser Leben herzugeben, denn Eines ist sicher: Mal eben ändern werden wir die Anderen nicht. Die werden es genauso wenig tun wie wir selbst.

Der Cyberkrieg ist unerklärt ausgebrochen und er findet nicht im All, sondern auf dieser Erde statt. Wer sich immer mehr vernetzt und immer mehr in die digitale Welt umzieht, wird unweigerlich mit in den Krieg hineingezogen. Überlegen Sie sich jede neue Investition, jede neue Technik, Funktion oder Anbindung zehn Mal, ob sie wirklich nötig ist. Die Schweizer Neutralität ist wahrscheinlich im Cyberkrieg schneller verspielt als gedacht. Die Digitalisierung wird vorangetrieben als wäre uns der Teufel im Nacken.

Moderne Kriegsführung: Zerstörung von Chips durch versteckte Dateien ähnlich Dieselgate. Stromausfall durch gezielte Sabotage... Wofür sind wir gewappnet? Bedenken wir, das Böse ist mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Schritt schneller als das Gute. Das Gute, dass einen Schritt schneller wäre als das Böse, müsste meist stärkere, wirksamere und oft schlimmere Mittel einsetzen als die Bösen und würde damit selbst zum Bösen. Wir sind chancenlos.

Gut ist nicht von Böse trennbar. Sie können Drohnen zum Spielen, zum Arbeiten, zum Retten und als Waffe im Krieg benutzen. Letzteres wird wohl am wirksamsten und am häufigsten sein. Ob der ehemalige US-amerikanische Präsident, Herr Barak Obama das bedacht hat, als er in den nahöstlichen Staaten mit Drohnen gegen Terroristen vorging? Damals schien das clever zu sein. Inzwischen sind sie allgemein tödlicher Alltag.

Der Sieger ist ja in der Regel nicht der Sieger, der mehr nachdenkt, sondern der die erfolgreicheren Waffen, die böseren Waffen, die brutaleren Waffen hat und einsetzt. Das entschied jeweils im 0. Weltkrieg und auch in den folgenden war und wird es so sein. Deshalb ist der weisse Mann (und mit ihm die weissen Frauen und Kinder) und alle, die unter die Fittiche des weissen Mannes flüchteten, nun dran.

Die Krieger werden vielleicht siegen, aber sie werden nicht siegen, sondern sie werden sich nur immer bekriegen, weil sie kein Ende finden!

Bereits im April 2022 waren wir im 4. Weltkrieg, denn jeder Waffenlieferant unterstützt eine Kriegspartei und beteiligt sich somit am Krieg. Das sehen die Schweizer Neutralisten schon ganz richtig. Ende April 2022 haben die Ukrainer begonnen, auch auf russischem Boden zu operieren, zwar nur sehr gezielt und vereinzelt, aber … Das ist eine massive Ausweitung, aber natürlich eine notwendige Ausweitung, wenn die Ukraine siegen will. Da der Unterlegene immer versucht, die Oberhand zu gewinnen (das ist Krieg), wird der Krieg immer weitere Kreise ziehen. Solange die selbsternannten „Guten“ siegen wollen, werden sie den Krieg immer weiter ausweiten und damit immer mehr Leid, Unheil und Böses heraufbeschwören. Die Tschechen 1968 boten ein Gegenbeispiel. In der Ukraine wird es anders kommen. Der Ukrainekrieg war vom 1. Tag an ein Weltkrieg, den Herr Putin gewinnen muss und den die Welt ihn nicht gewinnen lassen kann. 2 Diktatoren werden die Welt jetzt aufmischen.

Siegen kann nur einer, verlieren können Beide oder sogar alle. Meistens ist es sogar so.

Wenn wir die Unterstützung der US-Amerikaner und der Europäer betrachten, dann stellen wir fest: Jetzt haun wir uns auch noch auf Pump die Köppe ein. Das war allerdings auch schon oft der Fall.

Was wäre gewesen, wenn der russische Präsident, Herr Wladimir Putin und der Patriarch von Moskau den Ukrainern von vorneherein gleich die Freiheit geschenkt hätten, so zu sein, wie sie wollen? Keine Ansprüche an Andere stellen? Der Einfluss Russlands wäre vielleicht kleiner geworden, aber die Beliebtheit hätte vielleicht zugenommen? Jetzt ist ein gemeinsames Miteinander auf Jahrzehnte oder länger verbaut. Statt dessen werden Strategien ersonnen: Die grauen Männer bei Michael Ende und die grünen Männer bei Putin auf der Krim, aber nicht nur dort.

Der Krieg um unsere Heimat oder deren Erweiterung ist eigentlich nur der Kampf um unser tierisches Territorium und eben etwas mehr. Die Grossen brauchen mehr, die Kleinen weniger und leider überlappen sich die Reviere immer mehr seit Beginn der Neuzeit. Das hat verschiedene Gründe: Völkerwanderungen, Reisen, Anzahlvermehrung etc.

Was macht ein Mann, der einen Krieg verliert, obwohl er Atomwaffen besitzt und befehligt?

Wladimir Putin wird die Atombombe werfen, wenn nicht, um den Krieg zu gewinnen, dann zum Schluss, wenn alles verloren ist, wenn es sinnlos ist, wie die Amerikaner 1945, nur umgekehrt.

Im nächsten Krieg werden nicht zig Millionen Menschen sterben, sondern hunderte Millionen und die Frauen werden nicht nur gebähren und Kinder aufziehen, sondern auch töten. Das ist der feministische Fortschritt.

Die Kriegsfronten in aller Welt werden einfach aussterben. Wir Männer und Möchte-gern-Männer haben alle totgeschossen. Der Letzte macht bekanntlich das Licht aus. Frauen, die Kinder gebären, damit neue Soldaten und Opfer nachkommen, gibt es ja nur noch im Museum. Gute Geschlechterzusammenarbeit, oder?

Einem Gott, der all das Böse auf der Erde zulässt, geben wir Schuld oder wollen nichts mehr mit ihm zu tun haben. Einer Evolution, die unpersönlich ist, ohne einen Gott, lassen wir das alles durchgehen. Wie begründen wir den Unterschied?

Wie wird ein Krieg zwischen West und Ost aussehen, wenn demnächst gar kein funktionierendes Finanzsystem vorhanden wäre ?

"Wenn ich etwas (das Böse) nicht mache, dann macht es ein Anderer. Dann kann auch ich es machen." Kann das eine Begründung sein? Was für Folgen hat das?




Dreiecksbeziehungen (Versicherungen, Staat)(12/2023)


Vor Jahrtausenden, selbst vor Jahrhunderten, gab es ganz überwiegend Zweierbeziehungen, Beziehungen zwischen Mutter und Kind, zwischen Frau und Mann, zwischen Herrscher und Untertan, zwischen König und König, zwischen Sklavenhalter und Sklave etc. Gab es einen Herrscher im Land, gehörte diesem das Land mitsamt dem Volk mehr oder weniger. Untergebene waren entweder auf Grund ihrer Stärke und ihres Ansehens eine Gefahr für den Herrscher und hatten gewisse Vorteile oder sie waren rechtlos.

Mit der Einführung von Staatsbeamten im alten China oder der gedanklichen Einführung von Demokratie im alten Griechenland kam es zur Ausbildung von Dreiecksverhältnissen. Es gab plötzlich Beamte, die nach oben buckelten und nach unten traten. Es wurde plötzlich eine Institution erdacht, die von allen getragen (gestaltet und finanziert) werden sollte und die allen gewisse Rechte schaffen und garantieren sollte. Meist bekamen die Herrscher die Rechte und das Volk die Pflichten. Diese Institutionen lebten aber nicht selber und nahmen auch keine Einkommen ein oder hatten Versorger. Deshalb brauchten diese Institutionen Steuer- oder Beitragszahler, damit sie selbst überhaupt Leistungen veranlassen oder erbringen konnten. Waren gewisse Bedingungen erfüllt, konnte man auf die Gewährung der oder des verbrieften Rechtes vertrauen. Sicher war das aber keineswegs (ist es selbst heute nicht, wenn wir an Menschenrechte und viele andere allgemeine Rechte denken).

Wollte aber das Volk nun auch in Wohlstand und Luxus leben und dafür den Herrscher entmachten und ein System unter Gleichen entwickeln, dann hätten wir im Dreieckssystem auf beiden Seiten Gleiche. Auf beiden Seiten müssten die Menschen ungefähr ausgewogen arbeiten bzw. produzieren. Das könnten sie bis zu dem Gleichgewicht tun, wo Arbeit und Geniessen eine Art Gleichgewicht erreichen. Dort wäre der Berg der verbeulten Gausskurve erreicht und danach würde es wieder bergab gehen. Denn wer mehr geniessen als arbeiten will, wird das alleine nicht können (da ist die Buchführung der Natur gnadenlos) oder sie/er muss das auf Kosten Anderer tun und dann entwickelt sich langsam, aber sicher wieder ein System mit Vielen auf der einen Seite und Wenigen auf der anderen Seite und am Endpunkt Alle zu Einem. In der direkten Beziehung ist das schwerer zu erreichen. In der Dreiecks- oder gar Mehrecksbeziehung kann man leichter die Gewinne an sich ziehen und die Verluste der anderen Seite zuschieben. Soweit ich das für uns Menschen beobachte, gibt es da keinen Ausweg für uns. Man müsste sich schon künstliche Menschen denken (mit dem Denken von künstlicher Intelligenz sind wir ja heute schon ziemlich nahe dran), die nur gut sind, die also + schaffen ohne -.

Wenn wir ein Dreieckssystem haben, in dem eine Seite als Geber und die andere Seite als Nehmer funktioniert (z.B. Volk auf der einen Seite, Herrscherin oder Herrscher auf der anderen Seite), dann können alle mehr produzieren als konsumieren und auf der anderen Seite kann die Herrscherin oder der Herrscher mehr konsumieren als produzieren, also in Wohlstand oder sogar Luxus leben. Selbstbeherrschte Herrscherinnen und Herrscher könnten vielleicht sogar dafür sorgen, dass der Unterschied zwischen Volk und Herrscher nicht zu gross wird, sodass auch die Unzufriedenheit auf der Seite des Volkes nicht zu gross wird und sich gegen den Herrscher entlädt. Diese Weisheit ist bei Führungspersönlichkeiten sehr selten, vielleicht bei Frauen ein wenig häufiger als bei Männern? Schliesslich machen wir Karriere, um nach oben zu kommen, nicht, um dann oben nur zu dienen und nichts davon zu haben.

Dreiecksstrukturen sind etwas Wunderbares. Wir können einen Dritten verpflichten, für Rechte gerade zu stehen. Der Dritte ist nur oft gar kein Mensch. Und wenn die Menschen, die auf der anderen Seite der Dreiecksstruktur stehen, das Recht einräumen sollen, dann wollen sie's nicht oder sie sagen „ja“ und meinen dann „nein“. Die Evolution und Natur können uns Rechte geben im Rahmen ihrer Regeln, nach denen sie funktionieren. Sonst können nur Menschen anderen Menschen ein Recht einräumen, also für ein Recht des Anderen die Kosten und Notwendigkeiten tragen. Aber wir wollten das nicht, suchten einen Diener oder sogar Sklaven und deshalb gab es die Idee mit den Dritten. Wir haben nur gar nicht gemerkt, dass wir uns grösstenteils selbst ausgetrickst haben. Glatter Selbstbetrug.

Das hat sich seit dem Beginn der industriellen Revolution und seit dem zweiten Weltkrieg deutlicher verändert. In der Phase der staatlichen Konsolidierung in Mittel- und Nordeuropa sind diese Rechte relativ korrekt gerichtlich einklagbar. Sollten die Rechte höhere Kosten verursachen, als die Einnahmen decken, dann müssen eben Schulden aufgenommen werden. So lässt sich eine Diskrepanz zwischen Einnahmen und Ausgaben leicht überbrücken, wie das für jeden Bewohner oder Erdenbürger prinzipiell für überschaubare Zeit möglich ist.

Der Start solcher Institutionen wie Staaten, Versicherungen, Vereine, Unternehmen etc. dient meistens einem Zweck. Zu Anfang werden oft wenig Leistungen gefordert. Die Beiträge decken diesen Bedarf leicht oder es entsteht sogar ein Guthaben. Oft funktionieren sie wie ein Schneeballsystem. Bei den meisten sehr auf Leistung ausgerichteten Institutionen (wie Staaten, Renten- und Krankenversicherung, Invalidenversicherung etc.) steigen mit der Zeit die gewährten Rechte und Leistungen entsprechend unseren Wünschen. Die eingezahlten Beträge sind gefühlt hoch, decken aber den Bedarf für die gewährten Rechte und Leistungen langfristig selten, weil unsere Wünsche keine Grenze nach oben kennen, die Realität oder die Natur aber sehr wohl. So kommt es zu Defiziten. Gefühlt sind die Beiträge von uns hoch, die erbrachten Leistungen an uns aber gering. Die Leistung „Sicherheit“ ist finanziell nicht bezifferbar. Daher liegt unsere Einschätzung von „angemessen“ sehr an unserer Intuition. Die aber ist, wie wir schon sahen, sehr egoistisch eingestellt und von unseren Wünschen nach immer mehr Sicherheit im Sinne einer immer nach oben strebenden Kurve gekennzeichnet. Finanziell wird ein Betrag für Sicherheit von uns meist viel zu niedrig angesetzt. Die Beiträge sind höher als die Erlöse, also sagt uns unsere Intuition: „Ich werde betrogen“! Eine angemessene Einschätzung ist intuitiv nicht möglich. Selbst bei einer rationalen Beurteilung wird uns unsere Intuition immer wieder versuchen, in eine egoistische Einschätzung im Sinne von „Betrug“ statt Angemessenheit abzubringen. Unser Egoismus setzt sich durch, vielleicht nicht absolut, aber relativ und in der Regel nicht selbst wahrgenommen. Wenn es nicht passt, zahlen wir nach unserem Gefühl zu viel und die Anderen zu wenig.

Wir denken uns Dreieckstrukturen, Versicherungen und Staat in der Regel als Perpetuum finanzile. Junger Vater in meiner Praxis 2022: „Ich bin doch nicht dumm. Ich wechsle jedes Jahr meine Krankenversicherung. So kann ich pro Jahr etwa 400 CHF sparen. Für meine Frau auch noch einmal. Das ist doch Geld!“ Recht hat er. Er ist nicht dumm. Oder doch? Eine Versicherung funktioniert nur, wenn Viele bereit sind, mehr einzuzahlen, als sie herausnehmen. Sonst geht das System Versicherung kaputt. Dazu sind nur sehr Wenige bereit. Vielleicht ist das doch dumm, nur eben im grösseren Zusammenhang? Dann kommt noch dazu „Das machen doch Alle so!“ Glücklicherweise nicht Alle, aber doch viel zu Viele und genau die (meist wir und z.B. er) kippen das System am Ende.

Trotzdem haben Dreieckssysteme oft mindestens zu Beginn einen Vorteil. Deshalb gibt es sie ja. Viele können in dem System zusammen mehr erreichen als Einer oder eine Familie alleine. Aber auch da kommt wieder die verbeulte Gausskurve mit ihrem Optimum auf dem Berg und ihren zwei ärmeren Endpunkten in der Vergangenheit und in der Zukunft. Wenn alle ihr Optimum zwischen Arbeit und Geniessen erreicht haben, entsteht Stillstand, denn wir geniessen, was wir erarbeiten. Nur wer mehr arbeitet, als er geniesst, kann für Wachstum sorgen, von dem er selbst aber möglicherweise gar nichts hat, denn er arbeitet ja mehr, als er geniesst. Den Nutzen haben Andere. Die Frauen, die heute als Abschreckung im Museum stehen z.B., schafften mehr, als sie genossen, damit es ihre Kinder einmal besser haben würden. Das haben sie auch tatsächlich geschafft. Wir leben besser, wollen aber nun mehr geniessen, als wir zu arbeiten bereit sind. Ahnen Sie …? Wir scheitern an uns selbst, aber merken es nicht, denn Schuld sind ja immer die Anderen und zu denen gehöre ich ja nicht (oder doch?) und mit meiner Ansicht, also meinem Egoismus Recht habe ich seit meinem dritten Lebensjahr ja auch noch (egal, ob meine Ansicht richtig ist).

Was wir mit den modernen Dreiecksstrukturen wie dem (Sozial)staat, Versicherungen und anderen gewonnen haben ist, dass wir uns zunächst als Einzelne nicht mehr so beherrschen mussten, allerdings nun als Gesamtheit auch immer weniger beherrschen konnten. Zusätzlich ist mit diesen Strukturen die Übersichtlichkeit verloren gegangen und durch diese Strukturen sind die Kosten gestiegen und die Bürokratie gewachsen. Beide begrenzen die Effektivität von Dreiecksstrukturen.

Rentenversicherung, IV-Versicherung, … Am Anfang sind sie ein Segen. Am Anfang war sie Versicherung. Viele zahlten, wenige genossen. Jetzt entsprechen die Versicherungen nahezu oder ganz einer Bank. Viele nutzen die Versicherungsleistung und müssen natürlich auch zahlen. Selbst in der Bank hoffen wir auf den Gewinn, den Andere produzieren, den also Andere als Verlust in ihrer Rechnung haben. Jetzt werden die Versicherungen nicht mehr bezahlbar. Die Gründer damals wurden beklatscht, die Verwalter heute bekommen Schläge. Dabei ist das ein ganz normaler Verlauf. Wir sind schon als Gesellschaft so dumm und dekadent, dass wir den Fehler nicht merken, nicht merken wollen und schon gar nicht beheben wollen. Wir hatten uns doch so auf die Rente gefreut. Jetzt sollen Andere dafür zahlen, unsere Kinder. Um die Wirkungen und Nebenwirkungen von Dreiecks- oder schlimmer noch Vieleckssystemen vorausschauend beurteilen zu können, reichen uns unsere Wahrnehmungen und das bisschen Grips im Kopf gar nicht aus. Und in die Zukunft schauen können wir ja auch nicht.

Unser Gefühl unterscheidet nicht zwischen Bank und Versicherung. Wenn es um unser Recht geht, dann halten wir die Versicherung für eine Bank. Ich habe gefühlt viel eingezahlt, nun will ich so viel heraus haben, wie ich gerne hätte (natürlich so viel wie ich brauche, aber lieber doch soviel, wie ich mir wünsche). Wenn aber der Bedürftige die Versicherung als Versicherung benutzt und mehr bekommt als ich, dann ist er ein Parasit und ich werde ausgenutzt. Bekomme ich weniger, als ich gefühlt eingezahlt habe, werde ich betrogen. Sicherheit kennt keinen gefühlten Preis. Wir täuschen uns selbst, aber Jeder hat mit seiner Ansicht Recht.

Wir können sparen nur solange, wie Andere das Geld auch leihen mögen und in realistischem Umfang (nämlich, ohne sich zu überschulden).

Bürger, die in eine Versicherung eingezahlt haben, erwarten auch, dass diese Versicherung im Schadensfall ihnen hilft. Wenn aber per Definition (per AGB und Versicherungsbedingungen) ihr Schaden nicht mit anerkannt wird, dann fühlen sie sich und sind sie im Stich gelassen. Dann fühlen sie sich betrogen als zahlende, aber nicht geholfene Mitglieder. Und der Gang zum Sozialamt (im Grunde die letzte Form von Versicherung, die letzte Masche im Netz vor dem sozialen Abgrund) ist die Demütigung schlechthin, vor allem für Männer: „Du hast komplett versagt!“. Frauen könnten sich ja immer noch an ihre Kinder wenden, so sie genug haben. Nur ein Kind ist da natürlich schnell überfordert. Deshalb gehen wir ja dann zum Sozialamt, nicht mit bedenkend, dass es natürlich auch das Geld von seinen Bürgern, also von uns verteilen muss, also von uns einfordern muss. Gar zu dumm, dass unser Staat und das Sozialamt nicht wie ein Perpetuum finanzile funktionieren.

Versicherungen und staatliche Organisationen führen zu einem Dreiecks- oder sogar Mehrecksverhältnis. Der Kunde/Bürger zahlt ein (Beiträge oder Steuern). Er glaubt, damit Rechte zu erwerben (was ihm ja eigentlich auch zugesichert ist) und wenn er Glück hat und sein Schaden ist tatsächlich nach den Regeln versichert oder abgesichert, dann bekommt er Schadensersatz oder Geld und alles ist mehr oder weniger gut. Aber wenn der Schaden sich plötzlich als nicht mit versichert herausstellt oder irgendwelche Bedingungen nicht eingehalten werden, dann ...? Je länger solche Versicherungsverhältnisse dauern, desto mehr kommt es zu formulierten Bedingungen, die zu einer immer engeren Definition des Versicherungsfalles führen. Das ist normaler Lauf des Versicherungslebens. Damit die Rentabilität der Versicherung erhalten bleibt, werden Grenzfälle zunehmend ausgeschlossen. Der Graubereich am Rand wird per Definition möglichst schmal gehalten. Das ist nichts Besonderes. Aber es führt dazu, dass immer mehr Schadensfälle als nicht versichert aussortiert werden. Die Ermessensspielräume werden möglichst entfernt. Die Erweiterung von Versicherungsleistungen nach unseren Wünschen an der einen Stelle und der Ausschluss von Versicherungsleistungen an anderer Stelle aus Kostengründen oder anderen Gründen gehen sogar parallel. Wir überschauen das Zusammenspiel und die Endsumme des Ganzes meist gar nicht, auch wenn wir auf Grund unserer Überzeugung, dass wir es wissen, in der Führung dieser Strukturen sitzen. Die Buchhaltung der evolutionären Natur, die wir um uns haben und in der wir leben, die ist offenbar allenfalls kurzfristig auszutricksen, aber nicht langfristig. Wenn das Mass der Toleranz der Natur voll ist, läuft es gnadenlos über. Dann ist alles zu spät.

Zusammen sind wir noch dümmer als allein schon, weil unser Wunsch- und Anspruchsdenken zusammen noch grösser sind, als die Realität oder Natur es uns möglich machen. Wir sind Herdentiere, leider in der Dummheit mehr als in der Intelligenz. Das merken Politiker, Wissenschaftler, Gelddenker und vor allem Frauen und sehr viele Männer gar nicht. Zusammen können wir Neid, Konkurrenz, Egoismus und Rache besser verstecken und ausleben. Das gilt für Dreiecksverhältnisse mit einem einzelnen Dritten ebenso wie mit einer Gruppe als Dritten. In der Gruppe täuschen wir uns oft sogar leichter, als als Einzelner.

Dreiecksverhältnisse sind wunderbarer Selbstbetrug oder Selbsttäuschung. Im Falle des Erfolgs der Drittstruktur beutet uns die 3. Struktur doch aus, um Gewinne zu machen und im Falle des Versagens der Drittstruktur (vor allem, wenn sie eine Sachstruktur ist) haben den Schaden doch wir Menschen und nicht die 3. Struktur. Der Schaden aber ist real. Den können wir gar nicht abwenden. Dreiecksverhältnisse treiben aber die Kosten in die Höhe und vermehren die Bürokratie immer mehr. Schliesslich müssen Daten erhoben werden, damit wir das Plus und Minus der Drittstruktur beurteilen können und gerecht muss es ja auch noch zugehen. Der Staat will seine Steuern erheben. Und und und... Das alles macht Dreiecksstrukturen langfristig ineffektiver.

Da sich (heute?) keiner ausnutzen lassen will, muss sich Versicherung ja lohnen, … Es gibt nur Menschen, die mehr bekommen als geben wollen. Sonst wären die, die mehr geben, wie die Frauen früher, die ausgenutzt wurden und sich ausnutzen liessen. Das wollen Sie und wir doch heute nicht, oder? Dann müssen die Führer drastische Einschränkungen vornehmen, aber die Versicherten, die Wähler, die Medien und die öffentliche Meinung werden das unterbinden, denn sie können nicht über ihren Schatten springen. Sie wollen jetzt ihre Dividende, ihren Gewinn haben.

In Dreiecksverhältnissen braucht es fast immer Dokumentation und einen Richter oder einen Papi, weil über Anderer Eigentum und Rechte verfügt wird. Im Zweierverhältnis ist das nicht unbedingt so, weil ja Jeder über seine eigenen Rechte und sein eigenes Eigentum verfügt. Sollte eine Einigung vor Papi oder dem Richter nicht mein gewünschtes Ergebnis bringen, sind womöglich sogar der Papi oder der Richter Schuld oder wir geben ihnen die Schuld?

Die Versicherung/der Staat müssen wiederum das Geld der Kunden/Bürger verwalten. Auch dazu braucht es Regeln, die mit der Zeit immer genauer und damit fast immer komplizierter werden. Also braucht die Verwaltung mehr Zeit und mehr Geld dafür. Die grossen Versicherungsunternehmen und -Immobilien sind alle von den Beiträgen, die staatlichen Organisationen und Strukturen von den Bürgern über die Steuern, bezahlt. Diese Summen gehen von den Beträgen ab, die zur Schadensregulierung oder für Serviceaufgaben des Staates zur Verfügung stehen. Jeder Versicherte/Steuerzahler meint, wenn er versichert oder vom Staat gesichert ist, dann habe er im Ernstfall Anspruch auf mehr Geld als er eingezahlt hat. Wenn das Haus brennt, kostet das Hunderttausende. Die Jahresprämie betrug aber nur Tausende. Der Polizeieinsatz wegen der Diebe kostet eine ganze Menge, aber der Teil in der Steuer, der für die Polizei tatsächlich ausgegeben wird, ist nur klein. Es stimmt also. Aber im Durchschnitt hat jeder viel mehr eingezahlt, als er herausbekommt, denn zahlen müssen alle Beitrags-/Steuerzahler. Nutzen haben aber nur die wenigen tatsächlich Geschädigten, die anderen nicht. In nur wenigen Fällen ist also die Versicherung ein Gewinn für den Versicherten, aber auf jeden Fall ist die Versicherung für die meisten Versicherten ein grösserer Kostenfaktor als ohne Versicherung. Jeder Versicherungsabschluss, jede Aufgabenübertragung an den Staat sollte sehr reiflich überlegt werden. Weg ist das Geld in Form von Beiträgen und Steuern auf jeden Fall. Ob man im Schadensfall wirklich Ersatz bekommt, steht in den Sternen (resp. den Regeln, die sowieso so kompliziert und lang sind, dass Keiner sie liest). Nur die allerwichtigsten Risiken sollten abgesichert sein, manche müssen es sogar (z.B. Haftpflicht). Risiko gehört zum Leben, also stellen wir uns den Risiken und nehmen sie auf uns, so weit es eben möglich ist. Sonst wiegen wir uns in falscher Sicherheit.

Versicherungssysteme schaffen beim Menschen meist nur Teilsicherheit, aber ziemlich sicher mehr Verschwendung. Das scheint bei uns nicht anders zu gehen, vermutlich auch wegen der Differenz zwischen Energieerhaltungssatz in der Gesellschaft und Wirtschaft sowie unserem Gewinnstreben auf der anderen Seite nicht. Ein Zweites ist die Regel, dass wir nicht mehr geniessen oder verbrauchen können, als wir vorher oder parallel oder danach auch erarbeitet haben oder erarbeiten. Diese beiden Regeln begrenzen unsere erreichbare Sicherheit sowohl einzeln privat wie auch zusammen gesellschaftlich.

Die, die am Anfang beim Aufbau einer Versicherung, einer Firma oder Anderem Erfolg haben, haben keinen Grund, nachzudenken. Sie haben ja Erfolg und der Erfolg bestätigt und gibt uns Recht. Diese Erfolgreichen werden das Plateau der Gausskurve nicht wahrnehmen, allenfalls als Ansporn, mehr zu leisten, damit das Wachstum weiter geht. Den Abstieg der Gausskurve werden sie erst wahrnehmen, wenn es schon lange zu spät ist. Dann braucht es staatliche Hilfen, Subventionen, Preissteigerungen und Leistungsminderungen und im Insolvenzfall steht man meist auch noch vor Gericht. Alle diese Hilfen von aussen zeigen nur, dass das innenliegende System gar nicht funktioniert. Ursache ist wahrscheinlich der Energieerhaltungssatz, der auch und besonders in der Wirtschaft gilt.

Versicherungen und der Staat sind durch das Mehrecksverhältnis von Kunde/Bürger – Versicherung/Staat – Bezahlter Helfer - Geschädigter/Leistungsempfänger (1 und 4 sind ja näherungsweise die Gleichen) gefährdet, eine ausufernde Verwaltung/Bürokratie zu schaffen und zu unterhalten. Wollen wir die viele Bürokratie und die hohen Kosten vermeiden, ist der sicherste Weg, die direkte Schadensabwicklung, das Sparen und selber Zahlen, statt Leistung empfangen. Für sich selbst resp. die direkte Beziehung zwischen Geschädigtem und Helfer brauchen der Kunde oder Bürger kaum Verwaltung oder Bürokratie. Das spart eine Menge Kosten und Arbeit.

Die Drei- oder Mehrecke werden also sogar zu Kreisläufen. Das ist wichtig, weil auf diese Weise langfristige Auf- oder Abwärtsbewegungen, sozusagen in Spiralformen entstehen. Wer wirklich eine Verbesserung der Welt oder von uns Menschen erreichen will, wird das sehr wahrscheinlich nur durch mehr eigenen Einsatz, mehr eigene Arbeit erreichen, nicht durch mehr Gewinn, mehr Genuss, mehr Ausnutzen von Anderen. Menschen, die mehr auf Genuss, Gewinn und Verbrauch setzen, werden eher die gegenteilige Entwicklung in Gang setzen, abwärts.

Die beste Versicherung ist ein gut gefülltes eigenes Konto. Man kann selbst darüber verfügen und nach eigenem Gutdünken den Schaden ausgleichen.

Die sicherste Rentenversicherung für mich ist mein Job, meine Aufgabe in der Gesellschaft, solange ich sie noch ausfüllen kann und solange ich sie noch habe.

Dreiecksstrukturen sind dazu da, uns Gewinn zu suggerieren, uns selbst vor Verlusten zu schützen, gemeinsame, grössere Strukturen aufzubauen, um die Effektivität zu steigern, die dann aber daran leiden, dass sich Menschen schadlos an ihnen halten oder besser noch Gewinn aus ihnen ziehen, die aber dann bei den Menschen auf der anderen Seite (womöglich sind wir dort sogar als Gemeinschaft mit beteiligt) als Verluste Wirkung entfalten. Drittstrukturen wie Staaten sind kaum zu schützen vor unserem Neid, Egoismus und Grössenwahn und vielem mehr dieser Art.

Wenn sich nach längerer Zeit eine Gewöhnung an eine Versicherung eingestellt hat, dann entstehen oft negative Gefühle, weil man glaubt, mehr über Beiträge eingezahlt zu haben als man Nutzen daraus gezogen hat. Theoretisch müsste das auch je nach versichertem Risiko bei vielen Versicherten so stimmen und das wäre ganz normal, denn das ist einfache Versicherungsmathematik. Tritt ein Schadensfall nur selten ein, sind die Prämien niedrig und sie tun keinem weh. Tritt der Schadensfall häufig ein, wie bei Krankenversicherungen oder bei Rentenversicherungen, gleicht die Versicherung eher einer Bank als einer Versicherung. Jeder muss im Durchschnitt viel einzahlen, um die Schadenssumme auch bekommen zu können. Bei der Rentenversicherung können wir auf Grund der gegen 0 gehenden Verzinsung inzwischen relativ einfach berechnen: Anzahl der Jahre der Einzahlung zu Anzahl der Jahre der erwarteten Auszahlung (Lebenserwartung – Rentenalter). Zumindest früher gab es ja Verzinsung, die sich heute noch mit auswirkt, aber der Faktor wird immer kleiner. Man kann relativ leicht zumindest grössenordnungsmässig abschätzen, dass das System nicht funktionieren kann, ohne irgendwo zu stehlen (z.B. bei den jungen Beitragszahlern oder den Steuerzahlern , also wieder bei uns). Hat man seinen Ruhestand „wohl verdient“, wenn die Rente zu einem erheblichen Teil von Anderen, z.B. von den Kindern bezahlt werden muss? Müssen wir nicht eigentlich das Gegenteil annehmen, selbst wenn wir in unserem Leben viel gearbeitet haben?

Dreiecksbeziehungen führen dazu, dass die Beziehungen indirekt werden. Es ist ein Dritter dazwischengeschaltet. Das kann manchmal sinnvoll sein. In vielen kleinen Dingen und in vielen eigentlich persönlich zu lösenden Problemen, Spannungen, Fragen, Verträgen etc. ist der direkte Kontakt, die direkte Verhandlung viel einfacher, schneller, preiswerter und eben persönlicher. Dreiecksbeziehungen schaffen Distanz; Zweier-Beziehungen (Schädiger und Geschädigter, Schuldner und Darlehensgeber) erleichtern oft persönliche Beziehung. Manchmal ist ein Mediator sinnvoll. Öffentlichkeit ist eher schädlich. Wir Menschen sind nicht gerne gläsern. Aber Dreiecksbeziehungen brauchen Kontrolle und das ist bereits die erste Stufe zur Bürokratie und zum Glas.

Das Dreiecksverhältnis der Krankenversicherung (Beitragszahler – Krankenkasse – Patient) entfremdet uns sogar von unserem eigenen Körper. Wir unterstellen unser Verhältnis zum eigenen Körper den Regeln und Gesetzen, die die Versicherung von Krankheiten betreffen. Nicht wir selbst dürfen bestimmen, sondern der Staat und die Versicherung tun es. Das lässt sich auch nicht umgehen. Wie verträgt sich das mit unserem Freiheitsbedürfnis?

Das Leben ist ein Börsenspiel. Immer wenn ich mich auf Andere verlasse, erst Recht auf Dritte, wird das Leben derart kompliziert, dass es riskant wird. Jedes Sparen ist ein Glücksspiel. Liebe Versicherte, seien Sie sicher, dass Sie mehr und öfter als Sie glauben, ungesichert sind. Die meisten Versicherungen, insbesondere die Rentenversicherung funktionieren nach dem Schneeballsystem, das bekanntermassen nicht langfristig und nachhaltig funktioniert. Dass die Versicherungen in den letzten 70 Jahren (seit dem 2. Weltkrieg) funktionierten, ist wahrscheinlich Ausdruck des Nachkriegsaufschwungs, der ja sehr wahrscheinlich war und nicht besonderer Ausdruck von Erfolg entsprechender Verantwortlicher ist. Diese Jahre guter Funktion sind kein Beweis, dass dieses Modell auch in Zukunft so gut funktionieren muss. Hinweise sprechen eher deutlich dagegen.

Unsere Rentensysteme beginnen jeweils als Schneeballsysteme, sind zu optimistisch gerechnet und leiden später darunter, dass sie eigentlich zu Banken werden und solche sein müssen, von uns aber weiter als Versicherungen gedacht und gemanaged werden. Als Bank gedacht könnten wir ja statt dessen einfach auf unser eigenes Bankkonto genug vorausschauend einzahlen und dann hätten wir am Ende genug, falls wir clever genug sind, uns selbst einzuschränken. Man kann nur solange leben, wie man genug Geld oder Selbstversorgung hat. Andernfalls muss man Andere ausbeuten.

Gesundheitskasse! Was ist das? Für Gesundheit bräuchte es keine Kasse. Gesundheit, die wir haben, kostet und nichts, nur Gesundheit, die wir nicht haben, also Krankheit. Hier wird nur Schein aufgebaut. Lassen wir uns doch nichts vormachen!

Unsere Vorfahren und wir haben uns in unserer Gesellschaft viele Rechte erkämpft, die wir jetzt im Ernstfall zu bekommen erwarten. Im Ernstfall kämpfen nur jede Versicherung, jede Institution und jede staatliche Stelle darum, die Leistungen nicht erbringen zu müssen. Das Volk mutmasst, dass Viele diese Rechte ausnützen und deshalb werden jede Menge Beschränkungen eingebaut. Im Kampf um das Recht werden bei den Geschädigten oder Bedürftigen auch noch die letzten Kräfte verbraucht, die zur Besserung nötig wären. Unsere Rechte müssen wir nämlich als Steuer- und Beitragszahler selbst bezahlen, wollen oder können es aber nicht. Staaten und Versicherungen sind absolut sinnvoll, aber sie lösen unsere Probleme nur teilweise.

Wir benutzen unser Rechtssystem, unsere Justiz und unseren Staat heute, um unsere erkämpften Rechte gegenüber Anderen einzufordern. Woher nehmen wir das Recht dazu? Wer könnte uns das Recht dazu überhaupt geben?

Bei Regelungen und Gesetzen für Versicherungen für Kranke und Invalide wird oft, wenn der tatsächliche Arbeitsplatz nicht mehr vorhanden ist oder aus anderen Gründen die direkte Ableitung und Einschätzung nicht mehr möglich ist, auf den Konjunktiv gewechselt. Grundlage ist dann, was der Gutachter oder Jurist sich vorstellen kann, was der Betroffene noch arbeiten kann. Gutachter und Juristen haben eine reiche Fantasie, die mit dem gelebten Leben des Betroffenen oft wenig gemeinsam hat. Aber diese Fantasie wird jetzt als „objektiv“ angesehen, weil nicht vom Betroffenen selbst unterbreitet. Solch eine Grundlegung ist zwar gedanklich nachvollziehbar, aber wegen der Differenz von Theorie und Praxis an dieser Stelle ein Witz. Angebot ist, was der Geschädigte mit seinem Körper und Gefühl noch leisten kann. Das ist wenig. Früher war man grosszügig, heute geizig. Es gibt kein objektiv dafür. Im Versicherungswesen gilt offenbar sehr ausgeprägt die Gauss-Kurve, vielleicht nicht überall, aber an sehr viel mehr Stellen, als uns bewusst und lieb ist.

Wenn wir diese Arbeitsweise schon nicht vermeiden können, sollte uns wenigstens ihre hochgradige Unzulänglichkeit bewusst sein. Versicherung muss schon vom „Ist“ ausgehen, nicht vom „ich halte für denkbar“, auch wenn wir das Ist gar nicht objektiv bestimmen können. Sonst ist die Versicherung wertlos.

Wir schicken die Geschädigten und Bedürftigen damit in die Opposition zur Gesellschaft und dann müssen die Geschädigten um ihre Rechte kämpfen mit allen Mitteln. Z.B. arbeiten? Ich kann nicht und dann muss ich es Euch eben zeigen, dass ich es nicht kann, und zwar mit allen Mitteln.

Moderne Dreieckssysteme sind Systeme, die schwer zu schützen sind, weil keine Person körperlich mit ihr verbunden ist. Diese Systeme sind sehr anfällig für Betrug und Korruption, für Fehlbeurteilung (bewusst oder unbewusst), für Ausnutzung und vieles mehr. Politikerinnen und Politiker und Verbandspräsidentinnen und -präsidenten nutzen diese Möglichkeiten sehr gerne für sich. Nur nicht gegen unsere Interessen sanieren. Wenn aber doch sanieren, was würden wir denn als Kriterien anwenden, um hinterher zu beurteilen, dass es besser wurde? Wollen wir uns nach unseren Theorie- und Traumkriterien richten oder wollten wir erst einmal nach realistischen Kriterien suchen? Das sind Strukturen, die dem Beispiel von „divide et impera“ folgen. Sähe Zwiespalt zwischen Beitragszahler und Leistungsempfänger und Du kannst das System gut für Deine Eigeninteressen nutzen. Dabei sind Beitragszahler und Leistungsempfänger oft mehr oder weniger die gleichen Menschen. Warum sind wir Menschen nur so dumm?

Unsere modernen Dreieckssysteme sollen ermöglichen, dass jeder sorglos leben kann, wie er will. Das hatten Gott und/oder die Evolution und/oder das allgemeine Sein bei der Entwicklung menschlichen Lebens in einem allgemeinen evolutionären Gleichgewicht aber wohl gar nicht vor? Oder sie wollten sich eigentlich viel mehr Zeit lassen dabei, nämlich so viel, dass auch unser menschlicher Körper über genetische Zeiträume dazu in die Lage versetzt würde? Nach jetzigem Stand der Entwicklung haben Gott und/oder die Evolution und/oder das allgemeine Sein den Menschen eher in die direkte Beziehung zu Gott, der Natur, der Erde und dem Mitmenschen gesetzt. Die indirekte Beziehung entfremdet uns von der Realität! Das bedeutet Täuschung und Selbsttäuschung! Achtung!

Wir bürden den Drittinstitutionen Staat, Schule, Kindergarten, Justiz etc. immer mehr auf, zu viel auf, weil die Keimzelle der Familien mit der jeweiligen Frau und Mutter als Zentrum kaputt geht oder schon kaputt gegangen ist und die Kinder so kein menschliches Zuhause mehr erleben. Das „menschliche zuhause“ heute sind zwei Eltern, die die Kinder eigentlich nur als Last empfinden, jeder möglichst bald ihre Karriere ausserhalb der Familie im Auge haben und ein gedeihliches Miteinander in der Familie mit der Familie und dem Leben in der Familie als eigenem Wert überhaupt nicht mehr kennen. Bereits die Nachkriegsgeneration hat diesbezüglich schwer gesündigt. Junge Frauen heute kennen solche Familienkeimzentren gar nicht mehr. Frauen sind eigentlich das Zentrum der Menschheit (nicht nur der Familie), die Keimzelle, das Wertvollste auf dieser Erde, was wir haben. Weiss das denn niemand?

Die Rentenversicherung der zweiten Nachkriegsgeneration bezahlte die Rente der ersten Nachkriegsgeneration, denn die hatte nichts, auch keine Rente. Zahlenmässig war die erste Nachkriegsgeneration klein, die zweite gross. So war das kein Problem. Die dritte Nachkriegsgeneration bezahlt die Rente der zweiten. Zahlenmässig ist aber die dritte kleiner als die zweite Nachkriegsgeneration. So zahlen nachfolgende Generationen nachträglich noch für den Krieg mit. Auch eine Dreiecksbeziehung (via Rentenversicherung) kann die Realität nicht ändern, dass die Kinder für die Eltern aufkommen müssen, unter allen Umständen, auch den ungünstigen. Daran ändert auch eine Versicherung nichts!

Die Dreiecksbeziehung von Täter – Opfer – Richter ist ein grosser Irrtum der gebildeten Menschheit. Unabhängige, objektive Justiz ist eine Idee, keine Realität. Die Weinstein-Prozesse oder das Trump-Enthebungsverfahren und viele andere Verfahren haben uns das wieder gezeigt. Der Täter hat das Opfer in eine Beziehung zu sich gesetzt, hat ihm auf irgendeine Weise etwas genommen (und sei es das Leben oder ein Stück vom Leben). Ein angemessener Ausgleich kann nur zwischen den Beiden erfolgen, vielleicht im Beisein eines Dritten, aber der Ausgleich kann nicht von diesem Dritten oder gar einem Vierten (z.B. dem Steuerzahler) erbracht werden. Von Menschen verhängte Strafen sind kaum ein Zeichen von Gerechtigkeit, sondern eher von Rache (die wir "Gerechtigkeit" nennen). Letztlich geht es auch nicht um Strafe, sondern um Wiedergutmachung kombiniert mit Rache. Das duale System ist menschlich angemessener als das Dreieckssystem. Dann tritt auch das Opfer wieder in den Mittelpunkt, nicht der Täter (oder beide in angemessenem Verhältnis). Andere Regelungen sind vielleicht bei Mord sinnvoll, wo es das Opfer ja nicht mehr lebend auf der Erde gibt?

Theoretisch ist das soziale Netz gestrickt, um damit Notleidende aus der Not zu holen. Tatsächlich aber wird jeder, der ins soziale Netz fällt, als Schmarotzer empfunden und jeder hat panische Angst, ins soziale Netz zu fallen, denn dann ist man Schmarotzer und bar jeder Rechte. Männer trifft das noch schlimmer als Frauen. Sie haben bewiesen, dass sie auf jeder Ebene des Lebens Versager sind. Wenn sich aber alle vor dem Sozialamt fürchten, dann ist es unsozial. Wie kam es dahin? Lässt sich das ändern?

Dreiecksysteme gaukeln uns vor, mehr zu leisten als wir einbringen. Sicherung!? Real kosten diese Systeme uns mehr als sie bringen. Das ist eine einfache Rechnung. Die Sicherung aber ist sehr unsicher, je nach Bedingungen. Sind die Bedingungen gut (und wir bräuchten gar keine Sicherung), dann wirken die Sicherungssysteme gut. Sind die Bedingungen ungünstig und wir brauchen die Sicherung dringend, dann wird die Sicherung und das ganze System extrem unsicher. Politiker nutzen Dreiecksysteme gerne, um uns zu belügen, vor allem die Politiker, die sich progressiv nennen, egoistisch eben. Aber egoistisch sind die anderen auch.

Dreiecksverhältnisse – die eierlegende Wollmilchsau? Sie können kaum dauerhaft funktionieren.

Dreiecksverhältnisse machen langfristig Dumme noch dümmer und kränker, Faule noch fauler, Arme noch ärmer.

Das Dreiecksverhältnis und als Spezialität der Vertrag sind ähnlich genial wie die Entwicklung der Hand in der Biologie. Der Vertrag schafft Erfolg auf Kosten der Menschlichkeit.

Geht Krankenversicherung überhaupt? Nach unserem Empfinden rechtfertigt doch eigenes Leiden jeden Wunsch an die Krankenkasse. Da werden wir völlig kritiklos gegen uns selbst. Wir sind Opfer von Krankheit. Aber wenn die Kosten steigen, dann ist das auch falsch. Ja, was denn nun?

Versicherung für Burn out, für Übergewicht, für Folgen von Suchtmitteln und viele weitere sollten wir besser Dummheitsversicherung nennen und nicht Krankenversicherung, noch weniger Gesundheitskasse. Der Name ist einfach nur Selbstbetrug.

Bürokratie entsteht durch Dreiecksstrukturen. Meiden wir Dreiecksstrukturen. Dann können wir auch Bürokratie reduzieren. Dann wird sie unnötig. Daran hängt eine ganze Menge.

Mit Versicherungen und dem Staat unterstützen die Sparsamen und Willigen und Einsichtigen die Unwilligen, die Verschwender, die Uneinsichtigen. Den Nutzen haben vor allem die Un-s. Die Kosten haben die Einsichtigen. Das System krankt schon an der Konstruktion. Sparregeln schaden den Willigen wie den Unwilligen, nicht nur den Verschwendern.

Zählen können wir bis unendlich, bis ans Ende des Lebens und Maschinen kommen noch weiter. Denken aber können wir nicht einmal bis „3“. Da betrügen wir uns mit den Dreieckssystemen schon beträchtlich selbst. Eigentlich sind wir von der Evolution auf „Du“ und „ich“ programmiert.

Sobald wir es mit einem Es zu tun bekommen, mit dem Sozialamt, mit Versicherungen, mit dem Staat, werden wir zu Räubern, denn ein Es können wir ausbeuten, ja verbrauchen, ohne unmenschlich zu sein. Weil aber auf der anderen Seite der Dreiecksstruktur wieder Menschen sind und in der Gesamtheit der Menschen sogar wir selbst mit, offenbaren wir nur unsere eigene Dummheit und Arroganz.

Ärzte behandeln einen Patienten und es wird immer schwieriger. Dann gibt es vielleicht ein Medikament, das Besserung verspricht oder auch eine Reha. Also wird bei der Krankenkasse ein Antrag auf Kostenübernahme oder ein Kostengutsprachegesuch gestellt. Dort entscheidet dann jemand nach Übereinstimmung allgemeiner Richtlinien mit den gelieferten Informationen, die noch dazu oft unter Zeitdruck und innerlicher Abwehr (weil sinnlose Bürokratie) geschrieben sind. Oft an Hand gewisser Zahlen wird dann am grünen Tisch ohne Patienten-Kontakt eine Entscheidung gefällt. Da soll einen dem Einzelfall angemessene Entscheidung herauskommen? Ist diese Erwartung nicht vermessen? Wie hoch mag die Wahrscheinlichkeit sein, dass das funktioniert? Aber warum organisieren wir dann unsere Dreieckssysteme so?

Dreiecksstrukturen führen zu einer „Ich bin nicht zuständig-Kultur“. Die, die es sind, sind es qua Amtes, aber nicht persönlich.

Wir Menschen sind auf Du und ich angelegt. Dreiecksstrukturen erhöhen zumindest meistens die Bürokratie und die Kosten. Der Effekt ist wie im Kinderzimmer. Die beiden Kontrahenten müssen lernen, miteinander zu leben, ohne dauernd bei den Eltern zu petzen, um deren Gunst zu buhlen, dritte Hilfe zu erbitten oder gar zu fordern im Kampf gegen den Anderen. Wir Erwachsenen sind wie die Kinder, in diesem Falle Frauen und Männer gleichermassen. Die Forderung von Gerechtigkeit und von Gleichheit ist nur die neidische Forderung „Ich will auch!“ Die Gerichte, die Polizei, die Medien etc. sind nur der Ersatz für die Eltern bei denen wir petzen und Hilfe holen können.

Ohne nachzudenken geben wir uns den Dreiecksbeziehungen hin, vor allem denen mit einem Nichtmenschen als Dritten. Sie versprechen schnellen Gewinn und Profit, Sicherheit, Effektivität, Gutes. Die Kosten und Nebenwirkungen kommen später und dann kommt das Wehklagen. Nach dem Hochplateau der Gausskurve werden die Dreieckssysteme zum Nachteil, werden kostenintensiv und interessanterweise auch nebenwirkungsintensiver. Auf dem Hochplateau ist die Effektivität am höchsten, aber wir müssen immer weiter, noch dazu schnell, schnell, schnell. Bloss nicht nachdenken und erst recht nicht vorausdenken. Es sieht so aus, als wäre die Beobachtung auch hier wirksam: Eine Substanz ist in geringster Dosis unbedeutend, kommt beim Steigern der Dosis in einen Bereich, wo manches sogar als Hilfsmittel, als Lebenselixier, ja als Medikament wirksam ist, aber bei weiterer Dosissteigerung wird die Substanz zum Gift, zumindest für uns Menschen, wenn wir mehr Pech haben, dann sogar für unsere Umwelt.

Unsere Bequemlichkeit, Egoismus, Neid und Gier schüren und pflegen unseren Selbstbetrug. Dreiecksstrukturen helfen uns da sehr, das Offensichtliche zu verstecken und zu verwischen.

Die zweite oder zusätzlich gewonnene Lebenshälfte wie vieles Andere auch, verursacht uns eine Menge Kosten. Warum sind diese Kosten eine Beleidigung für uns und wir versuchen sie auf Andere abzuschieben, wo es geht? Andere Herausforderungen nehmen wir doch auch gerne an und zahlen gerne. Was beeinflusst unsere Auswahl?

Die Rentenversicherung braucht mehr Gewinn, höhere Zinssätze, um dem Verbrauch gewachsen zu sein. Da reichen Zinsen allein nicht mehr. Aktien in Form der Aktienrente versprechen durch die Kursgewinne mehr Gewinn. Können Sie sich vorstellen, dass diese Form der Rente Nachteile haben könnte und Risiken in ihr versteckt sein könnten?

Echte Sicherheit gibt es nicht. Nichts ist so sicher, wie unser Tod. Also nehmen wir den Staat, die Versicherungen etc. Am Anfang sieht es so aus, als funktionierten sie bestens. Sie funktionieren wie ein Schneeballsystem. Alles wächst. Dann kommt die Plateauphase, wo alles gut aufeinander eingespielt ist. Perfekt. Dann kommt die Phase, wo das für uns langweilig oder gefühlt zu wenig effektiv ist. Jetzt müssen wir das System verbessern. Und schon beginnt der langsame und manchmal auch sehr schnelle Niedergang des Systems. Die Gausskurve in irgendeiner abgewandelten Form (deshalb „verbeult“) hat uns wieder einmal überrumpelt. Wir haben nicht mitbekommen, als das System am besten funktionierte. Für das Echte, für die echte Sicherheit, gibt es keinen Ersatz, schon gar nicht, wenn wir zum Echten gar keinen eindeutigen Bezug haben. Noch schlimmer: Der Staat und die Versicherungen nehmen uns nun auch noch in die Pflicht.

Wir sind dermassen verwöhnt und halten das für die Normalität, die es immer wieder zu erreichen gilt. Noch dümmer und dekadenter geht es doch kaum, oder? Am schlimmsten ist ein grosser Teil der Jungen, die das von uns in der Kindheit so übernommen haben. Lassen wir sie. Sie werden ihren Unsinn, für den wir Alten erheblich mitverantwortlich sind, später selbst bezahlen.

Wenn ich von Dir etwas haben möchte, muss ich Dir einen Anreiz schaffen, eine Belohnung dafür, dass Du mir etwas gibst. Die Erfindung von Dreiecksstrukturen war eine geniale menschliche Idee. Ich musste irgendwie den Dritten dazu bringen, Dir den Anreiz zu schaffen, mir etwas zu geben. Wenn wir Menschen aber eine Drittstruktur schaffen (Staat, Versicherung etc.), in der alle vertreten sind, dann entsteht wieder ein Verhältnis wie zwischen mir und Dir, denn der Dritte braucht wieder einen gleichen Anreiz, Dir den Anreiz zu schaffen, mir etwas zu geben. Nach dem Energieerhaltungssatz nimmt die Effizienz durch das Mehr an Strukturen sogar noch ab.
Ich fürchte, ein Grund wird sein, dass 1/1 sich genauso auswirkt wie viele/viele. Jetzt müssen viele für viele arbeiten und schaffen und zugleich wollen viele wie viele geniessen, in Wohlstand schwelgen. Ja, was nun, arbeiten oder schwelgen? Beides zugleich geht ja nicht. Im Prinzip rechte Tasche – linke Tasche.

1/1 war Jahrmillionen unsere Entwicklungsphase. Was wir geniessen wollten, mussten wir selbst schaffen oder von der Natur, unserer Umwelt geschenkt bekommen. Da waren wir noch Tier. Später kam die Phase, als wir in der Gruppe, später in der Sippe, dann im Stamm und im Volk für- und gegeneinander Dinge schaffen und geniessen konnten. Es entwickelte sich offenbar bereits sehr früh eine Mentalität, die dazu führte, dass die Schwächeren mehr arbeiten, also mehr schaffen mussten, während die Stärkeren mehr geniessen konnten. Natürlich war das ungerecht, aber es hat zur Entwicklung der Menschheit über 150000 Jahre geführt. Das war gestern. Wir machen jetzt alles neu. Wir sind alle gleich(berechtigt). Wir haben so unsere Mühe damit und es gibt wahrscheinlich gute Gründe, warum uns das immer wieder nicht gelingt. Immer wieder brechen da Menschen, überwiegend Männer und neuerdings auch Möchte-gern-Männer, aus. Und selbst da, wo es geschafft wird, bricht nicht der Wohlstand und Himmel aus, sondern darben die Menschen, ärgern sich, wollen sie weg (Kuba, sozialistische Staaten, Kommunismus, Kibuzzim nach der Optimum-Phase, …). Warum?

Alle/Alle ist wie 1/1! Ob ich alleine für mich sorge oder alle für alle, kommt im Wesentlichen auf das Gleiche heraus. Der Aufwand ist gleich, allenfalls die Verteilung anders und da ist es doch besser, wenn der oder die Andere mehr tut als ich, denn ich will ja einen Nutzen, einen Gewinn haben. Gewonnen ist am Ende nichts. Nur die Ungleichheiten machen den Unterschied und bei 1 gibt es keinen Unterschied. Bei Alle kommt es auf die Unterschiede an. Viele/Viele = 1/1. Da kommt es auf die Überschneidung beider Schnittmengen und deren Unterschiede an. Wenn eine Dreiecksstruktur alle umfasst, dann ist sie häufig wenig mehr wert, als keine Struktur. Eine Versicherung wird dann beispielsweise zur Bank. Wenn ich nicht genug für meine Rente sparen kann und es geht uns Allen so, dann wird auch eine gemeinsame Dreiecksstruktur, in der alle sind, nicht effektiver.

Da haben wir aktive Menschen, die Unternehmen gründen und aufbauen. Natürlich kann etwas schief gehen oder man hat Pech oder wird krank oder die Geschäftsidee funktioniert nicht. Also wird der Unternehmer zahlungsunfähig. Damit er nun nicht noch viele Verpflichtungen zusätzlich hat und der Schuldenberg anwächst, hat man die GmbH geschaffen. Nun ist der Unternehmer besser geschützt. Er muss nicht mehr so viele Risiken tragen. Sind diese Risiken deshalb weg? Nein, das sind sie nicht. Jetzt tragen nur eben die Lieferanten des Unternehmers die Risiken oder einen Teil der Risiken, denn wenn er zahlungsunfähig ist, bekommen sie kein Geld mehr für ihre bereits an ihn erbrachten Leistungen. So mancher Kleinunternehmer ist schon nur deshalb pleite oder mit pleite gegangen, weil ein Anderer zahlungsunfähig war. Das muss nicht einmal bedeuten, dass der eigene Betrieb nicht gut und fähig war. Leider bedeuten viele gesetzliche Regelungen nicht ein Aufheben des Risikos, sondern nur ein Verlagern des Risikos. Die liebste Zielgruppe sind die eigenen Kinder des Volkes, die die Schulden des Staates schultern müssen, ohne selbst überhaupt nur am Geschehen beteiligt gewesen zu sein.

Wir glauben, dass wir durch eine Schuldenbremse in unserer Verfassung unsere fehlende Selbstbeherrschung ersetzen könnten. Das gelingt schon nur wenigen für sich allein. Im Dreiecksverhältnis fällt uns selbst sogar eine Lösung ein, wie wir selbst die Schuldenbremse umgehen könnten, damit wir uns nicht selbst beherrschen müssen. Clever, was? Da suchen wir sogar um die Wette nach den besten Ideen.

Selbst das Verhältnis von Männer-Arbeit für Geld zu Frauen-Arbeit für Geld folgt einem Dreiecksverhältnis. Wenn Frauen mehr verdienen als Männer, müssen sie in Zukunft mehr arbeiten, wenn sie reicher werden wollen, denn dann ist das effektiver, als wenn der Mann arbeitet. 1. sind dann Kinder adé und damit die Zukunft der Menschheit, wenn das Alle so machen und 2. arbeiten die Frauen dann mehr als die Männer. War das im Feminismus nicht umgekehrt erwünscht?

Gewerkschaften entsprechen einem Dreieckssystem. Als Arbeitnehmer sind wir natürlich Ausgebeutete des Unternehmers, des Arbeitgebers. Der hat ja schliesslich mehr als wir. Meistens wird das stimmen, ob immer, ist schon wieder gar nicht sicher. So kämpfen wir Gewerkschaftler für unsere Rechte. Wenn die Produktivität unserer Arbeit steigt, wenn durch Rationalisierung Aufwand und Kosten sinken, dann ist das ein Erfolg des Unternehmers und er bekommt mehr Gewinn. Natürlich können wir durch Streik und andere Kämpfe mit Gesetzen und vor Gerichten uns einen Teil dieses Gewinnes als Lohn erkämpfen. Dann hat der Unternehmer weniger Gewinn, weniger Luxus, aber auch weniger Reserve für schlechte Zeiten. Das Ausfallrisiko steigt. Wenn aber unsere Wünsche, die wir dann zu Forderungen machen, die Produktivitätsgewinne übersteigen, dann würden wir unseren eigenen Arbeitgeber zum Aufgeben, womöglich in die Insolvenz treiben. Das sieht nicht unbedingt clever aus. Forderungen, wie eine Reduktion der Arbeitszeit, mehr Freizeit, weniger Soll, zusätzliche Rechte für Mama, später auch für Papa und Vieles mehr, wird der Arbeitgeber als Aufpreis an seine Kunden weitergeben müssen. Unsere Produktivität sinkt ja. Die Preise steigen. Solange wir Gewerkschafter keine seiner Produkte kaufen müssen, treffen die höheren Preise ja nur die Anderen. Das ist deren Pech. Aber wenn wir Produkte des eigenen Arbeitgebers kaufen wollen, müssen wir den höheren Preis bezahlen. Einen Teil unserer Lohnerhöhung oder mehr Rechte bezahlen wir damit selbst. Wenn das aber andere Gewerkschaften in gleicher Weise betreiben, dann passiert das Gleiche dort und wir müssen deren Produkte auch teurer bezahlen und die die von uns erarbeiteten Produkte unseres Arbeitgebers auch. Am Ende nähert sich das nur einem 0-Summenspiel. Die Dummen sind die, die nicht in Gewerkschaften organisiert sind und die diese Spirale nicht mit antreiben können. Die verlieren. Damit die aber nicht verlieren, machen wir einen Gesamtarbeitsvertrag für alle. Nun sind endlich alle gesichert. Die Folge ist leider, dass wir alle recht wenig Gewinn oder Marge haben, denn der Gewinn der Arbeitgeber ist die Differenz zwischen Energieerhaltungssatz und Gewinnstreben. Da wir das nun aber alle gleich machen, gehen die Gewinne am Ende gegen 0. Nur wenn eine Gewerkschaft anfängt und vorprescht und damit im Grunde gegen die anderen Gewerkschaften für mehr Rechte ihrer Mitglieder gegenüber ihrem Arbeitgeber kämpft und wenn der Arbeitgeber es auch noch schafft, die Mehrkosten an Kunden durch höhere Preise weiterzugeben, dann gelingt das für diese eine Gewerkschaft überhaupt.

Das Spielchen geht endlos. Damit wir überhaupt Gewinne machen können, brauchen die Arbeitgeber und wir Arbeitnehmer am liebsten auch, Subventionen aller Art vom Staat. Der sorgt jetzt endlich dafür, dass mehr Geld in unsere Taschen fliesst, in die der Arbeitgeber, aber bitte vor allem in unsere Taschen als Menschen, als arme Leute, als Ausgebeutete und Entrechtete, als Arbeitnehmer … Nur, wo nimmt der Staat das Geld her? Doch von uns, von den Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Wir bekommen also wieder unser Geld. Linke Tasche – rechte Tasche. Da ist es sogar ganz egal, ob wir in einer Demokratie oder in einer Diktatur leben. Das Gewinn- und Preisverhältnis ändern sich nicht relevant. Wir verursachen nur eine Runde nach der anderen von Preis- und Lohnsteigerungen, die langfristig Inflation bedeuten. Wir gewinnen nichts. Am Ende aber verlieren wir (wenn wir Glück haben, dann erst unsere Kinder oder Kindeskinder) plötzlich fast alles. Wie sagt das Sprichwort? „Nach uns die Sintflut“ Also Kinder? Ihr wisst, was Euch blüht.

Unsere Dreieckssysteme haben uns eine Menge Wohlstand ermöglicht, aber sie haben uns auch den Blick getrübt für die Realität. Über die Dreiecksmechanismen halten wir nun unsere Träume und Wünsche für einfach realisierbar, die gar nicht realisierbar sind, wie Überwindung der Armut, Gerechtigkeit, Gleichheit, Freiheit, Frieden, Gewinn ohne Verlust, Wissen uvm. Im dualen Verhältnis zwischen Dir und mir tritt die Realität gleich zu Tage: Entweder Du arbeitest und ich geniesse oder umgekehrt. Im Dreiecksverhältnis wünschen wir uns alles Denkbare, selbst, wenn wir Regierungsverantwortung tragen und Geld, um diese Wünsche zu bezahlen, denken wir uns einfach. Sie ahnen ...?




Werbung und Journalismus (12/2023)


Machen wir uns zunächst wieder ein paar Grundlagen klar:
Wir leben in einer Welt, auf einem Planeten, in einer Lebensgemeinschaft im Grossen wie im Kleinen. Wir sind nicht die Welt, wir sind nicht die Natur, wir sind nicht die Lebensgemeinschaft. Wir sind ein Teil von ihr.

Wir nehmen uns und unsere Umgebung wahr mit unseren Sinnen. Frauen sind in ihrer sinnlichen Wahrnehmung meist intensiver als Männer. Männer nehmen weniger wahr. Das hat für beide Geschlechter jeweils Vor- und Nachteile. Aber es bedingt, dass wir nicht unser Selbst und auch nicht unsere Umwelt wahrnehmen und die Informationen in unserem Hirn abspeichern, wie sie tatsächlich sind, sondern nur, wie wir sie als Bild, als Datenpaket wahrnehmen und zu speichern und zu verarbeiten vermögen. Verarbeiten in unserem Hirn können wir nicht die Realität ausserhalb von uns, nicht einmal die Realität innerhalb von uns. Das, was wir in unserem eigenen Körper fühlen, erfährt unsere Interpretation. Mit der leben wir und die kann völlig falsch sein. Das ist vor allem für Frauen und ihr Verständnis ihres Körpergefühles, ihres Bauchgefühles wichtig.

Wenn wir also von dieser meiner Idee ausgehen, dann gibt es wohl Fakten und Tatsachen, eine Realität von toter Materie und einer Lebensgemeinschaft, zu der ich sogar gehöre, aber was ich Ihnen mitteilen kann, sind nur Deutungen meines Abbildes der Realität. Näher an die Realität komme ich gar nicht. Nicht einmal mein Bild kann ich Ihnen mitteilen, denn das ist in meinen Hirnstrukuren auf irgendeine Weise gespeichert und auch Sie können mir Ihr Bild nicht mitteilen, denn es ist in Ihrem Hirn gespeichert. Bis zu unseren mitgeteilten Daten und Informationen sind also schon einmal zwei Transformationsvorgänge nötig und passiert, die meine und Ihre und unser Aller Informationen und Daten relativieren. Da es zwei Transformationsprozesse bei mir und ja sicher auch so bei Ihnen sind, sind es schon vier solcher Prozesse im Informationsaustausch zwischen uns Beiden. Ob das ein Naturgesetz ist, kann ich nicht sagen, weil ich es nicht überprüfen kann, aber ich fürchte, es ist eine sehr weit verbreitete Regel. Wahrscheinlich können wir sie auch nicht austricksen, auch nicht mit wissenschaftlichen oder technischen Raffinessen.

Dann kommen unter Umständen noch verschiedene Sprachen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen dazu, die übersetzt werden müssen. Eine 1:1-Übersetzung gibt es nicht. Deswegen kann ja ein technischer Apparat nicht einfach Texte aus einer Sprache in eine andere übersetzen. Die Mehrdeutigkeit menschlicher Sprache und sprachabhängiger Denkweise bedingt einen weiteren Informationsverlust oder Deutungsverlust zwischen uns Individuen. Das alles beeinflusst den Informationsfluss über soziale Medien, aber in gleicher Weise über Zeitungen und Film etc. Unsere verschiedenen Weltbilder und damit Religionen beeinflussen unser Verständnis von Sprache und damit Information.

Dann kommt noch der Wunsch nach Digitalisierung dazu. Bei der Digitalisierung geht eine Menge Information verloren. Vereinfacht merkten wir das schon in der Bürokratie. Welches Formblatt für irgendwelche Anträge spiegelt unsere Wirklichkeit, unser Leben so wieder, wie es tatsächlich ist? Das können die Erfinder oder Organisatoren der Bürokratie gar nicht können. Dafür gibt es Gründe.
Wie können wir erwarten, dass Journalismus, dass schon einfache Kommunikation, dass Integration von Einwanderern so einfach klappt? Ist es nicht eher ein Wunder, dass wir überhaupt etwas voneinander verstehen?

Eine Zeitung, ein Medium, ein Absender, ein Journalist, der glaubt, uns Fakten, Tatsachen oder Wahrheiten mitzuteilen, …? Natürlich haben wir seit unserem Trotzalter im 2. bis 3. Lebensjahr alle Recht, egal, welcher Ansicht wir sind. Deshalb gehen wir ja davon aus, dass wir die Tatsachen mitteilen, dass wir die Wahrheit sagen, eben, dass wir wissen und Recht haben. Und so hauen wir uns gegenseitig unsere Tatsachen und Wahrheiten um die Ohren bis es Diskussionen, Streit und endlich Krieg gibt. Könnten wir das ändern? Könnten wir aussteigen?

Die „Fakten“ und „Tatsachen“ kann nur ein rechthaberischer Journalist schreiben, wobei wir nun ja auch eine ganze Menge Journalistinnen haben, die in die gleiche Falle wie wir Männer gegangen sind. Jetzt schreiben und hauen uns die Journalistinnen ihre Fakten und Tatsachen auch noch um die Ohren. Soso. Müssten wir in den Zeitungen nicht Rubriken lesen wie „Unsere Informationen“ (mehr oder weniger genau überprüft, aber am Ende nicht die Realität), „unsere Ansichten“. Der Text, der dann käme, wäre vermutlich der gleiche, den wir auch jetzt lesen, aber wir Leser würden uns unserer Relativität und der unserer interindividuellen Informationsströme gleich welcher Art stärker bewusst. Danach käme dann in den Zeitungen die Rubrik „Meinungen (was ja bedeutet: fertige Urteile, von denen wir oft annehmen müssen, dass sie eher Vorurteile sind als Urteile) und Diskussion“.

Natürlich ist jeder Journalist frei, seine Meinung zu schreiben. Die wollen wir aber gar nicht lesen oder hören. Wir wollen Fakten. NZZ und Nebelspalter wurden 2020 gekapert, von reichen Männern, die ihre Ansicht nicht ausreichend in der Medienwelt vertreten sahen. Nun wollen sie die Öffentlichkeit richtig informieren. Sie schreiben also, was sie für richtig halten. Was wirklich richtig ist, können wir meist gar nicht überprüfen. Was wir also lesen und hören wollen, kann uns der Journalist meist gar nicht liefern und das, was wir zu hören oder zu lesen bekommen, wollen wir gar nicht haben. Pech für beide Seiten. Meinung und Fakten. Wir verwechseln beide, bewusst und unbewusst, aber meist ohne wahrzunehmen, dass wir sie verwechseln, sowohl als Journalist wie auch als Leser.

Schnelle Information wie auf Twitter (X) und anderen sozialen Medien, aber genauso in den täglichen Nachrichtensendungen und in den Zeitungen heisst ungesicherte Information. Überprüfen kostet Zeit und noch mehr. Aber die Information soll ja schnell raus. Die Journalisten wollen zeitnah informieren und wir wollen zeitnah informiert werden. Anders geht es kaum. Bestenfalls bekommen wir einen Kompromiss zwischen beiden Wünschen hin. Wer uns mehr verspricht, dürfte es wohl schwer haben, sein Versprechen zu halten, erst Recht, wenn er noch den realistischen finanziellen Grenzen ausgesetzt ist (also ohne Subventionen, Vergünstigungen und andere Tricks arbeiten muss).

Wir sind gut und die Anderen sind böse. Das schlägt natürlich auch auf Information durch. Es ist viel leichter, Nachrichten zu bringen, wo etwas bei den Anderen falsch läuft oder wo Andere schlecht wegkommen. Das läuft schon rein intuitiv so und wenn wir intuitiv handeln, dann fühlen wir uns authentisch und richtig. Dann haben wir Recht, beide Geschlechter. Umgekehrt zu handeln, ist wahnsinnig schwer. Dann fühlen wir uns nicht authentisch, nicht integer, nicht richtig und unser Verstand reicht auch nicht, das umzukehren.

Kommunikationsprozesse zu stören, ist einfach, gute Kommunikation und Journalismus aufzubauen, ist Herkulesarbeit. Wenn uns die Begrenzungen einschränken und den Erfolg verwehren, dann ist das nicht sicher Zeichen meines persönlichen Unvermögens, meiner eigenen Fehler, sondern einfach meinem Menschsein geschuldet. Ich lebe und arbeite unter Bedingungen, auch unter eigenen Fähigkeiten und Unzulänglichkeiten, die ich als Mensch gar nicht ändern kann. Das kann man bei mir und ich bei Anderen eigentlich auch nicht als Schuld ansehen, vor Gericht einklagen, per Gesetz verhindern oder nach der Tat entsprechend bestrafen. Ich bin Mensch und Sie sind Mensch. Auch im Journalismus brauchen wir Fehlertoleranz und zuerst wollen wir uns selbst in dieser Toleranz üben, statt sie von Anderen zu fordern.

Eine häufig benutzte Form der Informationsaufnahme und -Wiedergabe in den Medien ist das Interview. Glauben Sie keiner Selbstdarstellung eines Menschen, natürlich auch nicht in einer Autobiographie. Sie/er kann sich nur selbst beschreiben, wie sie/er sich sieht, ihr/sein Bild von sich selbst, aber nicht wie sie/er ist. Das folgt aus den oben genannten menschlichen Eigenschaften. Dieses Bild wechselt auch noch je nach den inneren und äusseren Umständen. Von aussen gesehen ergibt diese Person auch noch einmal ein ganz anderes Bild. Wenn wir mit dieser Person leben oder arbeiten, verändert sich das Bild noch. Wir sind nicht statisch. Wir verändern uns, passen uns an oder leisten Widerstand. Sollten Sie in einer HR-Abteilung oder Personalabteilung arbeiten, dann beneide ich Sie nicht um Ihren Job. Eine hohe Fehlerquote bei Ihren Beurteilungen ist fast selbstverständlich. Wie KI das besser machen soll, als Sie selbst es schon tun, ist ein Geheimnis der entsprechenden Befürworter, das ich noch nicht verstanden habe. Bleiben Sie mutig, Ihre Ansicht zu sagen und zu vertreten, aber eben nicht als Urteil oder Beurteilung, sondern als Ihre Ansicht. Das sollte so auch in den Personalakten stehen.

Die NZZ-Redaktion schrieb mir, dass sie bei einem sehr fragwürdigen Interview mit einem ehemaligen Hightech-Chef hoffte, dass die Leser sich kritisch selbst ein Urteil bilden könnten. Ja, das hoffen wir in solchen Fällen. Wir informieren uns ja über die Zeitung. Sie ist unser hoffentlich verlässlichster Informant. Uns wird das aber so als Wahrheit präsentiert. Nein, da müssen die Redakteure schon eine Bewertung dazu schreiben und damit nehmen sie Stellung ein und sind parteiisch. Es geht nicht anders. Das dürfen wir uns nicht gegenseitig um die Ohren hauen. Wir können zu realitätsnahen Einschätzungen wahrscheinlich nur kommen, wenn wir eben unsere Ansicht vertreten, aber die anderen Ansichten auch hören und urteilsfrei tolerieren. Das schaffe ich nicht. Ich werde zumindest von einigen Anderen als intolerant empfunden.

Erst redeten und schrieben nur wir Männer eine Menge dummes Zeug. Das war wenigstens nur die Hälfte der Menschheit. Jetzt sind es doppelt so viele, die Frauen auch noch. Und sie sind viel kommunikativer, wissen es noch besser als wir Männer schon. Die Folge ist, dass wir uns noch mehr überfordern als vorher schon, die Frauen sich selbst untereinander am meisten. Alle durcheinander.
Die Frauen merken gar nicht, dass sie mit all ihrer Mitteilsamkeit in Medizin, Journalismus, Kunst und Kultur und im täglichen Leben die Fülle der Überfüllung nur immer weiter vergrössern und dass sie uns alle und selbst sich alle damit nur überfordern. Aber jede will gehört werden und meint, ein Recht darauf zu haben, gehört zu werden. Wenn es nach mir ginge, hätten auch alle Frauen das Recht. Aber die Realität geht offenbar nicht nach den Wünschen der Frauen oder meinen Wünschen. Dummerweise hat die Evolution uns als Menschheit und als Menschen engere Grenzen gesetzt, als die Frauen sich erträumen. Die Schuld uns Männern in die Schuhe zu schieben und das Recht einfach von uns zu fordern, geht womöglich an der Realität vorbei? Auch wir Männer sind nicht die Chefs oder die Berater der Evolution bzw. Natur.

Auch wir Menschen sind offenbar wie eine nukleare Masse, die bei Überschreitung einer kritischen Masse explodiert, bei uns wohl eher nicht wegen der Radioaktivität und auch nicht unbedingt wegen der Anzahl von uns Menschen (das vielleicht manchmal auch), aber die Folgen und Auswirkungen der grossen Anzahl oder Dichte von Menschen führen bei den meisten von uns zu Stress, der schliesslich zu unserer Explosion führt.

Wenn jemand selbstkritisch schreibt, dann hören und sehen Sie hin. Er wird es wahrscheinlich nicht aus Eigenantrieb tun. Kritisch über Andere schreiben tun Alle. Vieles stimmt zwar gar nicht, aber es ist so gemeint.

Üben Sie mal, eine Information aus den analogen oder digitalen Medien erst eine Woche lang zu hinterfragen, bevor Sie sich ein Vorurteil bilden und das auch Anderen auf irgend einem Wege kundtun.

Möglichst unabhängige Information gehört zu einer funktionsfähigen Demokratie. Unabhängiger Journalismus ist aber keine Garantie dafür, dass Demokratie auch gelingt. In vielen Fällen sind wir gar nicht in der Lage, zu erkennen, was richtig und was falsch ist, was der Realität näher ist und was ferner. Wir leben und entscheiden auf sehr vielen Vorurteilen und es geht auch gar nicht anders. Wollten wir uns bei Allem erst ein wohl überprüftes Urteil erarbeiten, kämen wir zu nichts.

Heute leben wir in der Geschichte und ärgern uns viel. Später verklären wir die gleiche Geschichte. Angemessene Geschichtsaufarbeitung? Wahrscheinlich unmöglich. Bei uns selbst merken wir das nicht. Bei Anderen prangern wir das als schlecht, als Unvermögen, als Versäumnis an. Medien leben davon. Wir müssten ja auch erst einmal die Frage stellen, was Geschichtsaufarbeitung überhaupt bedeutet. Ist es nur Informationen sammeln oder auch veröffentlichen, über Andere oder auch uns selbst? Ist es nur Andere anprangern? Gehören Wiedergutmachung, Strafe, Aushalten und Tolerieren dazu? Reicht eine theoretische Beschäftigung damit? Wie kann es zu Vergebung kommen?

Werbung versucht, mit der Darstellung schönster Assoziationen die besten Gefühle zu erzeugen und damit die beste Kauflaune zu schaffen und die fehlenden Qualitäten zu verstecken. Sie versucht zusätzlich, für den einzelnen Kunden fehlende Anreize durch positive zu ersetzen, um den Erfolg des Egoismus (Profit) zu maximieren. Natürlich müssen Produzenten, Verkäufer, Werber und Berater die besten Ideen haben, um Glücksgefühle zu erzeugen (für Männer geht das am besten mit schönen Frauen und Sex, für Frauen geht das am Besten mit allem, was für den Körper und Bauch gut ist und entweder ein gutes Gefühl schafft oder den Körper bei Männern zur Geltung bringt). Die Werber und Produzenten müssen die erzeugten guten Gefühle mit ihren Produkten verbinden, um ihren Egoismus (Profit) maximal befriedigen zu können. Das ist ganz „normal“ so. Und jeder Berater berät diese Berufsgruppen, dass diese die Erzeugung bester Gefühle authentisch herüberbringen müssen. Das heisst doch: In der Zielgruppe alle Zweifel ausräumen. Das geht natürlich nur, wenn die besten Mittel zur Anwendung kommen (Frauen und ihr Bauch und ihr Körper, Sex, Psychologie). Heisst nicht „Zweifel ausräumen“ „neue Täuschungen“ lehren? Wenn jemand kommt und Ihren Verstand durch gute Gefühle auszuschalten versucht, dann fliehen Sie so schnell und so weit Sie können. Es ist doch klar, was er oder sie will oder ist das nicht klar?

Die Folge aber ist, dass wir als mögliche Kunden wieder eine Menge „positives“ bekommen, um Egoismus (also etwas negativ empfundenes) und mangelnde Qualität (auch ein Mangel) zu verdecken. Das aber ist gesteigerter Widerspruch, grössere Differenz zwischen Sein und Schein, also genau nicht „authentisch“ sein. „Authentisch“ wirkt, wer am besten und am unauffälligsten lügen kann, so dass die potentiellen Kunden es nicht merken, sondern glauben. Damit sind der Produzent und Verkäufer aber genau nicht „authentisch“, sondern sie spielen es nur gekonnt vor. Wir als Kunden sind die Betrogenen. Da wir aber das Positive lieben und das Minus verabscheuen, könnte man sogar sagen „Wir Kunden wollen betrogen werden.“, denn wir konditionieren die Produzenten und Händler auf diese Fährte. Damit haben sie bei uns Erfolg. Und wenn wir entsprechende Berufe lernen und solche Arbeitsplätze annehmen, dann wenden wir die gleiche Technik an. Das Prinzip ähnelt der Geiselnahme und Lösegeldzahlung. Je eher und höher wir Lösegeld zahlen, desto höher die Wahrscheinlichkeit auf Wiederholung und Nachahmung.

Natürlich gibt es schlaue Menschen, die diesen Mechanismus verstanden und durchschaut haben. Also muss man Journalisten losschicken, die die Makel an der Ware (die Politik funktioniert nach dem gleichen Muster) herausfinden. Das „Positive“, das, was gute Gefühle erzeugt, muss meistens nicht gesucht werden. Damit überhäufen uns die Werber und Verkäufer (und Politiker) ja selbst. Die Journalisten müssen die Leichen im Keller suchen, die Mängel, den Betrug, die Mafiastrukturen, die Fehler etc. und öffentlich machen. Denn diese wurden ja bisher nach Möglichkeit versteckt. Journalisten (also solche, die wirklich wichtige Dinge zu Tage fördern, nicht die Erzähler belangloser Dinge) sind daher Feind des Egoismus Derjenigen, die uns in Form von Werbung gleich welcher Art ein X für ein U vormachen wollen und jetzt die Ausgeschnüffelten sind. Solche Journalisten machen sich automatisch zu Gegnern derjenigen, die Eigeninteressen verfolgen. Klar, dass jeder dieser Menschen Journalisten behindern, mundtot oder am besten richtig tot machen muss und will. Am ungefährlichsten ist ein toter Journalist. Und es wird auch verständlich, warum Journalisten oder Medien entweder das bringen, was die Eigentümer wollen oder aber sie bringen „negatives“. Denn das „Negative“, die Mängel veröffentlicht kein Produzent und kein Politiker selbst. Sie würden sich ja selbst schaden. Das Positive aber bekommen wir überall angeboten. Dazu braucht es keines Journalisten. Also brauchen wir das von Journalisten auch gar nicht zu erwarten. Und warum Journalisten so gefährlich leben und schnell mal unter der Erde landen, ist damit auch klar. Es wäre unverständlich, wenn es nicht so wäre. Das können Sie nicht einmal durch Gesetze und harte Strafen ändern. Damit würden Sie nur Gefängnisse füllen.

Die Idee von „Readers digest“ war nobel, vor allem Gutes zu bringen und zu veröffentlichen. Die Realität sieht anders aus. Journalismus ist dazu da, unser heimliches Minus an den Tag zu bringen und das ist nicht beliebt unter den Betroffenen. Meines Wissens gibt es Readers digest deshalb gar nicht mehr.

Die Funktion von Medien ist eine sehr gefährliche. Es ist schon schwer, sich über sich selbst klar zu werden. Das dauert lebenslang. Sich mit einem zweiten anzufreunden und mit ihm Leben, Ansichten, Vorurteile zu teilen und dabei realitätsnah, also wahrheitsgetreu, zu bleiben, ist schon verdammt schwer. Aber über Dritte schreiben und bei der Realität und Wahrheit zu bleiben, ist noch viel schwerer. Wieder eine Dreiecksstruktur. Wie so vieles im Leben, wir brauchen es, aber vernünftig Medien zu betreiben, ist ein Kunststück, dass nur wenigen mit einem glücklichen Händchen gelingen kann. Schon strukturell ist klar, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass das nicht gelingt. Eine alte Weisheit sagt: Rede nie über Dritte! Beherzigen Sie mal diese Weisheit und betreiben dann noch Journalismus. Da brauchen Sie gar nicht erst anzufangen.

Die Kreativen und die Werbefachmänner versuchen, alles schön zu reden, alles zu Verkaufende schöner zu machen als es ist. Die Journalisten versuchen alle Leichen im Keller der Leute zu heben, machen also alle Leute schlecht. Die Werber lügen und die Journalisten machen Menschen schlecht. Fiese Menschen, nicht wahr? Wer in solche Berufe oder Wirtschaftszweige geht, muss sich vorher darüber klar sein. Wenn wir mit solchen Menschen zu tun haben, müssen wir uns darüber klar sein, dass das so ist. Unsere Gefühle sind an dieser Stelle schlechte Ratgeber, denn sie sind sehr wahrscheinlich höhergradig manipuliert. Einen klaren Kopf zu behalten ist einfacher, bedarf aber auch des kritischen Denkens und Nachdenkens. Seien Sie sicher, auch Ihr und mein Kopf und Körper sind bereits vielfältig manipuliert!

Warum verlieren heute immer wieder Journalisten ihr Leben von Berufs wegen? Das geschieht dann, wenn sie Jemandem ernsthafte Fragen gestellt haben, wenn sie Jemanden hinterfragt und in Frage gestellt haben, der Befragte unsicher wurde oder sich bedrängt fühlte. Dann kostet fragen nicht nur etwas, sondern sogar Menschenleben. Ich bin nicht sicher, ob das auch anders geht. Ist das vielleicht eine biologische, eine menschliche Naturregel?

Frauen stört der Sex in der Werbung. Das kann ich gut verstehen. Aber, meine Damen, verstehen Sie jetzt, warum so viel Sex und schöne Frauen in der Werbung vorkommen? Sie sind das Beste und Schönste, was es für uns Männer gibt! Glauben Sie jetzt noch, dass es Sinn macht, dagegen anzukämpfen? Es gibt so viel Sex in der Werbung, weil Sie Frauen sind und wir Männer sind und zusammen sind wir Menschen. Verbote würden daran gar nichts ändern.

Werbung: Machen Sie es mit Extremen. Sie müssen alle Anderen überbieten. Das geht nur mit Superlativen. Immer einen schönen Spruch, immer gute Gefühle, am besten Glücksgefühle erzeugen. Der Wahrheitsgehalt Ihrer Werbung darf getrost gegen 0 oder sogar ins – gehen. Nehmen wir doch mal alle diese Sprüche und Superlative ernst und hinterfragen sie. Lassen wir uns nicht unablässig zum Narren halten und wir fördern und fordern das auch noch?

Sie wollen die Absicht, selbst gewinnbringend erfolgreich zu sein (Ausdruck von Egoismus) durch Schönreden verstecken. Das ist das ganze Prinzip. Dafür werden wir vollgedröhnt (mit sehr viel Fake). Dafür zahlen wir viel und damit machen die Reichen noch mehr Geld. Lassen Sie uns nachdenken.

Werbung: "…, profitieren Sie!" Stimmt das? Machen die Verkäuferin und der Verkäufer das heute nicht nur ihres und seines Profites wegen? Können eigentlich Beide, Verkäufer und Kunde davon Profit haben? Finanziell wird es kaum gehen, denn des Einen Gewinn ist des Anderen Verlust. Sie müssten als Kunde schon einen solchen sich nicht in Geld ausdrückenden Vorteil davon haben, dass er Ihren finanziellen Verlust bei dem Geschäft ausgleicht, ja, besser übersteigt. Oft wird das wohl gar nicht der Fall sein? Wir haben nur nie darüber nachgedacht?

Die Werbung funktioniert wie die Liebe. Es ist purer Egoismus drin, versteckt hinter dem Plakat der Liebe. Der Kunde muss nur glauben, dass er es braucht und dann dran gewöhnt werden oder besser schon sein und muss glauben, dass der Produzent und Verkäufer den Kunden nur lieben. Das können Sie sehr leicht überprüfen. Fordern Sie Dinge, die nicht bezahlt werden oder die Sie nicht bezahlen. Sie werden sehr schnell merken, dass die „Liebe“ dann ganz schnell am Ende ist. Übrigens ist das auch bei mir so. Ich und Andere bei mir haben es ausprobiert.

Unsere Sprache kennt nur drei Steigerungsformen. Wir sollten unbedingt noch mehr kreieren oder wir müssen bald auf den Boden der Tatsachen zurück. Den höchsten Superlativ gebrauchen wir schon seit Jahren für unsere realen Verhältnisse. Wie wollen wir dann von etwas Besserem sprechen, wenn jetzt schon immer der Superlativ benutzt wird? „Postmoderne“ ist so ein Versuch, den Superlativ zu übertrumpfen. Auf der Gausskurve geht es nach „gut“ (was bekanntlich oben ist) wieder abwärts. Besser als gut ist nicht besser, sondern ...

Der letzte Weltkrieg, der Mitte des 20. Jahrhunderts endete, hat viele Entwicklungen in unserer Welt auf 0 gesetzt, zumindest in Mitteleuropa. Seitdem wird alles immer besser, höher, schneller, schöner, … Mit der Beschreibung in der Literatur und noch viel mehr in der Werbung sind wir inzwischen längst beim letzten Superlativ angekommen. Weniger geht gar nicht mehr, aber mehr auch nicht. „Am besten...“, „am schnellsten...“ ...ist eigentlich nicht mehr steigerbar. Trotzdem wollen wir steigern und so werden auch die Superlative noch überboten. Phantasie ist gefragt und Phantasie haben wir natürlich auch. Wo ein Wille ist, ist bekanntlich auch ein Weg (auch wenn da keiner ist). Man kann einen Superlativ nicht überbieten, aber wir tun es doch regelmässig. Es herrscht eine regelrechte Inflation der Superlative. Können wir dieser Inflation Einhalt gebieten? Könnten wir uns wieder mässigen oder sind wir verdammt dazu, immer nur noch in Superlativen zu reden? Realistisch ist diese Art zu reden nicht. Sie wird zur Gewohnheit, zur Normalität und dann ist der Superlativ eigentlich kein Superlativ mehr. Mit dem unkritischen Gebrauch der Superlative verlieren wir unsere Superlative. Diese Art zu reden und Dinge zu beschreiben, verpflichtet uns natürlich dazu, regelmässig selbst in Superlativen zu leben, zu agieren, selbst super zu sein. Wir müssen also etwas tun, was wir mit all unseren Fehlern und den durch unser Mensch sein gesetzten Einschränkungen gar nicht können (auch wenn wir selber von uns glauben, super zu sein).

Influenzer? Seien wir dankbar, dass diese Menschen uns gleich offen sagen, dass sie uns manipulieren wollen. So brauchen wir ihnen gar nicht erst unser Auge und unser Ohr zu leihen. Ihnen folgen wir auf jeden Fall nicht oder nur sehr kritisch. Junge Leute wollen manipulieren und viele junge Leute wollen offenbar sogar manipuliert werden, kennen das Leben aber noch gar nicht. Wie kämen sonst die riesige Zahlen von Followern, Likern und von Fans zustande? Bitte machen Sie mich nicht zu Ihrem Influenzer! Denken Sie lieber selber nach und lassen Sie sich von mir nur dort beeinflussen, wo Sie es wirklich wollen und wo Sie meine dummen Ansichten für der Realität nahe halten!

Es gibt heute Heerscharen von Beratern. Jeder will dem Anderen zeigen, wie leben so geht. Viele sind selbst gescheitert, aber wollen es nun Anderen zeigen und damit Geld verdienen. Frauen ahmen es den Männern nach und haben sie inzwischen locker überholt. Vielleicht sollten wir besser selber nachdenken und unser Leben meistern? Allerdings stimmt es schon, dass Andere von aussen oft mehr und klarer sehen. Vielleicht braucht es Beides? Aber ich denke, wir können kaum kritisch genug sein.

Schreiben und veröffentlichen Sie so wenig wie möglich. Die Vielschreiber veröffentlichen hauptsächlich Vorurteile und wiederholen Vorurteile und potenzieren Vorurteile. Realitätsnahe Anschauungen sind seltene Vögel!

Was wirklich passierte, wissen wir selten, sondern nur die Interpretationen Anderer. Und wir selbst interpretieren. Eine Kugel, ein Toter, fast alles Andere ist Interpretation. Das ist wichtig in der Rechtssprechung und in der Vorverurteilung durch andere, durch den Mob und auch durch Richter und Anwälte.

Wir können uns auf keine Information verlassen, früher nicht und heute auch nicht. Wir müssen uns eigene Kriterien schaffen, an denen wir „glaubhaft“ oder „nicht glaubhaft“ überprüfen und festmachen können und wollen. Ab da können wir nur noch „glauben“. Dann machen wir unser Vorurteil zum Urteil, auch auf die Gefahr hin, dass wir falsch liegen. Auch jetzt tun wir das unbewusst, nur an unreflektierten Kriterien. Wissen gibt es nicht. Es ist mehr oder weniger ein Gemisch aus „Wissen“, „Nichtwissen“, „Falschwissen“, „Idee“, „Theorie“, „Traum“, „Interesse“, …

Sie wollen die reinen Fakten sprechen lassen oder bieten oder verwenden? Glauben Sie wirklich, dass das geht? Jeder sah etwas anderes. Jeder beschreibt etwas anderes. Die Zusammenschau ist bereits eine Interpretation. Wir können objektive Fakten nicht von Interpretationen, Seitenansichten, Gefühlen, Erinnerungen, Verknüpfungen trennen. Die reinen Fakten sind eine Illusion. Das wird uns auch noch in der Wissenschaft beschäftigen.

Heute wird nicht mehr geschaut, wo man ein Bedürfnis durch das eigene Angebot stillen kann, sondern wo man ein Bedürfnis wecken kann, damit man es später mit seinem Angebot mit eigenem Gewinn stillen kann.

Wenn Sie für Ihre Kunden etwas erreichen wollen, dann geben Sie Empfehlungen unter 4 Augen. Jede Veröffentlichung Ihrer Empfehlungen in Büchern, Newslettern und Medien aller Art neutralisiert Ihre Empfehlungen, weil der Gegner, Konkurrent oder Geschäftspartner sie auch nutzen kann. Das kann er aggressiv tun als Angriff oder defensiv als Abwehr. Dumm für Ihre Kunden. Aber seien Sie gewiss. Wir sind heute so dumm. Wir merken das gar nicht.

Die Frage von Richtigkeit und Falschheit, besser Realitätsnähe und Realitätsferne von Informationen und Ansichten ist für uns Menschen wirklich ein unlösbares Problem. Da es keine Objektivität gibt, sondern nur eine Fülle von Informationen von vielen Seiten und mit vielen Interessen und da wir keine eindeutigen, keine objektiven Kriterien für richtig und falsch haben und sehr wahrscheinlich auch gar nicht bekommen können, gibt es keine Lösung. Jede Art von Selektion, durch den Staat oder durch Medien oder durch Provider oder die Polizei etc. ist eine Form von mundtot machen, von Zensur. Das lässt sich nicht umgehen, auch wenn wir das mit Moral begründen. Wir können nur selbst entscheiden, was wir lesen und was wir schreiben und uns selbst bemühen, so realitätsnah zu beschreiben, als es uns möglich ist. Es ist uns gar nicht möglich. Glauben dürfen wir nichts und müssen doch glauben, denn ohne irgendeinen Glauben, haben wir gar keine Lebensgrundlage.

NZZ am Samstag, 11.6.2022: 2 grosse lächelnde Männergesichter schauen mich an. Darunter: „Gesunde Menschen, gesunder Planet, das eine geht nicht ohne das andere“ Soso? Womöglich sind Beides nur Träume? Beides zugleich wünschen wir uns, aber in der Realität sind in den letzten 500 Jahren Mensch und Planet aus guten Gründen eher aneinander geraten als zusammengewachsen, haben wir selbst die Distanz zur Natur nur immer grösser gemacht. Eher haben wir Menschen, in der Erwartung, daran gesund zu werden, unseren Planeten krank gemacht. Was Nachhaltigkeit wirklich war, wissen wir erst in der Zukunft in der Rückschau.

„Tue Gutes und rede darüber!“ Soso? Was war oder ist denn das Gute? Müsste es nicht eher heissen „Wir reden dauernd über Dinge, wo wir von uns glauben, etwas Gutes getan zu haben." In heutiger Zeit tun wir das auch noch ganz überwiegend in Extremen und Superlativen. Da fragt sich aber, für wen es denn gut war, für mich, für Andere, für die Menschheit, für die Umwelt? Wenn wir das alles zusammen anschauen und addieren bzw. subtrahieren, wird wohl oft eher ein kleines Minus als Resultat herauskommen? Über lange Zeit addiert wird auch ein kleines Minus zu einem grossen. Ich fürchte, wir als Menschheit sind mit Nachdruck und Überzeugung, Gutes zu tun, auf diesem Weg unterwegs.

Sowohl was Journalismus und Information als auch was Werbung und Manipulation anbetrifft, haben wir in den letzten 500 Jahren und besonders in den letzten 50 Jahren rasant zunehmend Mittel und Wege durch Wissenschaft und Technik erhalten, die uns mehr und fragwürdigere Daten liefern als wir kritisch verwenden oder verarbeiten, bezweifeln oder verwerfen können. Bei der eigenen Kritik, die Jeder selbst entwickeln und anwenden muss, helfen uns keine KI und was da alles in der Entwicklungs-Pipeline ist. Selbstkritik und Kritik nach aussen kann uns niemand und auch keine Maschine abnehmen. Der Dateninfarkt ähnlich dem Herzinfarkt in der Medizin ist vorgezeichnet. Die Herzspezialisten haben eine Menge teurer Mittel entwickelt, darauf zu reagieren. Wir könnens und wollens nicht mehr bezahlen. Was glauben Sie, wie das mit dem Dateninfarkt wird?



Kunst und Kultur (12/2023)


Kunst und Kultur? Was ist Kultur eigentlich? Zivilisiert und kulturell sind Leute, die es zu etwas gebracht haben, die ihr Leben nicht mehr im Schmutz fristen müssen, weil sie entweder Pech hatten oder von Anderen (meist denen mit Kultur) übers Ohr gehauen wurden, wahrscheinlich eher noch: Ausgebeutet wurden? Denen, die mit ihrem Egoismus Erfolg hatten oder die einfach nur Glück hatten im Leben, die geniessen jetzt das kulturelle Leben. Die Finger, den Geist, das Leben nicht mehr schmutzig machen, allenfalls, wenn man im Wohlstand lebt und der „normal“ wurde, noch aus Lust am Aussergewöhnlichen in Form von Kunst, den Dreck als Stil benutzen. Die Arbeiter sind aus diesen Kreisen ausgeschlossen. Also brachten die Sozialisten Kultur zu den Arbeitern. Wir kennen die sozialistische Kultur aus Russland, der ehemaligen DDR, ja vielen anderen Staaten. Kann man so einfach Kultur schaffen? Oft sieht man es dieser Form von Kultur ja auch an. Es ist eine bestimmte Form von Kultur, die jetzt den Lebensraum der Arbeiter „verschönern“, „kultivieren“ musste und doch war der Inhalt dieser Kultur einfach Ausdruck der Weltanschauung derer, die den Arbeitern jetzt diesen Lebensraum gestalteten. Kritiker, Gegner, Bewohner anderer Lebensräume betrachten diese Weltanschauung als Ideologie. Die Ansichten des weltanschaulichen Gegners sind schnell „Ideologie“. Es sind ja die Anschauungen der Anderen und nicht meine.

Unser Leben, unsere Philosophie, unser Menschenbild und damit immer auch verbunden unsere Sicht von der Welt und von Gott (auch wenn er in unserem Denken gar nicht vorkommt), sind Ausdruck von Kultur „oder“ und meistens eher „und“ Unkultur. Kultur und Unkultur stehen doch sehr nahe beieinander. Oft sind sie die zwei Seiten ein und der gleichen Sache, sogar ein und des gleichen Menschen.

Ist Kultur nicht oft genau das Zeichen dafür, dass man eben nicht Kultur lebt, sondern nur ein Zeichen setzt? Ein Zeichen setzen heisst, ich setze jetzt das Zeichen, weil ich es sonst nicht mache oder weil man sonst das, was ich mache (oder eher selbst glaube, zu machen?), nicht sieht. Da sind wir schon wieder in der Widersprüchlichkeit menschlichen Lebens. Wir tun das Eine und tun doch zugleich auch das Andere. Wir können gar nicht anders. Da ermöglicht die Lebensgemeinschaft der unteren Kasten der Gesellschaft das wirtschaftliche Leben der Gesellschaft bei niedrigsten Löhnen und völlig ohne dem, was wir gerne Kultur nennen. Und die, die in den oberen Kasten der Gesellschaft leben, verdienen das grosse Geld (obwohl wir fragen müssen, ob sie es überhaupt mit ihrer Art von Arbeit verdienen) und sie schwimmen in Geld, geben es aus für Gemälde, kulturelle Veranstaltungen etc. Eigentlich drücken sie aber mit ihrem Leben im Gegensatz zu den unteren Kasten ihre „Unkultur“ aus. Was ist ärmer an Kultur, als auf Kosten Anderer, meist Ärmerer zu leben? Unsere Drei- oder Mehrecksstrukturen erlauben uns, solche Zusammenhänge gar nicht mehr zu sehen. Kultur kann sich ja nur der leisten, der neben seiner Arbeitszeit noch Zeit hat, seine Weltanschauung irgendwie auszudrücken. Arme Leute müssen sich das vom Mund absparen, reiche Leute verwenden dafür ihren Überfluss. Wer drückt an dieser Stelle mehr seinen Sinn für „Kultur“ aus?

Können beispielsweise Leute wie der Fleischbaron Tönnies in Deutschland und seine Familie, die für ihre Kunden Tiere in Konzentrationslagern halten, überhaupt Achtung vor dem Leben haben? Wenn die sich jetzt mit Kunst umgeben, ist das Ausdruck von „Kultur“ oder von „Unkultur“? Wenn die, die ihre Tiere soweit wir das als Menschen können, „artgerecht“ (wollen wir nicht lieber sagen, angenehmer für die Tiere, denn wer wollte schon sagen, was „artgerecht“ ist?) halten, aber bei fehlendem Gewinn (Profit) sich keine Kunst in der Wohnung und andere Ausdrucksweisen von Kultur leisten können, leben die weniger kulturvoll? Ist deren Lebensart nicht kulturvoller als die der Familie Tönnies?

Wenn ein Mann in Zürich sich für Millionen Gemälde in sein Hotel und Anwesen hängt, aber dann wegen zu zahlender Steuern zum Kämpfer wird gegen Steuern, um seine Bilder und sein Eigentum zu retten, drückt der seinen Sinn für „Kultur“ aus? Oder ist das nicht gerade Ausdruck vom Gegenteil? Unsere Strukturen, die der Allgemeinheit, zu der wir selbst gehören, kosten Geld, viel Geld. Steuern sparen, illegal sowieso, aber wahrscheinlich auch legal, ist schlichtweg Ausdruck von Egoismus der Allgemeinheit gegenüber, selbst wenn Parlamente und Regierungen das per Gesetz für legal oder sogar noch wünschenswert erklärt haben.

Kunst ist Ausdruck von leben. Nehmen wir sie als solche und viele Künstler wünschen sich ja genau das. Sie möchten eigentlich ein Gespräch, ein Nachdenken, einen Genuss oder auch Verdruss anstossen. Gehen wir lieber nicht durch die Welt und schauen uns die Werke und Ausdrücke an und urteilen dann: Das ist schön, dass nicht. Das ist Kunst und das nicht. Das mag ich und das nicht. Nein, gehen wir durch die Welt und fragen, warum der Künstler gerade das geschaffen hat, warum so und nicht anders, was er ausdrücken wollte, was er sagen wollte, was die Botschaft ist. Unser (Vor-)Urteil über das Werk ist nur Ausdruck unserer Überheblichkeit, unserer voreiligen Beurteilung. Meistens wissen wir viel zu wenig vom Künstler, um wirklich zu wissen, was es mit dem Werk auf sich hat. Könnten wir uns Urteile, meistens ja doch eher noch Vorurteile, einfach sparen? Könnten wir Kunstwerke auch einfach ohne (Vor-)Urteil verlassen, ohne „like“ oder eben „nicht-like“? Was müsste ein „Kunstkritiker“ wirklich tun, wenn er Kunst kritisch vermitteln, wenn er Dialog zwischen Künstler und Betrachter lebensfreundlich fördern will? In Bausch und Bogen verdammen kann fast Jede und Jeder. Das ist nicht Ausdruck eines Kunstliebhabers, sondern eher eines Rechthabers oder neuerdings auch einer Rechthaberin.

Allerdings werden wir auch das fragen müssen: Ist nicht Vieles an Kunst heute eher eine Beleidigung des Betrachters?

Wir nutzen Kunst in vielfältigster Form, als Mittel, wie alles im Leben, wie unseren Körper als Angebot (Frau, Prostituierte), wie unsere Arbeit, wie unser Geld, wie unseren Überfluss, wie unser Wissen. So wird Kunst zum Geschenk, zum Lohn, zum Broterwerb, zur Erziehungsmassnahme, zur Selbstdarstellung, zur Selbstbefriedigung. Kunst ist eine von vielen Ausdrucksformen unseres Lebens.

Wir haben heute viele Künstler, viele Kulturschaffende und das ist ja auch ganz schön so. Wir können uns ja auch den Luxus leisten (oder auch nicht?). Alles, was wir geniessen wollen, muss irgendwer erarbeiten, entweder wir oder Andere. Das macht Kunst auch teuer, wertvoll, zum Luxus. So ist Kunst sehr ambivalent und letztlich ist für uns das, was Entwicklung schafft, das, was die Künstlerinnen und Künstler wirklich sagen, mitteilen, ausdrücken wollen und es auch tatsächlich tun? Was für Botschaften haben sie?

Die Kunst hat uns wohl eher mehrheitlich mit verführt? Wenn sie uns warnte, haben wir diese Warnungen oft konsequent ausgeschlagen.