Wissenschaft und Medizin und Technik
Wissenschaft, Technik und Medizin (01/2024)
Wir wiederholen kurz: Die Welt, ja wir selbst, sind von unserem Hirn, von unserem Bewusstsein und ebenso von unserem Unterbewusstsein und Unbewusstsein getrennt. Wir leben in der Welt, in der Natur, sogar in der Evolution, aber wir sind nicht die Natur, nicht die Welt und nicht die Evolution. Alles, was wir von der Welt und uns bekommen können, ist ein Bild in unserem Hirn, teils bewusst, teils unbewusst und selbst von uns selbst bekommen wir nicht den realen Menschen ins Hirn, sondern nur ein Bild und dieses Bild können wir träumend, denkend und nachdenkend, theoretisch beschreiben. Selbst das gespeicherte Bild ist für uns nicht frei verfügbar. Dann kommen noch die Einschränkungen unserer Gefühlswelt, mit der wir das Bild der Realität mit unseren Sinnen überhaupt wahrnehmen können und in der Folge die Einschränkungen der Sprache, mit der wir unser Bild nur denken und beschreiben können. Von „Wissen“ sind wir Menschen also sicher weit entfernt und da besteht ein qualitativer Graben, ein Graben, den wir nicht mit irgendwelchen Mitteln überschreiten können, weder durch Messungen, also Quantität, noch durch immer mehr Genauigkeit oder technischen Brückenbau, selbst durch Forschungen wie Frau Dr. Kübler-Ross sie durchführte, nicht. Wie nahe an der Realität unsere Beschreibungen überhaupt sind, können wir selbst gar nicht beurteilen. Weder Gott noch die Evolution oder das allgemeine Sein haben uns Baupläne, Funktionspläne oder dergleichen bereitgestellt oder hinterlassen, an Hand derer wir nachschauen und überprüfen könnten, wie weit entfernt oder nahe an der Realität unsere Ansichten und Auffassungen denn wirklich sind. Das gilt dann natürlich auch für die wissenschaftliche Literatur, genauso wie für religiöse oder gar heilige Bücher. Wie sollten wir Menschen einen Gott in seiner Sprache verstehen, wenn er uns Dinge beschreiben will, für die wir gar keine Sprache oder Ausdrücke haben und wo unsere Denkweise womöglich völlig anders ist als die eines Gottes?
Das aber ist es auch, was unser Menschsein, mein Menschsein ausmacht, diese Abgeschiedenheit in mir selbst und zugleich dieses Leben in meiner Umgebung aus Natur, durch Menschenhand veränderter Umwelt und menschlicher Gesellschaft.
Wir haben auch schon bemerkt, dass wir ab dem Trotzalter, also ab dem 3. Lebensjahr, davon ausgehen, dass wir Recht haben und im Falle des Unterschiedes der Ansichten, dass nicht die Anderen, sondern dass wir selbst dann Recht haben. Das geht uns offenbar Allen so, völlig unabhängig von unserer Ansicht, von dem, was wir denken oder glauben und da ist uns völlig egal, was überhaupt „richtig“ sein könnte. Meine Ansicht ist richtig. Das ist es, was uns herauslöst aus der Gemeinschaft in der Familie, in der Gruppe, im Volk, ja der ganzen Menschheit. Ich gerate in Opposition zu meiner lebenden Umgebung und falls es einen Gott oder ein allgemeines Sein gibt, so wahrscheinlich auch in Opposition zu ihm.
Wir wissen nicht, was wir nicht wissen und was daher unserer jetzigen Ansicht vielleicht entgegen stehen könnte. Wir können nicht eine Minute in die Zukunft sehen. Sonst hätten wir genug Zeit, um die meisten Unfälle zu verhindern. Wenn wir nicht eine Minute in die Zukunft sehen können, geschweige denn noch länger, dann wissen wir auch gar nicht, ob sich unsere Ansicht heute, morgen oder überhaupt noch als günstig, als tragfähig, als richtig erweisen kann und wird. Völlig unabhängig davon wissen wir und haben wir Recht und sind davon so felsenfest überzeugt, dass wir jeden Kampf unserer Überzeugung wegen aufzunehmen bereit sind und locker unser Leben dafür lassen. Hauptsache wir haben und bekommen Recht. Wir Menschen sind schon verrückt, was? Natürlich sind es immer nur die Anderen, aber aus der Sicht der Anderen bin ich auch ein Anderer, ein Verrückter und das zu gleicher Zeit, am gleichen Ort und in gleicher Person.
Vermutlich wird Sokrates der einzige Mensch auf dieser Welt gewesen sein, der wusste, dass er nichts weiss und wahrscheinlich hat er ein Leben lang gebraucht, sich dieser Tatsache bewusst zu werden und sie auch so in sein Weltbild zu verinnerlichen, dass er es glaubte. Ich habe bisher keinen solchen Menschen wahrgenommen und auch ich selbst kämpfe heftig mit mir, dieser Idee Eingang in mein Denken zu geben und sie zu glauben. Wie ich damit langfristig leben kann, dazu habe ich noch keine Idee. Ich weiss es nicht und kann es auch nicht vorhersehen.
„Wissen“ ist doch eine höchst interessante Angelegenheit. Wenn wir wissenschaftliche Geschichtsbücher lesen, dann merken und fühlen wir das Ringen der Wissenschaftler um das „Wissen“. (z.B. Bill Bryson: „Eine kurze Geschichte von fast allem.“ Wilhelm Goldmann Verlag, München) Jeder beschreibt seine Ansicht (und hält sie für Wissen) und sie hauen sich Ihre Ansichten gegenseitig um die Ohren und je mehr wir das beobachten, desto mehr wird uns klar, dass wir das Ziel von „wissen“ wohl nie erreichen. Es bleiben sicher immer wieder sich wandelnde Ansichten. Es ist nicht einmal sicher, ob wir mit jeder Änderung unserer Ansicht wirklich der Realität näher kommen. Wahrscheinlich gleicht unsere Wissenssuche eher einer Fahrt über das grosse Meer mit nur wenigen Orientierungshilfen, die wir nicht als Beweise, sondern eher als vorsichtige Hinweise deuten können, in welche Richtung es wohl gehen könnte?
Wir finden Indizien, Hinweise, die uns Ideen geben, wie es gewesen sein könnte, wie es heute zu deuten sein könnte, wie es wohl werden könnte. Beweise? Woran wollten wir messen, dass es tatsächlich Beweise sind, also unbezweifelbare Realität? Von Beweisen sind wir Menschen grundsätzlich getrennt. Mit „immer genauer, immer mehr, immer teurer“ lässt sich der Graben zwischen Realität und unserer menschlichen Interpretation nicht überbrücken. Da haben unsere Wissenschaftlerinnen (ja, heute auch die) und unsere Wissenschaftler genauso wenig Chancen, wie die religiösen Führer von Inquisition und Reformation. Hinweise sind Hinweise und keine Beweise. Da hilft auch kein Jagen nach Innovationen jeder Art. Reale Struktur ändern wir nicht, so sehr wir auch davon träumen, uns das theoretisch vorstellen oder sogar darum kämpfen.
Die Sehnsucht der neuzeitlichen Menschen, derer, die von sich selbst glauben, fortschrittlich zu sein, „Wir bauen uns jetzt den Himmel auf Erden!“ und die Wissenschaft ist unser Führer und Garant für das Erreichen des Zieles … Wer weiss? Traum oder Realität? Vermutlich ist es beides, Traum und nicht Realität, aber doch Realität, weil wir es träumen.
Daraus folgt auch: Messungen, Wahrnehmungen der Realität sind abhängig von unserer Sichtweise, unserer Messmethode, unserer Interpretationsweise. Es gibt zwar Rohdaten, aber auch die sind nicht objektiv. Wissenschaftlich müssen wir deshalb bei allen Messungen und Ergebnissen auch die Methode angeben und beschreiben, weil wissenschaftliche Ergebnisse eben abhängig sind von der Methodik. Aber woran wollen Sie festmachen, dass Ihre Deutungen und Interpretationen der Rohdaten, der Realität entsprechen? Haben wir nicht gerade festgestellt, dass das gar nicht möglich ist?
Die meisten Wissenschaftler betreiben Wissenschaft wie ein Puzzle. Stimmt die Theorie in sich, die Logik, die mathematischen Gleichungen, stimmt alles. Dass die Realität der Massstab ist und nicht irgendein noch dazu theoretischer Ersatz Massstab sein kann, ist ihnen gar nicht klar. Die Welt und der Mensch als Geheimnis sind unseren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weitgehend unbekannt. Es mag sein, dass sie in ihrem persönlichen Leben etwas anders denken, aber sobald sie in ihre wissenschaftliche Denkweise und Umgebung wechseln, gibt es kein Geheimnis mehr, sondern nur noch Puzzle.
Auch in der Wissenschaft wird hie und da nachgedacht. Die Ergebnisse des Nachdenkens sind abhängig vom Weltbild. Damit sind die Ergebnisse schon wieder relativ, abhängig von unserer bereits vorhandenen Ansicht, abhängig von unseren Vor-urteilen, sind also nicht Wissen!
Der Wissenschaftler muss bei allen seinen Aussagen bedenken: Es könnte auch ganz anders sein, weil er nicht weiss, was er nicht weiss. Das gilt für den Handwerker, für den Arzt, für den Lehrer, für den Politiker, ja für uns alle genauso. Wissenschaftler und heute natürlich auch Wissenschaftlerinnen müssten doch eigentlich wissen, dass sie nicht wissen, was sie nicht wissen. Deshalb forschen sie doch und finden kein Ende. Warum glauben sie dann, zu wissen? Warum glauben wir ihnen, dass sie wissen?
Wissenschaftliche Denkweise, Forschungsweise, Interpretationsweise ist ein menschlicher Versuch, mit unserem Leben und der Erde zurechtzukommen und zwar mit offenem Ausgang. Leben können wir nicht erst testen, können es nicht erst in Versuchsreihen erforschen. Jede Generation muss ihr Leben leben und hat allenfalls inmitten des Lebens die Möglichkeit, durch Nachdenken und Überprüfen der eigenen Ansichten an der Realität, realitätsnähere Ansichten zu gewinnen. Das können Sie auch nicht delegieren. Das können Sie nur selbst machen, denn es ist Ihr Leben. Dabei wissen wir noch nicht einmal, woher wir kommen, wer wir sind, wohin wir gehen und ob nur wir selbst unser Leben leben oder ob wir nicht auch gelebt werden, von wem auch immer. Wir wissen nicht, wohin der Versuch unseres Lebens führt. Lernen wie in der Schule oder im Hörsaal, führt nicht zu Erkenntnis, schon gar nicht zu Wissen oder gar zu Weisheit.
Was ich nicht weiss, das weiss ich nicht und kann es daher nicht einmal erfragen.
Grundlagen (01/2024)
Wissenschaft ist an unser Denken und an unser Nachdenken gebunden. Ohne Denken und Nachdenken werden wir Wissenschaft wohl kaum betreiben können. So stellen wir bald eine Hypothese auf, also eine Feststellung, wie etwas sein könnte und versuchen dann, mittels irgendwelcher Mess- oder bildlichen oder andere Nachweismethoden, herauszufinden, ob die Hypothese mit der Realität übereinstimmen könnte oder nicht. Dabei ergeben sich bereits eine Reihe von Vorteilen, Nebenwirkungen und Nachteilen. Zunächst habe ich eine Feststellung formuliert, damit ich überhaupt darüber denken und nachdenken kann und auch mit Anderen darüber reden kann. Nur mit der Hypothese kann ich auch nach einer Methode zur Untersuchung suchen. Aber schon meine Methode ist ein Versuch von mir, mit natürlichen oder von uns Menschen erdachten Methoden einen Ausschnitt der Realität zu untersuchen in Bezug auf meine Hypothese. Ob das Ergebnis am Ende der Realität entspricht, kann ich kaum beurteilen. Mir fehlt ein Massstab.
Die Hypothese ist eine Feststellung aus meinem Denkbereich in meinem Kulturkreis. Wie nahe meine Hypothese die Realität tatsächlich trifft, ist mir nicht bekannt und entzieht sich meinem Urteil. Und da ich nicht weiss, was noch alles an Unbekanntem Einfluss auf meine Hypothese haben könnte, kann ich mit dem Resultat am Ende nicht sagen, es sei etwas bewiesen. Ich kann sagen, das Ergebnis spricht eher dafür oder dagegen, dass meine Hypothese realitätsnah ist oder nicht. Das Ergebnis ist also ein Hinweis, mehr nicht.
Meine Hypothese und das Ergebnis meines Versuches führen mich in eine Richtung. Nun werde ich wahrscheinlich weitere Hypothesen in der Folge aufstellen und so Schritt für Schritt weiter zu kommen, versuchen. Ob diese Richtung realitätsnah ist, vermag ich gar nicht zu sagen. Vielleicht lerne ich die Realität morgen aus einer ganz anderen Richtung her kennen und werde daher enttäuscht?
Meine wissenschaftliche Hypothese vereinfacht die Frage in „Richtig“ oder „Falsch“. Dass es ganz anders sein könnte, sprengt den Sinn und den Rahmen meiner Hypothese, aber wir können nicht anders. Wir können keine Hypothese aufstellen, die zugleich alle Möglichkeiten einbezieht und doch den Einzelfall untersucht. Das sprengt unseren Rahmen an menschlichen Möglichkeiten. Wir forschen irgendwie und haben irgendwelche Ergebnisse.
Die Wissenschaftstheoretiker widerlegen eine Theorie, eine Hypothese. Sie als richtig beweisen, geht gar nicht. Mit Frauen in der Wissenschaft wird das noch schwieriger, denn sie haben schon intuitiv Recht. Dabei ist schon das Widerlegen eine unmögliche Sache. Woran sollten wir das messen? Dazu kommt noch die Frage, ob es nur die zwei Möglichkeiten gibt: Richtig oder falsch. Damit erschöpft sich die Natur ja möglicherweise gar nicht, weil wir nur einfach auf der falschen Fährte unterwegs sind mit unserer Hypothese?
Bei der Vielfalt von Materie und erst recht von Leben müssten die Ergebnisse unserer Versuche auf der Basis von Hypothesen eigentlich viel häufiger negativ ausfallen als positiv. Aber da wir nicht wissen, was wir nicht wissen, merken wir das ja nicht. Über das, was ich nicht weiss, kann ich keine Hypothese aufstellen und es relativiert meine vorhandene, gesetzte Hypothese, ohne dass ich das merke.
Wer in der Hypothese nach einem Prinzip sucht, kann auch nur ein Prinzip finden oder eben nicht. Etwas Anderes kann man dann nicht finden oder ausschliessen. Die Hypothese begrenzt mich also in meinen wissenschaftlichen Forschungen, gibt mir keine letztlich sichere Basis, ein Urteil zu treffen, das später nicht als Vorurteil oder Falschurteil entlarvt werden könnte. Das Urteil muss ich dann in Form einer Theorie, einer Formel, einer Definition oder ähnlichem formulieren. Mit dieser Formulierung kann ich aber nicht verhindern, dass die Differenz zwischen Realität und meiner Formulierung bestehen bleibt. Auch die Art, wie ich solch eine Formel oder Definition verstehe, wirkt sich auf die Realitätsnähe meines Verständnisses aus. Wir wissen doch gar nicht, was wir nicht wissen. Deshalb ist Wissenschaft die logische Schlussfolgerung. Wir, ich - will wissen! Nur, klar ist auch, dass es da eine Grenze in einem Graubereich zwischen der Realität und mir gibt, ein Nebel des Unbekannten, des Nichtwissens. Schon das Formulieren einer Hypothese ist eine Kunst.
Dadurch, dass wir in der Wissenschaft erst eine Hypothese formulieren (müssen), bestimmen wir mit unseren Wünschen und Träumen und Interessen die wissenschaftlichen Ergebnisse bereits, denn die haben Einfluss auf unsere Formulierung der Hypothese. Was wir nicht denken (können), können wir nicht erforschen. Wissenschaft, um uns besser ins Ökosystem der Erde einzugliedern, können wir offenbar gar nicht denken? Wir müssen Wissenschaft offenbar in unserem eigenen Interesse anwenden und damit gegen das Ökosystem, weil wir sonst auf Wohlstand und am Ende sogar auf unser (langes) Leben verzichten müssten.
Ein Beispiel aus dem Leben, wie Wissenschaft mit Hypothesen funktioniert: Sie kennen vielleicht das Spiel, bei dem sich ein Spieler ein zu erratendes Ding ausdenkt und alle anderen Spieler müssen durch Fragen, auf die mit "ja" oder "nein" geantwortet werden kann, herausfinden, was er sich ausgedacht hat. Jede Frage stellt im Grunde eine Hypothese dar. Den Testversuch sparen wir uns. Der wissende Spieler antwortet auf die Frage mit "ja" oder "nein". In der Wissenschaft aber müssen wir einen ganzen Versuch, eine Studie oder andere Untersuchungen durchführen und am Ende sagt niemand "ja" oder "nein", sondern die Wissenschaftlerin oder der Wissenschaftler glauben an Hand von Abstimmungen mit anderen Theorien, das Ergebnis gefunden zu haben und hinterfragen es dann einfach nicht mehr. Dann kommt eine ganze Reihe solcher Versuche mit etwa gleicher Technik. Am geglaubten Ende sagt dann die Wissenschaftlerin oder der Wissenschaftler „Jetzt haben wir es gefunden!“ Niemand sagt "ja" oder "nein", der es bereits wüsste. Am Ende des Rätsels gibt es keine Lösung. Weder Gott noch das allgemeine Sein rufen vom Himmel (wo und was immer der sein möge) „Du habt Recht oder das ist falsch“ und schon gar nicht wie das im Spiel dann in leichter Abwandlung vom Wissenden manchmal geschieht, dass er sagt „Ihr seid nahe dran oder weiter weg“. Die Natur oder Evolution haben auch nirgendwo eine digitale Anzeige angebracht, die ein grünes „ok“ anzeigt oder ein rotes „nein“. Wir glauben einfach irgendwann, jetzt zu wissen. Kein Mensch kann sagen, ob das stimmt. Aber da wir ja vom 3. Lebensjahr an Recht haben und uns selbst als Wissende verstehen, hinterfragen wir uns selbst doch nicht.
Sehr durchschlagend könnte sich dieses Prinzip auf unsere heutige Art zu denken, zu hoffen, zu erwarten und zu leben auswirken: Der Blick der Wissenschaftler und Ökonomen auf die gesellschaftliche Entwicklung hat getreu unserer Erwartung, dass wir die Welt immer besser machen, dazu geführt, dass wir im Wesentlichen absolute Zahlen betrachten und entwickeln. Z.B. das Bevölkerungswachstum, das Wirtschaftswachstum, das Bildungswachstum, das Wachstum an Gesundheit, das Wachstum an Reichtum, das Wachstum an Freiheit und Vieles mehr. Die Betrachtung und Erforschung relativer Zahlen, also Veränderungen in Bezug auf das Ganze, also in Bezug auf die Bevölkerung insgesamt, auf uns als Mensch insgesamt, in Bezug auf die biologische Funktion von Frau und Mann und Vieles mehr hätte ganz andere Ergebnisse erbracht. Dort ergeben sich eher entgegengesetzte Ergebnisse, die uns eigentlich hätten stutzig machen müssen. So hat der Club of Rome schon früh in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewarnt, dass diese Relativität unser Wachstum begrenzen, ja ins Negative kehren könnte. Es gab weitere Hinweise, dass die Relativität sich viel stärker zu unserem Nachteil auswirken könnte. Erst der Temperaturanstieg auf der Erde hat uns nun die Dringlichkeit des Problems nahe gebracht. Aber selbst jetzt glauben die meisten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass es nur ein Problem des CO2 sei und wenn wir das eliminieren würden, könnte das Wachstum wir gewünscht und alles besser Machen so weiter gehen. Die relativen Zahlen sind inzwischen gegen uns und deshalb meiden selbst viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sie am liebsten, ganz zu schweigen von den Reportern, Technikern, Firmenlenkern, Politikern und einfachen Menschen. Solange wir mit unserem Leben nicht an die Wand fahren, stellt sich ja bei sich widersprechenden Ergebnissen immer wieder die Frage, welche wir den glauben sollten. Wir glauben intuitiv die, die uns angenehmer sind, es sei denn, wir könnten sie gegen Andere im Streit, im Konkurrenzkampf, im Stolz oder zur Rache verwenden. Dann ...
Ist das Zeichen für Qualität wissenschaftlichen Arbeitens, wenn wir bestimmen, zwischen welchen Alternativen eine Studie richtig oder falsch feststellen soll und etwas ganz Anderes als diese beiden Alternativen ist besser, ist der Realität näher? Z.B. Vielfalt? Womöglich kennen wir die bessere Alternative nur nicht? Wir wissen ja nicht, was wir nicht wissen.
Ein grundsätzlicher Umgang mit unserer Umwelt auf wissenschaftliche Weise ist das Messen. Wir benutzen das Messen wie das Sehen, um unsere Umwelt abzuschätzen, zu beurteilen, um uns eine Vorstellung von ihr zu machen.
So haben findige Männer Systeme erfunden, mit denen Sie Messungen ausführten. Wir nehmen uns den Längenmesser vor. In früheren Zeiten war es zum Beispiel der Abstand zwischen Ellenbogen und Spitze des kleinen Fingers, die Elle. Je nach Körpergrösse und je nach damit verbundener Aufgabe konnte dieses Mass aber recht unterschiedliche Folgen haben. Wenn ein kleiner Mensch beim Verkauf seine Elle an den Stoff anlegte, verkaufte er zum gleichen Preis weniger Stoff als wenn der grosse Verkäufer seine Elle anlegte und dann den gleichen Preis pro Elle annahm. Dann bekam er mehr. Am Bau und bei anderen Tätigkeiten hatte das ähnliche Folgen. In anderen Ländern erfand man das Yard, in unseren Ländern später den Meter. Und man nahm Systeme, die unabhängig waren von biologischen Grössen. Alle mussten sich natürlich auf das gleiche System einigen. Nun wurde Messen endlich „objektiv“. Wir bekommen eine Zahl, inzwischen auch mit vielen Kommastellen, die reproduzierbar ist. Reproduzierbarkeit nehmen wir in der Wissenschaft als Zeichen, ja als Beweis, für Objektivität. Stimmt das denn?
Mit dem Nachweis, dass Messungen reproduzierbare Ergebnisse liefern, kann ich vielleicht spontane Fehler reduzieren, aber systematische Fehler reproduziere ich einfach mit. Warum gehe ich davon aus, dass ein reproduzierbares Ergebnis einer Messung dessen Richtigkeit beweist? Dessen Realitätsnähe beweist? Das ist zumindest nicht zwingend, wenn nicht sogar verwegen, wahrscheinlich schon der erste systematische Fehler an der Stelle.
Die Grundlagen der Wissenschaft, so, wie wir sie heute verstehen und betreiben, sind „messen“ und „definieren“. Messergebnisse halten wir für „objektiv“, wenn sie reproduzierbar immer zu gleichen Zahlen führen. Die Messungen brauchten Masseinheiten und die Masseinheiten wie Meter, Yard, Kilogramm, Pfund und wie sie alle heissen, sind keine absoluten oder objektiven Grössen. Sie sind geschichtlich gewachsen, in verschiedenen Teilen der Erde unterschiedlich und irgendwann hat man sich geeinigt, dass man überall oder in bestimmten Einflusssphären diese Masseinheit oder jene benutzen wolle. Oft war es einfach der Mächtigere, der bestimmte, welche Masseinheit man festlegte für alle. Messen ist nichts „objektives“. Messen ist abhängig von unseren Festlegungen und Vergleichen. Messen ist überhaupt ein Vergleichsvorgang mit einem Lineal oder einer gewissen Zeit, die Licht für eine gewisse Strecke als Bewegung braucht oder die sich ein Planet um sich selbst dreht. Änderungen, die beide Systeme erfassen, das messende und das zu messende, nehmen wir nicht wahr. Auch die Reproduzierbarkeit ist kein Zeichen dafür, dass das Ergebnis meiner Messung das Sein des Gemessenen tatsächlich so widergibt, wie es ist. Mein Messergebnis ist abgeleitet und das mit allen genannten Unschärfen zwischen der Materie und mir. Wir messen Qualität an einem selbstdefinierten Ideal. Qualität misst sich aber an der Realität, nicht am Ideal. Das ist etwas Anderes.
Noch ausgeprägter ist es mit Definitionen. Definitionen sind sprachliche (oder mathematische) Widergaben dessen, was wir Menschen gemessen, gesehen, gefühlt, etc. und dann kombiniert haben. In dem ich hier diese Sätze schreibe, kombiniere ich aus früheren Messungen, Ansichten und Gefühlen andere Zusammenhänge, als Sie sie kennen. Auch bei mir ist von „Wissen“ keine Spur. Das sind meine Ansichten, Kombinationen und Gedanken. Sie haben ganz andere. Aber sowohl Sie wie ich halten unsere Ansicht für „Wissen“ und kämpfen bis auf die Pistole, dass unsere Ansicht „Wissen“ ist, also richtig ist, obwohl unsere Ansicht gar kein „Wissen“ sein kann.
Definitionen gebrauchen wir wie Schubladen. Wir definieren die Grenzen wie Wände, möglichst genau, in alle Richtungen. Dann schauen wir uns die Dinge an und stecken sie in die Schubladen. Manche Grenze muss dann versetzt oder anders definiert werden. Vergessen Sie es. Aber so, wie wir heute denken, können wir gar nicht anders.
Der schwedische Naturwissenschaftler Carl von Linné und Andere haben die lebende und tote Welt eingeteilt in Arten und andere Schubladen. Das ist unsere menschliche Einteilung, Definition … In den Lehrbüchern, Museen, Ausstellungen steht es dann in der Form, dass es so ist! So bekommen wir es gelehrt. Wie es aber wirklich ist, weiss kein Mensch. Die Herren haben die Einteilung so geschaffen, so wie sie sich die lebende und tote Welt vorstellten und wir sie uns heute noch grösstenteils so vorstellen. Das ist etwas Anderes. Wir übernehmen nur kritiklos die Festlegungen der Anderen und erklären das zu „Wissen“, selbst die Wissenschaftler, erst Recht die Nachgeordneten, wie Reporter, Professoren und Lehrer. Bei Krankheiten ist es genauso. Das sind alles nur unsere Ansichten, unsere Festlegungen. Dort finden wir kein „Wissen“.
Definitionen sollten wir nicht als Schublade denken und gebrauchen, sondern in Form einer Gausskurve, noch dazu einer verbeulten Gausskurve, und Schein und Sein müssen jeweils auch mit bedacht werden. Dann gibt es auch noch einen Horizont als Graubereich und ein vor und hinter dem Horizont. Wir denken uns Definitionen als exakte Wissenschaft. Das ist mit einer Gausskurve schwierig oder unmöglich. Wir wollen ja exakt sein. Es geht nur nicht. Definitionen sind exakte eigene Anschauung. Wir wollen gar nicht nach einer Gausskurve definieren. Die Gausskurve aber hat schräge „Wände“ (und auch noch viele Beulen) und lässt damit Freiheit für die von uns vorgefundene Vielfalt. Schubladendenken und -wissen bedeutet, dass alle in der Schublade weitgehend gleich sind, somit in die Schublade gehören, gleich definiert sind. Schubladendenken schränkt Freiheit ein, schränkt Individualität ein, glaubt an Exaktheit auf Kosten der Realitätsnähe von Diversität.
Das Definitionsgerüst in der Wissenschaft (z.B. Biologie, Medizin, Gesellschaftsforschung etc.) ist nicht realitätskonform. Natürlich versuchen wir immer, genau zu definieren. Das muss nach unserer wissenschaftlichen Auffassung natürlich sein. Aber das hat 1. zur Konsequenz, dass es immer komplizierter wird und damit für jeden Einzelnen die Übersicht verloren geht. Und 2. hat das zur Konsequenz, dass unser Denken immer mehr zum Schubladendenken wird „dazugehörig – woandershin gehörig“ oder sogar gar nicht existent, obwohl wir es aber vor uns haben und erleben. Die Realität funktioniert in den meisten Fällen eher nach verbeulter Gausskurve als nach Schublade.
Wir kennen die Realität, unsere Umwelt, ja uns selbst nicht. Deshalb müssen wir ja die Realität erforschen und „Wissenschaft“ betreiben. Wir können aber mit der Realität nicht umgehen, wie mit einem Puzzle (Ich weiss als mein Vorurteil schon, wie es am Ende richtig ist.), sondern die Realität ist ein Geheimnis, dem wir uns vorsichtig nähern können und wollen und zwar mit allen Mitteln, nicht nur mit den sogenannt „wissenschaftlichen“, sondern auch mit den „unwissenschaftlichen“. Das Ziel, das Ende aber, ist nicht bestimmbar. Wir können an vielen Stellen sogar über das Ziel hinausschiessen.
Wissen wäre, wenn wir die Puzzleunterlagen hätten und unser von uns selbst zusammengesetztes und formuliertes oder gezeichnetes Bild mit dem Original vergleichen könnten. Die Evolution und/oder das allgemeine Sein und/oder Gott haben aber das Original verlegt. Ob sie es wiederfinden, weiss ich nicht, aber wir finden es nicht.
Eine strukturelle Lücke kann ich nicht einfach durch Qualität oder Genauigkeit an den Rändern überbrücken. Formeln nützen da nichts.
Wir können ein strukturelles, ein qualitatives Problem, nicht mit Quantität irgendeiner Art lösen, selbst mit Qualität im Sinne von Genauigkeit nicht. Das geht einfach nicht. Wenn Banken gegeneinander wetten, dann können sie das Glück nicht durch möglichst hohe Wettsummen ersetzen wollen. Das funktioniert nicht dauerhaft. Wir können unser vergängliches Leben nicht einfach wie unvergängliche Materie untersuchen oder behandeln. Das passt nicht und doch tun wir es laufend, weil uns das gar nicht klar ist und vielleicht auch, weil uns Alternativen fehlen?
Es hat keinen Sinn, strukturelle Grenzen wie die Grenze zwischen der Realität und mir oder zwischen Dir und mir durch eine Form von Quantitäts- oder Qualitätsversuchen überwinden zu wollen. Struktur ist Struktur, Quantität ist Quantität und Qualität ist Qualität. Ihre Grenzen zu einander verschwimmen zwar, aber trotzdem sind sie nicht austauschbar.
Wissenschaft ist wichtig für uns Menschen. Wir können nicht ohne und wir wollen nicht ohne und sie hat uns Menschen so Manches sicherer, leichter, bequemer, lieblicher gemacht. Aber wir müssen natürlich sehen, dass Wissenschaft sehr enge Grenzen hat und dass wir sehr schnell über die Grenzen hinaus nur noch glauben können. Lassen Sie uns Wissenschaft betreiben ohne Scheuklappen und Tabus und möglichst nachdem wir uns von unseren Vorurteilen weitgehend befreit haben. Dann bleibt allerdings kaum noch etwas übrig. Vor Allem unser wichtigstes Vorurteil „Ich habe Recht“, ausgebildet und festgefügt seit unserer Trotzphase, sollten wir selbst eliminieren. „Ich habe Recht. So wie ich die Welt sehe, so ist sie. Ich sehe sie richtig. Mein Urteil stimmt. Ich weiss.“ Versuchen Sie es einmal, das für ein halbes Jahr zu eliminieren.
Die Wissenschaft kann Messergebnisse präsentieren. Zusammenhänge oder Sinn sind eine Nummer höher und meist eher aus den Sphären des Glaubens entlehnt. Wir geben den Zahlen einen Sinn oder Zusammenhang. Weil wir sowieso Recht haben, stimmt der automatisch für uns.
Wissen und Wissenschaft (01/2024)
Die Wissenschaft ist der Teil in unserer Gesellschaft, „der Wissen schafft“. Das klingt sehr gut und sehr positiv. Weiteres Nachdenken erübrigt sich. Es stellt sich nur die Frage, was für Wissen das denn ist. Ist es eine richtige Beschreibung von Realität? Ist es eine zutreffende Beschreibung vom Umgang mit Realität? Was ist eigentlich unsere reale Umwelt? Können wir sie so einfach erkennen, beschreiben und benutzen? Gibt es vielleicht Hinderungsfaktoren für Wissen, die die Wissenschaft kennen und umgehen muss oder gibt es womöglich andere Faktoren, die die Wissenschaft gar nicht umgehen kann?
Zunächst müssen wir uns klar werden, auf welcher Grundlage wir nachdenken wollen, auf welcher Grundlage wir unser leben, arbeiten und verstehen verstehen wollen.
Da bleibt uns nichts anderes übrig, als an den Anfang zurück zu gehen und über die einfachste Struktur des Lebens nachzudenken, über „1“ und „2“. Ist alles, was ist, eins und ich damit eins in und mit der toten und lebenden Welt oder bin ich zwar in der Welt, aber getrennt von der Welt. Dann wären ich und die Welt um mich herum 2.
Wer sich hier für eins entscheidet, wird grundlegend andere Philosophie, andere Wissenschaft, andere Technik und andere Medizin betreiben und anders glauben (Religion verstehen und leben) als wer sich hier für zwei entscheidet. Wer sich hier für 2 entscheidet, ist allein, hat eine Grenze oder Begrenzung um sich und ist abgeteilt von der Umgebung um sich herum. Schliesslich habe ich einen Körper mit einer äusseren Haut, die mich abgrenzt von der Umgebung und Dir und schon jede einzelne Zelle, jeder Einzeller besitzt eine Zellwand, die klarstellt: Innen bis an die Wand bin ich, aussen bis an die Wand ist Umwelt oder kannst Du sein.
So entstehen Vorurteile für Wissenschaftler und sie haben Folgen. Wir können nicht einmal diese Vorurteile vermeiden. Mit unserem Trotzalter mit drei Jahren haben wir uns bereits entschieden, auch falls wir das selbst von uns gar nicht wahrgenommen haben. Unsere Vorfahren haben einfach geglaubt, die Erde und sie seien eins und damit grenzenlos nach innen und nach aussen. An ihre eigenen beschränkten Möglichkeiten und an ihre Grenzen haben sie gar nicht gedacht.
Aus der „2“ folgen dann womöglich noch mehr Zahlen? Da wäre z.B. die „3“. Wir haben die 3 schon zumindest an zwei Stellen vorgefunden: Bei der Frage nach einem lebendigen Gott und bei der Frage der Dreiecksbeziehungen. Möglicherweise kämen da noch mehr in Frage?
Nun müssen wir vielleicht nicht noch über jede einzelne weitere Zahl nachdenken, aber wer weiss was da noch alles zum Vorschein käme?
Die Trennung oder Unterscheidung von 1 und 2 betrifft uns existenziell. Bereits im Alter von 2 - 3 Jahren erleben wir das sehr leid- und hoffnungsvoll, natürlich, ohne uns Gedanken darum zu machen: Das Trotzalter. An dieser Stelle wäre übrigens interessant, ob Tiere auch ein Trotzalter durchmachen und wenn ja, wann, wie und wie sich das ausdrückt?
Das zweite Mal machen wir die Trennung und Unterscheidung in der Pubertät durch, wenn wir unser Geschlecht entwickeln, wenn wir zu Frau und Mann werden, wenn wir die grundlegendste aller Rollen in der Welt, in der Gesellschaft einnehmen. Zu glauben, Frau und Mann, dass sei einfach egal, das sei einfach eines, da müssten und wollten wir gar nicht unterscheiden … Ist das nicht selten einfach und womöglich realitätsfern gedacht (auch wenn es alle Anderen um uns herum so denken)? Natürlich sind wir nachdenkfaul und dann kommen wir zu solchen Extremvereinfachungen. Erledigt sich das nicht von selbst, wenn wir auch nur ein klein wenig nachdenken? (Entschuldigen Sie bitte!) Da wäre doch die Frage zu stellen, warum die Evolution über hunderte Millionen Jahre die Bildung von männlich und weiblich vorangetrieben hat und sie offenbar nie in Frage stellte, geschweige denn abschaffte. Wir innerhalb der letzten 100 Jahre werfen sie einfach in den Müll der Geschichte und glauben, dass wir die Evolution mal eben unseren Wünschen anpassen könnten und machen einen Einheitsbrei aus den Geschlechtern und halten das auch noch für fortschrittlich? Ist das nicht sehr selbstbewusst und womöglich auch unkritisch realitätsfern? Dabei ist dieser Einheitsbrei doch wahrscheinlich nur unserem Neid auf das andere Geschlecht und unserer Nachdenkfaulheit geschuldet, weil diversifiziertes Denken einfach zu viel und unbequem ist für uns? Bitte alles hübsch bequem und einfach!
Jetzt wird es erst recht fies und bitte seien Sie sehr vorsichtig an dieser Stelle und denken Sie lange nach, wie Sie es an dieser Stelle denken und handhaben wollen:
Ich würde sagen, ein drittes Mal machen wir eine Trennung durch, wenn wir uns aus der Masse lösen, wenn wir zum unabhängig denkenden und verstehenden, zum nachdenkenden Subjekt werden. Diese Unterscheidung ist deshalb so fies, weil sie erwachsene Menschen von erwachsenen Menschen unterscheidet. In diesem Stadium halten wir uns typischerweise für urteilsfähig, für eine mündige Bürgerin oder einen mündigen Bürger. Jetzt werden aus Menschen Persönlichkeiten (oder eben auch nicht?). Wahrscheinlich können wir das auch gar nicht so sagen, denn mehr oder weniger leben wir als Persönlichkeit und mehr oder weniger als einfach vor sich hin konsumierende Masse? Auch leben an sich ist wertvoll, auch ohne denken und nachdenken. Wir wollen ja auch nicht richten, sondern beobachten, uns bewusst werden. Deshalb: Vorsicht bitte!
Wir müssen uns als der Welt, den anderen Menschen und auch Gott gegenübergestellte Einzelwesen verstehen, aber auf der anderen Seite mitten in der Welt und damit wieder nicht gegenübergestellt. Wir sind gewissermassen 1 und 2 zugleich! Wir sind einzeln und können uns trotzdem aus der Masse nicht lösen. Wir bleiben in der Masse. Wir sind Teil der Masse und doch Persönlichkeiten.
Als zweitem Grund ist diese Frage fies, weil ich erlebe, dass die meisten Menschen gar nicht bis dahin kommen. Das kann wiederum zwei Gründe haben: Erstens betrifft das alle, die gar nicht weiter über sich und gegen sich nachdenken und einfach leben, wie es ihnen ihr Körper und damit ihre Intuition vorgeben. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass wir dazu gehören.
Zweitens gehören hier aber auch alle die hin, die am Anfang alles für „1“ hielten. Ich und die Welt sind eins. Die Entwicklung jedes einzelnen Menschen spricht gegen das „Nur 1“, aber trotzdem gibt es Milliarden Menschen auf diesem Globus, die genau diese Grundsatzentscheidung glauben oder als ihr Ideal glauben oder einfach leben, ohne sie zu glauben, ohne darüber nachgedacht zu haben.
Mit dieser Entwicklung kommt es auch zu einer Ausprägung und Unterscheidung von Sein und Schein. Einerseits bin ich, aber andererseits scheine ich auch und nicht nur ich, sondern die Anderen auch und sogar die Welt der Dinge auch und wahrscheinlich sogar Gott auch.
Diese grundlegenden Gedanken, Verstehensweisen, Deutungsvoraussetzungen setzen Frauen zum Beispiel anders als Männer. Frauen neigen viel mehr der „1“ zu und weniger der „2“ als Männer und Männer tun es umgekehrt. Deshalb sind meiner Ansicht nach (wohl verstanden, das ist mein persönliches Vorurteil, entschuldigen Sie bitte, meine Damen) Männer viel mehr in der Lage, nachzudenken, als Frauen. Leider tun es Männer nur so selten. Leider sind wir sehr nachdenkfaul. Manche wollen es auch aus bestimmten Gründen gar nicht. Wir Männer ziehen einfach in die Welt (der Materie, des Lebens, der Religion) als wären wir die Welt, sie gehörte sowieso uns und was wir machen, ist sowieso richtig und kann gar nicht falsch sein, so dass nachdenken auch gar nicht notwendig ist. Das hat für unsere Welt, besonders für unsere Erde und für uns selbst und leider auch für unsere Nachkommen existenzielle Auswirkungen. Auch wenn das hier Theorie ist, hat das enorme Auswirkungen auf unser Leben!
Die Wissenschaft und Technik kennen „Sein und Schein“ nicht.
Ein Problem der Wissenschaft ist, dass sie Sein und Schein nicht kennt, dass sie nicht unterscheidet zwischen dem, was ist und dem Bild, das wir wahrnehmen und verarbeiten, denken und schliesslich glauben. Das ist nicht einfach 1:1 zu glauben, zu übernehmen, als Beweis anzunehmen. Viele Wissenschaftler scheitern an ihrem eigenen undurchdachten und unreflektierten nicht selbstkritisch überprüften eigenen Weltbild, aber merken das auch gar nicht. Für die meisten Wissenschaftler ist alles nur einfach Sein, eindimensional. Dann gibt es ja auch noch jede Menge Formen von teilrichtig und teilfalsch zwischen den Extremen von richtig und falsch. Aber wir haben Recht, und zwar ganz Recht. Pech. Wahrscheinlich werden die meisten unserer Ergebnisse und Feststellungen eher in den Bereich von teilweise falsch und teilweise richtig gehören. Daher ist an Vielem, was die Wissenschaft sagt, etwas Wahres dran, aber das ist ein Unterschied zum „Wissen“. Das Wahre ist die eine Seite der Realität, die eine Seite der Wahrheit.
Sie werden das berühmte Höhlengleichnis von Platon kennen? Falls nicht, möchte ich Sie bitten, einmal z.B. bei Wikipedia kurz nachzulesen. Es dauert nicht lange, aber ein bisschen Zeit lohnt sich auch, dem nachzudenken. Es hilft uns, manche der kommenden Gedanken leichter nachvollziehen zu können.
Wir machen einen kleinen Abstecher:
Die Evolution und/oder Gott und/oder das allgemeine Sein haben uns Menschen ein Hirn geschenkt (oder/und zur Verpflichtung gegeben?). Mit unserem Hirn können wir ein Bild der Wirklichkeit in uns speichern und verarbeiten. Die Sinnesorgane machen uns das möglich und das Hirn baut uns ein Weltbild und ein Selbstverständnis zusammen und speichert es. Wie es das tut, ist spannend und ich kann die Neugier der Neurophysiologen gut verstehen, die daran forschen und nicht genug bekommen können. Natürlich erwarten die Neurophysiologen, dass sie das am Ende komplett aufgeklärt haben werden. Wir wissen heute schon eine ganze Menge. Dann, irgendwann werden wir alles wissen und verstehen. Was werden unsere Nachkommen eigentlich dann tun, wenn sie tatsächlich eines Tages bis dahin gekommen sein sollten? Ich empfehle Ihnen das Buch „Kein Ich, kein Problem“ von Dr. Chris Niebauer (VAK Verlags-GmbH, deutsch 2021). Es ist sehr aufschlussreich, sehr befremdlich und wird Ihnen viel Gelegenheit geben, darüber nachzudenken, was Sie glauben wollen und was nicht. Seiner Ansicht nach spielen beide Hirnhälften sogar verschiedene Persönlichkeitsrollen in uns. Wir werden später in der Medizin weiter darüber nachdenken.
An dieser Stelle ist es wieder wichtig, dass wir uns einerseits als individuelle Persönlichkeit wahrnehmen, andererseits aber auch zur Masse, zur Welt gehörig einordnen. Wir sind sozusagen Zwitter. Das macht innermenschliche Spannung aus. Unser Hirn baut ein Abbild zusammen aus den Wahrnehmungen der Welt, aber es kann nicht die Welt zusammenbauen. Wie bereits Platon sehr grundlegend für alle Zeiten nach ihm feststellte: Das Bild in uns von der Welt und die Welt sind nicht deckungsgleich. Die Neurophysiologie zeigt uns das gerade in unseren Tagen ganz neu. Auch wenn Wissenschaftler glauben, diese Deckungsgleichheit irgendwann zu schaffen, alles bis auf's Kleinste zu verstehen, wird für einen nachdenkenden Menschen genau das wahrscheinlich nie möglich sein. Schauen Sie sich Wissenschaftler an. Keiner glaubt das. Viele mögen glauben, dass sie das glauben, aber ihr Handeln spricht dagegen. Vielleicht können wir das als Selbst-Betroffene auch gar nicht wahrnehmen? Sein und Schein.
Wir leben in der Welt wie sie ist, in der Realität. Wir Menschen versuchen, die Realität in unserem Bewusstsein abzubilden vom ersten Lebenstag an. Je bewusster wir uns der Dinge und Prozesse in der Umwelt werden, desto näher dran am Geschehen glauben wir, zu sein. Da die Realität, vor allem die der lebenden Sphäre sehr komplex ist, ist das sich bewusst Werden dieser Realität ein schwieriges Unterfangen. Dazu braucht es einer differenzierten Sprache und anderer Mittel. Wir müssen uns aber immer darüber klar bleiben, dass unser Bewusstsein nur ein Abbild der Realität bietet, nicht die Realität selbst ist und dass zwischen der Realität und unserem Abbild sehr wahrscheinlich ein mehr oder weniger breiter Grau- oder Farbbereich bestehen bleibt, nicht einmal nur eine Grenze im Sinne einer Linie. Das bedeutet die Trennung von Ich und Sein, von mir und allem um mich herum. Dieser Trennung erfreuen wir uns und an dieser Trennung leiden wir, je nach dem, mal so und mal so, wieder, Jeder anders und doch Jeder gleichermassen. Weder das Sein noch der Schein lassen sich definieren wie eine Schublade, sondern beide gleichen jeweils eher einer Gausskurve mit sich überlappendem Farb- oder Graubereich. Eine klare Trennlinie lässt sich gar nicht ziehen, jedenfalls nicht in der menschlichen Verfahrensweise.
Das Nachdenken über diese Dinge verändert unsere Denk- und Verhaltensweise. Zum Beispiel verändert das unsere Auffassung, unsere Definition von „Wissen“. Wer alles für 1 hält, sich selbst und die Welt, wer also nicht unterscheidet zwischen sich selbst und der Welt, der kann, wenn er von seinen Ansichten spricht, von „Wissen“ sprechen. Wer wie Platon und wie übrigens die Neurophysiologen heute auch, von einem Abbild im Hirn ausgeht, der kann nicht mehr von „Wissen“ sprechen. „Wissen“ hiesse ja, Übereinstimmung mit der Realität. „Wissen“ hiesse ja, Übereinstimmung mit der Wirklichkeit um uns herum.
Ich behaupte also ganz fies und frech: „Wissen“ gibt es fast nicht. Es gibt nur persönliche Ansichten! Und wir werden das in der Folge immer wieder wahrnehmen, dass offenbar die, die es mit dem „Wissen“ am weitesten gebracht haben oder die glauben, es dorthin gebracht zu haben, wahrscheinlich die sind, die hier am meisten irren. Denn sie gehen einfach davon aus, dass sie wissen. Deshalb haben sie ja Recht, immer und überall. Deshalb müssen sie ja immer und überall ihr Wissen kundtun, müssen alle lehren und belehren, müssen alle Bereiche des Lebens steuern, müssen für alles Guidelines festlegen, legen fest, was „Qualität“ ist, müssen schlussendlich alles bestimmen, auch die Geschicke des Landes, die Politik. Welcher Mann wollte es aushalten, dass sein „Wissen“ nur „eigene Ansicht“ ist? Selbst Möchte-gern-Männern scheint das sehr schwer zu fallen.
Den Begriff „Wissen“ überlassen wir den Idealisten (vielleicht noch den theoretischen Mathematikern?). Real auf dieser Welt werden wir doch eher realitätsnäher sein, wenn wir von „Ansicht“ oder „Anschauung“ oder „Interpretation“, „unserer eigenen Interpretation unserer Wahrnehmungen“ sprechen, auch wenn wir dazu komplizierte, kleine oder grosse und teure Messgeräte benutzt haben. Wer uns „Wissen“ oder gar „sein Wissen“ vermitteln oder sogar verkaufen oder aufdrücken will, beweist doch wohl als erstes, dass sie/er wohl ganz banal nicht nachgedacht haben wird oder sonst sehr wahrscheinlich Schlimmeres mit uns vor hat (auch wenn sie/er ihr/sein Wissen für gut hält).
Wissenschaft müsste eigentlich „Anschauungsschaft“ heissen. „Wissenschaft“ sagen nur die überheblichen Männer (Wissenschaftler eben). Frauen lernen das „Wissen“ der Männer. Natürlich können Frauen auch wie die Männer Studien durchführen etc, aber … Hier wäre es interessant, weiter nachzudenken. Aber es gibt gar keine „Wissenschaft“, sondern nur „Anschauungsschaft“, auch wenn nur Wissenschaftlerinnen sie ausführten. Da stellte sich aber die spannende Frage, ob Frauen anders Wissenschaft betreiben als Männer und Möchte-gern-Männer?
Zur Wissenschaft sind wir Menschen allenfalls in ganz geringem Masse fähig, aber immer genauere Ansichten von der Realität wollen und können wir uns natürlich verschaffen. Ob das am Ende „gut“ ist oder ob wir am Ende irgendein ominöses Ziel erreicht haben? Woran wollen wir das messen? Wissenschaft ist eine Funktion des Menschen, des menschlichen Geistes und deshalb genauso begrenzt wie wir Menschen. Wir haben einen Horizont, auch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Am Ende vieler Studien heisst es dann: „Weitere Studien sind nötig, um noch genauer zu erforschen...“ (Also beschreibt die Studie doch kein Wissen, sondern nur Vermutung oder vorläufige Ansicht? Sehr richtig, oder?).
So müssten wir besser von „Anschauungs- und Interpretationsschaft“ sprechen, statt von „Wissenschaft“ oder wir sprechen von Wissenschaft (was viel einfacher und eleganter ist), aber meinen unsere Anschauung und Interpretation. Wir müssen ja nicht Herrn Hegels Dialektik folgen und vom „absoluten Wissen“ sprechen und ausgehen. Wir könnten ja wie so Viele vor uns auch schon (auch Herr Hegel), den Begriff unserem Verständnis von Realitätsnähe anpassen. Wir sehen wieder sehr schön, dass Begrifflichkeit oft mindestens zwei Seiten hat, die Position und die Opposition und auch vieles, was dazwischen liegt und in der Umgebung. (Das ist etwas anders mit mathematischer Sprache.) Durch unsere Beteiligung am Sein, am Denken, am Beschreiben, am Ge- und Verbrauchen, erfährt alle Theorie eine Relativierung, eine Bezugnahme zu uns.
Gibt es einen Unterschied zwischen Forschung und Wissenschaft? Der Begriff „Forschung“ wäre zumindest realitätsnäher als „Wissenschaft“, obwohl wir unter beiden wohl ziemlich das Gleiche verstehen.
Wenn Jemand von seinem Wissen berichtet, dann halten wir uns doch an ihn, denn es könnte sein, dass seine Ansichten realitätsnäher sind, als unsere, aber „Wissen“? Das glauben wir lieber nicht. Womöglich bin ich der wissenschaftlichste Wissenschaftler, denn Wissenschaftler ist der, der vorurteilslos (was es gar nicht gibt und auch ich nicht kann) alles bezweifelt, auch sein eigenes „Wissen“. Ich bezweifle fast alles. Aber woran wollte ich die Richtigkeit oder Falschheit meiner Ansichten, Zweifel und Antworten messen?
Wenn wir heute einen Blick werfen auf die Industrie der Guidelines in der Medizin und Gesellschaft, dann ... Das sind alles Menschen, die von sich glauben, zu „wissen“ und die wir deshalb als „Experten“ bezeichnen und die sich auch selbst als solche betrachten und bezeichnen. Dann setzen sich diese „Experten“ zusammen und tragen in harten Diskussionen den Kampf miteinander aus, was sie als „Wissen“ glauben und in die Guidelines schreiben wollen und was nicht. Müsste man so über „Wissen“ diskutieren? Wüssten diese Experten, dann bräuchten sie nicht zu diskutieren. Es wäre klar. Die Notwendigkeit der Diskussion und Einigung zeigt doch nur, dass es Ansichten sind, auf deren Essenz man sich einigen muss. Manche dieser Essenzen werden dann realitätsnäher, andere realitätsferner sein. Evidenzbasiert? Was sollen wir denn da glauben? Der Mechanismus selbst zeigt schon, dass es sich gar nicht um „Wissen“ oder "evidenzbasiert" handeln kann.
Das ist eine der wesentlichen und weitverbreiteten und unsere Gesellschaft intensiv prägenden Selbsttäuschungen, denen wir Menschen und vor allem die „gebildeten“, die im Wissenschaftsprozess an oberster Position stehenden, am meisten betrifft. Selbstkritik? Fehlanzeige! Eigenlob? In Hülle und Fülle! Deshalb stinkt es so viel auf dieser Welt und an Stellen, wo wir es überhaupt nicht erwarten würden.
Vielleicht bemühen wir uns um realitätsnahe Interpretationen unserer Wahrnehmungen? Wir sind im Denken und Nachdenken getrennt von der Welt und werden die Welt damit gar nicht erfassen. So zeigt sich schon, dass wir nicht einmal in der Lage sind, sicher zu sagen, was realitätsnahe ist. Ist das so schlimm? Auch wenn wir bisher massiv unter Selbstüberschätzung, Nichtwissen, Egoismus und Arroganz gelebt haben, haben wir es doch zu einer Menge Wohlstand gebracht. Soll uns das doch Keiner kleinreden.
Die Frage ist nur, ob wir, weil es bisher so funktionierte, glauben dürfen, dass es auf längere Zeit so weiter funktionieren wird, auch für unsere Nachkommen, unsere Kinder, immer? Da melden sich bei mir leise Zweifel. Dabei wollen wir doch zumindest für unsere Kinder nur das Beste (oder ist das nur schöner Schein, schöne Selbsttäuschung?) und im täglichen Leben (in unserem Sein) tun wir doch nur das Beste für uns selbst? Achten wir mal auf die Rentendiskussionen und vieles Andere. Geht das gar nicht anders?
Wie wollen Wissenschaftler denn beweisen, dass Ihre Beweise Beweise sind? In der Welt von 1 und nur 1 braucht es keine Beweise. Jede Erkenntnis ist sowieso „Wissen“, auch wenn sie sich später als falsch herausstellt. Weil das eigentlich nicht sein kann, kämpfen ja auch die Wissenden so darum, dass bloss Keiner wahrnimmt, dass das so doch nicht stimmt. Wir müssen uns selbst betrügen und betrügen damit automatisch auch die Anderen.
In der Welt von 2 gibt es keine Beweise. Die Welt und ich sind so getrennt, dass keine unserer Wahrnehmungen die Kriterien eines Beweises erfüllen könnte. Das Sammeln von Beweisen ist also letztlich sinnlos, weil es keine nicht hinterfragbaren Beweise gibt. Es gibt nur ein Geflecht von Ansichten, das mehr oder weniger der Realität nahe kommt. Deshalb ist „Guidelines produzieren“ ja so aufwendig und mühsam und ein Ringen miteinander. Natürlich ist klar, dass die, die das vollbracht haben, hinterher von „Wissen“, „ihrem Wissen“ sprechen und sich selbst für die Experten halten. Das ist einfach menschlich. Und so Manches davon ist ja auch relativ nahe an der Realität und es gibt derzeit vielleicht nichts Anderes an Ansicht, was der Realität näher wäre? Wir und auch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können gar nicht anders?
Bevor wir Wissenschaft betreiben wollen, müssen wir uns die religiöse Frage von 1 oder/und 2 beantworten. Das verändert und entscheidet über unsere ganze Art und Weise von Betreiben von Wissenschaft. Bevor wir biologische Wissenschaft betreiben wollen, müssen wir uns klar werden, was „Leben“ ist und was (blosse) Materie. Das wird unsere Wissenschaft und Medizin verändern. Es nicht zu tun, ist Vogel-Strauss-Handlungsweise. Wissenschaftliche Medizin ist der Versuch, Ansichten vom Leben, vom Menschen, von Persönlichkeiten zu gewinnen und sie dann anzuwenden.
Der Begriff „Wissen“ wird von uns Menschen völlig willkürlich und unterschiedlich benutzt. Ich würde ja denken, „Wissen“ wäre Ansicht, die sich mit der Realität deckt. Deshalb komme ich zum Schluss, dass es „Wissen“ gar nicht gibt, da wir nicht wissen, was die Realität ist, in der wir doch leben. Philosophen halten „Wissen“ für etwas Absolutes, was meiner Auffassung ja recht nahe kommt. Aber für sie ist Wissen etwas Abstraktes, ein Ideal und doch von uns oder für uns erreichbar. Wissenschaftler zucken da mit den Schultern. Das kümmert sie nicht. Wir forschen drauf los und halten unsere Ansichten für „Wissen“. Fertig! Lächerliche Philosophen, fast zu den Religiösen gehörend.
Wissenschaftler dagegen lieben es handfest, konkret, sind Macher. Um Ideale, Philosophie und Theorie machen sie sich kaum Gedanken. Damit halten wir uns doch gar nicht erst auf. Das nützt weder der Karriere, noch bringt es Geld, aber kostet wertvolle Lebenszeit. Wenn Sie mal von Bill Bryson „Eine kurze Geschichte von fast allem“ lesen (Goldmann-Verlag, deutsch 2004), dann wird im ganzen Buch von „Wissen“ gesprochen, wo doch auf sehr anschauliche und kurzweilige Weise die konkurrierenden Ansichten der Wissenschaftler erzählt werden. Das Wissen von heute ist das Falschwissen von morgen. Die Grundlagen und die Folgen der Wissenschaft kümmern kaum einen Wissenschaftler, selbst wenn am Ende die Ergebnisse und technischen Nutzungen der wissenschaftlichen Erkenntnisse unsere Erde und uns selbst völlig demoliert haben werden, so dass wir gar keine Heimat mehr haben (auf dieser Erde nicht und im Weltraum sowieso nicht). Was sagt das über uns Menschen und speziell über Wissenschaftler aus?
„Wissen“ nennen wir das, was Menschen, die sich selbst für „Wissenschaftler“ halten, als Ansichten von sich geben. Das wird uns als „Wissen“ aufgetischt und wir glauben es auch als „Wissen“, unkritisch wie wir sind. Manches davon wird realitätsnah sein und wir können es mehr oder weniger glauben, anderes wird fern der Realität sein und wir sollten sehr vorsichtig damit umgehen.
Es gibt kein Wissen, sondern nur Rohdaten und nun prüft Jeder nach seinem „Wissen“ und nach seinen Wünschen, Träumen und Theorien und seiner Meinung, also seinen Vorurteilen (seinen zuvor schon getroffenen Urteilen), ob er die Daten glauben will, für bewiesen hält oder nicht. Selbst das Sprechen von „Fakten“ ist schon sehr widersprüchlich. Man könnte unter Fakten „Rohdaten“ verstehen und könnte meinen, sie wären die Realität. Aber auch sie gehören schon in unsere Welt der Theorie, des Scheins, der Ansicht. Zu früh gefreut. Dann entstehen Guidelines und Lehrbücher der Experten. Nachfolger, Journalisten, Lehrer und Konsumenten können heute der Fülle und Distanz wegen gar nichts mehr überprüfen, sondern müssen blind glauben. Das ist ein Riesenproblem der Fülle des „Wissens“ oder besser der „Ansichten“ in der Neuzeit! Da helfen selbst wissenschaftliche Kontrolleure an renommierten Wissenschaftszeitschriften nichts, die für Qualität und „Wissenschaftlichkeit“ der geplanten Veröffentlichungen sorgen sollen (wie wir mehrfach erlebt haben). Zensur ohne sinnvolle Kriterien und Methoden? Von KI ganz zu schweigen. Qualität liefert, wer seine eigenen Qualitätskriterien nicht mehr hinterfragt.
Es gibt also gar kein „Wissen“, sondern nur mehr oder weniger realitätsnahe oder -ferne Ansichten. Als Wissen noch Macht war, war das „Wissen“ realitätsnäher als das „Nichtwissen“ der Anderen. Auf dem absteigenden Ast der Gausskurve die Geschichte der Wissenschaft betreffend dreht sich das womöglich um? Heute verwirrt uns die Fülle der Ansichten, dass keiner von uns Menschen mehr sagen kann, worauf Verlass ist, woran man sich halten kann. Das kann man auch gesetzlich, durch Zwang, durch Zensur oder sonstige Mittel nicht ändern. Aber wir müssen uns zurechtfinden. Sonst können wir nicht leben.
Das Dumme ist, dass wir an eine exponentielle Kurve glauben (oder doch zumindest eine linear ansteigende), dass es aber mit hoher Wahrscheinlichkeit nach der Gausskurve geht und wir haben keine Ahnung, wann es nach der Gausskurve „gut“ ist, also der optimale Scheitelpunkt erreicht ist. Wir sehen es erst hinterher auf dem absteigenden Teil der Kurve. Die Gleichzeitigkeit von unserer Relativität und Absolutheit z.B. auch ausgedrückt in Zahlen am Anfang der Gausskurve, ist schwer zu begreifen. Nach dem Scheitelpunkt der Gausskurve trennen sich die Gausskurve der Realität von unserer immer ansteigenden Traumkurve oder Theoriekurve. Hier trennen sich auch die absoluten von den relativen Zahlen. Unsere Träume und die Realität gehen immer weiter auseinander. Wer wird siegen, die Realität oder unsere Träume und Theorien? Was sagen Sie voraus?
Die Kurve der Wissenschaft ist eher eine exponentielle Sättigungskurve mit zwei Grössen. Unser Erkenntnistrieb ist der Versuch, die Sättigungskurven zwischen Komplexität und Vereinfachung immer mehr an die X- und Y-Achse resp. deren Kreuzungspunkt heranzuführen.
Unser Erkenntnisergebnis dagegen wieder verläuft wie eine Gausskurve: Erst war viel Erkenntnis zu einem kleinen Preis möglich. Später ist es umgekehrt. Jetzt braucht es bereits Universitäten, Teams, PCs und viel Geld, um Erkenntnisse zu gewinnen. „Erkennen“ geht nur noch professionell, also konkurrenzlos im Wissenschaftsbetrieb. Entsprechend ist auch der Ressourcenverbrauch von Mensch und Umwelt dafür. Wir befinden uns wohl bereits im hinteren, im wieder unteren Teil der Gausskurve?
Wissenschaft ist angewandter Glauben, wenn auch Unglauben. Wissenschaftler forschen immanent, im Diesseits, im Hier und Jetzt und glauben, damit einfach die Transzendenz und den Glauben (Religion) umgehen zu können. Ich fürchte, das ist zu kurz gedacht. Wir können beides nicht voneinander trennen, so wie wir auch den Nutzen von den Kosten nicht trennen können, auch wenn wir das immer glauben, zu können. (Wir machen die Welt nur „besser“. Dass damit ein „schlechter“ verbunden ist (das womöglich sogar grösser als das „besser“ ist), blenden wir aus oder haben wir schlicht noch gar nicht gemerkt. Irren und Nichtwissen sind schliesslich menschlich.)
Wir machen eine Menge Dummheiten, weil wir nicht wissen, was ist und weil wir nicht wissen, was wir wissen und was wir nicht wissen. Wir tun einfach so, als wüssten wir es, als wären unsere Ansichten „Wissen“, wären verlässlich, wären urteilsfähig, hätten vor Gericht Bestand. Unsere gesellschaftlichen Organisationsformen führen immer mehr dazu, dass wir tun müssen, was wir gar nicht tun können, z.B. Geldmengen festlegen, Werte oder Menschen beurteilen, nicht messbare Dinge messen, Gericht halten, Gewinne maximieren, Erfolg programmieren und vieles mehr.
Keiner weiss, aber Jeder weiss, dass er selbst Recht hat. Das ist unumstösslich, aber völlig unwissenschaftlich.
Realität ist das, was ist und nicht das, was der Mann (und neuerdings auch die Frau (oder eher der Möchte-gern-Mann?)) sich denken kann.
Wissenschaft ist eigentlich ziellose Neugierde, nicht zu einem Zweck. Nicht, ich weiss schon vorher, was herauskommen soll und wenn etwas anderes heraus kommt, dann lassen wir es wie eine heisse Kartoffel fallen. Kam ein junger Mann zu mir, um sich mit mir zu beraten. Er wollte eine Untersuchung machen und zeigen dass … Schon daneben. Wissenschaft heisst „ Ich will herausfinden, wie die Realität funktioniert und meine bisherige Ansicht korrigieren lassen“. Aber es stimmt natürlich: Meist wird Wissenschaft mit einem Ziel durchgeführt und sei es nur Recht haben, Gesundheit bringen oder Gewinn einstreichen. Schliesslich leben wir heute von unseren Gewinnen und wer keine Gewinne macht ist schnell weg vom Fenster.
Denken und Nachdenken machen es uns möglich, uns ein Bild von uns und unserer Umgebung zu machen. Es scheint sinnvoll, uns ein möglichst genaues, ein möglichst realitätsnahes Bild von unserer Umgebung und uns selbst zu machen. Einerseits wird das Bild von unserem Körper sehr stark beeinflusst. Der sorgt dafür, dass das Bild sehr ich-, sehr körperbezogen, sehr subjektiv ist. Andererseits kann das Denken sehr vom Körper abweichen in Theorie und Traum. Da kann der Realitätsbezug schnell verloren gehen. Die Balance zwischen beiden gelingt nur sehr Wenigen. Wahrscheinlich ist sie Glück und wir wissen gar nicht, woher das Glück kommt (dazu später).
Wissenschaft ist vor allem in und mit dem eigenen Körper möglich. Wir nehmen Auswirkungen der Realität wahr und müssen sie in ein eigenes Bild der Welt innerhalb und ausserhalb unseres Horizontes und der Gesellschaft einbauen. Das können wir nur selbst und das macht auch uns selbst zu einem grossen Teil aus. Das können wir nicht delegieren. Wir müssen selbst durch dick und dünn, müssen selbst erlebt haben. Alles Andere ist realitätsferner, auch wenn es schöne Träume oder schöne Theorien sind. Nur der wird nicht mehr enttäuscht, dessen Weltbild realitätsnah ist, der oder die alle Enttäuschungen hinter sich hat.
Auch in der Wissenschaft gilt: Auf jedem Gefäss, auf dem ein Schild mit dem Inhalt steht, ist der Inhalt entweder gar nicht drin oder der genannte Inhalt gepaart mit dem Gegenteil (und manch Anderem). Das gilt für viele Dinge, wie z.B. Religion, Wissenschaft, Zivilisation, Pädagogik, Erziehung, Moral, Liebe, Krankheit, Gesundheit, Zeit und wirklich für Vieles mehr. Manchmal gehört schon wirklich Glück dazu, dass vom Erwarteten überhaupt etwas mit drin ist. Natürlich liefert uns heute jeder Mann (inzwischen sogar viele Frauen) alle möglichen Definitionen (Schilder) für alles mögliche. Das gehört ja zum wissenschaftlichen Arbeiten. Nur …?
Die wissenschaftlichen Methoden sind geeignet, so manches in der Welt wahrzunehmen, zu beschreiben, abzubilden, wahrscheinlich ähnlich wie in unserem Hirn. Aber diese Wahrnehmungen sind nicht selten ebenso realitätsfern wie unsere Hirnleistungen, wie unser Leben eben. Das können wir nur durch Reflexion, durch nachdenken, durch hinterfragen ahnen. Wir bleiben immer getrennt von der Realität mit unseren Ansichten und Abbildungen im Hirn. Wenn das so stimmt, werden wir auch nie fehlerfreie Systeme entwickeln, auch wenn wir uns die grösste Mühe geben, nicht. Für unsere Vorstellungen von autonomem Fahren, von komplexen (digitalen?) Netzen und Techniken und fehlerfreiem Operieren oder Diagnostizieren und Behandeln in der Medizin und vielem Anderen mehr ist das vielleicht nicht ganz unerheblich?
Die Technik wissenschaftlichen Arbeitens ist nicht frei von den vielen menschlichen Fehlern und Denkfehlern, die uns eigen sind, einschliesslich der weltanschaulichen Fehler. Das müssen wir immer bedenken. Letztere sind vermutlich die, die sich langfristig am schlimmsten auswirken.
Wissenschaftler sind Menschen. Sie übertreiben gerne, dozieren gerne, hören sich selber gerne reden, halten die eigene Ansicht oder Wahrheit für wahr, denken überwiegend in Schubladen, pflegen Fan-Denken, Herdentrieb etc. … Möchte-gern-Männer machen das inzwischen sehr erfolgreich nach.
Es gibt mindestens zwei Sorten von Fehlern. Zuerst sind da die spontanen Fehler, Fehler die zufällig auftreten, weil wir etwas zufällig vergessen, nicht wissen, falsch handhaben, eine Maschine kaputtgeht … Es gibt Qualitätssysteme, um die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Fehlern zu reduzieren. Und in der Flugzeugindustrie, im Fahrzeugbau und anderen Industrien sind diese Fehlervermeidungssysteme erstaunlich sinnvoll und effektiv. Wenn man viele gleiche Produkte baut, sind solche Qualitätssysteme gegen spontane Fehler oft sehr wirksam bis zu einer in einem Graubereich versteckten Grenze. Diese versteckte Grenze (wie ein unsichtbarer Horizont) ist nicht mehr überwindbar. Wenn z.B. die EU festschreibt, dass die Unfallhäufigkeit auf den Strassen Dank solcher Qualitätssystem dramatisch gesunken sei und nun als Ziel 0 ausgibt, dann fürchte ich, ist dieses Ziel hinter dem Horizont festgelegt. Das Ziel ist Ideal und nicht erreichbar, aber auch ich kann Ihnen nicht sagen, wo die im Graubereich versteckte Grenze wirklich liegt. Sie kommt dadurch zustande, dass die weitere Reduktion der Fehlerwahrscheinlichkeit immer mehr Aufwand, immer mehr Kosten bedingt. Wir können das nicht mehr erarbeiten. Da wir heute in einer Märchenwelt leben, wo sich die entsprechenden Stellen das Geld nur noch denken und verteilen, haben wir vorübergehend den Horizont verschoben. Es spricht aber viel dafür, dass das Märchen ein Ende hat, wie alle Märchen.
In dieser Darstellung haben wir schon gleich die zweite Fehlerkategorie gefunden, die systematischen Fehler. Wenn Sie also glauben, dass es für die Wissenschaft und Technik gar keinen Horizont gibt oder wenn Sie ihn noch gar nicht wahrgenommen haben und sie machen Politik, Gesetzgebung einfach, als gäbe es keinen Horizont (wie z.B. die EU im genannten Beispiel), dann begehen Sie einen systematischen Fehler. Alle mit den gleichen Ansichten wie die EU werden den gleichen Fehler machen. Der Fehler liegt schon im Programm. Die Maschine macht einen Fehler, der sich bei jedem Produkt in gleicher Weise wiederholt, weil z.B. auf jeder gedruckten Seite der Zeitung das gleiche Wort falsch gedruckt wird. In Computerprogrammen ist das ein grosses Problem, weil der gleiche Fehler in allen diesen Rechenoperationen wieder auftritt. Wer denkt, ich habe Recht und das felsenfest glaubt, wie fast 100 % der weissen Rasse und inzwischen sehr Viele auch der anderen Rassen, dann werden Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Menge systematischer Fehler in Ihrem Betrieb einbauen. Sie können diese Fehler auch gar nicht merken, denn Sie haben ja Ihrer Ansicht nach mit dem Fehler Recht.
Fehler sind ein grosses Problem für uns Menschen und müssen vermieden und ausgemerzt werden, aber wie wir sahen, kennen und sehen wir viele unserer Fehler gar nicht und für die Fehlerbehebung gibt es sehr wahrscheinlich einen unsichtbaren Horizont. Wer bis zum Ziel (jenseits des Horizontes) Fehler ausmerzen will, hat Recht und begeht wahrscheinlich einen kolossalen systematischen Fehler. Man kann auf dieser Welt Recht haben und doch damit Fehler mit grosser Wirkung begehen.
Es gibt in der Wissenschaft unterschiedlich realitätsnahe und realitätsferne Ansichten oder Anschauungen. Sie zu beurteilen, ist ein Kunststück. Aber das ist im täglichen Leben zwischen Frau und Mann, zwischen Eltern und Kindern, zwischen Schülern und Lehrern, in den Religionen und in der Kunst nicht anders. Wir gehen natürlich in allen diesen Bereichen immer davon aus, dass unsere „Ansicht“ richtig ist, „wahr“ ist, „Wissen“ ist. Eine wunderbare Selbsttäuschung. Damit lässt es sich leben. Das Problem sind und haben immer die Anderen. Je selbstbewusster wir in dieser Beziehung werden, desto mehr Spannung und Krieg bauen wir selbst auf und haben wir. Aber auch daran sind die Anderen Schuld! Warum müssen die auch eine andere Ansicht haben, wo doch meine richtig ist?
Manche Ansichten sind dem, was wir als „Wissen“ bezeichnen könnten, sicher recht nahe und brauchbar. Aber das kann von Seite zu Seite anders sein. Das variiert von Thema zu Thema, von Mensch zu Mensch.
Wissenschaftler sind ja oft Macher. Das Nachdenken überlassen sie lieber den Philosophen und belächeln die auch noch. Nachdenken ist eine Aktivität, die eine Persönlichkeit nie delegieren kann. Können wir Menschen, die das delegieren (und davon gibt es ja nun sehr, sehr viele) überhaupt als Persönlichkeiten betrachten? Ich könnte natürlich auch dazu gehören.
Forschung kann nicht nur in den Universitäten passieren, sondern muss jeder in seinem Leben leben und treiben. Forschung an der Universität ist all zu oft Theorie und nicht realitätsnah. Die Realität ist dort, wo wir leben, entspannen und arbeiten.
Wissenschaft ist nicht per se schlecht und realitätsfern, aber Wissenschaft braucht eine dauerhafte Beschäftigung mit der Realität, auch der Realität ihrer Voraussetzungen (Genau wie auch Politik, Religion, Kunst etc.). Das ist heute bei Zeit- und Geldnot schwierig. Je weniger Informationen vorhanden sind, desto schwerer ist es, aber auch je mehr Informationen vorhanden sind, desto schwerer ist es durch den Mangel an Übersicht, wie z.B. das Verhältnis von Spezialisten zu Generalisten, von Machern zu Nachdenkern, von Haus- zu Fachärzten zeigt. Das Problem können Sie auch nicht durch Schulung und Fortbildung ändern oder gar beheben.
Je grösser die Differenz zwischen viel Wissenden und wenig Wissenden, desto schwieriger wird das Verhältnis. Auch hier wird wohl die Gausskurve wirksam? Wissenschaftsjournalisten können kaum angemessen übertragen und das liegt nicht an ihren mangelnden Fähigkeiten, mangelndem Wissen, irgendeinem Mangel, sondern an der Spannung zwischen viel wissen und wenig wissen. Wir überfordern uns selbst. Verständlich wäre ja, wenn wir nur die Anderen überfordern würden und uns selbst nicht, aber für die Anderen, die das Gleiche tun, sind ja wir die Anderen und so treffen wir uns im täglichen Wettkampf um die besten Plätze selbst (und wundern uns?).
Damit wir es einfacher haben mit der Bewältigung der Aufgabe, teilen wir uns die Dinge und Prozesse in immer kleinere Häppchen auf. Wir spezialisieren (uns). Das ist sinnvoll und nötig, aber je weiter wir das treiben, desto weiter entfernen wir uns von der Realität in all ihrer Komplexität. Wir müssen also auch wieder die Dinge und Prozesse zum Ganzen zusammensetzen. Sonst bleiben wir weit entfernt von der Realität. Die wissenschaftliche Forschung in ihrer Detailliebe ist noch keine Garantie für Realitätsnähe, genaugenommen eher für das Gegenteil. Das merken wir ja auch in der Realität. Die Spezialisten sind oft recht realitätsfern, die Generalisten oft recht ahnungslos und die Spannung zwischen beiden wird nicht kleiner, sondern grösser (trotz oder wegen guter Ausbildung, regelmässiger Fortbildung und lebenslangen Lernens). Das können Sie auch nicht durch Qualitätsicherung oder Ähnlichem ändern.
Unsere Einstellung ist heute: Die Wissenschaft hat Recht. Wahrscheinlich stimmt das ja auch, dass sie in vielen Dingen die realitätsnächsten Ansichten, vielleicht sogar Einsichten gefunden hat, veröffentlicht und auch anwendet. Wahrscheinlich gibt es kaum Andere, die das besser können. Aber „Wissen“, „Recht haben“? Vorsicht! Da sollten wir Fragen stellen und nachdenken. Und alle wissenschaftlichen Errungenschaften, ja, „Errungenschaften“ wurden und werden auch bürokratisch und militärisch angewendet. Musste man sich früher mit einfachsten und brutalen Mitteln gegenseitig aus dem Weg zum Erfolg räumen, geht das heute sehr viel indirekter, auf viel mehr Wegen, aber am Ende doch mit dem gleichen brutalen Ergebnis. Bald (Nein, jetzt, in den türkischen automatischen Drohnen über Lybien) geht das auch durch künstliche (Un-)Intelligenz. Ein Mensch muss die Entscheidung zum Aus-dem-Weg-Räumen zum Erfolg gar nicht mehr treffen. Das ist doch elegant (oder dekadent?), oder dumm? Wie kommen wir dahin, wo wir doch alle immer nur das „Gute“ wollen (sicher auch der neue Sultan)?
Entsprechend der Einsicht „Ich weiss, dass ich nichts weiss.“ sprechen die weisen Wissenschaftler von „Ansichtenschaft“ und nur die Wissenschaftler, die nicht nachgedacht haben, sprechen von „Wissenschaft“, denn bis zu der Einsicht sind sie noch gar nicht gekommen.
Was heisst eigentlich „Ich weiss, dass ich nichts weiss“? Sind diese schlauen Leute plötzlich dumm? Sind ihre Ergebnisse, ist ihr „Wissen“ plötzlich falsch? Nein, sie haben die Relativität in ihrem Leben entdeckt, in ihrer Wissenschaft, die Bodenlosigkeit, das Fehlen der objektiven Massstäbe.
Dissertationen schreiben die Meisten heute, weil sie einen Status erreichen wollen, nicht weil sie wirklich Erkenntnis gewinnen, forschen wollen. Das würde viel mehr Zeit, Einsatz und Geld brauchen als wir tatsächlich bereit sind, einzusetzen. Da gibt es nur wenige Ausnahmen (vielleicht sogar meine eigene einschliesslich?). Da ist es doch völlig „normal“, dass abgeschrieben wird. Seien Sie nicht hinterher Spielverderber und bringen das ans Licht! Das ist doch böse? Was glauben Sie, wie viele der Literaturstellen am Ende der Arbeit der Schreiber wirklich gelesen und verarbeitet hat? Die stehen doch dort nur, weil die künstliche Unintelligenz ihm geholfen hat, die alle zu finden und weil er (neuerdings auch „sie“) damit seine Arbeit aufpeppen kann und als „wissenschaftlich“ beweisen muss. Stellen wir uns nur einmal vor, die Schreiber heutiger wissenschaftlicher Arbeiten würden tatsächlich all die Zitate und Literaturstellen, die im Anhang angeführt sind, selbst gelesen oder sogar verwertet haben. Da bliebe doch gar keine Arbeitszeit mehr für eigene Forschungen übrig, die die Veröffentlichung eigentlich zum Sinn hat. Nur wenige (die wichtigsten) Literaturstellen haben die Schreiber wirklich be- und verarbeitet. Die Karrieremacher studieren. Nur wenige Studenten sind wirklich Forscher, wollen forschen. Wer studiert denn schon Jura (Jus) zum Forschen, zum Erkenntnis gewinnen? Oder technische Studienfächer oder manche medizinische Teilgebiete? Sie wollen verändern, besser machen, Erfolg haben, verdienen oder? Forschung ist doch grösstenteils nur Schein!?
Wissenschaftliche Laufbahnen sind deshalb so begehrt, weil man relativ sicher Karriere machen kann, ohne Gefahr zu laufen, abgewählt zu werden oder in Maffiastrukturen persönlich Schaden zu nehmen. Unter Umständen ist es spannend. Für Frauen ist es lukrativ, weil unter Gebildeten gegenseitige Achtung vielleicht verbreiterter ist? Man verdient gut. Man hat ein Ziel oder ist: oben! Als Gleicher unter Gleichen muss man nur viel arbeiten und leisten. Frauen sind das gewohnt, aber warum dann noch lieber ein Möchte-gern-Mann sein?
Wissenschaft, Bildung, Erkenntnis sind immer gut. Deshalb sind sie immer ein sicherer Hafen für Karrieremacher. Wenn Sie können und etwas werden wollen, dann gehen Sie in die Bildung, in die Wissenschaft. Erst danach rangiert die Wirtschaft (des grossen Geldes wegen) und weit danach die Politik (der Macht wegen, die aber auch lebensgefährlich ist).
Sehr viel Wissenschaft wird heute nicht um der Wissenschaft willen, sondern aus Karrieregründen gemacht. Sehr viele Erkenntnisse (heute: Daten) sind nur Logorrhoe. Viele Kongresse sind nur Selbstbeweihräucherungsveranstaltungen der Akteure. Die Qualitätskontrolle am Ende (Fragenbogen schnell ankreuzen) ist nur Selbstbeweihräucherungskontrolle. Je mehr selbst für gut befunden, desto richtiger, desto realitätsnäher die Vorträge und Veranstaltungen. Das schnelle Gefühl am Ende einer Veranstaltung als Kriterium für Qualität? Wer Qualität messen wollte, müsste erst einmal nachdenken, was „Qualität“ in diesem Falle tatsächlich ist, was Realität ist. Viele dieser Veranstaltungen erinnern mich heute an religiöse Veranstaltungen ohne Beten.
Unter den Experten und Wissenschaftlern etc. sind wenige, die wirklich nachdenken. Die meisten sind hinter ihrer Karriere her, hinter dem Geld, hinter Bequemlichkeit. So denken sie. Die meisten Frauen im Job aber denken aus Angst, dass sie den Job oder ihr Ansehen verlieren könnten. Ja nicht das Gesicht verlieren, den schönen Schein, der sie von ihrem Sein trennt. Bitte entschuldigen Sie, meine Damen. Ihre Wut auf mich kann ich verstehen.
Für Wissenschaftler ist klar, von aussen kann es keine ernstzunehmende Kritik geben. Die „Wissenschaftler“ können sich so eine Art unanfechtbarer Regierung sichern, die „Wissensregierung“ oder die Regierung der Wissenden. Die Corona-Pandemie war sehr aufschlussreich diesbezüglich. „Wissen“ kann man schliesslich nicht mehr hinterfragen. Wer es tut, begeht ein Sakrileg.
Wenn es kein Wissen gibt, haben Wikipedia und andere Wissenssammler ein Problem. Wenn es kein richtig oder falsch gibt, haben Internetplattformen und Medien ein Problem. Wir alle äussern nur unsere Meinungen, unsere Ansichten. Die Spreu vom Weizen muss dann jeder selbst und für sich trennen. Alles Andere hat kaum eine Chance, nicht in irgendeiner Form als Zensur zu enden. Wer nachdenken kann, denke nach bevor er entsprechende Institutionen gründet.
Wenn Ihnen jemand „ausführliches Wissen“ anbietet (in Büchern, in Zeitschriften, in Lehrbüchern und sonst wo), dann werden Sie vorsichtig. Viele davon sind allgemeine Ansichten, willkürliche Festlegungen, Übertragungen von Studienergebnissen in die Praxis ohne sicheren Bezug, Interpretationen, Meinungen und Konsens von Meinungen (damit Einigkeit demonstriert wird). Wissen? Besser erst nachdenken!! Vieles davon wird mehr oder weniger realitätsnah sein. Und der Einzelfall?
Wer heute von „Wissen“ spricht, vor allem in der Wissenschaft, „wir wissen heute...“, der legt nahe, dass er nicht nachgedacht hat und dessen „Wissen“ muss stark in Frage gestellt werden. Vermutlich realitätsnäher wäre „Heute sind wir der Ansicht...“! Die Wissenschaftler wissen nämlich nicht, was sie wissen und was sie nicht wissen und wie nahe an oder fern von der Realität ihre Ansichten tatsächlich sind. Sobald Leben im Spiel ist, wird Wissenschaft sowieso viel komplizierter und komplexer als bei reiner toter Materie als Untersuchungsobjekt.
Andererseits wollen wir genauso kritisch über alle Informationen nachdenken, die auf uns einstürmen und die bei näherem Hinsehen überwiegend Ausdruck von Gefühlen sind wie Wut, Hass, Angst, Rache, Stolz, aber auch unkritischem Mitgefühl und Parteinahme. Und auch weltanschauliche oder religiöse Darlegungen, die sehr einseitige Ansichten anbieten, wollen wir sehr kritisch hinterfragen, bevor wir uns ihnen anschliessen.
Gibt es „Wissen“, das wir besser nicht hätten, besser nicht wüssten? Gibt es sinnloses oder gar schädliches Wissen?
Wenn Johann Wolfgang von Goethe im Faust zum Ausdruck bringt, dass der Mensch immer alles wissen wolle und sich nicht zurückhalten könne, dann stellt sich doch die Frage, ob er damit wirklich endgültig Recht hat. Das sei ein Fluch über dem Menschen. Wirklich? Oder ist das nur eine Ausrede? Hätten die Wissenschaftler in der ersten Hälfte des 20. JH. die Möglichkeit gehabt „Nein“ zu sagen zur Forschung für die Atombombe oder überhaupt die Atomenergie? Das klingt nach selbst gewähltem Tabu. Wir hatten als Voraussetzung unseres Nachdenkens gesagt, dass wir keine Tabus gelten lassen wollen. Stellen wir also die Frage anders: Könnte es sein, dass wir Dinge, Zusammenhänge, Fähigkeiten, Prozesse etc., die wir kennen, nicht nutzen, weil wir vorausschauend davon ausgehen können und müssen, dass sie Anderen oder sogar uns Schaden zufügen? Könnten wir z. B. auf die Entwicklung von Waffen aus diesem Grunde verzichten? Könnten wir Wissen ungenutzt lassen oder müssen wir es immer vermeintlich zu unseren Gunsten gebrauchen? Als Kind sagten wir „Alles wissen macht die Nase beschissen“. Für Erwachsene und gar heute scheint das auch zu gelten, auch wenn es sehr unwissenschaftlich klingt. Hätten unsere klugen Köpfe oder auch nur wir einfachen Leute die Freiheit, den Willen und die Möglichkeit, anders zu entscheiden? Unsere Nase sauber zu halten? Bedeutet Fortschritt womöglich nicht „immer besser“, sondern „immer weiter in die Falle“ und wir können es gar nicht verhindern?
Wir glauben die Wand vor uns erst, wenn wir dran gekracht sind, denn wir sind blind, sie vorher zu sehen. Wir können ja nicht eine Minute in die Zukunft schauen, sonst könnten wir viele Unfälle und Zufälle verhindern. Je schneller wir fahren, je schneller wir forschen und entwickeln, aber auch verbrauchen und geniessen, desto schneller und härter kommt und wird der Crash. Bremsen wir also den Fortschritt! Unser Problem sind die unbekannten Nebenwirkungen unserer Erfolge, die in der uns unbekannten Zukunft auf uns zukommen und die wir in der gegenwärtigen Realität nicht wahrnehmen können. Leben ist leben ohne vorherige Ansage und wir können es nicht vorher austesten.
Die Natur schlägt nicht zurück. Wir stossen nur an die Grenzen der Natur, auch an die Grenzen unserer Natur, an die Grenzen von uns Menschen und uns selbst, weil unsere Vorstellungen mit hoher Wahrscheinlichkeit überwiegend falsch sein werden. Das ist eine eklatante Selbsttäuschung von uns Menschen. Katastrophen auf unserer Erde sind Enttäuschungen von unseren Selbsttäuschungen. Vergessen Sie Ihre Träume (Frauen) und Theorien (Männer). Erforschen Sie und wir uns, was wirklich real ist. Das erfordert zunächst: Nehmen wir unseren Horizont wahr und erkennen ihn an.
Gilt sogar für das, was wir „Wissen“ nennen, die Gausskurve? Es spricht viel dafür, dass es so ist.
Theorie und Praxis (02/2024)
Unsere Selbstbeurteilung zeigt die Theorie, die wir von uns haben. Die Realität sieht meistens anders aus.
Wir sind gar nicht in der Lage, wissenschaftliche Ergebnisse, Informationen, Meldungen usw. auf „richtig“ oder „falsch“ hin zu beurteilen. Zum Wesen des Erwachsenseins gehört, dass man seine Vorurteile aus seiner Kultur, Prägung und Kindheit für zutreffende Urteile hält. Das ist uns als „Erwachsene“ gar nicht bewusst.
Wissenschaftler sind eigentlich keine Wissenschaftler, sondern Menschen, die glauben, zu wissen, was sie nicht mehr bezweifeln. Dann sind sie eigentlich Glaubensschaftler, denn sie glauben, mit ihren Theorien jetzt die Realität 1:1 abzubilden. Wie aber soll das gehen, wenn wir die Realität gar nicht kennen, wenn wir sie einerseits sind und andererseits doch nicht, denn wir stehen ihr ja bewusst gegenüber.
Wir wissen gar nicht, was wir nicht wissen und damit unserer Ansicht entgegen steht, aber wir sind schon mal felsenfest überzeugt, dass wir Recht haben. Sonst würden wir ja einfach unsere Ansicht ändern. Das tun wir aber in manchen Fällen unverhältnismässig schnell und in anderen Fällen kaum oder gar nicht. Woran liegt das?
Bitte wundern Sie sich nicht, wenn Sie im Leben Vieles tun, Wikipedia bearbeiten, Lexika schreiben, Lehrbücher verfassen, Wörterbücher anpassen, wenn Sie Geschichte aufarbeiten, sich mit Anderen auseinandersetzen, Kinder prägen … Sie und ich müssen es tun und ich bitte Sie, tun Sie es. Das alles gehört zum Leben, zu unserem Leben. Das Dumme ist nur, wir können es gar nicht wirklich. Das Sprichwort sagt „Alles ist Stückwerk!“. Sagen wir es anders: Zwischen Theorie und Praxis bleiben immer zwei Lücken, die zusammen wirken und daher für uns nicht unterscheidbar sind. Die eine Lücke ist die „immanente“, der Teil der Lücke, den wir theoretisch schliessen könnten, wenn wir perfektionistisch jede Seite der Angelegenheit mit bedacht hätten und daraus eine alles umfassende Regelung getroffen hätten, was wir aber gar nicht können. Wir erreichen höchstens den Kompromiss. Wenn Sie Meisterkönner in dieser Technik erleben wollen, dann sehen Sie sich die Schweiz und die Schweizer mit ihrem gesellschaftlichen System an. Trotzdem, „nobody is perfect“. Wir bleiben fehlerbehaftet und aller Perfektionismus reicht nicht aus. Dazu kommt die „transzendente“ Lücke. Das ist die Lücke, die uns vom Anderen, uns von der Welt, uns von der Realität trennt. Diese Lücke können wir mit keiner Methode aus unserer Welt überbrücken. Es ist enorm wichtig, sich darüber klar zu werden, wenn man nicht immer wieder mit dem Kopf gegen die Mauer laufen will, keinen Streit nach dem anderen mit Anderen haben will, sich nicht immer als Opfer von unzureichender Behandlung und Hilfe durch Andere fühlen will. Denn leider verursachen wir ohne die Berücksichtigung dieser Erkenntnis selbst viel Unfrieden, viel Freiheitsberaubung, am Ende sogar Tote.
Für die meines Erachtens optimale Bewältigung der erstgenannten Lücke (die immanente) eignet sich die Gaussche Kurve der Normalität als Sichtweise des Lebens am besten und zwar in verbeulter Form. Unser Schubladendenken von „gut oder böse“ und unser Liniendenken von „realistisch – gut – besser“, aber auch vielen anderen Schubladen ist da extrem kontraproduktiv. Wir sollten uns viel Mühe in den Familien, in den Schulen und in den Universitäten sowie den Betrieben geben, diese Denkweise zu korrigieren. Perfektionismus ist ein lebensfeindliches Extrem. Qualität ist damit Qualität und zugleich Missstand, also das Gegenteil von Qualität. Genauigkeit und Qualität für uns Menschen folgen offenbar einer Gausskurve oder Hyperbel, nicht aber der immer ansteigenden Traumlinie oder Theorie. Es braucht viel Nachdenken, sich dieser Tatsache bewusst zu werden, sie zu verstehen und sie anzunehmen. Dafür reicht ein Menschenleben wahrscheinlich oft nicht aus. Die Frage, wie die transzendente Lücke zu schliessen sei, überlasse ich an dieser Stelle Ihnen. Sie hat wieder mit 1 und 2 am Anfang zu tun.
Selbst in unseren grossen Wissenssammlungen, Kompendien, Lehrbüchern, Lexika oder im Internet steckt kein zweifelsfreies „Wissen“, denn alle diese Verfasser wussten und wissen nicht, was sie nicht wissen. Die meisten dieser Sammlungen funktionieren im Schubladensystem. Ansichten sammeln im Gausskurvenformat? Wahrscheinlich geht überhaupt nur das, wenn wir der Realität näher kommen wollen. Aber können wir das überhaupt? Formulieren Sie mal Einträge so und suchen Sie mal auf diese Weise. Ich fürchte …
Es gibt nicht nur kein absolutes, kein objektives „Wissen“, sondern es gibt auch keine „Beweise“. Ein Beweis wäre immer die Tatsache, der Fakt, die Begründung, die ich nicht mehr hinterfragen kann, sondern wo ich einfach „glauben“ muss. Wer etwas für einen „Beweis“ hält, hört nur zu früh auf zu fragen und erklärt sein eigenes „Vorurteil“ zum „Urteil“. "So ist es!" Er glaubt, bewiesen zu haben und glaubt, damit die Lücke zwischen Theorie und Praxis, zwischen Sein und Schein geschlossen zu haben. Wir kennen Beweise aus der Mathematik und Logik. Mathematik und Logik sind aber Theorie und Methode. Solange wir sie dort lassen, können wir mit Ihnen Beweise führen. Wenden wir Mathematik, Statistik und Logik im menschlichen Leben an, bekommen wir es wieder mit der Doppellücke zwischen Theorie und Praxis zu tun. Wir glauben, damit diese Lücke überbrücken zu können, aber alle diese Methoden gehören in das Reich der Theorie. Genau das, was sie sollen, das tun sie nicht.
Wie kann man in der Wissenschaft Methoden, Formeln, Ergebnisse etc. validieren? Es geht schlicht nicht, je nach Weltanschauung. In den meisten Fällen wird Statistik oder eine andere Theorie zur Überprüfung der Theorie verwendet. Beliebt ist die Reproduktivität von Ergebnissen bei der Wiederholung der Studie, des Versuchs oder der Methode. Damit können Sie die Reproduktivität nachweisen, aber nicht die Validität einer Methode, dass das, was Sie da als Ergebnis glauben, auch der Realität entspricht. Systematische Fehler, Denkfehler, können Sie so nicht sicher eliminieren. Die Lücke zwischen Theorie und Praxis können Sie so nicht überbrücken. Denken wir daran: Wissenschaft ist nicht ein Puzzle-Spiel (Wissenschaftler suchen Teilstücke eines bereits bekannten und vorliegenden Bildes). Wissenschaft versucht, ein Geheimnis zu ergründen (Das zugrundeliegende Bild oder Prinzip ist gar nicht bekannt. Vielleicht gibt es das nicht einmal?). Das ist etwas Anderes. (Ich hoffe, unsere Wissenschaftler sind sich klar darüber.) Die wissenschaftlichen Methoden sind so, wie wir sie anwenden, gar nicht wissenschaftstauglich.
Viel Grundlagenforschung ist eher Grundlagentheoretisierung. Realität? Grundlagenforschung sollte sich doch an der Realität orientieren. Theoretische Forschung gehört da nicht mit dazu. Trotzdem kann Nachdenken, eine Form von Theorie, am Anfang sehr hilfreich sein, Fehlforschung und Fehleinschätzungen zu vermeiden. Theoretische Wissenschaft ist eigentlich gar keine Wissenschaft, sondern geglaubte Fantasie. Wir glauben Fantasien, die wir gar nicht überprüfen können. Wissenschaft lebt auch von den Ideen. Wenn die oder der Andere sie hat, gibt es oft Zoff.
Die Wissenschaft besteht zu einem grossen Teil nur noch aus Theorie, aus Phantasie, aus Irrationalität, ist längst schon der Realität entfleucht. Je weiter vom realen Menschen entfernt, desto theoretischer, oft desto unrealistischer ist die Wissenschaft, desto mehr wird Wissenschaft zum Glauben, zur Religion. Wer nicht gut nachdenkt an dieser Stelle, wird oft auch gar nicht merken, wie den „Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern“ selbst die Orientierung verloren geht. Sie glauben, wo sie selbst meinen, zu wissen. Ansicht, Phantasie und Wissen verschwimmen so, dass nicht wenige „Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler“ gar nicht merken, wie sie eigentlich einen Glauben verkünden, wo sie meinen, Wissen zu verbreiten.
Wozu lehren wir unsere Kinder all diese Theorien und Ansichten? Warum belasten wir sie damit so immens und rauben ihnen grosse Teile ihrer Kindheit? Warum müssen unsere Kinder all diese Theorien finanzieren, weil sie die von uns dafür gemachten Schulden später begleichen müssen?
Meistens müssen die, die realitätsnäher sind oder richtig liegen dafür leiden oder sterben, denn die, die nicht richtig liegen, glauben ja, dass der Richtige falsch liegt und sie selbst richtig. An der Stelle wird auf Erden selten Gerechtigkeit geschehen.
Ist die Übereinstimmung von Theorie mit Theorie ein Beweis für die Richtigkeit der Theorie in der Praxis, für die Realitätsnähe?
Theorien sind oft realitätsfern, weil sie die Fülle und die Widersprüchlichkeit des Lebens nicht mit erfassen; wissenschaftliche, ökonomische, medizinische, psychische, pädagogische, historische … Widersprüchlichkeiten. In der Theorie denken wir uns alles „gut“ und logisch richtig. Dann aber kommt die Realität, die Praxis … Dort gibt es gut und böse, Sein und Schein, ich und Du, mein und Dein, „Ich habe Recht“, aber Du sagst auch, dass Du Recht hast. Ja, was denn nun? Das kann doch fast nur schief gehen, oder?
Wir selbst führen jede männlich erdachte Theorie ad absurdum, die der Demokratie, die der Wissenschaft, viele andere auch. Wir Männer erdenken sie ideal, mit 1,2 oder 3 Faktoren. Im Leben handeln und denken wir Menschen aber so vielfältig und nicht nur miteinander, sondern auch gegeneinander und nun auch noch die Frauen. Dadurch funktioniert keine Theorie. Das Leben verläuft nicht ideal. Deshalb hat die Gausskurve im realen Leben auch viele Beulen und ist nur in der Theorie ausgeglichen.
Überprüfen Sie mal viele Dissertationen und Habilitationen auf Realitätsnähe. Dann hätten wir viel weniger Titelträger und wahrscheinlich sogar viel weniger Angestellte in Hochschulen und Universitäten.
Unfälle entstehen oft dort, wo unsere Theorie, unser Vorurteil, unsere Ansicht nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmte. Deshalb müssen wir immer Reserven einbauen. Je mehr wir das tun, desto weniger Unfälle geschehen, je höher steigen aber auch die Kosten. Je weniger Reserven wir einbauen, desto geringer die Kosten, desto häufiger kommt es aber auch zu Unfällen. Bei der Autobahnbrücke in Genua hatte man offenbar aus Dummheit oder aus Sparsamkeit einfach zu wenig Reserven eingeplant und eingebaut. So stürzte sie ein.
Die Theorie, dass jeder immer das Beste für sich selber tue, um zu überleben, müssen wir bezweifeln, zumindest beim Menschen. Ein Namensvetter von mir in der damaligen DDR, der nicht sehr alt wurde, Herrmann Flade, soll gesagt haben, dass ihm seine Freiheit lieber sei als sein Leben. Er sass längere Zeit in der DDR im Gefängnis. Ob er mal nachgedacht hat, wie viel Freiheit er auf dieser Welt ohne Leben geniessen kann? Ohne Leben haben wir doch auch keine Freiheit, oder? Oder ob er schon an ein Leben nach dem Tode gedacht hat? Glaubte er an Freiheit dort? Ticken wir nicht seltsam? Was passiert da eigentlich mit uns?
Der grüne Tisch entscheidet typischerweise ohne Realität. Sie sitzt nicht mit am Tisch. Wir gehen ja extra aus der Realität heraus und setzen uns an den grünen Tisch, um mal frei denken und entscheiden zu können, alle miteinander. Das aber geschieht dort ohne Realität mit all seinen Folgen. Nachdenken geht, wenn überhaupt, nur in und gegenüber der Realität und es geht auch nicht anders. Wenn man vom grünen Tisch aufsteht und zurück in die Wirklichkeit kommt, sind viele Gedanken und Entscheidungen vom Tisch schon Makulatur, weil sie nicht realitätsnah waren. Das ist ein Problem vieler internationaler Konferenzen und lokaler Treffen heute: Ausserhalb der Realität wird theoretisch entschieden. Erweisen muss sich alle Theorie hinterher im täglichen Leben. Dort tut es weh, nicht am grünen Tisch. Dort leidet und kämpft das Volk, also wir, während am Konferenztisch die Waffen schweigen und Wasser gereicht wird, wenn nicht Besseres.
Das Problem sind nur zu einem kleinen Teil unsere spontanen Fehler, sondern viel mehr unsere systematischen Fehler und unsere Weltanschauungsfehler, z.B. dass Qualitätsmanagment nur Qualität schaffe oder dass man mit Wissenschaft „Wissen“ gewinne oder dass man in einer Zeit, wo man jedes Bild montieren und fälschen kann, mit Bildern etwas beweisen könne (und trotzdem haben Bilder einen enormen Einfluss auf uns) oder dass man mit künstlicher Intelligenz etwas intelligenter mache könne, wo sie doch alle „Intelligenz“ nur aus den zuvor von uns Menschen geschriebenen Artikeln lesen kann und neue Zufallskombinationen schaffen kann, deren Sinn und Wirkung wir Menschen dann im Einzelnen in der Realität überprüfen müssen. … Vielleicht kann uns KI neue Ideen geben, weil unsere Wissenschaftler und Techniker so scheuklappenbewaffnet durchs wissenschaftlich-technische Leben gehen?
Zufälle generieren können wir für unsere Passwörter (besser Passzahlen) zur Sicherung irgendwelcher Programme etc. Eine zufällig generierte PIN-Zahl. Zum Glück können unsere Rechner nicht so schnell rechnen, dass sie solche PIN-Zahlen in überschaubarer Zeit finden, um dann das System zu hacken. Wohl dem, der gleich den Zufallsgenerator der Bank knackt und dann die PIN-Zahlen verwenden kann. Kennen Sie Menschen oder Maschinen, die bereits einen Zufall vorausberechnen können? Quanten-Computer z.B.? Oder wäre das ein Blick in die Zukunft, der uns Menschen grundsätzlich nicht möglich ist?
Wir glauben der Wissenschaft und geben ihr die Achtung, weil wir glauben, dass sie Recht hat. Aber wenn vier Familienmitglieder auf gleiche Weise und zur gleichen Zeit am gleichen Ort krank sind, nur zwei einen positiven Coronatest haben und die anderen Beiden einen negativen, dann liegt doch der Verdacht nahe, dass 2 Teste falsch sind, auch wenn wir glauben, dass uns die Teste sagen, was ist, weil sie vorher in Studien eine Wahrscheinlichkeit von „richtig“ von über 90 % hatten. Dafür könnte es sogar verschiedene Gründe geben. Wir glauben, was wir gerne glauben wollen und was wir denken können. Was wir gerade nicht denken, das können wir auch nicht glauben und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen ja gerade davon aus, dass sie Recht haben, sonst wären sie nicht an ihrer Position. „Wissen“ tun wir alles nicht.
Viele Wissenschaftler wollen gar nicht wissen, was ist, sondern sie wollen Recht haben. Mit geschlossenen Fragen und vorgefertigten Antworten in Fragebögen und digitalen Aufstellungen wird nur noch Bestätigung gesucht: Mit meiner These habe ich doch Recht oder die These des Anderen (der Regierung, der Opposition, des Gegners, des Andersdenkenden) ist doch falsch, oder? Die Daten sprechen für mich oder/und gegen Dich. Sie forschen gar nicht an der vielfältigen Realität, sondern am ausgesuchten Kollektiv und bekommen dann natürlich auch nur ausgesuchte Ergebnisse. Ginge es auch anders? Vermutlich kaum?
Um wissenschaftlich zu arbeiten, müssen wir sehr unwissenschaftlich handeln. Es geht auch gar nicht anders. Zumindest im Leben ist Vieles durch die verbeulte Gausskurve charakterisiert, aber wir müssen in der Wissenschaft in Definitionen, in Schubladen, denken. Das aber ist eher unwissenschaftlich, weil es eher weniger der Realität entspricht. Wir be- und ergreifen die Dinge im Wesentlichen als Definition im Sinne von Schubladen. Aber schon, wenn wir alles in die Schubladen stopfen, merken wir, dass das gar nicht ohne Zwang, ohne Realitätsferne, geht. Liebe Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, denken Sie in der Gausskurve, am besten sogar in der „nichtidealen“ Form, auch wenn ihre Hände nach dem Schubladenprinzip handeln.
Der Unterschied von Theorie und Praxis ist eine Form von Schein und Sein. Wissen und Fakten gehören in die Welt der Realität. Wir leben in der Realität, in der Welt, auf der Erde, aber doch sind wir getrennt von ihr, stehen ihr, den Menschen und sogar uns selbst gegenüber. Unser Hirn und unsere Hand trennen uns von der Welt und den Anderen und erlauben uns das Träumen und Theoretisieren, aber halten uns auch gefangen in der Welt des Scheins, der Welt der Theorie und des Traums. Unser Hirn und unsere Hand bilden eine unüberwindliche Grenze, die uns in der Welt des Scheines festhält.
Wichtig für ein spannungsarmes Leben ist, dass wir Dinge nicht tun, die wegen biologischer Naturregeln nicht möglich sind. Z.B. der Brexitvertrag mit Irland und Nordirland, in Zahlen fassen, was nicht zählbar ist, mit Statistik Realität oder Objektivität erfassen wollen … Da gibt es viel!
Es gibt mindestens zwei Wahrheiten, zwei Umgänge mit der Realität: Deine und meine. Du siehst die Realität mit Deinem Körper, ich sehe sie mit meinem Körper, Frauen mehr gefühlsmässig und praktisch, Männer mehr verstandesmässig und theoretisch. Warum müssen wir entscheiden, welche Wahrheit die (eine) Wahrheit ist? Wenn wir von einer Wahrheit ausgehen wollten, dann müssten wir doch wohl eher von einer göttlichen Wahrheit ausgehen? Wir Menschen sind viele Menschen mit vielen eigenen Wahrheiten und wer seine Wahrheit als die Wahrheit, als Wissen, als Realität ausgibt, macht sich selbst zu einer Art Gott. Das ist nicht nur ein Problem vieler Wissenschaftler, sondern auch vieler Männer (neuerdings auch Möchte-gern-Männer) mit religiösen Funktionen und/oder Idealen.
Wenn Sie unberührte Natur haben wollen, behalten wollen, schützen wollen, dann berühren Sie sie nicht, auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht. Sonst bleibt sie keine unberührte Natur. Natürlich dürfen immer nur die Anderen die Natur nicht berühren. Wir selbst sind da natürlich eine beschützende Ausnahme, eben die Guten. Wirklich? Mal nachgedacht? Da sind Frauen ja noch schlimmer als wir Männer es schon sind.
Stimmt es wirklich, dass ich etwas besitze, wenn ich ihm einen Namen gegeben habe? Wir tun es nur eigenmächtig, nehmen in Besitz und täuschen uns selbst.
In der materiellen (leblosen) Welt könnte die Übereinstimmung von Schein und Sein relativ gross sein. Das muss aber immer wieder an der Realität überprüft werden. Das ist bei der Materie nicht so schwierig, weil sie sich ohne lebende Prozesse relativ langsam verändert und vergleichsweise simpel ist. Da braucht es dann Millionen Jahre, bei schnellen Prozessen wie der Erosion durch Wind und Wetter auch mal nur Jahrzehnte. Schnelle Veränderungen wie Erdbeben, Vulkanausbrüche etc. sind selten. Das zu verstehen und zu bearbeiten, reicht unsere menschliche Hirnkapazität noch einigermassen aus. Wissenschaftler benutzen trotzdem gerne die automatisierte Datenverarbeitung.
Wissenschaft versucht mit ihrer Methodik, klare, detaillierte Strukturen und Prozesse zu erfassen und zu beschreiben. Das ist ein Wesensmerkmal der Wissenschaft und das ist auch unverzichtbar und in Ihrem Wert ist die Wissenschaft kaum zu überschätzen. Die Vielfalt des Lebens steht dem jedoch konträr entgegen. Die Wissenschaft muss diese Vielfältigkeit bestmöglich ausklammern (Messungen nur unter bestimmten Bedingungen in einem ausgesuchten Kollektiv an bestimmtem Ort und zu definierter Zeit, einer Studie eben... Das ist Methode im positiven Sinne). Die Ergebnisse stimmen dann aber auch nur unter den gegebenen Bedingungen. Es ist von vorne herein klar, dass Theorie und Wirklichkeit in der Wissenschaft am Leben auf diese Art und Weise weit auseinanderklaffen. Um so wichtiger ist nach Schaffen der Theorie, der Beschreibung und Erfassung, der erneute Abgleich mit der Realität. Aber wir besitzen die Realität nicht einfach als Methode. Wir leben in ihr. Und für das Echte, für die Realität gibt es auch keinen Ersatz. Können wir nicht fast schon vorhersagen, welches Ergebnis wir finden werden? Das wird uns später noch in der Medizin mehr beschäftigen. In der Regel werden wohl die Theorien mehr oder weniger von der Realität abweichen, weil Einfachheit und Komplexität sich gegenseitig ausschliessen und doch irgendwie zusammengebracht werden müssen.
Nicht unser Wissen verdoppelt sich alle paar Jahre, sondern unsere Vorstellungen von der Realität. Sehr viel davon ist Schein, denn unsere Vorstellungen sind ja nur Theorie. Man nahm in den 1980iger Jahren an, dass sich das Wissen alle 8 Jahre verdoppele, derzeit dann sicher noch viel schneller. Das ist eine Frage der Philosophie, der Sichtweise. Ich würde eher davon ausgehen, dass die Zeit der "Wissens"-Verdoppelung weit mehr als eine Generation beträgt. Der Rest, weit mehr als 50 % von dem, was wir für „Wissen“ halten, ist eben eigene Ansicht mit mehr oder weniger Unsinn, Schein, Lüge, Selbstbetrug und Ähnlichem! Viel Geschwafel. Die verdoppeln sich leider sehr schnell und zunehmend schneller.
Noch schlimmer ist es mit der Datenflut. Sehr viele der Daten, sind gar kein Wissen. Nutzbar werden sie erst durch den Realitätsbezug. Sammeln Sie nicht wie wild Daten, sondern sammeln sie Realitätsbezüge. Und denken Sie darüber nach, wem diese Realitätsbezüge nutzen (oder schaden) und ob sie überhaupt Jemandem nutzen. Die für Andere nützlichen Daten sind es möglicherweise tatsächlich wert, gesammelt zu werden?
Menschen, vor allem Männer, haben sich in den letzten Jahrhunderten immer wieder die Naturgesetze, die Ressourcen dieser Erde, die Erkenntnisse zunutze gemacht, um durch technische Nutzung Leben bequemer zu machen und sich selbst in besserem Licht vor sich selbst und vor Anderen darzustellen. In den ersten Jahrhunderten wurde nicht ersichtlich, dass jede technische Errungenschaft ihren Preis auf anderen Gebieten hat. Inzwischen sehen wir das. Technik ist Mittel des Menschen zur Beherrschung und Nutzbarmachung dieser Erde oder dieser Welt. Damit wird auch die Begrenzung dieses menschlichen Handelns klar. Damit wird die Welt auch zur beherrschten Welt und die Natur nicht nur zu einer gebrauchten (das sowieso), nein auch zu einer verbrauchten. Männer, erst wolltet Ihr die Natur besiegen. Nun habt Ihr sie besiegt. Hie und da zuckt sie noch... Was nun? Wir sind Teil der Natur. Womöglich zucken auch wir bald nur noch?
Wissenschaft und Innovation sind gegen die Natur, nicht mit der Natur. Natur war schon da, bevor es uns Menschen gab. Natur brauchen wir nicht und können wir gar nicht erfinden. Wir berühren, verändern, ja zerstören Natur. Jede Innovation ist Naturveränderung und damit auch -zerstörung. Warum tun wir das mit solchem Fortschrittsglauben? Unberührte Natur ist Natur ohne Mensch. Mit uns gibt es keine unberührte Natur.
Wissenschaft bedeutet, dass ich in jeder Situation des Lebens überprüfen muss, ob oder wie weit meine Ansicht, meine Auffassung, meine Sichtweise mit der Realität übereinstimmt. Da kommen wir natürlich schnell an unsere Grenzen, an unseren Horizont. Deshalb war es ein willkommener Gedanke, dass die Welt eine Einheit sein könnte oder sogar müsste, in der die gleichen Regeln immer und überall gelten. So kam man auf die Idee, „Naturgesetze“ zu definieren. Was wir hier und heute und an manchen anderen Orten als Ergebnis unserer Tests und Versuche und Studien fanden, das muss dann überall und immer so gelten. Aber beweisen Sie das mal. Wir glauben es einfach und hinterfragen es nicht mehr und wollte Einer auf die Idee kommen, das zu hinterfragen, dann wird er ganz dumm angeschaut, wie man so etwas nur hinterfragen könne, denn schliesslich glaube das doch Jeder und das ist einfach so. So,so?
Woher aber wissen Sie, dass die existierende Welt, schon unsere Erde, aber erst recht das erwartete Universum, in dem sich unsere Erde offenbar befindet, immer gleich ist in Zeit und Raum und dass die hier gefundene „Gesetze“ wirklich immer und überall gelten?
Wissenschaftler glauben, dass sie aus ihren gefundenen Ergebnissen nicht nur Regeln, sondern sogar Gesetze, eben Naturgesetze ableiten können und dass dann diese Naturgesetze an allen anderen Stellen, wo sie es möchten, auch gelten. Das aber können sie nur glauben und nicht überprüfen. Wir können auch nicht aus logischen Gründen oder aus statistischen Gründen oder über andere Mechanismen ableiten, dass der Umkehrschluss stimmt. Die Überprüfung kann ich nur am Original, der Wirklichkeit vornehmen, nicht an irgendwelchen Ersatzgrössen. Sonst bin ich auf dem Glatteis. Da ich aber die Realität nicht in meinem Kopf habe, also nur ein Abbild vom Bild der Realität, bin ich auch schon mit der Überprüfung an der Realität auf dem Glatteis.
Ob es Naturgesetze gibt oder nicht, entzieht sich unserer Kenntnis und auch unserer Erkenntnismöglichkeit. Wir wissen es einfach nicht und wir werden es auch nie wissen können, solange wir Menschen sind. Wir glauben es einfach. Das war ein philosophischer Irrtum der Wissenschaftler. Wir können „immer“ und „nie“ nicht überprüfen. Dann ist das Definieren von Naturgesetzen nicht Wissenschaft, sondern Weltanschauung, Philosophie, sogar Religion. Wir glauben nämlich, zu wissen, was wir gar nicht wissen können.
Naturgesetze gelten immer! Gut, Sie haben an vielen Versuchen herausgefunden, dass in Ihrem Erfahrungsbereich ein Vorgang immer wieder gleich funktionierte. Aber „Immer“? Haben Sie wirklich alle Möglichkeiten unter allen Bedingungen durchprobiert? Wäre Anderes denkbar? Natürlich! Nur Sie haben bewusst oder unbewusst beschlossen, Anderes nicht zu denken. Sie sind ja vermutlich Mensch wie ich? „Immer“ und „Nie“ sind in offenen Räumen und Zeiten nicht überprüfbar und sind daher wissenschaftliche „Jenseits-Bereiche“. Wissenschaft ist nur in sehr engen Bereichen möglich. Darum bemächtigen sich Wissenschaftler ja der „Theorie“. In unserer Theorie, die nach vielen solchen unwissenschaftlichen Naturgesetzen funktioniert, ist das so. Aber wie sollen Sie mit einer Theorie eine andere Theorie beweisen? Alles nur Glauben. Wissenschaft ist nicht realitätsnäher als Religion! Gleiche Wahrheitsstufe. Hätten Sie das gedacht?
Ob es Naturgesetze gibt, wissen wir nicht. Wir glauben es. „Immer“ und „Nie“ sind ausser in kleinen, definierten und abgegrenzten Räumen und Zeiten nicht überprüfbar. Wir können bestenfalls sagen: Innerhalb unseres Horizontes haben wir bisher nichts Gegenteiliges gefunden. Zum Vorhandensein oder Gelten von Naturgesetzen können wir schlichtweg keine Aussage machen, weder, dass es welche gibt, noch, dass es keine gibt. Die Antwort auf diese Frage gibt es nicht in unserem Erfahrungs- und Messbereich.
„Immer“ und „nie“ genauso wie „Jeder“ und „Keiner“ oder „überall“ und „nirgendwo“ und dergleichen sind nicht überprüfbar und schon gar nicht beweisbar. Allenfalls im geschlossenen System wie im Schuhkarton können Sie sagen: „ In meinem Schuhkarton ist nie ein Elefant gewesen!“ In unbegrenzten Räumen, und wir leben heute mehr als früher sehr oft in weniger begrenzten Räumen, ist solch eine Aussage schlicht ohne jede Begründung und damit schlichtes Glauben statt Wissen. Hier wird die Grenze, der Horizont der Wissenschaft bereits überschritten. Meist wissen wir ja noch nicht einmal, ob der von uns für begrenzt gehaltene Raum wirklich begrenzt ist und nicht doch irgendwo offen ist und sei es einfach durch eine für uns nicht wahrnehmbare Mehrdimensionalität. Feste Aussagen werden damit für uns unmöglich.
„Immer“ und „nie“ sind selbst in unserem eigenen Leben meist nicht überprüfbar. Wir lieben aber „immer und nie“. Wir lieben die Extreme, weil sie so schön einfach sind. Sie sind extrem leicht zu finden. Man braucht nicht nachzudenken. Wir rutschen immer wieder in die Extreme, intuitiv. Wahrscheinlich war auch das der Grund, warum die Wissenschaftler so schnell und gerne „Naturgesetze“ formulierten? Den Wissenschaftlern ist es mit der Formulierung ihrer „Naturgesetze“ genauso gegangen wie den Christen 325/380. Sie sind über das Ziel hinausgeschossen. Die Christen ihres Glaubens willen zu verfolgen, war böse. Das hätte man damals aufheben sollen. Dann aber gleich das Christentum zur Staatsreligion zu erheben und damit alle anderen Religionen zu verbieten und deren Gläubige zu verfolgen, war über das Ziel hinaus ins andere Extrem geschossen. Die sinnvolle Selbstbegrenzung auf die Mitte, auf den Ausgleich, auf eine realistische Einschätzung, fällt uns doch so schwer. Ich kämpfe auch hart mit mir selbst darum und wo ich es nicht schaffe, werden Sie es wahrscheinlich am ehesten merken und nicht ich. „Immer“ und „nie“ (Keiner und jeder, überall und nirgendwo, …) sind Vorurteile. Wir können sie nicht überprüft haben.
Dass es etwas nicht gibt oder dass es irgendwo „nichts“ gibt, können wir auch nicht beweisen. Allenfalls können wir Hinweise finden.
Wir sehen heute unsere Welt als Wissenschaftler noch immer mit der Brille Altgriechenlands, durch die Brille der Naturgesetze. Weil die Himmelskörper sich immer in gleichen Bahnen bewegten, schienen sie unsichtbaren Gesetzen zu folgen, von denen die alten Griechen dann gleich davon ausgingen, dass sie immer und überall gelten, also Naturgesetze sind. Wir erleben aber das Dazwischenschiessen des Zufalles, was immer der auch sei. Im grossen wie im kleinen Weltraum könnte ja ein Zufall unsere Gesetze und unsere Versuche stören. Aus den Ergebnissen unserer Versuche leiten wir Gesetze, wie die alten Griechen Naturgesetze, ab. Woher wissen wir, dass wir in unseren Versuchen tatsächlich den Gesetzen auf der Spur sind und nicht zufällig ein Zufall Grundlage unserer Interpretation und damit unseres formulierten Gesetzes wurde? Wir könnten also falsch liegen.
Unsere Theorien kennen keine Zufälle, keine Fehler, kein Vergessen, keine Relativität. Sie sind richtig oder falsch. Wir in unserem Leben aber sind richtig und falsch und das auch noch in der gleichen Person am gleichen Ort und zu gleicher Zeit in ein und derselben Aktion. Wir sind nicht fehlerfrei und handeln nicht fehlerfrei. Unser Leben kennt viele Zufälle und Dummheiten und sogar gut und böse. Das alles in Regeln oder gar Gesetzen und realitätsnah? Viel Erfolg!
Im Weltbild der Naturgesetzlichkeit dürfte es gar keinen Zufall geben. Aber es gibt ihn. Damit ist das Weltbild der Naturgesetzlichkeit als geschlossenes System, als geschlossene Theorie hinfällig. Wenn alles der Gesetzlichkeit der Naturgesetze unterliegen würde, könnte kein Zufall passieren. Alles wäre vorherbestimmt, im Ablauf vorhersehbar und von uns selbst nicht beeinflussbar. Für uns selbst wäre trotzdem Zufall möglich, weil wir nicht vorhersehen können, welches Naturgesetz uns gerade den Zufall in den Weg stellt. Die grosse Anzahl von „Naturgesetzen“ würde dazu führen, dass sie miteinander, durcheinander und gegeneinander wirkten, sodass sie Zufälle erzeugten. Zumindest da, wo Leben ist, in der Welt der Organismen und ganz besonders beim Menschen erleben wir aber so viele glückliche und unglückliche Zufälle, Glück und Pech, dass ein in sich geschlossenes System von Naturgesetzen sehr unwahrscheinlich wird. Wir wären Maschinen. Sind Sie eine Maschine, sehr verehrter Wissenschaftler, noch mehr Sie, verehrte Wissenschaftlerin? Frauen sind doch eigentlich die, die den Geheimnissen des Lebens näher sind als wir Männer. Warum nicht in der Wissenschaft und Politik auch? Wir haben unsere eigenen Positionen nur nicht hinterfragt oder nicht weit genug hinterfragt, haben unsere eigene Ansicht einfach oder zu früh geglaubt.
Das Wechselspiel von Regeln (bisher haben wir sie Naturgesetze genannt), von Zufällen und von eigener Aktivität und damit Verantwortlichkeit führt auch dazu, dass Unfälle nur schwer allein zu menschlicher Schuld erklärt werden können. Wer will entscheiden oder in Gesetzen regeln, wo hier menschliche Schuld beginnt oder aufhört und damit vor Gericht gesühnt oder bestraft werden kann? Wir werden zugeben müssen, es geht schlicht nicht. Wir können als Richter fast nur falsch liegen. Natürlich, unsere schnelle Intuition an Hand unserer Vorurteile suggeriert uns, dass wir es können und schon haben wir geurteilt, auf den sozialen und eher unsozialen Medien, allen menschlichen Zusammenkünften und überall.
Dass unsere wissenschaftlichen Vorfahren so leichtherzig „Naturgesetze“ formulierten, liegt ja wahrscheinlich wesentlich daran, dass sie dem Vorurteil der alten Griechen folgten, dass alles im bekannten Kosmos gewissen Regeln folge. Daran wird ja auch viel stimmen, aber damit ist nicht überprüft, dass das immer und überall gilt. Sie haben nur einfach ohne Überprüfung einen alten Glauben übernommen und wir auch.
„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, die Hoffnung worauf? Könnte es sein, dass wir die Hoffnung darauf meinen, dass unser Selbstbetrug für uns und Andere nicht sichtbar wird? „Lieber Gott, lass die Welt so funktionieren, wie ich es gerne hätte!“? Ich will doch alles gut machen, aber eben, so wie ich es will. Könnte es sein, dass es einen lebendigen Gott gibt oder/und ein allgemeines Sein und/oder die Evolution der Natur und dass egal wer von den Dreien bestimmt, dass er oder es ganz anders wollen als wir Menschen oder dass die Regeln, die ja offenbar auch in der evolutionären Natur ablaufen, dass die ganz anders ablaufen, als wir uns das wünschen und dass wir gar keine Chance haben, diesen Regeln zu widerstehen, sie auszuhebeln oder gar zu ändern und durch unsere eigenen zu ersetzen?
Wer übertreibt, redet zwar anschaulich, aber nicht wissenschaftlich, nicht realitätsnah. Ich wünsche uns, dass wir zurückfinden von unserem vielfältigen Selbstbetrug durch Übertreibung (an anderen Stellen Untertreibung), von der Entfesselung unseres Egoismus durch die Neuzeit und insbesondere durch und seit der 1968er Generation, durch Missbrauch von „gut und böse“ zu unseren vermeintlichen Gunsten, durch Ausnutzung anderer Menschen und Übernutzung unserer Erde zu Realitätsnähe und Masshalten.
Wissenschaftler unterliegen den gleichen Eigenschaften wie andere Menschen. Wie bei den Politikern sind die Fehler nur viel mehr fühlbar, weil diese Menschengruppen ja das Leben Anderer beeinflussen wollen (nach eigener Ansicht natürlich verbessern) und da wirken sich die Fehler meist doch viel stärker aus als die lebbaren oder sogar lebensförderlichen Handlungen und Entscheidungen.
Versuche ich, „Wissenschaftler“ mit Professorentitel auf Differenzen diesbezüglich in Sein und Schein aufmerksam zu machen, bekomme ich regelmässig die kurze Antwort „Für so etwas habe ich keine Zeit“. Ob die mal nachgedacht haben? Bei vielen anderen Menschen selbst in der eigenen Familie ist das allerdings nicht anders.
Das Erstaunliche ist, wir können mit allen Vorstellungen von der Welt sehr gut in der Welt leben, wenn wir Glück haben, wenn wir in einer Aufbauphase leben, wenn wir kaum Gegner haben. Auch das Gegenteil ist möglich. Es ist völlig egal, was wir glauben, glauben zu wissen oder denken. Das relativiert alles. Wir haben keine Kriterien für richtig und falsch. Auch der Erfolg und Misserfolg sind keine eindeutigen Kriterien. In vielen Dingen kommt es darauf an, in welcher Phase der Gauss-Kurve wir uns gerade befinden. Darauf haben wir meist keinen Einfluss. Es ist einfach Glück oder Pech. Wenn es aber Glück ist, dann ist das unser Verdienst und wenn es Pech vor allem von Anderen ist, dann ist das deren Fehler. Beide Einschätzungen sind sehr fragwürdig. In der Vergangenheit hat das so funktioniert, zumindest bei allen Denen, die gut überlebt haben. Ob das auch in Zukunft so bleiben wird, entzieht sich unserer, zumindest meiner, Kenntnis, denn ich bin kein Prophet. Ich kann nicht in die Zukunft schauen.
Wenn Wissenschaft per „Wissen“ die Deutungshoheit über unser Leben beansprucht, muss sie auch alle Bereiche des Lebens erfassen, auf jede Art. Sonst bleibt sie nur eine Teilansicht.
Könnten wir Wissenschaft auch anders betreiben? Könnten wir aus den Einschränkungen der wissenschaftlichen Möglichkeiten Verbesserungen ableiten, sodass wir diese „Fehler“ oder „Unzulänglichkeiten“ vermeiden könnten? Stellenweise wird das vielleicht möglich sein, aber wie wir sahen, scheitert das vor Allem an unseren menschlichen Eigenschaften und an den Möglichkeiten und Regeln (vielleicht auch Naturgesetzen?) der evolutionären Natur. Unser Tun wird sich wohl kaum ändern lassen. Es bleibt einerseits gut, andererseits böse, je nach Sicht. Aber wir hätten ein anderes Weltbild. Wir würden vielleicht in Anerkenntnis unserer Grenzen auch die Grenzen der Anderen anerkennen und uns gegenseitig weniger überfordern und weniger bekämpfen?
Wissenschaft ist am unmittelbarsten mit dem eigenen Körper möglich. Wir müssen dick und dünn selbst erlebt haben, sonst haben wir praktisches Leben gar nicht zum Bilden von Ansichten, zum Bezweifeln von Ansichten und schliesslich zum Glauben von Ansichten erlebt. Wir glauben die Wand vor uns erst, wenn wir dran gekracht sind, wenn wir den Unfall gebaut haben, denn wir sind blind, die Wand vorher wahrzunehmen oder zu sehen. Wir können ja nicht eine Minute in die Zukunft schauen, sonst könnten wir ja die meisten Unfälle verhindern. Je schneller wir fahren, desto schneller kommt und desto heftiger wird der Crash. Bremsen wir also den Fortschritt! Unser Problem sind die Nebenwirkungen unseres Erfolges genauso wie unseres Misserfolges, Beides. Diese Nebenwirkungen können wir fast nur in der Realität überprüfen und wahrnehmen. Leben ist leben. Wir können es nicht irgendwo testweise leben und beim zweiten Mal besser machen, also optimieren. Wir glauben den Crash erst, wenn er uns so richtig Schmerzen verursacht, ganz reale Schmerzen, körperliche und seelische.
Wir bräuchten dringend wirkliche Wissenschaftler, die auf dem Boden der Tatsachen bleiben und nicht immer gleich ihre Ansichten als „Wissen“ verkaufen und dann ihr „Wissen“ auch noch für „Naturgesetz“ halten. „Wissenschaft“, nicht „Glaubenschaft“.
Die gläubigsten Fanatiker sind heute die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und ihre Fans. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beweisen mir ihr Wissen mit einem unbezweifelten Glauben. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind die gläubigsten Ungläubigen. Ich bitte um Entschuldigung, meine sehr verehrten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Wissenschaftler glauben, dass ihre Anschauungen „Wissen“ seien. Unser Glauben führt uns all zu oft in die Selbsttäuschung, zur Selbsttäuschung über Gott und die Welt und den Anderen und uns selbst.
Die wissenschaftliche Sicht der Welt hat sehr viel Ähnlichkeit mit der Weltsicht des Ostens. Die Sicht ist apersonal und kennt nur das Sein. Der Effekt ist der Gleiche. Entwicklung ohne Spannung, ohne Willen. Die Realität sieht anders aus. Zumindest die Spannung ist nachweisbar, ist sehr oft Ausdruck von Willen. Und doch ist der Wille nur glaubhaft. Vielleicht gibt es gar kein Weltprinzip, gar kein Welt-Es, sondern ein Welt-Du, den wir dann „Gott“ nennen müssten und würden?
Ich bezweifle den Primat der Wissenschaft. Es gibt kaum „Wissen“. Aber manche Ansichten der Wissenschaftler können sehr wertvoll sein, sicher auch realitätsnah, aber welche? Wie finden wir das heraus? Es gibt gar kein Primat. Es gibt nur selbst ernannte Primaten oder in der Demokratie gewählte oder in der Diktatur zur Macht gekommene Exemplare, die sich selbst für Primaten halten.
Am Ende fast jeder wissenschaftlichen Arbeit steht „...es muss noch weiter geforscht werden!“ Dann können wir doch noch gar nicht von „Wissen“ schreiben.
Johann Wolfgang von Goethe war der Prophet der Illusionszeit, die wir Neuzeit nennen. Unsere Wissenschaftler können zwar Goethe zitieren, aber sie merken nicht ihre eigene Erkenntnisunfähigkeit und lassen Selbstbeherrschung und Selbstkritik vermissen. Ich kenne noch keinen, der Konsequenzen gezogen hätte. Ich warte noch drauf. Das Optimum der Menschheitsentwicklung lag vermutlich vor J.W. von Goethe.
Das Naturverständnis der Zeitgenossen von Alexander von Humboldt und damit auch von Johann Wolfgang von Goethe (Beide waren Freunde und kannten die Ansichten des jeweils Anderen zumindest teilweise.) und das der Romantiker war die Gegenübertragung ihrer eigenen Sehnsüchte? Wir tun das natürlich sehr gerne und unüberlegt auch und in der Balz gelingt es am besten.
J.W. von Goethe wurde nun so oft gestaltet, gespielt und gesehen, vor Allem von Gebildeten. Es ist ein Kriterium für Bildung. Es hat alles nichts geholfen. Das ist also der Erfolg von Kunst? Mager! Sehr mager!
Früher und heute eher noch von Handwerkern wird die achtungsvolle Beurteilung gebraucht: „Sie oder er hat Ahnung von ihrem oder seinem Metier.“ Das ist wunderbar und meines Erachtens unübertroffen ausgedrückt. Das halte ich für das höchste Lob eines Gebildeten! Ahnung! - Wissen?
Ich kann notfalls Wissenschaft auch ohne elektrischen Strom betreiben. Versuchen Sie das mal.
Hören wir auf die Wissenschaftler, auf unsere Politiker, auf unsere Frauen. Es weiss zwar Keine(r), was richtig und was falsch ist, aber es weiss vermutlich auch Keine(r) besser, ich auch nicht.
Wissenschaft, Mathematik und Statistik (02/2024)
Wir leben in der Welt und wir müssen und wollen uns in ihr zurechtfinden, ja wir finden sie sogar so interessant, dass wir Freude und Erfüllung daran empfinden. Nicht wenige Menschen, vor allem Männer und neuerdings auch Möchte-gern-Männer haben ihr Leben dem verschrieben und kennen nichts Anderes mehr. Ob das uneingeschränkt so mit „gut“ zu beurteilen ist, wäre eine Frage, die wir auch einmal stellen könnten.
Zur Aufnahme in unser Bewusstsein brauchen wir Sprache. Sprache ist sehr vielfältig und breit nutzbar, braucht aber annähernd gleiches Verständnis bei der Benutzung von Worten und mit der menschlichen Entwicklung ändert sich die Wortbedeutung laufend und in den verschiedenen Gruppen von Menschen unterschiedlich schnell. Auch bei mir können Sie das sehen.
Weil die menschliche Sprache nicht ausreicht, um alles zu beschreiben, erfanden Menschen die mathematische Sprache und damit auch gleich noch die mathematische Methodik, Prozesse in der Welt zu erfassen und zu benutzen. Statistik ist eine ihrer Methoden. Es gibt noch andere solcher Methoden im grossen Sprach- und Methodenarsenal der Mathematik und Physik.
Die Chemiker haben sich wieder ein anderes Sprachmittel geschaffen, um chemische Stoffe zu beschreiben und zu benutzen.
All diese Methoden sind der Versuch unseres Hirns, sich unserer Umwelt irgendwie bewusst zu werden. In der Mathematik haben wir damit ein System entdeckt, in dem man mit Zahlen völlig losgelöst von der Umwelt rechnen kann. Es gibt mathematische Beweisführungen, die in sich stimmig sind. Daraus ergibt sich eine mathematische Logik, ein System, das in sich geschlossen ist, für die Einen schön, für die Anderen kompliziert und das mehr oder weniger verständlich ist. In diesem Sinne ist es ein völlig theoretisches System in unserem Bewusstsein. Mit uns und unserer Umwelt hat dieses System so zunächst gar nichts zu tun.
Wir wollen und müssen logisch denken, dürfen nur nicht erwarten, dass das Ergebnis realitätsnah wäre. Zunächst ist es reine Theorie. Logik an sich braucht ihre realitätsnahen Prämissen und ihre immer wiederkehrende Ausrichtung oder Korrektur an der Realität, sonst ist sie Phantasie. Wir instrumentalisieren nicht nur „gut und böse“ für uns, sondern auch die Logik. Logisch ist für uns, was wir selber denken. Es gibt auch eine äussere Logik (Mathematik). Dass Andere logisch denken, wenn sie anders denken als wir, ist doch eher die Ausnahme, wenn überhaupt, oder?
Logik empfinden wir als objektiv, wie Mathematik auch. Sie sind gewissermassen Zwitter, einerseits beschreibende Sprache, Mittel zum Zweck, andererseits ein unabhängiges System, das zur Realität gehört. Eine Übereinstimmung der Sprache „Mathematik“ und des Mittels „Logik“ mit der Realität dürfen wir vielleicht für unbelebte Materie relativ weitgehend annehmen, aber für Lebewesen? Wohl kaum?
Logik verstehen wir als ein Prinzip, wie ein Naturgesetz, wie eine Eindimensionale. Wir glauben, dass Logik wie ein Naturgesetz immer gilt, aber das können wir gar nicht überprüfen. Wir können das „immer“ nicht überprüfen und da wir auch nicht wissen, was wir nicht wissen, könnte es sein, dass unserer logischen Beweisführung etwas entgegensteht, was ich nicht weiss. Wir wissen es nicht. Wir müssen damit rechnen, dass Logik stellenweise nicht logisch ist. Wir wissen nicht und können es auch gar nicht wissen, ob Logik logisch ist.
Nun hat sich dieses System als günstig erwiesen, Prozesse in uns selbst und in unserer Umwelt zu erfassen, Anderen zu beschreiben und diese Prozesse auf diese Weise nutzbar zu machen für uns. An dieser Stelle stellt sich jedoch wieder die Frage, ob wir davon ausgehen dürfen, dass wir diese Prozesse damit 1:1 als erfasst ansehen dürfen oder ob wir nicht davon ausgehen müssen, dass zwischen unserer mathematischen Beschreibung und der Realität mehr oder weniger Differenz bestehen könnte. Es stellt sich wieder die Frage, ob nicht grundsätzlich die Beurteilung nach „richtig“ und „falsch“ unangemessen ist und wir statt dessen davon ausgehen sollten, dass eine Differenz möglich ist und damit eher ein Graubereich von realitätsnah und realitätsfern vorhanden ist.
Unsere Theorien sind ideal, in sich geschlossen, logisch. Mathematische Formeln sind ideal, in sich geschlossen und logisch. IT-Programme erheben den Anspruch, ideal, in sich geschlossen und logisch zu sein. Sie gelten für jeden Nutzer, aber da Jeder seine eigene Logik hat, sind sie nicht ideal für uns Menschen. Der Programmierer glaubt, dass seine Logik realitätsnah sei und auch der Logik der vielen Nutzer entspreche und täuscht sich damit meist zu einem erheblichen Grade. Das Programm entspricht seiner Intuition, nicht unserer, wenn wir Glück haben oder inzwischen seine Denk- und Lebensweise übernommen haben, dann mehr oder weniger.
Im leblosen, materiellen Bereich wird Mathematik in all ihren Formen wahrscheinlich sehr oft der Realität sehr nahe kommen und damit oberflächlich als „richtig“ betrachtet werden können. Im Bereich der lebenden Organismen wird das schon schwieriger. Leben bedeutet eine sprunghafte Zunahme der Anzahl von Möglichkeiten gegenüber Materie ohne Leben. Einerseits ist Mathematik gut geeignet, diese Vielzahl von Möglichkeiten zu erfassen und zu beschreiben. Andererseits könnte Leben aber durch die Varianz und Vielseitigkeit, die menschliche Widersprüchlichkeit und die Entwicklungsfülle dazu führen, dass die mathematische Beschreibung von heute morgen bereits, übermorgen und erst recht später gar nicht mehr in der Weise gilt. Es könnte sich eine Verschiebung von realitätsnah zu realitätsfern und umgekehrt ergeben haben. Denn eine mathematische Beschreibung, wenn wir sie formuliert haben, ist in der Regel statisch.
Noch komplexer und damit für unser Hirn weniger nachvollziehbar wird es mit der zunehmenden Komplexität von Leben im Verlaufe der Evolution bis zu uns Menschen. Selbst innerhalb der Gattung Mensch gibt es da noch erhebliche Unterschiede. Wenn wir in diesen Bereichen mathematische Methoden wie z.B. die Statistik anwenden wollen, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass wir den Menschen, wie er ist, nicht oder nur sehr realitätsfern erfassen. Nicht nur Sprache, sondern auch Mathematik wird durch den Bezug zu realen Dingen oder gar zum Menschen sehr relativ. Wir dürfen keineswegs annehmen, dass Zahlen in Bezug auf Menschen und Menschsein automatisch realitätsnah oder gar „richtig“ sind. Wir können Glück haben und es ist so, aber das ist nicht automatisch so, wenn wir Zahlen bekommen und es ist kein Beweis für die Richtigkeit der Schlussfolgerung.
Im mathematischen System ohne realen Bezug können wir „richtig“ und „falsch“ als Beschreibung gebrauchen. Daher haben wir ja auch unsere Ansicht, Zahlen wären objektiv. Im in sich geschlossenen mathematischen System dürfen wir das wahrscheinlich auch ohne Einschränkung glauben? Ich bin mathematisch nicht gebildet genug, um sicher sagen zu können, dass es da nicht auch Ausnahmen geben könnte. Aber im mathematischen System ohne realen Bezug befinden wir uns in der reinen Theorie, einer typisch männlichen Domäne. Mathematik wird zu Realität durch den konkreten Bezug. Ohne diesen Bezug ist sie graue Theorie.
Sehr gerne wird heute vor allem in der Medizin und in der Wissenschaft an lebenden Organismen und in lebenden Systemen die Statistik als Mittel zur Forschung angewendet. Die Einzelfallbeschreibung kann durch die Variabilität im Leben völlig fern des Durchschnitts und damit „Normalfalles“ liegen. Deshalb versuchen wir, mit statistischen Methoden eine Durchschnittsbeschreibung oder eine Bandbreite zwischen zwei Grenzen zu beschreiben, innerhalb derer wir eine Definition für erfüllt ansehen und ausserhalb derer wir das nicht tun. Das Dilemma der angewandten Wissenschaft ist, dass wir solche Definitionen als Schubladen verstehen, dass sie aber meist realitätsnäher eher einer deformierten Gausskurve entsprechen. Eine meist lebensnahe deformierte Gausskurve lässt sich aber nicht in eine (einfache?) Formel giessen. Statistik als Mittel der Beschreibung von Realität ist schon schwierig wegen der Findung angemessener Begrifflichkeiten (und seien es mathematische oder statistische Begrifflichkeiten) und dann verstehen wir je nach Weltanschauung von 1 oder 2 und 1 und 2 unterschiedliche Dinge darunter. Mit dem statistischen Durchschnitt aus einer definierten Gruppe ist auch noch nichts über den tatsächlich vorliegenden Einzelfall ausgesagt. Der steht trotzdem beziehungslos im Forschungslabor oder liegt im Krankenbett. Das Problem haben die Mathematiker und Wissenschaftler erkannt und deshalb auch den Medianwert, nicht nur den statistischen Mittelwert eingeführt. Wir versuchen uns, dem Realitätsbezug auf verschiedene Weisen zu nähern, weil eben keiner von beiden (oder vielleicht noch anderen) objektiv „richtig“ ist, sondern weil all diese Versuche Realität auf andere Weise oder von einer anderen Seite zu beschreiben versuchen.
Jede noch so wunderbar berechnete Wahrscheinlichkeit ist Theorie. Das können wir uns nicht klar genug machen. Real ist nur die Realität. „Proven evidence“ mit Studien? Geht das überhaupt? Beweisen können Studien überhaupt nichts! In der Realität können sie manche Annahmen für wahrscheinlich richtig oder der Realität nahe ausweisen. Mehr geht nicht. Das ist die Folge von 1 und 2 als philosophischer Grundentscheidung. Das liegt an der Trennung von Theorie und Praxis.
In der Statistik (einer Sonderform von Mathematik) werden verschiedene Grössen benutzt, um Wahrscheinlichkeiten und Grenzwerte zu bestimmen. Standardabweichung, Varianz, Signifikanz, Odds ratio, numbers needed to treat, Prädiktive value, etc. sind solche Begriffe. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass diese Grössen reine statistische Grössen sind. Sie geben Wahrscheinlichkeiten innerhalb der Theorie, innerhalb der Berechnungen an. Es gibt keine statistische Grösse, die uns die Übereinstimmung von Theorie und Praxis, von Beschreibung und Realität, von Berechnung und Wirklichkeit, von Schein und Sein angibt. Das geht schon rein gedanklich, rein technisch gar nicht. Sie können die Richtigkeit von Theorien nur selbst mit ihrem eigenen Körper oder anderen Körpern in der Wirklichkeit überprüfen. Wer eine solche Realitätsprüfung nicht mit einplant (weil es zu lange dauert oder zu viel kostet oder aus ganz anderen Gründen), der verlegt automatisch die Probe in der Realität in die Phase nach Einführung einer Methode oder eines Dings. Das heisst aber auch, dass Sie am besten mit ihrem Körper, mit und auf beiden Beinen und mit Ihrem (kühlen) Kopf im Leben stehen und wach die Diskrepanzen und Übereinstimmungen wahrnehmen, vor allem die eigenen.
Sie haben ein Statistikergebnis und einen Einzelfall. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie das Ergebnis tatsächlich im Einzelfall anwenden können, wenn Sie nur nach der Statistik entscheiden? Entscheiden müssen Sie nach den Zusatzinformationen. Erst der Bezug in die Realität mittels anderer Fakten, Informationen oder Bezugsmittel kann eine Verbindung zwischen Statistik und Einzelfall bewirken. Das statistische Ergebnis allein steht völlig losgelöst im leeren Raum.
Für Statistiken muss man Kommazahlen eigentlich verbieten (Nein, wir verbieten nichts). Sie sind realitätsfern, weil sie eine Genauigkeit suggerieren, die gar nicht möglich ist. Realitätsnäher, weil wahrhaftiger, sind grosse, ungenaue Zahlen, weil sie die Ungenauigkeit wiedergeben, die sie mathematisch nicht erfassen, nicht berechnen und auch nicht wiedergeben können. Kommazahlen sind in diesen Fällen oft nur mathematische Theorie, mathematische Genauigkeit.
Genauigkeit in der Wissenschaft: Die Studie bringt Ergebnisse, theoretische Resultate, im genannten Fall sogar genau bis auf die Kommastelle. Das übernehmen wir in die Anwendungsdemonstrationen und sind hoch erfreut, so genaue und klare Ergebnisse zu haben. Dann aber kommt die Wirklichkeit. In der Praxis müssen wir an Hand der Gausskurve abschätzen, wie genau Angaben denn überhaupt gemessen werden können und wie genau Statistik die Realität überhaupt berechnen kann. Dann werden die Ergebnisse schon deutlich ungenauer. Die Kommas sind dann schon mal weg. Kommazahlen sind dann pseudogenau, also genau genommen falsch. Das Gleiche gilt für Wahlergebnisse. Kommazahlen in der Ergebnisvorhersage sind fast immer falsch, weil nicht der Realität, dem Endergebnis entsprechend.
Die Differenz zwischen unserem mathematischen Bild, Beschreibung, Formel ist bei lebenden Wesen in vielen Fällen so gross, dass Kommazahlen gar keinen Sinn mehr ergeben. Das ist nur eine mathematische, theoretische Genauigkeit. Bei rein materiellen Dingen, toten Dingen mag die Genauigkeit grösser sein. Die mathematische Genauigkeit entspricht nicht der realen Genauigkeit.
Wissenschaft schafft Erkenntnis durch messen. So entstehen Zahlen. Die Zahlen sind aber abhängig von den Messsystemen und davon, was und woran gemessen wurde. Zahlen sind wie Schall und Rauch (auch wenn sie uns in Masse und Tempo vor die Augen und um die Ohren geknallt werden). Wir nehmen Zahlen sehr gerne als objektiv, als absolut, als richtig und vergessen gar zu gerne, dass sie doch eigentlich sehr abhängig, sehr relativ sind. Zahlen stimmen nur sehr selten. Kommastellen zeugen meist von fehlendem kritischen Nachdenken. Wenn Sie Glück haben, sind sie nahe bei dem realen Zahlenwert, den wir meist nicht kennen, vielleicht gar nicht bestimmen können oder den es vielleicht nicht einmal geben kann. Ein Zahlenwert für Schmerz z.B. und da gibt es vieles mehr. Statistik, in welcher Form auch immer, schafft nicht (wie wir so gerne annehmen möchten) Objektivität, sondern eine neue Form von Relativität. Wie nahe die Ergebnisse zur Realität sind, muss sich erst im normalen Leben zeigen.
Das ist etwas anderes, wenn wir in die reine Mathematik gehen ohne den Realitätsbezug. Dort finden Sie objektive, absolute Zahlen, richtige Formeln und Beweise, aber sobald die Realität dazu kommt und die Mathematik einen Bezug bekommt, verschwimmen „richtig“ und „falsch“, gibt es keine Objektivität. Noch komplizierter wird es, wenn nicht nur tote Materie als Bezugsgrösse erscheint, sondern lebende Organismen oder gar menschliche Persönlichkeiten. Die Fülle der Möglichkeiten und der Widersprüche macht Zahlen dann nur noch zu Näherungswerten. Was meinen Sie, warum die Voraussage von Wahlergebnissen so schwierig ist? Da reicht einfache Statistik, wie sie uns meist von den berechnenden Institutionen vorgesetzt wird, nicht. Zufällig können die auch mal der Realität näher liegen. Dann nehmen wir das sofort als Beweis dafür, dass die Methode stimmt. Vorsicht!
Die Wissenschaft braucht Zahlen. Also produziert sie Zahlen. Dann hat sie auch Zahlen, Messwerte, Statistik, Normwerte, Durchschnittswerte... Wenn diese Zahlen „objektiv“ durch Studien gefunden wurden, gelten sie für den Durchschnitt der Studiengruppe. Ist die Gruppe gut standardisiert, homogen, dann können Sie gut von der Statistik auf den Einzelnen schliessen. Dann brauchen Sie aber streng genommen kaum eine Statistik, denn auch die Beobachtungen an den einzelnen realen Probanden zeigen die Realität. Haben wir aber eine Statistik einer wenig standardisierten Gruppe, einer inhomogenen Gruppe, dann erhalten wir Durchschnittswerte, können die aber nicht auf den Einzellfall anwenden. Damit ist der Sinn der Statistik fast hin. Die Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen sind mehr oder weniger zufällig realitätsnah oder -fern.
Mit Studien und Statistik können wir keine Individualität erforschen, sondern nur allgemeines (Persönlichkeit schon gar nicht). Individualität können wir nur beobachten und das nur an Einzelpersonen. Da ist unser wissenschaftliches Arbeiten völlig entgegen unseren Wünschen und Absichten. Unsere Eigenbeurteilung ist falsch und wird uns auch noch dauernd gelehrt oder beigebracht.
Wenn ein Kausalzusammenhang in eine Richtung funktioniert, heisst das noch lange nicht, dass die Gegenrichtung auch funktionieren muss, zumindest nicht in der belebten Welt, vielleicht in der Mathematik und Physik? Selbst dort muss es in jedem kleinen Detail erst an der Realität überprüft werden und erst danach ist es mehr oder weniger gültig.
Stellen wir in der Wissenschaft möglichst offene Fragen. Eigentlich ist das eine alte Weisheit unter Gebildeten. Heute benutzen wir Fragebögen mit möglichst standardisierten Fragen und sogar schon standardisierten Antworten zur Auswahl, damit die Auswertung möglichst automatisch, schnell und preiswert abläuft. Da waren wir früher also schon besser als heute, vielleicht nicht, was den Preis anbelangt, aber was den Erkenntnisgewinn anbelangt.
Statistik funktioniert nur, wenn keine Mehrdeutigkeit im Spiel ist. Bei Lebewesen, zumindest beim Menschen, ist das eher selten der Fall. Menschliches Leben ist typischerweise mehrdeutig. Das muss bei jeder Frage zuvor kritisch überprüft werden. Sobald beim Menschen mehr eine Rolle spielt als nur Eigenschaften, die wir wie beim Auto (also einem Ding) vergleichen können, wird Statistik als Erkenntnismethode fragwürdig.
Warum mache ich eine Studie? Ich will wissen, ob meine These, mein Vorurteil, meine Meinung stimmt. Je überzeugter ich bereits bin, desto weniger werde ich ein negatives Ergebnis glauben. (Warum wohl sind in der EU mit Stand 6/2021 etwa 6000 Studien nicht veröffentlicht worden, obwohl dafür öffentliche Gelder verwendet wurden?) In der Wirtschaft, in der Justiz, in der Politik lässt heute jede Seite, jede Partei mindestens eine Studie anfertigen, um ihre Interessen als objektiv richtig zu untermauern. Wie viel Sinn das hat, können wir jetzt schon schlussfolgern. Es zeigt nur die fehlende und wohl unmögliche Objektivität.
Mit Studien testen wir ganz bestimmte Konstellationen mit speziellem Design, Aufwand und Kosten. Es entstehen besondere Konstellationen, nicht gewöhnlicher Zustand. Das bedeutet, dass wir viele andere Konstellationen nicht testen können, weil es einfach zu viele sind. So produzieren wir Qualität nicht bedenkend, dass eventuell anderes viel besser sein könnte und dadurch ausgeschlossen wird von der Verwirklichung. Wir reduzieren also möglicherweise unwissentlich Qualität mit unserer Qualität. Wir wissen gar nicht, ob unser Qualitätsmanagement wirklich Qualität liefert oder ob es nur Bürokratie oder von Beidem etwas produziert, im schlimmsten Fall nur Dummheit.
Wir erreichen keine Objektivität durch Technisierung, Mathematisierung, Skalierung etc. Zahlen lügen nicht! Ja, tatsächlich? Zahlen lügen nicht, stimmt nur in der Theorie. Sobald Zahlen eine Beziehung zu uns Menschen bekommen, können sie wahr sein und lügen und sogar Beides zugleich.
Die Wissenschaft kann alles, sogar das, was sie nicht kann. Sie macht z.B. aus „Nicht zählbar“ „Zählbar“. Was nicht zählbar ist, macht die Wissenschaft zählbar. Sie erfindet Skalen von 1 bis 10 und stellt die unzählbaren Gefühle etc. auf diese Weise in den wissenschaftlichen Rahmen. Wenn dann Statistiken durchgeführt werden und Ergebnisse bringen, sind die der Beweis, dass man es so machen kann. Kann man? Statistiken haben immer Ergebnisse und sie liefern interessante Zahlen, die aber nicht der Beweis für Realitätsnähe sind. Da waren die Sprachbildner vor hunderten Jahren schon weiter, als sie „Countable“ von „Uncountable“ in der Grammatik unterschieden. Allerdings ist auch diese Unterscheidung nicht immer eindeutig, von Sprache zu Sprache unter Umständen unterschiedlich.
In Wissenschaft, Technik und Wirtschaft wird heute Vieles schnell erforscht und Ergebnisse vorgestellt. Die Überprüfung der Ergebnisse an der Realität unterbleibt, weil die Zeit fehlt und Geld her muss. Die Forschungsmethoden kosteten schliesslich viel Geld. Die Statistikwerte wie Standardabweichung, Varianz und andere sollen die Realitätsnähe ersatzweise beweisen. Das funktioniert zwar nicht, aber wir, vor allem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Nachgeordnete glauben es trotzdem.
Die Standardisierung sowohl in der Wissenschaft wie in der Wirtschaft und anderen Bereichen führt zu Einförmigkeit und damit zu Verlust von Variabilität, Möglichkeiten und Qualität, von Freiheit und Leben. Vielleicht sollten die Verantwortlichen in der EU-Zentrale und anderen gleichgestellten Organisationsstrukturen darüber mehr nachdenken?
Sie können in Studien oft nicht einfach zwischen Ursache und Co-Faktor unterscheiden, denn beide machen die gleichen oder zumindest ähnliche Effekte. Den Unterschied macht das kritische Differenzieren vor oder/und nach der Studie. Die medizinische „Studieritis“ heutiger Tage ist leider ein halber Irrtum. Überhaupt leben wir heute mit sehr vielen Halbirrtümern/Halbwahrheiten. Wer aber im Leben oder der Praxis vor allem nach dem Gefühl (statt Studie) geht, leidet unter dem gleichen Irrtum, nur mit umgekehrtem Vorzeichen.
Wissenschaft, wie sie heute mit teuren grossen Studien betrieben wird (wer das Geld hat, kann das ja tun), ist eine der unrentabelsten Forschungsweisen, weil man glaubt, objektive Ergebnisse zu bekommen, die es gar nicht gibt. Die falsche Vorstellung, das falsche Ziel. Selbst „objektive“ Information, „Wissen“ nützt uns nichts. Es muss Bezug zu uns bekommen und daher relativiert werden.
Gefühle kann man nicht messen. Wenn man es trotzdem tut, wie in der wissenschaftlichen Medizin, dann muss man sich klar sein darüber, dass man etwas tut, was nicht geht.
Eine „in Dienst gestellte“ Wissenschaft ist eine „gefallene“ Wissenschaft. Nicht in Dienst gestellte Wissenschaft schafft jedoch oft unnützes Wissen und kostet damit unnütz Geld. Jemand muss ja dafür bezahlen.
Zahlen sind für uns so schön, weil sie uns Klarheit suggerieren und wir sie nur von unserer Seite aus betrachten. Wenn Sie Zahlen hören, fragen Sie nach den Beziehungen. Relative Zahlen sind oft aussagekräftig, auch wenn sie nur im speziellen Fall gelten und nicht global. Durch die Beziehung, die Relation haben sie einen Anker in der Realität. Absolute Zahlen hören sich zwar oft objektiv an und erwecken in uns den Eindruck objektiver Richtigkeit oder Wahrheit, aber sie lassen die Relation vermissen, den Bezug zur Realität. Wir hören sie, aber eigentlich sagen sie uns nichts. Als Beispiel lassen Sie sich einmal sagen, wie viele Milliarden die aktuelle Krise den entsprechenden Staat kostet. Dann fragen Sie, wie viel Schulden das für Sie selbst, pro Kopf, ausmacht. Dann rechnen Sie aus, wie lange Sie dazu bräuchten, diese Schulden wieder abzubezahlen. Dann haben Sie einen Eindruck von den Zahlen, einen Bezug zu den Zahlen.
(Dann gehen Sie an den PC, teilen den auf Sie entfallenden Betrag durch sechs Jahre und durch 12 Monate (also die Zahl 72) und überweisen den Betrag an Ihr Finanzamt und das jeden Monat wieder.)
Die Wissenschaft hat überwiegend mit absoluten Zahlen gerechnet. Damit kam die Wunschentwicklung zu Stande, immer mehr. Hätte die Wissenschaft mit den relativen Zahlen gerechnet, dann wäre nicht das gewünschte immer mehr herausgekommen, sondern dann wären unsere Grenzen schneller und deutlicher zum Vorschein gekommen. Ob wir die wirklich ernst genommen hätten, ist damit sicher noch lange nicht gesagt. Mit Achtung auf die relativen Zahlen würden wir heute vermutlich biologischer, also menschlicher leben, sicher auch nachhaltiger, wenn auch in weniger Luxus.
Zahlen sind sehr relativ, wie die Coronazahlen zeigen. Also müssen wir alles auf der Welt vereinheitlichen. Damit verliert aber jeder seine Identität, seine Freiheit, seine Einzigartigkeit (siehe EU und WHO). Wir wollen gar nicht alle gleich sein. Also verzichten wir doch besser auf Zahlen und setzen auf Diversifikation, so wie es biologisch ist und zum Leben gehört.
Die wissenschaftliche Suche nach objektiver Erkenntnis verschlingt immer mehr Geld (also Schulden), weil die Philosophie dahinter unrealistisch ist. Es gibt keine Objektivität. Es könnte sie allenfalls in der uns nicht zugänglichen Transzendenz geben. Allein, uns fehlt der Zugang. Hätten wir ihn, würde er ins Gebiet der Religion oder Theologie fallen, nicht ins Gebiet der Wissenschaft. Deshalb fand ja Johann Wolfgang von Goethe offenbar einen Zugang, aber wir?
Die Wissenschaft ist abhängig vom grossen Geld. Das können wir nicht durch Gesetze ändern. Korruption können wir nicht durch Gesetze und Strafen minimieren, sondern nur, indem jeder selbst auf korruptes Handeln verzichtet. Die grosse Geldverschwendung in der Wissenschaft aber ist weltanschaulich bedingt.
Das Problem der kleinen und grossen Zahlen: Grosse Zahlen (und auch sehr kleine) sind nicht mehr vorstellbar. Alles ist nur noch riesig, wir aber sind klein (Alles ist mini, aber wir können es nicht mehr wahrnehmen). Beispiel Milliarden in der Politik. Kleinere Zahlen als Milliarden sind in der Politik heute fast undenkbar. Eine Form von Inflation.
Ist etwas deshalb richtig, weil es in ein System wissenschaftlicher Theorien und Formeln und Kurven passt (alle notwendigerweise mit idealem Charakter)? Ist das der Beweis für „richtig“, für mit der Realität übereinstimmend? Das Leben, die Realität ist in den meisten Fällen sehr divers (zumindest noch), eben nicht einer idealen Form entsprechend. Eine Theorie, Formel oder Kurve mit idealem Charakter einer mathematischen Formel wird die Realität zumindest bei lebenden Organismen meist nicht abbilden. Es wird mehr oder weniger Abweichungen geben. So führt dieser Weg in den meisten Fällen ziemlich sicher am Ziel vorbei. Welcher Weg tut es dann? Es gibt ihn nicht. Wir müssen ohne die Realität oder Wahrheit zu kennen in ihr leben. Auch Logik ist nur eine Form mathematischen Denkens und geht ziemlich sicher an der Realität vorbei.
In der Wissenschaft neigen wir viel zu sehr dazu, aus Parallelitäten (z.B. in Studien) Kausalitäten abzuleiten. Viele Menschen tun das im täglichen Leben mit den einfachsten Dingen ihres Körpers genau so. Grundsätzlich geht das gar nicht, aber wenn wir es doch tun, was wir ja oft tun, dann können wir Recht haben, richtig liegen, können teilweise richtig liegen, mehr oder weniger realitätsnah oder können völlig falsch liegen. Das können wir nicht aus der Studie automatisch ableiten. Jeder Sachverhalt muss an der Realität (nicht am Ersatz, denn der ist wirklich nur Ersatz und nicht Realität) überprüft werden. Natürlich nehmen wir gar zu gerne Ersatz, weil der einfacher zu haben ist oder überhaupt zu haben ist oder preiswerter ist oder schneller Ergebnisse liefert. Da haben wir uns freudig darauf eingelassen und gar nicht gemerkt, wie weit weg wir von der Realität gelandet sind. Wenn wir mal zufällig realitätsnäher landen, können wir deshalb nicht automatisch schliessen, dass alles andere auch realitätsnah sei. Je weiter Wissenschaftler entfernt vom Original, von der Realität arbeiten, desto unwissenschaftlicher werden sie, auch wenn sie Experten genannt werden und hochdotierte Professoren sind, die überall in der Welt auf wissenschaftlichen Tagungen hoffiert werden. Das wissen die eigentlich auch, aber der Ersatz ist gar zu verlockend in vielerlei Hinsicht. Und es könnte ja vielleicht gut gehen. (Der gefasste Einbrecher in der Bank dachte genauso.)
„Simulationen haben gezeigt...“ und dann nehmen wir das Ergebnis einfach für real, obwohl wir vorher von Simulation gesprochen haben. Wie nahe zueinander oder wie fern voneinander eine Simulation zur Realität steht, weiss kein Mensch und wird auch kaum Jemand sagen können. Aber wir haben heute schon Milliarden Menschen, die einfach annehmen, dass Simulation und Realität übereinstimmen und dann legen wir los. Wo soll, wo kann das enden?
Forschung geschieht zwischen den Polen Vereinfachung – Komplexität. Je einfacher wir das Model der Wirklichkeit denken, desto einfacher haben wir es, aber der fehlenden Komplexität wegen, wird unser Model immer realitätsfremder. Umgekehrt ist ein komplexeres Model meist realitätsnäher, von uns aber nicht mehr handel- oder gar denkbar. Damit sind wir unserem Ziel auch nicht näher gekommen. "Wissen" stellt sich gewissermassen als Hyperbel dar, als Gausskurve, als kleine Möglichkeit in der riesigen Unmöglichkeit.
Wissen kann man nicht so einfach transferieren. Meist sind es entweder Ansichten oder graue Theorie.
Studien, wie wir sie heute in Massen durchführen, schaffen keine Objektivität, sondern eine andere Relativität. Das kann in manchen Fragestellungen ganz sinnvoll sein, sichert aber in keinem Fall die Übereinstimmung mit der Realität. Als Qualitätskriterium sind sie sehr fragwürdig. Das ist auch sehr wichtig für die Politik, Justiz und für das Gesundheitswesen.
Wenn Wissenschaft Dinge misst, die man eigentlich nicht messen kann, dann sind die Ergebnisse zwar bis auf's Komma richtig ausgerechnet, aber unrealistisch. Da muss man nachdenken. Z.B. Schmerz bei Männern und bei Frauen. Diese Messungen geben uns vielleicht ein paar Ansichten, aber wir dürfen sie nicht für realistisch halten und schon gar nicht technisch, bürokratisch, gesetzlich oder auf andere Weise für anwendbar halten. Wir wenden sie aber pausenlos und unkritisch gutgläubig an.
Wissenschaft funktioniert heute nach der Devise, dass je mehr theoretische Annahmen zusammenpassen, je mehr Vorurteile zusammenpassen, als desto richtiger, als desto realitätsnäher fassen wir unsere Ansichten auf. Das haben schon viele vor uns geglaubt bis spätere Forschungen etwas anderes ergaben. Dann machen wir doch den gleichen Fehler am besten auch. Nein, wir forschen natürlich genauer, mit viel mehr und besserer Technik und dann haben wir das „Wissen“, nicht wahr? Im Nahbereich sind wir dieser Tatsache sicher auch näher als im Fernbereich, der Grösse oder Kleinheit, der höheren Dimensionen, im Weltraum und im Mikrokosmos, im Periodensystem der Elemente, in der digitalen Welt, in der Philosophie, selbst in unserem eigenen Selbstverständnis, etc.
Wenn Erkenntnisse oder Ansichten zu „Wissen“ werden sollen, dann braucht es die intensive und peinlich genaue Überprüfung in der Realität und mit allen Facetten der Realität. Das ist mühevolle Kleinarbeit, zeit- und kostenintensiv und schenkt mir nie die Gewissheit, am Ziel zu sein. Später kann wieder alles anders sein. Das erleben wir sehr deutlich bei der Entwicklung von Software. Natürlich muss sie vor der Ausgabe peinlich auf alle möglichen Ersatzweisen überprüft werden, aber den endgültigen Test bekommt sie in der Realität. Und dort patzen viele. Nehmen wir das zur Kenntnis. "Eine Studie belegt ...!" Wirklich?
Wir streben nach Wissen, haben aber eine begrenzte Aufnahmekapazität. Wir schaffen immer mehr Wissen. Das müssen wir natürlich mitteilen und uns mitteilen lassen. Damit das immer effektiver wird, werden immer mehr Informationen auf Flyern, im Internet, in Büchern und in vielen anderen Medien allgemein bereitgestellt. Wichtig ist aber die Information, die Sie und mich persönlich betrifft. Die müssen wir herausfiltern. Bei der schieren Menge und Breite wird das natürlich immer schwieriger. Dazu braucht es breites Allgemeinwissen und kritisches Denken. Unsere Neigung zur Gleichmacherei, zur Normierung, alles leicht und bequem zu machen und es dann auch leicht und optimistisch zu nehmen, stehen dem genau entgegen. Wir sind eigentlich laufend dabei, unsere eigenen Wünsche und Ziele zu torpedieren und merken es gar nicht. Muss das sein?
Dann gibt es die Wissenschaftler, die Prozesse mit gewissen wissenschaftlichen Idealvorstellungen untersuchen, in der Erwartung, Objektivität zu erreichen. So werden in der Medizin „präzise“ Studien durchgeführt mit vielen Probanden und hohem organisatorischem und finanziellem Aufwand. Ergebnisse gibt es immer und für seine eigenen Zwecke benutzen kann man sie immer, entweder auf der einen Seite oder auf der anderen. Das erleben wir heute in der Wissenschaft auch massiv. Wir müssen uns nur einmal fragen, was die Ergebnisse denn tatsächlich aussagen können. Wie nahe an der Realität können Ergebnisse sein, die unter bestimmten („idealen“) Bedingungen gewonnen wurden, wenn die Realität im speziellen Fall vom Ideal erheblich abweicht? Je „idealer“ wir die Bedingungen wählen, desto weiter entfernt von der Realität befinden wir uns, desto unwissenschaftlicher handeln wir also. Die Wissenschaftlichkeit kann sich ja qualitativ nur an der Nähe zur Realität messen lassen, nicht an der Nähe zum Ideal. Wenn wir diese Überlegungen zugrunde legen, dann werden viele angeblich wissenschaftliche Ergebnisse jetzt doch recht fragwürdig, recht unwissenschaftlich (auch wenn sie von Wissenschaftlern gewonnen wurden).
Wo die Wissenschaft nicht exakt ist, nicht exakt sein kann, wird sie durch Einführen von Zahlen nicht exakter. Die Inexaktheit, die Ungenauigkeit, steckt die Zahlen an und so sind die Zahlen auch nicht mehr exakt. Die Zahlen sind ja nur die Begrifflichkeit für zählbare Dinge. Nicht zählbare Dinge kann man zwar in Zahlen ausdrücken, aber dabei verliert man das Wesen der speziellen Dinge. So werden dann mit Zahlenwerten völlig willkürlich Grenzen oder Mengen festgelegt, die gar nicht realitätsnah sind, sondern Ergebnis unserer Willkür sind.
Die Übereinstimmung Ihrer Ansichten, Ihrer wissenschaftlichen Ergebnisse, Ihrer Theorien, Ihrer Antworten können Sie, zumindest, wenn es um Fragen lebender Subjekte oder Objekte geht, nur an der Realität überprüfen. Für das Echte gibt es keinen Ersatz. Keine Standardabweichung, keine Varianz, Signifikanz oder andere Rechengrössen können die Übereinstimmung mit der Realität voraussagen oder berechnen. Sie sind Rechengrössen innerhalb der Mathematik, innerhalb des abbildenden Systems, bleiben in diesem Falle Schein statt Sein. Sie können vielleicht der Realität ein klein wenig näher kommen. Das war es dann auch. Das gilt zum Beispiel auch für die Verwendbarkeit von Gesichtsmasken gegen Covid-19. Sie können zwar die technische Qualität technisch prüfen. Trotzdem kann der grösste Unsinn technisch gut sein, aber im menschlichen Leben Ausschuss. Die Einsicht dieser Naturregeln wird Ihr Leben völlig verändern. Die Qualitätskriterien und das Qualitätsmanagement werden sich völlig ändern, die Dokumentationsflut und damit die Bürokratie und Nachweispflicht. Da müssen Sie viel mehr nachdenken, weil Sie gar nicht alles überprüfen können und die grossen Studiendesigns sind einfach realitätsfern, schwerfällig, teuer.
Wir haben in der Wissenschaft, in den Studien wohl nicht die Möglichkeit, zwischen Ursache und Co-Faktor zu unterscheiden (übrigens auch nicht einfach mit dem Gefühl, mit der Intuition). Jedenfalls zeigen das die heutigen Studiendesigns. Dazu muss man viel nachdenken, beobachten, im eigenen Sinne und gegen den eigenen Sinn. Ähnlich ist es auch mit Ursache und Wirkung. Die Studien zeigen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit einen Zusammenhang, aber in welcher Richtung? Die Henne oder das Ei?
Wir sehen uns um und erfassen jedes Detail, beschreiben es, definieren es, lernen den Umgang mit ihm. Bei der Beschreibung gibt es mehrere Möglichkeiten. Wir benutzen unsere Sprache dazu und können uns auf diese Weise der Umgebung bewusst werden, uns ihrer erinnern, sie Anderen beschreiben, die Beschreibung speichern. Eine andere Sprache ist die Mathematik. Wir können viele Details und vor allem Prozesse mit mathematischen Formeln, Zahlen und mathematischen Bildern besser beschreiben als mit sprachlichen Begriffen. Die Physik hat sich ihre eigene Darstellungsweise entwickelt, die Chemie und andere Fachgebiete ebenso.
Jedes Detail lösen wir aus dem Kontext, aus dem Zusammenhang, aus dem zeitlichen Prozess heraus, um eine möglichst genaue Darstellung zu bekommen. Hinterher müssen wir das Detail auch wieder in den Kontext eingliedern und die Beschreibung neu aufnehmen. Das erfordert viel Feinarbeit und Abstimmung. Je mehr solcher Arbeiten wir erledigt haben, desto klarer wird uns der Sinn von Wikipedia oder früher von dicken Lexika, auch wenn ihre Realitätsnähe begrenzt ist.
In der leblosen, rein materiellen Welt sind diese Vorgänge noch recht einfach. Die detaillierte Forschung erscheint machbar. Ob wir wirklich die Beschreibungen und Formeln als mehr als nur Theorie (als Schein) bewerten dürfen, ist trotzdem sehr fragwürdig. Formeln und Beschreibungen sind Theorien, damit wir sie besser handhaben können, meist sogar möglichst einfache Theorien. In der materiellen Welt werden auf diese Weise Schein und Sein wohl relativ deckungsgleich oder nahe beieinander sein können. Forscher schliessen gerne aus einem abgeschlossenen, in sich mathematisch stimmigen Abbild, dass es der Realität entspreche. Denken wir wieder an die Vorentscheidung von 1 und 2. Im ersten Falle kann man das so tun, im zweiten nicht. Das wissenschaftliche Ergebnis hängt also von der religionsphilosophischen Entscheidung vorher ab. Da es einen Forscher und Wissenschaftler gibt, der ja wahrscheinlich sich selbst als Persönlichkeit wahrnimmt und versteht, spricht die Wahrscheinlichkeit eher gegen seine Vorentscheidung von 1. Dass der Forscher aber mit seinen Beschreibungen wirklich Recht hat, können wir oft nicht überprüfen. Das muss er glauben (oder auch nicht) und das müssen wir ihm glauben (oder auch nicht).
Unter der Annahme, dass das mathematische System in sich geschlossen stimmt und Realität ist, kann man theoretisch vieles berechnen. Dann kommt der mühsame Prozess des Abgleichs mit der Realität. Mathematik ist eine Zwitterstruktur. Realität ist Relation und Theorie zugleich. Ich bin gar nicht sicher, ob wir das auseinander halten können. Vielleicht kommt es auf die Beziehungen an? Mathematik als System ist reine Theorie. Ist die Stimmigkeit von Formeln, Ableitungen, Konstanten, Gleichungen etc. in der Mathematik wirklich ein Realitätsbeweis?
Jede noch so wunderbar berechnete Wahrscheinlichkeit ist Theorie. Das können wir uns nicht klar genug machen. Real ist nur die Realität. „Proven evidence“ mit Studien? Geht das überhaupt? In der Medizin wird heute zwar in grossem Stil mit Studien nach Beweisen für die Richtigkeit von Annahmen und von Theorien gesucht. Beweisen können Studien überhaupt nichts! In der Realität können sie manche Annahmen für wahrscheinlich richtig ausweisen. Mehr geht nicht. Das ist die Folge von 1 und 2 als philosophischer Grundentscheidung. Das liegt an der Trennung von Theorie und Praxis.
In der Theorie können die Mathematiker und Physiker alles (voraus)berechnen. Ob das Resultat mit der Realität übereinstimmt, können wir oft nur glauben, nicht aber beweisen. So bleibt die Lücke zwischen Theorie und Praxis unüberwindbar erhalten. Unsere Wissenschaftler sind viel zu wenig wissenschaftlich und unsere Religionsführer sind viel zu wenig wahrheitsliebend.
Wir werden heute gut informiert. Dafür sorgen jede Menge Medien aller Art. Auch aus der Wissenschaft berichten uns die Medien, woran Wissenschaftler gerade tüfteln, was sie bewegt, was sie hoffen und bangen. Wir müssen uns nur darüber klar sein, dass das Meiste davon so neu ist (sonst würde es uns nicht als „neu“ berichtet), dass es den Test in der Praxis, im Leben noch gar nicht hinter sich hat. Und keiner weiss, wie lange der Praxistest dauern wird, denn das ist völlig unterschiedlich. Die Erfahrung zeigt, dass etwa 90 % der Informationen den Praxistest gar nicht bestehen werden oder nur mit Einbussen. Glauben Sie also nichts und nehmen Sie sich viel Zeit... Das gilt übrigens auch für alles, was Sie bei mir lesen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir unsere Umwelt mit wachen Sinnen möglichst ohne Vorurteile erst einmal wahrnehmen und dann alle diese Informationen mit der Wirklichkeit um uns vergleichen. Nur was so auch in der Welt (und nicht nur in Ihrer Clique oder Ihrem Nest) vorkommt, das hat eine Chance auf Realitätsnähe.
Wir haben ein Ereignis in der Geschichte, vor dem wir uns fürchten. 1000 Jahre ist es nicht passiert. Statistisch gesehen nimmt die Wahrscheinlichkeit, dass es noch passiert, immer weiter ab. Darauf haben sich auch unsere Intuition und unsere Gefühle eingestellt. „Das passiert auch in meiner Zeit nicht.“ Sehen wir von der uns unbekannten Seite, dann kommt das Ereignis aber immer näher und die Wahrscheinlichkeit, dass es passiert, nimmt immer weiter zu. Da wir aber die Zukunft nicht kennen, fällt uns der zweite Teil der Wahrscheinlichkeit gar nicht ein und intuitiv, per Gefühl kommen wir nicht darauf. Frauen sind da gegenüber Männern von der Evolution benachteiligt. Sie vertrauen in der Regel mehr auf ihre körperliche Intuition.
Eine Zeitschiene. Ich in der Zeit. Aus der Vergangenheit gesehen wird ein Ereignis, das nicht eingetreten ist, immer unwahrscheinlicher. Das entspricht auch unserem Gefühl. Aus der uns unbekannten Zukunft gesehen, wird das nicht eingetretene Ereignis immer wahrscheinlicher, was gar nicht unserem Gefühl entspricht. Das kann es ja auch gar nicht, weil wir nicht aus der Zukunft auf unsere Gegenwart schauen können. So kann das auch nicht in unser Gefühl genetisch eingebaut worden sein. Da wir die Zukunft nicht kennen, können wir schlicht keine Aussage über die Zukunft treffen, auch nicht mit KI, mit digitaler Technik, mit Rechenleistung und allem mehr. Hier haben wir einen Horizont.
Unsere Rechenkünstler, mit oder ohne KI, mit oder ohne Technik können die Zukunft nicht vorausberechnen, denn auf der Erde wird gelebt und Sie können Leben schwer vorausberechnen. Die Zahl der Möglichkeiten ist zu gross.
Unsere Wissenschaftler und Techniker und die IT-Technik geben uns heute eine Menge Prognosen. Sie teilen uns mit, dass die Prognosen immer genauer seien und würden Dank besserer Annahmen und der IT-Technik. Ich wäre da ein bisschen vorsichtiger. Wie genau die Prognosen tatsächlich waren, können wir ja immer erst im Nachhinein beurteilen, wenn überhaupt. Wenn die prognostizierten Ereignisse noch in der Zukunft liegen, dann sollten wir vorsichtig mit Qualitätsaussagen sein. Eine Überprüfung vor Eintreffen der Zukunft geht ja allenfalls an einem Ersatz. Unser eigenes „Ich habe Recht!“ täuscht uns und lässt uns Aussagen machen, die gar nicht möglich sind, weil sie erst in der Zukunft überprüfbar und beurteilbar werden. Wir täuschen uns oft selbst und damit Andere.
Prognoseberechnungen unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen alle davon aus, dass es nur Sein gibt und dass ihre IT-Verfahren und Simulationen etc. Realität sind und Realität als Realität erfassen, so wie sie ist. Natürlich können sie das bis ins Unendliche treiben und Keiner kann ihre Ergebnisse überprüfen. Alles nur Theorie, alles nur in der Theorie. Natürlich hat Jede und Jeder für sich Recht. Es hat auch keinen Zweck, mit Wissenschaftlern, Männern wie Frauen, darüber zu reden. Sie sind so in ihren Nervenautobahnen geprägt, Frauen noch mehr als Männer. Sie verstehen das gar nicht. Sie erkennen darin gar kein Problem. Die Theorie stimmt für sie ja. Warum sollten sie sich selbst ändern?
Z-Score bei der Lungenfunktionsprüfung der Pneumologen: Da wird bestimmt, mit welcher Wahrscheinlichkeit die Messwerte mit mehr als 95% richtig sind. Und diese Werte werden dann einfach als 100 % genommen, weil man sie für objektiv annimmt. Das Verfahren hat also eigentlich gezeigt, dass die erhaltenen Ergebnisse genau nicht objektiv sind. Die Wissenschaft erklärt sie aber für objektiv. In der wissenschaftlichen Lehre werden wir also völlig unbewusst (sonst würden diese Personen es ja nicht tun) gezielt in die Irre geführt.
In der Schulmedizin gilt das wissenschaftliche Prinzip als objektiv, als Massstab. Dabei kann ja eigentlich nur der reale Mensch mit seinen Empfindungen, seinem Denken und Können als ursprünglicher Massstab gelten. Messungen und Bilder können ja allenfalls Mittel zum Vorstellen sein, damit wir einordnen können, drüber reden können und behandeln können. Beurteilungen von Menschen an Hand von Messergebnissen ist ja geradezu perfide. Wir haben das System medizinisch wissenschaftlichen Verstehens diametral umgekehrt. Die Komplexität des Menschen verstehen wir sowieso nicht. Also richten wir uns nach Ergebnissen relativer Messmethoden. Nicht die Wissenschaft ist falsch, sondern wie wir Menschen Wissenschaft betreiben, ist unangemessen.
Wir können zwar aus Zahlen einen Mittelwert ziehen, aber wenn es um verschiedene Dinge geht, ist ein Mittelwert als Beschreibung einer Qualität der einzelnen Dinge ungenau. Genau wären die einzelnen Werte und nicht der Mittelwert. Der Mittelwert ist eben nur Mittelwert, sonst nichts. Wenn es um Lebewesen oder gar Menschen geht, wird ein Mittelwert immer fraglicher, immer ungenauer. Wir können nicht anders. Für Vieles ist ein Mittelwert eine gut verwendbare Grösse, aber diese Ungenauigkeit muss uns immer klar sein.
Unser Fehler ist, zu glauben, wir könnten die Welt und vor allem uns Menschen mit Zahlen besser erklären und beurteilen als mit Wahrnehmungen.
Müssen wir jetzt einfach die Formeln, die Kurven austauschen? Die Gausskurve, die neue Weltformel? Woher wissen wir, dass es nicht auch völlig formellose, ungeregelte Entwicklungen, Prozesse und Dinge gibt? Sonst gäbe es ja keine Freiheit. Oder ist alles mehr oder weniger geregelt, eben mit vielen Beulen? Eine verbeulte Gausskurve wird sicher auch nicht mit einer mathematischen Formel beschrieben oder ausgedrückt werden können?
Lassen Sie uns zurückkommen oder vorankommen zur Realwissenschaft, zur Wissenschaft orientiert an der Realität und nicht validiert an theoretischen Vorurteilen. Wir können sie leider nicht trennen, ähnlich der Teuerung und Inflation, aber die Theorielastigkeit sollten wir stark reduzieren.
Zahlen sagen kaum etwas über das Wesen aus.
Zahlen stimmen selten (mit der Realität überein), weil die Realität meist vielfältiger ist, als das mathematische System. Im mathematischen System (in der Theorie) lassen sich Ergebnisse 100%ig terminieren, in der Realität meist nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit und damit im Ergebnis nicht. Das ist eine Regel, die KI und Robotik in vielerlei Hinsicht begrenzen und nur wer diese Problematik kennt und die dadurch vorgegebenen Grenzen einhält, hat „Erfolg“.
Theoretische Mathematik: 2+2=4.
Praktische Mathematik: 2+2=4 und 0, denn wir können diese Gleichung nicht von der folgenden trennen: 2-2=0. 2, die wir zu den anderen 2 dazugelegt haben, haben wir ja an anderer Stelle weggenommen. Daher sind 2+2=4 und 0. Ist dann auch 2-2=0 und 4? Interessanterweise nein, denn wir hatten ja nur 2. Wenn wir die jetzt wegnehmen und an einen anderen Ort tun, sind es immer noch 2. 2-2 könnte also allenfalls 0 und 2 zugleich sein. Ich bin nicht sicher, dass das ein Naturgesetz ist, aber es ist eine Regel, die erstaunlich oft gilt und von uns im täglichen Leben meist gar nicht bedacht wird.
Menschliche Mathematik: 2+2= eine Wolke um 4 und eine Wolke um 0. Das hängt von unseren Gefühlen ab und von den Gefühlen dessen oder deren, der/die den konträren Part der Rechnung zu verarbeiten hat. Je nach dem werden wir den Verlust oder Gewinn höher oder schwächer einordnen (müssen).
2+2=4. Meist wird das auch so sein, aber wir wissen es nicht. Wir glauben es. Immer und nie sind von uns Menschen nicht überprüfbar.
Naturgesetze fassen wir mathematisch auf als in beide Richtungen geltend. 2+2=4. Dann ist 4-2=2. Das stimmt bei der Entropie wahrscheinlich doch nicht? Z.B. beim atomaren Zerfall bei Radioaktivität, aber auch in Maschinen. Deshalb brauchen wir immer wieder Checks, um die Mängel, die Folgen der Entropie vor dem Unfall zu finden und den Unfall zu verhindern. Allerdings tut auch der Check nicht seine Aufgabe. Ich glaube, wenn der Check normal ausfiel, dann bin ich gesund. Das stimmt aber nicht. Die Automechaniker oder Ärzte haben nur nichts gefunden. Aber dass das bedeutet, dass das Auto (oder der Mensch) in Ordnung oder gesund ist, ist eine unzulässige Behauptung, eine gedankenlose Annahme, die falsch sein kann.
Lassen Sie uns Zahlen immer absolut und relativ angeben, Milliarden insgesamt und Tausende pro Einwohner oder pro Kunde oder pro Mitarbeiter. Das gilt sowohl für die Schulden, die Kosten, wie auch für die Gewinne. Die relativen Zahlen sind für uns Menschen viel realitätsnäher. Damit können wir viel eher ihre Bedeutung erahnen. Allerdings ist der Umgang mit relativen Zahlen komplizierter, weil die Bedeutungen sich je nach Bezugsgrösse ändern. Das ist wichtig auch bei Prozentrechnung.
Wissenschaft muss mit ihren Methoden nicht nur mechanistisch denken, statistisch denken, sondern auch ganzheitlich, das heisst mit allen Methoden, in alle Richtungen, auch philosophisch, sogar religiös und eben menschlich. Sonst ist sie nicht Wissenschaft. Meist wird Wissenschaft nur im Sinne von „Ich habe Recht“ betrieben, wie Männer und Möchte-gern-Männer auch Religion und Philosophie betreiben. Das aber ist weder Wissenschaft, noch Religion oder Philosophie, sondern männliche Kräfteprozerei, Wissensprozerei, neu auch von Möchte-gern-Männern.
Woher wissen Sie, dass Sie eine repräsentative Stichprobe haben? Sie haben eben nicht alle durchprobiert und dann eine Auswahl getroffen, sondern Sie haben eben in der Unkenntnis eine Auswahl aus der Gesamtheit getroffen. Sie kennen neben Ihren festgelegten Einflüssen gar nicht alle noch möglichen Kriterien, denn Sie kennen sie nicht. Sie erklären Ihre Stichprobe für repräsentativ. Sie glauben zu wissen und sind davon sogar noch überzeugt. Wie soll das zu realitätsnahen Ergebnissen führen? Sie erklären sie einfach für solche. Dabei ist es sehr wesentlich Glück, Einfluss von Unbekannt.
Wie stellen Sie Geheimnisse oder Doppeldeutigkeit auf mathematische Sprache dar? Ist das die Domäne der neuen Quantencomputer? Werden sie die Leistung bringen, die wir uns wünschen und glauben, zu brauchen. Aber wenn ich es richtig verstehe, haben sie auch mehrdeutige Ergebnisse? Was bedeutet das für uns? Wir suchen doch gerade die Eindeutigkeit, die Einfachheit, die Klarheit und ganz und gar nicht die Mehrdeutigkeit. Da bin ich gespannt.
Kann man mittels Statistik einen Zusammenhang herstellen? Man kann statistisch Parallelen finden, aber ob sie einen Zusammenhang haben, können Sie durch nachdenken aller Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten finden. Da Sie nie wissen, ob Sie alle Möglichkeiten bedacht haben, geht es gar nicht.
Ist das Forschen in definierten Studien und noch schlimmer mit Simulation oder am Ersatz überhaupt Wissenschaft? Ich übertrage eine Ansicht auf etwas Anderes und glaube, dass sie dort auch zutrifft. Ist das Wissenschaft? Müssen wir da nicht Fragen stellen?
In der reinen Theorie wie der Mathematik, theoretischen Physik etc. sind Beweise vielleicht möglich? Aber schon die Frage, ob sie überall gelten, ist wohl nicht überprüfbar, weil wir nie wissen, ob wir alle Möglichkeiten überprüft haben. Es sind auch nur theoretische Beweise. Was ist, wenn wir Beweise in der Realität fordern? Dann verschmelzen Leben und Beweis.
Früher wurde mal die Gültigkeit mathematischer Gesetz, Formeln, Linien in den geprüften Grenzen angegeben. Dann erweiterte man die Gültigkeit einfach in die Unendlichkeit. Aus welchem Grunde meinte man, diese Begrenzung einfach aufheben zu können?
"Subjektiv" und "Objektiv", Nachweiss und Ausschluss (02/2024)
„Exakte Wissenschaft!“ Wenn schon Wissenschaftler nicht exakt arbeiten, wer denn dann? Wenn Wissenschaft nicht exakt arbeitet, dann ist sie doch gar keine Wissenschaft, oder? In der Wissenschaft müssen wir natürlich exakt arbeiten. Da gibt es doch gar keine Frage. Aber, gibt es exakte Wissenschaft? Die Medizin jedenfalls nicht. Woran wollten wir messen, ob eine Wissenschaft exakt ist, wenn wir ihr Objekt gar nicht richtig kennen, wenn das Objekt ein Geheimnis ist und nicht nur ein zu lösendes Rätsel (Am Ende vergleichen wir mit der Auflösung, ob wir exakt richtig waren.)? Die reine Mathematik ist vielleicht noch am ehesten exakte Wissenschaft, aber sie ist reine Theorie. Sobald Realität dazu kommt, wird sie inexakt, ungenau, relativ. Da stellt sich zum Beispiel die Frage, ob nun die theoretische oder Traumkurve von immer besser und immer mehr gilt oder die relative Kurve der verbeulten Gausskurve. Was nützt es uns, in der Theorie exakt zu sein, wenn wir in der Praxis gar nicht exakt sein können? Gilt dann der Umkehrschluss: Dann brauchen wir ja auch in der Theorie gar nicht exakt zu sein? Ich fürchte nein. In der Theorie müssen wir schon exakt sein. Wir dürfen nur nicht glauben, dass wir dann die Realität, so wie sie ist, exakt beschreiben. Das geht wegen unseres Menschseins nicht.
Wissenschaft ist ja mehr oder weniger realitätsnah und daher für uns unter Umständen hilfreich, nur der Brustton der Überzeugung ist unangemessen.
Wenn wir unsere geschichtlichen Studien oder ökonomische Studien etc. machen oder in Auftrag geben, dann kommt es darauf an, mit welchen Vorurteilen, mit welchem Weltbild, mit welchen Grundfestlegungen die gemacht wurden. Entsprechend wird das Ergebnis. Da entstehen keine objektiven Ergebnisse. Das schaffen wir Menschen ja gar nicht, ich auch nicht! Es entsteht eine neue menschliche Sichtweise, die ganz interessant sein kann, nur objektiv? Wer will das nach welchen Kriterien beurteilen?
Zutreffende Beschreibungen in wissenschaftlichen Lehrbüchern und Veröffentlichungen müssten die Darstellungen nicht in „So ist es“-Form, sondern in „So stellen wir uns das heute vor“-Form bringen. Dann wären sie realitätsnäher. Das müssten wir in allen Veröffentlichungen so tun. An meiner eigenen Darstellungsweise sehen Sie, wie weit entfernt wir davon sind. Es wird schwerfällig und geht uns selbst gegen den Strich, gegen unsere Intuition, denn intuitiv haben wir ja Recht (selbst wenn wir nicht Recht haben).
Das, was wir selbst glauben, das ist für uns Wissen und Beweis. Wir haben ja seit dem dritten Lebensjahr, seit dem Trotzalter Recht, ganz egal, was wir für richtig halten. Vermutlich ist das unser erstes und wichtigstes Vorurteil im Leben.
Benutzt die Wissenschaft, benutzen die Wissenschaftler den Begriff „Objektivität“ nicht wie andere den Begriff „Moral“? Wenn ich die Objektivität auf meiner Seite habe, dann habe ich Recht. So muss Objektivität geschaffen werden, wo immer möglich und koste es was es wolle.
Siegmund Freud und viele andere „kluge“ Köpfe vor uns haben uns ihre Anschauungen für „Wissen“ hinterlassen oder wir haben ihre Anschauungen später als „Wissen“ verklärt. Wissen hat ja etwas von Objektivität. Wir sollten viel kritischer werden und sein, denn „Wissen“ ist nur eine Fiktion, ist nur in den ersten Rang erhobene Anschauung, um sich selbst vor sich selbst zu behaupten.
Durchdenken Sie alles höchst kritisch, selbstkritisch. Woran aber wollen Sie Wahrheit messen? Was ist objektiv, wenn es Objektivität nur jenseits unseres Erkenntnishorizontes gibt?
Philosophie und Geschichte, Sprache und Sprachentwicklung, sprachliche Differenzierung, Denken und Nachdenken, Liebe und Liebe, gut und gut, menschlich und menschlich, objektiv und subjektiv, krank und gesund. Wir denken einfach unsere Ansicht dazu, halten die für richtig und erklären die zu „Wissen“! Dann kann auch nichts Gutes, nichts realitätsnahes dabei herauskommen!
Es gibt nichts an sich, keine Freiheit an sich, kein Recht an sich, keine Objektivität an sich, keine Wissenschaft an sich, keine Würde an sich, kein Prinzip an sich, nicht einmal Demokratie an sich. Es gibt nur Sie (vielleicht noch Du) und mich in und zugleich gegenüber einer Welt als Ergebnis einer Evolution oder/und eines allgemeinen Seins und/oder eines Gottes und wir müssen und hoffentlich wollen zusammen leben, obwohl wir dauernd gegeneinander geraten.
Eine Theorie ist nichts anderes als ein wissenschaftliches Vorurteil, das es zu beweisen oder zu widerlegen gilt. Nur, was lassen wir als Beweis gelten, wenn wir keinen Zugang zur Objektivität haben? Wie denken wir weiter, wenn es kein richtig oder falsch gibt, sondern nur realitätsnäher und realitätsferner?
Doch, es gibt Objektivität. Die müssten wir mit der Realität gleichsetzen. Natürlich wollen wir die Objektivität erforschen, beschreiben, … Alles, was wir dann aber tun in Bezug auf die Objektivität ist behaftet mit unserer menschlichen Relativität oder Subjektivität. Wir kommen aus unserem Körper, aus unserem Denk- und Gefühls-System nicht heraus. Die Objektivität ist uns nicht zugänglich.
Wissenschaftler und Techniker in unbelebter und belebter Materie, die erfinden und verändern, müssen sich in Zukunft vorher überlegen, welche negativen Folgen ihre Erfolge neben den paar positiven Folgen haben und haben können. Nicht einfach drauf los, wie die Erfinder der Kernspaltung in den 1930iger Jahren. Selbst nachdenken, vor und auch ohne Gesetzgebung. Ein Nachdenken hat es damals gegeben, aber die äusseren Umstände verleiteten allzu leicht dazu, alle Zweifel beiseite zu schieben. So ist das dann eben in der Realität. Wir Menschen haben kein Bescheidenheitsgen, vor allem die Männer nicht! Frauen haben es vielleicht rezessiv geerbt? Möchte-gern-Männer haben es sich abtrainiert. Männer, hier müssen wir erst nachdenken und falls es danach noch sinnvoll erscheint, dann erst handeln, wenn überhaupt noch.
Wenn wir neidisch auf einander blicken, in der Politik und Wirtschaft, in der Verteilung von vorhandenem und nicht vorhandenem Geld im Staats-, Versicherungs- und Bankwesen, dann können uns Messungen einen Hauch von Objektivität vortäuschen, aber die Objektivität der Messergebnisse bricht angesichts unserer Relativität, mit der wir die Ergebnisse interpretieren und nutzen, schnell zusammen. Auch Messergebnisse zeigen oft nicht das, was ist, sondern nur das, was sie messen können und nicht selten sogar nur von einer Seite. Messen ist nicht so einfach, wie uns Wissenschaftler das gerne weiss machen wollen. Trotzdem sind Messungen sinnvoll, ja sogar notwendig. Das muss wissenschaftlich in jedem Einzelfall geprüft werden. Das ist schon wieder kaum durchführbar, also kaum realistisch. Ohne Messen können wir uns kein Bild von den Dingen und von uns machen.
Zwei Überlegungen lassen mich daran zweifeln, dass wir Reproduzierbarkeit für einen Beweis für Objektivität halten dürfen.
Erstens bleiben die Dinge, bleibt die Realität, und noch viel wichtiger ist das bei den Lebewesen aller Art so, bleibt die Realität das Ursprüngliche, das Objektive, der Massstab, nicht das Messergebnis. Unser Messergebnis ist abgeleitet, sekundär. Wir erklären das Messergebnis für „objektiv“ und die Messmethode damit gleich mit. Da wir bekanntlich Recht haben und jetzt mit einem so „genauen“ Messergebnis erst recht, vertauschen wir plötzlich die Rollen. Jetzt wird das Messergebnis objektiv oder absolut oder zum Masststab und die Realität wird abgeleitet, gemessen eben. Jetzt muss sie sich nach dem von uns für „objektiv“ erklärten Massstab richten. Das ist für alle Forschung und für alle Anwendung in Form von Technik wichtig.
Zweitens haben wir die Realität, den Organismus oder das Ding vor uns und wollen es durch Vergleich mit unserem Messsystem messen. Veränderungen, die unsere beiden Systeme gleich betreffen, das Objekt und meinen Meter, kann ich gar nicht wahrnehmen, kann ich gar nicht messen. Da ich nicht weiss, ob es solche Einflüsse gibt oder nicht, denn ich weiss ja nicht, was ich nicht weiss, kann ich kein „objektives Messergebnis“ präsentieren, sondern kann nur Abweichungen beschreiben. Ursprünglich, Massstab, Sein kann nur das gemessene Objekt sein und nicht mein Messergebnis. Ob dieses Messsystem überall in gleicher Weise funktioniert, also gleiche Abweichungen ergibt, mit denen ich dann irgendeine Deutung versuchen kann, ob das System überall und immer funktioniert, kann ich noch nicht einmal überprüfen, sondern bestenfalls glauben. Wissenschaft im Sinne von ich messe, ich erfasse, ich weiss, es ist bewiesen, ist eine sehr eng begrenzte Veranstaltung. Wir machen sie nur zu einem weltumspannenden System des Umgangs, der Sicht- und Erkenntnisweise, ja zur Verhaltensweise, indem wir Menschen das so festgelegt haben. Damit ist Wissenschaft höchst relativ und das kann auch gar nicht anders sein. Aber natürlich schlägt uns unser eigenes Ich als Wissenschaftler wieder ein Schnippchen: „Ich habe Recht und was ich denke, meine Ansicht, ist richtig.“ Und dann gilt diese Ansicht natürlich auch gleich überall, was weder wir noch die Anderen überhaupt beurteilen, geschweige denn wissen können. Für die medizinische Wissenschaft am Menschen haben diese Überlegungen grundlegende Bedeutung. Aber Mediziner, und auch die medizinischen Lehrpersonen, machen sich das gar nicht klar. Sie haben ja per Amt Recht.
2023 kommt ein neues Zeitmesssystem in der Wissenschaft an, las ich 2022. Ich verstehe das System nicht, aber es stellt sich die Frage, woran die Wissenschaftler denn die Genauigkeit definieren wollen. Sie haben es verglichen mit dem System der Atomuhren (das ich auch nicht verstehe). Beide Systeme bringen offenbar unterschiedliche Ergebnisse. Welches wir für genauer halten, hängt von unserer eigenen Einschätzung als Wissenschaftler ab. Sie haben ja den Bauplan des Universums nicht. Ob jetzt das erste oder das zweite genauer ist? Messen können wir nur durch Vergleichen. „Objektivität“ erreichen wir nicht. Entscheiden können wir nun mit unseren eigenen Ansichten. Indem wir uns für ein Messsystem entscheiden, legen wir fest, was wir für „objektiv“ halten wollen. Damit ist „objektiv“ relativ geworden. Unser Grundvorurteil „Ich habe Recht“ (egal, ob ich richtig oder falsch, realitätsnäher oder -ferner mit meiner Ansicht liege) hat uns ein Schnippchen geschlagen.
Wenn wir wissen wollen (und das wollen wir), dann müssen wir versuchen, zu objektivieren. Keine Frage. Wir müssen uns als Menschen nur klar machen, dass wir das gar nicht können.
Messen und Abbilden machen eben genau keine Objektivität, sondern Ergebnisse abhängig von der Aufnahmetechnik und weiterer Faktoren.
Wissenschaft heisst nicht „Ich teile den Anderen mein Wissen mit“ und zwinge sie auch noch per laufendem Guideline- und Fortbildungsprogramm und Qualitätskontrolle dazu, das zu übernehmen. Wissenschaft heisst „Ich hinterfrage meine eigenen Positionen“. Da ist Enttäuschung vorprogrammiert, viel Enttäuschung. Auf, an die enttäuschende Arbeit.
Unser Glaube an die Objektivität der Zahlen. In der Theorie wohl eher ja, aber in der Praxis? Wir sind viel zu optimistisch, was unser Können und unsere Fähigkeiten anbetrifft. Wir leben in der Illusion, im Traum, in der Theorie, im Märchen. Kann das gut gehen?
Raum und Zeit und andere Dimensionen (02/2024)
Zum Leben, noch dazu zum menschlichen Leben, ist der Weltraum offenbar fast vollständig ungeeignet. Es wird Gründe geben, warum sich Leben und der Mensch ausgerechnet auf der Erde entwickelt haben. Der Mensch im Weltraum ist weder menschlich noch erdlich. Warum hat die Evolution gerade auf der Erde stattgefunden und nicht woanders? Nun, wir wissen es nicht. Das „Warum“ ist letztlich seltenst zu klären. Ob es ein unpersönliches Es wie die Evolution oder ein allgemeines Sein oder ein persönliches Du wie ein Gott war, entzieht sich unserer Nachprüfbarkeit. Alle Möglichkeiten sind schlichter Glauben. Aber die Bedingungen für Leben waren offenbar nur auf einem Planeten (ausgerechnet unserem) oder sehr wenigen anderen weit entfernten so günstig. Wenn wir im Weltraum ausserhalb der Erde und ihrer Bedingungen leben wollen, dann müssen wir uns jeweils dort diese oder ähnliche Bedingungen schaffen. Das kostet viel Mühe und Kraft, Ideen und Genussverzicht. Und diese Bedingungen werden wahrscheinlich oft nur mit Ressourcen von der Erde geschaffen werden können und auf kleinen Flächen und in kleinen Räumen. Alles, was wir dort geniessen wollen, müssen wir dort ja auch schaffen. Schon die derzeit (2024) betriebene Raumfahrt kostet viele menschliche Reserven, was wir uns gar nicht klar machen.
Ausserhalb der Erde gehen wir den grössten Freiheitsentzug der Geschichte der Menschheit ein, freiwillig (Wo wir doch sonst immer bis aufs Messer um unsere Freiheit kämpfen). Dort, im All, egal ob auf einem Planeten oder in einem Raumschiff, müssten wir vom ersten bis zum letzten Tag unseres dortigen Lebens immer in Schutzräumen und Schutzanzügen leben, denn wahrscheinlich gibt es kaum irgendwo Bedingungen, bei denen wir uns frei an den Strand in die Sonne legen könnten oder in den Wald spazieren gehen könnten. Wir Menschen waren ursprünglich evolutionär bestens an die Erde angepasst. Erst unser Verstand oder Unverstand, unser „besser als gut“ haben uns in den Widerspruch zu Erde und Evolution gebracht. Eine Werbung 2022 „Gesunder Mensch in gesunder Umwelt“, welch eine Täuschung? Keiner von uns will wieder in eine Lebensweise zurück, als wir Menschen im Einklang mit unserer Umwelt waren, selbst die „Aussteiger“ nicht, obwohl sie sich nach eigenem Bekunden danach sehnen. Leben im Weltraum wird auch in Zukunft die Ausnahme bleiben für ganz wenige Verwegene und schon gar nicht eine Lösung zum Überleben für Viele.
Wenn ich die grosse Physik richtig verstehe, dann soll es eine Lichtgeschwindigkeit und eine körperliche Geschwindigkeit im Raum geben. Die Lichtgeschwindigkeit ist eine schnelle Konstante. Die Geschwindigkeit von sich bewegenden Körpern ist dagegen deutlich langsamer. Das bedeutet, dass wir per Licht Informationen aus dem Kosmos bekommen, die wir körperlich nie werden überprüfen können. Wenn wir aber unsere Deutung von Informationen auf Richtigkeit überprüfen wollen, dann geht das nur praktisch, körperlich. Allein die Unterschiedlichkeit zwischen diesen beiden Geschwindigkeiten bedingt, dass wir eine unüberwindbare Grenze für unsere Kontrollmöglichkeit haben.
Die Lichtgeschwindigkeit verstehen wir als Naturgesetz. Unsere wissenschaftlichen Vorfahren fanden das heraus und formulierten es als Naturgesetz, wie vieles Andere in den letzten 500 Jahren auch. Ist etwas real (oder richtig?) nur weil es mit unserer Theorie übereinstimmt? Wie wollen wir in der realen Welt Lichtjahre entfernt etwas messen? Es geht nur über Beobachtungen von der Erde oder dem erdnahem Raum aus, die wir dann interpretieren müssen und mit anderen theoretischen Ansichten vergleichen können. Aber da wir natürlich felsenfest davon überzeugt sind, dass unsere Ansichten richtig sind, merken wir den Denkfehler gar nicht.
Naturgesetze gelten nach unserem Verständnis universal. Woher wissen wir das? Das ist nicht beweisbar, nicht einmal überprüfbar. Das ist eine religiöse Aussage, die die Wissenschaft nicht treffen kann. Hier vermischt die Wissenschaft Religion und Wissenschaft, nur um eine Antwort und viele Antworten zu haben und selbst die Deutungshoheit über die Welt zu haben.
Der Unterschied zwischen Körper und Licht wird dazu führen, dass wir vielleicht einen Himmelskörper finden könnten, auf dem Leben möglich ist, aber körperlich erreichen würden wir ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht. Oder wollten Sie Jahrzehnte in einer kleinen Blechbüchse in der Leere herumfliegen, um dann irgendwann durch einen technischen oder menschlichen Fehler im Raum verschollen zu gehen? Nirgendwo im Raum werden Sie aussteigen können und durch einen Wald spazieren gehen können etc. Sobald Sie im Raum aussteigen müssen, wie aus einem defekten oder verunfallten Auto, sind Sie tot. Der Raum ist absolut lebensfeindlich. Deshalb sind wir ja auf der Erde. Denken Sie an die Grenzen Ihrer und unserer Körperlichkeit. Nicht der Geist entscheidet über unsere realen Möglichkeiten, sondern ihr Körper. Ihr Geist glaubt, den Raum zu durchmessen, träumt und fantasiert. Sie kennen nur die Grenze zwischen Fantasie und Realität nicht mehr. Ich kenne sie vermutlich auch nicht.
Wenn wir heute Science fiction lesen, dann werden Menschen meist wie Maschinen dargestellt, eingebettet in ein maschinelles System. Meinen Sie, dass das menschlicher ist, als wir heute? Wir entwickeln uns dorthin, aber wollen wir überhaupt dorthin?
Dann doch lieber den Krieg in den Weltraum tragen? Muss das sein, liebe Herrscher? Wer ist hier eigentlich der Teufel? Muss Elon Musk, müssen andere Männer in den Weltraum? Was wollen sie dort? Mal nachgedacht? Und natürlich nicht nur die paar. Am Ende sind wir Menschen die, die die Offenbarung in einem der heiligen Bücher dieser Erde, in der Bibel verwirklichen, wo wir doch diese heiligen Bücher so verabscheuen?
Wir haben nun Genies von Astrophysikern und verwandten Disziplinen. Sie haben massive und diffizile Technik entwickelt und eingesetzt, um Leben und lebensförderliche Bedingungen im Kosmos zu finden. Offenbar müssen sie schon ziemlich weit entfernt suchen. In unserer Nähe auf Leben oder lebensförderliche Bedingungen zu stossen, ist inzwischen extrem unwahrscheinlich. Was wollen wir dann im Weltraum? Mit Lichtgeschwindigkeit oder weniger jahrelang durch das All jagen in kleinen festen Blechbüchsen ohne Baum und Strauch, ohne Wind und Wetter, ohne Tiere und andere Abwechslungen? Liebe Forscher und tollkühne Techniker, welchen Sinn soll das haben? Müssen wir nicht die Armen, die dann und dort leben müssen, weil sie entsprechend geboren wurden und keine Chance zur Flucht in frühere Zeiten hatten, heute schon bemitleiden?
Da gibt es nun neu seit 2022 an der ETH Zürich 4 Professorenstellen zur Erforschung des Beginns des Lebens. Sie werden nun sicher selbst genug Informationen haben, um den Sinn dieser vier teuren Professorenstellen zu beurteilen?
Auch Theorie und Wissenschaft haben einen Horizont. Dahinter ist alles ungewiss. Wo ist unser Horizont? Suchen Sie mal den Horizont. Er verschiebt sich immer wieder und doch haben wir ihn. Sie finden ihn nicht und wenn Sie hinter dem Horizont eine Information auf Realitätsnähe überprüfen wollen, dann müssen Sie sich schon selbst überzeugen. Das ist eines der Hauptprobleme des Journalismus. Wenn Sie sich auf Andere verlassen, dann sind Sie schnell verlassen und doch müssen Sie sich auf Andere verlassen. Vermutlich hat auch die Wissenschaft einen Horizont, dort, wo die für uns körperlich erfahrbare Realität immer geringer wird und alle Information zunehmend zu Theorie wird.
Woher nehmen wir die Idee, dass alles im Weltall nach allgemein gültigen Regeln gehen muss? Von den alten Griechen. Vielleicht ist dem gar nicht so? Woher nehmen wir die Idee, dass die allgemein gültigen Regeln unseren mathematischen und physikalischen Formeln entsprechen müssen? Das sind alles Annahmen ohne Begründung.
Die Evolution war fies. Sie hat dem Licht (der Information) eine viel schnellere Geschwindigkeit gegeben als den Körpern, als der Materie, als unseren Körpern. Wir können die Information gar nicht überprüfen, weil wir nicht mit der Information fliegen können, sondern allenfalls indirekte Schlüsse aus ihrer Wahrnehmung ziehen können. Die Wissenschaftler glauben ihre eigene Information und die selbst geschaffene Deutung einfach. Sie haben ja schliesslich vor sich selber Recht, wie alle Menschen, egal was sie oder wir für richtig halten.
Das, was Wissenschaft will, das Funktionsprinzip der Erde und des Kosmos zu finden, das kann sie gar nicht finden, weil sie ja die Funktion zumindest hinter unserem Horizont gar nicht überprüfen kann. Sie kann es immer nur am Ersatz, am Modell für die Wirklichkeit versuchen. Eine Überprüfung ist nur unvollständig möglich, am ehesten noch innerhalb unseres Horizontes. Denken wir an den Unterschied von Geheimnis und Rätsel.
Woher wissen wir, dass der Urknall ein völlig unpersönliches Ereignis war? Wer war dabei? Woher wissen wir, dass das, was sich die Wissenschaftler als Urknall denken und was sie gerne nachmachen würden, tatsächlich dem Urknall entspricht? Ob der Urknall persönlichen oder unpersönlichen Ursprunges ist, hängt von unseren Vorentscheidungen, von unseren Vorurteilen ab. Falls Sie eine Persönlichkeit sein sollten, wird doch wohl eher auch Ihre Verursachung persönlich gewollt sein? Gehören Sie der Religion der Ungläubigen an, derer, die ausser ihrem eigenen Bewusstsein kein weiteres kennen? Dann werden Sie eher die unpersönliche Variante vorziehen.
Wissenschaftler wollen den Urknall nachmachen oder erforschen. Woher wissen sie, dass das, was sie machen, dem Urknall gleicht? Gut möglich, dass es so ist, aber wie wollen wir das wissen, wenn wir es gar nicht überprüfen können? Das ist eine Frage für die Philosophie. Die Wissenschaftler aber meiden die Philosophie, denn die könnte ja ihr Tun hinterfragen und in Zweifel ziehen (so wie ich es tue). Es wäre eigentlich die Aufgabe der Philosophen gewesen, die Wissenschaftler darauf hinzuweisen, dass die Formulierung von Naturgesetzen uns Menschen gar nicht möglich ist. Wir können nur über den uns erfahrbaren Bereich Aussagen treffen.
Aus dem uns nicht direkt zugänglichen Raum, Zeit und anderen Dimensionen wissen wir nichts. Hier sind Informationen nur noch mit Theorie abgleichbar, auf mögliche Richtigkeit überprüfbar. Wer natürlich seine Theorie für Realität hält, hat hier kein Problem, von „Wissen“ zu sprechen. Dass die Realität hinter unserem Horizont (davor auch schon) gar nicht sicher richtig wahrnehmbar ist, nimmt solch ein Mensch gar nicht wahr, denn er kann es gar nicht denken.
Unser mathematischer Horizont in der Zukunft ist ein Graubereich (ein Nebel) und Keiner kann sagen, wo er wirklich liegt, ich schon gar nicht. Der Horizont ist wahrscheinlich sogar flexibel und ist mit unserer Raumfahrt nach draussen verrückt worden. Er ist aber trotzdem da und begrenzt den Realitätsbezug unserer Ansichten.
Geben es die „physikalischen Naturgesetze“, die wir praktisch überprüfen können, überhaupt her, dass wir aus dem heutigen Weltraum Informationen bekommen können? Ist das nicht ein Irrtum, weil wir an die falsche Theorie glauben? Theoretische Wissenschaft hat ja nicht zwingend mit Realität zu tun. Wir können Teleskope in den Himmel richten, na klar, aber ob wir das sehen, was wir glauben zu sehen, ist schon fraglich. Wir sehen nur Vergangenheit, keine Gegenwart.
Im Weltraum treffen Vergangenheit und Zukunft aufeinander. Die Gegenwart vereinsamt zwischen Beiden. Viel Spass lieber Mensch im Weltraum. Die Grauzone der Begrenzung der Menschlichkeit wird schon ziemlich nahe sein. Keine Kommunikation in der Zeit mehr möglich, kein Spaziergang mehr im Wald, keine Heimat … Die Evolution war gnädiger zu Dir Mensch, als sie Dich auf der Erde entwickelte, als Du zu Dir selbst bist. Ein Eigentor. Leider erkennen wir ein Eigentor erst im Rückblick. Sonst würden wir es ja verhindern. Was willst Du im Weltraum?
Wir Menschen nehmen das, was wir sehen, intuitiv oder unbewusst als jetzt wahr. Wahrscheinlich haben wir Menschen uns, so glauben wir es jedenfalls der Evolutionstheorie nach, in einer Natur entwickelt, in der das unser Auge treffende Licht oder die unsere Sinne treffende Information zeitlich mit dem Start oder der Ursache zusammenhingen. Unser Aktions- und Empfindensradius war so klein, dass eine geringe zeitliche Differenz zwischen Start und Eintreffen des Lichtes oder der Information nicht wahrnehmbar war. Darauf sind wir Mneschen intuitiv geeicht. Das ist normal für uns. Licht aus dem Kosmos interpretierte man in gleicher Weise, aber da es keine Möglichkeit zur Überprüfung gab, war das egal. Man sprach von Sternen im Jetzt. Für uns heute aber sind die Informationen des Lichtstrahles aus dem All intuitiv genauso gerade im All verursacht, obwohl wir denken müssen, dass der Lichtstrahl eine lange Strecke in langer Zeit zurückgelegt hat. Weg und Zeit sind in diesem Falle auf oder für den Lichtstrahl nicht trennbar. Eine Information, die wir aus dem All wahrnehmen ist nicht nur weit geflogen, sondern untrennbar zugleich lange Zeit unterwegs gewesen. Physikalisch sind Weg und Zeit in diesem Falle nicht trennbar. Wir aber können diese Trennung gedanklich ohne weiteres vornehmen und tun es unbewusst. Sonst könnten wir gar nicht auf die Idee kommen, lange geflogene Information als hier und jetzt verursacht zu glauben. Unsere unter ganz anderen Umständen entwickelte Intuition spielt uns jetzt einen Schabernak in unserem wissenschaftlichen Denken und Handeln.
Wir Menschen nehmen das, was wir sehen, intuitiv oder unbewusst als jetzt wahr. So transformieren wir einfallendes Licht aus dem Weltall intuitiv ins Jetzt. Licht, das unsere Teleskope und damit indirekt unser Auge wahrnimmt, war aber viele Jahre, also Lichtjahre, unterwegs. Auf diese Weise sehen wir nur in die Vergangenheit, nicht ins Jetzt im Raum. In das Jetzt im Weltraum haben wir gar keinen Zugang, nicht einmal mit unseren Teleskopen und anderer Technik (falls die Annahmen zum Naturgesetz der Lichtgeschwindigkeit überall und zu jeder Zeit stimmen). Auch die Ausdehnung des Universums, von dem uns die Astronomen erzählen, ist also eine Ausdehnung in der unterschiedlich entfernten Vergangenheit. Wir müssen also ernsthaft fragen, ob unsere Urknalltheorie überhaupt stimmen kann oder ob sie nicht einfach dem einfachen menschlichen Fehler geschuldet ist, dass wir aus dem Jetzt des einfallenden Lichtes in unser Auge oder Teleskop ein Jetzt der Entstehung des Lichtes machen?
Angesichts von Vergangenheit und Zukunft, von Unendlichkeit und Ewigkeit sind „immer“ und „nie“ nicht mehr überprüfbar, sind überhaupt Aussagen jedweder Art nicht mehr überprüfbar, nicht beweisbar, schlichter Glauben. Es sind einzig und allein wir Menschen als Wissenschaftler, Politiker, Arbeitende, Lebende, die bei ihren eigenen Ideen aufgehört haben, „Warum“ zu fragen. Stimmt das denn überhaupt, was ich da glaube? Erstaunlicherweise die Anderen auch. Wir können nur schlüssige Theorien, schlüssige Vorurteile schaffen. Mehr können wir gar nicht.
Da im Weltraum Körper und Licht sehr unterschiedliche Geschwindigkeiten haben, haben wir gar keine Chance, das Jetzt zu ergründen und doch zeigt uns das Licht ein bisschen im Voraus, was aus dem Weltraum kommt, falls die Naturgesetze tatsächlich so gelten, was wir ja nicht wissen.
Dann wäre natürlich auch alle Science fiction, die wir lesen, reine Fiktion ohne Science, eine reine Fehlvorstellung. Wissenschaftler hätten ja dabei gewesen sein müssen, um das zu überprüfen, was sie glauben und uns mit dem Pathos des Wissens erzählen.
Der Weltraum, wie wir ihn uns vorstellen, ist eine Kunstwelt wie das Internet. Die Wissenschaft hat eine Regelwelt erfunden, nach der sie sich einen Weltraum vorstellt. Ob es ihn gibt, wo er anfängt und wo er aufhört, wissen wir nicht. Praktisch können wir die Theorien nicht überprüfen. Keine Chance. Warum so viel Geld und Ehrgeiz für diese Forschung? Und Möchte-gern-Männer auch noch mit?
Jede Suche nach Ausserirdischen ist ja eine Suche in der Vergangenheit. Falls die Lichtgeschwindigkeit wirklich überall gilt (das wissen wir ja nicht, das glauben wir nur), ist Information aus dem Weltall mehr oder weniger uralt. Wir vergessen das nur geflissentlich, glauben an unsere Gegenwart und merken gar nicht, dass wir die Frage gar nicht beantworten können. Dann können wir auch aufhören zu suchen. Schade um das viele Geld, das unsere Kinder später für diese Forschungen ausgeben müssen, deren Ergebnisse fast den Informationsgehalt von Sinnlosem haben.
Neue Züricher Zeitung, 25.2.2023: Galaxien, die es gar nicht geben dürfte. Mit dem neuen James-Webb-Teleskop kommen die Astronomen in Erklärungsnöte. Ach ja, das ist ja interessant. Haben wir das nicht eigentlich schon vorhergesagt? Die Vorurteile, die Hypothesen, das Weltbild stimmen nicht. Und selbst wenn unsere Wissenschaftler uns korrigierte Weltbilder vorlegen werden, woher wollen die denn wissen, dass es jetzt stimmt? Sie können ihre Interpretationen nur mit anderen Theorien abgleichen und sie können es dann mit dem nicht vorhandenen Bauplan der Evolution oder/und des allgemeinen Seins und/oder Gottes abgleichen und uns dann mitteilen: Ja, es stimmt überein.
Da gibt die EU Gelder für Weltraumforschung, damit unsere weit entfernten Theorien, die ja sowieso keiner überprüfen kann, noch weiter entwickelt werden können. Ist denn der versuchte Nachvollzug des Urknalles in den nächsten Jahren, der viel Technik und Geld verschlingen wird, wirklich ein Beweis, dass es damals so zuging? Da sind doch mehrere Nachdenkfehler im Programm unserer „Wissenschaftler“, oder?
Kommunikation mit Ausserterestrischen, nicht Ausserirdischen, denn da besteht ein Unterschied. Wir sollten nicht Immanenz und Transzendenz verwechseln oder vermengen, denn in der Transzendenz wäre ja ein wie auch immer gearteter Gott zu denken. Wo er tatsächlich ist, ob in einem von Beidem, in Beiden oder in gar keinem, entzieht sich unserer Wahrnehmung und damit unserer Kenntnis.
Astronomen haben doch gar keine Chance, zu überprüfen, ob ihre Theorien in der Praxis auch stimmen, in der Transzendenz erst Recht. Schade um das viele Geld, das unsere Kinder und wir für diese unsinnigen Forschungen ausgeben müssen. Das ist doch Bubenlatein! Wir haben kaum Wissenschaftler, aber viele Genies, die sich Wissenschaftler nennen und genial in Theorien bewegen und auskennen, aber der Wirklichkeit auf dieser Erde und im Kosmos weitgehend entrückt sind.
Für einen Weltuntergang kann ich keine Hinweise erkennen, es sei denn das Weltbild der immer währenden Ausdehnung des Kosmos und unserer Raumforscher stimmt gar nicht und alles um uns herum implodiert bereits? Vielleicht ist es ja auch noch ganz anders? Wir wissen es nicht.
Das Universum breitet sich immer weiter aus? Tatsächlich? Wir wissen doch gar nicht, was im Universum passiert. Alles, was wir wissen oder zu wissen glauben, ist doch schon Vergangenheit. Es ist doch alles nur theoretisch, extrapoliert, unter der Bedingung, dass unsere „Naturgesetze“ wirklich Naturgesetze sind und immer und überall in gleicher Weise gelten. Was machen wir, falls Freund oder Feind „Zufall“ dazwischenfunkt, in welcher Art und Weise auch immer? Dann ist plötzlich alles ganz anders?
Womöglich implodiert der Weltraum bereits wieder? Wenn er schneller implodiert als das Licht fliegt, haben wir nur gar keine Chance, das wahrzunehmen? Dann gäbe es womöglich doch bald einen Weltuntergang? Das können die meisten unserer Wissenschaftler und noch viel schlimmer wir und da allen voran die Frauen, gar nicht denken. Der weibliche Optimismus, auf den so viele Frauen so stolz sind, verhindert zuverlässig, dass Frauen solche Gedanken überhaupt denken.
Wir glauben nur auf Grund indirekter, theoretischer Indizien (=Vorurteile), Schlüsse ziehen zu können und glauben die dann. Wissenschaft ist zu einem viel grösseren Anteil Glauben und Religion, als wir denken. In Raum und Zeit haben wir nur die Möglichkeiten, zu glauben, dass die Theorie, die Mathematik, Physik und Chemie über unseren Horizont hinaus in gleicher Weise gilt wie innerhalb unseres Horizontes. Oder wir glauben gleich unsere Phantasien, unsere Träume (oder Alpträume?). Da wir aber nicht hinter unseren Horizont schauen können, auch wenn wir ihn in den letzten 500 Jahren teilweise hinausschieben konnten, sind der Raum und die Zeit, in die wir keinen Zugang haben, vermutlich viel grösser, als „unser“ Raum und „unsere“ Zeit. Oder umgekehrt in Relation gesetzt: Wahrscheinlich kennen wir nur einen kleinsten Anteil von dem, was ist. Aber wir wissen nicht, was ist.
Wir haben keine XY-Achsen als Orientierung im Raum. Wir treiben ohne festen Punkt im Weltraum, halten das nicht aus und bauen uns feste Punkte, indem wir unsere Vorurteile zu festen Urteilen und Koordinaten erklären. Wir betrügen uns selbst, bewusst, unbewusst, gewollt, ungewollt, auf vielfältige Weise.
Ist das, was wir in der Theorie glauben oder postulieren und als Hypothese formulieren, tatsächlich existent, wenn wir es technisch im Cern oder anderen Laboren für kleinste Zeiteinheiten produzieren können? Ist die kurzfristige Schaffung von kleinsten Teilchen im Labor ein Beweis für die Existenz oder nicht eher ein Beweis für das Gegenteil, für die Nichtexistenz solcher Teilchen? Was wir mit riesigem finanziellem und technischem Aufwand für den Bruchteil einer Sekunde schaffen können, beweist doch nicht seine Existenz, sondern eher das Gegenteil, seine Nichtexistenz! Was existiert, müssen wir nicht erst schaffen, noch dazu mit solchem Aufwand. Wie können Wissenschaftler und zunehmend natürlich auch Wissenschaftlerinnen nur auf die Idee kommen, auf diese Weise die Existenz eines Teilchens zu finden und zu beweisen? Nur existierende Teilchen existieren auch. Suchen muss man sie, aber nicht erschaffen und das für kleinste Zeiteinheiten. Das ist doch ein extrem teurer wissenschaftlicher Witz und soll demnächst in noch grösserem Umfang und mit noch mehr Geld unserer Kinder weitergetrieben werden, oder?
Nehmen wir das Periodensystem der Elemente. Dort sind alle Elemente verzeichnet, die wir kennen oder zu kennen glauben. Wenn aber bei den letzten Elementen der Aufwand immer grösser wird, sie für den Bruchteil einer Sekunde herzustellen, ist das dann nicht eher der Nachweis, dass es sie eben nicht gibt? Wo hört Realität auf und wo beginnt Theorie und umgekehrt? Ist das nicht hier auch wieder eine Grauzone, eben unser Horizont bzw. jenseits unseres Horizontes?
Wenn unsere Vorstellungen vom Kosmos so stimmen, wie wir glauben, dann wirkte mit dem Urknall Antientropie in unvorstellbarem Ausmass. Danach wirkte im leblosen Raum nur noch die Entropie. Wieder in die Realität trat Antientropie mit der Entwicklung von Leben. Nun kann man sich Leben ja nur als chemische Kombination von organischen Molekülen vorstellen. Wenn Sie sich selbst mit all Ihren Funktionen von Wahrnehmung, Interpretation, Ich-Bildung und Kommunikation sehen, dann glauben Sie bitte getrost weiter, dass da nicht mehr, als nur ein bisschen Chemie, Grundlage ist. Dann erwarten Sie bitte auch von Anderen (z.B. von mir) nicht, dass man Sie für mehr als ein paar zufällig zusammengewürfelter organischer Moleküle hält. Menschenrechte z.B. wären da doch ziemlich übertrieben, oder? Und das wäre ja nur der Anfang von Fragen, die sich da in Bezug auf Sie stellten.
Mit der Bildung von Zellen, von Leben, ist offenbar eine neue Kraft (wieder Antientropie oder eigentlich müssten wir die Begriffe umgekehrt wählen, denn im Urknall wurde Neues geschaffen. Die Entropie ist die folgende Gegenentwicklung.) im Kosmos aufgetreten, die für Abgrenzung, für eine neue Qualität, für ein neues Sein sorgte. Ab diesem Zeitpunkt (der ja durchaus eine lange Zeitspanne gewesen sein könnte) gibt es eine Entwicklung von Leben, was in einer zuvor im Wesentlichen von Entropie geprägten materiellen Daseinsform so nicht zu erwarten war und herausragt. Ob wir diese Kraft nun mit einem Gott in Verbindung bringen oder nicht, es ist alles nur Glaube. Kein Mensch weiss. Woher sollten wir auch wissen? Jeder hat dazu seine Ansicht, die er glauben kann und auch glauben will und muss. Dabei war niemand.
Bei Bill Bryson (Bill Bryson: „Eine kurze Geschichte von fast allem.“ Wilhelm Goldmann Verlag, München) ist sehr schön nachzulesen, wie ein Dinosaurierforscher aus dem Fund eines Zahnes gleich das Aussehen des ganzen Tieres rekonstruierte. Wie viel Glauben, wie viel Phantasie mag da mitgewirkt haben? Sollten wir da nicht mal Fragen stellen? Wie realistisch sind unsere Ansichten diesbezüglich? Keiner weiss es, aber alle wissen.
Was gegenwärtig im Weltraum los ist, kann uns kein Astronom sagen. Was uns Astronomen über die Realität im Raum sagen, gilt alles nur unter folgenden Voraussetzungen:
1. Wir glauben, dass die Naturgesetze, die in unserer näheren und erfahrbaren Umgebung (innerhalb unseres Horizontes) zu gelten scheinen, bis in alle Ewigkeit vor und zurück und in alle Unendlichkeit gelten. Wer will das beweisen? Wir können es nur glauben.
2. Wissenschaftler neigen dazu, die Übereinstimmung von Messergebnissen mit ihrer Theorie als Beweis für die Richtigkeit ihrer Theorie anzusehen. Aber auch das müssten wir glauben, denn wer will beweisen, dass eine Übereinstimmung von Messergebnissen mit unserer formulierten Theorie ein Beweis für Richtigkeit, also Übereinstimmung sowohl des Messergebnisses als auch der Theorie mit der Realität ist?
3. Wenn wir an Naturgesetze glauben, dann wäre alles im Kosmos von diesen bestimmt und vorherbestimmt. Falls das stimmt, könnten wir unsere Messergebnisse entsprechend deuten. Aber zumindest in unserem erfahrbaren Lebensbereich wirkt auch Freund oder Feind Zufall (in manchem Falle Glück, im entgegengesetzten Falle Pech oder Unglück) mit. Unglücke haben unsere Weltraumforscher und Astronauten auch schon im Weltraum erlebt. Der Zufall ist also wohl auch dort tätig. Woher wissen Sie, dass Ihre Messergebnisse nicht gerade vom Freund oder Feind Zufall verursacht oder verändert wurden? Welchen Einfluss hätte das auf Ihre Interpretation Ihrer Messergebnisse?
4. Astronomen können uns gar nicht erzählen, was im Universum ist, sondern nur, was im Universum war. Sie müssen die Gegenwart daraus nach dem Kausalitätsprinzip und vielen anderen Prinzipien entwickeln, wissen aber gar nicht, ob nicht Freund „Zufall“ auch im Weltraum sein Unwesen treibt. Unsere resp. die Phantasie der Astronomen nehmen auch noch Einfluss.
Wir huldigen einem „Wenn-Dann-Weltbild“. Alles ist verursacht und selbst Ursache für Anderes. Folglich muss alles berechenbar sein und wir berechnen, organisieren, teilen ein bis ins kleinste Teil, je deutscher, je schweizerischer, desto genauer. Aber der Ursprung bleibt trotzdem offen. Zum Glück liegt er wahrscheinlich weit zurück. Und Genosse Zufall? Der passt gar nicht in unser Weltbild. Deshalb muss er ausgeschaltet und eliminiert werden. Warum eigentlich? „Den müssen wir in den Griff, unter Kontrolle bekommen“ höre ich in der Schweiz und nicht nur dort. Viel Erfolg!
Die Alternative wäre, dass wir unser Weltbild änderten und den Zufall mit aufnähmen. Dessen Realität erleben wir ja nun alle, mal in vorteilhafter, gefühlt viel öfter aber in nachteiliger Weise. Genosse Zufall stört unser Weltbild und wir stören uns nicht einmal daran? Wir denken uns ein Weltbild mit Naturgesetzen ohne Zufall!?
99,9 % des Weltalls bestehen für uns nur theoretisch. Wir sehen nur hier innerhalb unseres Horizontes und mit Lichtgeschwindigkeit einen Trichter rückwärts. Alles Andere ist Phantasie oder Theorie. Davon wird manches stimmen oder realitätsnah sein und manches nicht stimmen oder wird realitätsfern sein. Dann kommt noch der Zufall zur Theorie. Das führt dazu, dass wir die Realität, wie sie ist, nur zu einem kleinen Bruchteil, aus der logischen und „Wenn-dann-Theorie“ ableiten können. Wir wissen es schlichtweg nicht und können es nach menschlichem Ermessen auch gar nicht ergründen, ganz egal, ob die alten grossen Herren mit ihren Naturgesetzen Recht oder/und doch nicht Recht hatten.
Aktuell (2020) gibt es dazu ein wunderschönes, spannendes, bekanntes Beispiel: Das „Schwarze Loch“ im Weltall. Finden wir doch derzeit als Ergebnis einer Forschungsgruppe Aufnahmen von dem „Schwarzen Loch“ in der Mitte unserer Milchstrasse (SgrA*) in Zeitschriften, Zeitungen, dem Internet und anderen Medien. Haben Sie mal so eine Aufnahme gesehen? Die Suchmaschinen finden Ihnen schnell das Bild. Ich bin ziemlich blind. Das weiss ich, wenn meine Frau und ich vergleichen, was wir so sehen. Ich sehe da einen schwarzen Fleck, kein Loch. Und warum sehe ich den schwarzen Fleck? Weil es darum herum heller ist. Ohne die Abgrenzung zur Andersartigkeit um diesen Fleck herum, würde ich ihn gar nicht wahrnehmen. Wie kommt man nun auf die Idee, diesen schwarzen, recht unspektakulären Fleck als das „Schwarze Loch“ zu bezeichnen?
Die Verbindung bringt uns eine Story, die uns dazu erzählt wird: Das Licht um das „Schwarze Loch“ sei mit Lichtgeschwindigkeit um die 27000 Jahre lang geflogen, um die Erde zu erreichen. Was wir da sehen, ist also schon mal ungefähr 27000 Jahre her. Um diese Zahl in Relation zu setzen, können wir das als etwa ¼ der Zeit annehmen, die die Entwicklung des Menschen auf dieser Kugel gebraucht haben soll. Um diese Lichtstrahlen so anzuordnen, dass daraus ein der Story entsprechender Fleck entstehen konnte, brauchte man eine Reihe gut zusammenarbeitender Observatorien rund um den Globus mit feinster Abstimmung der Messanordnungen aufeinander. Sehr vereinfacht gesagt, der gleiche Grund, warum wir mit zwei Augen sehen und nicht nur mit einem (Räumliches Sehen). Es besteht also für die Darstellung ein Verhältnis von über 27000 Lichtjahren Distanz zu etwas mehr als 10000 km Entfernung zwischen den einzelnen Beobachterstationen auf unserer Beobachterkugel. Da bedarf es schon wirklich hochpräziser Geräte und Anordnungen, um diese kleinen Winkeldifferenzen, Zeitdifferenzen etc. überhaupt wahrzunehmen. Auf der Erde würden ja Wind und Wetter stören, aber im Weltall? Wind und Wetter gibt es dort nicht, aber Gravitationen, Magnetströme und andere Störfaktoren ja doch. Alles im Griff und herausgerechnet, über jeden Zweifel erhaben? Wir glauben die Story mal einfach so. Ob sie in der Realität immer noch so stimmt, weiss ja niemand. Es lohnt sich nicht einmal, zu streiten.
Nun wird es ja eigentlich erst richtig spannend: Schwarzes Loch? Also nichts drin. Leer. Eben schwarz. Die Wissenschaftler sagen aber das Gegenteil. Da drinnen ist so viel Masse, dass die Gravitation alle anderen Kräfte übertrifft und nichts, nicht einmal mehr Licht herauskommt. Daher: Schwarz. Woher wissen die Wissenschaftler das denn dann alles? Ich habe nicht gehört, dass ein chinesisches Raumschiff gerade von dort zurückgekehrt sei und berichtet habe. Das wäre ja auch noch einmal eine Story. Es wird sicher bald solche Berichte geben, denn Geschichten erzählen uns viele und Geschichten umdeuten, ist noch beliebter. Und was uns KI erst noch alles erzählen wird...
Die Wissenschaftler haben das berechnet, berechnet aus physikalischen und mathematischen Ableitungen, berechnet über Naturgesetze der Mathematik und Physik. Schon die Entfernung wird ja mit hoher Wahrscheinlichkeit dafür sorgen, dass in den nächsten tausend Jahren kein Mensch dort nach der Realität schauen wird. Selbst wenn ein Mensch sich in das schwarze Loch ziehen lassen würde, um zu erkunden, was dort wirklich los ist, würden wir von ihm nichts erfahren. Es ist eine Grenze, die dem Tode irgendwie gleicht, hin, aber kein Zurück, tauchen ins Ungewisse. Zählen wir dieses „Schwarze Loch“, so es nicht nur ein mathematisches Hirngespinst ist, denn zur Immanenz oder zur Transzendenz, zu unserer erfahrbaren Welt oder zum Jenseits? Wir haben doch gar keine Ahnung! Wir können „gut“ und „böse“ nicht trennen. Wir können sogar Transzendenz und Immanenz nicht trennen, in Kirche, in Religion, in Wissenschaft. Und dann gibt es Wissenschaftler, die unter all diesen Erkenntnissen sagen, sie hätten herausgefunden, dass es keinen Gott gebe. Also, sie werden diesbezüglich Recht haben, dass das „Schwarze Loch“ sicher nicht Gott ist, jedenfalls sicher nicht der, an den ich glaube oder nicht glaube. Aber eine Aussage über Gott und die Realität und Materie und Leben angesichts so vieler Annahmen, die wir doch gar nicht überprüfen können? Klingt eher nach Glauben (oder Unglauben) als nach Wissenschaft, oder? Sind die Astrophysiker womöglich in ihren Theorien schon im Raum eines unbekannten Gottes und merken es nur nicht?
Im Mikro- und Makrokosmos können wir gar nicht die Realität überprüfen. Zwischen beiden und uns liegt unser Horizont, auch wenn unsere Messgeräte und Theorien uns dazu verleiten, zu glauben, dass es anders sei.
Das waren jetzt Beispiele aus den Extremen des Makro- und Mikrokosmos für die Begrenzung unserer wissenschaftlichen und technischen Möglichkeiten durch unseren Horizont. Es gibt noch viele weitere Beispiele dafür. Wir müssen gar nicht so weit in die Ferne schauen. Solche Beispiele gibt es in unserem nächsten Umfeld ebenso. Einige dieser Faktoren werden wir in der Abhandlung der Medizin noch bedenken, weil sie mit der Begrenzung durch unseren Körper und durch die erheblichen Einschränkungen unseres Verstandes und Geistes bedingt sind. Wir sind natürlich vom genauen Gegenteil unserer Fähigkeiten völlig überzeugt. Aber wir brauchen nur Sehenswürdigkeiten zu nehmen, die durch ihre Einzigartigkeit eine Begrenzung darstellen, die nicht Jedem mehr das Recht gewähren kann, immer und zu jeder Zeit eine Besichtigung vorzunehmen, bei noch grösserer Bewunderung unter Umständen nicht einmal die Möglichkeit der Besichtigung während eines ganzen Lebens zu ermöglichen. Oder Sie haben einen Geheimtipp. Viele merken gar nicht, dass sie durch Veröffentlichung des Geheimtipps an möglichst viele potentielle Kunden oder Besucher den Geheimtipp womöglich mutwillig oder fahrlässig zerstören, zumindest als Geheimtipp.
Die Erde hat gar nicht genug Ressourcen, um jedem seinen Himmel zu bieten. Einen Anspruch darauf gibt es erst recht nicht, auch wenn wir den gerne hätten und nicht wenige ihn schon gleich einmal als Menschenrecht propagierten. Ich fürchte, da haben nur sehr Viele nicht nachgedacht, nicht ihre eigene Ansicht hinterfragt. Die Erde wird eher zu unserer Hölle. Allenfalls unser Verzicht würde es besser machen, Wissenschaft und Technik sicher nicht. Wissenschaftler und Techniker (angewandte Wissenschaft) haben uns ja gerade hierher geführt und wir haben sie nicht zum Überleben der Menschheit gegen unsere eigenen Interessen eingesetzt, sondern für uns ausgenutzt. Glauben Sie, dass wir uns jetzt ändern? Deshalb müssen es ja immer die Anderen und wir stehen im stetigen Kampf darum, dass sich die Anderen ändern. Am Ende sind die Anderen und wir (wir sind ja auch Andere) tot.
Wenn Wissenschaftler für ihre Urknallforschung oder Teilchenforschung oder der Forschung nach dem Ursprung des Lebens und vielem Anderen ausserhalb des menschlichen Horizontes selbst das Geld zusammenlegten, wäre das in Ordnung. Aber vom Staat Geld zu fordern, das dieser dann als Darlehen von unseren Kindern aufnimmt und diese später nachträglich abarbeiten müssen, ist unverantwortlich, ist moderne Kinderarbeit. Wir werden vermutlich nie die Realitätsnähe unserer Forschungsergebnisse und daraus abgeleiteten Theorien überprüfen können. Alles für nichts. Ohne dieses „Wissen“ hat die Menschheit wohl 100000 Jahre auf dieser Erde leben können. Mit dem „Wissen“ ist das Überleben doch eher fraglich geworden?
Die Wissenschaft führt sich selber ad absurdum, wenn sie jenseits unseres menschlichen Horizontes weiter forscht, wo sie ja gar nichts mehr überprüfen kann, einzig theoretisch denken. Das hat sie mit den Religionen gemeinsam. Uns verschwimmen die Grenzen zwischen Theorie und Realität.
Unsere Wissenschaftler werden immer mehr zu Genies und verlieren den realen Boden unter den Füssen (auch wieder gemeinsam mit den Gläubigen aller Art). Wir wünschen den Genies, den Theoretikern ohne Körper und ohne Bodenhaftung und den Träumern viel Spass und eine gute Zukunft. Adé. Da wir allerdings in einer globalisierten Welt uns gar nicht mehr gegenseitig aus dem Wege gehen können, müssen wir trotzdem in gegenseitiger Achtung und Toleranz miteinander leben. Das ist nicht einfacher, sondern schwerer geworden.
Mit der Züchtung von Weizensorten soll der Mensch nach Ansicht der Wissenschaftler mehr oder weniger bewusst schon vor 10000 Jahren begonnen haben. Dann hätten wir damals schon den Weg gegen die Evolution begonnen, weil wir uns entgegen der normalen biologischen Entwicklung der Artenvielfalt auf Grund unserer Hirn- und Handfunktion Vorteile gegenüber den anderen Lebewesen verschafften. Und doch war das auch eine Entwicklung mit der Evolution unter Nutzung von Mechanismen der Evolution, weil ja auch wir von der Evolution entwickelt wurden (falls nicht doch von einem allgemeinen Sein und/oder Gott).
Es ist egal, ob wir uns die Evolution mit Schöpfer oder ohne denken. Wir Menschen haben Grenzen, die Erde auch, sogar unser Teil des Weltraumes. Aus dieser Begrenzung kommen auch Möchte-gern-Götter und Möchte-gern-Männer nicht heraus.
Da las ich: „Mode wie von einem anderen Stern.“ Woher wissen wir, wie Mode von einem anderen Stern ist? „Futuristisch“ Woher wissen wir, was das ist, wenn wir die Zukunft gar nicht kennen?
Investieren wir in Wissenschaft und Forschung diesseits unseres Horizontes. Im Jenseits ist Forschung nutzlose Geldverschwendung, macht schöne Bilder, die wir nicht realistisch deuten können. Wie Religion.
Da wären zu nennen beispielsweise die Begriffe Ewigkeit und Unendlichkeit, damit auch Anfang und Ende. Sie sind religiöse, vielleicht noch philosophische, Begriffe, weil sie jenseits des wissenschaftlich erforschbaren Horizontes liegen. Was würde das für die „Erforschung“ des „Urknalles“ bedeuten? Auch die „universale Gültigkeit“ von Naturgesetzen gehört hierher. Wir können Wissenschaft und Religion gar nicht trennen, auch wenn wir beide für völlig konträre Dinge halten, Wissenschaft für modern und richtig und Religion für veraltete Dummheit. Wissenschaft und Religion sind eher verschiedene Sichtweisen eines Dipols mit breitem Graubereich in der Mitte, in dem beide miteinander denken, nachdenken und leben (oder deren Vertreter es eben auch nicht tun und sich dann dummerweise bekriegen). Aber irgendwo in diesem Graubereich leben die Meisten von uns.
Oder Wissenschaftler? Sie haben viele Theorien und Hypothesen. Sie bauen die alle zu einem System und wenn es nach unserer Logik passt, dann stimmt sie, dann schliessen wir auf den Weltraum, den Urknall, die kleinsten Teilchen etc. Unsere Theorien sind aber doch meist so weltfremd. Sollen wir den Wissenschaftlern ihre Theorien zum Urknall glauben? Und wäre mit dem Urknall ein irgendwie gearteter Gott oder/und allgemeines Sein vom Tisch?
Unsere Wissenschaft in Mikro- und Makrokosmos funktioniert heute wie der Flug einer nicht lenkbaren Rakete oder eines nicht lenkbaren Fahrzeuges. Der Start muss schon sehr präzise gewesen sein und unterwegs dürfen keine Einflüsse ausser dem nötigen Naturgesetz wirken. Sonst kommen die Rakete oder dass Fahrzeug recht schnell von der Bahn ab. Schnell braucht es wieder Korrekturen und Abgleich mit der Realität. Für die Theorien gibt es keine realistischen Kontroll- oder Eichmöglichkeiten. Alles passt theoretisch in ein Bild, passt zusammen, aber in der Realität?
In der Wissenschaft schmeissen wir viel Geld zum Fenster heraus für Dinge, die wir gar nicht erforschen oder wissen können. Selbst der Sinn der Forschungsergebnisse ist oft fragwürdig. Weniger wäre nicht mehr, aber wohl doch sinnvoller? Eigentlich hat die Wissenschaft doch selbst herausgefunden, dass wir gar nichts wissen können. Fehlendes Nachdenken über die Ergebnisse und fehlende Selbstkritik führten nur jeweils zu undurchdachtem Wettlauf in völlig sinnlose Aktivität. Könnten wir auch anders?
Unser wirklich wissenschaftlicher Horizont ist sehr eng. Sehr früh beginnt der Glauben, dass unsere Theorien stimmen und dass sie immer und überall und zu jeder Zeit stimmen und dass sie richtig sind, wenn sie einer uns nachvollziehbaren Logik gehorchen. Das aber können wir nur in sehr engen Grenzen überprüfen. Jenseits dieser Grenzen können wir es nur glauben. „Wissen“ im Sinne von „dieses Bild in uns, diese Theorie ist weitgehend in Deckung mit dem, was sich in der Realität abspielt“ sind wahrscheinlich nur wenige % dessen, was wir glauben zu wissen. Wissenschaftler und viele Andere (in der Realität wohl nahezu Alle, zumindest heute) glauben einfach, dass ihr Verständnis von Realität stimmt, also „Wissen“ ist und können das kaum überprüfen. Sie wollen sich selbst nicht in Frage stellen. Wohlgemerkt: Alles sich für gebildet haltende Persönlichkeiten!
Theoretische Berechnungen in extremen Grössenordnungen sind Märchen in Bezug auf uns Menschen. Sinnlos.
Die Mathematik der kleinen (Kommazahlen) und der grossen Zahlen verleitet uns, in theoretische Räume vorzudringen, denen der reale Bezug abhanden kommt. Es gibt aber wohl keine Grenze, sondern einen Graubereich, der bei jeder Tatsache und bei jeder Grösse unterschiedlich ist.
Ist nicht der Normalzustand auf der Erde der Millionen Jahre anhaltende biologische Zustand im Gleichgewicht der Lebewesen auf der Erde? Jede Form von Technik, von menschlicher Veränderung musste diesen Zustand verändern, was sich bis zu einem gewissen Grade sicher nicht so ungünstig ausgewirkt hätte. Die Erde und ihr Ökosystem vertragen schon einiges. Aber die Masse der technischen Veränderungen hat dieses Verhältnis inzwischen so gekippt, dass wir sicher inzwischen etliche Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte hinter dem Optimum liegen. Wäre es ohne Wissenschaft zu dieser Entwicklung gekommen? Doch wohl nicht, oder? Hat uns das Johann Wolfgang von Goethe im Faust nicht schon vorhergesagt? Ist das nicht eigentlich schon in der Bibel so vorhergesagt. Natürlich wussten Gott und Jesus, wie das menschliche Handeln enden würde. Als Schöpfer kennt man wahrscheinlich seine Schöpfung? Nur wir Menschen haben uns das anders gedacht und denken es uns noch heute anders.
All unsere Zukunftsforscher berechnen immer genauer die Zukunft voraus. Das geht nur, wenn alle gefundenen und geglaubten Regeln auch tatsächlich überall gültige Naturgesetze sind. Das aber wissen wir gar nicht, sondern das glauben wir, weil wir es gar nicht überprüfen können. Dazu kommt noch, dass die vorausberechneten Ergebnisse nur gelten, soweit die Naturgesetze gelten. Zufälle dürfen nicht dazwischen kommen. Sie würden das Ergebnis verfälschen. Berechnen Sie mal Zufälle im Voraus. Da sind wir schon in Grössenordnungen atomaren Zerfalls und dort lässt sich genau das heute nicht berechnen und vorhersagen. Zwei Faktoren, die unsere Vorausberechnungen unsicher machen. Wir können das auch nicht durch immer genauere Berechnungen ändern. Viel Erfolg mit den Vorhersagen. Mehrere Faktoren auf dieser Erde sprechen dagegen, dass Sie mit solchen Berechnungen mit höherer Wahrscheinlichkeit Recht haben, als der Zufall es erlaubt. In jede der wissenschaftlichen Formeln müssen wir in Zukunft den Zufall mit einbauen, wenn wir realitätsnäher werden wollen.
Dann kommt noch unsere menschliche Fehlerwahrscheinlichkeit und unser menschliches Minus dazu (Neid, Hass, Bequemlichkeit, Sucht und vieles mehr). In manchen Formeln wird das weniger Bedeutung haben, in anderen mehr. Das muss in jedem einzelnen Falle untersucht und dann in Formeln gegossen werden. Mittelwerte, Medianwerte, selbst ernannte Normwerte nützen da nichts. Ran an die Arbeit: Wissenschaft am Einzelfall. Wir sind schliesslich alle Individuen und Individualisten (Soweit wir das sind, denn Herdentier sind wir ja auch. In einer Person? Wie soll das denn gehen? Oh, wenn Sie nachdenken könnten, würden Sie staunen.).
Warum haben uns Wissenschaftler nicht schon in den 1960iger Jahren gesagt, dass der Verbrauch fossiler Brennstoffe als Energieträger ein CO2-Problem schafft? Wussten sie das nicht? Wenn sie das nicht wussten, wie kommen Sie dann auf die Idee, denen jetzt zu glauben, dass Elektromobilität klimaneutral sei? Womöglich findet man später, dass das ein grosser Fehler war? Glauben Sie, dass Elektromobilität klimaneutral sein kann, also nachhaltig? Oder nur CO2-neutral, aber doch nachhaltig klimaverändernd? Vielleicht wirkt sich das veränderte Klima ja nur auf uns Menschen ungünstig aus? Für die Natur ist es vielleicht günstig, wenn die Klimakatastrophen die Hälfte der Menschheit ins Jenseits geschafft haben? Dann hat die Natur wieder mehr Raum auf der Erde,
Soweit ich das heute mitbekomme, habe ich keine wissenschaftliche Äusserung gehört, die berichtete, dass allein das biologische Leben von noch so vielen Lebewesen auf dieser Erde (ohne Wissenschaft und Technik) die Bedingungen so dramatisch veränderte, dass eine oder mehrere Arten deshalb ausstarben. Allerdings waren wir ja auch nicht dabei, als die Dinosaurier oder andere Arten ausstarben. Vielleicht ist unsere Erde einfach eine Kugel mit Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, aber auch Grenzen dieser Möglichkeiten, sodass dann die verbeulte Gausskurve dieser Arten wieder nach unten zeigt, vielleicht sogar bis zum bitteren Ende? Warum sollte die Tierart "Mensch" da eine Ausnahme bilden?
Wissenschaft zwischen Materie und Leben (03/2024)
Was unterscheidet Leben von Nichtleben, von tot, von Nochnichtleben?
Wir dachten schon über Materie, deren Herkunft, Regelmässigkeiten und unsere wissenschaftlichen Möglichkeiten ihr gegenüber nach. Nun kommen wir zum Leben.
Die Evolutionstheorie ist da bemerkenswert sparsam in genauen Vorstellungen oder gar Aussagen. Erst sind da chemische Elemente, die in lebenden Zellen vorkommen und offenbar gebraucht werden. Dann kommen Moleküle, und Molekülstrukturen, die in lebenden Zellen vorhanden sind. Sie entstanden der Lehre nach mehr oder weniger zufällig im trüben Wasser, durch Blitze und andere Energieeinträge. Dann kommt eine Lücke an Zeit und Prozess und Verständnis und siehe da: Dann ist es plötzlich da, das Leben. Die erste Zelle lebt. Wenn wir heute die Komplexität von Stoffwechsel selbst in einer einzigen Zelle sehen, dann muss in diesem geheimnisvollen Zeitpunkt oder Zeitraum schon sehr viel geschehen sein, eine Häufung von zufälligen Entwicklungen am gleichen Ort zu gleicher Zeit, ziellos oder gezielt?
Was hat sich geändert gegenüber vorher? Was macht dann den Unterschied zwischen lebendig und tot aus? Könnte es sein, dass wir es hier mit einem neuen Eingriff des Jenseits ins Diesseits haben? Gott schafft eine neue Qualität in der Materie? Neben dem „tot“ schafft er ein „lebendig“? Mit der Geburt, mit dem Start, schafft er eine neue Qualität, nämlich Leben und mit dem Tod endet das „Leben“, was immer dann auch danach mit dem „Gelebten“, mit dem Leib passiert? Auch hier handelt es sich wieder um eine Frage von Glauben. Falls es den Wissenschaftlern doch gelänge, die Prozesse und Entwicklungen lückenlos aufzuklären, würde das an der Möglichkeit eines göttlichen Eingreifens etwas ändern? Wann könnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler denn überhaupt wissen oder erkennen, dass sie nun alles lückenlos aufgeklärt haben? Sie würden es einfach glauben, genauso, wie wir seit dem dritten Lebensjahr glauben, dass wir Recht haben, egal was wir glauben. Hier passiert Jenseits im Diesseits, wenn wir es glauben und hier passiert nichts, wenn wir es nicht glauben. Wenn wir aber an dieser Stelle nichts glauben (was nicht geht, denn diese Frage entscheiden wir intuitiv auch, wenn wir sie nicht bedenken, nicht entscheiden), dann gibt es keinen Unterschied zwischen tot und lebendig, zwischen Materie und Leben, selbst wenn da etwas lebt. Denn ich nehme an, dass Sie ja leben, oder? Können Sie das glauben?
Die Evolutionstheorie stellt sich selbst durch die Aussage, dass es keinen Gott zu dieser Zeit gab in die gleiche Reihe wie die Religionen mit Schöpfungsglauben. Ob mit oder ohne Gott, alle drücken eine Glaubensaussage aus. Das ist gar nicht verwunderlich, denn Religion ist eine Anschauung von Gott, der Welt und dem Menschen und jedwede andere Philosophie ist das auch (auch wenn sie einen Gott nicht glaubt). Weltanschauung (und Religion) gehören zum Leben seit sich Lebewesen ihres Lebens und ihres Ichs bewusst sind, es sei denn, man wollte sein vorhandenes Hirn nicht gebrauchen (was es sicher oft gab und auch heute weit verbreitet ist).
Es muss eine Kraft in der Evolution geben oder gegeben haben, die aus Materie Leben schafft, die der organischen Molekülmasse Leben einhaucht. Sie wird vermutlich nicht in unseren Dimensionen fass- und messbar sein. Wir sind vermutlich alle Teil von mindestens einer uns nicht wahrnehmbaren Dimension (Gott oder/und das allgemeine Sein und/oder Natur/Evolution).
Wasser und Energie fliessen nicht bergauf. Ob das ein Naturgesetz ist, weiss ich nicht, aber bisher haben wir das so erfahren. Leben braucht Energie. Deshalb müssen wir essen und trinken. Leben ist energetisch gesehen ein höherer Zustand als tote Materie. Wie kommt es zu Leben, zu leben, zu diesem energetisch höheren und abgeschlossenen Zustand? Leben gibt es meines Wissens nur in abgegrenztem Zustand, mit einer Zellmembran, innen und aussen. Ob es Leben als Geist, als blosse Energie irgendwo, als unbegrenzte Nebelschwaden irgendwo gibt? Ich weiss es nicht. Viren sitzen zwischen den Stühlen.
Wir können Leben nicht neu schaffen, sondern nur weiter geben als Einzeller durch Zellteilung, als Eierleger durch Eier, als Säugetiere durch Schwangerschaft und Geburt. Nur weibliche Exemplare einer Art, bei Menschen also Frauen, können es.
Wie könnte Erforschung des Lebens und bereits des Ursprungs des Lebens,, wie es seit 2022 an der ETH geschehen soll, aussehen? Da müssten wir ja zunächst eine Hypothese formulieren, was wir als „Leben“ zu erwarten meinen und mit welchen Forschungsmethoden wir überhaupt eine Chance hätten, dazu Aussagen finden zu können. Denken wir daran, wir erforschen hier ein Geheimnis, kein Rätsel. Wann könnten wir sagen, wir hätten das Geheimnis erforscht und wären am Ziel? Das wäre zum wesentlichen Teil eine Aufgabe von Philosophie und Theologie.
Setzen wir uns neben eine Petrischale mit organischen Substanzen und warten wir, bis Leben entsteht. Setzen Sie sich lieber neben Ihre Frau, heute als Wissenschaftlerin auch neben Ihren Mann. Das ist interessanter, schneller, sicherer, schöner, realer. Allerdings bezahlt Ihnen das keiner. Für das Erforschen von Unmöglichkeiten müssen unsere Kinder später noch aufkommen, weil wir dafür auf Pump viel Geld bezahlt haben.
Die neuen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der ETH wollen vielleicht den Ursprung des metabolischen Mechanismus' von Lebewesen erforschen? Leben können, ja müssen sie sogar, erst einmal heute und hier erforschen. Die Situation damals können sie ja nur theoretisch mit allen erkenntnistheoretischen Begrenzungen simulieren. Es kann ja keiner hunderte Millionen Jahre zurückreisen?
Charles Darwin hat aus seinen Beobachtungen in vielen Teilen der Welt einige Regeln entwickelt, nach denen sich die Evolution des Lebens auf diesem Globus abgespielt haben könnte. Es sind relativ einfache Regeln, leicht zu verfolgen, im theoretischen System leicht anzunehmen. Es ist leicht nachvollziehbar, dass grössere Stränge der Entwicklung durch diese Regeln in Bahnen gehalten wurden. Bereits früh wird das Leben an Vielfalt gewonnen haben, so dass viele weitere parallele Entwicklungen stattgefunden haben dürften. Die lange Zeit und das breite Feld der Evolution bieten eine Fülle von Möglichkeiten der Entdeckung von Fossilien und anderen Hinweisen, aus denen Forscher Theorien entwickeln können, aber sie bieten noch viel mehr Gelegenheit zur Ausgestaltung der verbliebenen Lücken mit Fantasie und Ideen. So dürfte gerade die Evolutionstheorie ein breites Feld von wissenschaftlichen Ansichten sein und ein drastisches Beispiel dafür, dass uns die Möglichkeit von Beweisen und Wissen völlig fehlt. Wie es damals tatsächlich war, weiss keiner. Niemand, den wir fragen könnten, war damals dabei und selbst wenn wir Jemanden hätten, stellte sich die Frage, ob der- oder diejenige damals alles wie es war im Bewusstsein erfasst hätte oder nur einen winzig kleinen Ausschnitt.
Aus der entgegengesetzten Perspektive werden wir annehmen dürfen, dass ein Schöpfungsglaube im Ablauf von einer bestimmten Anzahl von Tagen vielleicht auch nicht Wissen von der Erschaffung der Welt oder Erde darstellt, sondern eine bildliche Darstellung von Vorgängen, die man damals noch nicht anders vermuten konnte und die einer sprachlichen Darlegung in irgendeiner Form verlangten. Welchen Grund sollte es denn geben, dass ein Gott, der eine Ewigkeit lang ist, sich eine Ewigkeit weniger 7 Tage lang langweilt, um dann plötzlich innerhalb von 7 Tagen eine Welt zu schaffen, die dann 5000 Jahre plus eine noch unbestimmte Zeit besteht bis zu ihrem vorbestimmten Ende und dann wird es wieder öde und langweilig für ihn? Ich muss gestehen, dass es mir da leichter fällt, zu glauben, dass dieser Gott eine Evolution von Milliarden Jahren in Gang gesetzt hat, derer er sich zu erfreuen hoffte. Ob es wirklich immer eine solche Freude für ihn war? Da melden sich mir leise Zweifel. Aber was wäre das für eine Welt und eine Art von Lebewesen, die immer nur wie Puppenspielfiguren willenlos und Ich-los lebte und täte, wie der Schöpfer oder Entwickler denkt? Nein, ich sehe Hinweise, die dafür sprechen, dass dieser Gott eben Lebewesen entwickelte, die eine Unabhängigkeit bekamen, ein Ich (und in diesem Fall damit ein Du im Verhältnis zu diesem Entwickler), damit sie eben nicht beweglich, aber eben im Grunde tot existierten. Damit entstand die 2 neben der 1 und es ist eine Frage des Glaubens, wie die Entwicklung weiter gegangen sein könnte. Natürlich kann man das auch alles ohne einen Gott oder einfach mit einem unpersönlichen allgemeinen Sein ohne Ich und Du denken. Dann wäre alles ein und das Gleiche. Wenn ich allerdings Sie und mich so anschaue, dann habe ich ernste Zweifel, dass Sie und ich uns so eins sind. Sie sind doch ziemlich getrennt von mir, haben von vielem eine ganze andere Ansicht und glauben auch noch, mit Ihrer Ansicht Recht zu haben, oder? Wenn ich wie Sie bin, dann ist der kommende Streit doch schon fast sicher, oder? Gott ging es offenbar genauso?
Schon sehr früh in der Entwicklung der Lebewesen ist es offenbar auch zur Entwicklung von Sterben gekommen. Es gibt zwar Lebewesen, die deutlich länger leben als wir, bei manchen Pflanzen sind wohl sogar tausend Jahre möglich, aber der Tod gehört doch wohl zum Leben wie die Geburt, wie das Werden und Entstehen.
Warum hat die Evolution jedem Organismus eine Zeitspanne zum Leben gesetzt und dann ein Sterben, ein Ende eingebaut? Sie hatte viele Millionen Jahre Zeit, das zu ändern und hat es nicht getan. Wir aber müssen es unbedingt tun. Vielleicht gibt es einen guten Grund, warum wir es besser nicht tun sollten? Könnten Forscher und Wissenschaftler selbst die Einsicht gewinnen, dass das der Erde und den Lebewesen nicht angemessen wäre oder umgangssprachlich nicht „gut“ wäre? Könnten Forscher sich hier aus Einsicht eine Selbstbeschränkung auferlegen? Was würden die Vertreter und Gelehrten von Ethik und Moral dazu sagen?
Wenn die Evolution immer alles zum Besseren entwickelt hat, warum hat sie dann den Tod nicht weg entwickelt? Hat unser Tod vielleicht einen Sinn für die Evolution? Vielleicht ist für die Evolution gar nicht Leben der Sinn, sondern loslassen, sterben? Vielleicht hört das Sein mit dem Tod gar nicht auf? War die Entwicklung von Leben in der Evolution nur ein Unfall oder Zufall ohne jede Bedeutung? Dann hat auch Ihr Leben keinerlei Bedeutung. Nur Sie selbst haben für sich eine Bedeutung. Die Familienbiologie gibt Ihnen noch ein bisschen Abstammungsbedeutung und grosse Männer, die meist sehr fragwürdige Dinge vorangebracht haben, bleiben in Erinnerung, mit oder ohne Denkmal. Möchte-gern-Männer ziehen inzwischen kraftvoll an dieser Sorte von Männern erst nach und dann vorbei.
Sinn ohne einen Gott ist schwer denkbar. Vielleicht führt das heute zu so vielen Depressionen und psychischen Erkrankungen, dass wir unzählige Psychiater brauchen und die können das Problem gar nicht lösen?
Was würde passieren oder wäre passiert, wenn Lebewesen auf der Erde gleich welcher Art und natürlich auch der Mensch nicht sterben würden, auch wenn nur wir Menschen nicht sterben würden? Was würde passieren, wenn unsere Lebenslänge auch nur verdoppelt würde? Das erleben wir ja schon heute. Doppelt so viele Menschen, vor allem Alte, Hilfsbedürftige. Nur kaum Einer will helfen. Alle wollen nur geniessen. Viel Freude... Eine Art von Lebewesen mit Dauerleberecht auf dieser Erde würde nach und nach in evolutionären Zeiträumen sehr wahrscheinlich alle anderen Arten von Lebewesen verdrängen. Es müsste dann eine Art sein, die keine Feinde hat, die ihre Exemplare tötet oder frisst. Sie würde aber irgendwann an das Ende der Ressourcen auf der Erde kommen und sie würde in der Symbiose von vielen Arten von Lebewesen auf dieser Erde letztlich sogar für ihr eigenes Aussterben sorgen. Sie müssen ja von organischem Material, also anderen Lebewesen leben. Ohne Schmarotzen auf Kosten Anderer können wir gar nicht leben. Und wir sind nur sehr eingeschränkt Aasfresser.
Wenn es um lange leben auf dieser Erde ginge, dann müssten wir die Gegenfrage stellen, unter welchen Umständen denn? Unter Mangel oder unter Überfluss? Unter den Erkrankungen von Mangel oder mit den vielen Erkrankungen des Überflusses? Im Zustand eines jungen Menschen oder mittleren Alters oder wird, wie derzeit überwiegend, die kränklichste Phase, die Altersphase verlängert? Wäre die Regel des Gleichgewichtes zwischen Arbeit und Geniessen weiter gegeben oder würde die aufgehoben? Wir müssten ja sonst bis ins hohe Alter erarbeiten, was wir geniessen wollen und haben doch gar keine Lust und später gar nicht mehr die Kraft dazu. Wir wollen eine dicke Rente oder Pension. Wer erarbeitet uns die?
Länger leben hat so seine Tücken. Wir erleben es gerade mit den immer weiter steigenden Kosten, die wir gar nicht mehr erarbeiten können und wollen und wofür sich unsere Nationalbanken und Internationalbanken dann einfach das Geld denken müssen. Jede Schuldenbremse wird entschärft, damit sie bloss nicht wirkt. Der reinste Selbstbetrug, nicht nur Selbsttäuschung.
Natürlich hat Jeder seine eigene Vorstellung von Leben und hält die einfach für richtig. Was passiert beim Zeugungsvorgang? Was passiert in der Gebärmutter, wenn in Frauen oder demnächst in Gebärmaschinen Kinder entstehen? Was verlieren wir Menschen am Ende des Lebens, wenn wir sterben? Sollte Leben die Verbindung in zusätzliche unbekannte oder/und unbewusste Dimensionen sein, dann hat die Wissenschaft gar keine Chance, mit ihren jetzigen Methoden etwas zu finden. Oder sie sucht auf ausschliesslich theoretischem Wege. Dann kann sie aber nicht sagen, ob das Ergebnis realitätsnah ist. Woran wollten wir messen, ob unsere Antwort oder unser Resultat oder unsere Beschreibung mit der Realität übereinstimmt? Es ginge gar nicht.
Viele Jahre später, aber doch bereits offenbar vor sehr langer Zeit hat die Evolution Männlein und Weiblein entwickelt. War die Evolution wirklich in dieser Weise sinnvoll, wenn sie männlich und weiblich, Frau und Mann entwickelte? Wissenschaftler glauben, dass in der Evolution alles einen Sinn hatte. Herr Darwin sagte, dass immer der Beste, der Angepassteste, der Kräftigste überlebte. Müssen wir ihm das wirklich glauben? Charles Darwin hat doch sehr einfach gedacht, so wie Männer das an diesen Stellen oft tun. Mit jedem Entwicklungsgewinn hat die Evolution auch etwas verloren, hier z.B. eine Fülle von anderen Entwicklungsmöglichkeiten. Die Evolution und/oder Gott und/oder das allgemeine Sein waren vermutlich sehr viel einfallsreicher als Herr Darwin, haben sich aber selbst an manchen Stellen doch sehr enge Grenzen gesetzt. Hätten Sie nur zwei Geschlechter entwickelt? Wie phantasielos, oder? Welchen Sinn hatte das? Ist es sinnvoll, wenn wir heute an dieser langen Einrichtung zweifeln und sie einfach ändern? Sind wir dann noch Menschen?
Warum hat die Evolution die Organismen, nicht einmal nur den Menschen, als Weibchen und Männchen entwickelt? Was hat sich die Evolution dabei gedacht oder wenn sie sich nichts dabei gedacht hat, weil sie ja gar nicht denken kann, warum ist das dann so dominant und warum sind beide so unterschiedlich? Könnte es sein, dass wir fatale Fehler begehen, wenn wir so etwas mal eben innerhalb von ein bis zwei Generationen völlig gegenteilig entscheiden? Was sagt das über uns Menschen oder über die Menschen, die mal so eben so entscheiden? Warum tun wir das?
Die Evolution und/oder Gott und/oder das allgemeine Sein haben uns im Laufe der Evolution/Schöpfung ein immer höher entwickeltes oder hoch entwickeltes Hirn gegeben. Damit können wir träumen und Bilder und Theorien entwickeln. Damit können wir immer genauere Bilder von unserer Umgebung und sogar von uns selbst entwickeln und speichern. Obwohl auch dieses „höher“ durchaus hinterfragbar ist, denn nicht selten haben Tiere stellenweise viel bessere Fähigkeiten als wir Menschen und ob wir am Ende nicht womöglich als bisher einzige Tierart unsere Art selber ausrotten oder zumindest ohne Gottes Hilfe unsere eigene Hölle schaffen, ist ja auch noch nicht absehbar. Vieles spricht eher dafür als dagegen. Wir müssen uns aber klar sein darüber, dass in unserem Hirn immer nur Anschauungen und Vorstellungen bleiben. Wir wissen nicht, was „Wissen“ ist, denn wir können ja nicht beweisen, dass unsere Anschauung über das Aussen mit dem Aussen tatsächlich übereinstimmt. Wir nehmen dann Ersatzbeweise und Begründungen wie „alle Wissenschaftler benutzen die gleichen Methoden oder sind der gleichen Ansicht“... Unser Menschsein, unser Ich und Person Sein, unsere Persönlichkeit stellt uns der Welt gegenüber. Jetzt sind wir getrennt von der Welt, ein Ich. Ich kann durch meine Trennung von der Welt gar kein Wissen mehr haben, sondern nur noch Anschauung, nur noch (Vor-)Urteil, nur noch Meinung. Das gilt für Männer wie Frauen gleichermassen. Nun beschäftigt, benutzt, vergewaltigt ein Mann eine Frau, nicht nur einen Körper, sondern einen Menschen, eine Person, und benutzt sie für sich. Das kann doch nur schief gehen. Da spielen so viele Facetten und Ebenen, verschiedene Personen in einem Körper eine Rolle. Ist es nicht ein Wunder, dass Balz, dass Zusammenleben, dass Liebe oder Begehren überhaupt gut gehen können? Und dann geschieht hinterher eine Trennung und die Gefühle ändern sich. Ist es nicht klar, dass sich damit auch die Ansichten ändern? Dann soll ein Gericht hinterher für Gerechtigkeit sorgen? Sind wir nicht sehr einfältig? Das kann doch gar nicht gehen. Wie will ein Gericht alle diese Faktoren und Umstände realistisch einschätzen und dann zu einer für beide Seiten angemessenen Lösung oder Bestrafung kommen? Diese Trennung unseres Ichs als Persönlichkeit von der Welt und dem Du dürfte sehr wahrscheinlich Ausdruck eines Gottes in der Evolution sein. Wie stellen wir uns vor, dass die Materie nicht nur Antimaterie schafft, sondern auch ein Gegenüber, Persönlichkeit, inzwischen 9 Milliarden Persönlichkeiten? Beides ist unvorstellbar für unser begrenztes Hirn und unseren begrenzten Körper. Der beeinflusst unser Hirn massiv und ist daher beim Unglauben oder Glauben heftig mit beteiligt.
Falls die evolutionäre Natur uns Menschen schon längst als aus dem Ruder gelaufene Tierart aufgegeben hat, wäre es denkbar, dass wir Menschen entgegen dem Gang der Evolution doch bestehen könnten? Wie müssten wir dann leben und handeln, um das nachhaltig, also langfristig zu schaffen?
Die Evolution hat nicht alles optimal oder nach unseren Wünschen gemacht. Die menschliche Balz ist zu kurz. Liebe ginge doch noch viel schöner und vor allem viel länger und romantischer? Der Tod jedes Lebewesens ist doch nicht optimal? Die Evolution war doch ziemlich insuffizient, oder? Jedenfalls wenn wir die Ergebnisse an unserem arteigenen und individuellen Egoismus messen.
Wir kennen die Entropie als bestimmte Kraft in eine Richtung und jetzt ist plötzlich ein Prozess entgegen der Entropie in Gang, der eine ganze Entwicklung über Millionen Jahre von Einzellern bis zum Menschen in Gang setzt? Welche Kraft treibt die Evolution? Nach den uns bekannten Regeln in der materiellen Welt, würde doch nach dem Entstehen irgendeiner Sache sofort die Entropie, der Zerfall, der Tod, das Regiment übernehmen, oder? Wer soll denn hier was glauben? Auch an dieser Stelle bleibt uns nur übrig, zu glauben, dass es eine persönliche Kraft, einen Willen gibt oder ein unbestimmtes „Es“ oder „nichts“. Glauben Sie, was Sie mögen oder können. Zuvor denken wir darüber nach.
Leben bedeutet entgegen der Entropie Spannung, eine Spannung von in der Zelle gegenüber draussen. Leben bedeutet aktive chemische und physikalische Prozesse und damit Energieverbrauch, bedeutet Integrität, Abgrenzung nach aussen, Intoleranz und einiges mehr. Schon in der lebenden einzelnen Zelle sind die meisten Charakteristika für höhere Lebensformen im Grundsatz angelegt. Nun entwickelt das Leben eine neue Qualität nach der anderen entgegen der Entropie. Mit dem Tod setzt wieder die Entropie ein, die Verwesung, der Zerfall. Oft beginnt der Prozess schon viel früher, wenig nach dem Zenit des Lebens.
Man kann Leben mit einer transzendenten Kraft in Verbindung bringen, die die Spannung aufbaut, die Leben braucht. Man muss solch eine Kraft aber nicht denken. Leben unterscheidet sich schon in so vielen immanenten Facetten von Nichtleben, dass es für wissenschaftliche Neugier ein breites Feld gibt.
Leben ist Spannung. Man kann die Spannung sogar messen. Es ist unter Anderem ein elektrisches Spannungspotenzial. Auf einer höheren Ebene bedeutet die Spannung Widerspruch. Das gilt für Einzeller, für höhere Organismen und auch für jede interindividuelle Verbindung, Ehe, Verein, Gesprächskreis, Diskussion, ja auch für homosexuelle Verbindungen, für Geheimdienste, für Mafiaorganisationen, Staaten und Staatenbünde (wie uns die Nato und die EU wunderschön vormachen) und vieles mehr.
Leben verbraucht meist mehr Einsatz als es Glück bringt. Der Erhalt der Spannung, die Leben ermöglicht, hat seine Kosten. Wer es anders versucht oder durchdrückt, der tut das in aller Regel auf Kosten Anderer. Wir schmarotzen alle, so gut und so versteckt wir nur können, im besten Fall in einer Art von Symbiose.
Der Energieerhaltungssatz funktioniert so: Es braucht mehr Energiezufuhr als wir Gewinn haben in einem materiellen System. Aber trotzdem bleiben am Ende zugeführte und abgeführte Energie gleich. Das ist ein Widerspruch und doch ist es offenbar so? Bei Lebewesen ist die Differenz, die Spannung grösser, das Prinzip, die Regel aber wohl gleich. Die benötigte Energiezufuhr ist höher. Die vielen Stoffwechselvorgänge brauchen mehr Energie, damit Schwangerschaft und Geburt, Bewegung, Arbeit und vieles mehr ermöglicht werden. Aber am Ende ist die zugeführte Energie wieder gleich der in vielen verschiedenen Vorgängen abgegebenen Energie. Wir funktionieren daher so: Lieber mehr nehmen als mehr geben. So stehen wir jeden Tag bei allen Tätigkeiten in dem Widerspruch, dass wir beim Aufbau irgendwelcher Strukturen mehr Energie einsetzen müssen, um z.B. ein Startup zum Laufen zu bekommen, aber gerne eigentlich viel weniger Energie einsetzen würden, denn wir brauchen und wollen ja mehr Energie, also mehr Gewinn für uns. So muss es dann Menschen geben, die sich für das Start up ausbeuten lassen und wenn es die nicht hat, dann müssen wir einfach uns alle (als Staat und staatliche Subventionen) ausbeuten. Wenn das Viele oder Alle so tun, dann ist das wieder eine Geschichte mit rechte Tasche – linke Tasche. Wir kennen diese Regel nun bereits.
Menschlich leben oder Mensch sein heisst: Ich schaffe Spannung und ich lebe in Spannung und ich bin bereit, mehr zu geben als zu nehmen. Das ist ein Widerspruch in sich.
Leben gehört zur Realität unserer Erde. Nun wollen wir Leben und leben erforschen, wollen uns bewusst werden, was Leben ist. Was können wir tun? Was müssen oder wollen wir beachten?
Können wir lebende Organismen mit den selben Mitteln untersuchen wie wir das mit lebloser Materie taten? Werden, wenn wir das tun, die Ergebnisse genauso sinnvoll und realitätsnah sein, wie bei leblosen Systemen? Braucht es andere Untersuchungstechniken als in der Physik, Chemie oder Astronomie?
Sind die „objektiven“ Messmethoden in der Wissenschaft überhaupt zur Untersuchung lebender Objekte, nein, lebender Subjekte(!), geeignet?
Die tote Welt ist für uns Männer begreifbar. Also erforschen wir sie. Es gelingt uns weitgehend. Die lebende Welt ist eine deutliche Hausnummer mehr. Also haben die Wissenschaftler „Leben“ erst einmal ausgeklammert. Das ist auch logisch und konsequent, zeigt aber auch die Grenze der heutigen Wissenschaft und was ihr noch alles bevorsteht. Jetzt fängt es erst an, spannend zu werden.
Wir denken uns unsere Theorien, unsere Formeln, unsere Prognosen etc. in der Regel zu einfach und zu gut (Mit zu wenig Beulen), teilweise um 180° zu gut. Wenn Frauen das nach Gefühl versuchen, ist das wie Glücksspiel. Dass das mit unseren männlichen Theorien nicht besser ist, haben wir in den letzten 3000 Jahren quasi schon „bewiesen“.
Die Diversität bedingt die Beulen in der Gausskurve. Das führt dazu, dass die lebende Umgebung nicht einfach in Form von Formeln zutreffend darzustellen ist. Genau das aber tut Wissenschaft und deshalb betreiben die meisten Wissenschaft und das geht auch kaum anders. Wir glauben, wenn wir eine Regel gefunden haben, auf Andere oder auch in die Zukunft schliessen zu können. Manchmal geht das, aber oft auch nicht. Die natürliche Diversität steht entgegen der natürlichen Regel. Aber so führt sich Wissenschaft selbst ad absurdum. Mathematisches Denken ist ideal (eine Kurve, eine Formel, eine Zahl). Das damit zusammenhängende zu erklärende Leben ist aber nicht ideal. Deshalb hat die dem Leben entsprechende Gauss-Kurve so viele Beulen.
Eines unserer Probleme ist, dass wir mit unserem Weltbild Leben und Personen und unsere Umwelt nur in Regeln oder Gesetzen wahrnehmen können, dass das Leben aber gerade nicht nur nach Regeln, Gesetzen und Formeln läuft, sondern viel vielfältiger ist. Wir wollen ja auch Freiheit und nicht lauter Gesetze und doch machen wir uns selbst Gesetze in Fliessbandarbeit und kämpfen nach Feierabend oder am Wochenende um unsere Freiheit. Schauen Sie mal bei den Regalen und Listen der Biologen für Tier- und Pflanzenarten. Schier unerschöpflich. Wir sind dabei, diese Vielfalt drastisch zu reduzieren, denn wir sind nun mal da, auf der Erde. Wir können uns ja nicht einfach aus der Erde ausklinken oder wegdenken.
Gewohnt sind wir seit Jahrhunderten die Definition nach dem Säulen- oder Schubladenmodell. Es gibt eine dünne Säule zwischen den definierten Grenzen rechts und links. Was im dünnen Feld in der Mitte ist, gehört in die Definition. Rechts und links ausserhalb des Feldes oder der Säule oder der Schublade bedeutet ausgeschlossen, abgegrenzt, entfernt. So definieren wir Gruppen in der Gesellschaft, Arten von Tieren, Tiere mit … und Tiere ohne …, Menschen, die zu unserem Volk gehören und solche, die nicht zu unserem Volk gehören, solche, die in unsere Gruppe, unseren Verein, unsere Familie und was immer sonst gehören und solche, die nicht. Was nun machen mit solchen, die nicht dazu gehören? Sie existieren ja noch. Sie sind da. In manchen Definitionen spielt das draussen Sein nicht eine solche Rolle, aber in vielen eben doch. Schauen wir uns beispielsweise die Geschlechter an. Weiblich und männlich. Ja, nun gibt es typische Individuen des jeweiligen Geschlechtes. Aber an den Rändern, nahe der gedachten Grenzziehung gibt es nur wenige Individuen, aber die Merkmale passen nicht mehr ganz. Wo sollen wir jetzt die Grenze ziehen? Wissenschaft wäre nicht Wissenschaft, wenn sie jetzt nicht immer penibler, immer genauer, immer differenzierter erforschen würde, was zur Definition erforderlich ist und dann tatsächlich eine klare Grenzziehung in Art einer Linie zöge. Die Frage, was ist mit denen draussen, bleibt aber bestehen. Also muss man ein drittes Geschlecht einführen, womöglich noch mehr? Lebewesen wollen beides, dazu gehören und sich abgrenzen. So verbiegen oder verstecken sich manche oder spiegeln andere Tatsachen vor, um noch dazuzugehören oder doch auch nicht. Das ist menschlich. Das hat mit Moral nichts zu tun. Andere drinnen, stellen fest, dass Jemand drinnen eigentlich nach draussen gehört und fälschlicherweise eingeordnet wurde. Ich brauche das Hickhack und hin und her nicht weiter zu beschreiben. Sie kennen das menschliche Leben genauso gut wie ich.
Grenzziehung in und an lebenden Organismen oder Systemen führt wohl fast zwangsläufig zu mehr oder weniger Gewaltanwendung. Wir brauchen Definitionen zum Denken, Beschreiben und Kommunizieren, aber wir sollten es besser nicht im Säulen- oder Schubladenmodell tun, sondern in Form einer Gausskurve, noch dazu einer deformierten und mit Graubereich. Dann haben wir wieder der Variabilität und Vielfalt des Lebens entsprochen, haben Freiheit und Toleranz soweit als möglich, gewährt, wohl wahrnehmend, dass damit die Eindeutigkeit unserer Definition stark eingebüsst hat. Das ist eine Facette von Leben, noch dazu menschlichem Leben.
Unsere wissenschaftlichen Prognosen, Algorithmen, Formeln, Kurven, Definitionen etc. fussen alle auf reiner Mathematik und Physik und können Fehler und Zufälle nicht erfassen. Dann gibt es Fehler und Zufälle natürlich auch nicht. Im (biologischen) Leben aber ist vor allem beim Menschen die Freiheit zu tun und zu lassen so gross, dass Fehler und Zufälle häufig sind. In der toten Materie ist das sehr viel weniger der Fall, aber 0 wahrscheinlich auch nicht?
Mit dem Namen eines Dinges oder eines Menschen kenne ich noch lange nicht den Menschen oder das Ding. Ein Name ist nicht objektiv, sondern wir Menschen haben den Dingen und den Kindern einen Namen gegeben, damit wir miteinander nachdenken und reden können. Mit den Messwerten der Wissenschaft kenne ich noch nicht das Wesen der Dinge, vor allem nicht der Menschen oder des Lebens an sich. Persönlichkeit oder auch nur Person ist z.B. nicht messbar. Wenden wir die Gauss'sche Glockenkurve auf lebende Organismen und unsere Gesellschaften an, dann zeigt sie, dass wir um die Mitte herum eine Vielzahl von Organismen haben mit zentralen Kombinationen von Eigenschaften. In diesem Bereich wird kaum einer Fragen stellen. Die Nähe zur zentralen Mitte ist so eindeutig, dass die Frage zur Dazugehörigkeit gar nicht in den Sinn kommt. Zum Rande hin wird es immer spannender. Die Anzahl der Individuen nimmt ab. Die Zusammengehörigkeitsmerkmale werden weniger. Wer klare Grenzziehungen will, kommt jetzt ins Grübeln. Dazu oder nicht dazu? Die Gausskurve kennt am Rande keine Grenzziehung. Sie läuft irgendwann in die 0-Linie aus, weil es dort keine solchen Exemplare mehr gibt. Die Natur der Bedingungen sorgt dafür, dass es solche Exemplare gar nicht mehr gibt. Die menschliche Gewalt der Grenzziehung entfällt.
Es lohnt sich einmal, viele Mechanismen in lebenden Organismen genauso wie in Gesellschaften in dieser geänderten Weise zu betrachten. Es lohnt sich einmal, die Notwendigkeit von Grenzziehungen zu betrachten und zu hinterfragen. Es wird wahrscheinlich viele Bereiche geben, wo sogar beide Bilder, das Säulendiagramm mit klaren Grenzen und die Gaussche Kurve ohne klare Grenzen zur Beschreibung gewisser Eigenschaften und Verteilungen geeignet sind oder sogar gebraucht werden. Leben ist Widersprüchlichkeit, ist Spannung und dann sicher nicht mit einem Prinzip allein sinnvoll zu erfassen, nicht mit einer einlinigen Beschreibung, Theorie, Ideologie oder Definition treffend zu deuten. Wahrscheinlich ist, dass Leben seiner Komplexität wegen immer viele Ansichten, Formulierungen und vielleicht sogar eine Kombination von Grenzziehung und Nichtgrenzziehung braucht? Wissenschaftliche Vereinfachung zur Erkenntnisgewinnung genauso wie populistische Vereinfachung auf wenige Grundsätze sind nötig, aber zugleich wirklichkeitsfremd. Erst die Bezugnahme zur Realität des Lebens in seiner Komplexität bringt beide wieder auf den Boden der Tatsachen. Lassen Sie uns also keine wissenschaftliche Theorie, keine philosophische Theorie, keine religiöse Wahrheit, keine populistische Auffassung und Grenzziehung undurchdacht übernehmen.
Es gibt meist mehr oder weniger, mehr in der Mitte, weniger am Rand, manchmal auch umgekehrt. Manches beschreibt auch eine doppelte Gausskurve besser, manches die entgegengesetzte Kurve. Wo wir „keiner oder alle“ festlegen, Bürokratie, Gesetze..., werden wir zumindest in der Nähe der Ränder unmenschlich.
Sowohl in der Geisteswissenschaft (Psychologie, Wirtschaftslehre, Staatslehre, Politik, Moral, Philosophie etc.) wie in der Naturwissenschaft werden herzlich gerne die wunderschönsten Theorien und Formeln und Beweise kreiert. Wie nützlich sie in der Realität sind, wissen wir oft nicht. Oft ist eine Überprüfung im realen Leben schwierig. In der zweiten wissenschaftlichen Phase, in der Überprüfung der Theorien an der Realität werden leider viele Theoretiker zu Religionsführern. Plötzlich sollen wir ihre Theorien glauben und per Gesetzen werden sie auch noch durchgedrückt. An der Anzahl von Toten, Verletzten und Gefangenen können Sie in etwa abschätzen, wie realitätsnah eine Denkweise, eine Gesellschaftstheorie, eine Religion, eine Lebensphilosophie etc. ist oder war. Können wir mit unseren Theorien Realität überhaupt angemessen erfassen und abbilden? Geht das überhaupt?
Ein allgemeines Weltprinzip oder ein allgemeines Naturgesetz für die Entwicklung der Natur und damit auch von uns Menschen würde die Entwicklung individueller Organismen und Strukturen verhindern. Bisher wurde kein allgemeines Weltprinzip gefunden und es spricht sehr viel dafür, dass es auch gar keines gibt. Das ist altgriechisches Denken. Die evolutionäre Entwicklung der Diversität in der Natur spricht klar dagegen. Wenn wir schon die evolutionäre Entwicklung der Natur und des Menschen auf Eins zurückführen wollten, dann wäre als Grund und Ursache ein völlig selbstherrlicher und selbstständige Menschen verachtender Gott, wie ihn z. B. der Islam kennt, viel wahrscheinlicher. Vielleicht auch ein jüdisch-christlicher Gott, der sich in Jesus-Christus selbst für eben diese Menschen opfert?
Jede Masse an „Wissen“ (einer Wissenschaftlerin oder eines Wissenschaftlers) krümmt ihre/seine (Selbst-)wahrnehmung bis zur Gausskurve. Jedes Amt in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik krümmt oder verändert die Wahrnehmung, Denkweise und Tätigkeit der Amtsinhaberin und des Amtsinhabers. Das ist eine biologische Relativitätstheorie.
Lesen Sie mal in Bill Bryson über die Biologen, die unsere biologische Vielfalt katalogisieren und in Schubladen quetschen. Das ist ein gutes Beispiel für den Sinn von Schubladen, von Gausskurve, von Wissen und Ansicht, vom Sinn und der Genauigkeit von Definitionen. Und doch brauchen wir sie. Es geht nicht ohne.
Da wir Menschen widersprüchlich sind, ist auch die Logik bei Leben und Menschen nicht stringent. Sie ist anwendbar, aber nicht verlässlich, anders als in der Mathematik, in der Theorie ohne Leben.
Am Lebenden können wir nicht einfach handeln, wie in der Mathematik. Dabei müssten wir vielleicht unterteilen in theoretische Mathematik und angewandte Mathematik. In der theoretischen Mathematik ist 2+2=4. In der angewandten Mathematik ist es nicht so einfach. Jetzt kommen nämlich mehrere Seiten dazu, von denen wir das Geschehen betrachten können. Jetzt ist 2+2=4, aber auf der Gegenseite ist der gleiche Vorgang 2-2=0. Wir können beide Seiten nicht voneinander trennen. 2+2 ist in der angewandten Mathematik zumindest 4 und 0. Gibt es womöglich noch andere Seiten? Das wissen wir doch nicht? Unsere persönliche Verfassung aber ändert das Ergebnis. Kommt Neid ins Spiel sind 2+2 bei mir weniger als 4 und beim Anderen mehr als 4. Fühle ich mich belohnt und bevorteilt gegenüber Anderen, kann es auch mal umgekehrt sein. Ist meine Rechnung dann realitätsnah oder die theoretisch mathematische Rechnung oder sind es sogar beide, obwohl sie zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen?
Zum Beschreiben von lebenden Systemen benutzen wir auch Mathematik als Sprache. Diese Sprache wird das Leben kaum erfassen, aber wir brauchen auch diese Sprache zur Bewusstwerdung. Deshalb nutzen wir sie und es geht auch nicht ohne. Künstliche Intelligenz wird eine mathematische Intelligenz und damit nicht deckungsgleich mit lebender, menschlicher Intelligenz (falls es die gibt). Da gibt es den Quantensprung „leben“ zu „nicht leben“. Es stellt sich sogar die Frage, ob es sinnvoll ist, neben der eingeschränkten lebenden Intelligenz noch eine Konkurrenz in künstlicher Form zu entwickeln. Es ist wie mit der Erfindung von Waffen. Damals waren manche Menschen froh, Waffen zu haben. Heute hätten wir sie besser nicht. Wir bringen uns damit gegenseitig um. Mathematische Logik ist nicht automatisch geeignet, Leben zu beschreiben und zu erklären, jedenfalls nicht umfassend, allenfalls ausschnittsweise.
Mit der Gaussschen Verteilungskurve können wir auch die gesellschaftliche, die industrielle oder andere Entwicklungen betrachten. Sie zeigen zum Beispiel, dass zu Beginn mit wenig Einsatz viel Wirkung erzielt wird. In der Mitte der Kurve stellt sich ein relativ ausgeglichenes Verhältnis ein. Gegen Ende der Kurve kehrt sich das Verhältnis um. Für kleine Veränderungen bedarf es dann grosser Einsätze. Die letzten Verbesserungen werden mit riesigen Einsätzen erkauft. Wer immer der Erste, der Beste, der Schlauste, der Fortschrittlichste … sein will, erkauft das wahrscheinlich mit den höchsten Kosten. Loslassen! Freiheit zur Lücke gewähren, sich selbst und den Anderen.
Definitionen gleich welcher Form bei lebenden Organismen und besonders beim Menschen sollten wir nur als Beobachter gebrauchen, nicht als Richter. Wir behaupten willkürlich, was „normal“ ist und was nicht oder besser, was wir für „normal“ oder „unnormal“ halten, je nach … Ja, wonach eigentlich? Ist z.B. krank sein „normal“ oder „unnormal“?
Wir haben die Lebenslänge verdoppelt, unter sehr langfristiger Sichtweise sogar verdreifacht. „Wissenschaftler“ arbeiten daran, es noch viel länger zu machen. Haben wir mal nachgedacht, was sinnvoll wäre? Stellen wir uns doch einmal vor, wir lebten 200 Jahre. Was würde passieren? Helfen Sie uns doch bitte, das Leben des Menschen zu verkürzen, ohne dass das mit unseren Moralvorstellungen und unserem Egoismus kollidiert. Lassen Sie uns doch erst einmal die neue zweite Lebenshälfte (oder sogar 2/3 Lebenslänge) verarbeiten, ehe wir das Leben noch weiter verlängern müssen. Die neue zweite Lebenshälfte schafft uns und unserer Erde doch Probleme genug? Denken wir an die finanzielle Absicherung im Alter, an den Ressourcenverbrauch, an die Generationengewichtung in der Gesellschaft, an die Notwendigkeit von Toleranz und und und ... Gönnen wir uns dafür doch erst einmal tausend Jahre Zeit der Aufarbeitung.
Liebe Wissenschaftler, erforschen Sie nicht, wie wir Menschen die Erde am besten ausnutzen können, sondern wie wir uns am besten der Erde und den anderen Menschen anpassen können oder sogar, wie wir der Erde und anderen Menschen nutzen können (ohne unbewusst den Eigennutz als Selbsttäuschung an erster Stelle zu haben). Wäre das nicht viel wichtiger, viel menschlicher, viel mehr Klima- und Erdschutz und trotzdem nicht völlig uneigennützig?
Die wissenschaftliche Methode geht davon aus, dass es nur Sein gibt, Sein im Sinne von leblosem Sein, von Maschinensein. Die Wissenschaft kann mit dem Lebens nicht viel anfangen. Wissenschaft versteht Menschen heute als Maschinen. Ist das ein Grund, warum in den immer „höher entwickelten“ Gesellschaften immer mehr Psychologen und Psychiater existieren, arbeiten und gebraucht werden, weil das Leben immer wieder hervorbricht? Gott sei Dank?! Gesünder scheinen wir aber in diesem Prozess nicht zu werden.
Indem wir uns Menschen selbst mehr und mehr als Maschine auffassen, messen, in Theorien und mathematische Systeme verfrachten, machen wir uns Menschen sogar noch selbst mehr und mehr zum toten Prinzip, zum Objekt, zur toten Materie. Funktionieren statt leben.
In der Wissenschaft, Politik, Bürokratie und Wirtschaft behandeln wir Menschen einfach als Sache, als leblos, gehen mit ihm und uns um, wie mit einer Sache, verstehen ihn und uns als Ding. Selbst die Psyche fassen wir als Ding auf, behandeln, beurteilen, begutachten, geben Chemie (wir nennen es Medizin), sperren in Schubladen von Krankheitsdiagnosen… Aber wir selbst wollen nicht so behandelt werden. Warum tun die Anderen das nur immer mit uns so? Bin ich Ich oder und vielleicht zugleich auch ein Anderer (aus der Sicht von Ihnen)?
Wenn es schon in der unbelebten Welt keine Beweise gibt, wie viel weniger in der belebten Welt, beim Menschen, bei Persönlichkeiten?
Leben ist ein dauernder Kampf gegen die Entropie. Das merkt jede Putzfrau hart. Sie kämpft immer gegen den Staub, der sich doch sofort wieder überall verteilt. Leben ist putzen. Das Leben ist fies, weil es gegen uns ist. Ist es das wirklich? Wir stellen uns Leben nur anders vor, als es ist. Vielleicht müssten wir uns dem Leben anpassen statt pausenlos zu versuchen, das Leben uns anzupassen? Oder, vielleicht sollten wir einen Ausgleich zwischen beiden erstreben, wieder bildlich vorgestellt wie eine verbeulte Gauss-Kurve? Jeder wird das wieder etwas anders verwirklichen? Enttäuschungen sind gar nicht zu umgehen.
Die Gausskurve für die biologischen Naturregeln bedeutet, dass es am Rande Ausnahmen gibt, die gar keine Ausnahmen sind und die damit die Gültigkeit der Regel gar nicht widerlegen. Damit ändern sich Logik und Diskussionstechnik, es wird komplizierter, aber vermutlich realistischer.
Liebe Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, lüften Sie uns das Geheimnis des Lebens. Einfach zu sagen, die Frage ist uns zu schwer, wir lassen sie beiseite und ziehen schon einmal weiter (was wir seit Jahrhunderten nicht ungestraft tun)? Je nach dem, was Mensch sein, was Leben bedeutet, werden die wissenschaftlichen Ergebnisse unterschiedliche Bedeutungen bekommen. Nicht die in der Theorie gefundenen Ergebnisse machen die Wirklichkeit aus (obwohl sie natürlich auch eine Form von Realität sind), sondern die von uns vorgefundene Welt an sich ist die Realität. Wer heute die Welt erkennen will, der wird diese Erkenntnis nicht oder immer nur wieder bruchstückhaft in der Wissenschaft finden, sondern im Suchen und Ergründen von Sein und Schein in sich und in den Anderen. Das macht menschliches Leben aus und das können Sie von keinem Anderen, nicht einmal von mir übernehmen. Menschliche Persönlichkeit wird, wer an dieser Stelle selbst mit sich und an sich arbeitet, Männer mehr als Frauen. Männer, das ist unsere Aufgabe. Frauen haben einen ganz anderen Lebenssinn. Leben ist ein Geheimnis. Dieses Geheimnis verbindet mit oder trennt Sie von dem persönlichen und existierenden und lebenden Gott (und auch dem Ihnen nächsten Menschen und Ihrer gesamten Umwelt) und/oder dem allgemeinen Sein und/oder wahrscheinlich sogar der evolutionären Natur, der wir zumindest als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gewöhnlich gar kein Geheimnis zuerkennen. Sonst würde ja keine Wissenschaftlerin und kein Wissenschaftler von „Wissen“ sprechen.
Aus der Welt der Tiere gingen wir Menschen hervor, sagen zumindest die Evolutionstheoretiker. Eigentlich sind wir Menschen doch nur Tiere mit etwas mehr Funktion des Hirnes und der Hände und beides toppend einem erheblich gehobenen Selbstbewusstsein. Unser geworfen Sein in Schein und Sein und damit die Gefahr der Selbsttäuschung sind viel ausgeprägter als wir selbst wahrnehmen und glauben. Ich bin nicht sicher, ob wir uns qualitativ wirklich aus dem Tierreich herausheben oder ob nicht eher nur quantitativ. Wir haben etwas mehr Fähigkeiten, die uns entscheidende Möglichkeiten geben, fraglich mehr zum Nutzen als zum Schaden für uns Menschen und für unsere lebende und tote Umwelt.
Was unterscheidet uns vom Tier? Qualitativ wohl nichts! Quantitativ mehr Hirnfähigkeit, mehr manuelle Fähigkeit, mehr Möglichkeit zur Selbstreflexion. Vor allem letztere setzen wir ein wie ein Tier, nämlich nicht. Wir haben ja schliesslich Recht seit unserem Trotzalter.
Die menschliche Abgrenzung vom Tier, wie sie in früheren Jahrhunderten bis heute geglaubt wurde und wird, ist reine männliche Überheblichkeit. Wir Deutschen können ein Lied davon singen. Andere nicht?
Was unterscheidet Mensch und Tier? Bevor wir uns wissenschaftlich mit dem Menschen beschäftigen, müssen wir ja die Frage stellen, sind die Mittel, die wir wissenschaftlich oder technisch benutzen, denn überhaupt angemessen? Wir vermessen den Menschen wie Steine, machen Studien mit ihm, als wäre der Mensch irgendein Ding, mit dem man das eben so macht. Leben bedeutet (im Gegensatz zum Nichtleben) Mehrdeutigkeit. Vermessen Sie mal Mehrdeutigkeit oder untersuchen Sie sie mit Studien. Viel Erfolg.
Fragen wir mal unsere prognostizierenden Wissenschaftler, die 2022 den neuen Umweltreport mit dem Fazit „Wir können es auf jeden Fall noch schaffen!“ geschrieben haben, welche Form der Mathematik und welche Vorurteile sie denn zugrunde gelegt und angewendet haben.
Können wir das Geheimnis des Menschen überhaupt ergründen? Das würde das Verständnis der 5. Dimension, der von Sein und Schein erfordern.
Wir können weder mit Studien noch mit (Bauch)gefühl Sinn von Unsinn trennen. Dazu braucht es sehr selbstkritisches Nachdenken.
Bereits zu Beginn unseres Lebens bleibt uns nichts Anderes übrig, als uns auf die Reise durch das Leben zu machen. Bereits in der Jugend stellt sich uns die Frage, wollen wir die Welt, in diesem Falle, alles was ist und was wir uns denken können (also auch unsere Theorie) als Einheit denken? Dann gibt es vor dem Urknall nichts. Womöglich gibt es nicht einmal den Urknall? Alles, was wir dazu wissen können, ist nichts. Wir können glauben, was wir wollen. Es ist glauben ohne jegliche Begründung, nur eine endlose Aneinanderreihung von Theorien, ohne die Möglichkeit, sie auf Übereinstimmung mit der Realität zu überprüfen. Verbunden mit der Fehlerwahrscheinlichkeit von uns Menschen und möglichen Zufällen im realen Raum …? Dann ist auch Schein gleich Sein. Dann ist die Materie nichts Anderes als wir selbst und umgekehrt. Dann gibt es weltanschaulich nur eins und weiter nichts.
Oder gibt es eine Ursache für den Urknall? Auch das können wir nur glauben. Wollen wir uns diese Ursache als Person, als Persönlichkeit, als allgemeines Sein oder als materielle Sache denken? Glauben wir hier an eine Trennung von Immanenz und vielleicht sogar an eine Transzendenz?
Dann hängt damit noch eine Frage zusammen:
Ist „Wissen“ mehr Wert, ist es sinnvoller als „Leben“? Sind Karriere oder Geld mehr Wert als Leben? Kinder sind oder waren zumindest unser Leben. Was macht unser „Leben“ aus? Brauchen wir dazu „Wissen“ oder „Ansichten“ oder „Meinungen“ oder Urteile? Männer erweckten spätestens seit Alexander von Humboldt diesen Eindruck. Möchte-gern-Männer sind bereits auf der Überholspur neben den Männern.
Orden bekommen die, die technische Leistungen vollbringen. Die, die am und mit Menschen leben und arbeiten, haben keinen Wert. Aber sie haben 100000 Jahre für den Fortbestand der Menschheit gesorgt, auf ganz biologische Weise. Hat das keinen Wert?
Wenn wir menschlicher werden wollen, dann geht das wahrscheinlich nur, wenn wir uns auch dem Menschsein, unserem Menschsein zuwenden und unser Für und Wider leben. Je mehr Karriere, je mehr Geld, je mehr Wissenschaft, je mehr Digitalisierung, je mehr Technik usw. reduzieren unser Menschsein in vielerlei Hinsicht. Denn wir können immer nur eins. Nicht „Ich habe keine Zeit“, sondern „Ich habe zu viele Möglichkeiten“ und deshalb begrenze ich mich auf die wesentlichen Möglichkeiten. Für jeden Menschen hat der Tag 24 Stunden, nicht mehr und auch nicht weniger. Da sind wir alle gleich, Frauen wie Männer, Manager wie Putzfrauen, Hausfrauen wie Familienernährer, wirklich gleich. Wer „Ich habe keine Zeit“ zur Begründung für irgendetwas nennt, hat doch mit hoher Wahrscheinlichkeit nur nicht nachgedacht?
Wir Menschen agieren und reagieren mehrdeutig, die Maschine näherungsweise eindeutig. Das ist auch das, was Mathematik und lebendige Sprache unterscheiden. Mathematik an sich ist die Sprache der Maschine. Lebendige Sprache ist die Sprache der Lebenden. Das ist für Informatiker besonders wichtig, für Mediziner natürlich auch, für Bürokraten, Politiker …
Es gibt mehrere Optima, je nach Sichtweise. Jede Persönlichkeit hat ihre eigene Sichtweise und damit ihre eigene Gausskurve und damit ein eigenes Optimum. Das Optimum der Linie oder Exponentialkurve ist wieder unterschiedlich. Jedes dieser Optima hat ihren Platz in der Theorie und so manche davon mehr oder weniger auch in der Realität.
Gefühlte Temperatur – was für ein Unsinn? Jeder fühlt anders und zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich. Deshalb hat sie Sinn, aber sie allgemein anzugeben, eine Zahl für alle, kann doch nur realitätsfremd sein, oder? Aber mit Realität hat das doch auch wieder zu tun, weil unser Gefühl uns näher ist als die objektive, die unabhängige Realität. Selbst der Unsinn hat Sinn, denn Leben ohne sinnlose Füllung wird zur Theorie und sinnlose Füllung wie die wiederholte Säuberung des Baby-Popos fühlen wir als völlig sinnlose Tätigkeit, die aber zu einem erfüllten, sinnvollen Leben dazugehört. Kinder in ihrer höchst analogen Lebensweise sind Leben pur.
Am Ende haben wir nur ein Leben und das ist uns noch immer wichtiger als das der Anderen (ausser früher bei Müttern für ihre Kinder). Das ist zum Beispiel ein Unterschied zu Jesus Christus.
Ist der Sinn der Evolution wirklich, lauter selbstbewusste, individualistische, egoistische Männer und nun auch Frauen (also Möchte-gern-Männer) zu entwickeln? Ist das nicht sehr einseitig, maximal Ich-bezogen empfunden und gedacht und auch gelebt?
Je nach Denken oder Glauben über unseren Ursprung stellt sich als nächste Frage die nach dem Leben. Wollen wir Leben als tot begreifen? Es ist alles eins heisst auch, leben und tot ist eins. Wie als wenn Wasser seinen Aggregatzustand je nach Temperatur wechselt, sind leben und tot eben zwei sächliche Aggregatzustände. Wir wechseln hin und her je nach der Umgebung, je nach dem Alter, je nach dem, ob da zwei gerade Lust haben zum Vögeln und das Verhüten vergessen haben oder nicht oder ob jemand uns erschiesst, weil wir gerade im Weg sind oder weil unpersönliches Glück oder Pech unser Leben beginnen oder beenden. Wo ist der Unterschied zwischen leben und tot, zwischen Menschsein und Steinsein?
Je länger ich nachdenke über die Unterschiede zwischen tot und lebendig, desto ärmlicher stellt sich mir das Verständnis von Sein als weltanschaulich Eins dar. Es fällt mit leichter, zu glauben, dass die Welt aus mehr als Einem besteht. Dann eben doch Hier und Jetzt und Jenseits, anders gesagt doch Gott und die Welt.
Wenn wir aber glauben, dass Leben, dass unser Leben, noch etwas anderes, etwas mehr ist als blosses Existieren, wenn da das Transzendente wieder tätig oder wirksam wird, dann haben wir plötzlich die Tatsache vor uns, dass Gott in allem Lebenden ist, in jedem Bakterium, in jedem Tier von klein bis gross, ja selbst in jeder Pflanze, von der wir uns ernähren, selbst wenn wir Vegetarier sind. Mit jeder Mahlzeit haben wir es mit Gott zu tun. Mit jedem Treffen eines Menschen, haben wir es mit Gott zu tun. Wenn wir diesen Menschen betrügen, mit einer List bezwingen, von einem Gericht verurteilen lassen, ins Gefängnis stecken, über den Haufen schiessen, haben wir es mit Gott zu tun. Umgekehrt natürlich oder Gott sein Dank auch.
Es stellte sich auch die Frage, ob wir dann andere Menschen einfach wie Steine, wie Dinge benutzen können, sie hintergehen, ihre für uns nachteiligen Eigenschaften oder Taten erzählen, ihnen Taten als negativ vorwerfen, die wir gerne anders gehabt hätten. Was macht Persönlichkeit, was macht Menschsein entgegen nur Lebewesen sein, aus? Was müssten wir dann im Umgang mit Menschen und mit Lebewesen bedenken?
Wissenschaftler wissen auch nicht, was sie nicht wissen und kennen die Zukunft nicht. Sie berechnen voraus, können die Ergebnisse aber nicht prüfen. Sie schaffen grosse Denksysteme, aber können die nur ersatzweise überprüfen resp. validieren, nicht an der gesamten Realität. Sie sind natürlich gut und schaffen nur Gutes. Dass ihre Ergebnisse mehr Nachteile als Vorteile bringen könnten, ist ja undenkbar. Sie machen mit ihren Systemen Qualität. Dass in der Anwendung am Menschen das Gegenteil herauskommen kann, ist undenkbar. So ist das, wenn man Schein und Sein nicht für sein eigenes Leben zu Ende gedacht, also nachgedacht hat.
Philosophie, Wissenschaft und Religion in einem Boot (03/2024)
Was haben die Geisteswissenschaften mit den christlichen Kirchen gemein? Sie haben viel Gewicht verloren, dabei sind beide nach wie vor die Basis menschlichen Lebens.
Hinter den Grenzen unseres Denkens und Nachdenkens beginnt bereits das „Jenseits“. Das „Jenseits“ ist also durchaus bereits im „Diesseits“, im „Hier und jetzt“. Beide Sphären überlagern sich in dieser Welt und bestimmen sich in der Beziehung zu mir. In gewissem Sinne bestimme auch ich sie.
Es ist relativ einfach zu verstehen, dass wir über das Jenseits kaum etwas wirklich wissen können. Das ist auch ein Grund, warum ich mich da sehr zurückhalte. Aber vielleicht gehört zum Nachdenken auch, dass wir uns um einen möglicherweise existierenden, also lebendigen Gott Gedanken machen oder Gedanken kommen lassen? Haben Sie Ihre Gedanken im Griff (dazu später noch)?
Wie aber ist es mit dem Diesseits? Wir sind Teil der Erde, leben in ihr, verändern uns mit ihr. Und doch sind wir in unserer Persönlichkeit, ja auch mit unserem Körper und seinen Strukturen der Erde oder der Welt gegenüber gestellt. Wir sind also Teil des Diesseits und auch wieder nicht Teil, sind teilweise fremd. Das Jenseits ist uns viel näher als uns lieb ist. Es beginnt unter Umständen bereits „hinter der nächsten Strassenecke“, vielleicht schon am Strassenrand unserer Nervenautobahnen, die nur ganz bestimmte Ausfahrten haben und anderes gar nicht zulassen? Das kann mitunter sehr fatal sein.
Nur was wir einerseits von Anderen übernommen haben und andererseits aus unserem Erleben heraus glauben können, dass ist für uns wahr im wahrsten Sinne. Wir Menschen neigen sehr dazu, was wir nicht erleben und nicht kennen, als nicht existent zu halten. So glauben wir es nicht. Grosse Teile der Wissenschaft beruhen heute darauf. Wenn uns aber Jemand gefühlsmässig so richtig mitnimmt, dann glauben wir ihm undurchdacht alles, auch den dümmsten Unsinn. Wir brauchen beides, Ansichten (Wissen?) und (Er-)leben. Das ist ganz einfach menschlich. Dazu brauchen wir ausgeprägte Kritikfähigkeit unseren eigenen Gefühlen und Gedanken gegenüber. Für Menschen, die seit dem 3. Lebensjahr intensiv gelernt haben „Ich habe Recht“, ist das unmöglich. Die können das schlicht nicht denken. Diese Nervenbahn ist ja nie benutzt, geschweige denn richtig gespurt worden. Kennen Sie Jemanden, der nicht so von sich denkt?
Wir stellen fest, dass wir in unserer Position als Ich eine Vorstellung haben wollen und müssen von unserer Umgebung. Da gibt es das Diesseits. Als Instrument haben wir in den letzten gut zwei Jahrtausenden dafür die Wissenschaft entwickelt. Eigenartigerweise bereits viel früher hat der Mensch die Religion entwickelt im Bemühen um Kenntnisse über das Jenseits, das ja in gewissem Masse weiter entfernt erscheint und schwerer zu ergründen sein dürfte. Ob es auf diese Frage eine Antwort gibt?
Wenn ich mich für 1, für eine einheitliche Welt, entscheide, dann bin ich die Welt und die Welt bin ich. Dann gibt es nur Sein und keinen Schein. Dann ist die Welt wie ich sie wahrnehme. Dann kann ich auch nicht getrennt von etwas (der Welt) oder Jemandem sein oder durch etwas. Dann gibt es kein „gut“ und kein „böse“. Dann gibt es keine Schuld. Dann bedarf es keiner Versöhnung, keiner Einheit. Es gibt ja nur eins. Dann gibt es auch keinen Gott, jedenfalls keinen Gott, der nicht ich ist und ich in ihm. Und ausser diesem Einen, und sei es das riesige Universum, gibt es dann nichts. Alles um mich herum wäre dann sehr unpersönlich und ich müsste mich fragen, warum ausgerechnet ich eine Persönlichkeit, ein Ich sein soll oder gar bin. Woher sollte ich dann gekommen sein, wohin wieder gehen? Zum Glück gibt es andere Menschen, unsere Familie, Kinder. Aus welchem Grunde und auf welchem Wege sollte ein unpersönliches Es oder sogar Nichts Menschen, Persönlichkeiten, geschaffen oder über den Umweg der Evolution entwickelt haben?
Die Grenze zwischen hier und dort, Immanenz und Transzendenz, Existenz und Nichtexistenz (z.B. bei Teilchen …) ist ein Graubereich und hängt auch von uns selbst relativ ab. Wir werden den Graubereich selbst auch willkürlich bestimmen (im All, im Mikrokosmos …).
Die heute oft vertretene Ansicht, es gebe keinen Gott, unterscheidet sich von der unpersönlichen, rein materiellen Seinsform des Kosmos, eines grossen allgemeinen Seins (wie auch immer man das dann in religiösen Begriffen z.B. östlicher Religionen nennen will) im Grunde nicht. Der Unterschied ist die Persönlichkeit in mir und ausserhalb von mir.
Warum die Einen an einen Gott glauben und die Anderen nicht, wissen wir nicht. Wir wissen weder das Eine noch das Andere. Eigentlich ist Beides gleich wahrscheinlich. Da sind noch andere Einflüsse wahrscheinlich. Da ist die Funktionsweise unseres Hirns sehr interessant.
Wenn wir heute Heilige Bücher lesen, dann gibt es viele aus der ersten Vorentscheidung von „alles ist 1“. In diesen Religionen und Heiligen Büchern leben wir im Grunde ewig, indem wir nicht ewig leben, sondern nur als Licht oder in irgendeiner Form als Geist oder als Energie weiter bestehen. Leben in unserer menschlichen und lebendigen Weise eben genau nicht. Die Vorstellung von Göttern angelehnt an Tier- oder Menschengestalten ist möglich und man kann das glauben, aber dass sie die Welt entwickelt haben, geschaffen haben, Evolution vollbracht haben, ist doch irgendwie schwer vorstellbar. Wirkliches menschliches und göttliches Leben sehe ich eigentlich nur in den drei monotheistischen Religionen von Jahwe, dem christlichen Gott und Allah.
Nun können wir das Eine oder das Andere glauben. Es ist immer eine Welt- und Menschenanschauung, ein Glaube. Mehr ist gar nicht möglich. Die Wissenschaft kann zu dieser Frage weder positiv (als Beweis) noch negativ (als Ausschluss) Wesentliches beitragen.
Wichtig ist diese Unterscheidung deshalb, weil auf dieser Weltanschauung alles Folgende beruht: Was will ich wissen oder erkennen? Wie kann ich meine Umwelt untersuchen, um Wissen zu bekommen? Wieweit ist wissen eigentlich möglich? Was kann ich mit diesem Wissen anfangen und was fange ich tatsächlich damit an? Verändere ich mich dabei? Was ist Leben? Kann ich überhaupt eine Antwort auf diese Frage bekommen? Wie fasse ich den Menschen und Persönlichkeit auf? Gibt es Beziehung zu anderen Menschen und wenn ja, wie gestalte ich die sinnvoll? Was ist sinnvoll? …
Gibt es Leben, Persönlichkeit, Gott in meiner Weltanschauung? In meinem Denken und Nachdenken, werden die Antworten anders lauten, als wenn es das bei mir nicht gibt. Unsere Antworten auf diese Fragen müssen wir immer im Hinterkopf behalten, wenn wir die Richtigkeit von Theorien, von Annahmen, von Ergebnissen an der Realität überprüfen. Die folgenden Ergebnisse werden abhängig davon unterschiedlich ausfallen.
Gott und/oder das allgemeine Sein und/oder die Evolution haben eine Realität erschaffen und/oder entwickelt. Bei der Wissensermittlung, bei der Erforschung und Beschreibung unserer Umgebung, müssen wir uns immer klar sein darüber, dass die Welt real ist, nicht unsere Theorien, Definitionen, Beschreibungen, Ansichten. Die Theorien und Definitionen schaffen wir Männer. Sie sind daher immer bezogen auf Realität, aber sie sind nicht die Realität an sich. Die Realität ist immer real, richtig, absolut. Wer oder/und was ist Realität? Wenn etwas nicht stimmig ist, dann sind immer unsere Theorien und Definitionen falsch, niemals umgekehrt. Enttäuschungen zeigen, dass meine Ansicht, meine Interpretation, meine Deutung falsch war. Die Realität ist Realität. Ich bin ihr ausgeliefert.
Wissen und Ansichten brauchen Sprache, also einen Begriff, einen Namen. In der Medizin kommt irgendein Arzt auf die Idee, eine Kombination von Beschwerden als Krankheit aufzufassen. Er gibt ihr einen Namen (früher benutzte man dazu oft den Namen dieses Arztes) und dann wusste man, worüber man redet, auch wenn man von der Krankheit eigentlich noch fast nichts wusste. Im Laufe der Zeit fand man weitere Zusammenhänge und Besonderheiten. Man fand Mechanismen, vielleicht sogar Therapiemöglichkeiten. Alles wird mit diesem Begriff verbunden. Ab wann dürfen wir sagen, dieses Wissen ist sicher, ist richtig, ist „evidenzbasiert“?
Gibt es ein absolutes Wissen oder ist Wissen immer nur relativ, im Verhältnis vom Betrachter zum Objekt? Die Frage können wir jetzt schon beantworten.
Immanuel Kants „Kritik der reinen Vernunft“ ist eine Kritik der reinen Theorie der Vernunft, des reinen Vorurteils, weil ohne menschlichen Körper, eine Theorie des Menschseins.
Gut ist alles, was wir in der Theorie oder theoretisch beurteilen und in der Theorie denken wir es uns in der Regel auch nur „gut“ oder in „gut“ und „böse“ klar getrennt, die Bösen sind die Anderen und die Guten sind wir. Die Praxis ist gut und böse zugleich. Das ist etwas Anderes.
Immanuel Kant sagte schon, dass der Mensch „das Ding an sich“ nicht erkennen könne. Wir glauben aber längst, dass wir das Ding an sich erkannt hätten. Sonst könnten wir nicht von Wissen sprechen, wo wir doch unsere Ansichten meinen. Wissenschaftler haben kaum mit Herrn Kant nachgedacht. Damit halten sich echte Wissenschaftler doch nicht auf. Das ist etwas für die Philosophen, für brotlose Kunst. Personen und erst Recht Gott „erkennen“ wir sicher noch viel weniger. Wir nehmen sie (uns selber) einfach für Dinge und dann gehen wir mit ihnen (mit uns) wissenschaftlich um. Ich denke aber nicht wie Herr Kant, dass wir nur die falsche Brille auf der Nase haben, sondern dass wir von den Dingen, von Gott, von den Menschen getrennt sind. Wir Menschen selbst sind das Geheimnis, dass wir sowohl wir selbst sind und doch auch von uns getrennt, wahrscheinlich Frauen eher etwas mehr sie selbst, wir Männer eher etwas mehr von uns getrennt. Mit diesem Widerspruch in uns müssen wir leben. Den können wir nicht wissenschaftlich, politisch, ökonomisch, mit immer mehr Qualität oder Genauigkeit, nicht mit immer grösser, immer weiter, immer schneller, immer stärker etc., nicht mit immer mehr Gesetzen, Verträgen, Kompromissen etc. und Qualitätssicherung überwinden. Dieser Widerspruch gehört zu unserem menschlichen Sein. Unser Hirn ist unsere beste Gabe, aber auch unser grösster Peiniger. Den Peiniger lassen wir gerne an den Anderen aus, die Gabe behalten wir lieber für uns. Weil alle es so tun, trifft uns doch Beides.
Schon Immanuel Kant stellte das „Wissen“ ganz ernsthaft in Frage, aber wie wir so sind, wir haben ja mit unseren Vorurteilen Recht und schon ist die Autobahn im Hirn vorgespurt und Herr Kant ist vergessen. Was ich denke, das ist Wissen...; Männer wie Möchte-gern-Männer, die Frauen im Museum weniger.
Wenn wir nicht wissen, was richtig ist, dann wissen wir auch nicht, was dumm oder clever ist oder was falsch ist. Woran wollten wir das messen?
Wenn, dann wäre vielleicht eine Relativitätstheorie das allgemeine Weltprinzip? Wir sind relativ, abhängig, wissen nur gar nicht von Wem oder Was. Wir können ihn oder es gar nicht finden, jenseits unseres Horizontes.
Wenn Wissenschaftler auf Grund physikalischer, mathematischer, chemischer und vieler anderer "Naturgesetze" die Welt für ein Ganzes in Allem halten, dann folgt nicht zwingend daraus, dass die "Naturgesetze" immer gelten und somit zum Beispiel kein Platz für Freund oder Feind Zufall oder für irgendeinen Gott wäre. Das kann man daraus nicht schliessen. Man kann nicht eine Voraussetzung, die man vorher selbst festlegt, hinterher als Beweis für eine Tatsache nehmen. Unsere Vorfahren, die festlegten, dass Naturgesetze immer gelten, haben nur einfach einen menschlichen Fehler begangen. Ist das so schlimm? Wir müssen halt unsere Ansichten hinterfragen und wo nötig, eben einfach ändern. Auch das ist doch nichts Besonderes? Vielleicht ist Herr Peter Sloterdijk zwar Philosoph, hat aber nicht genug nachgedacht? Jetzt aber verkauft er uns seine Vorurteile als philosophische Urteile? Wir oder ich wissen es nicht besser, ich zweifle nur seine (Vor-)urteile an.
Ich glaube, wir können in der Wissenschaft Realität wie sie ist, nicht erfassen, nicht definieren, nicht beschreiben und das ist nicht ein Unvermögen, das wir ändern könnten, sondern das ist ein Unvermögen, dass zu unserem Menschsein gehört. Wir bleiben dumme Menschen, auch wenn wir Professoren, Gelehrte und Experten sind oder zu sein glauben. Das gilt ebenso für Politik, Kultur, Bildung und vieles Andere mehr. Sehr verehrte Gelehrte und Führer aller Art, ich bitte um Entschuldigung für mein Vorurteil.
Wir wissen nicht, ob "Naturgesetze" immer gelten, ohne Ausnahme. Die Wissenschaftler haben nur keine Ausnahme gefunden und benutzen diese Tatsache, um eine einheitliche Beschreibung unseres Universums zu erstellen. Wenn wir bisher keine Ausnahme gefunden haben, besteht in Zukunft für jedes Ereignis wieder die Wahrscheinlichkeit von 50 zu 50, dass ja oder nein, rechts oder links oder gar noch viel mehr Möglichkeiten eintreten können. "Naturgesetze" können wir nur als "Naturgesetze" erkennen, wenn wir zuvor die religiöse Entscheidung getroffen haben: Alles ist eins. Das gilt selbst dann, wenn wir diese Entscheidung nie selbst getroffen haben, sondern einfach ohne Nachzudenken übernommen haben, aber eben in unserem Denken danach verfahren. Das braucht uns gar nicht bewusst zu sein. Dann wären auch Vergangenheit und Gegenwart und Zukunft eins. Unter diesen Voraussetzungen können theoretische Physiker auf die Entwicklung der Vergangenheit bis zu einem Urknall schliessen und auch in die Zukunft bis zu einer Ex- oder Implosion oder was auch immer. Sie durchforschen das Universum. Eigentlich müssten wir genauer sagen: Sie durchdenken das Universum. Sie schaffen Theorien. Theorien sind aber nicht die Wirklichkeit. Viele Wissenschaftler denken mit dem (Vor?)urteil, vielleicht ja Fehler, dass sie alles als eins auffassen, bereits die Theorie, den Schein als Sein. Woher wollen Wissenschaftler immanent Hinweise für Transzendenz finden oder umgekehrt aus dem Fehlen von Hinweisen auf das Fehlen von Transzendenz schliessen?
Wahrscheinlich müssen wir uns die Begrenzung des Universums wie die Übergangszone zwischen „Schwarzem Loch“ und Umgebung vorstellen? Die Umgebung zieht mit maximaler Kraft alles, was uns Information geben könnte, in die Transzendenz ab? Oder sind die „Schwarzen Löcher“ vielleicht Ausdruck von Transzendenz? Wer will die Frage denn beantworten? Zu Beginn aller Wissenschaft, aller Technik, allen bewussten Lebens steht die philosophisch-religiöse Entscheidung: Eins oder zwei? Wenn Decartes gesagt hat „Ich denke, also bin ich“, dann würde ich ein wenig weiter gehen: Ich denke nach und finde mich damit in Abgrenzung zu allem Anderen, zur Welt, zu den anderen Menschen und auch zu Gott. Wenn ich mir aber selbst bewusst werde, dann ist die eine Möglichkeit, die von 1, schon gestorben. Wenn wir die Gottesfrage beantworten wollten, dann müssten wir sie eher mit „ja“ als mit „nein“ beantworten, da wir uns selbst ja bewusst geworden sind. Folgen wir also Platon. Fieserweise müssten wir umgekehrt folgern: Diese Wissenschaftler sind gar keine Persönlichkeiten. Sie sind reines „Es“. Ich wünsche Ihnen, dass Sie jetzt heftig gegen mich revoltieren.
Warum suchen wir nach einem Weltprinzip, wenn es doch wohl eher einen Weltschöpfer zu geben scheint? Alternative: Ein Haufen von Prinzipien: Vielfalt und Widersprüchlichkeit. Womöglich gibt es gar kein Weltprinzip, sondern ein Welt-Du? Wenn Sie das Prinzip nicht finden, was dann?
„Immer“ und „nie“ sind Ausdrücke von Prinzip, von Gesetz oder Naturgesetz. Persönlichkeit ist kein Prinzip. Wir wollen Persönlichkeit sein und uns nicht Prinzipien unterordnen müssen, sondern unsere Freiheit (vom Prinzip), aber machen Anderen gegenüber immer wieder die Geltung der Prinzipien (Gesetze) geltend. Bemühen wir uns doch, Persönlichkeiten in Widerspruch und Integration zu werden und zu sein und nicht Prinzipienreiter oder gar Extremisten. Prinzipienreiter oder Extremist zu sein, ist einfach. Da braucht man nicht nachzudenken. Wer Natur will, Natürlichkeit, muss sich einordnen in eine Ordnung, die er nicht selbst bestimmt. Das widerstrebt uns maximal, aber wäre wohl eine Möglichkeit?
Ludwig Wittgenstein und Baruch de Spinoza und viele andere Philosophen schufen logische Systeme, wie man sich den Kosmos, das Leben miteinander und vieles andere vorstellen kann. Systematische Philosophie wird aber wahrscheinlich dem Leben nicht gerecht. In der Regel arbeitet sie logisch fehlerfrei, nach Regeln (gedacht als Gesetze), ohne Zufall und entweder ohne gut und böse (dann meist mit nur gut) oder gut und böse im Sinne von „ich bin gut“ und "Du bist böse". Da gleicht sie den Systemen und Theorien der Wissenschaft. Unsere heutige Philosophie kennt vor allem den idealen Menschen, den es ja aber gar nicht gibt und sehr wahrscheinlich auch gar nicht geben wird. Den realen Menschen kennt die Philosophie kaum. Der reale Mensch ist mein Forschungsgebiet. Und die heutige Medizin beispielsweise erklärt dann alles für krank, was wir gerne anders hätten und für gesund, wenn es so ist, wie wir es gerne hätten (wobei das schon wieder kaum zu bestimmen ist und sich dauernd ändert).
Wissenschaftler (oder Wissenschaftsjournalisten wie Herr Rüdiger Vaas mit seinen vielen Veröffentlichungen) brüsten sich damit, dass die „abstrakte mathematische „Sprache“ bestimmte Fragen, vor allem philosophische Fragen, schlicht ausblende“ („Vom Gottesteilchen zur Weltformel...“ Lizenzausgabe 2021 für Nikol Verlag, S. 21). Ist das ein Vorteil oder nicht schlicht ein Fehler? Es kommt auf das Weltbild oder auf die Vorurteile an. Die Wissenschaftler kommen aber nicht vorbei an der Frage, wo hier Realität aufhört und Theorie anfängt oder umgekehrt. Hier handelt es sich um eine rein mathematische Sprache ohne Realitätsbezug. In der Theorie geht alles. Für uns entscheidend ist das reale Leben, die reale Materie, nicht die Theorie.
Die Philosophie ist die Grundlagenwissenschaft der Wissenschaft, aber nicht als getrennte Disziplin, sondern als das seine eigenen Ansichten Hinterfragen des Wissenschaftlers und neuerdings natürlich auch der Wissenschaftlerin. Das Nachdenken kostet uns fast nichts. Die teure Wissenschaft dagegen führt uns womöglich ins finanzielle und andere schwarze Löcher?
Die Trennung von Natur- und Geisteswissenschaft ist tödlich für die Wissenschaft, für den Menschen und für die Lebewesen auf der Erde. Jeder Naturwissenschaftler muss vor und während der Forschung seinen Geist gebraucht haben und gebrauchen. Philosophieren, nicht philosophische Ansichten lernen und lehren, nein, selber nachdenken (auch entgegen der eigenen Intuition und entgegen den eigenen Interessen, Träumen und Theorien). An diesen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern besteht ein eklatanter Mangel. Einseitige und kurzsichtige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dagegen gibt es in Hülle und Fülle.
Wissenschaft braucht zuerst den Philosophen, der die Hypothese schafft. Dann muss der Wissenschaftler die Tests, Messungen und Versuche anstellen. Die Messmethoden und Ergebnisse muss wieder der Philosoph kritisch bewerten. Er wird aber die Prüfung voreingenommen durchführen, denn er hat ja die Hypothese formuliert. Allzu oft erleben wir, dass Wissenschaftler gerne philosophieren und argumentieren. Alles ist mehrdeutig. Aber wenn es um die eigenen Ergebnisse und deren Auswirkungen geht, dann ist alles eindeutig und klar, so wie sie/er denkt. Da gibt es dann keine Mehrdeutigkeit mehr. „Ich habe Recht. Ich erzähle Euch mein Wissen.“ Objektivität ist im menschlichen Denken und Handeln allenfalls als Glücksfall möglich. Wir können es nur nicht überprüfen. Das ist jenseits unserer Grenze, unseres unsichtbaren Horizontes. Das muss sich auch in den Veröffentlichungen, Dissertationen und wissenschaftlichen Arbeiten, in den Lehrbüchern. Lexika und Bildungsangeboten entsprechend niederschlagen.
Platon geht von Sein und Schein aus, also von 2. Ich bin ich und nicht Du. Ich bin allein, getrennt und versuche nun, die Welt, die Menschen, Gott um mich herum zu erkennen, zu verstehen, mich mit ihnen zu versöhnen, irgendwie Einheit zu schaffen. Aber was ich auch denke, es bleibt immer eine Lücke, ein „missing link“ zwischen mir und Gott, mir und der Umwelt, mir und Dir. Die religiös-philosophische Entscheidung heisst: Alles ist nicht eins (mindestens 2 oder sogar mehr).
Philosophie braucht die Wissenschaft bei jeder neuen „Erkenntnis“, bei jedem neuen Resultat. Philosophie ist die Wissenschaft, die unsere neu gewonnenen Ansichten sofort erst einmal hinterfragen muss, ob wir in den menschlichen und erdlichen Möglichkeiten mit unseren Erkenntnissen denn überhaupt richtig sein können, welche Gefahren die Resultate für uns Menschen mit sich bringen …
Wissenschaftskritik können eigentlich nur Wissenschaftler selbst wirklich üben, denn sie müssen Ihr Tun und Verstehen und bei Technikern das Anwenden selbst an der Realität prüfen. Selbstkritik aber ist eine der schwersten Tätigkeiten im menschlichen Leben, denn wir sind ja im Recht, wir sind gut und wir sehen die Dinge richtig, schon vor der Selbstkritik. Die Kritik üben müssten eigentlich die Kollegen, die Philosophen, Andere, aber die liegen ja im Vergleich zu mir am ehesten falsch. Wie sollen wir da die Wahrheit finden, eine realitätsnahe Beurteilung? Sind wir nicht chancenlos?
Der Wichtigste über allen ist der selbstkritische und kritische Philosoph, der sich an der unbekannten Realität orientiert mit seinem kritischen Hinterfragen unserer Ansichten. Die schwierigste Stellung hat der Theologe. Es kann ihn eigentlich gar nicht geben und doch brauchen wir ihn. In eine Universität gehören alle Drei, weil wir erforschen wollen und müssen, was wir nicht wissen und weil wir gar nicht wissen, was wir nicht wissen. Forschen müssen wir überall, uneingeschränkt, auch dort, wo wir selbst als Wissenschaftler glauben, dass es gar nichts geben könnte, was es zu erforschen gibt. Wir können das ja nicht vorher schon wissen. Alle drei in einer Person, dem Wissenschaftler oder sollten wir ihn besser „Glaubenschaftler“ nennen? Natürlich in Einhaltung der von uns als Graubereiche entdeckten Horizonte.
Da jeder Mensch ein Bild von seiner Umwelt, von der Welt, von den umgebenden Menschen und einem Gott entwickelt und hat (auch wenn er keines hat), so gehören Philosophie und Theologie mit an die Universität. Sie entwickeln zusammen, nicht getrennt. Die getrennte Entwicklung kann fast nur zu einem falschen Bild führen. Zusammen werden wir uns aber nicht einig.
Schon der Philosoph Jan Husserl hat an der Wissenschaft Kritik geübt. Aber es hat wohl nichts genützt? Die Masse der heute auf allen Medien verbreiteten Dummheiten relativiert die wenigen bahnbrechenden Ideen, ja vielleicht sogar Erkenntnisse.
Die Frage: Eins oder nichteins ist die Grundfrage. Erst danach kommen Wissenschaft, kommen Religion, kommen Beziehungen, kommt Politik und alles Weitere. Diese Frage ist eine Glaubensfrage und egal welche Antwort ich glaube, es ist Glaube. Diese Frage kann die Wissenschaft nicht klären, auch Genies wie Stephen Hawking oder Albert Einstein und viele Andere nicht. Die wissenschaftliche Erkenntnis und geniale Erforschung des Universums von Stephen Hawking und Kollegen und ihre Schlussfolgerungen setzen die religiöse Entscheidung voraus „Alles ist eins.“
Es spricht einiges dafür, dass in der Evolution die allzu grosse Entfernung von Körper und Verstand das Problem ist. Bei den Primaten besteht das Problem noch gar nicht. Wir Menschen sind von der Evolution über optimal hinaus entwickelt worden. Wir kennen unsere Grenzen nicht. Wir kennen das Optimum nicht und wenn wir es kennten, wären wir vermutlich nicht damit zufrieden.
Wir forschen und forschen und verlieren uns immer weiter in dem, was wir für Wissen halten und in Technik, von der wir glauben, dass sie uns nur nützt. Sollten wir nicht langsam forschen, was dem Ökosystem der Erde angemessen ist und unsere Technik darauf einstellen? Allerdings hätte das Konsequenzen für uns. Auch hier wäre der Energieerhaltungssatz zu bedenken. Womöglich hätten wir gar nichts zu tun?
Wir kümmern uns, forschen, denken immer weiter Idealen nach und merken gar nicht, dass wir uns von unserer menschlichen Realität immer weiter entfernen. Müssten wir es nicht eigentlich umgekehrt tun? Was nützen uns Idealvorstellungen, wenn uns der Sinn für die Realität und uns selbst verloren geht?
Denken können wir bis zum Urknall, bis zum Higgs-Teilchen, bis zum Ursprung des Lebens. Nachdenken endet bereits in unserer analogen Nähe. Nachdenken können wir am besten über Andere, aber das bedeutet nachdenken kaum. Nachdenken bedeutet, mich selbst und meine Position oder Ansicht zu hinterfragen.
Heute haben wir eine Menge Genies, die ein Prinzip bis zur Unendlichkeit verfolgen, Astronomen, Mikrophysiker, Kraft- und Tempoprozer, Idealogen der Freiheit, der Gerechtigkeit, der Gleichheit, des eigenen Ichs etc. Realisten, Wissenschaftler, die sich an der Realität von Mensch und Umwelt orientieren, Soziologen und Politiker, die die Vielfalt und die Widersprüchlichkeit menschlichen Lebens als Grundlage nehmen, Philosophen, die nicht einfach ein Lebensprinzip bis zu Ende denken, alle diese dringend benötigten fehlen uns weitgehend. Weder Schule noch Universität spucken sie aus. Das Prinzip Hoffnung „Alles wird so, wie ich es mir erträume.“ entspricht nicht dem Leben. Wir müssen uns zurechtfinden in den Hochs und Tiefs des Lebens. Das sind die Schule und die Universität des Lebens.
Das Höhlengleichnis können wir auch gleich noch auf eine zweite Frage anwenden. Können wir die Welt einfach so benutzen (nicht nur erkennen), als wäre sie eins, als würde sie (zu) uns gehören? Viele Beobachtungen sprechen eher dagegen.
Wir müssen leben, als wenn "Naturgesetze" immer gelten (zumindest materielle), aber wir müssen auch immer offen lassen, dass Prozesse plötzlich anders verlaufen, einmal oder immer, vor allem, wenn es um Lebewesen und lebende Systeme geht. Der wissenschaftliche Glaube an die ausschliessliche Gültigkeit von Naturgesetzen ist ein Glaube, den die Naturwissenschaft nicht beweisen kann. Im uns überschaubaren (kleinen) Rahmen gelten sie vielleicht. Das haben Wissenschaftler immer wieder festgestellt und das dürfen, ja das sollten wir besser glauben, wenn wir nicht eines plötzlichen Todes durch Sturz vom Dach oder anderes sterben wollen. Die Wissenschaftler haben aber die Zukunft nicht schon in der Tasche, nicht einmal die Vergangenheit. Zukunft ist offen und nur offen denkbar. Wissenschaftler können nur daran glauben, dass sie mittels der Naturgesetze die Zukunft vorhersagen können. Unser freier Wille versucht, in die biologischen Naturregeln immer wieder einzugreifen, und schafft damit Chaos. Neben dem freien Willen gibt es ja auch noch den Zufall, der immer wieder Störfeuer in der Naturgesetzlichkeit darstellt. Glauben Sie an den Zufall? Den brauchen Sie nicht zu glauben. Den erleben Sie. Nein, glauben Sie, dass hinter dem Zufall ein Wille steht, eine Person, ein Gott oder einfach nur ein „nichts“? Was glauben Sie?
Mittels Glauben an die Naturgesetzlichkeit und der Annahme ihrer Wirksamkeit bis in alle Zeit zurück haben Wissenschaftler auf den Urknall geschlossen. Das kann man so tun und es klingt etliches sehr plausibel. Da aber die erste Entscheidung eine Glaubensentscheidung war, müssen wir auch bei der Evolution des Universums von einem Glauben, von einer Theorie sprechen. Wir können oder müssen sie glauben. Wissen haben wir jedoch nicht.
Das Zeitalter der Wissenschaftler in jetziger Form (losgelöst von Philosophie) geht vermutlich dem Ende entgegen (auch wenn die meisten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das noch gar nicht ahnen), denn der Zenit ist weit überschritten. Die Wissenschaftler und Techniker werden trotzdem weiter machen, jetzt mehr die Frauen statt der Männer. Macht das etwas besser?
Sind tote Materie und lebende Wesen mit den gleichen Methoden untersuchbar mit dem Ziel zutreffender Wissensermittlung? Gibt es da Unterschiede? Ist vielleicht ein physikalisches Grundgesetz (oder Regel?) wie die Gravitation einfach auf die biologische Welt übertragbar oder die Gesetze der Statistik oder eben doch nicht? Gilt in der belebten Welt in gleicher Weise wie in der Mathematik der Grundsatz, dass ein Rechensatz in der Umkehr genauso stimmt? Gibt es doch Unterschiede zwischen belebt und unbelebt in dieser Hinsicht? Solange wir nicht wissen, was Leben (oder auch Seele und Geist) oder Menschsein ausmacht, wissen wir doch gar nicht, welche Untersuchungsmethoden am lebenden Objekt/Subjekt angemessen sind. Alle unsere Untersuchungsergebnisse können nur vorläufig sein.
Unsere wissenschaftliche Methodik ist realitätsfern, zumindest, wenn es um lebende Objekte/Subjekte und erst Recht, wenn es um Menschen geht. Sie versucht, alles in ein Schubladensystem von Definitionen zu pressen, damit sie innerhalb der Schublade auch auf alle anderen Objekte in der Schublade schliessen kann. Leben aber heisst Widersprüchlichkeit und Vielfalt, Individualität und trotzdem Gemeinschaft der Gleichartigen, der Menschen. Die wissenschaftliche Methodik ist dieser Vielfalt und noch mehr den Widersprüchen nicht gewachsen. Auch die wissenschaftliche Methodik hat durch unser Menschsein Grenzen bekommen, die wir und die sie nicht überschreiten kann. Das will nur kein Wissenschaftler einsehen. Jeder will nur Recht haben, Männlein und Möchte-gern-Männlein, Frauen wohl weniger. Professoren und Wissenschaftler können zwar die Materie immer mehr durchdringen, aber sie überwinden nicht die Trennungslinie im Sinne eines Graubereiches am Horizont, zwischen Sein und Schein, zwischen Theorie und Praxis und auch nicht zwischen leben und tot.
Anschauungsschaft müsste offen sein für jede Methodik, für jedes Objekt und auch jedes Subjekt (z.B. Mensch) und auch für das unbekannte Subjekt und für den Gedanken, dass uns etwas unmöglich ist. Anschauungsschaft würde auch das Geheimnis des Lebens nicht ausklammern, müsste damit aber ganz neue Wege der Forschung und Erkenntnisgewinnung gehen. Anschauungsschaft könnte auch das mögliche Vorhandensein eines wie immer auch gearteten Gottes ins Kalkül ziehen und offen für solche Vorstellungen sein. Mir ist nicht bekannt, mit welchen Methoden wir einen Gott erforschen können sollten, aber zumindest offen müssten wir sein. Wenn Wissen- oder Anschauungsschaft, dann für alles, für Sein und Nichtsein und für Anderssein und nicht mit Scheuklappen. Manche Wissen- oder Anschauungsschaft geschieht ausserhalb der Wissenschaft und so manches, was in der Wissenschaft geschieht ist gar nicht wissenschaftlich.
Wir können gar nicht alles untersuchen, z.B. nicht, wie ein Leben ohne Egoismus wäre oder ohne Arbeit, vielleicht auch ein Matriarchat nicht. Es würde enden wie das Täuferreich zu Münster 1535? Sie werden dazu Informationen in Geschichtsbüchern oder verlässlichen Quellen im Internet finden (die es nach unseren Überlegungen möglicherweise gar nicht gibt). Interessieren würde mich der Ausgang solcher Versuche schon. So alt werde ich aber sicher nicht mehr.
Die Medizin, die Wissenschaft, die Technik, ja sogar der Feminismus scheinen zwar dem einzelnen Individuum zu nutzen, aber sie schaden der Menschheit an sich und der Balance der Arten von Lebewesen auf dieser Erde und beschleunigen sehr wahrscheinlich das Aussterben unserer Art. Vermutlich können wir es nicht einmal (mehr) verhindern?
Wir sind alle zutiefst religiös, selbst die ungläubigsten Wissenschaftler und Techniker. Wir glauben nur einfach an unser eigenes Denken und Tun und dass das gut ist und dass wir damit Recht haben, nicht ahnend, dass das natürlich auch anders sein könnte. Wir wissen ja nicht, was wir nicht wissen und was daher unserer Ansicht oder unserem Glauben entgegen stehen könnte.
Die Wissenschaft ist womöglich nicht die Lösung, sondern eine Methode, mit der wir unser Problem glauben, lösen zu können und es damit doch verschärfen? Wissenschaftliche Erkenntnisse und wissenschaftliche Lehre helfen nicht gegen fehlende Selbstbeherrschung, eher im Gegenteil.
Wieso ist es so selbstverständlich, dass wir auf der Erde alles erforschen und geniessen wollen? Vielleicht ist die Zukunft nach unserem Aufenthalt auf der Erde viel schöner? Wir können uns das nur nicht vorstellen. Ich auch nicht. Aber ...
Die Wissenschaft benutzen wir ja, um alles uns unterzuordnen, nicht umgekehrt. Warum benutzen wir Wissenschaft nicht seit Jahrhunderten, um uns dem Ökosystem der Erde anzupassen? Die Natur ist schon erfunden. Sie ist ursprünglich. Die können wir gar nicht erfinden, wahrscheinlich auch nicht die von uns veränderte oder verbrauchte Natur „renaturieren“. Was wir erfinden, ist nicht Natur, meist sogar gegen die Natur, das nur vielleicht an einer anderen Stelle, als wir glauben. Daher nehmen wir es nicht wahr.
Ich kann und will uns nur eine neue Sichtweise eröffnen. Die rein materielle wissenschaftliche und die rein materielle finanzielle blenden doch eine Menge aus. Beide Ansichten machen aus uns Konsumenten und Produzenten im Sinne von Maschinen. Sind Sie wirklich nicht mehr?
Wir sollten Naturgesetze vielleicht besser nur als „Naturregeln“ auffassen und bezeichnen. Gesetze schaffen einen Absolutheitsanspruch, den wir nicht überprüfen können, selbst wenn sie milliardenfach gegolten haben. Zumindest Leben ist widersprüchlich und straft damit alle „Naturgesetze“ Hohn. Leben spielt sich ab in und mit Regeln und Regellosigkeit (Freiheit und Zufall), im Schein und im Sein. Leben ist relativ, ist widersprüchlich. Die Naturregeln gelten sehr häufig und wir sollten erst einmal von deren Geltung ausgehen. Im zweiten Satz müssen wir uns aber damit beschäftigen, dass für diese Regeln auch Ausnahmen gelten, die entsprechend der Gausskurve gar keine Ausnahmen sind, die wir aber anders zu verstehen und anders zu behandeln haben.
Herr Werner Heisenberg stellte die nach ihm benannte Unschärfetheorie auf, die in der Welt der Atome und derer Teile funktioniert, im Mikrokosmos. Stark vereinfacht gesagt, kann man ein Teilchen nicht beobachten, ohne seinen Ort und/oder seine Geschwindigkeit zu verändern. Damit hat man durch die Beobachtung die Eigenschaften des Teilchens verändert. Der Beobachter kann einem Teilchen nicht ohne Einfluss auf das Teilchen zuschauen.
In ähnlicher Weise kann man für den Makrokosmos Regeln aufstellen, vor allem für den lebenden Teil:
Vor 500 Jahren zogen unsere männlichen Ahnen in die Welt hinaus, um die Welt zu erkunden. Fortan war aber dieser Teil der Welt nicht mehr der, der er vorher war. Die Folgen beschäftigen uns noch heute.
Wird ein Kind in eine Familie adoptiert, ändert sich die Architektur der Familie. Wollen ein paar Menschen eine Sehenswürdigkeit sehen, ist das kein Problem. Überschreitet die Zahl derer ein gewisses, vorher meist unbekanntes Limit, dann wird die Sehenswürdigkeit oft so verändert, dass sie keine mehr ist, sondern zur Massenware wird, was sie aber möglicherweise gar nicht sein kann. Es kommt auf die Relationen an. Denken Sie mal an den höchsten Berg der Erde, den Mt. Everest. Wenn Sie einen „Geheimtipp“ öffentlich bekannt machen, ist er kein Geheimtipp mehr. Also keine Veröffentlichung bitte!
Leben auf diesem Globus die verschiedenen Arten in einer relativ konstanten Verteilung zu einander, herrscht nicht unbedingt Frieden, aber es gibt eine langfristige gemeinsame Zukunft. Beginnt eine Spezies durch plötzlichen Gewinn von Mitteln, sich über alle anderen Arten hinaus zu entwickeln, zu vermehren und zu herrschen, gerät das Gleichgewicht aus dem Gefüge und die gemeinsame Zukunft wird fragwürdig. Für alle ausgestorbenen Arten ist sie schon dahin. Wir wollen die Welt verändern, aber dann soll sie doch zugleich so bleiben, wie wir sie liebten. Ja, was denn nun? Das Geld oder die Ware. Beides zugleich ist Märchen, nicht Realität.
Auch der Makrokosmos ist sehr relativ, nur auf andere Weise, als der Mikrokosmos.
Der Mensch ist immer relativ, in Bezogenheit zur Umgebung, nur gegenüber sich selbst nicht. Für uns selbst sind wir absolut. Wir haben nur ein Leben. Wenn der Mensch sich aber absolut macht (vor allem eine männliche Handlungsweise), dann wird er unmenschlich, damit aber leider nicht automatisch göttlich (was ja eine Möglichkeit wäre und früher haben die Herrscher sich deshalb als Gottheiten verehren lassen. Heute tun es die Nachfolger nicht viel anders. Sie benutzen nur andere Ausdrücke dafür.). Deshalb Männer, meidet den Wahrheitsanspruch. Wer selbst den Anspruch stellt, die Wahrheit auf seiner Seite zu haben, sie zu vertreten, im Recht zu sein, der liegt meistens falsch, auch wenn er Kaiser, Sultan, Revolutionsführer, Wirtschaftskapitän oder Religionsführer ist.
Wenn wir realistischer werden wollen, dann müssen wir kritischer werden und vor allem selbstkritischer werden, Wissenschaftler, Politiker, Führer. Gutes wollen alle, aber die Realität? Letztere entscheidet über richtig und falsch oder eher der Realität angemessener oder unangemessener.
Philosophie muss man nicht studieren, sondern man muss sie selbst betreiben. Wissen ist nicht nur nutzlos. „Wissen“ gibt es gar nicht und Anschauungen sind es meist nicht wert, dass man seine ganze Freizeit und Kraft darauf verwendet, sie zu bekommen. Wichtiger ist, alles kritisch zu prüfen, im Nachdenken und im eigenen (analogen) Leben.
Wir neigen dazu, mehr oder weniger Ideologen zu sein, unsere Erkenntnisse für die Wahrheit, für richtig anzusehen und im Falle der Differenz lieber die Realität zu negieren und damit den Mitmenschen zu negieren. Das tun Religiöse, Wissenschaftler, Politiker, Wirtschaftsfachleute, Männer, Frauen, …
Der nachchristliche Idealismus christlicher Werte benutzt wahrscheinlich die falsche Anschauung, die falschen Begrifflichkeiten, …, geht davon aus, dass mit der Namensgebung der Besitz, die Realität ausgedrückt werde. Leider ist das alles nur eine Luftnummer, eine Theorie. Der Osten wird in diesem Jahrhundert den Westen (oder wohl eher die (Weissen) lehren, was die Realität ist, entgegen der Theorie.
Ideologen, Populisten, … sind die Anderen. Ich bin ja auch "immer" alleine. Das stimmt sogar. Abgetrennt als Ich gegenüber von Dir und der Umwelt und allenfalls einem Gott oder allgemeinen Sein, bin ich allein. Das ist menschlich. Deshalb muss ich mich verteidigen, einer gegen alle. Einer gegen alle heiligt die Mittel, egal welche, dann sogar für alle, die sich allein fühlen.
Die Realität ist wohl eher, dass beides gilt und zwar zugleich: Alles ist eins und alles ist zwei. Das ähnelt der Teilchenphysik von Welle und Korpuskel zugleich. Wir können das gar nicht trennen, nur von unterschiedlichen Seiten betrachten. Werner Heisenbergs Unschärfetheorie. Sie gilt ganz besonders auch für den und uns Menschen.
Philosophieren heisst nicht fantasieren, sondern nahe an der körperlich-analogen Realität bleiben.
Es geht nicht ohne Wissenschaft. Sie ist sogar ein grosser Segen für uns. Wir dürfen nur nicht glauben, dass sie „Wissen“ schafft. Sie schafft Anschauung und diese Anschauung ist ein bunter Mix aus realistisch und unrealistisch, aus stimmt und stimmt nicht, aus Wissen und Unwissen. Dann greifen wir aus den Säckeln einen Zettel heraus mit einer Notiz, aber auf der Rückseite steht nicht „stimmt“ oder „stimmt nicht“, sondern die Rückseite ist leer. Es gibt keinen Massstab für richtig und falsch.
Wissenschaft ist ja nicht an sich falsch. Wir sollten sie „Anschauungsschaft“ oder „Ansichtenschaft“ oder „Glaubenschaft“ nennen und auch als solche betreiben. Wenn wir schon wüssten, bräuchten wir ja nicht zu forschen und mit uns wird die Wissenschaft auch nicht zu Ende sein. Auch die uns nachfolgenden Generationen werden wieder neue Ansichten entwickeln, die unseren mehr oder weniger entgegen laufen. Wann wir wirklich wissen, wissen wir ja nicht, denn wir betreiben Anschauungsschaft ja nicht als Puzzle (wo wir die Richtigkeit an der Vorlage überprüfen können und selbst da ist es noch nicht einmal sicher, je nach Deutlichkeit des Originals und unserer Interpretation, denn wir hätten ja wieder nur eine Interpretation der Vorlage in unserem Hirn, nicht die Vorlage selbst), sondern in einer unbekannten und von uns getrennten Realität, einem Geheimnis, in der wir leben, aber von der unser Ich getrennt ist.
Religion, Weltanschauung, Wissenschaft, selbst unser einfaches Leben, sind wie ein Puzzlespiel ohne Bildvorlage, also ein „Geheimnis“. Wir schaffen uns im Hirn ein Bild aus Träumen und Theorien. Wie nahe die Träume und Theorien an der Wirklichkeit sind, weiss kein Mensch. Unsere heutigen Träume und Theorien funktionieren mehr oder weniger gut. Die Ideale funktionieren nur in unserem Hirn, in der realen Welt oft nur zu weniger als 50 %. Wir lieben unser Bild von der Welt, egal wie richtig oder falsch es ist. Wir haben ja Recht und unsere Träume und Theorien sind in aller Regel schöner als die Realität. Deshalb stirbt unsere Hoffnung zuletzt, was mir vor allem Frauen immer wieder berichteten.
Unsere Puzzlevorlage ist: So wie ich die Welt sehe, so ist es richtig und gut. Ich habe Recht! Das kann sogar ganze Völker und Kulturen betreffen. Noch häufiger trifft es Teile von Völkern, die sich dann in Parteien oder ähnlichen Strukturen organisieren und dann gegeneinander kalt oder/und heiß bekämpfen. Natürlich haben wir Recht, natürlich ist unsere Weltanschauung richtig! Schon ab unserem Trotzalter, dem 3. Lebensjahr.
Die heutige Wissenschaft ist nicht an sich falsch. Durch ihre angewandte Forschungsmethodik hat sie sich nur sehr einseitig entwickelt. Das führt zu sehr einseitigen Ergebnissen und Schlussfolgerungen. Messen und statistische Auswertung bringen zwar Ergebnisse, können aber nicht ohne Realitätsverlust einfach auf Einzelfälle übertragen werden, vor Allem am Lebenden nicht. An der Materie dürfte die Differenz kleiner sein und es merkt ja sowieso keiner. Ausser Messen und Statistik gibt es andere Wahrnehmungen und wahrscheinlich auch Nichtwahrnehmungen, Dinge von denen ich nicht weiss. Deshalb ist die Wissenschaft auf Philosophie und gar Theologie angewiesen, wenn sie Realität in ihrer Fülle wahrnehmen und beschreiben will und unser Leben immer angepasster machen will. Den Primat könnte nur eine Einheit aus den Dreien haben und die Politik käme erst danach, das Volk (wir) zum Schluss.
Wissenschaft ist ja nicht an sich schlecht, böse oder sonst etwas. Wissenschaft in wissenschaftlichen Grenzen könnte uns wahrscheinlich sehr viel nützen. Aber wir Menschen kennen unsere Grenzen im Nebel nicht.
Das Weltbild der derzeitigen Wissenschaft ist unbewusst falsch und doch richtig gewählt worden, denn sie erforscht alles unter Ausschluss transzendenter Themen, also Themen wie unserer menschlichen Begrenzungen (Horizonte), des Lebens und eines möglichen allgemeinen Seins und/oder eines möglichen Gottes. Wissenschaft kann nur immanent forschen, in und mit den auf unserer Erde und in unserer Welt möglichen Methoden. Wenn wir Wissenschaft betreiben wollen, müssen wir keinen Gott glauben, aber wir müssen ihn für möglich halten und mit denken. Sonst schränken wir unseren Gesichtskreis unwissenschaftlich von vorne herein ein. Medizin erforscht Aufbau und Funktion, aber Leben? Das klammern wir in der Wissenschaft bewusst aus (obwohl die ETH Zürich 2022 4 Professuren geschaffen hat zur Erforschung des Ursprunges des Lebens. Aber eben des Ursprunges des Lebens. Damit können diese vier Wissenschaftler ja nur in der Theorie bleiben und damit ist ihnen das Ziel der Aufgabenstellung bereits verwehrt.). Dafür gibt es gute Gründe, aber wir müssen uns das klar machen. Dann erforschen wir die Welt mit einer Lücke an einer der wichtigsten Stellen. Das kann gar kein komplettes stimmiges und doch realitätsnahes Weltbild ergeben. Da gehören Philosophie und Religion an den Universitäten dazu. (Da liegt der französische Laizismus schlichtweg weit entfernt von der Realität.)
Können wir auf Wissenschaft verzichten? Müssen, wollen wir? Das kommt darauf an, was wir wollen. So weiter, dann ja. Anpassen an die Natur? Auf einen eventuell vorhandenen Gott achten? Welchen? Unsere limits anpassen? Welche?
Moralphilosophie ist heute modern. Typisch Mann. Ich denke nach und sage den Anderen, was Moral ist und wie sie sich zu verhalten haben. Inzwischen sind die Frauen eifriger dabei und haben die Männer schon weit überholt. Lassen Sie uns gemeinsam nachdenken und selbst zu Schlussfolgerungen kommen, die wir dann auch selbst einhalten.
Beschäftigen Sie sich nicht mit der Philosophie Anderer. Dafür ist Ihre Zeit zu schade. Ihre eigene Philosophie, Ihre eigene Sichtweise vom Menschen und der Welt zählt. Die meisten Sichtweisen früherer Philosophen sind längst überholt und lästiges „Wissen“, nämlich nur überholte Anschauung von Anderen. Sie leben nämlich Ihre eigene Philosophie, Ihren eigenen Sinn oder Unsinn, Ihre eigene Beziehung oder Beziehungslosigkeit. Das zählt für Sie und Ihre nächste Umgebung.
Philosophien, die das Leben oder die Welt auf ein Prinzip zurückführen möchten, gehen höchstwahrscheinlich am Leben vorbei. Erstens ist Leben nicht Prinzip, sondern Realität. Zweitens ist Leben so vielfältig, so divers, dass nicht ein Prinzip (selbst wenn es das Gute wäre) und auch nicht zwei Prinzipien (z.B. „gut und/oder böse“) es beschreiben oder erklären würden, sondern es bräuchte viele, sehr viele.
Wir denken die Entwicklung der Menschheit als zielgerichtete Linie, mindestens linear, wenn nicht sogar logarithmisch oder sogar exponentiell ansteigend, Verbesserung. Dass mindestens die Gausskurve viel realitätsnäher ist, ist uns sehr schwer begreiflich, aber sehr nachdenkenswert. Alles auf die Gausskurve reduzieren zu wollen, würde uns aber dem Leben nicht näher bringen. Deshalb die Beulen in der Gausskurve. Leben lässt sich nur vielfältig verstehen und beschreiben. Damit sind wir wieder so schlau wie vorher. Vielleicht ist unsere Birne einfach nicht fähig genug, die Vieldimensionalität von „Leben“ zu begreifen?
Je weiter wir uns von der Diversität durch Zusammenfassung oder durch Studienbildung, durch Schubladen bauen, durch Bildung von Träumen und Theorien etc. entfernen, desto unwissenschaftlicher werden wir, denn die Wissenschaft kann sich nur an der Realität orientieren.
Vielleicht geht die Entwicklung menschlichen Lebens tatsächlich in Kreisläufen oder besser Spiralen, wie das in manchen Kulturen so gedacht wird? Natürlich dachten alle, wahrscheinlich auch die im Osten, dass die Spiralen eine Richtung hätten, nämlich die nach oben, die zum Besseren, denn wir, die Menschen, machen ja alles besser, ja, machen alles gut, schon mindestens 3000 Jahre lang. Dann muss es ja besser werden. Aber schon die Menschen im Osten viele Generationen vor uns, glaubten, dass es „gut und böse“ gibt und die grossen (oft kleine und uns völlig unbekannte Menschen) Denker und Philosophen und Religionsführer lehrten daher, wie man sich aktiv und bewusst zum „Guten“ halten muss, um dem „Bösen“ zu entgehen, es zu meiden und sich nicht von ihm infizieren zu lassen. Ob es damals schon einen so ausgeprägten Kampf gegen alles Böse gab, wie wir ihn heute in der weissen Welt kennen, kann ich nicht beurteilen. Wir müssen aber doch wohl anerkennen, dass gerade unser Kampf gegen das Böse die Spirale nach unten immer weiter anheizt. „Nur der Bösere besiegt den Bösen.“ Die in meinen Augen einzige Lösung für dieses zum Menschsein unlösbar gehörende Problem las ich im Neuen Testament der Christen, der Bibel. Es ist nur so völlig gegen unsere Wünsche, Träume und Theorien. Wir wollen kämpfen und selbst das Böse besiegen. Jesus hat sich statt dessen einfach in vollem Bewusstsein und mit eigenem Willen ans Kreuz nageln lassen. Das geht uns Menschen völlig gegen den Strich, völlig gegen die eigene Intuition, selbst den meisten Christen. Sie sind halt auch Menschen wie Sie und ich.
Wenn, dann gibt es nicht die reine Vernunft, sondern die reine Unvernunft entgegen der reinen Vernunft bei Immanuel Kant.
Wenn es eine Objektivität gibt (und es wird sie sicherlich geben), dann gehört sie in die Dimensionen, zu denen wir Menschen keinen Zugang haben, dann ist sie jenseits des Graubereiches, den wir nicht passieren können. Trotzdem leben wir sogar in der Objektivität, ohne dass wir sie erfassen, folglich auch ohne dass wir etwas über sie wissen oder sagen können. Das menschliche Hirn scheint auch mit allen Hilfsmitteln keinen Zugang zur Objektivität, zu den Dimensionen der Objektivität finden zu können.
Immanuel Kants „reine Vernunft“, der absolute Verstand, das reine Denken, die ideale Idee, hat nicht viel mit dem realen Menschen zu tun, hat wahrscheinlich nicht einmal mit dem realen Gott etwas zu tun. Im Gegensatz der Träume der Frauen, die oft noch etwas Beziehungshaftes ausleben, ist Herrn Kants „reine Vernunft“ eine reine Idee, reine Fiktion. Man kann sie interessehalber lesen, aber man kann und darf sie nicht ins reale Leben transferieren. Das gilt natürlich auch für alle aus seiner reinen Idee abgeleiteten Philosophien und Lebensweisen.
Philosophen sind Menschen, die ganz real im Leben stehen und über unser reales Leben nachdenken. Die theoretischen Philosophen gehören da nicht dazu. Es gehört allerdings viel Kenntnis und Erfahrung dazu, zwischen beiden zu unterscheiden, sowohl wenn es uns selbst betrifft als auch wenn es Andere betrifft. Und es kann auch sein, dass wir mal philosophieren und mal theoretisieren (die Anderen natürlich auch) und gar nicht beurteilen können, was wir jetzt gerade tun.
Ein Philosoph kann sagen: In meinem Weltbild gibt es keinen Gott, aber er kann nicht sagen, dass es keinen Gott gibt. Ein Wissenschaftler kann überhaupt nur sagen: In meinem Weltbild gibt es das und das andere nicht. Wie es wirklich ist, in der Realität, weiss er nicht. Es stellt sich die Frage, ob das Passen in ein theoretisches mathematisches oder in ein theoretisches physikalisches System der Beweis für die Realitätsnähe der Ansicht ist.
Philosophie ist ein Glaube und Glaube ist eine Philosophie und trotzdem ist Glaube und Philosophie nicht deckungsgleich. Die Aussage des Philosophen, Herrn Peter Sloterdijk (Und da steht er nicht allein. Da könnten wir noch viele nennen): „Gott ist schon lange tot“ ist eben auch nur ein Glaube. Woher will er das denn wissen? Er hält seinen Glauben für Wissen. Ist das philosophisch schlüssig? Natürlich kann er das glauben, aber Andere können Anderes glauben. Natürlich muss ein Philosoph wie er die Theologie nicht verstehen und nicht erklären können, aber da muss man sich fragen, ob er da nicht einfach zu früh aufgehört hat, weiter zu fragen. Unsere Philosophie ist krank. Das kann die Medizin gar nicht alles wieder heilen.
Das, was wir uns nicht denken oder nicht denken können, gibt es für uns nicht. Heisst das, dass es das tatsächlich nicht gibt? Ändert sich die Welt, wenn sich unser Denken ändert? Ja und nein. Wir denken uns die Welt entgeistert. Also gibt es auch keine Geister mehr. Tatsächlich? Ist das so einfach? Woher wissen Sie, dass das so stimmt?
Philosophen können keine Aussage zu Gott machen, weder ihn beweisen noch das Gegenteil, sonst haben sie bewiesen, dass sie ihr Handwerk nicht verstehen. Zu dieser Frage müssten wir ihre Brüder (und Schwestern), die Theologen befragen. Dort treten wir durch die Tür ein, finden eine ganze Gruppe von Männern und Frauen in stiller Meditation. Die Sprache haben sie schon ganz verlernt, weil es nichts zu reden gibt. In einer anderen Ecke sitzen viele, die laut durcheinanderbrüllen und alle ihre „Wahrheit“ als „Wahrheit“ kundtun. Man versteht nur nichts und es ist auch nicht sicher, ob es sinnvoll ist, von ihnen etwas zu verstehen, denn was könnten die realistisches zu sagen haben? Was sie uns auch erzählen, ist Glaubensphilosophie. So wie ich mit Ihnen über Gott nachdenke und ja nichts verlässliches sagen kann. Wenn schon die Wissenschaftler nichts wissen, wie viel weniger all die „Gläubigen“, die ja nun auch noch lauter unsichtbare Dinge glauben?
Ob wir mit Gott zu tun haben wollen oder nicht? Vermutlich stellt sich die Frage gar nicht in dieser Weise, weil wir gar keine Fluchtmöglichkeiten haben. Ich denke mir keinen Gott, dann gibt es auch keinen, ist da womöglich sehr einfältig? Wenn es ihn aber gibt, dann ist er womöglich Gott und unausweichlich unser Gegenüber? Herr Martin Suter, Schweizer Schriftsteller, 8/2022 macht es sich da womöglich zu einfach? „Ein Gott, der so etwas zulässt, mit dem will ich nichts zu tun haben“ Martin Suter (NZZ 17.8.2022). Sein Leben ist geschenkt. Sein Sein ist gesetzt. Ob Ansprüche unsererseits im Leben inbegriffen sind? Inzwischen fürchte ich, eher nein. Das ist nur unsere Täuschung.
Welche Erkenntnismittel sind denn in der Theologie angemessen zur Erkenntnis der Realität? Wenn wir über absolutes Wissen, über Objektivität reden, geht es uns dann nicht wie den Theologen? Nichts als Geheimnis. Menschlicher Zugang? Fehlanzeige! Es gibt aber offenbar Interferenzen zwischen unserer wahrnehmbaren, sichtbaren und messbaren Welt und anderen Dimensionen, vielleicht anderen Welten?
Die vielen Definitionen, die vielen Festlegungen mit Zahlen, die vielen definitorischen Grenzziehungen sind alle aus dem Glauben heraus geboren, damit bekomme man diese Dinge besser in den Griff, könne Besitz von ihnen ergreifen, könne nun sagen, was ist. Da wir einen Graubereich nicht definitiv in Zahlen angeben können, fast jede Grenze aber ein Graubereich ist, stimmen absolute Zahlen selten. Relative Zahlen stimmen zwar oft nicht besser, aber Relationen können wir oft besser an ihnen ablesen und zumindest damit Entscheidungshilfen erarbeiten, die wir ja alle im Leben, bei der Arbeit und natürlich auch in der Wissenschaft brauchen. Wir können leben ja nur auf einer gewissen Interpretationsgrundlage für uns und unsere Umwelt. Sonst geht leben nicht.
Das Recht-haben-Wollen wächst auf unserer Erde exponentiell schneller als das Wissen. Bisher ist mir ein Gausskurven-Verlauf noch nicht sicher erkennbar. Vielleicht doch, inzwischen wohl schon, weil langsam die darin steckende Dummheit erkennbar wird.
Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Religion sind wunderbare Betätigungsfelder für Rechthaber. Auch die Strasse und der Stammtisch sind wunderbare Orte für Rechthaber. Rechthaber sind aber leider auch maximal intolerant. Toleranz wird (von den Anderen) gefordert, denn selbstverständlich sind wir ja selbst tolerant. Das Dumme ist nur, dass Rechthaber ja Recht haben und daher dem Gegenüber mit seiner Ansicht nicht tolerant sein können, denn der Gegenüber ist ja dann offenbar im Unrecht.
Wir sind so clever, den Ast abzusägen, auf dem wir sitzen, nicht wissend, was unten ist, vielleicht die Löwengrube? Gratuliere.
Das Dumme an uns Menschen ist wohl doch, dass wir das wollen, was wir nicht haben und sogar oft das, was wir gar nicht haben können. Frauen haben immer noch einen Wunsch mehr und Männer finden immer einen Weg. Das wäre doch gelacht. Dazu haben wir ja Muskelkraft, Waffen, Grips im Kopf. Wir Männer finden immer einen Weg. Da wird das Unzählbare zählbar gemacht. Dann haben wir doch Zahlen, wie das in der Wissenschaft so notwendig ist. Und Zahlen sind schliesslich objektiv. Wir Männer haben also Gefühl scaliert, Zahlen an die Scala angebracht und nun werden die erhaltenen Zahlen als objektiv angesehen, in Gutachten, in Studien, in Gesetzen, in Gerichtsverfahren als objektiv angesehen und Leben und Lebensqualität damit gerichtet. Da es keinen Ankläger von der anderen Seite gibt, geht das auch alles problem- und kritiklos durch. Wir müssen nur aufpassen, dass nicht wir die Leidtragenden sind. Das sind doch besser die Anderen, oder? Davon gibt es leider genug.
Egal, ob eine unpersönliche Evolution, das allgemeine Sein und/oder ein persönlicher Gott etwas schafft, schaffen sie damit Begrenzungen, Begrenzungen des Seins, z.B. dass ich Einer bin, in den Grenzen meiner Möglichkeiten, in den Grenzen meiner Entwicklung, in den Grenzen meiner Umwelt. Jeder und jede Andere neben mir ist das auch wieder für mich, eine Begrenzung. So habe ich meine Möglichkeiten und meine Begrenzungen und jede und jeder Andere neben mir auch. Unsere Grenzen und Möglichkeiten müssen wir so gut als möglich erkennen und beachten in unserem Tun. Damit ist unser Leben genug ausgefüllt. Wer die Grenzen und Möglichkeiten nicht beachtet, wird Probleme mit der Umwelt, Unfrieden, Krieg haben, vielleicht nicht unbedingt selbst, vielleicht auch erst die Nachfahren und Erben. Das ist nicht viel anders als das Einhalten einer Höchstgeschwindigkeit in der Kurve mit einem Auto, um nicht aus der Kurve getragen zu werden und fernab der Strasse in demoliertem Zustand zu landen, vielleicht sogar tot?
Wir Menschen sind doch völlig wirr im Kopf. Wir sehnen uns danach, immer natürlicher, immer ökologischer zu leben und doch glauben wir an die Wissenschaft und Technik, die uns immer Neues bringen, Innovation, was soviel bedeutet, wie menschliche Schöpfung und eben nicht von der Natur geschaffen. Innovation ist das Zauberwort. Innovation liegt vor uns. Natürlichkeit und Ökologie liegen hinter uns. Das war einmal. Was treibt uns dazu an, uns nach Natürlichkeit und ökologischem Gleichgewicht zu sehnen, aber permanent das Gegenteil zu predigen und zu tun? Motorisierung, Digitalisierung, Parallelräume, die es gar nicht gibt … All das hat doch nichts mit Natur zu tun? Warum drehen wir dann nicht einfach um? Abends nach Feierabend zuhause werden Natur und Ökologie beschworen, tagsüber wird mit Innovation das Geld verdient. Ein und die gleiche Person, jetzt sogar auch die Frauen. Irgendetwas treibt uns doch und das wird sicher nicht die personlose Evolution sein? Das kann ich schwer glauben.
Nicht: Die nach uns kommen, werden auf unserem Wissen aufbauen oder auch auf unserem Geld. Nein, sie werden unsere Ansichten korrigieren und unsere Fehler ausbaden und doch werden sie auch auf unseren Ansichten aufbauen.
„Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!“ Sie kennen diese Beschreibung. Das ist unsere Idee und meist für die Anderen. Wenn sie nicht für die Anderen gilt, dann muss die Politik für die Ausführung sorgen und da niemand finanziell für so etwas aufkommen will, müssen unsere Nachkommen für die Finanzierung aufkommen, denn wir wollen dafür nicht bezahlen. Der deutsche Idealismus hat geirrt und die Schweizer hätten ihn besser gar nicht übernommen. Nun werden sie ihn nicht wieder los. Die 68er haben den deutschen Idealismus hoffnungslos konterkariert. Wir geben vor, die Ideale hochzuhalten. Seit den 68ern ist aber unser Egoismus unser Ideal. Wir haben unsere Welt verändert, wollen es aber nicht wahrhaben. Wir halten unsere Ideale schon selbst nicht ein, fordern es aber von allen Anderen. Die sehen uns aber von der anderen Seite und von dort sieht man offenbar unsere unsinnigen Ansichten (von russischer, von chinesischer, von islamischer, von arabischer oder palestinensischer Seite). Nur wir von unserer Seite sehen sie nicht.
Der deutsche Idealismus gab sich gar keine Mühe, realitätsnah zu sein. Er baute Ideale auf vom Christentum entlehnte Vorstellungen auf. „Mensch, werde so und so, dann bist Du Mensch, dann bist Du gut.“ Da ich ja sowieso schon richtig und gut bin, mussten nur die Anderen zum Gutsein gezwungen werden, per Gesetz, per Krieg, per Sanktion, … Wieder, da das Ideal moralisch gut ist, sind alle Mittel zum Erreichen des Ideals geheiligt.
Im Denken und Nachdenken können wir uns so wunderbar aus der Realität lösen, Männer in ihren Theorien, Frauen in ihren Träumen. Aber dann sind wir natürlich auch wirklich nicht in der Realität und der Realitätsbezug muss mühsam hergestellt werden. Ist das nicht das Problem der meisten Philosophen und neuerdings auch Philosophinnen, wobei letztere wahrscheinlich doch eher der Realität näher bleiben dürften und dafür weniger theoretisieren, aber leider mehr träumen? Sokrates hat wohl bisher kaum Einer verstanden, selbst die meisten Philosophen nicht. Hilfe wird wohl nur von aussen kommen und da kommt ausser Gott wohl kaum etwas oder Jemand in Frage? Die Natur und Evolution haben uns ja gerade so gemacht, wie wir sind. Sie werden uns kaum helfen oder ändern.
Wenn Herr oder Frau Wissenschaftler glauben, Gott nicht gefunden zu haben und das lauthals verkünden, wie es der russische Astronaut Juri Gagarin und der theoretische Physiker Steven Hawkin getan haben, dann müssen wir sie fragen, wie wissenschaftlich sie denn vorgegangen sind. Am Anfang solch einer Forschung stünde ja die Hypothese. Die müsste schon positiv formuliert sein, müsste also zunächst definieren: Was für einen Gott stellen wir uns denn vor? Wie könnte er existieren? Wir müssten eine Vorstellung haben, nach was wir suchen, wenn wir Gott suchen. Ich habe nichts gefunden. Ich habe gar keine Vorstellung davon gehabt, was ich suchen hätte wollen oder können, was ich gar nicht gesucht habe und dann das Ergebnis dieses Vorgehens als Beweis für irgendetwas zu nehmen? Ist das wissenschaftlich? Das ist doch höchst unwissenschaftlich, höchst unprofessionell. Wenn die Beiden sich auch sonst in der Welt recht zurecht gefunden haben, Juri Gagarin im realen erdnahen Weltraum, Steven Hawkin in seinen Theorien vom Weltraum, die Frage nach Gott haben beide höchst unwissenschaftlich beantwortet, obwohl zumindest Steven Hawkin sicher ein Genie war.
Nicht nur in der Medizin, sondern in vielen anderen Bereichen auch, können wir mehr und erst recht wollen wir mehr, als wir bezahlen können oder uns leisten können. Die Kunst ist, dass rechte Maass zu finden. In den Ländern der Weissen sind wir so dekadent, dass wir das rechte Maass schon lange nicht mehr finden. Deshalb übersteigen die Kosten die oder das Vermögen. Die Anderen haben sich von den Weissen anstecken lassen. Nun sind auch sie blind für das rechte Mass.
Auch in der Wissenschaft müssen wir uns alle Möglichkeiten denken: Die mit einem persönlichen Gott, die mit einem allgemeinen Sein und die mit einer unpersönlichen Evolution und sogar die Möglichkeiten, von denen wir gar nicht wissen. Wir müssen alle Möglichkeiten bedenken, die davon ausgehen, dass wir Menschen nur gut sind, wie wir das seit dem zweiten Weltkrieg jetzt für unsere Generationen so dachten, aber auch, dass wir Menschen gut und böse zugleich sind und sogar, dass wir nur böse sind. Wir müssen bedenken, dass wir bei jeder wissenschaftlichen These richtig, teilweise richtig oder/und falsch liegen können, ja dass wir Fehler machen können, auch solche, von denen wir nicht wissen oder an die wir nicht denken, z.B. den Zufall. Wir müssen als Wissenschaftler auch an unsere Grenzen denken. Ja, wir müssen überhaupt erst einmal denken, dass wir Grenzen haben, Horizonte. Was ist jenseits unserer Horizonte? Wir werden es wohl nicht wissen und womöglich auch nicht wissen können? Johann Wolfgang von Goethe hat da ja schon mal tief nachgedacht und uns Ergebnisse seines Nachdenkens hinterlassen. Sonst betreiben wir schnell Träumerei, Theoriensalat und/oder Interessenwissenschaft. Wissenschaft muss auch das Unsichtbare, das nicht Messbare, das Undenkbare mit als solches einschliessen, sonst ist die Methodik der Wissenschaft nicht allumfassend genug, um wirklich „Wissen“ zu schaffen. Wissenschaft muss auch das eigene Falschliegen, das eigene Falschdenken, die eigene Unwissenschaftlichkeit mit denken. Sonst ist sie keine Wissenschaft. Bloss nicht nachdenken, sonst bekämen wir als Wissenschaftler womöglich heraus, dass wir gar keine Wissenschaft betreiben? Das wäre ja dumm.
Früher stank es in den Dörfern und Städten nach Urin, Jauche, Scheisse und menschlichen und tierischen Ausdünstungen. Es muss furchtbar gewesen sein. Heute dagegen stinkt es vor allem nach Eigenlob in der Wissenschaft, Wirtschaft, Werbung und Politik. Rücksichtsvolle und angemessene Selbst- und Fremdeinschätzung? Wahrscheinlich sind wir dazu einfach gar nicht in der Lage?
Der amerikanische Schriftsteller Henry David Thoreau studierte die Natur, um sich herum mit allen Sinnen und Messmethoden. Er eiferte A. von Humboldt nach. Aber lassen Sie uns immer Beides bedenken, unser mit und in der Natur Sein und zu ihr zu gehören und und unser ihr gegenüber gestellt Sein, also unser nicht zu ihr Gehören. Ob wir etwas als „gut“ oder „schlecht“ beurteilen können, muss sich schon zumindest an Beidem orientieren, wenn nicht eher auch noch an der dritten grossen Unbekannten zusätzlich, an der Zukunft. Wir kennen sie nur gar nicht.
Früher musste ein Heerführer daran denken, dass er mit seinem Heer zwar fortziehen und kämpfen konnte, aber wer Zuhause unbeaufsichtigt und unbewaffnet liess, der lief Gefahr, dass der Gegner oder ein anderer Gegner dort einfiel. In China gehört dieses Wissen zu den Strategemen. Heute ziehen unsere Forscherheere (inzwischen sogar auch noch die Frauen) in alle Welt und Winde hinaus mit ihren Sinnen, vergessen aber das Kinderkriegen und mit ihnen zuhause leben und wundern sich, wenn zuhause die Immigranten einfallen und das Land übernehmen. Das ist pure Dummheit, inzwischen auch weibliche, nichts weiter. Die Chinesen kennen diesen Strategiefehler schon seit Jahrtausenden.
Wir leben und fühlen und haben damit Ansichten. Dann hören wir Studienresultate, die zu ganz anderen Ansichten führen. Frauen sind da sehr rigoros und glauben ihrem Körpergefühl. Männer neigen eher dazu, Studienergebnisse zu glauben, aber gegen ihr abwehrendes Gefühl kommen viele auch nicht an. Aber wer hat Recht? Woran wollen wir das messen? Noch problematischer wird das mit KI werden. Wenn KI Resultate bringt, die wir nicht nachvollziehen können oder die sogar unseren Ansichten widersprechen? Wem wollen wir glauben? Sollten wir nicht viel vorsichtiger entwickeln, so wie Frauen es eigentlich täten, wenn sie wie Frauen in diese Positionen kämen? Aber Möchte-gern-Männer kommen natürlich als Männer-Konkurrent oder Männer-Ersatz und tun das Gleiche wie die Männer, aber müssen die auch noch überholen und toppen. Wir müssten auch unsere Ziele ändern. Nicht technikaffin, sondern menschenaffin, affin zum Menschen analog, mit unserem vergänglichen Körper, real mit gut und böse.
Ohne die Wissenschaft hat die Menschheit 100000 Jahre auf der Erde gelebt. Mit Wissenschaft ist das weitere Überleben der Menschheit sehr fraglich geworden. Muss uns und Wissenschaftlern das nicht viel nachzudenken geben?
Ich habe nun festgestellt im Laufe meines Lebens, dass sehr vieles, was wir als richtig und festgefügt annehmen, gar nicht sicher ist. Auch meine Annahmen für Andere und für die Zukunft oder die Vergangenheit stimmen nur, wenn meine Ansichten über meinen direkten Bereich hinaus gelten. Das ist wieder nur glaubend anzunehmen und entzieht sich meiner Beweisführung. Ich glaube, was ich denke! Das vereint Sie und mich. Sie glauben auch, was Sie denken, sind nur stärker davon überzeugt, wenn Sie glauben, zu wissen. Glauben Sie nicht, was ich schreibe, denn woran wollten Sie und ich die Richtigkeit dessen messen? Es ist meine Ansicht und allenfalls (m)eine Seite der Realität, denn auch ich empfinde mich als real. Empfinden Sie sich und mich auch als real?
Anwendungen
Technik (03/2024)
Sokrates wusste, dass er nichts weiss. Also konnte er auch keine Naturgesetze kennen. Wer ein Naturgesetz kennt, weiss etwas. Der weiss, wie etwas überall und zu jeder Zeit, eben immer, funktioniert, auch in der Zukunft. Der Untergang der CS-Bank 2023 ist gerade wieder ein Beispiel. Hätten die CS-Manager die Naturgesetze gekannt und damit die Zukunft vorhergesehen, hätten sie den Zusammenbruch verhindert. Da bin ich sicher. Offenbar glaubten sie, zu wissen und jetzt wird offenbar, dass sie doch nicht wussten, vielleicht sogar nicht einmal wissen konnten? Denn in die Zukunft schauen können wir Menschen ja nicht. Sind die Banker also Schuld an der Misere? Sind wir nicht genauso unwissend wie sie?
Wissenschaft allein wäre weniger, als das halbe Problem. Aber wir betreiben sie natürlich, damit wir die Ergebnisse schnell anwenden können in der Technik und Medizin. Und wozu? Um uns dem ökologischen Gleichgewicht auf dieser Erde anzupassen, denn wir lieben ja die Natur? Nein, um die Natur uns und unseren Wünschen anzupassen, sie auszunutzen, sie zu bezwingen. „Gesunder Mensch in gesunder Umwelt“ wie ich immer wieder lese oder höre, suggeriert ja, dass wir zusammengehörten und die gleichen Interessen und Ziele hätten, die Natur und wir Menschen und dass wir uns der Natur anpassten. Offenbar haben wir in den letzten Jahrhunderten ohne darüber nachzudenken, einfach die Ansicht angenommen und betrachten sie sogar als Wissen, dass die Natur so will, wie wir. Das ist eine Möglichkeit, wie wir Evolution interpretieren können. Dann könnten wir tatsächlich annehmen, dass wir die Krone der Schöpfung oder der evolutionären Entwicklung der Natur sein könnten. Dann hätte die Evolution aber viele Fehler mit uns Menschen gemacht, wie wir verschiedentlich schon festgestellt haben. So einfach ist das offenbar nicht.
Könnte es sogar sein, dass wir ganz unbewusst bewusst immer weiter in die Sackgasse hineinfahren? Wissenschaft ohne Technik wäre für uns doch völlig sinnlos, oder? Jedenfalls für Männer und Möchte-gern-Männer. Frauen haben die Ergebnisse von von Männern entwickelter und angewandter Technik allerdings auch lieben gelernt und sind mit Freuden mit in die Sackgasse gefahren. Leider ist unser Nutzen der Nachteil Anderer und darunter auch der Erde. Des Einen Gewinn ist des Anderen Verlust. Gemeinsamer Gewinn ist bei unterschiedlichen Partnern doch erstaunlich selten (auch wenn unser Weltbild davon ausgeht, dass wir gerade zusammen die Gewinne erwirtschaften).
Gäbe es eine unnatürliche Erderwärmung ohne angewandte Wissenschaft in Form von Technik? Mit Technik entreissen wir der Natur Ressourcen, bannen Gefahren und Katastrophen der Natur, schützen uns vor dem Unbill der Natur. Nein, wir im Gleichklang mit der Natur? Solch ein Gedanke oder solch eine Idee offenbart schon massive Nachdenklosigkeit, oder?
Wissenschaft und Technik (natürlich auch Medizin) sind Versuch einer Weltanschauung. Sie haben uns immer bessere Tötungsmaschinen verschafft, eine immer komplexere Lebensweise, der wir mit unseren bescheidenen menschlichen Fähigkeiten immer weniger gewachsen sind, immer mehr Bequemlichkeit, immer mehr Umweltverbrauch, aber auch immer bessere Überlebenschancen ... Am Anfang war alles „gut“, im natürlichen Zustand. Vorsicht! Es gibt gute Gründe, warum wir uns entwickelt haben, wie wir es haben. Offenbar empfanden wir das nicht als „gut“. Sonst hätten wir uns von dem Zustand „gut“ nicht wegentwickelt (Viele glauben „weiterentwickelt“), oder? Lassen Sie uns das erst nachvollziehen, ehe wir einfach auf den „Zurück“-Knopf drücken und glauben, dann würde alles wieder besser. Wir sind dem natürlichen ökologischen Gleichgewicht von Fressen und Gefressen werden mit Mühe entkommen. Wollen Sie dort wieder hin? Doch jetzt wird alles schlechter? Warum?
„Natur“ ist ja eigentlich das, was wir Menschen nicht verändert haben, vor unseren Eingriffen in die Natur. Technik, egal mit welchen Mitteln, Zielen oder Ergebnissen, ist somit nicht natürlich, weil wir Menschen sie ja im Grunde zur Angleichung an unsere Wünsche, zur Ausbeutung und auf diese Weise als Gegner der Natur betreiben und sie ist natürlich, weil wir Menschen als Teil der Natur sie betreiben. Einige Wälder überlassen wir wieder der Natur und Katastrophengebiete wir Tschernobyl, aber ohne menschlichen Einfluss von aussen sind sie deshalb trotzdem nicht.
Selbst die Techniker machen heute die gleichen Fehler wie die Christen oder der Kaiser Konstantin um 380 als das Christentum zur Staatsreligion wurde. Allseits Toleranz wäre sicher optimal gewesen. Das Christentum zur Staatsreligion zu machen war der gleiche Fehler wie zuvor, nur in umgekehrter Richtung. Im vollen Wissen der Übernutzung der Erde machen unsere Techniker weiter, obwohl das Optimum doch mit hoher Wahrscheinlichkeit längst überschritten ist? Wir benutzen die Welt, um sie egoistisch uns anzupassen und halten das für völlig normal. Die Evolution funktionierte über Millionen Jahre sehr wahrscheinlich umgekehrt und so war das normal. Wir leben inzwischen konsequent gegen die Evolution genauso wie damals die kirchliche Auseinandersetzung. Kann das langfristig gut gehen?
Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Technikerinnen und Techniker gehen davon aus, dass unser ganzer Energiemüll einfach in den Weltraum verschwindet. Im Prinzip stimmt das sicher auch, aber wirklich zu 100 % oder nur zu 99,9 % oder erst nach geraumer Zeit (so dass die Energie noch zur Erd- und Klimaerwärmung führen kann)? „Naturgesetze“, so wie wir sie glauben, sind ja wahrscheinlich auch nur Regeln?
Wir Menschen sind vermutlich die einzige Tierart auf diesem Planeten, die in relevantem Ausmass Fremdenergie, nicht biologische Energie, zu ihren Gunsten (was schon wieder fraglich wird) nutzt, zu ihrer Bequemlichkeit, ihrer Behaglichkeit etc. Woher wissen wir, dass wir das ohne negative Folgen unendlich tun können? Die Wahrscheinlichkeit ist doch hoch, dass es da Begrenzungen gibt, ja im weiteren Verlauf sogar Giftwirkungen.
Goethe in Faust zitieren und ihn verstehen, sind zweierlei. Er war ein Prophet, den Wissenschaftler und Techniker heute gar nicht verstehen wollen. Wären unsere Ihrer eigenen Ansicht nach so Gebildeten in der Lage, selbst aus der Prophetie Johann Wolfgang von Goethes zu lernen und ihre persönlichen Konsequenzen zu ziehen, notfalls ein Nein zur eigenen als Fortschritt geglaubten Technologie zu vollziehen?
Glauben Sie keinem Buch, das Ihnen Wissen vermitteln will. Sie haben darin Information zu einem Thema immer aus der Sicht des Autors oder der Autorin. Das gilt für jede Enzyklopädie, für Wikipedia, für jede IT-Plattform, jeden Nachrichtendienst. Verlassen können wir uns auf nichts, wenn, dann noch am ehesten auf die getrennte Sichtweise. Wissen gibt es nicht, nur Ansichten. Meist ist die Ansicht sehr einseitig und meist sind die Informationen a la Schublade geordnet. Nur sehr selten werden Sie Wissen nach Gausskurve dargeboten bekommen. Meine sehr verehrten Damen, auch für Sie gilt das heute, gestern und in Zukunft. Sie werden ja nach Zahl und Umfang der Veröffentlichungen bald deutlich überwiegen. Titel wie „Alles über ...“, „Was Sie schon immer mal wissen wollten...“, „Das grosse Buch über ...“, … Vergessen Sie's. Da hat Jemand geschrieben bevor sie/er nachgedacht hat, heute wahrscheinlicher schon eine Frau als ein Mann.
Sie können Gift darauf nehmen, dass all die Raumflieger unserer Tage und der Zukunft als Teil einer 2000 Watt-Gesellschaft und ohne wesentliche CO2-Emissionen die Erde verlassen und zu ihr zurückkehren werden. Wenn wir angemessen, mit dem uns zugedachten Schuhabdruck leben wollen, dann sind wir Gefangene dieser Erde, in vielen Fällen wahrscheinlich sogar unserer Parzelle, unseres Revieres, menschliches Tier eben.
Die Erde wird ein einziges Gewächshaus mit Land und Wasser. Wir werden Natürlichkeit komplett verbannt haben, denn unsere Technik wird unsere kleine Erdkugel komplett unseren Bedürfnissen angepasst haben. Freuen Sie sich darauf. Natürlich werden Sie überall und für alles bezahlen müssen, denn nur das Vormenschliche, das Natürliche musste nicht bezahlt werden. Das, was die Natur einfach gab, war kostenlos. Alles, was wir Menschen machten und machen, kostet menschlichen Einsatz und solange Jede und Jeder Gewinn haben will, müssen wir bezahlen, mehr als uns lieb ist, eben auch den Gewinn des Produzenten, des Machers oder der Macherin (der aber ist in unserer Geldbörse ein Verlust).
Je mehr wir Maschinen entwickeln und gebrauchen, noch dazu in Serie hergestellte, desto mehr zwingt uns die Maschine, uns ihr anzupassen und desto einförmiger werden wir und unser Leben. Das kann richtig zu Stress werden. „Entfremdung des Menschen von sich selbst“ so beschrieb das schon Karl Marx und Andere mit ihm und nach ihm. Er sah die Entfremdung noch komplexer und kombiniert mit dem Kapitalismus, was seinerzeit auch sehr nahe lag. Ich sehe die Lage etwas anders. Arbeit, die uns Spass macht und Freude, machen wir gerne, langweilige, öde, über unsere Kräfte gehende, machen wir nicht gerne. Aber auch solche Arbeit muss getan werden, wenn sie gebraucht wird. Solange eine Maschine neu und attraktiv ist, kann die Arbeit an ihr für uns Menschen eine Freude sein, aber nach längerer Zeit fordert sie uns fast nur noch in ihrem Rhythmus, mit ihren immer gleichen Abläufen, mit ihrem Schichtdienst, denn eine teure Maschine muss sich armortisieren. Schliesslich wollen wir am Ende auch noch Gewinn dazu haben. Dann setzt die zunehmende Entfremdung ein mit vielerlei Gesichtern und vielerlei Folgen. Das ist auch nicht bei jeder Maschine und bei jedem Menschen gleich. Unterschiedliche verbeulte Gausskurven eben.
Supraleiter sollen den elektrischen Strom unter gewissen physikalischen Bedingungen verlustfrei leiten. Wunderbare Idee. Erstens stellt sich die Frage, ob das nach unseren „Naturgesetzen“, falls es die überhaupt gibt, tatsächlich möglich ist oder ob es nicht nur ein Traum ist, wirklichkeitsfern? Zweitens müssen die besonderen physikalischen Bedingungen wie bestimmte Temperaturen unter Einsatz von Energie erzeugt werden. Damit ist doch der Verlust da. Von Verlustfreiheit gar keine Spur. Das ist Physik, Energieerhaltungssatz, „Naturgesetz“ oder materielle Naturregel.
Fast aller elektrischer Strom wird bei der Nutzung in irgendeiner Weise in Wärme umgewandelt. Was wird wohl passieren, wenn alles nur noch mit elektrischem Strom arbeitet? Sind wir dann wirklich weniger umweltverändernd oder nur weniger CO2-produzierend oder vielleicht nicht einmal das?
Fortentwicklung, Wissenschaft, Technik, Globalisierung werden ja sehr oft nicht zur Erkenntnis der Welt, zur Verbesserung der Welt vorangetrieben, sondern im Wettkampf um die Ehre und den Stolz, um den Erfolg, um die Macht und um das Geld, um das eigene gute Gefühl, um die eigene Bequemlichkeit. In diesen Sphären menschlichen Lebens und Handelns ist „Nachdenken“ meist höchstens als Fremdwort bekannt.
In diesem Zusammenhang müssen wir auch feststellen, dass die Technik ihrem Wesen nach ein verlängerter Arm des Menschen ist. Alle Widersprüchlichkeit des Menschen, alle Begrenztheit des Menschen, alle Fehlerhaftigkeit und Falschheit werden sich höchstwahrscheinlich in der Entwicklung der Technik fortsetzen. Davon ist vermutlich keine technische Richtung ausgenommen, auch nicht die der modernen IT-Branche. Das Internet ist nur eine neue Plattform für den Ausdruck menschlichen Lebens mit all seinen Stärken und Fehlern. Daten können sehr schnell transportiert und verarbeitet werden, aber eben nur digital. Die reale Welt bleibt draussen vor. Und drinnen ist es nicht sicherer, schöner, dem menschlichen Körper oder Geist näher..., sondern sehr viel eintöniger, unrealistischer, unkörperlicher, komplizierter. Das Böse oder die Bösen nutzen die neuen Möglichkeiten meist am schnellsten. Die Nachteile wiegen die Vorteile auf oder schlimmer und nur mit viel Glück ist es vielleicht auch mal umgekehrt. Da wir natürlich nur „Gutes“ mit der Entwicklung und Nutzung tun, sehen wir das Minus gar nicht oder nur ganz klein. Wer das noch nicht mitbekommen hat, hat nur einen zu kleinen Gesichtskreis. Ein qualitativer Sprung im Bewusstsein des Menschen ist das Internet jedenfalls bisher nicht und nichts spricht dafür, dass sich das in den nächsten tausend Jahren ändern wird. Vieles spricht dafür, dass es eher schwieriger wird für die meisten Menschen, sich der Macht anderer Menschen zu entziehen, die das Internet und die neuen technischen Möglichkeiten ganz egoistisch für ihre Zwecke nutzen. Vor vierzig Jahren sind wir vor den Stasiabhörtechniken in der DDR aufs freie Feld gegangen, um ungestört und ungehört miteinander reden zu können. Heute ist ziemlich sicher, dass es kaum noch Orte auf dieser Welt gibt, wohin wir uns zu diesem Zwecke verkriechen könnten. Gutmeinende Politikerinnen (immer grösser an Zahl) und Politiker (abnehmend an Zahl) machen zunehmend Gesetze, die die ihrer Meinung nach falsche Gesinnung unter Strafe stellen und die Vertreter dieser Geistesrichtung zur Überwachung und Fahndung ausschreiben, damit das Böse verhindert und besser vernichtet werden kann (Z.B. Demokratieförderungsgesetz in Deutschland 2024). Merken Sie, wo das Dilemma liegt?
Als vor hunderten von Jahren das Schiesspulver entdeckt wurde und später immer präzisere Schusswaffen hergestellt wurden, schien das ein Segen zu sein. Kein Jäger musste mehr im Nahkampf ein Tier erlegen, um es essen zu können und seine Familie damit zu versorgen. Das Leben war sicherer geworden. Der Gebrauch im Streit mit den anderen Menschen machte das Leben aber noch viel unsicherer, weil die Schusswaffe auch andere Menschen leicht und auf Entfernung ohne Risiko niederstreckte. Auch man selbst konnte so leicht Opfer werden. Die Kolonialisierung der aussereuropäischen Kontinente durch die Weissen ohne das Vorhandensein von Schusswaffen wäre womöglich völlig anders verlaufen oder gar misslungen? Der Besitz von Schusswaffen war ein entscheidender Vorteil gegenüber der ursprünglichen Bevölkerung. Der Gebrauch von Atombomben hat sogar das Potential, die Menschheit insgesamt innerhalb kurzer Zeit auszulöschen. Drohnen, Raketen und andere Lenkwaffen werden jeden Punkt auf dieser Erde angreifbar machen, ohne dass der Angreifer selbst körperlich vor Ort sein muss. Ruhe oder Sicherheit wird es nirgendwo mehr geben, auch dort nicht, wo es vorher zumindest relativ sicher war. Bessere Welt? Wir legen doch immer nur einen schönen Schein über die nackte Realität, damit wir den realen Wahnsinn, den wir Menschen selbst verursachen, nicht wahrnehmen müssen und so zumindest selbst leben können. Schuld sind sowieso die Anderen. Selbstbetrug, bewusster Selbstbetrug. Bewusste Schönfärberei, damit wir uns nicht ändern müssen, damit wir vor uns selbst Recht behalten, vor uns selbst unser Gesicht bewahren.
Der Egoismus treibt zur Nutzung der neuen Techniken im eigenen Interesse (bzw. zu dem, was wir für unser eigenes Interesse halten) und damit wird jeder Fortschritt entweiht und in ein „-“ für den anderen Menschen oder die Allgemeinheit oder die Welt umgewandelt. Die Waffe oder das Internet oder vieles Andere in meiner Hand ist gut für mich, aber eben schlecht für Dich oder einen Dritten. Dass da auch einige Win-win-Situationen dabei herausspringen, ist sehr schön und angenehm, bedingt aber leider keinen qualitativen Unterschied. Die Fortentwicklung wird win-win doch wieder zu Gewinn-Verlust verschieben. Das lässt sich gar nicht verhindern. Es ist offenbar eine biologische Naturregel. Es bleibt nur kurzfristig bei win-win. Nachhaltigkeit für win-win-Situationen ist vermutlich nur eine Illusion?
Wissenschaft ist heute gar keine Wissenschaft mehr, sondern Technikvoraussetzung, Wissensermittlung, dem Zweck der Technik unterworfen. Sie ist nicht mehr Erkenntnissuche, sondern im besten Fall Veränderungshilfe, meist schlichtweg Mittel zur Gewinn- und Bequemlichkeitsmaximierung. Die schnelle Weitergabe von Forschungsresultaten an die Techniker, Architekten, Ingenieure, Ärzte und Genossen zur schnellen Verwendung verhindert reifliche Überprüfung auf die Übereinstimmung mit der Realität, auf Sinn und Unsinn, auf die Nebenwirkungen unseres Erfolgs. Die Auswirkungen unseres Tuns auf die Realität können durchaus auch mal ein paar Jahrhunderte oder Jahrtausende dauern. Die möglichen negativen Nebenwirkungen unserer Erfolge können und wollen wir meist gar nicht ahnen. So viel Zeit haben „Wissenschaft und Technik“ gar nicht. Stellen Sie sich das doch mal vor. Und wir wundern uns, wenn wir die Erde und uns dann verändert haben und das nicht gerade in lebensförderlicher Weise? Sind wir nicht dumm?
Wie viel schadet die Technik heute der Umwelt? Nutzt sie mehr, als dass sie schadet? Was bringen uns Umweltstudien und Gesetze, die uns zur Nachhaltigkeit zwingen? Über die Wirkung von Gesetzen hatten wir ja schon nachgedacht. Wollen wir bald aufhören zu leben? Dann geht nur noch Opposition, also das Gegenteil von dem, was wir erreichen wollen. Üben Sie mal Opposition sich selbst gegenüber. Das dürfte interessant werden.
Nachhaltigkeit können wir nur im Nachhinein beurteilen, nicht im Voraus, nicht einmal heute, denn wir wissen ja gar nicht, ob das, was wir für nachhaltig halten oder hielten, später auch nachhaltig war. Wissen, was nachhaltig war, wissen wir erst, wenn die Zukunft Vergangenheit sein wird, wenn überhaupt. Jeder hat dann seine andere Ansicht, wie man es hätte besser oder anders machen können.
Verlaufen auch die vielen verschiedenen Formen von Technik in Form einer Gausskurve? Sind IT, KI Ausdruck des aufsteigenden oder des absteigenden Astes der Gausskurve? Woran wollen wir das festmachen?
Um Energie irgendwo herunterlaufen zu lassen oder sogar arbeiten zu lassen, brauchen Sie mehr Energie und am Ende haben Sie sogar Energieverlust, die natürlich nicht verloren gegangen ist, sondern entsprechend der Entropie sich in der Umgebung verteilt hat. In einem begrenzten System kann das heiß werden. Die Erde scheint nach aussen offen, besteht aber aus vielen kleinen eher begrenzten Räumen. Erst haben wir zu wenig Energie, dann haben wir womöglich viel zu viel Energie und werden sie nicht wieder los, denn jede Änderung des Energielevels erfordert neue Energie, die sich durch die Entropie in unserer Umgebung verteilt. Wir haben gar keinen Ausweg ausser Verzicht und die damit verbundene wirtschaftliche Rezession?
Warum hat sich der Mensch nicht auf dem Mond oder irgendwo sonst im Weltraum oder auf einem Kometen entwickelt? Dort gab es wohl nicht die angemessenen Bedingungen, keine Heimat für uns Menschen. Warum müssen Menschen jetzt unbedingt in den Weltraum? Können wir auf der Erde nicht leben, ohne auf dem Mond, im Weltraum und sonst wo zu sein? Nutzlose Mühen, sinnlose Ressourcenvergeudung. Beschränken wir uns doch auf das Hier und Jetzt, auf unsere Realität. Glauben Sie, dass es angenehm und schön sein wird, auf dem Mond ohne Pflanzen- und Tierwelt ganz allein zu leben, immer im 100% abgeschirmten Bereich, der Ihr Leben gerade noch so möglich macht? Kein Spaziergang im Wald! Keine Safari. Wahrscheinlich nicht einmal ein Bad im Mondsee oder gar Mondmeer. Kein Garten, keine freie Terrasse. Ich fürchte, Sie werden viel Freude an einem Leben auf dem Mond oder noch irgendwo anders im Kosmos haben. Selbst wenn unsere Wissenschaftler noch Zeichen von Leben in einer anderen Galaxie finden würden, dann wünsche ich den Menschen dieser Generation, dass die "Naturgesetze" nicht alle so gelten, wie sie heute formuliert sind. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass wir gar keinen Kontakt bekämen, geschweige denn ein Treffen stattfinden könnte. Da möchte ich unseren Wissenschaftlern, Technikern und Phantasten doch erst einmal empfehlen, ein bisschen nachzudenken (Wir erinnern uns, denken gegen den eigenen Strom, gegen die eigene Intuition und gegen Eigeninteressen, gegen "Ich habe Recht" ...).
Ich möchte nicht im Weltraum fliegen. Dazu liebe ich Wald, Wiese, Tiere, Atmosphäre … viel zu sehr. Ich bleibe lieber auf der Erde.
Das Gleiche gilt im Grunde auch für Philosophie, Moralismus und viele andere. Bleiben wir nahe an der Realität, dem Ist-Zustand und versuchen, uns miteinander und mit der Erde zu arrangieren. Wozu einem gar nicht vorhandenen Ideal frönen? Warum den Weltraum als Herausforderung annehmen, das miteinander in Frieden Leben aber nicht? Gibt es dafür eine Erklärung? Entgegen einer immer ansteigenden Wohlstandskurve, wie wir sie uns dachten, müssen wir wohl annehmen, dass wir nicht alles zusammen haben können, sondern dass es da Grenzen gibt. Sie erinnern sich? Die Ware und das Geld, der Feufer und das Weggli.
Wir wollen immer menschlicher werden und sein, ja der „moderne“ Mensch glaubt es zu sein, wie unserer Ansicht nach keine Generation vor ihm und sicher auch keine nach ihm und wir merken gar nicht, dass unser immer technischer Werden Konkurrenz zur Menschlichkeit ist. Wenn wir menschlicher werden wollen, dann müssen wir menschlicher werden, dem menschlichen Körper gemässer. Das Gleiche gilt für unsere Geldgläubigkeit, Gewinngläubigkeit, Wachstumsgläubigkeit und auch für unsere Technikgläubigkeit, nicht nur in der Medizin. Wir glauben nicht dem Patienten, sondern den technischen Befunden, halten diese sogar für objektiv und was der Patient fühlt, ist auf jeden Fall nachrangig. Wäre menschlich leben nicht umgekehrt?
Warum müssen Menschen in das Weltall, das doch so unmenschlich ist? Das haben Forscher doch nun genügend festgestellt. Warum glauben wir ihnen das nicht? Warum glauben sich das die Forscher und Techniker selber nicht? Stellt denn dort Keiner Fragen?
Seien wir vorsichtig mit unserem Sonnensystem. Es ist recht statisch, wenn auch dauernd in Bewegung. Verändern wir es besser nicht?! Verändern können wir alles. Das haben wir auf der Erde genügend ausprobiert. Wieder in Ordnung, in Einklang, in den ursprünglichen Zustand bringen, ist sehr viel schwerer, für uns Menschen wahrscheinlich sogar unmöglich? Zerstören (auch wenn wir das Innovation und Fortschritt nennen) ist leichter als Aufbauen und Reparieren. Vielleicht ist das ein Grund, warum Männer, die etwas aufbauen wollen und auf Widerstand stossen, oft zu so drakonischen und rücksichtslosen Druckmitteln greifen?
Sind wir uns wirklich so sicher, dass die Entwicklung all der Dinge (Autos, Flugzeuge, Drohnen aller Art, unbemannte Fahrzeuge, IT, …) nur die am Anfang gesehenen Vorteile hat? Ist es nicht eher so, dass wir nur einen viel zu kleinen Gesichtskreis haben (was wir nur teilweise ändern können)? Die Folgen unseres Handeln können wir in aller Regel daher nicht annähernd vollständig vorhersehen, oft sogar kaum die kurzfristigen und eigentlich noch in unserem Gesichtsfeld liegenden. Vergleichen wir doch mal mit der Vorausschau und den Auswirkungen von FCKW in Kühlgeräten, von Tetraethylblei im Treibstoff, DDT in Pflanzenschutzmitteln, PCB, Kunststoffen und Abfällen … Am Anfang sehen wir nur die Vorteile. Hauptsache schnell entwickeln, produzieren, anwenden und verdienen. Die Nachteile kommen erst später zum Vorschein und dann kommt der Katzenjammer. Auch das Fentanyl und die abhängig machenden Rauschschmerzmittel in den USA und anderswo kommen dazu. Am Ende der Gausskurve werden womöglich noch die vielen angesammelten Nachteile den Nutzen überwiegen? Hätten wir und unsere Vorfahren lieber auf ein paar Vorteile zu Anfang verzichtet? Wir sind viel zu dumm, als dass wir uns auf der Erde angemessen benehmen könnten und in der Familie Benehmen gelernt haben wir auch nicht (mehr). Wir haben es zumindest als 68er und deren Sympathisanten sogar verachtet. Nun müssen wir die Konsequenzen tragen.
Jede Technik, die wir entwickeln, denken wir für einen guten Zweck. Wir sehen den Nutzen, entweder für unser Portemonnaie oder für unsere Karriere, für unseren Erfolg, für unsere Bequemlichkeit oder die der Anderen (wofür die bezahlen), für den Genuss oder Erfolg der Anderen (wofür die bezahlen). Wir sehen den Nutzen. Jede Technik wird aber auch von den Bürokraten und noch mehr von den Militärs entdeckt und genutzt. Die Bürokraten machen uns zu Objekten damit (worüber man viel nachdenken könnte und sollte) und die Militärs machen Andere zu Gegnern und im besten Falle damit zu Leichen (da wir für die Anderen die Gegner sind, machen diese Techniken später auch uns zu Leichen). Wir glauben, dass, wenn wir etwas entwickeln, nur das Gute daraus heraus kommt. An die nachteiligen Folgen denken wir nicht, wollen wir gar nicht denken und wenn Andere an sie denken oder sie offenlegen oder gar gross publik machen, dann werden die entsprechenden Reporter drangsaliert oder schlimmeres. Wenn Andere uns darauf aufmerksam machen, dann sind sie böse, wollen uns etwas schlechtes, wollen unseren Nutzen und Erfolg einschränken, ärgern uns. Vielleicht sollten wir selbst mehr nachdenken (Sie erinnern sich? Gegen unsere Intuition und gegen unseren eigenen Erfolg denken!)? Vielleicht sollten wir eher davon ausgehen, dass wir meist gar nicht wissen und abschätzen können und wollen, was dabei herauskommt. Es könnte uns ja womöglich noch schaden (und Anderen erst recht).
Stellen wir uns einmal vor, wie wir hätten die wahrscheinlich auf uns zukommende Klimakatastrophe verhindern können? Unsere wissenschaftlichen und technischen Vorfahren hätten im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert auf die Entwicklung von Maschinen verzichtet, die mit fossilen Energien angetrieben werden. Nun, damals hatten sie wohl noch gar keinen blassen Schimmer von dem, was sie da in Gang setzten. Natürlich war alles erst einmal so aufregend neu und fortschrittlich und machte alles bequemer, schneller und besser. Da konnte doch gar nichts schlecht daran sein, oder? Aber stellen wir uns diese Situation nur einmal vor und die mögliche geänderte Entwicklung auch. Wahrscheinlich hätte die Absage des Fortschrittes eine Menge weniger Tote in den Weltkriegen bedeutet, denn man hätte gar nicht so viel Kriegsmaterial und so viele Menschen so schnell transportieren können, wie für den Krieg nötig war. Wir hätten vermutlich sehr viel weniger Lärm auf dieser Welt, wenn auch mehr Kutschengeklapper auf den gepflasterten Strassen. Die ganze Kunststoffproblematik wäre der Erde und der Menschheit erspart geblieben. Wir hätten keinen Kunststoffmüll.
Nun, so angenehm und schön war das Leben damals wohl auch nicht. Warum nicht wenigstens ein bisschen Bequemlichkeit, ein bisschen Fortschritt, von allem ein bisschen? Das hätte doch noch keine solche Schäden angerichtet?
Ich könnte dieser Argumentation gut folgen und gewinne ihr eine Menge Vorteile ab. Wahrscheinlich folgt die Entwicklung wieder einer Art von Gauss-Kurve? Auf der aufsteigenden Seite gab es kaum Probleme und fast nur Vorteile. Dann gab es offenbar ein Optimum und seit einigen Jahrzehnten sind wir auf dem absteigenden Teil der Gauss-Kurve. Wann aber war das Optimum? Warum haben wir das nicht gemerkt, als wir an dem Punkt waren? Woran hätten wir es merken können?
Wir sind dumm oder besser noch: blind, nein, beides. In dem Bereich, wo alles optimal ist, wo es sozusagen „gut“ ist, sehen wir nichts. Diese Epoche geht an uns völlig unbemerkt vorüber. Wir haben keinen Sinn für sie. Wir nehmen sie nicht wahr. Es scheint so, dass, was wir einmal als gut anfangen, später schlecht werden wird und wir können es nicht verhindern. Offenbar sind die Wissenschaft und Technik von dieser Erbkrankheit auch betroffen, wie wir Menschen?
Auch wenn solche Gedanken uns völlig fremd sind und wir sie gerne verdrängen, für eine realitätsnahe Beurteilung unserer Lage sind sie wahrscheinlich enorm wichtig?
Unser Hirn ist nicht in der Lage, viel auf einmal aufzunehmen und es ist auch schwer in der Lage, kleine Unterschiede wahrzunehmen. Wir oder/und unser Hirn mögen die grossen Unterschiede, die Übertreibungen, die Superlative, am liebsten die Extreme. Dann ist die Wahrnehmung am einfachsten und die Extreme nehmen wir auch am häufigsten und intensivsten wahr. Das führt dazu, dass wir am liebsten, am häufigsten, am leichtesten in falsch und richtig denken, dazwischen die ganze Bandbreite des Lebens und der Realität mit mehr oder weniger realitätsnah und realitätsfern und Kompromissbereitschaft aber kaum oder gar nicht pflegen.
Seit wir alle nur noch so vor Selbstbewusstsein und Stolz auf unsere Leistungen strotzen (je höher in der Hierarchie, desto mehr), ist Nachdenken für uns noch schwerer, noch unattraktiver und noch fremder geworden. Unsere Leistungen zeigen ja, wie gut wir sind, erst nur bei den Männern, jetzt zunehmend auch bei den Frauen, nein, bei den Möchte-gern-Männern, oder? Dann aber führen uns unsere Leistungen auf den absteigenden Teil der Gausskurve. Wir wähnen uns auf der Exponentialkurve des Erfolges dem Optimum nahe, sind auf jeden Fall „Vorreiter“, den Anderen nach eigenem Empfinden voraus (ob die Anderen das auch so sehen oder ist das nur unsere Selbstüberschätzung?), merken aber nicht, dass wir das Optimum der Gausskurve schon längst hinter uns gelassen haben und dass wir das Optimum gar nicht bemerkt haben. Wir merken nicht, wann es gut ist, leider bereits war.
Warum soll Innovation das Allheilmittel sein? Überall wird die Innovation als wichtigste Massnahme und wichtigstes Ziel angesehen. Nur weil sie einen Vorsprung vor der Konkurrenz sichern soll. Wir müssen Erste sein, kritik- und fraglos. Warum müssen wir das? Ist das gesund? Ist das menschlich? Ist das dem menschlichen Körper gemäss? Sichert uns das wirklich ein friedliches Miteinander auf der übernutzten Erde? Finden wir hier nicht womöglich eine Ursache für Burn out?
Technische Entwicklung schafft uns Menschen immer mehr ab. Technik dient dem Menschen nicht nur. Roboter befreien den Menschen von bestimmten, oft monotonen Arbeiten, aber sie ersetzen den Menschen auch mit allen Folgen. Ist das durchdacht? Der Mensch ist dann ersetzt mit allen Folgen für Arbeit, Lohn und Einkommen sowie Leben. Ersetzen Sie nicht den Menschen. Ihr Hirn ist wahrscheinlich nur nicht in der Lage, die Folgen auf der anderen Seite der Gausskurve vorherzusehen!
Roboter, Drohnen, automatisch fahrende Autos? Für all die Menschen, die nicht zu geistigen Höchstleistungen fähig sind, wären diese Arbeitsplätze wichtig. Aber sie werden schon jetzt und demnächst noch viel mehr von leblosen Arbeitern ersetzt. Die Konzentration der Arbeit bei wenigen Hochleistungsmenschen und das Fehlen von Arbeit bei den vielen Normalleistungs- oder Niedrigleistungsmenschen wird unsere Arbeits- und Verdienstwelt noch weiter in Spannung bringen zwischen oben und unten. Dafür wird es dann ein bedingungsloses Grundeinkommen geben für die vielen einfachen Menschen ohne Arbeit. Die wenigen Hochleistungsarbeiter werden das mit Freuden erwirtschaften, werden mit Freuden jeden Tag zur Arbeit gehen während die Anderen ausschlafen und sich den ganzen Tag den Bauch vollschlagen oder in die Sonne legen. Sie werden gerne an die gezwungenen Faulenzer bezahlen. Sie dürfen sicher sein, dass das so sehr friedlich und harmonisch funktionieren wird. Oder haben Sie da etwa Zweifel? Ob uns die geplanten wissenschaftlichen Studien zur Machbarkeit und zum Sinn des bedingungslosen Grundeinkommens da wirklich weiterhelfen?
Realität ist aber auch, dass die, die nun gar keine Arbeit mehr bekommen können, von uns nicht mit finanziert werden sollen. Nein, die sollen doch mal schön arbeiten, so wie wir auch und sich ihr Geld verdienen. Wo kämen wir denn da hin, wenn jeder Arbeitslose zum Sozialschmarotzer würde? Hat da mal jemand unter den Effizienztechnikern, Roboterentwicklern und Technikfreaks nachgedacht? Warum setzen wir denn dann Sozialdetektive ein, damit unsere Sozialleistungen nicht schamlos ausgenutzt werden, wenn wir diejenigen, die keine Arbeit mehr bekommen, weil die Roboter ihre Arbeit machen, nicht mit Freuden mit finanzieren wollen?
All diese autonomen Maschinen werden viel zusätzlichen Platz auf der Strasse, auf dem Wasser und in der Luft brauchen, Platz, der jetzt schon für uns Menschen gar nicht ausreicht. Energieverbrauch, wo die Energie jetzt schon nicht ausreicht. Und wir Menschen werden zunehmende Fitness-Center-Sportler, um die Energie zu verbrauchen, die wir sonst bei der regulären Arbeit und im Leben verbraucht hätten. Denn das Essen, so es noch welches gibt, wird uns weiter schmecken. Verrückte Welt. Und die Zahl arbeitsloser, überflüssiger Menschen auf der Erde wird rasant steigen, weil die Arbeit von Maschinen erledigt wird, vor allem die einfacheren Arbeiten. Damit wir Menschen auch wirklich verblöden können, nutzen wir digitale Denk- und Erinnerungshilfsmittel in Hülle und Fülle. Erst wollten wir aus Dummheit und Selbstbetrug nur blöde werden, dann liess es sich gar nicht mehr verhindern.
Stellen Sie sich doch nur den Drohnenmarkt in dreissig Jahren vor. Jeder wird seine Drohne hinter einer kleinen Luke im Dach geparkt haben und sie wird für viele Kleinigkeiten durch die Lüfte fliegen, millionen- wenn nicht milliardenfach. Spazierengehen auf der Wiese, im Wald, am See oder sonst wo ohne Drohnengesurre in den Ohren und Beobachtung von irgendwelchen Nachbarn oder Fremden wird Seltenheit werden. Das wird eine bessere Welt, nach der wir uns alle sehnen, Sie sicher auch, nicht wahr?
Liebe Techniker und Erfinder, vergessen Sie bitte uns Menschen nicht, uns real existierenden. Wir sind kein Prinzip Mensch. Diese Bitte geht vor allem an Männer und Möchte-gern-Männer. Frauen sind da kaum beteiligt. Sie haben menschliche Entwicklung über hunderttausend Jahre ermöglicht, haben sich aber nun als abschreckendes Beispiel ins Museum gestellt. Warum versuchen Wissenschaftler und Techniker immer mehr, uns Menschen los zu werden (übrigens genauso wie die Religionen, nur mit anderen Mitteln)? Wir werden nicht menschlicher, sondern immer maschinlicher (sicher nicht moralischer)!
So wenig wie möglich Technik unabhängig vom Menschen! Wir Menschen ersetzen uns selbst. Das ist unmenschlich und gemeinschaftlicher Selbstmord auf Raten. Wir brauchen auch nicht lauter unbemannte Autos und Flugobjekte. Die sind genauso menschlicher Unsinn wie künstliche Intelligenz. Denken Sie bitte daran: Viele von uns verdienen ihr Geld in der Funktion als Wissenschaftler und Techniker und wenn wir es nicht tun, dann wünschen wir uns und stellen wir Forderungen als Kunden, die ordern und bezahlen. Grösstenteils sind wir selbst an unserer eigenen Misere Schuld.
Die Sonnenenergie bekommen wir diskontinuierlich. Leben findet zu wesentlichen Teilen diskontinuierlich statt. Lassen Sie uns dem anpassen. Gleichheit, Gleichberechtigung und auch Gleichförmigkeit sind dem Leben kaum gemäss, sondern vor allem die Wechselhaftigkeit, die Diversität. Lassen Sie uns dem Leben und der Spannung des Lebens anpassen.
Beim Energiespeichern lassen Sie uns mehr auf Physik als auf Chemie setzen und vor allem auf analog statt digital. Elektrifizieren wir Strassen und Wasserwege, statt dauernd schwere Energiespeicher herum zu transportieren. Das ist höchst ineffizient. Aber achten wir auf kleine Versorgungseinheiten, kleine Bereiche und möglichst wenige grosse Versorgungsnetze. Vielfalt, statt Einförmigkeit. Einfachheit statt Komplexität. Die Masse kleiner Einheiten ist viel schwerer verwundbar als wenige grosse Netze, auch wenn die preiswerter scheinen.
Lassen Sie uns nicht die seltenen Ressourcen dieser Erde z.B. in Batterien verbrauchen, sondern die häufigen, Wasser und Stein, CO2, Sonnenenergie, ...
Wasser – bald (nein jetzt bereits) haben wir in den Meeren mehr Wasser als uns lieb ist, auf dem Festland jedoch an vielen Stellen viel zu wenig oder gar keines. Warum nutzen wir nicht Meerwasser? Nicht nur als Transportweg und als Spassfaktor. Lassen Sie uns Meerwasser nutzen, um Pflanzen (die überflüssiges CO2 in Chlorophyll sehr sinnvoll und gefahrlos speichern) gutes Gedeihen zu ermöglichen. Lassen Sie uns Meerwasser in grossen Mengen, aber wohl dosiert und verteilt auf die Festlandsflächen bringen, damit die Pflanzenwelt Terrain zurückerobern kann oder fördern wir das sogar gezielt. Die Technologien dafür sind alle vorhanden und brauchen nicht mehr entwickelt zu werden. Sie müssen nur sinnvoll kombiniert und angewendet werden. Sicher ist das kein gewinnbringendes Geschäft, aber sicher sehr nutz- und sinnvoll. Warum interessiert uns das nicht? Warum nehmen wir diese Herausforderung nicht an?
2017 lese ich, dass auf den schwedischen Inseln in der Ostsee Öland und Gotland extremer Wassermangel herrsche. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Natürlich braucht es Entsalzungsanlagen, aber auf diesen beiden Inseln ist das Wasser nun so nahe. 2019 soll auf Öland eine eingerichtet worden sein. Aber es ist menschlich, dass wir solche Dinge nicht gut vorhersehen können (wir können nicht eine Minute in die Zukunft schauen), dass eine solche Entsalzungsanlage nicht mal eben mit einem Fingerschnippen gebaut ist und dass unsere Genusssucht uns Anderes für notwendiger vormacht. Menschlich eben.
Warum nutzen wir Wasser nicht auf diese Weise grossflächig als Lebenselixier?
Bau und Architektur (03/2024)
Autobahnbau und -funktion. Wir bauen immer mehr Sicherheit und wir bezahlen sie mit immer mehr Geld, aber auch mit immer mehr Stauzeit, also mit immer mehr Verlust. Warum lassen wir nicht immer mehr Öffnungen, damit man im Falle eines Unfalles die Autobahn verlassen kann? Nach einem Optimum an Funktion und Sicherheit fällt die Effizienz unserer Bauten und Massnahmen wieder ab. Bis zu unseren Ingenieuren, Verwaltungen und Regierungen sind solche Erkenntnisse offenbar noch gar nicht gekommen. Wären die dort vorhandenen Hirne überhaupt in der Lage, das zu erfassen und zu verarbeiten? Immer vorwärts, immer „Fortschritt“, ganz egal wie und zu welchen Kosten ist eine einfache Denk- und Handlungsweise. Wenn Sie auf einer Gausskurve der Entwicklung das Optimum suchen müssen und vorher, aber auch hinterher schlechter ist, dann ist die Lösung solcher Aufgaben viel komplexer und für uns Menschen grossteils nicht mehr durchschaubar. Dann lassen wir das doch KI tun. Ist das nicht die Lösung? Ja, aber, wer gibt Ihnen nachher den einfachen Massstab, dass die KI genau die richtige Lösung gefunden hat oder wenigstens eine sinnvolle und nicht einfach irgendeine zufällige Lösung oder scheinbare Lösung? Wir können es gar nicht sicher überprüfen. Wir werden sehr wahrscheinlich nicht schlauer, sondern erstens dümmer und zweitens viel verwirrter, viel unsicherer dastehen.
Die Menge der Bauvorschriften ist teilweise das Resultat aus der Lücke zwischen Theorie und Praxis, Theorie und Realität. Die Gausskurve würde sagen, das Optimum ist eine realitätsnahe Theorie. Wer glaubt, dass seine Bautheorien mit der langfristigen Realität übereinstimmen, braucht keine Reserven einzubauen, keine Sicherheitsstruktur. Wer um die Differenz zwischen seiner Theorie und der Realität weiss, wird mehr Reserven einbauen, was dann aber auch mehr Geld kostet. Das hat nichts damit zu tun, ob die Bauwerke Privateigentum oder staatliches Eigentum sind. Das gilt für alle. Wer an dieser Stelle aus Kostengründen „sündigt“ (also die Realität falsch einschätzt), ist später womöglich schuldig. Dabei besteht seine Schuld womöglich nur darin, dumm gewesen zu sein, sich selbst überschätzt zu haben (und wer von uns tut das nicht?) oder eben die Realität falsch eingeschätzt zu haben. Wir müssen uns dieser Differenz zwischen unseren Plänen, Wünschen, Träumen, und der Realität klar sein, wenn wir Verantwortung auf dieser Welt auf uns nehmen. Auch das ist eine Form von Realität. An dieser Stelle „sündigen“ sehr viele Menschen in Führungspositionen, Menschen an verantwortlicher Stelle, von denen viele sich in den eigenen Augen für sehr „gebildet“ halten, eben Recht zu haben. Dabei besteht ihre einzige „Sünde“ an dieser Stelle nur in ihrer Dummheit, ihrer „Faulheit, nachzudenken“. Das betrifft sogar unsere Menschheit als Ganzes. „Ungebildet sein“, Nichtstun, Delegieren oder Aufgaben Anderen Zuschieben schützen allerdings auch nicht vor dem gleichen Fehler. Die Realität (und damit die Wahrheit) falsch einzuschätzen ist gar zu menschlich. Wir verdrängen das nur allzu gerne. Heute glauben wir sogar, dass uns diese Täuschung gar nicht unterlaufe.
Denken wir an die Autobahnbrücke Ponte Morandi in Genua 2018. Sie stürzte teilweise ein, ein furchtbares Desaster mit Todesfolge. Im Nachhinein stellt sich also heraus, dass bei ihr nicht genügend Sicherheitsreserve in der Konstruktion eingebaut wurde. Die Bauherren oder der Architekt waren zu sparsam, zu unvorsichtig, zu wagemutig, arbeiteten mit schlechten Materialien oder anderweitig falsch. Hinterher sind wir immer schlauer. Im Vorhinein hätte man stabiler bauen müssen oder häufiger kontrollieren und ausbessern oder andere Massnahmen ergreifen müssen. Aber erstens können wir nicht in die Zukunft schauen, selbst eine Minute nicht. Sonst hätte die Polizei kurz vorher die Brücke gesperrt. Keiner weiss, wann solch ein Ereignis eintritt. Konsequenz? Wir müssen alle Bauwerke entsprechend stabil und mit viel Risikovorsorge bauen (wie z.B. in der Schweiz). Das aber treibt wieder die Baukosten in die Höhe und alles, was wir haben wollen, müssen wir auch bezahlen und also dafür das Geld verdienen. Das ist heute durch die Übertragung der Kosten auf Versicherungen und den Staat in Vergessenheit geraten. In Demokratien müssen wir alle zusammen die Mehrkosten erarbeiten. Bei einer Brücke ist das kein Problem. Bei vielen oder allen Bauwerken ist die tragbare Grenze schnell erreicht und wir wollen ja nicht nur bauen, sondern auch noch andere Dinge, Gesundheit und Kultur haben und geniessen wollen wir auch. All diese Zusammenhänge sprechen dafür, dass es ein Optimum an Bausubstanz gibt. Was darüber ist, das verschlechtert unsere Lebensqualität als Volk wieder, weil es Kosten verursacht, die wir gar nicht tragen wollen und können. Da stellt sich die Frage, ob die liebenswürdige Lebensweise der Italiener nicht der Realität auf dieser Erde näher ist als die sehr risikoscheue, aber teure Lebensweise der Schweizer. Der Tod gehört zum Leben wie die Geburt und wir Menschen sind gar nicht in der Lage, alle Unfälle mit Todesfolge zu verhindern. Da gibt es ein Optimum zwischen zu tragenden Kosten (vielleicht nicht einmal nur finanzieller Natur) und zu tragenden Risiken. Geringes Risiko lieben wir, aber hohe Kosten lieben wir nicht. In vielen Fällen ist die Kunst des Lebens, das Optimum auf der Gausskurve für unsere Lebensweise herauszufinden und dann aber auch mit den dazugehörenden Grenzen klaglos zu leben. Es hat keinen Sinn, Menschen in die Regierung zu wählen, die uns glauben machen wollen, sie könnten diese Regel der Buchführung der evolutionären Natur ausser Kraft setzen. Sie und ich können es nicht und so brauchen wir so etwas gar nicht erst zu fordern, zu versprechen oder Vertreter, die uns das versprechen, zu wählen. Die Natur, die Realität, sind wie sie sind.
Denken wir mal an das „Bauhaus“. Die Moderne. Und da gibt es noch mehr Extreme.
Wie gut Theorie und Praxis übereinstimmen, brauchen wir nur im täglichen Leben zu beobachten. Da planen Politiker und Architekten ein Gebäude und stellen eine Theorie über die notwendigen Kosten auf. Vergleichen wir später die Planungssumme (Theorie) mit der ausgegebenen Geldsumme (Praxis), dann wundern wir uns oder auch nicht mehr. Es ist fast immer dasselbe.
Architektur ist oft zu Stein gewordene Theorie resp. Philosophie. Da können Männer sich so richtig austoben. Gross, grösser, am grössten … Protzig, protziger, am protzigsten … Teuer, teurer, am teuersten … Luxuriös, luxuriöser, am luxuriösesten … Architekten bauen den schönen Schein in Stein. Das behagliche, heimatliche Leben, die Normalität sind nicht ihrs. Aber für das Auffällige, das Grosse, das Teure, meist allerdings damit auch Unpraktische, Unbehagliche, Kalte, Abweisende heimsen sie die grossen Preise, die Ehre, den bekannten Namen ein. Die lebensnahen Architekten, die die Kleinigkeiten, die feinen unauffälligen Annehmlichkeiten, die Atmosphäre bauen, fallen nicht auf. Sie schaffen Heimat für unser Leben, aber Preise? Gewinne? Ehre? Denkmäler? Für sie gibt es das alles nicht. Wer baut schon ein Denkmal für kleine, unscheinbare, lebensnahe Architekten? Die müssen sich doch erst einmal mit grossen Bauwerken beweisen! Ja? Müssen sie? Sind da nicht nur einfach unsere Kriterien nicht genügend durchdacht?
Praktische Architekten haben keine Chance, berühmt und erfolgreich zu werden. Wir bestaunen immer die zu Stein gewordenen Theorien, leben aber lieber in den praktischen und lebensnahen Häusern. Da könnte man doch glatt mal drüber nachdenken? Wie kommt es, dass unser Urteil oft so daneben liegt? Natürlich urteilen immer nur die Anderen so falsch. Wirklich? Achten Sie mal anlässlich Ihrer nächsten Reise darauf, welche Bauwerke sie bestaunen, wohin Sie reisen, was Sie für sehenswert halten.
Können Frauen, wenn sie Architektinnen werden, dieser Falle entgehen? Könnten wir selbst an der Stelle dieser Architekten der Falle entgehen?
Bauwerke tragen den Makel der langen Lebensdauer. Wenn sie einmal stehen, sind sie zu sehen, dauerhaft. Sie sind ein Mahnmal. Mensch, mässige Dich, sonst exponierst Du Dich. Das allerdings ist heute gar nicht schlimm, denn wir treten ja als Beobachter, als Tourist, als Kritiker in die Fussstapfen der Architekten. Wir machen das Grosse doch wieder gross und das Kleine klein. Können wir gar nicht anders?
Wer bekam bisher und wem setzen wir heute Denkmäler und warum? Wer setzt sich selbst ein Denkmal? Viele Männer, die, die etwas Grosses taten oder von sich selbst meinten, etwas Grosses getan zu haben und wahrscheinlich noch schlimmer die, die merken, dass sie nichts Grosses tun können, setzen sich selbst in irgendeiner Weise ein Denkmal. Das sind natürlich meistens Baudenkmäler. Tun nicht viele Selbstmordattentäter ihr letztes Werk aus dem gleichen Grund? („Ihr Ungläubigen, ihr bösen Menschen sollt mich in Erinnerung behalten in alle Ewigkeit... Euch zeige ich's! Ihr werdet schon sehen, was Ihr davon habt, mich und meine Ansichten nicht ernst genommen zu haben!“) Wer setzt den vielen namenlosen Frauen in den letzten 100000 Jahren Denkmäler, die still, geduldig und unermüdlich für das Überleben der Menschheit gesorgt haben, nicht einmal gekämpft haben? Wer ist bereit, ihre Position zu übernehmen, wenn seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts immer mehr dieser Stellen wie selbstverständlich frei werden? Kaum noch Frauen zu sehen weit und breit!
Wenn wir heute Denkmäler setzen, dann wieder nicht den namenlosen Frauen, sondern den Möchte-gern-Männern. Warum setzen wir nicht den Frauen ohne Namen Denkmäler, die ohne Einkommen und ohne das Lob von uns Männern (Viel Asche auf unser Haupt!) für hunderttausend Jahre Überleben der Menschheit gesorgt haben? Bei den Männern gibt es die Denkmäler für den unbekannten Soldaten. Wie viele Denkmäler müsste es für die namenlosen Frauen geben?
Bis in unsere Architektur wirkt sich unsere Gleichheit, also Mangel an Ausbeutungsmöglichkeiten aus. Funktionales Bauen geht noch, aber schönes Bauen ist Luxus, den wir uns nicht leisten (können). Individualität sollte sein und das Gegenteil kam dabei heraus.
Vögel haben Nester. Füchse haben einen Fuchsbau. Viele Tiere haben irgendeine Art Schutzmechanismus für die Nacht, für den Schlaf, für die Zeit im Leben ohne bewusste Fluchtmöglichkeit oder bewusste Schutz- und Abwehrmechanismen. Wir Menschen bauen uns Häuser. Man könnte jetzt natürlich ein Menschenrecht auf ein Haus oder zumindest eine Wohnung ausrufen. Nur, was nützt das Ausrufen eines Rechtes? Es muss dann auch Diejenigen geben, die für das Recht gerade stehen, also das Geld verdienen und das Recht für die oder den Anderen bezahlen, womöglich für Fremde oder gar Böse. In der Masse sieht das wenig aus, was da an Geldmenge nötig sein sollte, aber wir erleben inzwischen die Realität. Jede und Jeder will selbst Profit haben und verdienen und ein Almosen oder eine kleine Spende für Andere ist ja vielleicht noch drin, vor allem wenn wir sie bei der Steuer zum Abzug bringen können, aber wirkliche Summen, die etwas bewegen, die wehtun? Aber bitte, so etwas ist doch heute nicht mehr nötig. Das ist doch altmodisch, reaktionär. Heute haben wir den Staat dafür, also den Goldesel.
Gott sei Dank haben wir vermögendere Bürger und Bewohner unseres Staates, die sich ein Haus bauen können und es tun und wir haben sogar noch vermögendere, die für Andere ein Haus bauen können und es auch tun und die diese Wohnungen dann vermieten. Interessanterweise werden vor allem Häuser mit allem Schnickschnack, mit allen Raffinessen, mit allen Bequemlichkeiten, mit allen modernen Neuheiten und Sicherheitsmassnahmen gebaut, die wir uns so denken können, denn wir bauen ja erstens für die Zukunft und die Zukunft wird immer besser und zweitens bauen wir für die Menschen, die späteren Mieter, die genug Geld haben, sich diese Wohnungen und die dafür erforderliche Miete auch leisten zu können. Denn es ist doch völlig klar, dass wir alle immer reicher werden, dass wir uns immer mehr leisten wollen und auch können. Aber was ist für den Fall, dass die Zukunft anders kommt? Haben wir dann einen Plan B, den wir von den Anderen, wenn ihr Gewerbe kaputtgegangen ist, im Nachhinein immer fordern und der dann womöglich gar nicht vorhanden war (wie ich jetzt im März 2024 in der Zeitung von der gestorbenen Bank Credit Suisse lese). Haben Sie für diesen Fall einen Plan B als Politiker, als Bauherr, als Mensch, der gerne eine Wohnung mieten würde, aber gar nicht genug Geld dafür verdient, dessen Arbeit also gar nicht so Wert erachtet wird wie die Miete einer teuren Wohnung? Wie wollten wir es denn mit der Gleichberechtigung in solch einem Falle handhaben? Wäre das überhaupt möglich?
Warum müssen demokratische Regierungen eigentlich Gesetze für sozialen Wohnungsbau erlassen, für die Schaffung von genügend erschwinglichem Wohnraum? Sollten Bauherren nicht von sich aus so viel Grips im Kopf haben, dass man Wohnungen bedarfsgerecht baut, also teure und auch preiswerte? Sollten solche preiswerten Wohnungen nicht vielleicht sogar die beste Kosten-Nutzen-Balance haben? Warum müssen wir teuer und luxuriös bauen, wo doch Viele sich das gar nicht leisten können und das auch in Zukunft nicht? Können Sie mir das verraten? Da stimmt doch mit uns etwas nicht, oder? Sind wir zu dumm oder wer ist da zu dumm oder zu raffgierig oder irgendetwas ganz anderes? Wir Menschen sollten doch den Bedarf erkennen, benennen und entsprechend planen und bauen können? Braucht es da den Gesetzgeber? Braucht es da den Staat, den Goldesel?
Medizin (05/2024)
Medizin ist Wissenschaft am und Technik am Menschen. Medizin beginnt also mit einer völligen Unmöglichkeit: Wir sind Lebewesen nicht einmal mit einem Ich, sondern wir sind „Ich“. Mit Wissenschaft und Technik machen wir die oder den Anderen aber zum Objekt und es bleibt uns gar nichts anderes übrig, auch wir selbst als Ich müssen uns als Patient zum Objekt, zum Es machen lassen. Das muss Spannung hervorrufen, Unverständnis, Widerspruch, Opposition. Und wenn bisher Männer Ärzte waren, dann ist klar, dass zu Bewusstsein gekommene Frauen den Männern Opposition bieten mussten und natürlich selber Ärztinnen werden wollten. Nun haben wir bald mehr Ärztinnen als Ärzte. Sind die Frauen jetzt anders? Machen sie unser Ich nicht zum Objekt? Dürfen wir in Gegenwart von Ärztinnen Subjekt, Ich bleiben? Siehe da: Offenbar geht das gar nicht? Die Frauen handeln gar nicht anders, gar nicht besser, als die Männer. Sie sind Menschen, wie wir Männer und so machen auch sie mich Ich zum Es, zum Objekt. Und ich höre Patienten über Ihre Ärztinnen schimpfen, selbst Patientinnen. Was für eine Täuschung, was für eine Enttäuschung, für beide Geschlechter. Wie wir also in den nächsten Kapiteln mit diesem Widerspruch zurechtkommen, dass wir Ich sind und uns doch zum Es degradieren lassen müssen und dass auch noch freiwillig, wird sich zeigen. Ich bin gespannt.
Wenn die Evolution (oder vielleicht ja auch Schöpfung?) etwa so abgelaufen ist, wie wir das heute glauben, dann stammen wir Menschen aus der Welt der Tiere. Wir sind Tiere. Unser Körper, unser Stoffwechsel, unsere Wahrnehmung, unser Denken und Handeln haben sich in einer Umwelt entwickelt, die völlig anders war, als unsere heutige, die gekennzeichnet war vom gegenseitigen Konkurrenzkampf um das Überleben und um das spärliche Geniessen in der Umwelt des Mangels. Sozusagen in dieser Umwelt und auf der Flucht und dem Kampf aus dieser natürlichen evolutionären Umwelt heraus haben wir Menschen unser Denken und rudimentäres Nachdenken und unser Handeln entwickelt, Hirn und Hand (in Kombination mit den Füssen). Die Entwicklung ging sehr langsam voran, zunächst in genetischen Zeiträumen, von Mutation zu Mutation und der anschliessenden Auslese, wobei ich nicht sicher bin, ob Charles Darwins Auslesemechanismus da wirklich so realitätsnah dargelegt ist. Sicher werden mechanische, funktionelle Auslese und weitere Vor- und Nachteile dabei wirksam gewesen sein. Aber ob Freund oder Feind Zufall nicht auch dabei war und manchmal einfach auch das Vergessen oder Fehler (was immer das auch sei) und vielleicht noch uns unbekannte oder für uns undenkbare Gründe? Wer weiss?
Je schneller sich unser Denken und das rudimentäre Nachdenken entwickelten, desto schneller veränderten wir Menschen unsere Umwelt und interessanterweise auch uns selbst. Dabei möchten wir selbst doch am liebsten immer gleich bleiben und in den entscheidenden Eigenschaften, leider meist den nachteiligen, bleiben wir es auch. „Ich habe immer schon gesagt ...“ und andere Denk- und Lebensweisen zeigen es. Diese Entwicklung beschleunigte sich wie eine Art Pingpong-Spiel. Immer schneller, immer schneller, immer schneller. Klar, dass das eine exponentielle Kurve ergibt, die zu einem unbegrenzten Wachstum und unbegrenzter Verbesserung führt. Könnte es sein, dass das nicht die einzige Art und Weise des möglichen weiteren Kurvenverlaufes ist? Könnte es sein, dass unsere geistigen und handwerklichen Fähigkeiten doch eine Begrenzung bedeuten, die statt zu einer immer ansteigenden Kurve, zu einem in sich zusammenbrechenden Peak führen, an dessen Ende der schlichte Zusammenbruch, das schlichte Ende der Menschheit steht? Unsere Zukunft ist offen. Alles ist möglich. Daher müssen wir auch alles denken.
Unser heutiges Leben, unser heutiges Sein, unsere heutigen Lebensweisen sind durch ein Leben in vielen Bereichen des Lebens am oder nahezu am Anschlag gekennzeichnet. Die Zahl der Kranken, der körperlich Kranken und der psychisch Kranken nimmt mit immer besserer Medizin doch nicht ab, sondern immer weiter zu? Oder sehen Sie, dass die Betten in den Krankenhäusern zunehmend leer stehen und Krankenhäuser wegen gähnender Leere geschlossen werden oder das Arztpraxen mangels Arbeit, mangels Patienten, schliessen? Es werden doch immer mehr, exponentiell? Das Geld wird knapp, nicht die Patienten, oder? Das Personal in den Medizinbetrieben wird knapp, immer mehr überarbeitet und erwartet mehr Freizeit und mehr Geld. Nur beides ist nur begrenzt zu haben, da wir alles, was wir geniessen wollen auch erarbeiten müssen. Patienten können nur etwas bekommen, wenn die in der Medizin Tätigen auch etwas liefern. Die in der Medizin Tätigen liefern nur, wenn die Patienten (über Staat und Versicherungen) auch zahlen. Je mehr Ärzte und Personal arbeiten, desto mehr können Patienten geniessen und umgekehrt und mit der Bezahlung ist es ähnlich.
Wir leben als Menschen in einer Umwelt, die wir uns zum grösstmöglichen Teil selbst aus der damals vorhandenen Umwelt verändernd gebaut haben, ohne selbst für diese neue Umwelt angemessen körperlich und seelisch ausgerüstet zu sein. Unser Körper hat und bietet Grenzen der Leistungsfähigkeit, der Steigerungsfähigkeit, der Flexibilität, der Anpassungsfähigkeit (ganz abgesehen von der Anpassungsbereitschaft, denn deren Fehlen hat uns ja geradezu zur Veränderung getrieben). Es scheint also keineswegs sicher, dass die Entwicklung der Menschheit, wie wir sie angestossen und betrieben haben, zu einem guten Ende führen muss. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, also dann, am Ende? Meine Damen, können Sie Ihren unschlagbaren Optimismus, auf den Sie so stolz sind und der mindestens früher auch sehr sinnvoll gewesen sein wird, der uns Männer und auch Sie selbst wahrscheinlich in den Ruin treiben wird, nicht wenigstens im Nachdenken einmal zügeln, wenn schon im leiblichen Leben nicht?
Wir müssen also uns selbst als Ich in einer Welt denken, die eigentlich ganz anders war und zu der wir in dem anderen Zustand in einem Gleichgewicht der Arten und Lebewesen zueinander standen und in einer Welt, in der wir heute leben und die wir wie Getriebene verändern („nichts ist so sicher, wie der Wandel“) und deshalb treiben wir ihn noch immer weiter an miteinander konkurrierend und wetteifernd, liebe Männer, bis auf die Spitze, bis wir vor Erschöpfung, Depression und Psychosen am Ende sind und nicht mehr können.
In diesem Spannungsfeld zwischen Herkunft und Zukunft, zwischen wollen und können, zwischen Möglichkeit und Unmöglichkeit müssen wir Medizin in ihren vielen Bereichen heute denken und nachdenken (also unsere eigenen Ansichten hinterfragen).
Warum haben wohl Gott und/oder das allgemeine Sein und/oder die Evolution zuerst den biologischen Körper mit Vererbung und Metabolismus geschaffen oder/und entwickelt und die Hirnfunktionen sowie den Geist wahrscheinlich erst sehr viel später? Die passen gar nicht richtig zusammen. Die Entwicklungszeiten des Körpers, der Gene, des Stoffwechsels etc. sind elendig langsam. Unser Geist ist dem schon mal um grosse Entfernungen voraus, hat unsere Ideale schon in Theorien klar formuliert, hat die kühnsten Träume entwickelt, nur die körperliche Realität? Sollen wir da auf die biologische Entwicklung unserer menschlichen Körper warten? „Herr, schenke uns Geduld, aber schnell!“ Solange können wir nun wirklich nicht warten!
Die Evolution ist gegen uns Neuzeitmenschen (oder wir sind gegen die Evolution?). Sie hat uns sehr reparaturanfällig entwickelt. Das war ein grober Fehler der Evolution, jedenfalls ganz und gar nicht nach unseren Wünschen. Und sie hat das Leben endlich entwickelt. Es spricht viel dafür, dass es auf der Erde keine dauerhaft lebenden Organismen gibt. Alles hat einen Beginn seines Lebens und alles hat ein Ende seines Lebens und wer ein bisschen seine eigenen Ansichten und Wünsche hinterfragt, kann auf dieser Erde sogar den Sinn darin erkennen. Wir Menschen sind dumm. Mit dem sogenannten Bildungsniveau nimmt die Dummheit nicht ab, sondern zu. Wir haben erst das Leben verlängert und wünschen uns eine weitere Verlängerung. In dem verlängerten Leben fallen immer mehr teure Reparaturen an. Wir hätten erst die Reparaturanfälligkeit beseitigen sollen und danach das Leben verlängern. Dann hätten wir eine Chance auf ein schönes Leben gehabt. So geraten wir in die Fänge der Mediziner und Paramediziner und Ganzheitsmediziner und finden nicht wieder heraus. Die kosten unser ganzes Geld. Die Evolution hatte doch ein so langes Leben für uns Menschen gar nicht vorgesehen, wohl nicht für Einzelexemplare von Menschen, aber doch erst recht nicht für alle. Da hätte sie (oder war es doch ein allgemeines Sein und/oder ein Gott?) uns Menschen doch völlig anders konstruieren müssen und die Erde auch. Wenn wir unser Leben verlängern, schaden wir spätestens am Ende uns selbst. Stellen wir uns doch nur einmal vor, was auf der Erde los wäre, wenn da 9 Milliarden Tausendjährige leben würden. Das wäre doch gar nicht auszudenken? Eine 85-Jährige zu mir in meiner Praxis, nachdem die Hüft-Operation nicht zum gewünschten Ziel geführt hatte (da müssen die Ärzte gepfuscht haben) „Da hatte ich mir das Altsein doch so schön vorgestellt und nun das!“ Sie kann nur noch humpeln und das auch nur mit Schmerzen.
Dummheit bestraft die Evolution nicht sofort, sondern irgendwann. Sie hat Zeit, sehr viel Zeit. Wenn die Strafe folgt, dann ist für uns Menschen ein Zusammenhang mit unserem ursächlichen Verhalten meist gar nicht mehr ersichtlich. Im schlimmsten Fall endet es im Aussterben der Art von Lebewesen, in unserem Falle dann der Menschheit. Wer sich nicht ins Ökosystem der Erde einpasst, der wird am Ende fallen gelassen. Wenn eine Tierart eine gewisse Bandbreite von Lebensmöglichkeiten an ihren im Nebel liegenden Grenzen überschreitet, dann ist eben einfach Ende.
Die Evolution hätte uns körperlich und geistig kaum besser an unsere heutige Situation anpassen können, denn wir sind Tiere und an das Gleichgewicht der Lebewesen der Natur angepasst. Unsere heutige Lebensweise ist eine ganz andere, so völlig unnatürlich und wir machen die Natur, unsere Umwelt um die Wette, im Konkurrenzkampf mittels Wissenschaft und Technik immer unnatürlicher. Wie hätte die Evolution das vorbereiten sollen? Das kann doch gar nicht gut gehen können? Da hätte doch glatt ein allgemeines Sein oder ein Gott eingreifen müssen, oder? Und wie hätten die eingreifen müssen? Sie hätten uns zurückpfeifen müssen. Adé Freiheit des Menschen. Jetzt wird gehorcht. Nein, bisher haben sie uns unsere Freiheit gelassen und wir haben sie genutzt. Nur …?
In der Tierwelt werden alte und kranke Tiere oft gerissen, so dass sie gar kein langes Leiden haben können. Sie erlösen sich gegenseitig zuvor. Ob das der Zweck ist, wissen wir natürlich nicht. Die Natur (Evolution) hat ihre Weise, Krankheit möglichst gering zu halten: Raubtiere und Aasfresser. Heilung betreibt die Natur nur in oberflächlicher Weise. Wird es ernster, ist der Tod die schnellste Heilung. Die Natur scheint kein Individuum zu kennen, sondern bis auf Ausnahmen nur das Ganze, das Gleichgewicht der Lebewesen und Arten. Bisher sieht es auch nicht danach aus, dass die Natur die Fehler und Mängel der Menschheit heilen will. Sehr wahrscheinlich bedeuten unsere Grenzen irgendwann einfach unser Aus?
Das Allheilmittel der Natur gegen Krankheit und Mangelfunktion ist der Tod des Individuums und die Neuverwendung des biologischen Materials als Aas, als Kadaver, als Nahrung, als Mutterboden und ähnlichem von und für neue Lebewesen. Im Einzelfall kennt die Natur kaum Fürsorge, schon gar keine intensive Fürsorge. Die kennen nur wir Menschen, aber um den Preis zunehmenden Aufwands und zunehmender Kosten und zunehmenden Verzichtes der fürsorgenden Personen, also zunehmender Begrenzung unserer Freiheit. Denn wer schafft und leistet und für Andere sorgt, ist nicht frei. Das merken wir ja zunehmend in unseren neuzeitlichen Gesellschaften. Da nützt auch aller Freiheitskampf nichts. Die Natur, unsere menschliche Natur ist da unerbittlich. Vielleicht wäre Bitten an den möglicherweise lebenden Gott da viel erfolgreicher? Was dürften wir uns da von einem allgemeinen Sein erhoffen?
Da las ich von einem neuen Zweig der Ethik, der Tierethik. Wenn wir Menschen als Tier im Gleichgewicht der Lebewesen auf dieser Erde leben und von anderen Lebewesen leben, denn nur von Mineralien können wir Menschen uns gar nicht ernähren, nicht einmal ungesund, geschweige denn gesund, so leben wir Menschen auf Kosten anderer Lebewesen, auch der Tiere. Bitte denken Sie als Schöpfer der Tierethik daran, dass wir Menschen diese Tierethik dann auch einhalten müssten. Es gibt Gründe für unseren Umgang mit Tieren. Losgelöst von unseren menschlichen Möglichkeiten eine Tierethik zu denken, ist reine Fantasie, realitätslos. Denken dürfen wir hoffentlich alles, aber bitte belassen wir es dabei. Trotzdem sind andere Lebewesen eben Lebewesen und wir als Menschen können uns zumindest teilweise beherrschen … Na, da täuschen wir uns doch schon wieder in uns selbst, oder? Eine Tierethik propagieren, damit sich die Anderen dran halten sollen und wir sie als unfähig hinstellen können. Das können wir, aber selbst einhalten? Und, wie gesagt, welchen Sinn sollte das im erdlichen Gleichgewicht der Lebewesen haben?
Wenn wir also über Krankheit und Gesundheit, menschliches Leben, sinnvolles ärztliches oder medizinisches Handeln nachdenken wollen, dann müssen wir uns zunächst unserer Vorurteile bewusst werden z.B. über die Frage: Wollen wir die Frage aus evolutionärer Sicht betrachten im Gleichgewicht der verschiedenen Lebewesen zueinander und miteinander oder wollen wir diese Frage aus unserer Sicht betrachten, mit unseren Werten, die wir aber handhaben wie unsere Interessen. Wahrscheinlich ist das Ergebnis allein dieser beiden Sichtweisen so gegensätzlich, dass wir sie kaum vereinen können und es sind ja noch ganz andere Sichtweisen denkbar?
Lebewesen (ich weiss nicht, ob wirklich alle, aber fast alle werden es wohl doch sein?) haben eine mehr oder weniger differenzierte Art von Vererbung. Da gibt es nicht nur die Gene, sondern offenbar noch mehr Mechanismen. Aber es gibt eine genetisch codierte Information, die von Exemplar zu Exemplar einer Art von Lebewesen weitergegeben wird. Bei Kleinstlebewesen muss es nicht einmal immer die eigene Art sein. Die genetische Information kann sogar ganz oder teilweise in andere Arten übertragen werden.
Diese genetische Information ist nach unserer heutigen Ansicht nicht einmal optimal ausgestaltet, optimal nach unseren Wünschen. Die genetische Information führt nicht zu dauerhaftem Leben, nicht zu unbegrenztem Leben und sie führt auch nicht zu einem Leben, wie sich die Organismen das wohl hätten wünschen können und wollen, nach einem Leben im Überfluss und traumhaft schön. Nein, die evolutionäre Natur war wahrscheinlich meist am Limit des Möglichen bei bestehendem Mangel, bei gesetzter Begrenzung durch die Eigenschaften der Erde und des ökologischen Systems auf der Erde und schliesslich ganz zuletzt des Menschen.
Vorentscheidungen in der Medizin (05/2024)
Wie kommen wir dazu, Krankheit und Gesundheit zu unterscheiden? Gene codieren Informationen von körperlichem, vielleicht sogar psychischem Sein, so wie es in der Natur des ökologischen Gleichgewichtes ist. Plus und minus, Anfang und Ende, Gleichheit und Diversität, … Wie kommen wir Menschen dazu, hier von Krankheit und Gesundheit zu sprechen?
Krankheit gibt es subjektiv. Wo kein Mensch ist, gibt es auch keine Krankheit, jedenfalls keine Menschen befallende Krankheit. Wie das aus Sicht von Tieren bei Tieren ist, wissen wir ja nicht. Wir Menschen kennen aus unserer Sicht auch Krankheit bei Tieren und Pflanzen, aber im Grunde sind es nur Ausdrücke unterschiedlicher Erbinformationen, Einwirkungen unterschiedlicher Lebensräume und des ökologischen Gleichgewichtes der Lebewesen auf dieser Erde. Auch Gesundheit gibt es subjektiv. Wer also sich mit Krankheit beschäftigt, wird es mit gesunden und/oder kranken Menschen zu tun haben. Heute gibt es natürlich nicht wenige Menschen, die auch mit Krankheit zu tun haben ohne Menschenkontakt, im Büro, in der Bürokratie, in Versicherungen, in der Gesetzgebung... Sie sind auf menschliche Definitionen und Beschreibungen von Krankheiten angewiesen. Und ihnen fehlt das Korrektiv, die Erprobung des Gemessenen, Gesehenen, Gehörten am echten kranken Menschen. So werden oft Krankheitsbeschreibungen vorgenommen auf Grund von sekundären Informationen und Ansichten und ohne eigene Erfahrungen. Heutigen Tages werden sie auch noch umgewandelt in Zahlen. Mit diesen Zahlen (z.B. Laborwerte) legen wir dann Grenzen fest. Drüber ist gesund, drunter ist krank. Aber meist ist die Grenze nicht ein Strich, sondern eine Grauzone. In diesem Bereich ist beides möglich. Und was ist bei Krankheiten, die vor allem unter gewissen Umständen zu spüren sind und unter anderen nicht? Und wenn diese Krankheiten genetisch bedingt sind (und unsere Gene haben wir vom ersten bis zum letzten Tag), ist man dann in beschwerdefreien Zeiten gesund oder merkt man nur nichts? Was hat die unterschiedliche Betrachtungsweise für eine Bedeutung?
Die Bürokraten ordnen Krankheiten Zahlen zu (ICD-Zahlen oder anderen). Die Krankheiten werden in viele verschiedene Schubladen eingeteilt und jeder Schublade wird eine Zahl zugeordnet, damit solche Daten mathematisch (z.B. statistisch) und heute digital verarbeitet werden können. Nun verhalten sich die meisten Krankheiten aber gar nicht wie eine Schublade, sondern gleichen in ihren Eigenschaften und Definitionen eher einer verbeulten Gausskurve. Natürlich kann man ICD-Zahlen benutzen. Man darf nur nicht glauben, dass man damit eine wie auch immer geartete Systematik von Krankheiten wirklich eindeutig erfasst hat. Das aber ist ja genau der Grund, warum wir so etwas tun.
Wir machen Medizin und nicht Mathematik. Dann können wir an medizinische Fragen auch nicht einfach mit mathematischen Konstruktionen gehen. Oft können wir nicht anders bzw. nicht besser, aber das sollte uns immer bewusst sein.
Medizin ist nicht Mathematik. Nicht bei allen Forschungen sind Formeln, Messungen und Statistik hilfreich oder zumindest nicht nur, manchmal wohl auch eher das Gegenteil.
Mit Statistik, mit Reproduzierbarkeit, kann man nicht Validität überprüfen. Das ist nur eine Ersatzmassnahme. Die Validität können Sie nur am Original, an der Realität überprüfen und die kennen wir ja nicht einmal. Deshalb erforschen wir sie ja.
Wenn eine Krankheit durch Verengung einer Röhre bedingt ist und die Röhre ist nicht verengt, heisst das, dass die Krankheit ausgeschlossen ist? Könnte es sein, dass zu der Krankheit noch andere Mechanismen zusätzlich gehören, die wir nicht gemessen haben oder an die wir nicht auch gedacht haben oder die die Wissenschaft, eben weil sie nur bestimmte Messungen macht, noch gar nicht entdeckt hat (oder zwar entdeckt, aber wieder vergessen hat oder für unbedeutend hält)? Oder sind bestimmte Beschwerden nur deshalb ohne Bedeutung, weil deren Erfragung uns zu viel Zeit kosten würde, die im medizinischen Alltag nicht vorhanden ist oder nicht bezahlt wird? Das Sprechen von „Objektivität“ in der Medizin führt auf sehr dünnes Eis. Das hält nicht einmal das Gewicht eines Arztes aus, geschweige denn von vielen oder gar der Mehrheit. Auch die Mehrheit von Wissenschaftlern rennt einigen wenigen Leithammeln hinterher und plappert deren Lehren ungeprüft nach. Guidelines verstärken diesen Mechanismus massiv und unter dem Deckmantel von Qualitätssicherung auch noch bewusst gewollt. Unser Blick (einschliesslich der technischen Hilfsmittel) ist sehr eingeengt und trotz der vielen Zahlen und Experten sehr relativ, sehr subjektiv.
Da werden in der Medizin Begriffe wie „objektiv“ und „subjektiv“ benutzt. Wenn ich das richtig begriffen habe, soll mit dem Begriff „objektiv“ an dieser Stelle ausgedrückt werden „von aussen nachvollziehbar, gemessen und in einer Tabelle einordenbar, scalierbar.“ Dem gegenüber steht der Begriff „subjektiv“, was wohl bedeuten soll „nicht von aussen nachvollziehbar, nicht messbar oder nicht verlässlich und reproduzierbar messbar, nicht glaubhaft“. Diese Begriffsbestimmung führt in der Welt der Mediziner bei Vielen dazu, dass nur das zur Diagnostik und Therapie geglaubt und verwendet wird, was messbar oder bildlich darstellbar ist. Vergessen wird, dass die bildliche Darstellung und die Messung sehr abhängig von der angewandten Technik sind und somit bei Weitem keine objektive Beschreibung des menschlichen Körpers bieten, sondern eine sehr relative, methodenabhängige. Und umgekehrt wird alles, was nicht messbar, nicht bildlich darstellbar ist, als ausgeschlossen oder inexistent deklariert oder, wenn man offensichtlich eine Diskrepanz zwischen Beschwerden und Ergebnissen anerkennen muss, wird diese in den Bereich der Psyche verschoben und damit in den Verantwortungsbereich des Patienten verlegt. „Bei dem Patienten besteht eine ausgesprochene psychische Überlagerung“ oder so ähnlich steht dann im Arztbericht. Gemeint ist meist „Der Patient verursacht die Beschwerden auf irgendeine Art und Weise selbst. Er ist selbst Schuld.“ Damit ist der Arzt das Problem los. Er muss es nicht mehr verstehen, denn er hat eine Erklärung und einen Verursacher oder Schuldigen und er muss sich auch keine Mühe mehr geben, es zu behandeln und für den Patienten erträglicher zu machen, denn der hat es ja selbst verursacht. Der ist ja Schuld. Der hat auch selbst den Schlüssel zur Besserung (ist selbst Schuld, wenn er ihn nicht findet).
Schon in den 70iger Jahren des letzten Jahrhunderts habe ich im Studium eingebleut bekommen, dass die Anamnese, die Beschwerden und die Situation des Patienten entscheidend seien, nicht das medizinische Lehrgebäude mit Bildern, Zahlen und Messungen. Real handeln wir auch heute, mehr als 40 Jahre später nahezu entgegengesetzt. Messen, abbilden und ins System einordnen, demnächst am besten automatisch per "Künstlicher Intelligenz" … Was ist da mit uns in den 40 Jahren passiert oder eben nicht passiert? Als studierter und angeblich gebildeter Mensch nichts dazu gelernt? Sind wir dazu womöglich gar nicht in der Lage?
Die Wissenschaft versucht derzeit, subjektive Wahrnehmungen objektiv in falsch und richtig zu identifizieren und in Zahlen objektiv einzuteilen. In der Regel wendet sie dabei Methoden aus der unbelebten Welt an. Das ist durchaus möglich, so vorzugehen. Nur bei der anschliessenden Interpretation von Untersuchungsergebnissen in der belebten Welt muss man sich darüber klar sein, das belebte Systeme viel weniger eindeutig definiert sind (z.B. Krankheiten) und dass auch die Vielzahl der Einflussfaktoren kaum zu eliminieren und oft unüberschaubar ist. Ergebnisse sind also viel öfter durch Störfaktoren beeinflusst, die die Statistik nicht einfach sinnvoll herausrechnen kann. Und selbst wenn alle Störfaktoren eliminiert werden konnten, stellt sich die Frage hinterher, ob das Ergebnis auf die lebenden Menschen in und mit all ihren Störfaktoren tatsächlich übertragbar ist. Wir tun das einfach ganz unüberlegt und dulden an diesem Vorgehen keine Kritik. Je nach Forschungsgegenstand oder technischem Problem variiert die Übereinstimmung der Messwerte und statistischen Ergebnisse mit der Realität in weitem Masse und schwer bestimmbar.
„Objektiv“ in der Wissenschaft ist wie „gut“ im Leben. Jeder reklamiert es für sich und seine Ansicht, doch beides gibt es gar nicht. Warum sind beide dann solche Atombomben?
2019 berichtete mir ein Patient, der wegen chronischem wirklich heftigem Husten sich in einer renommierten Zürcher Privatklinik mit allen Raffinessen untersuchen liess, dass mein Kollege, nachdem am Ende alle Befunde normal ausgefallen waren, gesagt habe, dass er gesund sei. Er solle doch einfach aufhören zu husten. Der Husten sei psychisch. Können Sie mir objektiv erklären, warum eine Psyche husten sollte?
Wenn wir die Begriffe „objektiv“ und „subjektiv“ im medizinischen Rahmen überhaupt verwenden wollen (besser nicht!), dann müssten wir die Beschwerden des Patienten als „objektiv“, als „gegeben“ hinnehmen und bezeichnen. Alles, was die Medizin bieten kann, ist davon abgeleitete Erkenntnis und Behandlung. Leider kann die Medizin meist das, was wirklich da ist und den Patienten ärgert, nur ansatzweise versuchen, zu verstehen und zu behandeln, gar wieder wegzubekommen. Die medizinische Erkenntnis und Systematik wäre somit „relativ“ oder „subjektiv“.
Der Mediziner lernt jedoch im Studium und bekommt es während seines gesamten Medizinerlebens in Form von Pflichtfortbildungen immer wieder eingetrichtert, dass die wissenschaftliche Medizin mit ihren Festlegungen von Diagnosen und Therapien das „Objektive“, das „Gültige“ sei, dass er sich mit seinen Erklärungsversuchen und Festlegungen an die medizinische Systematik zu halten habe und dem muss sich auch der Patient mit seinen Beschwerden unterordnen. Die Beurteilung dieser Einstellungen überlasse ich Jedem selbst. Und mittels ICD-Klassifizierung und Globalisierung über die WHO wird diese Diagnosesystematik heute auch noch digitalisiert und in alle Ewigkeit gespeichert und soll auf der ganzen Welt auf gleiche Weise angewandt werden. Das heisst, die Digitalisierung übernimmt den systematischen Fehler gleich noch mit. Und die staatliche Gewalt, zumindest im deutschsprachigen Raum, verpflichtet die Mediziner noch dazu. Das wirkt sich aus im Krankenversicherungswesen. Je nach Diagnose ist so und so viel Diagnostik und Therapie erforderlich. Brauchen Arzt oder Spital mehr, dann handeln sie unwirtschaftlich und das wird unter dem bekannten Kostendruck zunehmend Konsequenzen haben. Und für das Gutachtenwesen hat das fatale Folgen (sahen wir schon unter Versicherungen).
Vielleicht sollten wir besser den Begriff „objektiv“ gar nicht für uns, unsere Gefühle und Gedanken, Messergebnisse oder bildliche Resultate, Normen und Gesetze etc. benutzen? Objektiv gibt es vielleicht in der theoretischen Mathematik (in der, die keinen Realitätsbezug hat), vielleicht in manchen Gebieten der Physik, in der unbelebten Materie? Für alles, was mit Lebewesen zu tun hat, ist der Begriff doch eher eine Falschannahme. Wer bei Lebewesen (und beim Menschen ganz besonders) von „objektiv“ spricht, hat doch „Leben“ mit seiner Relativität als Merkmal gar nicht verstanden? Vorschlag: Bescheiden wir uns mit der Stellung „subjektiv“ auch als Ärzte unseren Patienten gegenüber. Deren Beschwerden sind subjektiv und unsere Beurteilungen, Diagnosen, Konsequenzen und Therapien auch! Es gibt nur „subjektiv“ oder „nicht wissen“. Wäre eine Schulmedizin, wäre eine Weltgesundheitsorganisation in der Lage, solchen Vorentscheidungen in der Medizin Rechnung zu tragen? Ganz abgesehen davon, dass natürlich Krankheit und Gesundheit in den verschiedenen Kulturen völlig unterschiedlich verstanden und gelebt werden. Warum muss denn auf der ganzen Welt alles einheitlich sein, noch dazu, wo wir doch ganz strikt auf unsere persönliche Identität, Individualität und unsere persönlichen Rechte, alles anders zu machen als Andere und Andere uns das vorgeben, achten? Wir kämpfen sogar bis auf die Pistole, ja sogar bis auf unser eigenes Leben darum. Haben wir es da nicht mit Denk- und Nachdenkfehlern zu tun? Wir bekommen nicht Individualität und Gleichheit zugleich, auch in der Wissenschaft und Medizin nicht. Beide schliessen sich gegenseitig aus oder begrenzen sich zumindest gegenseitig (je nach bildlicher Vorstellung).
In Schweizer medizinischen Gutachten werden die Aussagen des Patienten konsequent in den Konjunktiv gesetzt. Das bedeutet, dass sie konsequent bezweifelt werden. Gutachteraussagen werden dagegen konsequent als objektiv, weil wissenschaftlich, angesehen. Nicht selten werden solche Aussagen dann auch noch im allgemeinen Passiv geschrieben, um sie der Relativität des einzelnen Gutachters zu entrücken und damit noch mehr in der Bedeutung zum allgemein Objektiven zu heben. Dabei ist doch Wissenschaft genauso wenig objektiv wie die Aussagen des Exploranden (des begutachteten Versicherten). Haben wir es hier nicht mit einer sehr unwissenschaftlichen, wissenschaftlichen Selbstüberschätzung im Gutachtenwesen zu tun? Die Gutachter sind an der Widersprüchlichkeit des zu beurteilenden Menschen gescheitert. Dieser wiederum wundert sich über die Widersprüchlichkeit der Behörden.
Ärzte und Politiker und andere einflussreiche Menschen oder solche, die gerne Einfluss hätten, können Schmerzen der Patienten nicht nachempfinden. Also sind die Schmerzen relativ abstrakt. Patienten sind aber oft durch sie am stärksten beeinträchtigt, viel mehr als z.B. durch ein fehlendes Bein. Das aber kann man gutachterlich relativ gut und angemessen beurteilen.
Es gibt heute sehr selbstbewusste Menschen, die von sich behaupten, dass sie ganzheitliche Medizin betrieben. Was ist ganzheitliche Medizin überhaupt? Wie betreibt man wirklich ganzheitliche Medizin? Ist hier nicht eher eine Opposition zur Schulmedizin gemeint, die nun auch das weibliche Verständnis von Medizin, oft also auch Wellness mit beinhaltet, die auf Natürlichkeit pocht, wo einfach nicht messbare Subjektivität anerkannt wird? An der Stelle ist „ganzheitliche Medizin“, egal, was sie bedeutet, sicher realitätsnäher als die Schulmedizin.
Wir Menschen sind zum grössten Teil Körper, Material (einschliesslich seiner Funktionen wie Gefühle etc.). Wir Menschen sind aber auch Persönlichkeit, also immateriell. Ich wünsche Ihnen das zumindest. Wir können das so ähnlich fassen wie in der Quantenphysik die Vorstellung von Materie als Welle und zugleich als Teilchen. Was würde es für medizinische Gutachten wie für die medizinische Wissenschaft bedeuten, uns Menschen sowohl als Körper, als zugleich auch als Persönlichkeit zu denken und aufzufassen, zu beschreiben und zu bewerten? Stellenweise finden wir das auch.
Es gibt bekannte medizinische Kongresse im deutschsprachigen Raum (andere kenne ich nicht genügend) in verschiedenen Fächern, die medizinisches Wissen anbieten nach der Devise „Was ist gesichert in der Medizin“. Wir bieten ihnen keinen Firlefanz, keine abstrakten Studienergebnisse, sondern verlässliches Rüstzeug für die Praxis. Hört sich gut an, oder? Viele der Fortbildungskongresse sind auch gut. Da wollen wir gar nichts schlecht machen. Aber „Das ist sicher in der Medizin“? Das können nur Mediziner sagen, die ihr wissenschaftliches Fach als Werkzeug verstehen mit dem sie ihr Recht haben seit dem 3. Lebensjahr weiter als Erwachsene aufrecht erhalten können. Nachgedacht? Vielleicht auch noch Sokrates, Immanuel Kant und Karl Popper bedacht? Medizinisches und wissenschaftliches Wissen ist nur solange aktuell, als kein Anderer kommt und eine genauere, passendere Erklärung für körperliche und andere Phänomene liefert, die dann allerdings auch wieder nur neuere Ansichten sind. Wir können da gar nicht selbstkritisch genug sein! Und über besser oder schlechter urteilt am Ende die gesundheitliche oder krankheitliche Realität jedes einzelnen Patienten. Haben sich da nicht nur wieder „Ich habe Recht-Männer“ (und inzwischen auch „Ich habe Recht Möchte-gern-Männer“) eine geachtete, wohlsituierte, für gut betrachtete und von Anderen gut bezahlte Position in der Gesellschaft geschaffen? Wie würde medizinische Lehre, ohne die es ja nicht geht, anders aussehen und funktionieren?
Selbst die Schulmedizin ist inzwischen idealistisch geworden. „Ideal“ im Sinne von eindeutig erfassbar und „ideal“ im Sinne von „unsere Krankheitsbeschreibung, Diagnose und Therapie sind richtig“. „Lieber Patient, lies bitte vorher im Lehrbuch durch, welche Beschwerden Du haben musst, wenn Du zu uns Ärzten in die Diagnostik kommst, damit wir auch das Passgenaue finden. Alles Andere lass gleich zuhause.“ Vieles haben mich meine Patienten gelehrt und eigenartigerweise bin ich damit teilweise in Widerspruch zur Schulmedizin geraten.
Manche Generation von Medizinern gibt den Krankheiten wieder neue Namen, weil sie von einer anderen Seite auf die Erkrankung sieht, anders klassifiziert und Anderes für wichtiger hält und nun ihre Ansicht im Namen ausdrückt. Wissen gilt eben nur so lange, bis andere Ansichten zu dieser Ansicht dazu kommen oder sie widerlegen.
Es gibt eine breite Palette von „Medikamenten“, für die niemals wissenschaftlich die Wirksamkeit erbracht wurde. Wir haben die wissenschaftliche Medizin hinterfragt, aber es gilt natürlich auch, dass sie uns schon viel geholfen hat. Ihre Ansichten und Methoden sind nicht falsch, aber eben auch nicht nur richtig. Wir brauchen sie aber zum Hinterfragen vieler anderer Diagnose- und Therapiemethoden. Wir müssen zumindest den Verdacht hegen, dass bei vielen solcher „Medikamente“, die Wirksamkeit nur auf Grund eines guten Bauchgefühles oder anderer Gefühle oder anderer Irrtümer angenommen wurde und wird oder auch bezweifelt wird. Zur Behandlung einer Bronchitis bei Kindern oder Erwachsenen mit Husten und Schleimbildung gibt es eine Vielzahl von erhältlichen Säften und Mittelchen. Dass fast alle Patienten auch völlig ohne diese Säfte und Mittelchen in absehbarer Zeit gesund werden, weiss nur niemand, weil keiner sich traut, es auszuprobieren. „Ich kann doch hinterher nicht zum Doktor gehen und sagen, ich hätte noch nichts dagegen gemacht.“ Doch haben Sie ja, mittels Ihres eigenen Immunsystems, dem Sie in 99 % der Fälle wirklich vollständig vertrauen dürfen, allerdings in einem Prozent nicht. In Deutschland habe ich manchmal nachgerechnet, wenn ich erfuhr, was meine Patienten schon alles in der Apotheke selbst bezahlt hatten und wie viel die Krankenkasse schliesslich mir für meinen Einsatz zu zahlen bereit war. Ich mit meiner gesamten Praxis habe oft weniger gekostet. Das ist auch ein Kostenfaktor im Gesundheitssystem. Wissen Sie, woher ich weiss, dass es ohne diese Mittelchen geht? Wir haben es tausende Male mit Patienten probiert. Es funktioniert. Wenn allerdings eine Bronchitis nicht im normalen Zeitrahmen (ein bis zwei Wochen) vollständig abgeheilt ist, dann sollte man auch professionell untersuchen und behandeln.
Wie mag es da mit Homöopathie, Biochemie, Anthroposophischer Medizin, Pendeln, Besprechen, chinesischer Medizin(?), Kräutern, Tinkturen und Vielem mehr stehen?
Paramedizin, Komplementärmedizin, ganzheitliche Medizin und wie sie alle heissen, zeigen, wo Schulmedizin falsch liegt oder realitätsfern agiert oder wo die Erwartungen der Patienten an die (Schul-)medizin nicht angemessen sind. Viele Frauen erwarten von der Medizin Wellness, ein gutes Bauchgefühl, ein angenehmes Körpergefühl. Männer erwarten das weniger. Wellness ist vom Grund her nicht Sache der Schulmedizin. Ganzheitliche Medizin ist nur der Ersatz für das, was der Schulmedizin fehlt, unter Anderem auch Wellness. Und vergessen dürfen wir nicht: Zur Personwerdung gehört Abgrenzung vom Anderen, von den Anderen und Abgrenzung geht am leichtesten in der Opposition, dem Extrem von Abgrenzung.
Wenn Medizin eine gewisse Weltsicht darstellt, dann wird es natürlich auch Medizin im Sinne anderer Weltsichten geben. Wenn Traditionelle Chinesische Medizin einen Ausgleich zwischen Yin und Yang sucht, dann wird sie bei Krankheiten, Störungen und Zuständen Veränderungen schaffen, die wir als angenehm ansehen, meistens fühlen. Das ist in der Schulmedizin ja nicht viel anders. Sie hilft dem sich fühlenden Menschen und es geht ja auch häufig um das Ändern von Gefühlen, bei Frauen anders als bei Männern.
Wir sehen: Medizin ist zu beiden Seiten (Therapeuten wie Patienten) sehr abhängig von Vorentscheidungen, von eingenommenen Sichtweisen, von Vorurteilen. Sie zu verstehen, braucht es viel kritisches Fragen und Nachdenken. Sie zu verändern, braucht es viel Einfühlungsvermögen und Gefühlstherapie und wir kommen ganz schnell an unsere Grenzen im Nebel. Das ist eine grosse Aufgabe. Aber Jede und Jeder, die/der von sich überzeugt ist, Recht zu haben, kann ja auch jedes Problem lösen (selbst, wenn sie/er es nicht kann). Und die Existenz dieser Problematik erklärt auch, warum es so viele paramedizinische Ansätze überhaupt gibt. Das Gegenteil wäre verwunderlich.
Es gehört zur Medizin, dass Menschen Ihre Gesundheit beeinflussen können, nicht nur als gegeben hinnehmen müssen, wie sie ist. Es ist ein Ausdruck von Würde des Menschen, dass er im Falle eines gesundheitlichen Schadens (Krankheit oder Unfall) nicht einfach am Strassenrand und womöglich im Dreck liegen gelassen wird und vielleicht verrecken muss, sondern dass ihm Hilfe zuteil wird. Das aber kann er nicht selbst machen. Wenn er hilfsbedürftig ist, dann ist er der Hilfe bedürftig und er braucht die Hilfe eines Anderen. Er kann sich nicht selbst aus dem Dreck ziehen. Der Hilfeleistende muss aber auch dazu in der Lage sein und muss die Mittel dazu haben und muss bereit sein, seine eigene Freiheit an dieser Stelle einzuschränken, sie freiwillig zu begrenzen. Alles, was wir geniessen wollen (als Hilfloser die Hilfe), muss ein Anderer erarbeiten (die Hilfe für den Hilflosen). Auch die Dazwischenschaltung von Staat und Versicherungen zur Finanzierung ändert daran nichts.
Würde können wir uns schwer selbst geben, jedenfalls aus dieser Blickrichtung. Würde kann hier ein Mensch dem Anderen schenken. Kann man Würde verkaufen oder kaufen, beim Arzt, im Rettungsdienst, im Krankenhaus …? Würde, die Du geniesst, muss ich Dir oft schenken oder mich dafür einschränken, also verzichten. Manchmal muss ich dazu Handlungen unterlassen, an anderen Stellen Handlungen tun. Sich selbst seine Würde geben ist nur sehr eingeschränkt möglich und geht daher auch nicht selten schief. „Stirb in Würde“ könnte ja auch heissen, ich bestimme selbst, wie und wann ich sterbe. Sterben ist unwürdig. Im Sterben werde ich meines Lebens beraubt. Könnte ich mein Leben auch in Würde freiwillig lassen? Bekäme so mein Tod Würde? Kennt die evolutionäre Natur Würde? Würdeloses langes Siechtum kennt die Natur kaum. Den würdelosen Tod gibt es in der Natur jeden Tag zu Hauf. Vielleicht passt der Begriff „Würde“ gar nicht zur Natur, weil sie keine Person ist?
Lassen wir gedanklich mal kurz den Menschen beiseite. Wir denken nach über die Würde als Prinzip, ohne den Menschen. Es gibt keine. Würde ohne den Menschen ist körperlose Idee. Würde gibt es nur mit Menschen. Wenn wir Würde definieren wollen, werden wir also vom Menschen ausgehen müssen. Hat ein einzelner Mensch Würde, einer der völlig allein auf einer Insel lebt? Ja, er hat die Würde, die er sich selber gibt und in der er sich selber sieht. Diese Würde ist aber sehr sparsam und würde im Falle von Hilflosigkeit gar nicht greifen, denn es wäre niemand da, der helfen könnte. Würde ist Ausdruck von bestimmter Art von Beziehung zwischen Menschen. Würde ist also Ausdruck einer Geisteshaltung, die ich mir gegenüber und Anderen gegenüber und diese sich selbst gegenüber und mir gegenüber einnehmen. Würde kann ich mir und dem Anderen in der Beziehung gewähren und umgekehrt. Darüber lohnt es sich, nachzudenken. Würde hat es mit Achtung unter Menschen zu tun, mit dem Anerkennen der Persönlichkeit des Anderen. Er ist nicht einfach ich, nicht einfach wie ich, nicht einfach Patient, Leistungsempfänger, Versicherter, Pflegebedürftiger, Obdachloser, Sterbender, Fall. Ich kann Dir Würde schenken und umgekehrt. Tun wir es! Würde drückt sich aus in geschenkter Achtung und Zuneigung. Alles andere ist nutzloses „Wissen“, nein, nicht einmal das, nur nutzlos in vielen Büchern und Artikeln und Definitionen Geschriebenes, dass uns die Zeit zum Leben, zum Würde Schenken, raubt. Sparen wir uns das alles. Was ist „Würde“? Es wird ein hehres Prinzip entwickelt und dargelegt. Was gehört nicht alles zum Prizip Würde?
Von der anderen Seite her gesehen, kann Würde aber auch Ausdruck von Verzicht sein, bewusstem, begründetem Verzicht auf Hilfe, eventuell zugunsten Anderer, vielleicht zugunsten dessen, der Hilfe leisten wollte, den es aber viel kosten würde. In einem angemessenen Verhältnis von Hilfe leisten und Hilfe annehmen drückt sich Würde aus, Würde auf beiden Seiten. Im Streit- oder Kriegsfall berauben wir uns deshalb oft gegenseitig der Würde. „Jetzt will ich mein Recht. Du hast nichts mehr zu sagen!“ Schon ist die Würde dahin, nicht nur das Prinzip „Würde“, sondern auch das Geschenk „Würde“.
Würde schenken könnte z.B. der Mann seiner Frau, die in Kürze seine Exfrau sein wird und auch umgekehrt die Frau ihrem Mann, der bald ihr Exmann sein wird. Überhaupt ist beim Sex und noch vielmehr nach dem Sex, wenn die Enttäuschung gross ist, ein Geschenk von Würde in beide Richtungen sehr wertvoll. Das würde womöglich das Gesicht unserer Gesellschaft ändern?
Anderer Gedanke: Qualitätskontrolle wurde eingeführt in der Fliegerei und in grossen Betrieben mit fabrikmässiger Produktion, um die Arbeitsabläufe auf immer wiederkehrende Gleichheit zu trimmen, damit das Endprodukt auch immer wieder die gleichen Eigenschaften und somit Qualität hatte. Qualität liess sich in Messwerten und zulässigen Abweichungen messen und Gleichheiten bzw. Gleichförmigkeit im Produktionsprozess herstellen. Will man aber Qualität in belebten Systemen messen, müssen wir ja zunächst davon ausgehen, dass Menschen Individuen sind und oft höchst unterschiedlich und widersprüchlich sind. Glücklicherweise kann man auch hier Gruppen bilden und Verallgemeinerungen benutzen, aber man muss viel mehr auf Aussenseiter und Ausreisser vorbereitet sein. Verallgemeinerungen treffen dann doch nicht immer und auf alle zu. Medizinische Diagnosen sind ganz unterschiedlich sicher definiert und abgegrenzt. Die Anzahl solcher Erkrankungen und das fehlende Ausmass an Klarheit ist weit grösser, als uns die fortgeschrittene Technik in der Medizin heute glauben machen will. Auch bei den Therapien ist das Ansprechen keineswegs immer gleich. Hier kommt es also durchaus auf eine reale und teils notwendige Varianz an, wo es in der unbelebten Produktion genau auf das Gegenteil ankommt. In der Medizin werden wir Vorgänge haben, die der unbelebten Produktion gleichen und entsprechend qualitätskontrolliert werden können. Wir haben aber auch sehr oft das Gegenteil mit Vorgängen, die eher ein Mindestmass an Flexibilität und Varianz, eben Personalisierung, brauchen und wo das Mass an Qualität somit genau im Gegenteil liegt. Und wir haben Vorgänge mit Anteilen von Beidem. Deshalb, wer in der Medizin Qualität messen will, hat hoffentlich zuvor lange und sehr intensiv nach allen Seiten hin nachgedacht und die entsprechenden Prozesse in ihrer Tiefe ganz verstanden. Sonst misst er/sie irgendetwas (wie gesagt, Zahlen kommen beim Messen und anschliessender Statistik immer heraus), nur nichts, was auf Qualität schliessen liesse. Vorsicht, Vorsicht! Aber da wir das ja selbst machen und da wir ja selbst Qualitätsberater sind, machen wir das natürlich richtig, selbst wenn wir es falsch machen. Wir merken es selbst nicht einmal.
Wenn wir keinen Massstab haben für „Wissen“, dann haben wir auch keinen Massstab für „Qualität“, sondern nur unsere eigene Ansicht, was wir selbst für „Qualität“ halten. Wir haben auch keinen Massstab für unsere Selbsteinschätzung als „Experte“. Wir nennen uns einfach „Experte“, weil wir damit in unseren eigenen Augen wachsen und das für die Anderen wertvoller klingt. Im Grunde ist alles nur Selbsteinschätzung, oft Selbstüberschätzung, früher meist nur der Männer, heute oft auch der Möchte-gern-Männer. In der Kindheit lernte ich „Eigenlob stinkt!“ Ach, deshalb stinkt es heute bei uns so oft? Den Gedankengang konnte die Präsidentin einer Einrichtung für qualitativ hochwertige medizinische Fortbildung in der Schweiz nicht nachvollziehen. Sie antwortete mir, darauf müsse sie ja wohl nicht antworten? Auch eine vielsagende Antwort.
Medizinische Qualität misst sich auch sehr stark daran, welches Weltbild und Menschenbild die Ärzte und die Qualitätskontrolleure haben. Fehlende Übereinstimmung mit der Realität führt zu Fehlern und Fehlentscheidungen. Was aber, wenn wir noch nicht einmal sicher bestimmen können, was Realität (und in der Ableitung dann Qualität) ist? Wäre es denkbar, dass wir weiterhin eine qualitativ hoch stehende Medizin betreiben, ohne die Qualität zu messen? Können wir Qualität nur liefern, wenn wir sie messen? Lassen Sie uns doch mal ein bisschen nachdenken.
Es wird einen Grund dafür geben, dass sich zumindest in der deutschen Sprache die Redewendungen finden: Fühlen Sie sich krank? Fühlen Sie sich wieder gesund? Fühlen Sie sich wieder arbeitsfähig? Wir fühlen unseren Körper, aber dann ist es notwendig, sich dieses Gefühles bewusst zu werden, die Warumfrage zu stellen und damit per Denken und Verstand mit dem Gefühl von „krank“ oder „gesund“ umzugehen. Die heutige medizinische Wissenschaft tut genau das nicht. Sie misst und fotografiert und was auf diese Weise nicht scalierbar oder darstellbar und von aussen nicht gedanklich nachvollziehbar ist, dass gibt es nicht und wird in den Bereich der Psyche geschoben, obwohl gar keine psychische Erkrankung vorliegt.
Vor 3000 bis 200 Jahren hatten die grossen medizinischen Persönlichkeiten Recht. Sie bestimmten, was gelehrt und gelernt wurde, was richtig und was falsch war. Heute glauben wir, dass die Unterscheidung zwischen richtig und falsch in der Medizin an Hand objektiver Studienergebnisse erfolge. Die staatlichen Institutionen fordern es auch so. Intuitiv gehen sie und wir davon aus, dass das bei uns auch so ist. Und daher glauben wir Studienergebnisse und deren Interpretationen blind. Viele dieser Studienergebnisse liefern längst nicht so eindeutige Ergebnisse und noch viel fragwürdiger ist, ob die Ergebnisse, die an ganz bestimmten, an Hand von Ausschluss-/Einschlusskriterien bestimmten Patienten gefunden wurden, auch auf alle anderen Patienten übertragbar sind. Da aber in der Folge unübersehbar viele Forscher und Wissenschaftler und Mediziner mit zahlreichen Sekundärveröffentlichungen diese Ergebnisse publik machen und mit Beiwerk garnieren, festigen sich die Ergebnisse zu unverrückbar „gesicherten“ Erkenntnissen, auf die absolut Verlass sei. Schein und Sein! Sie erinnern sich? Von Fall zu Fall wird das so sein und in anderen Fällen auch wieder nicht. Das muss in jedem Fall an der Übereinstimmung mit der uns gar nicht bekannten und gar nicht einfach zur Verfügung stehenden Realität und Praxis überprüft werden. Der Einzelfall zählt, nicht der Durchschnitt.
Medizinische Wissenschaft geschieht nicht logisch zielgerichtet, sondern in den meisten Fällen völlig ungerichtet je nach spezifischen wirtschaftlichen und geistigen Forscherinteressen und nach den angebotenen technischen und geistigen Erkenntnismethoden und nicht zuletzt finanziellen Mitteln und wirtschaftlichen Interessen. So hat in der technischen Entwicklung der letzten 50 Jahre des 20. Jahrhunderts eine Messmöglichkeit der Funktion der Lunge zunehmend Eingang gefunden, die im Laufe der Zeit das gesamte Mess- und Untersuchungsspektrum in der Lungenheilkunde und insbesondere der obstruktiven Lungenkrankheiten bestimmte. Damit verbunden war aber eine Erkenntnisgewinnung in einem ganz umrissenen Bereich und die Erklärungsversuche und Versuche, obstruktive Krankheiten zu definieren, wurde und wird völlig an der gemessenen Obstruktion festgemacht. Viele andere Mechanismen, die wir nur im Erfragen und im Grunde Mitleben mit diesen Menschen herausbekommen, sind weitgehend ausgeblendet. Das führt dazu, dass wir derzeit eine grössere Anzahl von Menschen haben, die an entzündlich-obstruktiven Lungenerkrankungen leiden, die aber von der Medizin überhaupt nicht wahrgenommen werden. Diese Menschen gehen durchs Leben und versuchen sich mit ihren Beschwerden einzurichten und durch Vermeiden bestimmter Risiken und Nutzen gewisser technischer Möglichkeiten, sich mit ihrer Krankheit zu arrangieren. Das gelingt mal mehr oder mal weniger gut. Sie vermeiden wo immer möglich, ihre verminderte Leistungsfähigkeit erkennbar werden zu lassen. Die Einen tun das, indem sie ihre Anpassungsversuche mehr oder weniger verzweifelt zu verstecken versuchen hinter anderen Gründen. Nur nicht als weniger leistungsfähig als Andere erscheinen. Andere entwickeln besonderen Ehrgeiz und bringen Leistung immer wieder bis an die Grenze und verzweifeln schliesslich und geben auf, weil sie die Ziele nicht erreichen können. Oft werden diese Gewohnheiten oder Lebensentwürfe von Medizinern, Verwandten und Nachbarn als rein psychologisch bedingt betrachtet und diesen Bereich schieben wir gerne in den Verantwortungsbereich jedes Einzelnen. Du bist Schuld an Deinem Verhalten, an Deinem Unvermögen. „Stell Dich nicht so an!“ Das ist nicht Krankheit, sondern Faulheit. Dabei wird übersehen, dass diese Lebensformen mehrdeutig sind. Wenn wir solche Lebensgestaltungen wahrnehmen, können wir oft nicht intuitiv und schnell mal zwischen beiden unterscheiden und sagen: Bei Dir ist es biologisch bedingt und bei Dir ist es Faulheit. In fortgeschritteneren Fällen bedingen sich auch oft Beide und führen dann zu Trainingsmangel und Übergewicht.
In Ländern der weissen Rasse hat sich eine zunehmende Zentralisation entwickelt. Medikamente müssen zugelassen werden für den heimischen Markt. Dafür müssen sie in Studien ihre Wirksamkeit beweisen. Dann legt die staatliche Verwaltung fest, ob ein Medikament zugelassen wird und für welche Krankheiten oder Störungen es gebraucht werden darf. Davon hängt auch ab, ob die Krankenkasse das Medikament bezahlt oder bezahlen darf. Bei soviel Unsicherheit in den Beurteilungen (wie wir sahen), ist es doch sehr fragwürdig, ob Staaten daraufhin Gesetze oder Verordnungen erlassen dürfen. Machen sich unsere Politiker beim Erlassen solcher Gesetze und Verordnungen all diese Relativitäten wirklich bewusst? Wahrscheinlich gäbe es dann sehr viel weniger Gesetze und Verordnungen und mehr Freiheit? Ist es überhaupt sinnvoll, dass der Staat so in Wissenschaft und Medizin eingreift? Warum ärgern wir uns als Bürger so oft über diese Regelungswut und wenn wir selbst gewählt werden und Regierungsverantwortung bekommen, dann haben wir nichts Wichtigeres zu tun, als am Fliessband Gesetze zu erlassen. Müssen wir da nicht mal Fragen stellen?
Vieles, was heute an Beschwerden und Erscheinungen bei Patienten auftritt, ist psychisch bedingt. Viele Patienten (interessanterweise ganz überwiegend Frauen) kommen in die Praxis und erzählen ihre Beschwerden und enden mit dem Satz „... das ist sicher alles nur psychisch bedingt. Dabei ist „psychisch“ eine Frage der Definition. Oft haben sie Beschwerden, die die Schulmedizin einfach bei ihren Definitionen nicht mit im Namen oder der Definition für die Schubladen hat. Die Definition der Schulmedizin schliesst beim Asthma z. B. einfach viele Beschwerden der Patienten nicht mit ein. Dann sind sie also psychisch. Oder aus weltanschaulichen Gründen (Frauen sind dann Männern gleich) werden Differenzen zwischen Frauen und Männern zu Mängeln bei Frauen, werden so zu Krankheiten und bekommen von uns das Etikett „psychisch!“ In der Versicherungsmedizin bekommen sie einfach das Etikett „gibt es nicht“ oder „ist versicherungsrechtlich unbedeutend“, z.B. das Gefühl von Schmerz, das Gefühl von Atemnot, das Gefühl von körperlicher Schwäche. Wir orientieren uns einfach an dem, was wir glauben, was richtig ist und „Wissen“ nennen, denn die Wissenschaft hat das ja so definiert. Was wir selbst als Wissenschaftler definieren, können wir aber nicht hinterher als „objektiv gegeben“ verkaufen. Wir haben es doch selbst definiert.
Psychische Erkrankungen, ja, sogar somatische, entstehen und werden festgestellt je nach Weltanschauung, je nach Vorurteilen, Prägung und Erziehung.
Medizin braucht moralisch sehr genaue und gebildete und gebundene Akteure, damit alles mit rechten Dingen zugeht. Schon Hippokrates hat dafür einen Eid formuliert, den jeder Arzt schwören sollte. Heute natürlich ist die Ethik in der Medizin sehr viel differenzierter und verzweigter geworden. Das menschliche Leben bekam viel mehr Möglichkeiten und daran musste sich die medizinische Ethik anpassen. Was aber ist Ethik, ist Moral? Wer wollte sie denn begründen? Wonach sollte sie sich richten? Am Anfang stand die Religion, mindestens gedanklich also ein Gott oder/und ein allgemeines Sein. Mit dem Niedergang zumindest der christlichen Religion wurden moralische Prinzipien von dort entlehnt. Aber wenn wir den Glauben nicht mehr glauben, also Gott nicht mehr glauben, ist dann die Übernahme von Moral, ohne zu glauben, so einfach möglich? Bleibt es die gleiche Moral mit Jesus Christus als Sohn Gottes wie ohne Gott überhaupt? Wer ein bisschen nachdenkt, muss hier doch eher Zweifel hegen, egal ob er an einen Gott glaubt oder nicht, oder? Bestimmte Menschen legen seither fest, was Moral ist. Es handelt sich um prinzipielle Festlegungen. Da man aber die christlichen Festlegungen doch nicht überall unbedacht übernehmen wollte und sicher auch nicht konnte, hat man sie hie und da und im Laufe der Zeit immer mehr abgewandelt. Moral ist also immer religionsfremder und mehr zum allgemeinen Prinzip geworden, wenn nicht eben einfach Ergebnis unserer eigenen Wünsche und sogar zur Waffe gegen Andersdenkende. Damit haben wir doch selbst unsere eigene Moral ad absurdum geführt, oder? Wobei Religion ja auch allgemeines Prinzip sein kann. Was aber sind allgemeine Prinzipien? Sie sind heisse Luft! Vielleicht nicht einmal das? Allgemeine Prinzipien sind von Menschen erdachte Gesetze, Regeln, Ordnungen, die diese Menschen für allgemein verbindlich erklären. Da wir aber so dumm ja nun auch wieder nicht sind, erkennen wir persönlich diese Prinzipien nur an, wenn wir sie für unumstösslich oder einsichtig halten oder wenn sie uns nützen oder wir versuchen, uns still und heimlich drum herum zu drücken, aber für die Anderen, da gelten sie natürlich in voller Schärfe. Da machen wir sie so richtig heiß. Bei Übertretung bitte schwere Strafen. Das ist sehr moralisch, oder?
Nun fragen sich aber Patienten, warum an bestimmten Stellen ihre Vorstellungen mit den Moralvorstellungen übereinstimmen sollen, was ihnen zugute kommt und an anderen Stellen finden wir das Gegenteil? Moral ist gar nicht Moral, sondern Idee bestimmter Menschen, Willkür. Warum aber sollen bestimmte Menschen Moral festlegen, die andere Menschen dann einhalten müssen? Warum z.B. darf ein alter Mensch nicht einfach sterben, wann er will? Warum muss es Menschen geben, die jetzt den moralischen Zeigefinger erheben und sagen, weil Du lebst, musst Du Dein Leben jetzt aushalten? Erleben wir nicht, dass viel zu viele Menschen sich zu Moralisten erheben und Andere unter die moralische Knute nehmen? „Wo kämen wir denn hin, wenn jeder einfach das machen könnte, was er wollte?“ Ja, wohin kämen wir denn? Ich würde das gerne wissen! Jetzt kann nicht jeder tun, was er will, sondern nur die, die mit oder gegen die Anderen durchgeboxt haben, dass sie selbst das Sagen haben. Warum empfinden gerade so viele Patienten die medizinisch gebundene Moral als unmenschlich? Stimmt da etwas nicht? Schein und Sein?
Den hippokratischen Eid mussten Ärzte leisten, damit sie ihr Wissen (und Unwissen) nicht gegen Patienten ausnutzten. Ärzte waren den Kranken gegenüber Leistungserbringer, aber auch ihrer Familie gegenüber Versorger (es sei denn, sie waren alleinstehend). Sie waren also in dem Zwiespalt, fast immer bettelarmen Kranken Geld für ihre Leistung abnehmen zu müssen, damit sie davon ihre Familie über Wasser halten konnten. Wir Ärzte sind ja nicht alleinstehende Engel oder gar Halbgötter (in weiss), die immer nur Leistung bringen, ohne Leistung (also Lohn, Geld und neuerdings auch Freizeit) zu fordern. Wir haben ein Eigenleben und ein soziales Leben. Die Denkweise, ein Arzt, ein in der Medizin Tätiger, ein Apotheker, ein Laborant, ein Medizinentwickler (sowohl Technik wie Medikamente) dürfe keinen Gewinn machen, ist realitätsfern. Medizin ist auch ein Wirtschaftszweig, damals ein winziger, heute ein riesiger. Aber Leidenden Gewinn abzunehmen? Pfui, wie unmoralisch! Deshalb tun wir es heute über Versicherungen im Dreieck. Dass die Patienten anderntags Prämienzahler sind und damit eben doch uns Ärzte nur eben über diesen Umweg bezahlen und auch Gewinne bescheren (müssen!), vergessen wir. Über das Versicherungswesen wird es sogar noch teurer. Wir leben damit in einem Zwiespalt, den schon Hippokrates kannte und auf seine Weise zu regeln versuchte und auch wir können den Zwiespalt nicht entkräften. Er ist wie er ist, wohl eine biologische Naturregel, damals wie heute.
Wenn wir die Absicht von damals heute aufgreifen wollten, dann müssten wir heute die Geschäftsleitungen von Krankenhäusern und Spitälern, von Laboren und medizinischen Versorgerbetrieben gleich welcher Art mit hineinnehmen.
In kaufmännisch geführten Betrieben müssten heute die Eigentümer (oft die Aktionäre) und die Geschäftsleitungen den hippokratischen Eid leisten, nicht nur die Ärzte! Sonst ist das Arzt-Patienten-Verhältnis genau an dieser Stelle schutzlos, wo Dritte oder deren Leistungen einbezogen werden. Da wird offensichtlich, welche Explosionskraft in diesem Verhältnis liegt, denn heute gibt es profitorientierte Gesundheitsfirmen, ja fast nur noch solche. Auch wir Ärzte wollen verdienen, andere in der Gesundheit Tätige auch. Wir haben Geld (Profit, Gewinn) heute schon so zu unserem höchsten Wert gemacht, dass wir Menschen als Leidende in unserer Krankheit keine Chance mehr haben. Zum Glück haben wir heute Versicherungen, die wir dann aber auch alle über entsprechend hohe Beiträge bezahlen müssen.
Was bedeutet es eigentlich, wenn Spitalfunktionäre gross verkünden: „Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt“? In der Beschreibung des Eintrittsvorganges steht dann, dass bei Verpassen des Termins eine Gebühr von 500 CHF fällig werde für den verpassten Termin. Keine Frage, ein nicht belegtes Bett in einem Spital verursacht Kosten, die ohne zahlenden Patienten nicht wieder hereinkommen. Vielleicht sollten wir doch besser sagen: „Bei uns steht der zahlende Mensch im Mittelpunkt“? Wäre das nicht realitätsnäher? Und es geht auch gar nicht anders. Was bedeutet das für uns? Ginge das auch anders?
Auch im Schritt weiter, der Organisation von Gesundheitswesen spielen diese Drittorganisationsstrukturen eine wichtige Rolle. Durch den Aufbau von Organisationen nach theoretischen Überlegungen, haben wir uns medizinische Strukturen geschaffen, die uns wie eine Person gegenüber stehen. Wir haben uns sogar selbst in diese Strukturen eingefügt. Aber diese Strukturen sind Es-Strukturen, nicht Person. Mit jeder dieser dazwischen geschalteten Es-Strukturen entfernen wir uns immer weiter voneinander. Wir werden damit nicht menschlicher. Zunächst glauben wir, damit Menschen zu helfen und Bezahlung von der Hilfe abzukoppeln (über z.B. eine Versicherung). Das funktioniert zu Beginn auf dem aufsteigenden Teil der Gauss-Kurve, wenn die Versicherung noch wie ein Schneeballsystem funktioniert, wunderbar. Aber später müssen über die Versicherungsprämien das Geld für die Gesundheitsleistungen und die Gebühren bzw. Kosten der Versicherung als Organisation und die Gewinne für deren Eigentümer und Beschäftigte wieder hereinkommen. Das erhöht die Kosten sogar. Am Anfang klappt das noch. Später werden zwar die Leistungen gerne in Anspruch genommen, aber die Bezahlung wird zum Zankapfel. Zumindest theoretisch werden die Kosten höher sein als bei Bezahlung von Mensch zu Mensch und von Fall zu Fall, denn die Organisation der Versicherung und deren Angestellte kosten Geld plus Gewinn. Ein grosser Teil der Gesundheitskosten sind eigentlich Lehrgeld, persönliches und gesellschaftliches Lehrgeld von Unwissenden, zumindest bei Unfällen, aber auch bei vielen Krankheiten. In der Buchführung sind diese Kosten nur falsch deklariert. Vermutlich spart Kostensparen im Gesundheitswesen gar keine Kosten?
Wenn man die Medizin zu einem besonderen Wirtschaftszweig erklärt, einem ohne Preisgrenze nach oben und weitgehend ohne Verlustrisiko, mit garantiertem Kostenersatz etc., will natürlich Jede und Jeder dorthin und mit verdienen. Biete Gesundheitsleistungen an gleich welcher Art und kämpfe darum, dass die Krankenversicherung sie mit bezahlt. Dann hast Du ausgesorgt. So wird die Medizin unter Anderem durch die Masse, die ja von der Masse finanziert werden muss, kaputt gemacht. Wenn es aber Politiker oder Manager gibt, die die Rechnung für ihr Krankenhaus oder für ihre Praxis oder Pharmafirma oder für ihr Land ausgeglichen halten wollen, dann geht das nur durch Kostensenkung, durch Ausbeutung entweder des Personals oder der Patienten oder der Politik des Landes (also der Gemeinschaft aller Bürger und damit wieder uns) in Form von Subventionen. Nur, heute will sich niemand mehr ausbeuten lassen. Was dann? Irgendwoher müssen ja die Gewinne kommen. Das Hinauswerfen dieser bösen Manager und Politiker ist gar nicht die Lösung.
Warum gibt es Hausärzte und Fachärzte? Die Vorstellung von Realität (manche nennen diese Vorstellung „Wissen“), die uns die Wissenschaft in den letzten hundert Jahren verschafft hat (das ist ja wirklich eine enorme Leistung, die da vollbracht wurde), bedingt eine so grosse Menge an Lernstoff, mit dem wir Erfahrung sammeln müssen, dass nur noch Spezialisten mithalten können. Die Position des Hausarztes, des Generalisten wird immer schwieriger, weil er einerseits die Nähe zum einzelnen Leidenden, zum Patienten, halten soll, aber auf der anderen Seite auch die Verbindung zum Spezialisten. Der Spagat wird immer grösser. Dann versuchen unsere Organisationen (Wissenschaft, Universitäten, Krankenhäuser, Gesundheitsministerien, Ärzteorganisationen etc.) zur Qualitätssicherung die Weiterbildung immer weiter auszubauen. Die Hausärzte werden mit immer mehr Informationen aus der Wissenschaft vollgetrichtert. Das soll mehr Qualität schaffen!? Die Hausärzte haben gar keine Chance mehr, mit all diesen Informationen sinnvoll umzugehen. Deshalb kam es in Deutschland schon in den ersten zwei Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts zu neuen Spezialisierungen innerhalb der Hausärzte (z.B. Diabetes-Schwerpunktpraxis). Das ist die logische Konsequenz, obwohl sie völlig unlogisch ist. Hausärzte sind nun mal keine Spezialisten. Dafür gäbe es ja die schon vorhandenen Spezialisten.
Mangel an Hausärzten? Warum? Im Verhältnis zum Spezialwissen aller Fachgebiete können sie immer weniger können können. Mit Wissen voll gestopft zu sein, nützt nichts. Wissen muss mit Erfahrung und Fertigkeit untermauert sein. Das geht je nach Krankheit immer weniger. So sinkt natürlich die Qualität bei steigender Differenz zwischen Können und Sollen trotz aller Qualitätsicherungsmassnahmen, die meist mit viel Bürokratie verbunden sind. Patienten sind dann plötzlich zutiefst unzufrieden und sauer. Das ist aber nicht Schuld der Hausärzte, sondern das liegt an der Menge unseres vermeintlichen „Wissens“ und unserer rigiden Organisation und der zunehmenden Differenzierung. Mit zunehmender „Wissensfülle“ (eigentlich Anschauungsfülle) wird das noch schlimmer werden. Hausärzte werden gebraucht, aber Hausarzt zu sein, ist eigentlich inzwischen eine Unmöglichkeit. Es bedarf eines ausgewogenen und freien Kooperierens von Generalist (Hausarzt) und Spezialist. Besonders selbstbewusste Hausärzte spielen sich auf als Wächter über die Kosten in der Medizin. Das führt zu sehr vielen fragwürdigen Entscheidungen. Hausärzte wollen Qualität liefern, aber sie müssen damit leben, dass nur Spezialisten die Qualität tatsächlich liefern können, wenn überhaupt. Diesen Widerspruch auszuhalten ist schwer, liegt aber weder in der Verantwortung des Generalisten noch des Spezialisten. Diese Spannung ist der zunehmenden Wissens-/Anschauungsfülle geschuldet. Schuldzuweisungen nützen da nichts oder sie müssten an uns alle gehen: Schafft nicht so viel „Wissen“, (von dem ja auch noch eine ganze Menge Dummheit ist).
Der Versuch, Qualität zu steigern, wird sehr oft durch mehr Bürokratie erreicht oder zumindest versucht, zu erreichen. Mehr Bürokratie mindert aber unsere Lebensqualität. Ob wir am Ende mehr Qualität erreicht haben? Ein Beispiel ist die Pflege und die erforderliche Dokumentation in mitteleuropäischen Ländern. Wir sind blind oder haben keine Vorstellung von einem angemessenen Mass an Bürokratie und wir wissen letztlich nicht einmal, was Qualität ist. Das maximale Dokumentieren aller Leistungen in der Pflege und Medizin, damit im Falle von Fehlern und Kritik alles vor Gericht bewiesen und bestraft oder eben nicht bestraft werden kann, verbraucht eine Menge an Zeit und Energie der arbeitenden Menschen, die wir uns gar nicht leisten können. Sie reduziert die Effizienz der Pflegenden enorm, aber kein Rechthaber, kein Gesetze Erlassender merkt den Unsinn, ja die Kosten dieser Fehlregulierungen. Diese Kosten wollen und können wir gar nicht aufbringen. Pech für alle Verantwortlichen und Betroffenen. Natürlich wissen es immer nur die Anderen nicht. Wir als Kritiker wandern ins Lager gegenüber und verteufeln dann gleich alles.
Vorschlag: Lassen Sie uns nur noch dokumentieren (und archivieren), was für die Funktion verschiedener Mitarbeiter und Organisationsstrukturen heute nötig ist. Es geht nicht ohne Dokumentation, ohne Schreiben, ohne Bürokratie. Aber was dokumentiert werden soll zur eventuellen Beweisführung im Fehler- oder Mangelfall, das lassen Sie uns streichen aus den Gesetzen und Regelungen. Die entsprechenden Gerichtsstrukturen, vor denen Anklage erhoben werden kann und vor denen der Rechtsstreit in aller Schärfe und Präzision dann ausgetragen wird, diese Arbeitsplätze und Strukturen sparen wir gleich mit ein. Stattdessen haben wir eine einzelne Ombudsfrau oder -mann, die als Dritte im Streitfalle endgültig schlichtet. Und damit ist dann Schluss. Ich nehme an, dass das Bürokratie und Kosten sparen würde, aber in dieser Form nicht lange halten würde, weil wir so gerne streiten, unser Recht haben und uns an Anderen rächen möchten und dann werden alle diese Dokumentationen, Arbeitsplätze und Rechtsstreitstrukturen nach und nach wieder eingeführt und in 50 Jahren sind wir wieder dort, wo wir heute schon waren. Natürlich funktionieren immer nur die Anderen so und machen alles wieder zunichte, wir ja selbst als Einzige nicht.
Geben Sie einem Hausarzt ein Lungenfunktionsgerät. Nun kann er endlich, wie der Spezialist, etwas messen, nur weniger, als der Spezialist. Da er aber nun an Hand von Messwerten glaubt, sagen zu können, was ist und dass ein Patient mit Beschwerden den Spezialisten gar nicht brauche, senkt das neue Messgerät die Qualität seiner Arbeit. Da er mit seiner Ansicht seit dem 3. Lebensjahr Recht hat, merkt er seinen Fehler gar nicht. Selbst viele Patienten merken das nicht einmal. Warum ist das so?
Wenn heute so viele Hausärzte fehlen, warum gibt man dann nicht die Behandlung völlig frei? Mancher Spezialist könnte bei jüngeren Menschen die paar hausärztlichen Notwendigkeiten leicht mit übernehmen. Die finanzielle Bewertung der hausärztlichen wie der fachärztlichen Leistung ist in den Bewertungsmassstäben gleich. In den Spitälern sind die Kosten höher. Bei Menschen mit vielen Krankheiten sind Hausärzte sinnvoll. Müssen wir das staatlich oder versicherungsrechtlich regulieren und uns schon wieder der Freiheit berauben (zusammen mit den Anderen), wo wir doch so auf unsere Freiheit bedacht sind und so um unsere Freiheit kämpfen? Wir bekämpfen uns selbst und merken es nicht einmal?
Fragebögen in der Medizin und medizinischen Wissenschaft schaffen Standardisierung, schaffen Schnelligkeit, senken den Preis, aber sie gehen nicht auf die verschiedenen Charaktere, auf die verschiedenen Lebensweisen, auf verschiedene Arten von Verständnis ein. Sie stellen ja einen Standard her. Sie differenzieren nicht, sondern machen alle und alles gleich, auch das, was nicht gleich ist. Das ist ja ihr Sinn und damit ihr Unsinn zugleich. Denn so kann man keine wissenschaftliche Medizin betreiben, schon gar nicht personalisierte Medizin. Das gilt auch für eine Menge Scores und andere Standards und Gleichmacher. Wer so Qualität schafft, schafft zugleich auch das Gegenteil von Qualität. Studien sind Entpersonalisierungseinrichtungen. Bei vielen Fragebögen ist mir im Gebrauch gar nicht klar, wie die zu funktionierenden Werkzeugen in der Medizin erklärt werden konnten. Das kommt offenbar heraus, wenn man Statistik nutzt, aber sein Nachdenkvermögen (sein Denken gegen seine eigene Beurteilung) nicht. Zu in Zahlen gegossenen Definitionen von Krankheiten passt das aber wieder.
Fragebögen sind ungeeignet zur Realitätserfragung. Sie erfassen nur unsere verschiedenen Ansichten zur Realität. Aber Umfragen werden heute in vielen Gebieten des öffentlichen und wissenschaftlichen Interesses sehr gerne zur Statusermittlung und Wissenserfassung verwendet. Mit ihnen kann man sehr gut Gefühle und Vorurteile abfragen. „Antworten Sie nur schnell und kurz, also intuitiv. Dann kostet es sie nur 10 Minuten und sie haben es geschafft. Die Zeit haben Sie doch mal schnell für uns? Die Umfrage dient einem guten Zweck!“ Rein intuitive Antworten, stark gefühlsbetonte Antworten, immer im Sinne von „Ich habe Recht“, reine Abfrage von Vorurteilen also. Natürlich dient alles, was Sie fragen und tun, einem „guten Zweck“, oder etwa nicht? Wer wissen will, was Menschen empfinden, muss menschliche Gefühle in Bezug auf den Körper, das Verhalten und die Beziehungen nach aussen ergründen. Das geht oberflächlich in Fragebögen, braucht aber keine intuitive Antwort, sondern ein sich bewusst werden über Gefühle und deren Botschaft und meine Interpretation dieser Botschaft. Das braucht vielleicht einen Fragebogen, aber dazu als Hauptteil ein erforschendes Gespräch und damit zumindest sehr viel mehr Zeit. Standardisierung ist da Gift. Wer äussere Fakten, Verteilungen, Mengen, zählbare Fakten ergründen will, darf keine Umfragen benutzen, denn die Umfragen erfragen keine gemessenen Quantitäten (Das wäre jedem Befragten viel zu aufwendig. Keiner würde mitmachen.), schon gar nicht in Studiendesigns. Der Untersucher bekäme „gefühlte“ Zahlen, gefühlte Quantitäten, die je nach Gefühlsfärbung von der Realität enorm abweichen können. Oft braucht es die gezielte Messung durch den Untersucher und bei komplexeren Fragestellungen die gezielte Erfragung, Untersuchung, Nachdenken, vielleicht Statistik und mehr durch den Untersucher. In dieser Hinsicht wird in der Wissenschaft am Menschen heute sehr oft sehr unsauber unterschieden, gearbeitet und geforscht. Hier geschieht Vorurteilswissenschaft im Dienste der knappen Zeit und des knappen Geldes, aber schneller Resultate. In der Wahlforschung können Sie kurze Umfragen benutzen, denn da wollen Sie die Vorurteile der Wähler wissen, nach denen diese dann Personen wählen. Auch darüber lohnte es sich, gut nachzudenken.
In „wissenschaftlichen“ Fragebögen können Ihnen die gleichen Befragten antworten, dass die Pflegenden (von Coronapatienten) oder die vielen Frauen in der Pflege mehr Geld bekommen sollen. Aber auf die nächste Frage, nach Preis- oder Beitragsstabilität von Versicherungen antworten sie, dass die nicht steigen dürfen. Entweder sind wir schon so dumm, dass wir gar nicht merken, dass da ein Zusammenhang besteht und dass das ja nicht geht oder wir haben unser System schon so verkompliziert, dass wir die Zusammenhänge gar nicht mehr wahrnehmen. Dumm sind wir auf jeden Fall. 2 x plus geht nicht. Es geht nur + an einer und – an anderer Stelle, nämlich bei uns. 2+2 ist 4 und 0 zugleich. Aber wir antworten gefühlt, intuitiv, ohne nachgedacht zu haben und unsere Wissenschaftler merken das nicht einmal. Dann fordern wir plötzlich, ohne es zu merken, wie die Dreijährigen, die Ware und das Geld.
Mit Fragebögen in Medizin und Wissenschaft können wir nicht Sein und Schein, nicht Gefühl und Denken, nicht Wunsch und Wirklichkeit differenzieren, es sei denn, das wäre vielleicht die einzige Fragestellung. Die Differenz von Sein und Schein verhindert verwertbare Antworten. Wir verwerten alle Antworten und bewerten sie als richtig, wenn sie uns bestätigen oder günstig erscheinen. Die anderen Antworten bewerten wir einfach als Müll.
Es gibt heute in der Medizin eine Unmenge von Scores, Definitionen, Scalen, … Verwechseln Sie die bitte nicht mit „Wissen“, schon gar nicht mit Realität. Das sind Deutungen, Definitionen (Schubladen), menschliche Festlegungen. Wie gut sie die Realität widerspiegeln, ist sehr unterschiedlich. Das widersprüchliche Leben ist meist grösser als die oft mathematische oder listenmässige Definition. Auf diese Weise eine Krankheit auszuschliessen oder nachzuweisen? In der Mitte der Gausskurve ist das sicher einfach, aber da brauchen wir die Scalen nicht und je näher zum Rand, wo die Scalen wünschenswert wären, dort können wir doch fast nur falsch liegen? Es wundert mich oft, dass diese Form von Medizin am lebenden Menschen überhaupt funktioniert. Da werden wir aber unterscheiden müssen zwischen Funktionsstörungen, die denen einer Maschine gleichen. Da funktionieren Scores und Scalen weitgehend. Je mehr Person, Psyche, Persönlichkeit, Menschsein ins Spiel kommt, desto schlechter funktionieren diese Scores, auch wenn sie wissenschaftlich (also meist theoretisch) getestet und für valide gehalten wurden. Die benutzten Testverfahren zur Qualitätskontrolle wollen uns das glauben machen, aber wie wollen die Leben in der Realität beurteilen?
In der Fortbildung bekommen wir Vorurteile als Urteile (Wissen) serviert. Aber wir können nicht einfach alles als Vorurteil verbannen. In jeder Information steckt vieles, Vorurteil, Unwissen, Falschwissen, Irrtum und auch realitätsnahe Anschauung, nennen wir die mal „Wissen“. Wie viel Anteile dieser Beschreibungen in jeder Information stecken, ist überall wieder unterschiedlich. Deshalb dürfen wir nicht einfach alles glauben, was wir gelehrt bekommen, sondern wir müssen sehr kritisch werden, sehr viel nachdenken und sehr viel mit wachen Sinnen leben, weil sich das „Wissen“ in unserem gelebten Leben als realitätsnah erweisen muss. Aber Sie werden merken, dass das Nachdenken auch wieder die Distanz zu Ihren nächsten Mitmenschen (Kollegen, Ausbildern, Lehrern, Kongressrednern …) steigern wird. Keiner hält Kritik für Liebe oder Zuneigung, auch wenn wir uns selbst als kritikfähig halten. Deshalb haben wir die für Andere erlaubte Kritik an uns ja schon mal auf „konstruktive Kritik“ eingeschränkt. Wenn uns deren Kritik nicht gefällt, dann war sie einfach nicht konstruktiv. Clever von uns, was? Wir betrügen uns selbst, ohne es zu merken. Die Realität selbst an den Universitäten der sich für „gebildet“ Haltenden zeigt uns oft dieses Bild.
Ursachen für Krankheiten in der Medizin bekämpfen. Das ist unser Ziel. Wer ein bisschen nachdenkt, muss kritisch werden. Wer glaubt, die Ursache von etwas bekämpfen zu können, hat nämlich meist einfach zu früh aufgehört, „warum“ zu fragen. Das ist ein Ausdruck von Dummheit! Und wie viele von uns glauben als Ärztin oder Arzt stolz, dass sie die Ursache behandeln würden oder dass als Patientin oder Patient ihre Krankheit ursächlich behandelt würde? Bloss gut, dass viele von uns ihren Irrtum gar nicht merken. Das würde sonst richtig schmerzen. Cannabis würde gegen diese Schmerzen helfen, wenn es Ihnen den Verstand benebelt.
Medizin – Wo einfache mechanistische Modelle der Realität nahe sind und Krankheit bedingen, z.B. ein Gendefekt, ein Enzymmangel, ein bestimmter Mechanismus, da ist unsere Schulmedizin gross. Da, wo mehr Gefühle eine Rolle spielen, bei Faetigue, bei Müdigkeit, bei Atemnot, bei Ernährungsfragen, bei Schmerzen, da patzt die Schulmedizin. Da gibt es einen grossen paramedizinischen Tross, der genau das Gegenteil macht, nämlich Gefühle ernst nimmt und bessert, aber sich um die eigentliche Krankheit genauso wenig kümmern kann. Orientieren müssen wir uns bei den Gefühlen zum Erkennen des Problems, aber lösen können wir das Problem oft nicht durch Ändern oder Übertünchen des Gefühles. Da müssen wir schon tiefer gehen. Und dort wird es schwierig.
Ein Problem haben wir mit chronischen Schmerzpatienten. Das sind primär körperliche Zustände, die wir häufig nicht sinnvoll messtechnisch „objektivieren“ können. Verschiedene Menschen sind sehr unterschiedlich empfindsam für Schmerzen. Der gleiche Wert auf der gleichen Scala kann da erheblich differierende Stressfolgen verursachen. Folge: In unseren medizinischen Erkenntnissystemen und in unseren auf „objektiven“ Messwerten beruhenden vergleichbaren und „gerechten“ Behandlungs-, Versicherungs- und Ausgleichssystemen werden sie regelmässig in einer Weise behandelt, dass man bei genauerem Hinsehen nur den Kopf schütteln kann. Erkenntnis-, Erklärungs- und daraus abgeleiteter Lebensversuch in der Gesellschaft stimmen mit den menschlichen Gegebenheiten kaum überein. Die Patienten fühlen sich und sind allein gelassen. Diese Diskrepanz können wir nicht wissenschaftlich verstehen und messen und in Zahlen fassen. Dazu müssen wir schon mitfühlen soweit Gesunde das mit Schmerzpatienten tatsächlich können. Gesunde können das gar nicht mitfühlen. Also muss die Wissenschaft das Unmögliche möglich machen. Das tut sie auch. Wir dürfen uns nur nicht wundern, wenn die Zahlen und Vergleiche „unmöglich“ sind.
Wenn etwas nicht geht, z.B. Schmerzen zählen, dann können wir das auch nicht durch Regeln, durch wissenschaftliche Methoden, durch Fragebögen etc. Wenn etwas nicht geht, dann können wir es auch nicht durch Qualitätssicherung schaffen oder gar besser machen. Was nicht geht, das geht nicht, auch in der Wissenschaft nicht. Wir Menschen und Wissenschaft haben Grenzen, sogar recht enge, viel engere, als uns lieb und bewusst ist. Manche Sprachen kennen diesen Unterschied schon lange, wenn sie zählbare und nicht zählbare Dinge grammatikalisch unterschiedlich behandeln (nicht immer sauber nachvollziehbar wie in einer Schublade, sondern eher als Gausskurve darstellbar).
Eine ähnliche Problematik haben wir mit einer Reihe von Erkrankungen, die mit Schwächesymptomatik, rascher Ermüdbarkeit und unzureichender Fähigkeit, angemessen auf Stress, körperliche Anspannung und Leistungspflicht zu reagieren, einhergehen.
Guidelines, Richtlinien, „richtig“ und „falsch“ von oben nach unten festgelegt, töten personalisierte Medizin. Das widerspricht völlig der heute gewünschten und von vielen „die Richtung angebenden Akteuren“ geforderten personalisierten Medizin. Ihr Handeln und ihr Fordern widersprechen sich diametral. Offenbar merken sie das nicht einmal?
Personalisierte Medizin ist die Mama-Medizin mit Säftchen und Kügelchen und Wadenwickeln und einer Geschichte am Bett (Falls Mama (oder auch Papa) zuhause ist). Personalisierte Medizin machten Hausärzte vor hundert Jahren. Auch Unsinn hat seinen Sinn! Wie sollte sonst eine Mutter ihren kranken Kindern ihre Liebe entgegen bringen? Es ist doch egal, wie?! Hätte sie sagen sollen „Du hast ein Immunsystem. Das wird es richten.“? Es ist schon schlimm genug, wenn ich als Arzt das zu meinen erwachsenen Patienten sage und sie ohne irgendetwas wieder nach Hause schicke. Die wichtigste Medizin, Geduld in Tabletten, nein besser in Spritzen, gibt es auch heute noch nicht. Seltsam, ausgerechnet die fehlen? Sehr geehrte Pharmafirmen, wir Ärzte sind in Not.
Wir wünschen uns die individuelle, persönliche Behandlung, aber unsere staatliche Organisation mit Qualitätskontrolle, die medizinische Organisation mit Guidelines, die Beurteilung mit Fragebögen und Punktbewertungen, mit Messergebnissen aus Maschinen machen genau das Gegenteil. Warum tun wir das? Was ist der Unterschied zwischen einem Arzt und einem Menschenmechaniker (ähnlich einem Automechaniker oder Maschinenmechaniker)? Oder gibt es da gar keinen Unterschied?
Gene schaffen so viele Typen von Menschen wie es Menschen gibt. Beziehungen in der Familie, der Kindheit, der Partnerschaft, nach aussen im Kindergarten, der Schule, der Ausbildung, der Arbeitsstelle, schaffen so viele Individuen wie Menschen. Jeder Mensch ist daher teilweise geformt und teilweise formender, teilweise bestimmt und teilweise bestimmender, beides untrennbar miteinander vermixt und zugleich. So ist der Mensch auch nicht von aussen beurteilbar oder gar aburteilbar, allenfalls vorurteilbar. Auch wir selbst von innen heraus können uns allenfalls teilweise beurteilen. Jede und Jeder ist ein Konglomerat in Sein und Schein, in Handlung, Gefühl und Denken und hoffentlich auch Nachdenken (Hinterfragen der eigenen Vorurteile, Urteile, Meinungen, Ansichten, geglaubtes Wissen) entgegen ihrem und seinem "Ich habe Recht!".
Was ist ganzheitliche Medizin? Wie kann man den Menschen als Körper und als Persönlichkeit zugleich angemessen wahrnehmen, verstehen und verändern? Behandeln heisst ja, Veränderungen herbeiführen. Personalisierte Medizin, geht das überhaupt? Wie wird Medizin persönlich? Oder sollten wir nach heutigem wissenschaftlichem Muster und nach paramedizinischem Muster weiter agieren, uns nur darüber klar sein, dass Beides nicht ganzheitlich ist und dass „ganzheitlich“ vielleicht gar nicht möglich ist?
Ganzheitliche Medizin wollen oberflächlich alle Patienten. Aber die wenigsten wollen ganzheitliche Medizin. Die meisten wollen einfach nur „Doktor, Therapeut, mach fix ein paar Handgriffe und es ist alles wieder so, wie ich es mir vorstelle.“ Für Frauen sind da natürlich schöne Gefühle bei der Therapie sehr angenehm. Stellen Sie sich einmal vor, da käme ein Therapeut und wollte langfristig für Gesundheit sorgen. Langfristig ja, aber schnell und ohne viel Einsatz von mir. Ganzheitliche Medizin heisst oft einfach: „Lasst mich in Ruhe! Ich will nach meiner Fasson gesund werden!“ Deshalb lasse ich auch nur die an mich heran, die das so machen, wie ich es will.
Früher starben die Menschen auf der Höhe des Lebens und nur wenige auf der absteigenden Seite der Gausskurve. Heute sterben viele gegen Ende der Gausskurve und nicht mehr in der Mitte oder auf der Höhe des Lebens. Deshalb sind unsere Altenheime so voll. Aber wird es deshalb eine andere Kurve werden? Wird sie eine exponentielle, eine unendliche oder noch anders charakterisierte Linie? Verdoppelt haben wir die Länge unseres Lebens schon. Lassen Sie uns erst einmal nachdenken, was das bedeutet, was das mit uns Menschen und der Erde bereits gemacht hat. Lebensverlängerung à la Google oder anderer am Menschen tätiger Wissenschaftler bis zum ewigen Leben? Ist das möglich? Was müssen wir, müssen diese Wissenschaftler, dazu denken und nachdenken bevor sie beginnen oder fortfahren?
Zum Leben gehören Leid, Verzicht, Entbehrung und auch Schmerz. Wer das alles nicht auch erlebt und erlitten hat, der hat Leben nicht wirklich erlebt. Dazu gehört auch die aktive und liebevolle Annahme dieser Erfahrungen. Wer das alles nur verflucht und über Dreiecksverhältnisse zu vermeiden sucht, lebt in Täuschung, lebt unrealistisch, lebt nicht menschlich oder erdlich. Seien Sie dankbar, wenn man Sie enttäuscht, wenn Sie von dieser (Selbst-)Täuschung befreit werden. Seien Sie dem dankbar, der Sie enttäuscht. Die grossen Enttäuschungen stehen uns vermutlich in nicht allzu langer Zeit bevor.
Bedeutet Lebensqualität, immer den bequemsten, den schmerzärmsten, den interessantesten und möglichst den längsten Lebensweg zu ermöglichen? Zunehmend glauben Menschen an ein Recht auf Gesundheit. Kann es das geben? Wer sollte denn das Recht einräumen können, das Recht schenken oder bezahlen? Das müssten ja wieder wir Menschen, entweder selbst. Dann ist es kein Recht, wenn ich es mir selbst erkaufen muss. Dann habe ich ja bezahlt. Oder es müssten Andere bezahlen, nach unserem heutigen System wir alle zusammen für alle. Das aber funktioniert nicht, weil wir gar nicht für alle alles bezahlen können und wollen. Der Andere soll doch gefälligst selbst... Ich will meinen Gewinn aus der Versicherung. Die hohen Prämien müssen sich doch lohnen.
Wir glauben, die Zahlen wären eine realistische Beurteilung. Die Zahlen sind aber nur abgeleitete und oft willkürliche Festlegung der Wände unserer Schubladen. Die Grenzlinie ist jedoch meist keine Linie (denken wir an die Gausskurve), sondern ein Graubereich. Damit ist jede Zahl mehr oder weniger falsch, weil nicht zutreffend. Medizin wird heute extrem auf Schubladenart betrieben, was dem Leben nur sehr eingeschränkt gerecht wird. Jede Krankheit bekommt ihre Schublade, ihre ICD-Nummer bei der WHO oder DRG-Nummer im nationalen Gesundheitssystem und dann „los geht's“. Was ist das für eine Schubladenkleinkrämerei? Die Gausskurve ist da sehr viel realistischer, realitätsnäher, genauer, wenn auch ungenauer (nicht so exakt definierbar und definiert). Wenn wir allerdings Standardabweichung, Varianz oder Signifikanz oder ihre Geschwister als Mass für die Richtigkeit unserer Vorstellungen nehmen wollen, müssen wir uns klar darüber sein, dass sie erstens Zahlen und zweitens auch noch Theorie sind, also wenig geeignet. Das passt also eher in eine Küche als in die Wissenschaft. Allerdings würde ich des Sinns und Wertes für die Menschheit nach die Küche weit höher bewerten als die Wissenschaft. Die Küche hat 100000 Jahre für das Überleben der Menschheit gesorgt. Ob die Wissenschaft das auch schafft, ist doch sehr fraglich angesichts der wissenschaftlich verursachten Katastrophen unserer Zeit? Ich bin nicht sicher, ob wir die ohne die Wissenschaft auch hätten.
Medizinische Wissenschaft versucht heute dauernd, objektive Ergebnisse zu finden. Schon Platon war an dieser Stelle weiter. Die Wissenschaft sucht oder versucht etwas, was gar nicht geht, betrügt aber sich selbst und uns durch Tabus, die uns vor der Erkenntnis unserer Unkenntnis bewahren sollen.
Warum hat die Evolution Krankheit und Tod eigentlich nicht wegevolutioniert? Hatte sie nicht genug Zeit dazu? Milliarden Jahre! Das ist doch nicht wenig, oder? Hat sie es nicht gewollt? Fies!!! Wohlgesonnen ist uns die Evolution also auch nicht, oder?
Natürlich hatten die Euthanasievertreter damals Recht mit Ihrem Versuch der Auswahl guter Gene. Die Idee ist nachvollziehbar. Die andere Seite, die damit verbunden ist, ist die Beurteilung von Leben als lebenswert oder nicht durch eine andere als die betroffene Person und im schlimmsten Fall sogar der Mord an der betroffenen Person. An verschiedenen Stellen können wir sehen, dass die Evolution offenbar nicht unsere Moralvorstellungen kannte und wenn doch, dann zumindest sich nicht an diese hielt. Aber wer an dieser Stelle seine Moralvorstellungen zur Maxime erklärt und anderen vorschreibt, wie sie zu denken und zu handeln haben … Moral können wir nur selber leben, aber nicht fordern oder gar Andere per Gesetz dazu zwingen. Tun wir's! Seine eigenen Vorstellungen zur Moral zu erheben, heisst allerdings, sich selbst zum Diktator zu erheben, selbst wenn man sich selbst als Demokrat empfindet und darstellt.
Medizin leidet darunter, dass bei ihr Wissenschaft und Anwendung sehr eng beieinander liegen. Gesünder wäre eine gute Trennung, aber die ist nicht möglich. Immer muss alles Neue so schnell wie möglich für die Gesundheit von Patienten genutzt werden. Oft ist das dann, bevor angemessene Überprüfungen im täglichen Leben stattfanden. In Studien, mit allen möglichen Ersatzmethoden (heute zunehmend digitale Simulation) hat man geprüft, aber … So bleibt kein anderer Weg als der Reglementierung und Kontrolle von aussen, naheliegend, des Staates.
Wir wollen immer Sicherheit. Also muss alles zuvor getestet sein, an jeder Menge Ersatz, erst in der Modellrechnung, dann am Tier, dann an Probanden. Aber wir kommen nicht darum herum, dass beim Ersteinsatz nach dem Testen der Test in der Realität kommt. Erst das ist der ernste, der reale Test. Das lässt sich nicht umgehen. Für das Echte, für die Realität gibt es keinen Ersatz. Der letzte und realste Test ist der Test an mir selbst als Patient. Selbst der Test an Anderen zählt nicht letztlich. Dazu ist Leben zu vielfältig. Jede Medizin ist Versuch, mehr oder weniger sicher und auch mehr oder weniger wirkungsvoll. Jeder dieser Eigenversuche in der Praxis macht Medizin auch personalisiert, selbst wenn sie massenwirksam organisiert ist.
Für das Echte gibt es keinen Ersatz! Wenn wir aber Ersatz nehmen (Tierversuche, Studiendesigns, Modellrechnungen und vieles mehr) und wir können nicht auf sie verzichten (es geht nicht ohne), dann müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass wir es tun und was wir da tun. Genaugenommen ist Forschen am Ersatz nämlich völlig unwissenschaftlich. Wir können oft nicht anders, aber es muss uns immer klar sein, dass wir am Ersatz keine Erkenntnisse über das Original, über die Welt, über die Wirklichkeit gewinnen können, allenfalls näherungsweise oder per Zufall.
Mit unbelebten Dingen können wir schon nicht Versuche anstellen als Ersatz für Realität. Bei lebenden Organismen müssen im Rahmen von Versuchen meist andere Organismen benutzt werden, meist verbraucht werden und selbst dann können wir nicht sicher sein, wie realitätsnah das Ergebnis ist. Die Anwendung im Leben, im Langzeitversuch, ist der eigentliche Versuch. Auch KI hilft uns da nicht. Die digitalen Testversuche und Simulationen sind eben nur Simulationen und keine realen Versuche. Sie sind interessant, aber belastbar, realitätsnah? Das wissen wir, wenn überhaupt, dann erst rückblickend.
Da werden im Gesundheitswesen mit viel Gesetzesaufwand peanuts (z.B. Übernahme der Lieferkosten durch Lieferanten, Übernahme von Kosten für Fortbildungen etc.) als Einflussnahme auf die Verschreibung von Medikamenten durch Ärzte angenommen und verboten. Aber dass die Medizin dort forscht, wo am meisten Geld verdient werden kann, dort wo viel Geld fliesst oder wo viel Patienteninteresse ist, das wird vergessen. Verbieten Sie bitte den Egoismus der Forscher, den der Pharmafirmen und auch den der Ärzte und Patienten gleich noch mit. Menschsein ohne Egoismus, ohne Korruption, ist gar nicht möglich. Vielleicht sollten wir anfangen, uns unsere Korruptheit einzugestehen und sie einfach wahr- und annehmen? (Natürlich: Sie sind als Einzige(r) nicht korrupt.) Geld muss dabei noch nicht einmal eine Rolle spielen. Korruption ist auch ohne Einsatz von Geld möglich.
Im Gesundheitssystem, auch in der Wissenschaft und auch in der Politik wird viel Geld verschleudert. Wir können sinnvoll aber nicht sauber von sinnlos, nicht richtig von falsch, nicht wichtig von unwichtig trennen. Unsere gegensätzlichen Interessen bringen den Sinn zum Verstummen. Deshalb kann man diese Summen nicht so ohne Weiteres einsparen. Recht haben Sie, wenn Sie das schöne und wertvolle Geld einsparen wollen, aber bitte nehmen Sie es nicht ernst. Sie können gut und böse oft nicht sauber trennen.
Die Medizin muss heute oft unsere mangelnde Philosophie ersetzen oder kompensieren. Das ist teuer, sehr teuer!
Man kann das natürlich nicht ausnahmslos so sagen (denken wir an die Gauss-Kurve), aber in der Regel werden die Dümmsten, die Faulsten, die Draufgänger und die Egoisten die Krankenkassen und die Gesellschaft am meisten kosten. Die Vorsichtigen, die Umsichtigen, die Zurückhaltenden werden eher weniger kosten. Das kann man aber nur innerhalb der Gruppe der Männer und innerhalb der Gruppe der Frauen so sagen. Die Krankenkassenprämien sind aber für beide Gruppen gleich hoch und innerhalb der Gruppen für alle Mitglieder, so dass die Vorsichtigen doppelt zahlen. Sie verbrauchen selbst weniger, bezahlen aber den Mehrverbrauch der Draufgänger teilweise mit. Von den Letzteren gibt es aber viel zu wenige und die werden auch noch von den Draufgängern belächelt. Und konsumieren bis zum Anschlag und um jeden Preis ist heute auch noch woke, also modern und fortschrittlich.
Wenn die Medizin für alle Notfälle der Gesellschaft, für alle Unzivilisations- und Zivilisationskrankheiten, für alle Fehlfunktionen durch Überforderung anderer Menschen und uns selber, für alle Wellness der Frauen, für alle Schönheitsfehler und der Gerechtigkeit wegen dann auch noch für alle aufkommen soll, dann wird sie bald alles Geld des Bruttoinlandsproduktes verbrauchen. Nicht sparen ist die Lösung, sondern verzichten, selbst verzichten. Das Ausufern des Gesundheitswesens kann sich mit dem egoistischen Individualisten doch kaum anders entwickeln. Da helfen keine Kostensenkungsmassnahmen, zumal Kostensenkungsmassnahmen erzwungen sind. Wir aber wollen unsere Freiheit und werden bei Zwang, selbst wenn er von Demokraten ausgeht, zum Freiheitskämpfer.
Das NHS der Briten, das deutsche Gesundheitssystem und inzwischen auch das der Schweizer zeigen uns die Grenzen unseres Könnens auf. Wir müssen uns unsere Wünsche zusammen selbst erfüllen und können's nicht. Früher mussten einzelne Bürger sich für ihre Gesundheit hoch verschulden, heute die ganze Allgemeinheit der Versicherten. Aber als Einzelner sich verschulden geht einfach. Als Gesamtheit sich zu verschulden, geht nicht. Dann trifft es uns zusammen nur später oder eben unsere Nachkommen. Ich kann mich nur verschulden, wo mir ein Anderer das Geld leiht. Banken sind da nur Mittler, nicht Verleiher, selbst wenn sie „Nationalbank“ heisst. Auch die Bank muss sich das Geld leihen. Wir leben nicht im Märchen, wo man sich das Geld einfach denken kann. Geld denken können wir uns schon, aber ... Das ist eine Folge unseres heutigen, nicht mehr materiell gedeckten Finanzsystems.
Die zunehmende Entfernung unseres Denkens (in Idealen und mit vermeintlichem Wissen) vom menschlichen Körper muss die Medizin wieder reparieren, wieder heilen und kann es gar nicht. Das führt zu immer mehr Unzufriedenheit mit der Medizin und zu immer höheren Kosten der Medizin.
Gehört Krankheit nicht vielleicht auch einfach zum Leben? Unsere Bemühung, alle Krankheit zu vertreiben, ist vielleicht gar nicht dem Leben gemäss? Tun wir es doch, muss natürlich der Kostenanteil am BIP ins Unermessliche steigen, weil wir immer das Äusserste wollen? Das Versicherungswesen verleitet uns zusätzlich dazu, weil es suggeriert, es sei genug Geld da. Jeder versucht, auch noch das Geld des Anderen auszugeben, dessen Versicherungsbeiträge, denn die eigenen Versicherungsbeiträge müssen sich ja lohnen.
Was könnten wir in der medizinischen Wissenschaft (vielleicht auch in der übrigen?) für Milliarden an Schulden sparen, wenn wir erst nachdenken und dann forschen und beim Forschen viel nachdenken würden oder sogar auf Forschungen verzichten würden? Wie viel Geld wird in Studien verpulvert für sinnlose Erkenntnisse oder um gleicher Voraussetzungen für Zulassungen wegen (und ich meine nicht Geld als Kriterium) oder wegen Herrn Hegels Irrtümern.
Menschen in Regierungsverantwortung sehen die Entwicklung und dass das Geld für die Krankenversicherung immer weniger reichen wird. So wurde von verschiedenen Regierungen bereits festgelegt, dass nur „medizinisch notwendige, zweckmässige, wirksame und wirtschaftliche“ Leistungen erbracht und von den Krankenversicherungen in der Grundversicherung bezahlt werden dürfen. Was erwarten wir als Patient und was machen wir meist auch als Ärzte im Spital und in der Praxis? Das Beste, das, was jedenfalls nach unserer Kenntnis das Beste sein wird, höchste Qualität. Jeder ambulant tätige Arzt, jede Ärztin und jedes Krankenhaus setzen auf die beste Ausrüstung, die besten Geräte, die beste Ausbildung, das beste Können, die höchste Leistung, die beste Qualität. Patientinnen und Patienten erwarten das auch. Die verschiedenen Berufsverbände fordern das auch von ihren Mitgliedern und machen Druck, den Widerspruch immer noch weiter zu vergrössern. Wie kommt es zu diesem Widerspruch? Was hat er für Konsequenzen? Was bedeutet das für die Patientinnen und Patienten und für die Leistungserbringerinnen und -erbringer? Welche Vorausschau für unser Gesundheitssystem dürfen wir aus diesem Widerspruch ableiten?
Da haben unsere Gesundheitspolitiker die Devise ausgegeben: „Nur das, was nützt und notwendig ist, darf ausgeführt und verordnet werden!“ Was machen wir daraus? Im täglichen Konkurrenzkampf der Mediziner gegeneinander und der Spitäler gegeneinander und der Patienten um die beste Versorgung wird daraus: „Wir hätten gerne und die Akteure bieten uns nur das Beste, die vermeintlich beste Qualität. Die ist dann fast unausweichlich teurer als das Notwendige oder gar Notwendigste. Da muss also der Gesundheitspolitiker nun einschreiten und Ordnung schaffen. Wir als Patienten, als Ärzte, als im Gesundheitswesen Tätige jeglicher Art sind aber auch Wähler des Gesundheitspolitikers. Wie stehen seine oder ihre Chancen auf Wiederwahl? Richtig: Nahe 0. Nun ist der Gesundheitspolitiker aber findig und clever. Er versorgt das Gesundheitssystem mit dem nötigen Geld, um seine eigene Vorgabe zu torpedieren, und beste Medizin betreiben zu können und seine Wiederwahl zu sichern. Dazu gründet er Versicherungen und benutzt den Staat. Rechte Tasche – linke Tasche, denn durch die das System komplizierenden Dreiecksstrukturen wird alles so unübersichtlich, dass wir unvorsichtigen und blinden Wähler und Patienten in einer Person die Täuschung gar nicht merken. Clever eben.
Inzwischen hat sogar Jede und Jeder ein Recht auf beste Gesundheit und wenn die Ärztin oder der Arzt das nicht alles leisten konnte, dann sind sie schuldig. Wer bezahlt das Recht? Sind wir nicht Recht Habender und Recht Bezahlender in einer Person, nur wir haben es allein, aber alle Anderen auch und bezahlen müssen wir gemeinsam? Wir haben uns einen Gesundheits-Circulus-vitiosus geschaffen, in dem wir nun auch gefangen sind. Ich sehe derzeit keine Chance auf ein Entrinnen.
In der Medizin können wir heute weit mehr als wir können, zumindest als wir bezahlen wollen oder können. Aber am Bau und in der Wissenschaft und bei der Digitalisierung ist das nicht anders.
Die einzige Möglichkeit, im Gesundheitswesen Geld zu sparen, ist die Digitalisierung. Woher wissen Sie das? Wie wollen Sie diese Aussage beweisen? Ich würde eher umgekehrt sagen. Seit wir digitalisieren, sind die Kosten immens gewachsen. Haben Sie diesen Zusammenhang mal wissenschaftlich untersucht? Technik kostet und je komplexer sie wird, desto schwerer ist sie zu handeln und desto mehr werden die Kosten in der Regel steigen. Da gelten im Leben zu Beginn die exponentielle oder auch nur steigende Kurve und die Gausskurve zugleich. Aber die steigende Kurve war nur der erste Teil der Gausskurve. Nach dem Plateau geht es wieder abwärts. Menschliche Intelligenz reicht da gar nicht. Deshalb brauchen wir ja „Künstliche Intelligenz“, obwohl wir uns da mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit wieder ein faules Ei ins Nest legen, wie schon so oft im Leben der Menschheit. Wir können uns nur die (späteren?) Nachteile nicht vorstellen, denn was wir als Wissenschaftler und Techniker machen, ist ja „gut“ und seit dem 3. Lebensjahr haben wir mit unseren Vorstellungen Recht, ganz egal, ob wir Recht haben. Sonst würden wir es ja nicht tun. Wie wäre es mit sicherheitshalbem Verzicht auf Digitalisierung im Übermass und erst Recht auf „KI“, wo wir doch sonst so sicherheitsbewusst sind und uns Sicherheit alles bedeutet, mehr als Freiheit oder Demokratie? Im aufsteigenden Teil der Gausskurve ist Digitalisierung sicher kostenreduzierend, aber nach dem Optimum kostet sie mehr, als sie nutzt und nicht nur Geld. Da gibt es ein Optimum, nach dem weitere Digitalisierung sinnlos ist, jedenfalls nicht in unserem tatsächlichen Interesse.
Warum sind immer die Gesundheitskosten das Problem und nicht die Kosten für Justiz, für Bürokratie, für Bau, für Wirtschaft, für Verkehr, für Tourismus? Ist das Geld nicht für die Gesundheit am besten angelegt? Ist das menschliche Nothilfe- und Reparatursystem das nicht Wert?
Das Monster, das sich selbst „Mensch“ nennt (also wir), muss alles um sich selbst herum nach seinem eigenen Gutdünken bestimmen. Der Mensch lebt in seiner Umgebung interaktiv, im Gleichgewicht, angepasst, bescheiden, genügsam. Genügsam leben konnten viele Menschen vor unserer Zeit viel besser als wir heute. Sind wir überhaupt noch Menschen?
Mental werden wir immer schwächer, weil wir intuitiv immer mehr alles egoistisch auf uns beziehen, immer bequemer werden, immer spannungsärmer, geniesserischer. Nichts da mit leisten und schenken. Physisch werden wir immer schwächer, ausser die Sportler. Hören wir aber mit dem Sport auf, werden wir fett. Monster eben. Wir könnten zumindest unser Hirn einschalten.
Machen wir uns nichts vor. Nehmen wir lieber die Härte des Lebens an und freuen uns, wenn wir Glück haben.
Wir haben das Leben bereits schon so verlängert, dass es Frauen gibt, die auf Kinder ganz verzichten wollen, nur damit es weniger CO2-Ausstösser gibt. Wir sind schon so viele, dass wir froh sein müssen, wenn die Alten bald sterben und wollen doch das Leben noch verlängern? Wissenschaftler, sind wir bekloppt?
Wenn ein Arzt sagt, das sei alles psychisch verursacht, dann ist das sein Offenbarungseid. Er ist mit seinem Latein am Ende und meint: Lass mich in Ruhe. Dann meint er aber auch gleich mit, dann solle der Patient auch alle anderen Ärzte in Ruhe lassen, weil das sonst die Kosten in die Höhe treibe. Dabei ist er selbst der Kostentreiber. Wenn etwas als psychisch deklariert wird, dann meint der Arzt oft „Hau ab, ich weiss nicht weiter und mit Dir leiden will ich nicht.“ Das merken und verstehen viele Patienten auch und suchen woanders nach Hilfe. Das ist aber dann aus ärztlicher Sicht auch nicht richtig.
Die Medizin ist die menschliche Müllhalde, Mülltrennung, Müllaufbereitung, Wiederverwertung, glücklicherweise manchmal auch Auslese und Vergoldung etc. Die Medizin kategorisiert den Müll, macht Schubladen, versucht, Hilfsmittel zu finden. Verbrennen wollen wir diesen Müll ja nicht. Natürlich wird das System immer teurer und aufwändiger, je mehr Müll wir bekommen und je mehr sauberen Himmel wir erreichen wollen.
Wer Arzt oder Krankenschwester oder -Pfleger werden will, muss sich nicht zuerst fragen „Will ich helfen“ (das wollen alle), sondern „Bin ich bereit, mit zu leiden?“ Wir können nämlich gar nicht überall Gutes tun und schon gar nicht überall helfen. Das ist ein Irrtum. Unter diesen Umständen müssen wir auch mit leiden. Das kann nicht Jeder und das muss man üben. Und hinterher halten wir die Hand auf und möchten Lohn mit Gewinn. Wir gehen davon aus „Jetzt komme ich und ich löse alle Probleme und mache alles gut“. Es stimmt nur nicht. „Jetzt lasst doch endlich mal mich dran, damit ich es richten kann“ ist selbstüberschätzendes Selbstbewusstsein. Die Möchte-gern-Männer haben das leider von den Männern abgekupfert. Das wird unsere Gesellschaft in der Zukunft prägen.
Heute hat die Wissenschaft Erkenntnisse. Sie werden abgestimmt, in Guidelines der wissenschaftlichen Gurus gesteckt und dann in Programme gegossen: Disease-Management-Programme. Dann werden die Krankheiten der Kranken nach Programm verwaltet, bis zum Tode verwaltet. Was hat das mit Medizin zu tun? Krankheit als Bürokratie-Objekt? Gibt es eigentlich eine Patienten-Arzt-Beziehung?
Die Länge heutiger Guidelines zeigt, dass einfache Definitionen gar nicht stimmen. Die Definitionen und Beschreibungen müssen immer genauer, immer detaillierter werden. Nur lange Guidelines sind dann fast schon Fachbücher und machen das nicht besser. Entweder einfach und ungenau oder lang und detailliert, aber dann für uns überfordernd, denn unsere Zeit und Fassungskraft sind endlich. Deshalb gibt es ja die Spezialisierung.
Die Guidelineeritis führt dazu, dass nicht mehr Mediziner, sondern Guideliner ausgebildet werden, Medizin nach Guideline, nach Schema F. Die Einzelfälle aber brauchen mehr oder weniger Abweichung vom Schema F. Individualität wird heute kaum gelehrt oder gelernt, obwohl wir sie doch alle fordern, selbst die Guideline-Verfasser. Guidelines sind eine geniale Idee, die sehr wertvoll ist, aber den Anwendern muss alle Freiheit gelassen werden, von den Guidelines abzuweichen. Statt dessen werden sie mehr und mehr Gesetz. Wir killen die Freiheit, killen die Individualität, killen die Personalisierung, die wir doch selbst fordern.
Unsere staatliche Bürokratie und unsere Medizin kennen eine Definition von „Natürlicher Tod“. „Der Mensch ist ohne Gewalt und Fremdeinwirkung zu Tode gekommen.“ Der „natürliche Tod“ in der Natur ist meist ein Versagenstod gegen einen Gegner von Einzellern bis Riesen, einschliesslich uns Menschen. Vor der Entwicklung von Antibiotika starben viele Menschen an der Invasion von Bakterien und anderen kleinen Eindringlingen, an Infektionen. Vor der Entwicklung von auf Entfernung wirksamen Waffen wie Gewehren, war die Begegnung mit grossen Tieren oft lebensgefährlich. Auch der gewaltsame und durch Fremdeinwirkung hervorgerufene Tod, der „unnatürliche Tod“ ist ein natürlicher Tod. Denn Tod ist immer natürlich. Der Tod gehört zur Natur, ganz natürlich. Den Tod abschaffen oder hinausschieben zu wollen, ist unnatürlich, aber menschlich und doch zugleich unmenschlich. Unsere Begriffsbildungen zeigen unsere Weltanschauungen und widerspiegeln unsere Vorurteile und wie relativ unsere Ansichten sind.
Natürlicher Tod: Vielleicht ist unser natürlicher Tod nach langem Siechtum gar nicht der natürliche Tod, sondern der von „fressen und gefressen werden“? In einem ökologisch ausbalancierten System, wie wir das auch heute noch in der Natur finden, wäre das der natürliche Tod. Gegenüber dem natürlichen Gleichgewicht der Lebewesen auf diesem Planten in den letzten 100000 Jahren haben wir die Definition komplett umgekehrt. Wir haben den natürlichen Tod für unnatürlich erklärt und umgekehrt. Das Ergebnis sehen, pflegen und bezahlen wir nun in unseren Pflegeheimen.
Müssen wir Ärzte nicht vehemente Gegner der Atomenergie sein, Gegner der gesundheitlichen Risiken in den nächsten 100000 Jahren? Aber wir müssen vehemente Befürworter sein, damit uns der Strom nicht ausgeht und die Versorgung komplett zusammenbricht. Ist „Ab in den Weltraum“ eine Chance oder nicht das Eingeständnis, dass wir Menschen auf der Erde uns nicht bereits selbst ins Aus entwickelt haben? Hätten wir anders gekonnt?
Wie überall im Leben gibt es Vorentscheidungen, auch in der Medizin, die uns in der Art und Weise, Medizin zu betreiben, leiten. Eine sehr beliebte Vorentscheidung ist: Ich sehe nichts, also ist da nichts! Blinder Arzt sei vorsichtig. Womöglich ist das nur Deinem Unwissen oder Deiner eingeengten Sichtweise geschuldet? Die sogenannte „Ausschlussdiagnostik“ müssen wir betreiben, aber im Reiche der belebten Wesen ist das sehr viel unsicherer als in der unbelebten Materie und selbst dort lauern Fallen. Seien wir lieber so ehrlich: Ich finde nichts. Mit dieser Aussage ist das Optimum schon erreicht. Mehr geht nicht.
Wir können nicht einfach unterscheiden zwischen „Ich fühle nichts“ und „Ich habe nichts“, Frauen, die ja viel mehr nach ihren Gefühlen gehen, noch weniger als Männer. Fast genauso ist es mit „Ich sehe nichts, also ist da nichts.“ Wir belügen uns durch unser schnelles Vorurteilen immer wieder selbst, weil wir glauben, viel realitätsnäher in der Intuition zu sein. Das ist nicht Böswilligkeit, sondern Unfähigkeit, vielleicht nicht Unfähigkeit im Sinne, „Du musst noch mehr lernen, mehr üben, mehr können“, sondern vielleicht Unfähigkeit im Sinne „Ich bin Mensch und ich habe im Sinne von Menschsein Grenzen, die ich gar nicht überschreiten oder hinausschieben kann.“?Aber ich kann mir vorstellen, dass wir Menschen auch an dieser Stelle noch etwas lernen könnten, eben auch unsere Begrenzung wahrzunehmen und anzuerkennen und einzuhalten, beide Geschlechter.
Die (medizinische) Wissenschaft hat zwei Jahrhunderte lang einfach getan, als sei der Mensch eine Maschine. Nun wundern wir uns, dass wir fast nur noch Maschinen sind. Vielleicht hätten unsere Väter und selbst die führenden Mediziner heute erst nachdenken sollen, was „Leben“ ist, was uns „Menschen“ ausmacht? Was „Persönlichkeit“ ist und was leben in Grenzen und Zusammenleben ist? Ein grosser Teil der Gebildeten halten ein Ideal für den Menschen, aber ein Ideal ist nicht Realität. Der Mensch als Maschine. Eine beliebte Sichtweise für den Menschen oder den menschlichen Körper in den letzten beiden Jahrhunderten und je mehr wir uns Bilder vom menschlichen Körper apparativ sichtbar machen und Funktionen vermessen konnten, desto mehr verfielen wir der Illusion, der menschliche Körper, ja der Mensch sei einfach eine Maschine. Heutige Schulmedizin funktioniert ganz überwiegend als Folge dieses Vorurteiles. Der Mensch, also wir selbst, sind eine Maschine.
Auch für den heute wissenschaftlich denkenden Mann ist der Mensch einschliesslich Seele und Geist eine Maschine. Er erforscht und behandelt den Menschen wie eine Maschine. Zahlen, Messergebnisse, metrisch fixierte Definitionen sind für ihn „objektiv“. Zahlen lügen nicht. Wenn er Zahlen anders, denn als „richtig“, als „objektiv“ auffassen oder benutzen soll, dann glaubt er, zu lügen. Das ist ein wichtiger Schatten, über den ein Wissenschaftler nicht so schnell springt. Dass der Mensch aber tagtäglich seinen Gefühlen ausgesetzt ist und mit seinen Gefühlen leben muss, ja von diesen grösstenteils sogar bestimmt wird, dass sie ihm Grenzen und Möglichkeiten setzen (Schmerz, Atemnot, Lust, Unlust …), blendet das wissenschaftliche Maschinenmenschenbild weitgehend aus. Der Mensch aber ist nicht Maschine, sondern Mensch, zu einem sehr wesentlichen Anteil Gefühl, Frauen mehr als Männer. Die Gefühle sind aber in der Wissenschaft vom Menschen im Sinne einer Maschine störend. Also hat man sie möglichst ausgeklammert. So ist die medizinische Wissenschaft meistens relativ fern der Realität, wenn sie mit Zahlen kommt. Den Menschen selbst erfasst die Medizin auf diese Weise sehr einseitig. Selbst Psyche wird als Statistik und Zahlensalat aufgefasst, definiert durch zahlenabhängige Schweregrade oder Differenzierungen. Auf Frauen trifft diese Fehleinschätzung auch noch viel weniger zu als auf Männer, sowohl im Umgang mit den Menschen als auch mit der Wissenschaft. Da wird Gendermedizin spannend. Was Lüge ist und was nicht, entscheidet sich an unserem Weltbild. Wissenschaftlerinnen haben weitgehend das männliche Weltbild übernommen, anstatt ihr eigenes weibliches Weltbild zu entwickeln. Das weibliche Weltbild kann man aber (nur) leben, kaum denken. Die Frauen wollen aber heute wie die Männer leben, dann ist es nun auch so.
In das Maschinenbild passt die Widersprüchlichkeit des Menschen schlecht oder gar nicht. Wissenschaft, die den Menschen als Maschine auffasst, entfernt sich vom Menschen, von der Realität. Bestimmte Vorgänge im Menschen gleichen durchaus Vorgängen in Maschinen. Doch wenn man die Rückwärtsprobe aufs Exempel machen will, wird es schwierig. Der Vorgang ist vielleicht eindeutig im Ergebnis, aber eben nicht eineindeutig, nicht auch eindeutig rückwärts. Kommt man beim Zurückverfolgen auch sicher wieder am Ausgangspunkt an? Und ich meine nicht die Psychologie. Die ist noch einmal ein Kapitel höherer Komplexität für sich. Allein die somatische Medizin bietet genug Widersprüchlichkeiten, die dazu führen, dass Gleiches oft doch nicht gleich ist und dass man beim Versuch der Rückkehr zum Ursprung plötzlich ganz woanders landet als am Startpunkt von vorher. Diese Erkenntnis ist wichtig für die Verwendung von wissenschaftlichen Studienergebnissen. Vorsicht! Beschwerden eines Heuschnupfens können sowohl über den Mechanismus „Allergie“ als auch über den Mechanismus „Reiz“ ausgelöst werden und von Infektionen in nicht viel anderer Weise manchmal auch noch. An vielen anderen Stellen gibt es ähnliche Mehrdeutigkeiten. Menschliches Denken, Wünschen, Träumen, Handeln als Ausdruck unserer geistigen und psychischen Aktivität, ganz zu schweigen von unserem Widerstand und unserer Opposition, sind mehrdeutig. Wir selbst nehmen es in der Regel nicht wahr, denn wir gehen ja davon aus, selbst eindeutig zu leben. Nur die Anderen sind immer so mehrdeutig und da ist das dann auch gleich noch negativ bewertet. Nehmen wir doch die Bewertung einfach mal heraus. Aber nicht nur unser Geist und unsere Psyche sind mehrdeutig, sondern auch unser Körper, unser Stoffwechsel ist an vielen Stellen mehrdeutig. Deshalb ist die Darstellung in mathematischer Form so eingeschränkt nutzbar. Wir benutzen sie ganz mathematisch. So wird das ja auch alles so schön eindeutig und wir haben mit der mathematischen Darstellung, mit dem mathematischen Verständnis, mit dieser Eindeutigkeit auch noch Recht. So können wir natürlich auch von unserem „Wissen“ sprechen. Es ist nur eben eine sehr einseitige, eher falsche als richtige Darstellungs- uns Verständnisweise. Sie ist typisch männlich. Allerdings kenne ich bisher keine besser nutzbare Darstellungs- und Verständnisweise. Die weibliche Verständnis- und Darstellungsweise ist eher sprachlicher, eher beschreibender Natur, was in vielem hilfreich sein kann und dem Leben, der Realität eher näher ist, aber ist für die Funktion, für den maschinenähnlichen Teil unseres Menschseins weniger gut geeignet.
Das Maschinen-Menschenbild verleitet uns auch dazu, alles als machbar anzusehen. Geht eine Maschine kaputt, reparieren wir sie und übergeben sie wieder ihrer Bestimmung. Auch Maschinen werden alt und es wird unrentabel, sie zu reparieren. Aber dann wird es erst recht spannend, sie wieder aufzubauen, dann eben als Oldtimer, dann eben als Liebhaber (weil unrentabel). Das aber können wir nicht mit der Masse der ehemals vorhandenen Exemplare machen, sondern nur mit einem ausgewählten Rest. Unsere Kräfte würden gar nicht reichen. Aber beim Menschen sollen sie einfach reichen. Alle Menschen sollen wie Oldtimer bis zum Ende in Hochglanz leben dürfen. Das müsste Jeder für sich selbst auch erarbeiten, also bezahlen.
„Alles ist machbar!“ Stimmt das? Nach der Entscheidung „Alles ist 1“ könnte man ja diese Auffassung vertreten. Aber stimmt sie deswegen? Können wir wirklich in der unbelebten Welt, in der Welt der Maschinen einfach alles ändern und uns genehm machen? Ich fürchte, wir finden viele Beispiele, wo die Realität uns widerlegt. Nach der Entscheidung „Alles ist mindestens 2“ ist nicht mehr alles machbar. Ich bin gezwungen, mit den Anderen und mit dem Anderen Beziehung aufzubauen. Jeder bleibt Subjekt und Objekt zugleich. Es braucht feiner Abstimmung miteinander. Es braucht den Kompromiss, schenken oder abtrotzen.
Sehr geehrte Wissenschaftler, sehr geehrte Menschenbegutachter! Der Mensch als Maschine, als reines chemisch-physikalisches Forschungs- und Veränderungsprojekt, in dem die menschlichen Gefühle und so manches mehr ausgeschlossen werden, ist unmenschlich, ist gar nicht der Mensch. Werden Sie menschlicher. Denken Sie daran, dass der Mensch ein Lebewesen ist, noch dazu ein relativ differenziert entwickeltes, keine Maschine. Danken wir den Frauen (Möchte-gern-Männer gehören kaum dazu), die uns das Leben immer wieder neu zeigen. Erforschen Sie das Leben, nicht die Maschine „Mensch“, die natürlich auch, aber die Maschine „Mensch“ ist nie Realität, wirklich nie, nicht einmal nach dem Tod, wenn die „Maschine“ ihren Geist ausgehaucht hat.
Können wir leben sehen oder messen? Wir nehmen Ersatzparameter wie Puls, Nervenströme, Muskelstarre, Temperatur. Ob leben mehr ist, können wir nur ahnen, aber vermutlich nicht messen, wohl auch kaum untersuchen. Denken wir an das Lebenswerk von Frau Dr. Elisabeth Kübler-Ross.
Wenn das Menschenbild der Wissenschaftler nicht stimmt (Maschinen-Menschenbild) oder realitätsfern ist, dann sind auch die Forschungsergebnisse zumindest teilweise realitätsfern. Männer sind mehr Maschine, Frauen mehr Mensch. Schulmedizin ist mehr männlich, Alternativmedizin mehr weiblich dominiert. Das hat seine Gründe. Man kann wissenschaftliche Untersuchungsmethoden nicht einfach aus unbelebter in belebte und erst recht nicht in menschliche Natur übertragen. Leben ist komplexer. Der Mensch als Person, als „Ich“ noch mehr. Wissenschaft lebt von der Vereinfachung. Bei der Anwendung von Wissenschaft im Leben sind Wissenschaftler erstaunlich unsensibel und Wissenschaftlerinnen eifern heute eigenartigerweise uns Männern mit höchstem Tempo nach. Was hat das zu bedeuten?
Die Maschinenmenschen. Je mehr wir mit Maschinen umgehen, desto mehr werden wir selbst zur Maschine. Frauen fällt das schwerer als Männern. Wer sich anpasst, wird auch mehr und mehr selbst zur Maschine, Maschinenmensch eben. Das macht uns nicht menschlicher, sondern unmenschlicher, maschinlicher. Wir müssen lernen, wie die Maschine bedient wird, wie sie funktioniert, Vorsichtsmassnahmen treffen, sich ihrem Rhythmus anpassen, ihren Lärm aushalten, ihr Tempo annehmen und und und... Oberflächlich bedienen wir die Maschine, aber hintergründig? Nimmt nicht eher die Maschine uns gefangen? Oder Beides? Könnte es da ein Optimum geben? Nach diesem Optimum machen uns Maschinen immer abhängiger, nehmen uns immer mehr gefangen, als dass sie uns Freiheit schenken?
Natürlich sollen die digitalen Maschinen uns dienen und die Arbeit und das Leben erleichtern. Damit wird auch geworben. Wir müssen uns auf sie einstellen. Die jungen Generationen lernen das ganz intuitiv, aber sie verlernen damit auch das Leben ohne Maschine. Es entstehen Abhängigkeiten, sogar Sucht und neue Belastung, sogar Überlastung.
2020 sah ich einen Vortrag eines Mediziners, der nach einer Studie über Qualitätssicherung mittels Checklisten glaubte, die Medizin heilen zu können. Eine Studie hatte ein Ergebnis erbracht, was nicht verwunderlich ist. Das Ergebnis war nun so markant in seinem Sinne, dass er sich überzeugt davon hinstellte und verkündete, dieses Ergebnis müsse nun in der ganzen Medizin angewandt werden und dann sei die Medizin genesen.
Checklisten sind nichts neues und in bestimmten Fachbereichen, so zum Beispiel in der Fliegerei vor jedem Start oder in Fertigungsbetrieben mit Fertigung immer des gleichen Produktes in gleicher Form und Qualität oder bei bestimmten immer gleichen Abläufen in Labors etc. wunderbar und sehr erfolgreich. In anderen Bereichen sind sie sinnlos oder sogar kontraproduktiv, kostentreibend, qualitätsmindernd. Die Millionen Qualitätssicherer heutiger Zeit in Form von Gesetzgebern, Beratern und Prinzipienreitern sorgen an manchen Stellen für Qualität, an manchen Stellen nur für unnötige Bürokratie und Kosten und an anderen Stellen für Qualitätsminderung. Haben Sie gemerkt, was ich da gerade geschrieben habe? Kein Protest Ihrerseits?
Der Wissenschaftler macht eine Studie und hat ein Ergebnis. Er hält das Ergebnis für universal gültig und predigt es nun allen. Seine wissenschaftliche Aufgabe wäre es eigentlich, zu überprüfen, wo gilt dieses Ergebnis und wo nicht. Z.B. Checklisten. Wo Flexibilität und Fantasie gefragt sind, passen sie kaum. Sie funktionieren nur an wenigen Orten in der Medizin. Sie verursachen viel Arbeit, viel Diagnostik, hohe Kosten …, weil eben auch viel immer wieder abgearbeitet werden muss und immer wieder neu, ohne Nutzen. Der Wissenschaftler mutiert zum Gläubigen und Prediger von Wahrheit (seiner gepachteten Wahrheit) und zeigt sich damit als Dummkopf. Politiker und Juristen tun das oft erst Recht.
Was ist passiert? Der Wissenschaftler hat eine einfache Theorie aufgestellt. Er hat eine Untersuchung gemacht, hat ein Ergebnis und ist nun hoch erfreut, denn das Ergebnis unterstützt auch noch seine Auffassung, in diesem Fall haushoch. Zur wissenschaftlichen Arbeitsweise gehört aber auch, dass nach Erhalt des Resultates dieses an der Realität überprüft werden muss. Passt es oder passt es nicht, wenn ja, wo passt es und wo vielleicht auch nicht. Diese Nacharbeit erfordert nicht selten mehr Aufwand und Zeit als die Arbeit vor dem Resultat. Die Nacharbeit macht wissenschaftliches Arbeiten so mühevoll, so zeitaufwendig, so teuer. Zeit und Geld haben wir heute nicht mehr (was stimmt und doch definitiv leicht zu widerlegen ist). Also wird mit dem Resultat die neue Hypothese verbunden: Dieses Resultat gilt nun universal, überall. Diese Hypothese der allgemeinen Gültigkeit wird aber gar nicht überprüft. Wir müssten ja "immer" und "nie" überprüfen und können das gar nicht. Das ist handwerklich schlechte Wissenschaft. Der Wissenschaftler und nun auch die Wissenschaftlerin glauben das Ergebnis ersatzweise einfach nur.
Studien in der Medizin müssen stark vereinfachen. Mit den Studienergebnissen muss man dann aber erst in der Realität prüfen, in welchen Teilgebieten sie anwendbar, realitätsnah und wirksam sind und in welchen nicht. Das braucht Zeit und Energie. Man kann nicht gleich mit den Ergebnissen hausieren gehen, predigen, verdienen und Gesetze machen. Da baut man schnell viele Vorurteile auf und baut auch seine Arbeit, seine Studien, sein Verhalten, sein Leben auf Vorurteilen auf (was heute sehr modern ist und als fortschrittlich gilt). Müssten wir hier nicht unser eigenes Vorgehen in Frage stellen?
Studien in der Medizin funktionieren so, dass eine Gruppe von Menschen zu einer Einheit von Gleichen gemacht wird. Die Gruppe wird möglichst präzise nach Alter, Geschlecht, Zahlenwerten, die die Krankheit beschreiben etc., also Einschluss- und Ausschlusskriterien, bestimmt. Dann kommen Ergebnisse heraus. Die aber werden auch auf viele Andere angewandt, die vielleicht gar nicht gleich sind? Wir haben ja nur definiert. Wie weit die Definitionen der Realität entsprechen, wissen wir ja gar nicht. Studiendesigner machen sich darum meist gar keine Gedanken. Sie haben beschlossen, eine Studie zu machen oder das Gesetz verpflichtet sie sogar dazu. Also los geht’s. „Individuelle“ oder gar, wie heute breit propagiert, „personalisierte“ Medizin ist so gar nicht möglich. Ich bin gespannt, wie individualisierte Medizin im Bereich Risikominimierung und Sicherheit medizinischer Anwendungen funktionieren soll. „Personalisierte Medizin“ ist nur Suggestion im Sinne von Werbung (oder sogar Dummheit) in der Medizin.
Theorien und maschinelle und mathematische Denk- und Arbeitsweisen neigen zur Einlinigkeit und können wohl sogar nur das. Wie sollten dann Theorien oder Mathematik und Maschinen menschliches Leben angemessen abbilden? Sie werden meistens eine Verkürzung dessen und damit eigentlich falsch, jedenfalls nicht zutreffend sein.
Viele wissenschaftliche Mediziner oder überhaupt Wissenschaftler wollen gar keine Wissenschaft machen, sondern Karriere, wollen Geld, wollen Macht, wollen Recht haben, wollen Achtung, Einfluss, Anerkennung, aber nur nachrangig Erkenntnis. Für Geld kann man sich fast alles kaufen, für Erkenntnis? Versuchen Sie es einmal. Wenn Sie Glück haben, bekommen Sie einen mehr oder weniger gut bezahlten Job, weil Andere am Ausnutzen Ihrer Erkenntnisse interessiert sind. Dann müssen Sie aber Denen dienen.
Wir glauben heute den Wissenschaftlern blind. Wir überschauen es ja auch gar nicht mehr. Seien Sie sicher, weniger als 50 % dessen, was uns da präsentiert wird, sind realitätsnah und mehr als 50 % sind Unsinn, unzutreffend, falsch oder sogar bewusst gelogen und zwar auch von dem, was nicht von Anderen abgeschrieben wurde. Das Dumme ist, dass wir richtig von falsch, realitätsnah von realitätsfern, sinnvoll von sinnlos, Gebrauch von Missbrauch oft gar nicht von einander trennen können, weil beide so ineinander verwoben sind wie ein Graubereich, dass keine Grenzen sichtbar werden. Das gilt für Verfasser und Leser gleichermassen. Es ist eben nicht alles einfach so machbar.
Jede Studie erbringt ein Ergebnis, jede! Nicht selten hängt es von der Sichtweise ab, ob es sinnvoll ist oder nicht und in wessen Interesse es genutzt werden kann. Und diese Entscheidung fällt sehr oft sehr intuitiv. Man kann also auch hier die Relativität gezielt im eigenen Interesse nutzen und natürlich vor sich selbst und nach aussen verschleiern, dass man es so tut. Vielen Wissenschaftlern und nun auch Wissenschaftlerinnen wird das gar nicht bewusst. Sie denken und reden darüber, werfen es den Anderen vor. Nur sie selbst sind nie betroffen.
Gefühl verändert nachdenken (Relativitätstheorie). Einsteins Relativitätstheorie gilt auch in der Biologie, noch stärker beim Menschen, vielleicht nicht immer, aber doch erstaunlich oft. Wir müssen das wohl als biologische Naturregel einstufen?
Leben und Gefühl stechen Theorie und Denken, wenn Differenzen bestehen, vor allem bei Frauen. Ärzte, Politiker, Forscher, Techniker, bedenken Sie das immer. Das ist mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Naturregel.
Wissenschaft, vor allem die am lebenden Menschen, also Medizin, schafft genau genommen nie sicheres Wissen, sondern immer nur aktuell beste relative Kenntnisse von Vorgängen in der Welt. Wissenschaft schafft mit dem Wissen zusammen auch viel Unwissen oder Falschwissen und es hängt oft von unserer eigenen Einstellung und Interessenslage ab, ob wir das Wissen schätzen oder nicht, nutzen oder nicht, verwerfen oder nicht. Nicht nur bewusste Betrüger schaffen eine Menge Fake-News, sondern „rechtschaffene“ Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen auch, und das können wir ihnen gar nicht vorwerfen. Denn wer will entscheiden, was fake und was realitätsnah ist, wenn wir gar nicht erfassen, was Realität ist? Das bedarf einer intensiven Beschäftigung mit der Materie und einer Bewusstwerdung der Interessenslage mit entsprechenden Folgen. Selbst Teams von hochrangigen Wissenschaftlern, die für Qualität bürgen, entschieden fehlerhaft bei der Überprüfung, welche Studien in renommierten medizinischen Zeitschriften veröffentlicht werden dürfen und welche nicht. Gesetzliche Regelungen sind an dieser Stelle völlig ohnmächtig, so differenziert Sie sie auch formulieren und so genau Sie sie auch durchsetzen.
Unser rasendschneller Medizinzirkus führt natürlich dazu, dass viele Ideen und Vorurteile zirkulieren, deren Praxisbezug und Praxistest gar nicht überprüft wurden oder worden sein kann. Das können Medizinschaffende gar nicht schaffen können.
Unser Glaube an die Wissenschaft oder besser an die Richtigkeit der wissenschaftlichen Aussagen ist so begründet oder unbegründet wie der Glaube an irgendeinen Gott oder eben daran, dass es keinen Gott gibt! Glauben Sie der Wissenschaft weitgehend, aber übernehmen Sie nicht ihre systematischen Fehler. Oft wurde nicht genügend nachgedacht über Unterschiede zwischen „lebendig und tot“, über „Mensch und Materie“, über „menschlich und idealistisch“, über „Schein und Sein“, … Nicht wenige Wissenschaftler schauen verächtlich auf die Geisteswissenschaften als die unpräzisen Fantasien im luftleeren Raum. Sie verweigern das Nachdenken und widerlegen damit sich selbst. Erst müssen wir für uns selbst die religiös-philosophische Frage von 1 und 2 klären. Dann können wir leben (und arbeiten, lieben, forschen etc.) und werden alle unsere Erkenntnisse und Taten als Folge dieser ersten Entscheidung bekommen. Auch das ist eine biologische Naturregel, die die Wissenschaft nicht umgehen kann und die Politik mit Gesetzen nicht ausser Kraft setzen kann.
In der Wissenschaft und Medizin glauben ja inzwischen sogar Viele, dass ihre Theorie die Wirklichkeit sei, auch viele Politiker. Das ist ein Irrtum und auch in der IT-Branche ist der Irrtum verbreitet. Das hat enorme Folgen für unser Leben.
Über unser Wissen täuschen wir uns sehr. Wir glauben, alles zu wissen und viele meinen sogar, zu wissen, dass sie alles wissen. Wir wissen nicht nur nicht, was wir nicht wissen, sondern wir wissen als Konsequenz daraus auch nicht, was wir wissen. Wir glauben nur und glauben zu wissen. Das Wissen ist weder objektiv, auch wenn es mathematisch ausgedrückt ist, noch wissen wir, wie nahe der Realität unsere Ansicht ist. Je mehr Leben eine Rolle spielt beim Forschungsobjekt und bei den Forschenden, desto unrealistischer dürften die Ergebnisse meist sein. Je mehr es sich um tote Materie handelt, desto näher dürften Ergebnisse an die Realität heranreichen können.
Vieles in der Wissenschaft, technischer Entwicklung und Formung von gesellschaftlichem Leben ist typisch männlich. „Es gibt nur mich. Alles um mich herum ist Sache, ist leblos.“ Das können nur Männer. Frauen denken da anders. Sie denken beziehungshaft. Sie leiden an Männern, die Frauen zu einer Sache degradieren. Ein Mann, der nachdenkt, wird es schwer haben, Frauen zu einem Ding zu degradieren, egal in welcher Kultur, egal in welcher Religion, egal in welcher Lebenssituation. Frauen sind wertvolle „Ichs“! Jede Beziehung ist auch ein religiöser Akt, die Ehe, auch die Homo-Beziehung, genauso wie der Betrug (ich nehme jemandem etwas weg und schaffe damit eine Beziehung zu ihm) und sogar der Krieg (die absolute Antibeziehung).
Noch hinkt die Wissenschaft hinterher, aber wenn sie es geschafft hat, dann wird sie das Wissensmonopol beanspruchen, macht sie ja schon jetzt. Und die Politik wird dieses Monopol durchsetzen und deren Erkenntnisse umsetzen. Wissenschaft funktioniert wie andere Organe in Politik und Wirtschaft auch. Deshalb gibt es Rankings, Budgets, Streben nach Ansehen und Macht, Karrieren, Missbrauch, Egoismus, Betrug genauso wie ehrliche, überlegte, unabhängige, wirklichkeitsnahe Forschung und Wissensermittlung. Das Problem ist, dass diese Wissenschaft relativ ist, menschlich, von Menschen betrieben und so durchzieht die Wissenschaft die gleiche Widersprüchlichkeit, die wir schon vom Menschen kennen. Richtig und Falsch sind auch in der Wissenschaft oft nicht zu trennen. Es besteht ein mehr oder weniger breiter Graubereich. Und es erfordert intimer Kenntnisse, Nachdenkens und innerer Freiheit, um solche Faktoren realitätsnah gewichten und bewerten zu können. Und doch brauchen wir die Wissenschaft wie das tägliche Brot, denn sie ist es oft, die die verlässlichsten Ansichten schafft.
Biologisches Klonen, ideologisches Klonen, wie auch die Entwicklung künstlicher Intelligenz sind natürlich sehr spannende Felder. Was gibt es sonst für Männer? Das ist ihre Welt (ausser den Frauen). Und sie frönen dem Egoismus, Ruhm, Ehre oder Gewinn zu vermehren. Weiter, weiter, weiter … Vielleicht geht es hintergründig auch um die Fragen „Wie weit können wir den Menschen auch biologisch neu schaffen?“ und „Können wir mit künstlicher Intelligenz im Grunde einen neuen Menschen, ein Gegenüber zum Menschen schaffen?“ „Was unterscheidet „lebende Körper“ von „toter Materie“?“ Spannend!
Wir Menschen forschen, denken, denken nach, handeln, verändern sehr relativ und es fehlt uns ein Koordinatensystem. Das von „gut und böse“ hilft uns nicht, weil auch dieses System durch unsere Umnutzung in „für mich“ und „gegen mich“ von uns relativiert wird. Denken Sie gross! Denken Sie in 1 und 2 und nicht beengt, wie viele Wissenschaftler, nur in 1. Wir leben jetzt und wir können keine absoluten Aussagen über die Zukunft, nicht einmal über die Vergangenheit treffen. Denken Sie frei...
Viele Philosophen und Lehrer haben sich schon daran die Zähne ausgebissen, Leben in Theorien oder Lehren zu giessen und zu glauben, dass sie damit dem Menschen gerecht würden. Oft endete es unmenschlich. Die Informatiker versuchen das Gleiche. Lassen Sie es lieber bleiben. Am Anfang stehen die schnellen Erfolge, die uns süchtig machen. Später kommen die Misserfolge, die hohen Kosten, der Wirkungsverlust.
Zahlen sind wie Worte der Mathematik. Sprache ist ein sehr offenes und veränderliches System, das Geist braucht. Mathematik ist ein theoretisches System von logischem Zusammenhang, in sich geschlossen, Theorie eben. Mathematik muss zu stimmigen Ergebnissen führen. Dann passt alles. Das mathematische System führt zu Absolutheit der Zahlen. Es passt alles, wenn nicht, dann ist etwas falsch. Wie oft müssen in den Buchführungen Zahlen hingebogen werden, damit sie stimmen, weil sie eben spontan in Beziehung zur Relation doch nicht sauber passen?
Mathematik ist aber ein in sich abgeschlossenes System, das keine Freiheiten kennt, absolut keine. Leben ist nur möglich mit Freiheit. Leben kennt Freiheitsgrade und wir alle kämpfen um unsere Freiheit mit allen Mitteln. Jetzt können wir Zustände oder Prozesse im Leben mit Zahlen ausdrücken, aber die Bezogenheit der lebenden Prozesse aufeinander bedingt, dass wir immer mit bedenken müssen, unter welchen Umständen die Beschreibung mit einer Zahl zustande kam und welche Beziehungen diese Zahl zu anderen Dingen oder Personen hat. Die Zahl alleine ist Theorie, ist absolut. Ihren realen Bezug erhält die Zahl erst durch die reale Grösse, mit der sie verbunden ist. Deshalb sind benutzte Zahlen im wissenschaftlichen oder technischen Prozess immer relativ, abhängig von … Das führt sogar dazu, dass Zahlen sinnvoll oder sinnlos werden je nach dem entsprechenden Bezug, dass sie genauer oder ungenauer werden und die Genauigkeit bemisst sich nicht an der Anzahl der Zahlen hinter dem Komma, sondern an der Nähe zur Realität. Wieder: Je lebendiger, desto ungenauer, je toter, desto mehr Realitätsnähe dürfte möglich sein.
Zahlen und Skalierungen und Einteilungen in Medizin und Wissenschaft, die genauer sind als die realen Strukturen oder Prozesse hergeben, sind dann schon wieder ungenauer, sind Pseudogenauigkeit. Zahlen in der Theorie sind schön und faszinierend, aber sie werden sehr relativ, sobald sie mit Praxis zu tun bekommen. Theorie und Praxis. Das Leben ist relativ, nicht objektiv und die Zahlen als Beschreibungen sind abhängig von der Realität, also noch relativer.
In den 2010er Jahren wurde die schon einige Jahrzehnte alte Messmethodik der Funktion der Lunge präzisiert. Die Lungenfunktion zu messen, braucht in der Regel gutes Verständnis des gemessenen Menschen für die Aufforderungen des Personals, das die Messungen am Patienten durchführt und braucht gute geistige und körperliche Umsetzbarkeit dieser Aufforderungen. Die Durchführung braucht Kraft. Bei Kranken führt die Messung nicht selten zu Husten, der die Messungen stört und damit das Ergebnis verfälscht. Es kann zu Hyperventilation kommen, was das Befinden der gemessenen Person stört. Es kommt zu Erschöpfung, sodass die Messungen nicht oft wiederholt werden können.
Interessanterweise zeigen bei den verschiedenen Lungenkrankheiten die Messergebnisse und die Empfindungen des Patienten und auch die Leistungsfähigkeit weite Unterschiede. Menschen mit normalen Messergebnissen können schwere durch die Bronchien und Lunge verursachte Atemnot haben und Anderen fehlt die Hälfte an Lungenfunktion und sie steigen Treppen und wandern bergan fast wie ein Gesunder. Die Messergebnisse in Zahlen und die Auswirkungen der Erkrankung im realen Leben des Patienten unterscheiden sich also durchaus bis zu einem Drittel, selten sogar der Hälfte. Umgekehrt können wir also nicht einfach messen und dann sagen, dass sich die Erkrankung im Leben des Patienten so und so auswirke.
Mit diesen Ergebnissen wollen Gutachter nun menschliche Krankheit in Schweregrade einteilen und danach finanzielle Entscheidungen treffen, die auch noch gerecht und für Jeden gleich angewendet und nachvollziehbar sein sollen. Da muss man natürlich ganz genau arbeiten und messen. So wurden Messbedingungen definiert und statistische Bandbreiten für die Ergebnisse formuliert, unter denen die Ergebnisse stimmen bzw. glaubhaft sind. In der gewünschten Genauigkeit können wir eigentlich nur mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass sie nicht stimmen können, aber wir können das eben auch gar nicht genau sagen. Damit sind der Z-Score und andere Genauigkeiten Pseudogenauigkeiten, sinnlos, aber kostenträchtig. Im Gutachten kann man sich auf diese Angaben nicht verlassen, obwohl das inzwischen durch Verordnungen und Gesetze so vorgeschrieben ist. So einfach ist es eben mit der Genauigkeit nicht und mit Verordnungen und Gesetzen auch nicht.
Wir betreiben inzwischen immer mehr theoretische Medizin, wenn wir heute Messmethoden optimieren, nur um Ergebnisse zu bekommen, wie wir sie für richtig halten. Was hat das mit „Objektivität“ zu tun? Das sind Messergebnisse unseren Vorstellungen und Theorien entsprechend. Wie realitätsnah die Ergebnisse sind, kann niemand sagen. Graue Eminenzen tun es, auch wenn sie in Gestalt junger hübscher Damen daher kommen.
Es gibt für uns Menschen keine Beweise, sondern nur graue Eminenzen (eben heute oft junge hübsche Damen mit Professorentitel), die Ihre Ansichten durch irgendetwas, was sie dann Beweis nennen, für bewiesen halten, graue Eminenzen eben, wenn auch nicht dem Aussehen nach, aber der Funktion nach. Deshalb gibt es ja diese erhabenen Gremien in der Wissenschaft, in der Justiz, in der Politik, in der Bildung, die unter sich diskutieren, was sie glauben wollen und die das Ergebnis dann als Bewiesenes, als Leitlinie oder ähnliches oder sogar als Gesetz ex cathedra verkünden. Ist das Wissen? Ist das bewiesen? Bis neue Erkenntnisse etwas anderes wahrscheinlich machen. Selbst ad absurdum geführt, aber da wir ja Jeder für sich Recht haben und glauben, zu wissen, merken wir unseren Irrtum gar nicht.
Evidenzbasierte und eminenzbasierte Medizin – Evidenz gibt es gar nicht und die grauen Eminenzen können wir gar nicht umgehen. An entsprechender Stelle in der medizinischen Hierarchie sind wir die nämlich aus voller Überzeugung selber und legen auch sehr Wert darauf und merken das gar nicht. Die negativen grauen Eminenzen sind immer nur die Anderen.
Es gibt keine evidenzbasierte Medizin. Es gibt nur sehr viele Mediziner, die glauben, dass sie evidenzbasierte Medizin betrieben. Es gibt nur Medizin, die die grauen Eminenzen und wir nicht mehr hinterfragen (weil es die eigene ist).
Wir können graue Eminenzen nicht gegen angebliche Evidenz ausspielen. 1. gibt es nur mehr oder weniger realitätsnah, keine Evidenz. 2. gibt es keine Fakten ohne Deutung und Glauben. 3. brauchen wir die grauen Eminenzen zur Deutung der Zahlen. 4. haben wir jede Menge grauer Eminenzen, die uns Guidelines (derzeit gültige Deutungen) schreiben und wenn wir sie entmachten wollten, wäre die Frage, wodurch wir sie denn ersetzen wollten. Die würden sich natürlich auch wehren bis auf's Messer und es würde nicht lange dauern, wären die Neuen wieder graue Eminenzen. Auch das können wir nicht einfach mal so eben ändern.
Unsere Erkenntnis vom Leben kennt kaum Kommastellen; Prognosen, Schätzungen, Statistiken etc. sowieso nicht. Die Trennung unserer Erkenntnisfähigkeit für das was ist durch unser Ich-Sein macht eine Genauigkeit der Darstellung und des Verständnisses, die eine Verwendung von Kommazahlen nötig und sinnvoll machte, in der Regel unnötig.
Für manche Krankheiten sind Zahlen relativ gut zur Beschreibung zu gebrauchen, für andere wieder gar nicht. Jede Krankheit, nicht nur jeden Menschen, müssen wir individuell betrachten. Die adäquaten Methoden zur Untersuchung sind je nach medizinischem Fachgebiet, je nach Krankheit und je nach Person unterschiedlich.
Kaum eine medizinische Forschungsrichtung kommt heute ohne Statistik aus. Wir sollten uns aber vor dem Gebrauch von Statistik einiges klar machen:
Wenn heute in der Wissenschaft am Menschen, dazu gehören viele Disziplinen von Medizin bis Ökonomie, Statistik die probate und vorherrschende Methode ist (das ist zweifellos so und vielerorts regularisch sogar so vorgeschrieben), dann haben wir eine Fülle von Zahlen, die erhoben wurden, mit denen heute ganze Glaubenskriege geführt werden, nur im täglichen Leben funktionieren sie zweifelhaft. Wir benutzen Zahlen aus Statistiken zum Definieren, machen Definitionen wie Säulen- oder Schubladendiagramme (Du gehörst dazu, bist in der Mitte, in der Säule. Andere sind am Rand oder gleich ganz ausserhalb rechts oder links und damit ausgestossen.). Menschliches Leben funktioniert aber gar nicht so, weibliches noch viel weniger als männliches. Menschliches Leben können Sie so nicht in ihrer Vielfalt erfassen, nicht beschreiben, nicht regeln (z.B. gesetzlich). Menschliches Leben unterscheidet sich grundlegend von lebloser Materie.
Die Realitätsnähe der statistischen Ergebnisse hängt natürlich zunächst einmal von der Richtigkeit der zuvor festgelegten Bedingungen und der erhobenen Messwerte ab. Es bedarf klarer Definitionen der zu messenden Objekte. Trotzdem müssen diese Objekte gut vergleichbar sein mit den Objekten, auf die später die Beschreibungen, die Resultate, die Messergebnisse angewandt werden sollen, die ja offenbar nicht mit eingeschlossen sind, weil sie so diffus sind. Ohne klare Definition keine verlässlichen Messwerte. Dann lieber gleich darauf verzichten. Eine Statistik kann ungenaue oder gar falsche Messwerte nicht realitätsnaher machen. Die statistischen Resultate werden nur unzuverlässiger (was wir Menschen oft gar nicht merken und was die nackten Zahlen uns nicht preisgeben). Zahlen sind entgegen unserer allgemeinen Vorstellung bei Weitem nicht genau, jedenfalls nicht in der belebten Welt. Sie in Definitionen zu benutzen, schützt nicht vor Ungenauigkeit, nicht einmal vor Fehlern, auch wenn die Zahlen messtechnisch richtig sind oder/und etliche Stellen hinter dem Komma haben. In der belebten Welt sind Zahlen sehr relativ. In weit über 90 % der Fälle sind statistische Angaben für lebende Systeme mit Zahlen hinter dem Komma nur scheingenau (auch wenn die statistischen Kenngrössen etwas Anderes suggerieren). Wer ein bisschen nachdenkt, merkt das sehr schnell.
Noch viel wichtiger: Statistik kann das missing link zwischen Beobachter (Forscher, Mitarbeiter Kontrolleur und seinen Ergebnissen) sowie der Realität nicht liefern. Die statistischen Ergebnisse liefern schöne Zahlen. Inwieweit diese Zahlen dann auch die Realität abbilden, kann die Statistik nicht beantworten. Da helfen auch keine Signifikanzberechnungen, Standardabweichungen, Z-Score etc. Zumindest in belebten Systemen kann man Zahlen und Realität nicht gleichsetzen. Der Einfachheit halber wird das aber oft so gemacht und da wir ja auch Glück haben, gibt es eine ganze Reihe von Tatsachen und Prozessen, wo die Gleichsetzung zu annehmbaren Ergebnissen führt. Wir dürfen das nur nicht für ohne Ausnahme richtig oder als Beweis für die Richtigkeit annehmen. Kausalzusammenhänge statistisch zu sichern ist eine sehr heikle Angelegenheit und birgt viele Fehlerquellen. In der Medizin ist diese Erkenntnis sehr wichtig. Bei der Nutzung statistischer Ergebnisse lauern viele Fallen, deren sich viele Wissenschaftler gar nicht bewusst sind. Medizin ist nicht Mathematik und Statistik ist nur ein Mittel, in der Medizin Zahlen zu produzieren, wo wir sonst gar keine hätten.
Statistik kann nur Wahrscheinlichkeiten erfassen und Parallelitäten abschätzen. Sie sind nur Näherungen. Je nach geändertem Probandenkollektiv variieren sie. Kommastellen sind da völlig fehl am Platz, es sei denn, es stünde eine 0 vor dem Komma.
Statistische Studien können statistische Parallelitäten abschätzen, aber sie können keine kausalen Zusammenhänge beweisen. Da braucht es das nachdenkliche Zusammensetzen von Zusammenhängen. Statistik wird heute wahnsinnig überbewertet. Wir sind geradezu statistikbesoffen. Da spielt wieder das Weltbild eine Rolle. Das aber können wir nicht wieder mit statistischen Mitteln erfassen. Das können wir nur durch Nutzung menschlicher Intelligenz, durch Nachdenken.
Reale Darstellungskurven kennen keine mathematische Gleichung, weil sie das komplexe Leben abbilden. Reine mathematische Gleichungen und Kurven, IT-mässig verwendete mathematische Systeme bilden das Leben nicht real ab, weil das Leben vielfältiger ist. Da stellt auch die Gausssche Verteilungskurve keine Ausnahme dar. Real hat sie Ungleichmässigkeiten, für jeden dargestellten Fakt oder Fall wieder anders. Das ist wichtig auch für die Beurteilung der Verwertbarkeit von Prognosen auf Grund von Hochrechnungen. Hochrechnungen basieren auf mathematischen Formeln, die in die Zukunft gerechnet werden. Keine dieser Formeln kann die Zufälligkeiten des Lebens mit einrechnen. Die Zukunft bleibt unberechenbar und deshalb sollten wir sehr vorsichtig in die Zukunft gehen. Einfach drauf los „Wir machen die Welt jetzt besser!“ und hinterher kam es ganz anders … Das war wohl nicht die cleverste Lebensphilosopie.
Es sieht so aus, als wenn die Masse in der Regel keine realitätsnahe Auffassung hat, z.B. die Masse der medizinischen Schreiberlinge. Aber auch die Masse ist eine Realität.
Es gibt kein „wissenschaftlich gesichert“, erst Recht in der Medizin nicht. Wer so etwas sagt oder schreibt, zeigt, dass er Wissenschaft gar nicht verstanden hat. In der Wissenschaft an der Materie können wir das näherungsweise durchgehen lassen. Die Ungenauigkeit ist zwar nicht wissenschaftlich, aber in der Realität tolerabel. In der Wissenschaft am lebenden Subjekt, am Menschen, ist diese Dummheit wirklich schlichtweg Dummheit und nicht tolerabel. Der Mediziner will nur seine Unsicherheit oder die seiner Kunden (Patienten) abschütteln, in dem er sein Vorurteil zum Urteil erklärt und für der Realität entsprechend hält. Gleich zwei Fehler in einer Handlung.
Messtechnisch wird die Wissenschaft das Leben und damit auch Krankheit wohl nie voll erfassen, hoffentlich aber immer detaillierter und wirklichkeitsnäher. Unsere Apparate messen und erbringen Ergebnisse. Um die Ergebnisse nutzbar zu machen, werden sie in mathematische Regeln gepackt, aus denen dann Normwerte tabellarisch konstruiert werden. Allein die Glockenkurve der Normalverteilung führt dazu, dass am Rand eine Gruppe Messergebnisse oder/und Menschen übrig bleibt, die nur sehr eingeschränkt in den „Normalfall“ passen. Nicht die Messwerte sind die Realität und auch nicht die mathematischen Formeln. Real sind die Menschen mit ihrem jeweils mehr oder weniger annehmbaren Körperzustand. Dann stellt sich ja die Frage, was im Einzelfall "normal" ist. Ist der Durchschnitt oder die Menge zwischen Standardabweichungen normal für den Einzelfall? Woher wollen wir das wissen? Bisher getroffene Festlegungen sind schlicht willkürlich.
Je mehr wir vom menschlichen Körper sehen und messen, desto mehr Informationen haben wir, was das Denksystem und die Medizin immer komplexer macht. Glücklicherweise haben wir heute die Computertechnik zur Verarbeitung all der Informationen. Sonst könnten wir mit den Datenmengen gar nicht mehr umgehen. Aber einordnen, sinnvoll zusammensetzen, dem Menschen gemäss und dienlich einsetzen, wird wohl doch überwiegend menschliche Aufgabe bleiben. Künstliche Intelligenz werden wir brauchen, wenn wir weiter dem Datenwachstum gewachsen sein wollen, aber eben nicht als Ersatz, sondern als Hilfe für uns Menschen. Hoffentlich wird die künstliche Intelligenz bescheidener als die menschliche. Sonst wird sie die menschliche Tragödie nur beschleunigen. Aber dann müsste sie korrigierend in unsere Entscheidungen eingreifen. Wie wollen wir herausfinden, dass sie das in unserem Sinne und nicht gegen uns macht?
Die Digitalisierung macht unser Leben mathematischer, formalisierter, eintöniger, jedoch sicher nicht menschlicher, nicht dem menschlichen Körper, der menschlichen Seele und dem menschlichen Geist entsprechender, allenfalls unserem menschlichen Egoismus.
Das derzeit vorhandene Leben ist eine Existenzmöglichkeit. Andere sind denkbar. Das Leben an sich ist in der uns bekannten Form verwirklicht. Die Möglichkeiten der einzelnen Leben sind viele, offenbar unbegrenzt. Das Ende des Lebens ist von vorn herein genauso wie der Beginn ins Leben eingeschlossen. Und die Verletzlichkeit und Endlichkeit des Lebens führt zur Existenz von Risiken. Diese Tatsachen sind lebensimmanent. Wir können sie nicht ausschalten, auch mit Versicherungen nicht. Wir können uns nur an sie anpassen, auch wenn uns seit der Nachkriegszeit des zweiten Weltkrieges die „fortschrittlichen“ Kräfte im Land etwas anderes eingeredet haben. Die biologischen Naturregeln kann man missachten. Aber ob das langfristig nachhaltig ohne Probleme, ohne Folgen, ohne Kosten abgeht? Ich fürchte, wir müssen umdenken.
Da gibt es wohlwollende Menschen, die für die Pharmaindustrie und Medizin Tierversuche und Menschenversuche abschaffen wollen. Das ist sehr löblich und ich kann das nur unterstützen. Nur, die ganze belebte Welt und auch der Mensch sind nur ein Verwirklichungsversuch der Evolution und/oder Gottes und/oder des allgemeinen Seins. Ob er letztlich gelingt, steht noch offen. Letztlich zeigt immer die Anwendung am Menschen in der realen Situation, ob es Risiken gibt und wenn ja, welche. Manche Risiken kann man bereits im Tierversuch erkennen. Also sind die Tierversuche der Anwendung am Menschen vorgeschaltet. Und ein bisschen Grips im Kopf haben Wissenschaftler auch. Also schalten sie vor die Tierversuche die Aktivität ihrer Hirnwindungen. Das ist eine sehr sinnvolle Verfahrensweise. Es gibt keine Möglichkeit, etwas am Menschen zu benutzen, als es zu versuchen und die ersten sind die Versuchskaninchen, bei gut durchdachter Versuchsanordnung sicher nur mit geringen Risiken, aber eben nicht ohne. Das geht nicht auch anders. Wieder eine biologische Naturregel. Daher: Das Verbieten von Tier- oder Menschenversuchen ist völlig sinnlos, weil nicht durchführbar. Es würde die Anwendung von Medikamenten in Zukunft unmöglich machen, Neuerungen erst recht.
Beobachtungen aus der Praxis:
Kommt ein Patient in die Praxis, hustet und raucht. Bei der Befragung nach den Beschwerden kommt der Husten zufällig mit zum Vorschein neben anderen Beschwerden. Sofort kommt vom rauchenden Patienten die Erklärung: „Der Husten kommt ja vom Rauchen. Deshalb wundert er mich nicht und er wäre auch nicht der Grund zur Konsultation gewesen.“ Ein Schuldiger ist in unserem Denken und Handeln sofort gefunden. Als wir später herausfinden, dass mein Patient an einem Asthma leidet, schon vor dem Beginn mit dem Rauchen solchen Husten hatte und dass der Husten vom Asthma kommt, ist das Erstaunen gross. Noch grösser ist das Erstaunen, wenn wir feststellen, dass trotz des seit der Kindheit bestehenden Asthmas das Rauchen erstaunlich gut vertragen wurde. Früher wurde es ja sogar als Medizin genutzt und es wirkt so manchmal auch heute noch (auch wenn die Schulmedizin heute das Gegenteil lehrt).
Ähnliches passiert sehr oft bei Vorliegen von Übergewicht und Kurzatmigkeit bei Belastung. Der Schuldige ist schon gefunden bevor wir überhaupt eine einzige Untersuchung oder Befragung gestartet haben. Unsere Intuition „Für alles gibt es einen Schuldigen“ und das Naheliegende ist es am häufigsten, hat uns gleich schon einmal in die Falle gelockt.
Immer wieder kommen Menschen in die Praxis wegen Beschwerden. Ich befrage sie und untersuche sie. Am Ende stelle ich eine Diagnose und empfehle Therapie. Das Erstaunen ist gross. „Ich bin krank? Damit habe ich ja gar nicht gerechnet.“ Das Stellen einer Diagnose ist für so manchen dieser Patienten eine Beleidigung. Ja, stimmt natürlich. „Sie wollen natürlich nicht krank sein.“ Erstaunt oder gar beleidigt zu sein, wenn man mit Beschwerden zum Arzt geht und der dann eine Diagnose stellt? Müsste es nicht eher eine Freude sein, nun klarer zu sehen? Eine Falle der Intuition. Ich als Arzt habe meine Pflicht getan, weshalb Sie ja zu mir gekommen sind. Beleidigen wollte ich Sie wirklich nicht.
Der Patient hat eine Lungenentzündung und bekommt ein Antibiotikum. Bei der Kontrolle nach einer Woche erzählt er: „Mir ging es so schlecht. Ich war ganz schwach und habe viel geschwitzt und gehustet. Ich habe das Antibiotikum ganz schlecht vertragen.“ Alle diese Beschwerden verursacht eine Lungenentzündung. Früher ist die Hälfte der Kranken an der Krankheit gestorben. Nein, aber sie ist nicht Schuld an den Beschwerden, sondern das Antibiotikum, das bis auf eine Allergieneigung und vielleicht Verursachen leichter Durchfälle völlig harmlos ist. Tödlich ist es ja nur für die Bakterien, hoffentlich. Unsere Intuition ist bereits so falsch gepolt, dass sie uns ohne Überlegung aufs völlig falsche Gleis führt und wir merken es nicht einmal. Ja, wenn uns ein Arzt darauf hinweist, dass wir falsch liegen, dann misstrauen wir ihm und halten erst Recht an unserem (falschen) Vorurteil fest. Nicht selten verteidigen wir unsere falsche Ansicht auch noch, weil wir sie ja für richtig halten. Sie erinnern sich? „Ich habe Recht!“
Rekapitulieren wir: Die Intuition wird wahrscheinlich eine Einsichtsweise und Verhaltensweise sein, die wir vom Tier übernommen haben und die unter Bedingungen, wie wir sie vor zehn- bis hunderttausend Jahren erlebten, entwickelt wurde und damals vermutlich meistens sehr sinnvoll war. Nur heute leben wir unter völlig anderen Bedingungen. Wir dürfen nicht erwarten, dass unsere Intuition heute noch so lebensnahe Einsichten ohne zu denken oder gar nachzudenken hervorbringt, wie unter den anderen Umständen damals. Die Intuition dürfte heute wohl unpassender sein als damals. Oft ist sie heute sogar ein klebriger Hemmschuh am Bein, den wir leider nicht einfach mal abstreifen oder ausschalten können. Die Intuition bestimmt uns ähnlich durchdringend wie die Gefühle. Deshalb verfahren wir ja so gerne ihr gemäss und gar nicht gerne gegen sie. Dann fühlen wir uns nämlich ganz unsicher.
In der Schweiz (in Deutschland auch) glauben sehr viele Menschen, die Medikamente und Impfungen seien gefährlich, die Krankheiten aber nicht. Dann gehen Sie bitte nicht zum Arzt, sondern legen Sie sich ins Bett. Da Sie ein gut funktionierendes Immunsystem haben (auch heute noch zur Zeit moderner Medizin), werden zum Glück viele deshalb gesund auch ohne Arzt oder Apotheke. Der Corona-Virus hat diese, meine, Ansicht natürlich doch etwas ins Wanken gebracht.
Wir finden in der Bevölkerung eine erstaunliche Impfmüdigkeit. Wenn wir das Thema dieser Erkrankungen durchgehen, die Beschwerden, die Risiken, schwere Verlaufsformen mit irreversiblen Folgen und manchmal sogar Todesfällen und diese Fakten den Nebenwirkungen und Kosten und Nutzen der Impfungen gegenüberstellen, dann ist das Ergebnis dieser Gegenüberstellung meist sehr eindeutig (zugunsten der Impfung). Trotzdem ist die Einstellung in der Bevölkerung und auch in gebildeten Kreisen oft festgelegt und unverrückbar dagegen. Auch Impfinformationskampagnen helfen da nicht weiter. Der Grund dafür wird sein, dass bei Frauen mehr als bei Männern negative Gefühle zur Impfproblematik geweckt wurden. Diese negativen Gefühle sind aber sehr schwer wieder zu revidieren. Es müssten enorme positive Gefühle dazu geweckt werden. Argumente, Gedanken, Diskussionen reichen dafür nicht und eben Informationskampagnen, die ja nur Information sind und über den Verstand laufen, auch nicht. Das intuitiv über Gefühle erzeugte Vorurteil ist ausser durch ein Übergewicht positiver Gefühle nicht wieder zu ändern. Informationskampagnen können wir uns getrost sparen.
Auf Grund von (falschen?) Vorentscheidungen geht es heute in der westlichen Medizin und Lebensführung erstaunlich irrational zu (obwohl wir selbst genau vom Gegenteil überzeugt sind, erst recht, wenn wir auch noch Beteiligte oder Betroffene sind).
Unsere Philosophie, unsere Weltanschauung beeinflusst unsere Gesundheitskosten. Das gilt landesweit, aber auch für jeden einzelnen Bürger. Es ist wichtig, sich darüber Gedanken zu machen. Das kann enorme Kosten sparen. Ein Globalbudget oder auch jedes andere Budget können richtig sein. Man kann nur soviel im Gesundheitssystem oder im kleinen Bereich ausgeben, wie man Geld zur Verfügung hat. Der Westen hat sich jahrzehntelang über seinen Reichtum (oder besser seine Armut) belogen, weil er in der Regel hohe Staatsschulden aufgehäuft hat. Unsere Ansprüche, auch die an Gesundheitsleistungen sind daher unrealistisch geworden. Die Gesundheitskosten steigen, weil wir immer unmenschlicher leben. Am Ende der Gausskurve wird immer geringerer Nutzen mit immer höheren Kosten erkauft. Wen wundert's?
Studien werden in der Medizin oft benutzt wie in der Religion Bibelferse oder Suren oder andere Zitate. Man greift sich das heraus, was einem selbst gefällt, einem selbst nützt, gedanklich oder wirtschaftlich, zur Selbstbestätigung. Hauptsache: Es nützt uns. Dann ist das doch gut! Und dann hauen wir diese Ferse oder Studienergebnisse dem Konkurrenten um die Ohren bis er aufgibt. Das Problem der Wissenschaft in der Medizin ist nicht ihre Verfahrensweise, sondern dass sie mit ihren Theorien den Menschen verliert. Männer eben!
Hören wir besser nicht auf die argumentierenden „Ich habe doch Recht-Männer“. Hören wir besser auf die Frauen (soweit sie nicht als Möchte-gern-Männer schon den Männern gleichgeschaltet sind, denn davon gibt es inzwischen ja genug).
Die Schulmedizin kümmert sich nicht um die Gefühle der Patienten, sondern um die Anwendung der Prinzipien von Gesundheit und Krankheit, um die Regeln, nach denen Krankheiten festgestellt oder ausgeschlossen und behandelt werden. Sie bestimmt, wer als krank und gesund gilt etc. Die Paramedizin kümmert sich vor allem um die Gefühle nach völlig fadenscheinigen Prinzipien. Deshalb beherbergt sie auch so viel Wellness. Aber die Gefühle siegen in Beurteilungen (Das Fleisch, das Gefühl, sind stark, der Verstand, das Denken sind schwach, nicht umgekehrt).
Heute einigen wir uns alle auf gewisse Festlegungen und dann legen wir die als Guidelines oder wirksamer gleich als Gesetze fest und glauben, dass das dann unserer Realität entspricht oder unsere Realität so verändert, dass sie unserem Ideal näher kommt und bald entspricht. Dumm, was?
Die Wissenschaft hat schon eine ganze Menge Realität erkannt. Es gibt auch meines Erachtens keine Alternative zur Wissenschaft. Aber dieses Wissen, diese Theorien, sind nicht die Realität und deshalb mehr oder weniger richtig und mehr oder weniger fake. Das finden wir auch im Internet so. Wer unterscheiden will, muss theoretisch wie praktisch vertraut sein mit der Frage und Antwort. Wer damit nicht vertraut ist, kann nur glauben, beides, Fake und Wahrheit und lebt damit auf dünnem Eis, je theoretischer, je dünner. Je mehr wir wissen, je mehr wir diese Erde nutzen, je mehr wir uns selbst ausnutzen, desto dünner wird das Eis.
Wir machen Medizin und nicht Mathematik. Wir wenden Mathematik an, aber es muss uns klar sein, dass Mathematik meist nach Säule und Schublade funktioniert, nicht nach Gauss, schon gar nicht nach verbeulter Gausskurve. Wenn Sie Künstliche Intelligenz programmieren wollen, dann programmieren Sie nach Gauss, nicht nach Säule oder Schublade. Da werden Sie aber wohl Probleme haben? Dafür gibt es Gründe, die wir sehr dringend beherzigen sollten.
Wir Ärzte sind doch Helfer in der Not. Wie gut, dass es uns gibt. Was aber hat in den letzten zweihundert Jahren am stärksten zur Verlängerung der Lebenszeit von uns Menschen geführt? In erster Linie nicht die Medizin, sondern die Landwirtschaft. Die ausreichende und bessere Ernährung gegenüber früherer Jahrhunderte hat den grössten Einfluss gehabt. Das sollte uns Neuzeitmenschen, uns Städtern, uns Industriegläubigen, uns Geldmenschen immer in Erinnerung bleiben. Die Menschen auf dem Lande haben den grössten Anteil an der Verlängerung unserer Lebenszeit und ihnen gebührt dafür aller Dank und Ehre!
An zweiter Stelle soll dann aber doch die Medizin kommen und da spielen wir Ärzte natürlich schon eine Rolle. Aber nun müssen wir uns natürlich schon einmal fragen (und da fragen wir die Landwirte nun mit): Hat sich damals Einer überlegt, was es heissen würde, wenn nicht mehr eine Milliarde, sondern 7 Milliarden Menschen auf der Erde wohnen oder was ja nicht ausgeschlossen ist, in von jetzt ab 100 Jahren vielleicht doppelt so viele? Lassen wir mal Moral beiseite. In Ihrer Stadt wohnen doppelt so viele, in Ihrem Dorf, in Ihrem Land... An Ihrem Urlaubsort machen doppelt so viele Menschen Urlaub oder Ferien. Die Sehenswürdigkeiten, die Sie anschauen wollen, wollen doppelt so viele sehen. Auf der Autobahn um Ihre Stadt fahren doppelt so viele Menschen. Die Züge Ihrer Eisenbahn sind doppelt so voll. … Müssten wir nicht eigentlich ganz unmoralisch handeln und unseren Kindern sagen: Nein, also mit 68 Jahren, 3 Jahre nach meiner Pensionierung, lasse ich mich aus dem Leben befördern, damit ihr wenigstens noch ein bisschen Platz habt. Diesen Dichtestress möchten wir Euch wenigstens ein kleines bisschen erleichtern?
Interessanterweise soll seit 2016 die Geburtenrate weltweit rückläufig sein. Wenn also die Zahl der Menschen noch wächst, dann weil viele Menschen älter werden als bisher und daher die Zahl der Sterbenden geringer ist als die Zahl der Geburten. Wir werden also auch ein Szenario denken müssen, mit immer weniger Menschen in Zukunft, mit abnehmender Anzahl, dummerweise aber für mindestens ein Jahrhundert mit vielen alten kranken und schwachen im Vergleich zur geringen Anzahl von Jungen gesunden und kräftigen. Dieses Verhältnis war in früheren Jahrhunderten, ja, Jahrtausenden umgekehrt. Da wir zusammen nur geniessen können, was wir auch erarbeiten, wird es eng werden, für beide, Alte und Junge. Politiker, Wirtschaftsfunktionäre, Wissenschaftler werden in Zukunft mindestens diese beiden Szenarien für ihre Planungen und Vorsorge bedenken müssen. Immerwährendes Wirtschaftswachstum ist eher unwahrscheinlich als wahrscheinlich. Die Gründe für die vermutlich vor uns liegende Bevölkerungsimplosion sind auch nachdenkenswert.
Die Produktion von Medikamenten ist in der westlichen Welt heute streng reglementiert. Es müssen alle möglichen Tests und Studien vor der Antragstellung auf Anerkennung eines Medikamentes durchgeführt werden. Sowohl die Wirkungen als auch die Nebenwirkungen und Risiken müssen klar vorher abgeschätzt werden, ehe eine Genehmigung auch nur erwogen werden kann. Das ist Qualitätssicherung und wir sind froh, dass wir dieses Verfahren haben.
Auf der anderen Seite müssen wir aber auch sehen, dass Menschen, die probehalber Medikamente in Studien einnehmen und die Wirkungen und Nebenwirkungen protokollieren, vieles erleben. Diese Menschen haben Empfindungen aller Art und Ursache den ganzen Tag lang, selbst in der Nacht, haben gute und schlechte Gefühle, mal Kopfschmerzen, mal Bauchbeschwerden und manches andere mehr. Von Medikament zu Medikament unterschiedlich wird dann sowohl günstiges wie ungünstiges Befinden der Umwelt, dem Körper an sich oder dem Medikament zugeschrieben. Ist das Gefühl günstig, wirkt das Medikament offenbar gut. Ist das Gefühl ungünstig, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass unsere Intuition dazu führt, dass wir das dem Medikament anlasten. Also wird das notiert oder gemeldet. Über statistische Methoden versuchen Wissenschaftler dann, die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen oder zu reduzieren, dass eine Aussage, ein Gefühl sei vom Medikament und nicht anders verursacht, stimmt oder nicht. Im Grunde werden wir annehmen müssen, dass das oft nicht geht, je seltener das Ereignis eintritt, desto schwerer, je häufiger es eintritt, desto eher. Aber nicht für alles ist die Häufigkeit das Kriterium, sondern auch die Art der Verursachung eines Ereignisses. So bleibt den Herstellern und Behörden gar nichts anderes übrig, als lieber etwas mehr als ungünstig (fehlende Wirkung oder eben Nebenwirkung) anzugeben, damit später keine Regress- oder Schadensersatzansprüche gestellt werden können. Die Informationen auf dem Begleitzettel sind sinnvoll und wichtig, aber in der Folge unzuverlässig und mehr oder weniger nicht der Realität entsprechend. Aber als Patient müssen wir uns darauf verlassen. Wahrscheinlich ist das, was wir derzeit haben, schon jenseits des Optimums zwischen den Wünschen, Interessen und Möglichkeiten der einzelnen Seiten?
Die Nebenwirkungsrate von Medikamenten zu bestimmen, ist zwar logisch richtig, aber menschlich nur begrenzt möglich. Sie ist sinnvoll nur bis an eine im Nebel liegende Grenze, die wir aber gar nicht kennen. Ab da wird sie immer sinnloser, weil wir nicht mit ihr umgehen können. Wir können oft nicht sicher genug unterscheiden zwischen den verschiedenen Ursachen der Empfindungen. Meist sind es ja nur gefühlte Empfindungen ähnlich den gefühlten Temperaturen.
Unser Gefühl „Es geht mir gut, also brauche ich kein Medikament“ vor allem bei Frauen, hat den Nachteil, dass wir nicht angemessen entscheiden. Der Vorteil ist, dass wir so im Hier und Jetzt leben. Was bei Frauen auch sehr viel mehr ins Gewicht fällt: Ich habe einen Fehler, Nachteil, Nebenwirkung etc. erlebt. Also wird das überall in ähnlichen Situationen auftreten. „Einmal, also immer“ ist ein Schatten, den wir sehr schwer überspringen können, Frauen noch schwerer als Männer.
Das Gefühl kennt kaum Zukunft. Mit dem Gefühl kann ich nicht entscheiden, wie lange eine Therapie sinnvoll sein wird. Es geht davon aus, dass, was zugleich geschah, auch zusammenhängt, kausal verknüpft ist. Und das Gefühl kennt keine Selbstkritik und ist immun gegen Kritik, die ja Theorie ist. Eine Korrektur von Vorurteilen, die aus Gefühlen gewachsen sind, ist sehr schwer.
Jetzt sitzen wir im Sprechzimmer des Arztes und der verschreibt mir als Patient ein Medikament. Natürlich lese ich nach der Rückkehr zuhause den Begleitzettel des Medikamentes durch und erblasse schlagartig, weil mich die Menge der Nebenwirkungen und Risiken glatt erschlägt. Dabei müssen wir allein auf Grund grundsätzlicher Überlegungen feststellen, dass seltene „Nebenwirkungen“ statistisch gar nicht dem Medikament zugeordnet werden können und auch kausal gar keine Aussage dazu möglich ist. Wenn wir gelesen haben, wie die Interpretation unserer Gefühle erfolgt und wie voreilig wir intuitiv kausale Zuordnungen schaffen, die sich hinterher als unzutreffend herausstellen können oder viel öfter nicht mehr bedacht werden, dann wissen wir, auf welchen Irrweg uns diese Begleitzettel führen, obwohl sie gesetzlich vorgeschrieben und medizinisch intensiv recherchiert und eigentlich sinnvoll sind. Die ungünstigen Ereignisse glauben wir, aber die kausalen Zusammenhänge müssen wir als ungeklärt, bestenfalls mehr oder weniger wahrscheinlich einstufen. Die Deklaration der Nebenwirkungen und Risiken in jetziger Art und Weise macht vielen Patienten Angst, verhindert manche angemessene Therapie und die Frage scheint berechtigt, ob diese Art von Medikamentenbegleitzettel wirklich angemessen ist, ob das wirklich Ausdruck von Qualität ist? Womöglich müssten wir die Nennung von weniger Nebenwirkungen als qualitativ besser einstufen? Qualität ist eben nicht immer Qualität, sondern manchmal auch das Gegenteil oder eben beides zugleich und uns Menschen nur begrenzt möglich.
Frau Dr. Elisabeth Kübler-Ross hat an der Grenze von Leben und Tod geforscht. Sie hat aber viel weniger gekostet als die Grenzforschung vom Urknall oder vom Ursprung des Lebens oder vom Makro- und vom Mikrokosmos kosten und kosten wird. Frau Dr. Kübler-Ross forschte wenigstens noch an der Grenze der Realität. Unsere Urknall-Forscher haben gar keine Chance, in der Realität zu forschen. Sie können nur in der Theorie, am Ersatz, falls so etwas überhaupt möglich ist, im Hier und Jetzt der eigenen Fantasie forschen. Sie haben gar keinen Forschungszugang zum Urknall.
Schon zu meiner Studienzeit Ende der 1970iger/Anfang der 1980iger Jahre wurde geklagt, wir hätten zu viel Theorie im Studium und zu wenig Praxis. 2022 las ich die gleiche Klage im Schweizer Ärzteblatt noch immer. Haben die schlauen Ausbilder und Ausbilderinnen und Professoren und Professorinnen das in bald 50 Jahren nicht zu ändern geschafft? Das stimmt mich nachdenklich. Aber in den bald 50 Jahren hat sich das, was wir heute überwiegend fälschlicherweise „Wissen“ nennen, vervielfacht. Vieles davon muss in die jungen Köpfe hinein. Die Praxis, unser menschliches Leben, hat nicht zu, sondern eher abgenommen. Es wurde eintöniger. Wir sitzen fast nur noch vor Bildschirmen in einem Büro. Da haben unsere Führer doch gar keine Chance, der Praxis mehr Raum zu geben. Ja, es ist doch ein Wunder, dass es überhaupt noch Praxis, also lebende Menschen gibt? Es ist sinnlos, die Forderung zu stellen. Wir sind Eine oder Einer, 100 % an Zeit, Kraft, Geduld, Lernfähigkeit etc. Das wird nicht mehr. Wir können nur durch Nein-Sagen, durch immer wieder verzichten, uns auf etwas konzentrieren und dann an einer ausgewählten Stelle mehr bekommen. 100 % sind 100 % und bleiben 100 % unserer Reserven, Fähigkeiten und möglichen Möglichkeiten. „Erkenne Deine Grenzen“ lese ich manchmal in Ratgebern und Publikationen als Rat. Sind wir nicht genau in der Gegenrichtung unterwegs? Immer besser, immer genauer, immer mehr …, das aber bitte ohne Grenze.
Die Patientenverfügung „Unter gewissen Umständen will ich sterben.“ Als es aber zum Sterben hätte gehen können (es ist ja nicht in jeder Situation sicher vorhersehbar), überwog plötzlich der Wille zum Leben. „Lieber Wilfried, so hatte ich mir das doch nicht gedacht. Ich hätte erwartet, dass Du alles stehen und liegen lässt, dass Du zu mir eilst und mich ins Spital geleitest oder selbst bringst und dass die dort alles tun, damit ich leben kann. Und wenn ich wirklich hätte sterben müssen, dann hätte ich erwartet, das Du und das Personal, die Ärzte und Pflegerinnen und Pfleger (Familie hat er als Homosexueller nicht) um mein Bett gestanden hätten und mich verabschiedet hätten.“ Die Realität sah aber anders aus. Meines Wissens lebt er derzeit noch (3 Jahre später) als nahezu-Pflegefall.
Wir leben mehr in unseren Wünschen, Träumen und Theorien als in der Wirklichkeit. Zur Pflege und zum Sterben gehen wir in Einrichtungen, die uns möglichst alles bieten, was wir uns wünschen, bis in den Tod. Der Preis holt uns dann in die Realität zurück. Bezahlen? Das sollen dann doch lieber die Anderen. In diesem Fall müssen sie es sogar. Die wollen aber gar nicht bezahlen. Die wollen mehr für sich selbst, mehr Lohn, mehr Gewinn, mehr Lust, mehr Genuss.
Unsere Wissenschaftler teilen uns pausenlos ihr modernes und objektives Wissen mit, denn sie wissen ja, dass es „Wissen“ ist. Die Wissenschaftler wissen schliesslich schon, was sie nicht wissen, sodass sie wissen, dass ihrem Wissen in der Realität nichts entgegen steht, ja entgegen stehen kann. Sie konnten ihr „Wissen“ bereits mit dem verlorengegangenen Bauplan des Kosmos' durch die Evolution (oder vielleicht auch eines Gottes?) einsehen und vergleichen. Unsere Wissenschaftler forschen ja auch, weil sie schon wissen, was sie nicht wissen. So, so?
Meine sehr verehrten Forschenden, den Raum der Wissenschaft, der nur „gut“, nur „richtig“ ist, der unkritisierbar ist, den gibt es nicht. Raum ohne Philosophie und ohne Glauben ist Ihre Sehnsucht, aber ist nur ein Traum. Wissenschaft, vor allem in der Medizin, ist ein schwerfälliger und teurer Koloss geworden, den wir uns gar nicht mehr leisten können.
Krankheit und Gesundheit. Was ist krank und was ist normal? (05/2024)
Wer bestimmt eigentlich, wann jemand „krank“ ist? Der Mensch, der Patient? Der Arzt? Die Politik oder/und Verwaltung in unseren Ländern und inzwischen ja auch der Welt, die, die Definitionen für Gesundheit und für Krankheit herausgeben (die WHO, die Regierungen)? Die Wissenschaft, die Medizin?
Ich fühle mich krank! Ist damit nicht alles gesagt?
Das Arbeitsunfähigkeitszeugnis ist eigentlich keine Krankschreibung, sondern nur ein Entscheid, ob ein Arzt glaubt, dass ein anderer Mensch derzeit aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeitsfähig ist. Das ist völlig subjektiv und bleibt auch völlig subjektiv, selbst wenn man „objektive“ Kriterien dafür aufstellt. Schon jede einfache Grippe zeigt uns das Dilemma. Wir lösen es einfach per Dekret und dann ist das so. Tatsächlich? Das ist doch Dummheit!? Mit den „objektiven“, aber ja doch von uns Menschen festgelegten und damit bewiesenermassen nicht objektiven Kriterien, denn wir Menschen haben sie ja festgelegt, messen wir jetzt „kranksein“ und „gesundsein“?
Aber was habe ich als Mensch, ich, als mich „krank fühlender“ eigentlich damit gesagt? Wie komme ich dazu, einen Unterschied zwischen gesund und krank zu machen?
Krankheit ist sehr relativ, ist sehr abhängig von unseren Wünschen, von unseren Lebensträumen, von unseren Ansprüchen und ist natürlich auch abhängig von unseren Definitionen, von der Lebensweise (wenn sich ein Mensch als Kranker empfindet oder/und auch inszeniert). Wer aber nicht genau Bescheid weiss, was in seinem Leben normal ist und was krank, der ist verdammt dazu, aus Dummheit viele Vorurteile, leider auch sehr viele Fehlurteile (eigene und fremde) zu befolgen. Deshalb gibt es ja die „objektiven“ Definitionen, die bestimmen, was allgemein „gesund und krank“ ist, was „normal und was nicht normal“ ist. Die allgemeinen Definitionen aber haben den Nachteil, dass sie zu Theorie werden, weil sie den Bezug zum einzelnen Menschen verlieren. Dann kommen die weiten Differenzen zwischen Theorie und Praxis zustande, die uns heute glauben machen wollen, wir müssten einfach eine ganzheitliche Medizin betreiben, dann könnten wir das Problem lösen. Wir als Leidende empfinden uns als krank. Menschen und Organisationen ausserhalb von uns bestimmen, was sie als „krank und gesund“ gelten lassen wollen, als „krank oder gesund“ verstehen, als Leiden eines Menschen ernst nehmen wollen oder einfach als Problem, das gelöst werden muss. Was ist eigentlich in diesem Sinne die Lösung des Problems?
Was ist normal im Leben? Was wollen wir, was sollten wir als krank ansehen, was wollen wir ändern und was sollten wir besser nicht oder was können wir auch gar nicht ändern? Zeugt Krankheit vielleicht von Gesundheit, von Leben, von Menschsein, weil Menschsein und Krankheit und Gesundheit untrennbar zusammenhängen? Ich bin mehr oder weniger gesund und mehr oder weniger krank?
Wir können das Menschsein, das Leben, Krankheit und Gesundheit aus verschiedenen Richtungen betrachten.
Beginnen wir mit einer Betrachtung in evolutionärer Zeit zwischen 100000 Jahren vor Christus und der Zeit um Christus. Ich war in dieser Zeit nicht dabei. Wir denken uns, wie es gewesen sein könnte in einer Evolution, wie wir sie heute glauben. Es gab Gene und Mutationen und Ausleseprozesse. Die Besten, die Gesündesten kamen durch und weiter per Fortpflanzung und es herrschte meistens Mangel an Vorräten, Nahrung, Versorgung und Sicherheit. Die evolutionäre Natur sorgte oft für ein schnelles Ende von Krankheit. Wer krank wurde und nicht mehr im Wettkampf ums Überleben bestehen konnte, wurde gefressen, tot oder lebendig. Kurzer Todeskampf, Ende. Nur wenige litten länger an Krankheiten und konnten sich trotzdem noch behaupten. Die Frage war vermutlich eher „lebendig oder tot“ als „gesund oder krank“.
Später kamen in die Beziehungen der Lebewesen zunehmende Vorstellungen von Schmerzen, von etwas nicht können, von fehlender Kraft oder fehlenden Fähigkeiten bei Anderen, sodass ein gewisses soziales Verhalten zu Pflegeverhalten und Aufgabenübernahme durch andere Exemplare der gleichen Art sich entwickelte. Bei Tieren war das noch sehr eingeschränkt möglich, weil ihr Hirn das nicht erlaubte (das vielleicht doch?), aber ihrer Hände wegen, die vielseitigen Aufgaben weniger gewachsenen waren. Mit zunehmender Fähigkeit mit den Händen und vielleicht auch mit dem Hirn wurden gegenseitige Rücksichtnahme und sogar gegenseitige Hilfe zunehmend differenziert möglich. Allerdings konnte man all diese zunehmenden Fähigkeiten auch in entgegengesetzte Richtung einsetzen. Oft gingen beide Nutzungen gekonnt ineinander über, denn je mehr ich einem Anderen half, desto mehr verpflichtete ich ihn und fühlte der Andere sich auch verpflichtet, mir wieder zu helfen. Und selbst das konnte man auch im Kampf zum Töten nutzen.
Krankheit und Gesundheit können wir auch aus der Sicht oder dem Interesse der Allgemeinheit der Lebewesen betrachten. Für die evolutionäre Natur, in der die meisten Lebewesen überwiegend durch Leben im Mangel mit Hunger im Bauch leben, war die Krankheit des Anderen die Chance für mein eigenes Überleben. Ich konnte ihn fressen. Umgekehrt natürlich auch. Die Mühen und die Arbeit, beim Gebären und auch die Schmerzen gehören zum Leben wie das Atmen und Fressen und Trinken. Sonst stirbt die eigene Art aus. Können wir das überhaupt als Krankheit betrachten? Schmerzen? Ja! Vorübergehende Funktionseinbusse? Ja! Aber gemeinsam musste und muss sich die Tierfamilie (und nicht eigentlich auch die Menschenfamilie?) gegen die Gefahren aus der Umwelt schützen und zur Wehr setzen. Waren nicht einerseits Individuen oder andererseits ganze Familien krank, wenn sie das nicht konnten?
Das Ausmass an Schmerzen, unter denen wir leiden, ja zunehmend leiden, je älter wir werden, ist evolutionär völlig sinnlos. Aber offenbar gab es in der Evolution keinen Grund, daran etwas zu ändern? Es wurde ja kaum Einer so alt. Vielleicht wollte die Evolution das auch einfach gar nicht ändern? Oder gab es andere Gründe?
In einer Gesellschaft von Menschen, die im Wesentlichen den Teil des Lebens erlebten, in dem es bergauf ging bis zum Höhepunkt, dem heutigen Zenit im Leben bei um die 40 bis 45 Jahren, überlebten Viele dieses Alter gar nicht. Die wesentlichen Krankheiten waren die Kampfkrankheiten mit anderen Arten von Lebewesen, vom Virus über Einzeller, kleine Tiere bis zu den grössten Tieren. Krankheiten, die überwiegend auf Verschleiss zurückzuführen sind, wie alle Haltungsschäden, Gelenkschäden, Organschäden durch Alterung und schnellere Alterung durch erhöhten Cholesterinspiegel etc. gab es kaum. Man wurde gar nicht so alt. Der Kampf mit den Anderen verursachte die Schäden, die Krankheiten. Krebs? Bis zur heutigen Mitte des Lebens entsteht nicht viel Krebs. Nur Menschen, die das Glück oder Pech hatten, alt zu werden, konnten Herzinfarkte oder Krebs und ähnliches bekommen. Das waren Ausnahmen.
In einer Gesellschaft, die es geschafft hat, Krankheiten durch den Kampf mit Gegnern (Viren, Bakterien, andere Klein- und Grosstiere) weitgehend auszuschalten, wurde es zwar möglich, sein Leben auf ungefähr die doppelte Dauer zu verlängern. Aber jetzt hatten Verschleisskrankheiten, Krebs und Fehlerkrankheiten wie Herzfehler, Stoffwechselfehler (zu viel Cholesterin, Harnsäure und andere) oder Mangelkrankheiten (zu wenig von Vitaminen, Mineralien etc.), Demenz und Pflegebedürftigkeit die Chance, sich wirksam in Szene zu setzen.
Jetzt hatte sich eine Lebensweise entwickelt, die eine erste Hälfte hatte, mit zunehmendem Können und zunehmender Kraft bis zum Höhepunkt wie zuvor auch, aber dazu einer zweiten Lebenshälfte gekennzeichnet durch einen langsamen Abbau von Kraft und Können, ja von Leben. Langsames Sterben und Loslassen. Früher waren Krankheiten vor allem Krieg gegen kleine Eindringlinge. Heute sind Krankheiten überwiegend Folge von Lebensverlängerung und nicht dem menschlichen Körper angemessener Lebensweise.
Die neue Lebenshälfte des letzten Jahrhunderts bedeutet den Abstieg, die Loslösung, den Verschleiss, den Schmerz … Wer früh stirbt, dem wird das alles erspart. Wer lange lebt, muss das alles ertragen, die Krankheiten, die Schmerzen, das Pflegeheim, das Siechtum. Das ist ein Teil des Preises für die zusätzlich erkämpfte Lebenszeit. Die evolutionäre Natur und/oder das allgemeine Sein und/oder Gott haben diese Nachteile sehr unterschiedlich, nach unserem Empfinden ungerecht, verteilt.
Sehr ausgeprägt nach dem zweiten Weltkrieg kam es zur Entwicklung einer Überflussgesellschaft mit ihren neuen Erkrankungen von Übergewicht, Zuckerkrankheit und anderen und zu Suchtkrankheiten inzwischen unübersehbar vieler Art.
Wir definieren heute unsere Krankheiten nach unserer heutigen Sichtweise, nach unserem heutigen Verständnis von Mensch sein, überwiegend oder sogar ganz als Maschine, als relatives Objekt (denn objektiv sind ja wir, obwohl wir Subjekt sind und damit subjektiv sind und ja auch unbedingt Subjekt sein wollen). Wir definieren Krankheit heute einfach nach unseren Wünschen. Das, was weg soll, weil es uns stört, das soll weg. Da ist uns Nachhaltigkeit in den meisten Fällen auch völlig egal. Aber bitte schnell, sofort und jetzt. Und wenn wir nichts mehr fühlen, keinen Schmerz, keine Atemnot, keinen Juckreiz, kein unansehnliches Ekzem etc. dann sind wir wieder gesund. Dann fühlen wir uns wieder gesund. Dann ist Vorbeuge, dann sind Behandlungen, damit Beschwerden nicht wieder kommen, völlig nebensächlich. Man kann sie getrost vergessen. Unser Körper, unser Gefühl, unsere Intuition sind viel stärker als unser eigentliches Wissen. Denn nur, was wir auch wirklich glauben und für relevant halten, wissen wir vielleicht. Alles Andere ist sowieso nur glauben.
Könnte es auch Krankheit aus Sicht der Allgemeinheit geben? Da verschieben sich womöglich die Grenzen? Nicht, was wir uns weg wünschen, ist Krankheit, sondern nur das, was durch Schmerz, Atemnot, Juckreiz oder andere schwere Störungen uns wirklich beim Leben und Arbeiten einschränkt, denn alle Gesundheitsleistungen müssen ja bezahlt werden und zwar von den gleichen Menschen, die einfach alles Nichtschöne weg wünschen, aber die Kosten dafür bisher nicht selbst auf den Tisch bekamen. Das Staats- und Versicherungswesen hat uns dumm gemacht durch die Dreieckskonstruktion. Uns ist das Gefühl oder das „Wissen“ um das Gleichgewicht von Leistung und Kosten abhanden gekommen. Es gibt eben kein Menschenrecht auf Genuss. Es fällt uns schon schwer genug, für Andere ein Menschenrecht auf Ausgleich oder Verhinderung von schwerem Leid zu bezahlen.
Eine allgemeine Definition von Krankheit und Gesundheit hat auch den Nachteil, dass Beides für jeden Menschen wieder etwas anderes bedeutet und wer sollte allgemeine Richtlinien formulieren können, sodass sie für alle völlig verschiedenen Menschen in gleicher Weise gelten können? Da gibt es immer Ausnahmen (im Schubladenmodell gedacht) oder Menschen eher am Rande (im Gausskurvenmodell gedacht), wo die Anwendung der Definition schwierig wird und durch knallharte Anwendung erst recht wieder Leid und Schmerz verursacht wird. Definitionen von Krankheit dürfen wir also allenfalls in Form von Regeln formulieren und anwenden und nicht als Gesetz. Aber Denen gegenüber, die unserer Ansicht nach die Definition allzu eigennützig anwenden, müssen wir doch mit Gesetzeskraft einschreiten können. Schon gepatzt.
Wenn Arbeitgeber oder Mitarbeiter, Konkurrenten oder Kolleginnen und Kollegen, die von meiner Krankheit betroffen sind und sie für mich Leistung erbringen müssen, länger arbeiten müssen, schneller arbeiten müssen, Beleidigungen für Wartezeiten oder ähnliches erleiden müssen, dann ändert sich bei diesen Menschen die Definition für meine Krankheit oft auch. „Der ist doch gar nicht krank, der spielt doch seine Krankheit nur vor“.
Nun will die Schulmedizin und andere Typen von Medizin in ähnlicher Weise auch, eine Definition für eine Krankheit aufstellen und die soll verbindlich (also doch schon wieder Gesetz) für Alle sein, am besten nicht nur in unserem Land, sondern gleich auf der ganzen Welt. Dann können wir den Krankheiten Nummern geben (ICD-Nummern oder ähnliches) und dann können wir die Krankheiten auch digital aufarbeiten lassen, Statistiken machen, Prognosen und vieles mehr. Wir tun das auch und es geht für viele unserer Verfahrensweisen auch gar nicht anders. Wir müssen uns nur klar darüber sein, dass diese Definitionen und diese Nummern allenfalls näherungsweise realitätsnah sein können. Mehr schaffen wir als Menschen gar nicht. Am Anfang bekommen wir noch eine zunehmende Genauigkeit unserer Definitionen hin, aber nach einem Optimum erzeugen sehr viele genauere Definitionen an anderer Stelle wieder mehr Ungenauigkeit. Für das Optimum sind wir blind. Ja, wir wissen gar nicht um die Existenz solch eines Optimums im Nebel.
Wenn wir Krankheit und Gesundheit definieren wollen, dann stellt sich gleich zu Anfang die Frage „Was ist normal“. Über viele Jahrhunderte haben sich führende Mediziner mit dieser Frage herumgeschlagen. Was ist „normal“ und was ist „abweichend von normal, unnormal“?
Da können wir nun gleich wieder mehrere Sichtweisen einnehmen. Nehmen wir die Sichtweise aus dem ökologischen Gleichgewicht der vielen Arten von Lebewesen im Laufe der letzten Millionen Jahre ein, dann orientieren sich Normalwerte an einem Leben bis zum Zenit und einem Tod in den meisten Fällen mehr oder weniger schnell danach. Sehr viele Krankheiten waren damals sehr rar. Man konnte sie nur selten beobachten. Alle Lebewesen, die ziemlich schnell nach dem Tod schon verspeist waren, hinterliessen für unsere Archäologen und Evolutionstheoretiker gar keine Spuren. Die, die Spuren hinterliessen, in Gräbern und anderen überdauernden Formationen, waren womöglich nur die Ausnahmen, Exemplare am Rande der Gausskurve? Gesunde Nahrung war die, die da war. Alles Andere gab es gar nicht. Das Leben war dem Angebot angepasst, nicht der Nachfrage durch unsere Wünsche, Ansichten, unseren Vorstellungen, unseren Sehnsüchten.
Heute definieren wir überwiegend als „Normal“, was einem Durchschnittswert in einer gewissen, mathematisch definierten Bandbreite entspricht. Kann ein Durchschnittswert die „Norm“ sein, wenn sowohl die Evolution, wie wohl auch das allgemeine Sein oder Gott die Vielfalt liebten? Können wir uns einen „individuellen Normalwert“ vorstellen? Wie wäre der zu erfahren oder herauszufinden? Kann man den qualitätsgesichert herausfinden? Wie wollten wir in solch einem Falle Qualität messen?
Ist beim Menschen nicht gerade die Vielfalt normal? Dann kann ja der Durchschnitt oder irgendeine andere Formgrösse nicht als „Normwert“ gebraucht werden. Durchschnittswert und Standardabweichung kann man zur Norm festlegen. Wir müssen uns aber klar sein, dass gerade dies wahrscheinlich nicht der Norm entspricht.
Der "Goldstandard" ist eben Goldstandard, aber eben nicht die echte Realität. Wir messen und vergleichen und beurteilen Qualität an relativen Beschreibungen. Wir kennen ja die Realität nicht. Aber so werden wir kaum realitätsnahe Beschreibungen bekommen. Es ist fast Glückssache.
In der Vielfalt im Leben (z.B. bei Asthma und COPD) können wir gar keine Norm festlegen. Es müssten viele verschiedene Normen sein, fast so viele, wie „Patienten“. Die Wissenschaft misst und macht Statistik und stellt dann „Normen“ zur Verfügung. Die haben aber nur zufällige Chancen auf Verwirklichung. Eine der Vielfalt angemessene Beurteilung liefern die Normen gerade nicht, denn sie sind für alle gleich und behandeln ja alle gleich.
Das Problem mit den vielfältigen und verschiedenen bis fast gegensätzlichen Definitionen haben wir uns eigentlich selbst geschaffen. Solange wir allein auf dieser Welt waren, ohne Drittinstanzen wie Versicherungen, Staaten als Dienstleister, überstaatliche Organisationen, denkende Philosophen, Wissenschaft, galt nur unser persönliches Empfinden, unser Leiden. Seit wir aber theoretische Überlegungen haben, seit wir in Dreiecksverhältnissen leben, müssen wir uns als Preis für ein bisschen Sicherheit den theoretischen Definitionen der Dritten beugen. Hier ist ein dritter Akteur, wenn auch ein „Es“ und keine Person, entstanden und wirksam.
Es ist auf diesem Feld fast unausweichlich, dass sich der/die Leidende und diese Drittwelt diametral und auch noch weit entfernt durch einen breiten Graubereich dazwischen, gegenüber stehen. Das ist Realität, ist biologische Naturregel. Das können wir nicht ändern.
Jede und Jeder hat seine eigene Definition von krank und gesund, gar nicht überlegend, was das bedeutet. Für Jeden ist das etwas Anderes: Für Gutachter, für Versicherer, für Politiker, für Mann und Frau und ganz besonders für mich, als eventuell Kranken.
Wie kommen wir auf die Idee, von genetischen Erkrankungen zu sprechen und nicht von genetischen Varianten? Die Evolution hat verschiedene genetische Varianten entwickelt. Gewisse Varianten nennen wir nun „Krankheiten“? Vielleicht gehören Krankheit und Tod zur evolutionären Entwicklung dazu? Vielleicht haben sie einen Sinn? Wenn wir sie als „Krankheiten“ wegzumachen versuchen, dann stören wir das empfindliche Ökosystem der Erde in Richtung einer gewissen Diktatur von menschlicher Weltanschauung. Was ist „normal“ und was ist „Krankheit“ und wenn wir sie trennen, wo liegt die Grenze, liegt der Graubereich zwischen Beiden?
Normal ist, was ist! Warum empfinden wir immer wieder als normal, was nicht ist? Beides stimmt nur teilweise, aber wann stimmt es und wann nicht oder welcher Anteil stimmt und welcher nicht?
Frauen fühlen sich typischerweise krank, wobei viele noch nicht einmal eine Grenzziehung sehen zwischen schlecht fühlen und krank sein. Das geht ineinander über. Da gibt es gar keine Grenze. Dann kommt noch dazu, dass Frauen viel mehr die Sprache zur Beziehungspflege nutzen als zur Mitteilung. Als Arzt oder Angehöriger dann eine Frau verstehen zu wollen und Krankheit im wissenschaftlichen System „richtig“ einordnen zu wollen, ist fast unmöglich.
Männer dagegen herrschen. Sie haben ihre Krankheit im Griff. Wenn die Krankheit eine Zeit lang weniger aktiv ist und den Mann locker lässt, dann glaubt er gleich, die Krankheit im Griff zu haben. Was für eine Fehleinschätzung. Und was ist, wenn die Krankheit dann doch aktiv wird, vielleicht sogar beherrschend? Dann geht der Kampf los, der uns als Versicherte so viel Geld kostet. Bei Frauen im Falle einer realen Krankheit auch. Und wir wundern uns über steigende Kosten? Das kann doch gar nicht anders sein. Da reicht doch alles Geld der Welt nicht aus, um mein Leben zu retten. Ist mein Leben etwa weniger Wert als alles Geld der Welt?
Kommen „Kranke“ in die Praxis und erzählen ihre Beschwerden und der Arzt findet keine Krankheit nach medizinischen Kriterien, dann ist der Patient nicht krank. Ob es dann die Psyche ist, bleibe dahingestellt. Die Grenzziehung ist von beiden Seiten sehr willkürlich und auch noch unterschiedlich.
Krankheit ist auch die Differenz zwischen Wollen und Können. Wenn ich etwas nicht leisten kann, was ich will, dann gehe ich zum Arzt und er muss mir Medizin geben, um das zu ändern und ich als Arzt tue das auch. Die Definition von kosteneffizientem Gesundheitswesen, was „wirksam, nötig und kosteneffektiv“ ist, steht dem entgegen (oder auch nicht?). Besteht denn überhaupt eine Not? Ich handele dem doch eher zuwider?
„Hatschi“ - „Gesundheit!“ Ist Niesen Ausdruck von Krankheit oder von Gesundheit? Oder von Beidem? Schein und Sein, beides gilt zugleich. Unsere Interpretation „Entweder oder“ ist realitätsfern.
Krankheit zu definieren nach 3 Hauptkriterien und 2 Nebenkriterien etc. ist doch ziemliches Schubladendenken. Bestimmt man so das Wesen einer Krankheit? Offenbar. Wir brauchen eine brauchbare Definition wie ein Puzzle. Also machen wir uns eine Definition und glauben sie. Eine verlässliche Realitätsprüfung bekommen wir ja sowieso nicht hin. Also glauben wir doch einfach unsere Definition als die richtige, als objektiv. Sein und Schein.
Ganz am Anfang hatten wir uns Gedanken gemacht um die Entwicklung des Menschen. Wir fanden eine körperliche Entwicklung über 100000 Jahre im Überlebenskampf in der Umwelt auf dieser Erde. Diese Verhältnisse haben unseren Körper geprägt, haben seine genetische Zusammensetzung verändert, damit das Überleben wahrscheinlicher wurde. Die Entwicklung der letzten 500 Jahre, die unser menschliches Leben dramatisch verändert hat, hat sich in den Genen bisher praktisch nicht ausgewirkt. Was wollen wir jetzt als „normal“ annehmen? Nehmen wir die Verhältnisse, an die unser Körper praktisch gewöhnt war und wo die Menschheit weitgehend im Gleichgewicht mit der toten und lebenden Umgebung stand und die etwa 99,5 % der Zeit des menschlichen Seins ausmacht? Oder nehmen wir die jetzigen Verhältnisse als normal, an die sich unser Körper fast nicht angepasst hat und die etwa 0,5 % der Zeit menschlichen Seins ausmachen? Wir tun so, als wäre letzteres normal. Man könnte das auch völlig anders sehen und wahrscheinlich wäre das sogar naheliegender, jedenfalls im grossen Zusammenhang der Menschheit auf der Erde und in der Welt.
In den hunderttausend Jahren waren die Menschen der Gruppe aufeinander angewiesen. Egoistisch seine eigenen Ziele in den Vordergrund stellen, konnten nur wenige. Die meisten mussten für die Gesamtheit funktionieren. Dann war auch die Wahrscheinlichkeit des eigenen Überlebens am höchsten. Die heutige Prägung im Elternhaus, falls es die noch gibt, heisst: Du hast Rechte. Kämpfe um sie. Freiheit ist Dein Eigentum. Nimm, was Du bekommen kannst an Bildung und Geld, damit Du die Karriereleiter ganz nach oben schaffst. Sinn für die Allgemeinheit? Ist das, was früher galt, normal oder das was heute üblich ist? Wird die Menschheit der Individualisten und Egoisten mehr Chancen zum Überleben haben? Noch ist das Spiel des Lebens und des Todes ja nicht zu Ende. Wir werden sehen.
Ist Freiheitskampf mit allen seinen begleitenden Verletzungen und Krankheiten normal, gesund?
Sind all die „Krankheiten“ durch unangemessenes Verhalten Krankheiten oder müssen wir sie nicht eher als Dummheiten bezeichnen und auch medizinisch und versicherungsrechtlich so behandeln?
Die drei unterschiedlichen Entwicklungsgeschwindigkeiten des Körpers, der Prägung und des Geistes führen zu einer zunehmenden Überforderung des menschlichen Körpers. Das ist ganz physisch so durch Arbeitsdruck, durch Leistungsdruck, durch Leistungssport, durch Reizüberflutung, durch Konkurrenzdruck. Die Psyche gehört in diesem Sinne mit zum Körper. Einerseits werden wir immer bequemer, andererseits aber überfressen wir uns am Überangebot von Essen. Was sollen wir unter diesen Aspekten als „gesund“ und „krank“ verstehen, was als „normal“?
Auf diese Fragen müssen wir uns zuerst Antworten geben. Alle Definitionen und Verständnisse danach sind davon abgeleitet und führen teilweise zu konträren Antworten. Davon hängt unsere ganze Organisation von Gesellschaft, Gesundheitswesen und persönlichem Leben und Wirken ab.
Unsere Krankheits-/Gesundheitskosten werden noch viel mehr steigen, je mehr wir uns vom Sein des menschlichen Körpers entfernen. Immer bequemer, immer digitaler, immer mehr im Weltraum, immer mehr Leistung … Es kommen immer neue Dummheitskosten auf unsere Sozialsysteme zu.
Die Kosten des Gesundheitswesens sind zum Teil eine gleichgerichtete Funktion von Dummheit und fehlender Selbstbeherrschung.
Wie kommt es, dass wir Mediziner, wenn Krankheit zum Leben gehört, dass wir dann Menschen immer gesünder machen könnten? Müssten und könnten wir uns ändern?
„Es kann doch nicht sein, dass ich den Teufel mit Beelzebub austreibe.“ Richtig, aber womit wollen Sie es sonst machen? In der Medizin habe ich das öfter gehört, wenn ich mit Medikamenten kam, um Symptome zu lindern. Die Alternative wäre, dass Sie zum Pfarrer, zum Priester, zum Imam, zum Ayatollah, zu den vielen Vorbetern oder Gottesvermittlern aller Religionen gehen. Früher haben wir das ja auch gemacht. Heute halten wir uns für fortschrittlich, weil wir es nicht mehr tun. Dann aber müssen wir auch die Konsequenzen tragen.
Tue ich medizinisch menschlich etwas sinnvolles, wenn ich chronisches Leiden verlängere? Ich tue das jeden Tag. Gehört leiden nicht zum normalen Leben? Warum nennen wir es dann Krankheit? Wenn ich heute Menschen aus ihrem normalen Trott reisse, also quäle, damit sie mehr trainieren oder Medikamente nehmen, damit sie später hoffentlich oder vielleicht weniger leiden, ist das „gut“ oder ist das „böse“? Wenn wir ihnen dafür Freiheit rauben, sie mehr oder weniger zwingen, ist das „gut“ oder „böse“?
Wir brauchen viel mehr Philosophie, viel mehr Nachdenken in der Medizin. Auch unsere Moralvorstellungen sind Ausdruck unserer Philosophie.
Fantasie in der Gutachtenwelt. Einen Arbeitsplatz für Andere sich vorzustellen, jetzt auch einen Heimarbeitsplatz... Für Andere uns etwas verstellen können wir meist. Sehr geschätzte Schweizer, meine Empfehlung für Ihre Organisation der Gesellschaft: Orientieren Sie sich für Arbeitsplätze nur an der Realität, nicht an dem, was Irgendjemand und sei er Gutachter oder Richter, sich vorstellen kann.
Jeder will nicht nur nach seiner Fassong selig werden, sondern auch noch nach seiner Fassong gesund werden, besonders Frauen.
Es ist völlig klar, dass die Kosten im Gesundheitswesen ins Unermessliche steigen. Wir sind uns selbst immer wertvoller, wollen länger und besser leben, was immer die Kosten treibt. Dazu braucht es immer mehr Personal, das sich aber selbst gar nicht mit Menschen abgeben will, sondern mit ganz anderen Dingen (IT, Technik, Ferien, Karriere, Geld, Kunst …). Die Kosten im Gesundheitswesen müssen sinken, aber das Personal müsste im Vergleich zu Anderen immer besser bezahlt werden.
Durch die Techniklastigkeit der Schulmedizin nimmt ihre Menschlichkeit immer weiter ab. Technisch nimmt die Qualität immer mehr zu, menschlich nimmt sie ab. So nimmt die Qualität, obwohl sie zunimmt, wohl doch eher weiter ab.
Die Beschwerdelast unserer Patienten ist hoch und nimmt noch zu. Ob das alles Krankheiten sind, ist Ansichtssache. Vieles ist eher Dummheit, …
Bis zu wie viel Ersatzmaterial bezeichnen wir den Menschen noch als Mensch?
Vermutlich werden wir um so kränker, je mehr wir die Welt uns angepasst haben, nicht um so gesünder, denn unser Körper ist evolutionär eigentlich auf Anpassung getrimmt.
Je mehr wir unser Leben technifizieren, desto mehr verlieren wir unser Leben.
Weil wir glauben, mit Crisp (Genschere) ein paar Leute heilen zu können, werden sehr wahrscheinlich später Massen an den Folgen leiden. Das haben wir nur nicht vorhergesehen.
Bevor wir Leben verlängern wollten, sollten wir einen einfachen menschlichen Bauplan an Genen schaffen, der keine Krankheit kennt, keine Abnutzung, keinen Verschleiss, keinen Kräfteabbau usw., der also unseren Wünschen entspricht. Erst danach sollten Wissenschaftler wirklich das Leben verlängern. Solch ein Optimum schafft nicht einmal eine Maschine. Wie ging es uns mit der Erschaffung der Kunstsprache Esperanto? Ähnlich.
Wir denken uns die Welt und uns selbst einfach als Maschine. Wir reparieren uns jetzt und dann haben wir alles gut gemacht. Tatsächlich?
Placebo-Effekte zu untersuchen, ist wahrscheinlich schon hinter unserem Horizont? Wir wenden jeden Tag viele Placebos an. Frauen …
Selbst unser Immunsystem weiss nicht, was gut, was optimal ist, wie z.B. im Kampf um die Corona-Viren, bei Heuschnupfen und bei anderen Erkrankungen. Es kämpft sogar gegen körpereigene Strukturen. Da war die Evolution aber dumm bei dieser Entwicklung.
Auch das Sinnlose hat Sinn. Erst das Sinnlose gibt dem Sinnvollen seinen Sinn. Frauen haben seit Jahrtausenden Medizin angewendet, gefunden und entwickelt, auf ihre Art. Fühlt es oder sie sich gut an, dann ist sie gut. Wie hätten Frauen über Jahrhunderte oder Jahrtausende ihre Kinder und Kranke oder Alte pflegen können, wenn sie ihnen nicht etwas angetan hätten, was sich ihnen gut anfühlt? So kann man Kinder zu Erwachsenen heranwachsen lassen, ohne dass sie sterben (wenigstens einige). So kann man Männern seine Liebe zeigen. So kann man Kranken und Alten Mitgefühl zeigen, die riesige und wertvolle Domäne der Frauen. Nur wenn die Wissenschaftler oder Mediziner (und da muss ich mich dazu zählen) kommen und wollen das wissenschaftlich oder gar objektiv überprüfen (oder vielleicht noch von Krankenkassen bezahlen lassen), dann können wir nur sagen „ So einfach ist die Welt nicht, sind wir Menschen nicht!“. Das können Sie zwar so mit Maschinen machen, aber Leben, Menschen sind schon noch ein bisschen komplexer, geheimnisvoller, nicht einmal nur ein Rätsel. Was sind wir Menschen im Unterschied zur Maschine? Soso? Sie haben das Geheimnis gelüftet? Woher wissen Sie das? War es doch nur ein Rätsel und sie konnten mit dem Bauplan der Natur abgleichen? Oder kennen Sie noch gar keine Geheimnisse?
Personalisierte Medizin können wir nicht mit Chemie machen, sondern nur in der Person als Arzt/Ärztin – Patient/in. Chemie kann hochspezialisiert sein, aber nicht personalisiert. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kennen natürlich den Unterschied gar nicht, obwohl ich das bei den -innen eher erwartet hätte als den -lern.
Krebs ist einer der liebsten Freunde der Evolution. Wahrscheinlich auch der menschliche Irrtum. Sie werden für unser Ende sorgen.
Krankheiten sind Zustände, die dafür sorgen, dass das natürliche Gleichgewicht der Lebewesen auf der Erde erhalten bleibt. Unsere Arbeit gegen Krankheiten ändert das nicht, sondern verschiebt das Gleichgewicht nur (solange, bis der Mensch nicht mehr drin vorkommt oder unsere eigenen Ressourcen aufgebraucht sind).
Es ist Krankheit und Normal zugleich, denn auch Krankheit ist normal. Nur, wir träumen davon, dass es anders sei.
Die Natur kennt ein Allheilmittel. Das ist der Tod. Der Tod tritt meist kurz nach dem Zenit des Lebens ein und begrenzt damit unsere Individualität und unser alt Werden. Bei bereits kleinen Anzeichen von Verletzung oder Krankheit schickt die Natur den Tod. Der tote Körper dient meist anderen Individuen als Nahrung. Die Natur fängt durch Teilung oder Zeugung sehr schnell und vielfach wieder neu an. Wenn Menschen dem entgegen wirken wollen, zum Eigen- und/oder Fremdnutzen, kostet das Arbeit und Energie und wird durch die Begrenzungen des Menschen und der Erde nicht in einer immer aufsteigenden Kurve oder Linie zu einem Ziel führen, sondern wird im Sinne einer verbeulten Gausskurve nach Erreichen eines Optimums wieder Verlust und wahrscheinlich das Ende des Menschen und der Menschheit bringen.
Genetiker, Forscher in der Medizin, verändern Sie uns erst alle Gene von Eigenschaften, die Folge des aufrechten Ganges sind, die von Herz und Lunge und von Systemerkrankungen und von Krebs. Erst ganz zum Schluss sorgen Sie bitte für eine Verlängerung unseres Lebens. Denn wir möchten ein Leben von hoher Qualität, nicht als Pflegefall oder Siech oder als Dauerpatient von Ärzten, die uns noch den letzten Heller für ihre Leistungen abknöpfen. Zu einem Leben in hoher Lebensqualität gehört ein Leben ohne Krankheit. Also bitte erst alle Krankheiten aus den Genen eliminieren, dann das Leben verlängern. Sollten wir mit den so veränderten Genen gar keine Menschen mehr sein? Was dann?
Wir haben in den letzten 150 Jahren medizinische Anstrengungen, Forschungen, Medikamentenentwicklungen und Kostensteigerungen erlebt, sodass wir uns doch einmal angesichts des wachsenden Krankenstandes fragen müssen, ob wir überhaupt auf dem richtigen Weg sind. Wir heilen kaum, lindern nur und das mit einem immensen Aufwand, der unsere Fähigkeiten, den Aufwand zu erarbeiten, völlig übersteigt. Wir wollen unsere Gesundheitskosten, die wir selbst verursachen, nicht mehr tragen.
In unseren Gesundheitskosten stecken eine Menge Dummheitskosten. Womöglich ist der Teil für unsere Dummheit inzwischen grösser als für unsere Gesundheit?
Krankheit ist nicht eine Eigenschaft, die wir ablegen könnten, die wir entfernen könnten. Wir können gar nicht heilen. Krankheit gehört zu unseren Genen, ist eine Form genetischen Menschseins. Wir können nicht einfach entscheiden, nicht krank zu sein oder Krankheit wegzumachen. Wir haben unser Leben verlängert, aber das hat seinen Preis in vielfältiger Form. Wir können und wollen es gar nicht bezahlen, es gar nicht erarbeiten. Nun müssen wir so viel arbeiten.
Wir sind so dumm, dass wir nicht einmal merken, dass im Gesundheitswesen mehr Qualität mehr Geld kostet und wundern uns über die steigenden Kosten. Das Gleiche geschieht am Wohnungsmarkt. Dreiecksverhältnisse machen es möglich. Selbst ausgetrickst.
Wir wollen zwar alle lange, möglichst ewig leben, aber was dafür sinnvoll sein könnte, das tun wir dann doch lieber nicht. Wir wollen lange und gut leben, aber so, wie wir das wollen und das bietet uns die Realität der evolutionären Natur selten und Gottes Natur auch nicht.
Der bunte Strauss an Nebenwirkungen, die unsere Medikamente dadurch entfalten, dass unsere Medikamente die erwünschten Wirkungen haben, wird uns vermutlich erst zu spät und rückblickend klar werden, weil wir nicht in die Zukunft schauen können.
Gene bedeuten Programm der Menschheit. Insofern war Entschlüsselung des genetischen Codes wirklich bahnbrechend. Die Frage ist aber, haben wir eine Krankheit oder sind wir krank, gehört Krankheit wesensmässig zum Menschen, zum Genom des Menschen? Bei einem Gen als Determinator ist das einfach. Vielleicht können wir das Gen ändern? Aber könnte es sein, dass wir bei der Änderung eines Gens, etwas besser und etwas anderes schlechter machen, z.B. bei Sichelzellanämie? Bei vielen bestimmenden Genen für eine Krankheit wären viele Änderungen nötig und damit die Gefahr gross, dass mehr kaputt geht als heil wird. Wissenschaftler und Wissenschaftsjournalisten sehen die Gefahr zu wenig. Sie strotzen vor Optimismus und sind damit nicht realitätsnah.
Die gleiche Frage nach Krankheit und Gesundheit und den Grenzen zwischen beiden stellt sich im Genom natürlich wieder? Bei der zystischen Fibrose zum Beispiel ist uns schnell einsichtig (ob das im Nachhinein noch richtig ist, ist dann trotzdem wieder die Frage), wo die Grenzen zwischen Krankheit und Gesundheit liegen. Aber bei vielen menschlichen Zuständen mit unterschiedlicher Wahrnehmung, unterschiedlicher Reaktion, unterschiedlicher Lebensweise stellt sich doch die Frage, ob Vielfalt von uns tatsächlich in richtig oder falsch aufgeteilt werden kann. Wer sollte das entscheiden? Woran sollten sich die Entscheider orientieren mit der Gewissheit, dass die Menschheit, dass wir Menschen damit wirklich eine bessere Zukunft hätten?
Das Personalisieren in der Medizin muss jeder Arzt selbst tun, wenn er Lehrbuchansicht und Guidelines (allgemein als Wissen bezeichnet) im persönlichen Fall mehr oder weniger abgewandelt anwendet, wenn er aus der Schublade eine verbeulte Gausskurve macht.
Kein Mensch kann die Schmerzen der Anderen beurteilen, Mann von Frau nicht und umgekehrt auch nicht, ja wir selbst nicht. Die Gebärende schreit vor Schmerzen und vergisst ihr Ausmass dann wieder. Sonst könnte sie nicht mehrere Geburten überstehen. Der Gesunde war krank und vergisst die Krankheit dann teilweise wieder. Später kann er ihr Ausmass nicht mehr angemessen beurteilen. Konsequente Prävention? Nicht doch! Mir geht es doch jetzt gut. „Mir passiert so etwas nicht.“ Und doch funktioniert es bei Manchen. Zufällig? Warum? Wissenschaftliche Methoden zur Überzeugung machen es nicht einfacher, es sei denn, wir selber wendeten sie bei uns an. Wir glauben unseren Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen schliesslich.
Mensch sein heisst Mensch sein, ein Gemisch aus Krankheit und Gesundheit, nicht sauber trennbar und mit einem breiten Graubereich zwischen beiden.
Unsere Vorstellungen von der Welt und uns in der Welt stimmen vermutlich gar nicht. Unter viel „schlechteren“ Lebensbedingungen (wenn wir unseren Egoismus als Massstab nehmen), unter viel ausgeglichener Balance zwischen Mensch und Umwelt haben sich Menschen auf dieser Erde über 100000 Jahre entwickelt. Unter heutigen, relativ günstigen Lebensbedingungen für Viele im Vergleich zu damals, streiken die Frauen, denken nur noch an ihr Glück und bekommen nur noch Kinder, wie sie es sich wünschen und wenn und wie es ihnen in den Kram passt. Das Grosse und Ganze, die Menschheit, das Gleichgewicht der Lebewesen, das Volk, zählt nicht mehr. Die evolutionäre Natur kennt fast nur junge, fitte Organismen und nur wenige alte. Krankheit wird kurzfristig durch den Tod ausgemerzt. Deshalb gibt es in der Welt der frei oder wild lebenden Tiere wenig Krankheit. Die Organismen überlebten, die im Mangel in der Lage waren, zu überleben. Wer nur im Überfluss in der Lage ist, zu überleben, ist für die Natur und das Gleichgewicht der Lebewesen dekadent. Wir sind für die Natur hochgradig dekadent. Die Erde und die evolutionäre Natur sind im Gleichgewicht offenbar nicht glücksorientiert. Das sind offenbar nur wir Menschen als Folge unserer Sehnsucht und unserer Egoismen?
Selbst in der Medizin geht es um als Werte deklarierte Interessen und um Werte eben nur, soweit sie mit unseren Interessen übereinstimmen. Das können wir leicht überprüfen. Erbitten Sie mal die medizinischen oder ärztlichen Leistungen ohne finanzielle Gegenleistung, selbst schon nur zu Preisen ohne Gewinn. Dann trennt sich schnell die Spreu vom Weizen. Allerdings klärt das dann auch, auf welcher Seite Ihre Position ist. Da haben die Frauen mit ihrem Feminismus zu den Männern massiv aufgeholt, teilweise sogar schon überholt. Wie Frauen das zu einem „Fortschritt“ erklären können, ist ein Geheimnis, das ich noch nicht ergründet habe. Bei uns Männern war es nämlich zu Recht ein Nachteil, den die Frauen meiden zu können glaubten.
Das besondere Interessante in der Medizin und am Menschen ist das, was wir nicht sehen und was wir nicht messen können. Das ist doch eigentlich die Domäne der Frauen? Was machen sie? Sie studieren und fangen an zu messen und zu rechnen, zu pauken, bildlich zu analysieren, wie die Männer. Wenige Frauen merken die Fehlentwicklung schliesslich noch im Alter.
Asthma und COPD - zentrale Fragen in der Medizin (05/2024)
Ich, als Pneumologe, kann viele Fragen und Versuche von Antworten am ehesten an den obstruktiven Lungenkrankheiten festmachen. Aber ich ahne, dass es da auch noch andere Gebiete in der Medizin gäbe, die ähnlich zu erforschen sein könnten. Vieles von dem, was ich hier schreibe, ist Beobachtung, ist Versuch, zu verstehen und ursächlich in Reihenfolge zu bringen und eine Systematik hineinzubringen, ist schliesslich aber doch nur Vermutung. Die Erforschung der Genetik steckt bei Asthma und COPD noch in den Kinderschuhen. Die derzeit angewandten Methoden der Identifizierung bestimmter Gene anhand grosser Identifizierungsreihen seien angeblich zu aufwendig und zu teuer zur Erkenntnisgewinnung an dieser Stelle.
Ich unterbreche hier unseren Gedankenfluss. Wenn Sie am Thema Asthma und COPD interessiert sind, dann lade ich Sie ein, mir auf die offiziellen ersten Seiten der Website der Lungenfacharztpraxis zu "Medizinische Ansichten" zu folgen. Hinterher können Sie wieder hierher wechseln und mit dem Text und dem Nachdenken fortfahren. Ohne Interesse an Asthma und COPD würde ich hier einfach weiter lesen. Möglicherweise fehlen Ihnen dann aber doch einige Aspekte unseres gemeinsamen Nachdenkens.
Je nach der Art und Weise, wie ich meine Patienten ausfrage, bekomme ich sehr unterschiedliche Antworten hinsichtlich der Familie, der Generationen vorher, aber auch der gleichen und eventuell der jüngeren Generation. Frage ich nach Diagnosen, finden sich viel weniger Erkrankte in der Familie als wenn ich nach Beschwerden frage. Früher lebte man mit Beschwerden. Das war normal oder hatte normal zu sein. Wer nicht so leistungsfähig war, war faul, schlecht, feige, ohne Sinn und das wollte natürlich niemand sein. Heute ist das nicht anders. So wurden und werden viele Beschwerden verheimlicht in der Hoffnung, dass sie nie zu Fragen oder Infragestellung führen. Denn Fragen uns selbst betreffend mögen wir nicht. Ganz schnell empfinden wir das als Infragestellung unserer Person. Wir werden wohl damit rechnen müssen, dass es früher schon viel mehr Asthmatiker gab. Ob es früher schon mehr COPD-Patienten gab, ja, überhaupt geben konnte, ist aus anderen Gründen fraglich. Die rauchenden Menschen bekamen die Erkrankung erst nach dem 35. Lebensjahr, die Nichtraucher 10 bis 20 Jahre später. Zu der Zeit waren bis vor 150 Jahren mehr als die Hälfte der Menschen schon tot. Nur wenige wurden so alt, dass sie die Erkrankung überhaupt erleben konnten.
Asthma aber gehörte zum Leben vieler Familien wie der Tod. Es gab und gibt mehr Formen von Asthma als die Schulmedizin uns in den letzten 30 Jahren gelehrt hat. Asthma heisst Entzündung mit Husten und Schleimbildung. In Anbetracht der vielen Tbc-Kranken vor mehr als hundert Jahren dürfte zu dieser Zeit mehr als die Hälfte der Menschen häufig gehustet haben. Husten war fast normal. Kurzatmigkeit oder gar Atemnot reduzierten die Leistungsfähigkeit. Bloss das nicht. Bloss still sein. Ärzte gab es nicht. Später waren sie teuer. In gewissem Sinne waren obstruktive Lungenerkrankungen eine Lebensweise. Natürlich kann man das mit gewissen Definitionen auch als Krankheit verstehen. Das ist aber nicht die einzig mögliche Weise, das zu interpretieren und damit umzugehen. Der menschliche Körper stand mit seiner Umwelt in einer Art Austausch. Je nach Wetter, Dämpfen, Düften, Gestank, Stress, Belastung und Feuchtigkeit in der Luft waren die Beschwerden schlimmer oder geringer. Manche Menschen konnten die Erkrankung zum Mitleid erhaschen benutzen oder auch dazu, andere zu terrorisieren. War andererseits Asthma vielleicht auch eine Lebensform, die Beziehung und Achtgeben auf Andere und die Umwelt förderte und daher ein Vorteil in der Evolution war? Wir wissen es nicht. Auch heute ist das noch möglich. Heute erlebe ich vor allem junge Menschen, die mit irgendwelchen Atemstörungen, oft Hyperventilationen etc. zu mir kommen und wir müssen hinter den mehrdeutigen Beschwerden erst die bronchiale Entzündung und Verengung finden. Es gibt eine Vielzahl von Menschen mit auffälligen, aber oft noch nicht stark ausgeprägten Beschwerden, die in die Definition „Asthma“ oder „COPD“ der Lungenheilkunde in der Schulmedizin gar nicht gehören. Hier muss uns eben bewusst werden, dass die medizinischen Definitionen willkürlich festgelegt sind, meist in einem System von gedachten Schubladen, dass aber das Leben meist mehr oder weniger einer Gausskurve gleicht. Die Grenzen der Definition sind also mehr oder weniger Graubereich.
Im Rahmen der obstruktiven Lungenkrankheiten gibt es ein breites Feld von Menschen, die aus der Definition fallen, aber doch Beschwerden haben. Hier müssen wir natürlich darauf achten, dass wir nicht die gar zu engen Definitionen der Schulmedizin übernehmen und anwenden, sondern dass wir die Weite des menschlichen Lebens bedenken und unser medizinisches Schubladensystem dem realen Leben anpassen. Wahrscheinlich wird dann eher eine Gausskurve draus? Ab einem gewissen Schweregrad der Erkrankung tauchen dann viele Menschen/Patienten auch im Schubladensystem der Schulmedizin auf. Andererseits aber muss Schulmedizin definieren und damit Schubladen bauen. Realitätsnäher sind wahrscheinlich Schubladen im Sinne von Gauss-Kurven ohne feste und regelmässige Wände?
Ich sehe Asthmatiker schon viel früher als die Kollegen in der universitären Medizin. Ich bin unkollegial. Asthma ist mehr als die universitäre Medizin weiss.
Ist Asthma vielleicht gar keine Krankheit, COPD auch nicht, sondern nur eine Seite des menschlichen Körpers? Diese Körper sind viel empfindlicher nach innen und nach aussen. Andere Körper sind da viel unempfindlicher. Zwei Pole (Seiten) des gleichen Seins? Wir bestimmen völlig subjektiv, wann etwas krank und wann gesund ist?
Der schulmedizinische Umgang mit Asthma und COPD ist völlig willkürlich, keine Frage von Wissen, sondern von Ansichten. Die Einen sind an ihre Beschwerden gewöhnt und sagen, dass das ja normal für sie sei. Die Anderen bekommen die Beschwerden neu und sind völlig verängstigt. Die Einen sind bequem, vielleicht übergewichtig und bewegen sich wenig. Die haben gar keine Chance oder merken es viel später oder seltener, ihre eingeschränkte Belastbarkeit durch Atemnot wahrzunehmen. Andere sind immer fix unterwegs und in Hast. Die merken die Kurzatmigkeit oder gar Atemnot bei jeder kleinen Gelegenheit. Fragebögen zur Abfrage unter Umgehung offener und angepasster Fragen durch den Untersucher sind da sehr eingeschränkt sinnvoll. Sie fragen in der Regel alle völlig gleich ab. Wie wollen die immer gleichen Fragebögen auf Papier oder digital (womöglich noch mit vorformulierten Antworten zur Auswahl) die Vielschichtigkeit des menschlichen Lebens aufnehmen? Richtige Beurteilungen sind so gar nicht möglich. Demnächst machen das die Roboter in gleicher Weise. Wo sind die Grenzen zwischen Gesundheit und Krankheit? Gibt es überhaupt ein normal?
Was macht den Unterschied zwischen einer Roboterabfrage und einer menschlichen Abfrage aus? Oder haben wir uns als Ärzte schon so den Maschinen angenähert und unterworfen, dass wir eher wie sie funktionieren als wie Menschen? Alles nach Schema F, nach Guideline, nach Fragebogen, nach standardisierter Vorgabe, nach Liste? Keine Frage, alle diese Methoden können im Einzelfall sehr sinnvoll sein. Werfen wir nicht einfach alles über Bord und landen auf der Gegenseite im Extrem. Aber Wissenschaft fragt nach dem Einzelfall und kümmert sich um den Einzelfall und muss ihre Gesamtansichten aus Einzelfällen oder Einzelansichten zusammensetzen, vor allem am lebenden Menschen. Das ist mühsam und bereitet viel Arbeit. Aber sie ist am Menschen und mit Menschen nötig. Machbar wird sie kaum sein, jedenfalls von uns Menschen nicht. Da würden wir nie fertig.
Vielleicht können wir uns das bildlich etwas besser vorstellen. Das Flachland vergleichen wir mal mit Gesunden. Im Alpenvorland gibt es Hügel oder Berge je nach Sichtweise (aus dem Flachland sind es bereits Berge, aus den Alpen sind es nur Hügel). Das vergleichen wir mit latenten Erkrankungen, also Krankheitsphasen und Gesundheitsphasen, mehr oder weniger. Dieses Stadium sieht die Schulmedizin noch gar nicht als Krankheit an, aber betroffene Menschen fühlen zeitweise, dass etwas nicht stimmt. Paramedizinische Gruppen oder Komplementärmedizin behandeln diese Beschwerden. Da die Wechsel je nach äusseren Bedingungen beim Asthma mehr als bei COPD immer die Beschwerden verändern, haben wir den Eindruck, dass getroffene Behandlungsmassnahmen zumindest zeitweise wirken. Wir fühlen es. Dass diese geänderten Gefühle wirklich nachhaltige Veränderungen anzeigen, glauben wir meist, aber wir wissen es gar nicht. So treten nach einer Pause die Beschwerden oft wieder auf. Schulmedizinisch kommt dann irgendwann die Schubladenbegrenzung für die Krankheit, die Definition. Vorher halten viele Mediziner die Erkrankung noch für ausgeschlossen, weil bestimmte Messwerte nicht erreicht sind, nicht bekannt wurden oder spontan wieder verschwanden. Es ist eben eine Frage der Sichtweise und nicht eine Frage von richtig oder falsch. Das muss man im Umgang mit dem Leben wissen. Wenn Wissenschaft alles in die Diagnose hineinnähme, wäre der Unterschied zu gesund so gering, dass niemand eine Art von Grenzziehung oder Graubereich bemerken würde. Sind die Grenzen aber gezogen, dann stellen wir fest, dass die Trennlinie oder der Graubereich nicht sicher identifizierbar sind. Das liegt einfach am menschlichen Sein, am Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Es geht gar nicht anders. Wissenschaft muss so handeln, wohl wissend, dass damit die Realität gar nicht angemessen abgebildet werden kann.
In der Rheumatologie ist das Ganze ähnlich wie in der Pneumologie. Man kann viele der Erkrankungen gar nicht sauber klassifizieren oder definieren. Die Evolution und/oder Gott und/oder das allgemeine Sein haben offenbar anders gedacht, als sie den Menschen entwickelten. Das Leben entwickelt jede Fülle von Mangel- und Fehl- und Defektzuständen. Unsere Klassifizierungen entsprechen nur menschlicher Namensgebung, damit wir uns verständigen und handeln können. Das hat viel mit willkürlicher Ansicht und wenig mit Wissen zu tun. Natürlich brauchen wir so manches trotzdem. Wir müssen uns nur darüber klar sein, was wir als Menschen überhaupt können (können) und was nicht. Tun müssen wir es trotzdem, so gut, als wir können, aber leider doch oft unbefriedigend.
Heute (9/2021) las ich, dass bei der Multiplen Sklerose schon viel frühere Stadien feststellbar sind, gekennzeichnet durch Entzündung. Man solle doch eine Therapie viel früher beginnen. Dann sei die Prognose besser. Das „Wissen“ von früher ist plötzlich überholt. Jetzt haben wir das neue „Wissen“ bis auch das wieder überholt ist. Von „Ansichten“ zu sprechen ist wahrscheinlich realitätsnäher? Es unterstützt nur nicht im gleichen Masse unser Selbstbewusstsein als „Wissende“. Oder? Wissenschaft ist zugleich unwissenschaftlich und es geht wohl auch gar nicht anders.
Ärzte, die auch schon Menschen mit den Vorstufen von Erkrankungen ernst nehmen, haben allerdings bereits Kranke viel früher. Nicht wenige ärztliche Kollegen bezeichnen das dann als falsch, als Patientenmacherei, als unethisch... Es ist eben alles eine Frage der Sichtweise, der Ansicht, des Umganges mit Menschen und mit Ressourcen.
Ein anderer Zusammenhang ergibt sich aus diesen Überlegungen. Wenn ich mich krank fühle, dann gehen auch die medizinischen Erfolge über das Gefühl. Fühle ich keine Besserung, dann beende ich die Therapie. Ob das sinnvoll ist oder nicht, spielt gar keine Rolle. In der Beurteilung meiner Erkrankung spielt das Gefühl eine immense Rolle. Den Wissenschaftler, den Mediziner interessiert das aber gar nicht. Er muss nach den „objektiven“ Messwerten gehen, nach den Vorgaben der Wissenschaft.
Seit dem Ende der 80iger Jahre des vorigen Jahrhunderts waren die FEV1 (in einer Sekunde ausatembare Menge Luft) und Reversibilität (Veränderlichkeit der bronchialen Verengung) eine wunderbare Vereinfachung zur Definition eines Asthmas. Das klang wissenschaftlich sehr sinnvoll, aber war doch sehr unwissenschaftlich vereinfacht. Auf diesem Vorurteil konnte man viele Therapieentscheidungen aufbauen. Es war aber eine unwissenschaftliche, wissenschaftliche Vereinfachung, die die Realität in vieler Hinsicht beiseite liess. Das funktioniert so lange, wie die Masse das glaubt. Wenn jemand den „Betrug“ entlarvt, werden alle, die das glaubten, plötzlich zu Deppen erklärt. Dann wird nach einer anderen, neuen Vereinfachung gesucht und das Gleiche beginnt von Neuem, denn wir können die Realität offenbar nicht 1:1 erfassen. Auch die Wissenschaft braucht Vereinfachung. Deshalb werden Studien gemacht, also Vereinfachungen der Realität. Diese Studien, wenn sie gut gemacht sind und falls sie realitätsnah waren, liefern Ergebnisse. Aber dann kommt der unwissenschaftliche Teil: Die Übertragung der Ergebnisse in die Realität, entweder als Anwendung oder als Technik und da müssen sich die Ergebnisse in der Realität beweisen oder als Verständnis, als Theorie und dann muss sie ins Weltbild passen.
Asthmastudien sind oft viel zu wenig verlässlich, weil sie zu wenig differenzieren, zu wenig verstanden haben. Wollten wir jedoch viel mehr Messgrössen mit einbinden und andere Eigenschaften auch noch, würde die Komplexität für unzumutbare Bearbeitungszeit und hohe Kosten sorgen und unser Verstehen überfordern. Für die Therapie des Einzelnen können Studien nur lockere Anhaltspunkte bieten. Vorsicht mit Guidelines.
Interessant ist das Rauchen von Asthmatikern. Rauchen ist schädlich für Menschen, dann natürlich auch für Asthmatiker. Für die ist es das aber doch ganz besonders? Oder? Tatsächlich? Vor einhundert Jahren rauchten viele Asthmatiker, weil sie damit besser Luft bekamen. Auch heute kann ich das bei einer ganzen Reihe von Patienten nachvollziehen. Sie haben Asthma, haben Jahrzehnte lang geraucht und doch ist ihre Lungenfunktion trotz Beschwerden normal (wie das bei Asthmatikern und meist nicht bei COPD-Patienten der Fall ist). Offenbar hat ihre asthmatische Lunge das Rauchen besser vertragen als viele andere Lungen. Dann können wir aber nicht mehr bequem bei Rauchern alle Beschwerden dem Rauchen in die Schuhe schieben und nicht unbesehen einfach COPD dazu sagen. Wir müssen differenzieren, also wissenschaftlich werden und unsere undifferenzierte Umgangsweise damit ablegen.
Unser Hirn ist ziemlich blöde. Da versuche ich, meinem Patienten 20 Minuten lang zu erklären, wie krank seine Lunge ist, zugeschnitten auf ihn, nicht zu schlimm, aber möglichst genau, was auf ihn zukommen wird oder könnte. Am Ende fasst er zusammen: „ Also, meine Lunge ist o.k. … Einer von uns Beiden irrt offenbar, wer? Da hören wir jetzt (2021) aus Grossbritannien, aus Portugal, aus Israel, wie die Delta-Variante des Virus auf dem Vormarsch ist, aber angesichts unserer fröhlichen Erwartung auf schöne Sommerferien machen alle die Grenzen auf und alle dürfen reisen. Können wir nicht schon vorhersagen, was passieren wird? Alle tragen die Masken nur, weil die Regierung es vorschreibt und wo sie es vorschreibt. Nur etwa die Hälfte trägt sie so, dass sie eine Chance hat, Schutz zu bieten. Wir sind sehr dumm. Wir begreifen nur die Extreme, sehr schlimm oder harmlos. Was dazwischen ist, blendet unser Hirn aus. Wir reden von unserem Verstand im Hirn. Hat ihn schon Jemand gefunden? Vorsicht, nicht zu voreilig.
In diesem Zusammenhang könnten wir fragen „Was sind für uns eigentlich Beweise? Was heisst „evidenzbasiert“ für Wissenschaftler und Mediziner? Wann würden wir medizinische Begründungen glauben und als Grund annehmen, unser Verhalten entsprechend ohne Widerstand zu ändern?
Immer wieder gibt es Diskussionen in der Praxis über die Wirkungen und Nebenwirkungen von cortisonhaltigen Präparaten zum Inhalieren. Sie wirken gegen die asthmatische Entzündung der Schleimhäute in den Atemwegen (Bronchien wie Röhren). Cortison als Tabletten und Spritzen über längere Zeit gegeben verursachen schwere und oft nicht reversible Nebenwirkungen. Diese Gabe müssen wir meiden wie die Pest. Cortison zum Inhalieren, noch dazu spezielle Abwandlungen, die ganz überwiegend in der Lunge wirken, haben diese Nebenwirkungen praktisch nicht. In wissenschaftlichen Studien glaubt man immer wieder, doch noch geringe Nebenwirkungen finden zu können, aber im realen Leben habe ich fast nie solche Auswirkungen erlebt. Unsere Auffassung vom Sinn und den Gefahren von Cortison zum Inhalieren sind sehr durch Gefühle, durch Vorurteile, durch Undifferenziertheit, durch Bauchgefühl fixiert. Selbst durch intensive Diskussion und Information lässt sich das oft nicht einfach ändern. Seit ungefähr 1995 wende ich diese Therapie bereits bei leichtem Asthma der Stufe 1 nach den Gina-Guidelines an. Erstaunt stellte ich fest, dass die führenden Pneumologen 2020 das nun endlich auch als Therapie bei Stufe 1 aufnahmen. Ich sah schon damals den Nutzen für erwiesen an. Die führenden Pneumologen brauchten dazu noch 25 Jahre. Warum?
Asthma – Die gleiche Frau, die erst wegen Beschwerden zu mir kam und deren Beschwerden wir nicht nur linderten, sagt jetzt „Ich bin doch gar nicht krank.“ Wenn sie Glück hat, merkt sie tatsächlich nie wieder etwas. Ist sie dann jetzt krank oder gesund?
Macht Asthma heute nicht viel mehr Beschwerden, falls das überhaupt stimmt, als früher, weil Menschen heute viel mehr unter Druck sind? Wir sind heute alle viel mehr unter Leistungsdruck und merken deshalb auch mehr Atemnot?
Meines Erachtens gibt es keinen „nervösen Husten“. Es gibt aber viele Asthmatiker, die auf Grund ihrer Entzündung der Schleimhäute in den Atemwegen einen Reiz im Kehlkopfbereich verspüren, oft auch noch abhängig von inhalativen Reizen und damit von wechselnder Intensität. Sie können den Husten oder das Hüsteln kaum beeinflussen oder gar unterdrücken.
Sie können mit einem ACT-Fragebogen nicht Asthmatiker verlässlich befragen, weil der Fragebogen immer gleich ist, aber die Asthmatiker völlig unterschiedlich sind und sich auch unterschiedlich fühlen. Beim CAT-Fragebogen und COPD ist die Korrelation enger, aber auch nicht gut. Beim Epworth-Test können die Ergebnisse völlig irreführend sein. Dumme Wissenschaftler. Eine Wiedergabe ist eine schlechte Kopie des Originals, aber wir können nicht anders. Wir brauchen wissenschaftliche Vereinfachung, auch wenn wir damit klar unwissenschaftlicher werden. Statistische Evaluation hilft da gar nichts.
Kurzatmigkeit bei Belastung könnte verschiedene Gründe haben: Verengte Bronchien, reduziertes Lungenvolumen, Trainingsmangel, Übergewicht, Krankheiten des Herzens. Krankheiten mit Muskelschwäche... Wir Ärzte machen unsere Messungen wie Lungenfunktionsmessung oder Spiroergometrie und andere. Nur die Angaben des Patienten zählen nachrangig, wenn überhaupt. Es zählen nur die Messungen, weil viele Ärzte sie für „objektiv“ halten. Ihren philosophischen Fehler haben diese Ärzte entweder noch gar nicht erkannt oder ignorieren ihn im geglaubten eigenen Interesse. Die Abwägung, welche der Faktoren wie viel Anteil als Ursache der Kurzatmigkeit haben, ist ein Puzzle-Spiel, genaugenommen sogar ein Geheimnis. Gutachter und Ärzte können gar nicht anders, als nach ihren Vorurteilen zu urteilen. Hinterher wird es mehr oder weniger stimmen. Keiner kann es beurteilen. Wir müssen mit dem Urteil leben, auch wenn wir es noch vor Gericht anfechten.
Die Schulmedizin hat sich an Hand von Messwerten Definitionen für Asthma und COPD geschaffen. Danach richtet sie sich nun folgerichtig. Das hält sie für objektiv. Das Empfinden der Patienten, vor allem Frauen mit Asthma, ist aber viel feiner als unsere Messinstrumente und deren Fehlergrenzen. So gibt es viele junge Asthmatikerinnen mit Beschwerden, die die Medizin auf ihre Weise gar nicht findet, sondern sogar ausschliesst. Dann gilt ein Asthma sogar als ausgeschlossen, obwohl es vorhanden ist, nur die definitorische Grenze noch nicht überschritten hat.
Dann gehen die jungen Asthmatiker, wenn es ihnen besser geht, in der Erwartung, gar kein Asthma zu haben, zu einem Kollegen und der findet unter diesen Umständen natürlich nichts. Er schliesst ein Asthma aus. Ein halbes Jahr später macht es wieder Beschwerden. Sowohl die Wissenschaftler wie auch wir selbst haben gar keinen festen Boden unter den Füssen für richtig und falsch.
Immer wieder bedankten sich Patienten für meine lange Befragung. Das habe noch nie ein Arzt so getan.
Ich mache nun nachweislich schlechte Medizin, aber viele Leute kommen gerne wieder.
Medizin und Geld. Die Korruption haben wir wirksam begrenzt. Heute touren Professoren und manche Doktoren durch die Lande für Fortbildungen. Mit Vorträgen über schweres Asthma ist Geld zu verdienen. Mit Vorträgen zu leichtem Asthma nicht. Mit leichtem Asthma kennen wir uns viel schwerer aus. Haben wir das Geld ausgetrickst oder hat das Geld doch uns ausgetrickst?
Es gibt viel mehr Asthmatiker, als wir glauben. Wir haben uns nur die Definition von Asthma in heutiger Form sehr begrenzt, so dass wir viele nicht finden, vor allem im Kindesalter nicht. Rückblickend finde ich dann so manchen schon. Bei der Suche nach Asthmatikern in der Bevölkerung wurden ganz bestimmte messbare Kriterien angewendet. So macht man das in der Wissenschaft, aber alle Asthmatiker, die diese Kriterien nicht erfüllten, fielen durch das Raster. Ich schätze, dass diese Gruppe etwa die Hälfte der Asthmatiker ausmacht. Aber wenn Sie etwas nicht eindeutig messen können, dann können Sie damit auch nichts beweisen. Deshalb brauchen wir ja die klaren und eindeutigen Messergebnisse, selbst wenn es die real gar nicht gibt. Heute muss man schon gesund sein, um die Testverfahren wirklich angemessen zu absolvieren. Wollten wir nicht Kranke untersuchen?
Das mechanistische Verständnis von Husten stimmt nur sehr eingeschränkt. Schleim – Rezeptor – Reiz – Husten ist nur ein Teil. Beim Reizhusten kann der nicht funktionieren, weil Schleim meist gar nicht da ist und daher auch gar nicht ausgehustet werden muss. Beim Niesen auch nicht. Warum husten wir dann? Cortison wirkt oft, aber nicht immer. Leider haben wir nichts Anderes. Gibt es vielleicht verschiedene Mechanismen? Gelehrt wird meist der eine. Wir glauben es kritiklos.
Aus der grossen Anzahl verschiedener Phänotypen bei Asthmatikern muss ich schliessen, dass es auch viele verschiedene Genotypen gibt. Da stellt sich die Frage, ob verschiedene und damit auch heute nachteilige Genotypen, wirklich Krankheit sind. Warum hat sie die Evolution denn entwickelt? Gehören sie aus Sicht der Evolution nicht dazu wie im Tierreich jedes Tier, das nicht zur vollen Entfaltung kommt, weil es nicht so überlebensfähig ist? Ist „Krankheit“ nicht ein völlig willkürlicher Begriff unsererseits für solche Strukturen?
Nerven und Muskeln sind trainierbar, Lunge und andere Organe kaum oder nicht. Es gibt ein asymptotisches Limit, das nur noch mit immer höherem Einsatz oder Aufwand erreichbar ist, beim Musizieren, beim Sport etc. Mehr geht nur noch durch Technik und andere Hilfen. Wir Menschen haben hier eine Begrenzung. Auch die Annäherung an die Realität ist allenfalls asymptotisch möglich. Auch die Annäherung an andere Menschen hat diese Art von Begrenzung. Das Maximum erreichen wir im Sex. Das ist ein Grund, warum er so etwas Besonderes ist und warum wir ihn nicht einfach banalisieren dürfen.
Sie können Asthma nicht mit der Spiroergometrie beurteilen. Das sind einfach die Vorurteile, die zu einem mechanistischen Weltbild und einer solchen Asthmadefinition führen. Die ist aber sehr wahrscheinlich nicht realitätsnah. Unsere Vorurteile bestimmen unser Weltbild und unser Weltbild bestimmt unsere Definitionen, unser Denken, unser Träumen, unser Handeln, unser Forschen und Behandeln, soweit nicht unser Körper gefühlt und unbewusst die Führung übernimmt. Das tut er viel öfter, als wir ahnen.
Schlafapnoe ist auch nicht gleich Schlafapnoe. Nicht jede nächtliche Atemstörung macht auch eine Weckreaktion. Das müssen wir im Einzelfall ergründen. Je maschineller wir aber solche Messkomplexe bewerten lassen, desto gleichförmiger wird die Beurteilung und damit umso einzelfallfremder. Das müssen wir uns beim Gebrauch von KI und ihren Vorstufen (vielleicht haben wir überhaupt nur solche?) bewusst machen.
Angemessene Ernährung (06/2024)
Nun wird es noch einmal spannend, „spannend“ mit verschiedenen Bedeutungen. Wenn Sie sich von mir angegriffen fühlen oder wenn Sie völlig anderer Ansicht sind und ich Sie verletze, dann seien Sie gewiss, dass Sie im Recht sind. Ich, wir denken nur nach und da kann man schnell mal völlig falsch liegen. Aber wir richten nicht und wir ändern auch nicht gleich Ihr Sein oder Ihre Umgebung. Falls Sie das Gefühl haben, dass Sie etwas ändern wollen oder sollten, dann ist das Ihre Initiative. Bitte seien Sie sehr vorsichtig, denken Sie vorher lange nach und erwägen Sie alle möglichen Auswirkungen auf andere Menschen und Institutionen.
Ernährung! Ein komplexes und heikles Thema. Jede und Jeder hat ihre/seine Ansicht und Jede und Jeder hat dazu etwas zu sagen und glaubt, Recht zu haben. Man kann gut daran verdienen. Jeder muss essen, sonst geht das Leben zu Ende. Wir brauchen viele Elemente. Mangel hat Folgen, aber auch ein Zuviel hat Folgen. Welche Konsequenzen hat das?
Was wäre denn eine angemessene, eine biologische Ernährung? Dazu müssten wir definieren, was der Massstab sein soll.
Ernährung ist eine Funktion des Körpers. Natürlich essen Auge und Nase und der Geschmack mit, aber letztlich kommt es darauf an, dass unsere Nahrung etwa dem entspricht, was sich im Stoffwechsel vielleicht der letzten hunderttausend Jahre als notwendiger Bedarf entwickelt hat. In diesen hunderttausend Jahren waren 98000 Jahre relativ gleichbleibend ausgewogen mit dem weitgehend unbeeinflussten Ertrag der Erde abgestimmt. Allerdings betrug die Lebensdauer auch nur etwa ein Drittel bis halb so lange wie heute und die Anzahl von auf der Erde lebenden Menschen war nur ein Bruchteil von heute.
Einen sehr wesentlichen Einfluss auf die Lebenslänge hat die Ernährung, wahrscheinlich deutlich mehr als der der Medizin. Inzwischen aber kann kaum ein Zweifel bestehen, in den meisten Ländern dieser Erde besteht bei einem kleineren bis grösseren Teil der Bevölkerung ein eklatanter Überkonsum durch Überfluss auf der einen Seite und/oder durch Dummheit und/oder fehlende Selbstbeherrschung auf der anderen Seite.
Über fast 100 % der Entwicklungszeit der Menschheit war der menschliche Körper ähnlich dem der übrigen Tierwelt in einer Art Balance mit der Umwelt, falls die Evolution auch nur halbwegs so abgelaufen ist, wie wir das heute nach der Evolutionstheorie so glauben. Es gab so viel zu Essen, wie die Umgebung hergab und wenn das nicht genug war, dann wurde gehungert oder sogar gestorben. Es lebte auch ein jedes Lebewesen auf Kosten der Anderen. Der eine starb, der andere frass und überlebte. Unser Körper ist eigentlich an diese Nahrungskette gewöhnt. Wir sind körperlich Tiere.
Nun haben wir Veränderungen bewirkt, durch Ackerbau und Viehzucht, später durch Düngung, Schädlingsbekämpfung, Einsatz von Maschinen etc. Es gab ja Gründe dafür, dass Menschen diese Entwicklung immer wieder vorangetrieben haben. Wahrscheinlich hatten die oft Hunger und so ein gutes Gefühl ist Hunger ja nun nicht. Wenn wir aber die Zeit damals vor unser geistiges Auge nehmen, dann werden wir wenig übergewichtige Menschen finden. Selbst heute ist in den mit wenig Lebensmitteln versorgten Ländern die Rate an Übergewichtigen gering, kaum vorhanden. Da war vielleicht eine „Verbesserung“, ein bequemer Machen, eine Vorratshaltung etc. sehr sinnvoll. Heute jedoch werden wir feststellen müssen, dass die Rate von Übergewichtigen so hoch ist, dass wir uns wirklich als dekadente Vielfresser auffassen müssen. Die Vergangenheit so voraus und zurück betrachtet, muss es doch irgendwo dazwischen ein Optimum gegeben haben? Aber wann? Warum haben die zu der Zeit lebenden Menschen dieses Optimum, dieses „gut“, dass keine Steigerung durch besser mehr ermöglicht, unbemerkt durchlebt? Warum haben wir Menschen das nicht wahrgenommen? Könnten wir heute dorthin zurückkehren und dort im Optimum leben und verharren? Wann könnte das gewesen sein?
Eine wirklich dem Stoffwechsel der in Jahrtausenden adaptierten Ernährungsgewohnheiten, dem Gleichgewicht von Stoffwechsel, Zufuhr und Verbrauch angemessene Ernährung, ist heute kaum möglich. Wir haben die Erde derart durchgreifend verändert, dass ein Zurück nicht möglich ist und ich denke, wir wollen das auch gar nicht. Ein „normal“ für unsere Ernährung gibt es gar nicht. Selbst ein „gesund“ ist völlig abhängig von unserer Weltsicht und unserem Menschenbild. Entweder wir essen nur noch künstliche Nahrung mit auf unsere Lebensweise abgestimmter Zufuhr von Kalorien und Nährstoffen oder wir essen einfach drauf los, was uns in den Weg kommt und was uns schmeckt oder wir bewegen uns irgendwo zwischen den beiden Polen. Essen optimiert am Ideal, so lange wie möglich, zu leben? Oder optimiert am Ideal, so viel Kraft zu haben, wie möglich? Oder optimiert am Ideal, so schön zu sein, wie möglich? Oder optimiert noch nach ganz anderen Idealen?
Die angemessenste Ernährung ist vielleicht die, die vor ein- bis zweitausend Jahren von denen eingenommen wurde, die relativ gesund und lange lebten. Zu dieser Zeit standen der menschliche Körper und die Umwelt vielleicht im besten Gleichgewicht zueinander?
Eine dem entsprechende Ernährung bekommen wir heute gar nicht mehr hin. Dafür haben wir uns vom menschlichen Körper zur Zeit der genetischen Entwicklung viel zu weit wegentwickelt. Nein, den Körper haben wir noch, aber unsere Lebensweise ist eine ganz andere, eine in Bezug auf diesen Körper völlig „unmenschliche“. Wir haben Überfluss, bewerten nach Geschmack und Trend und essen deutlich über unserem Energieverbrauch. Was sollen wir da noch von „bio“, „gesund“ oder ähnlichem sprechen? Ist nicht im Wesentlichen das Essen gut, was wir schon in der Kindheit gerne assen und woran wir gewöhnt sind? Bloss keine Änderung (z.B. auf Reisen). Ernährung ist Gefühls- (Geschmacks-) und Gewohnheitssache. Falsch ernähren sich immer die Anderen! Richtig essen doch nur wir selbst auf unsere Art, oder? Deshalb sagen ja auch so viele Andere uns, wie wir essen sollten und wir sagen es den Anderen. Stellen Sie sich doch einmal vor, unsere vielen Ernährungsratgeber in den Medien, Lehranstalten, unter Freunden, Bekannten und Verwandten, würden schweigen. Plötzlich wäre es deutlich ruhiger und entspannter um uns. Einige müssten ganz ungewohnt plötzlich ihre grosse Klappe halten, vielleicht sogar wir selbst? Würden wir dann ungesünder leben? Ich fürchte, nein!
Übergewicht ist ein Teil dieses Problems. Gehen wir zurück zu unseren biologischen Ursprüngen, werden wir davon ausgehen müssen, dass die Menschen damals selten satt waren. Viele waren froh, dass sie ausreichend Essen zum Überleben hatten. Ein durchdringendes Hungergefühl musste dafür sorgen, dass jedes Individuum sich immer wieder auf die Suche nach etwas Essbarem machte. Sonst war das Leben zu Ende. Ähnlich wie der fast unstillbare Drang nach Sex beim Mann zur Fortpflanzung ist auch der unstillbare Drang zur Nahrungs- und Wasseraufnahme und zum Atmen bei jedem Menschen. Das Hungergefühl ist existenziell bedrohlich und verursacht durchdringende Schmerzgefühle, die Jeden aufschrecken. Es ist doch ein Wunder, dass heute nicht nur übergewichtige Menschen herumlaufen, wo es so viel zu essen gibt. Und der Verbrauch an Kalorien sinkt immer mehr durch allerlei Hilfsmittel und Bequemlichkeiten. Man muss doch seinen Magen schon wirklich sehr austricksen, damit er nicht mehr als nötig verlangt und bekommt.
Unser Hungergefühl hat die Evolution falsch eingestellt, nämlich auf damalige Verhältnisse. Hunger war frühzeitig nötig, damit rechtzeitig und oft genug die Futtersuche gestartet und bis zum Erfolg ausgeführt wurde. Sonst war das Überleben gefährdeter als sowieso schon. Die Evolution hätte das Hungergefühl besser auf heutige Verhältnisse eingestellt, aber dann hätten wir damals vielleicht gar nicht überlebt? Wir leben heute nur eben nicht angepasst an das evolutionäre Gleichgewicht der Lebewesen untereinander? Uns fehlt im Überfluss die Bremse im Hungergefühl. Unser Hungergefühl und unser Sättigungsgefühl, die Einstellung unserer Hungerrezeptoren, stimmen nicht mit dem tatsächlichen Energiebedarf unseres Körpers überein. Also fressen wir drauf los bis wir dick, rund und krank sind. Intuitiv ist die Bremse unseres Magens, das Sättegefühl, nicht optimal eingestellt. Heute müsste der Regler eher ins andere Extrem eingestellt werden. In der Regel bremst das Sättegefühl erst viel zu spät. War die Einstellung für früher passender und stimmt sie nur heute angesichts unseres Wohlstands nicht mehr? Da hat die Evolution Fehler eingebaut. Warum hat die Evolution überhaupt Fehler und Krankheiten in den Menschen eingebaut? Das war doch fies von ihr.
Die Wissenschaft findet offenbar den Regelmechanismus nicht. So wird nach Krankheiten gesucht, nach genetischen Dispositionen, es werden Krankheiten definiert. Eigentlich wäre alles ganz einfach. Wir leben falsch, nicht nur Sie, ich auch.
Die Schlausten scheinen wohl die Dümmsten zu sein? Früher hiessen die „Adipositas-Gene“ „Überlebens-Gene“. Man kannte sie nur noch nicht. Sie waren dafür da, so effektiv wie möglich bei wenig Nahrung für das Überleben zu sorgen. Heute sind die gleichen Gene plötzlich Ursache einer Krankheit? Haben wir da wirklich alles richtig verstanden und richtig gemacht?
Hunger ist normal. Er gehört zum Leben. In zu hoher Dosis wirkt er wie viele Stoffe im Leben. Dann wird er zu Gift und wirkt er tödlich. In angemessener Dosis kann er Leben und Körper in Balance bringen, kann er befruchten und eben vor Übergewicht bewahren. Beliebt ist Hunger bei uns Menschen jedoch nicht. Intuitiv meiden wir ihn, wo es nur geht.
Als ich 1973 in meiner Krankenpflegelehre in Ostberlin lernte, wie der Energiegrundumsatz beim Menschen funktioniert, war ich sehr erstaunt. Eigentlich hatte ich erwartet, dass er für beide Geschlechter gleich ist. Nein, er ist für Frauen niedriger und für Männer höher. Also, wenn Sie einfach nur da sind und nichts tun und wir messen und berechnen Ihren Energieumsatz pro Stunde, dann ist der bei Frauen etwa 10 % niedriger als bei Männern. Und dann wird es noch spannender: Was passiert, wenn beide die gleiche Leistung vollbringen? Wie viel Energie brauchen sie dazu? Sie brauchen nicht etwa für die gleiche Arbeit gleich viel Energie. Nein, sie brauchen prozentual von ihrem Grundumsatz zusätzlich Energie. Der Unterschied ist nicht so wahnsinnig gross, aber immerhin: Frauen brauchen für die gleiche Leistung weniger Energie als Männer. Das ist kein Witz, sondern „gesicherte“ medizinische Erkenntnis.
Die Konsequenz ist doch klar oder? Gott und/oder die Evolution und/oder das allgemeine Sein wollen, dass vor allem die Frauen arbeiten. Wir Männer? Ja, was wollen die Drei denn eigentlich von uns? Wir arbeiten doch ineffektiv! Das war wohl der Grund, warum Männer zum (über die Frauen) herrschen da waren?
Vergessen sollten wir auch nicht, dass der weibliche Körper von der Evolution und/oder Gott und/oder dem allgemeinen Sein für 5 bis 15 Geburten im Laufe des Lebens ausgelegt ist und das nicht bei optimalen Ernährungsvoraussetzungen. Einerseits mussten Frauen dafür sorgen, dass sie am Leben blieben, also genug Nährstoffe zu sich nahmen. Andererseits mussten sie dafür sorgen, dass die Kinder ausreichend bekamen. Heute sind schon fünf Geburten eine Seltenheit und die Ernährung ist zumindest was die Kalorienzufuhr anbelangt meist luxuriös. Da kann nur strikte Selbstbeherrschung einen Ausgleich schaffen. Heute macht man es sinnigerweise lieber mit einer Magenbypass-Operation oder neuerdings mit teuren wiederkehrenden Injektionen. Das ist doch clever, oder? Essen, aber die effektive Verwertung reduzieren. Angesichts von Hungernden auf der Welt doch noch dekadenter, oder?
Der Mensch hat kein Bescheidenheitsgen, allenfalls die Frauen ein rezessives. Sonst würden wir uns nicht so voll fressen. Beim viel Essen sind die Frauen benachteiligt, beim Überleben unter Mangelbedingungen wahrscheinlich bevorteilt. Es kommt halt immer auf die Umstände an und auf die jeweiligen Wertevorstellungen. Mit Objektivität im Sinne von Wissenschaft hat das alles nichts zu tun, selbst wenn sich die Wissenschaft darum kümmert. Frauen haben auch einen anderen Hunger und anderen Appetit als Männer.
Natürlich gibt es weitere Faktoren, die Übergewicht beeinflussen: Die Therapie mit Blutzuckermedikamenten z.B. Dann ist nicht selten die Philosophie von uns Ärzten der wesentliche Grund für Übergewicht. Auch manche Antidepressiva führen zu Übergewicht, das Beenden des Rauchens und andere Faktoren.
Wer heute normgewichtig sein will, muss verzichten gelernt haben, muss Selbstbeherrschung trainiert haben und zwar schon in der Kindheit. Das Knurren des Magens muss man aushalten lernen. Beides wird heute in der Kindheit sehr viel weniger als früher vorgelebt oder von den Kindern gelernt. Übergewicht zeugt bei vielen von Dummheit (Entschuldigung!) und ist oft eine Egoismuskrankheit und wie wir eben sahen, zu einem Teil (vor allem bei Frauen) biologisch bedingt. Gegen diese Krankheit hilft fast nur Prävention. Man muss gegen sie impfen. Und geimpft werden müssen bereits die Kinder: Essen nur nach Hungergefühl, so wenig wie möglich, so viel wie nötig. Zum Genuss essen nur einmal pro Woche. Genuss und Bequemlichkeit macht sehr Viele fett! Das sehen wir auch schon bei Tieren. Wer alles bekommt, wird faul, bequem und fett. Das ist offenbar eine biologische Naturregel! Wir sind eine dicke und faule, bequeme und gefrässige Gesellschaft geworden. Sowohl Junge wie Alte müssen den Verzicht lernen, erst recht angesichts des Überflusses. Unser Körper, unser Stoffwechsel ist auf Überfluss nicht eingestellt. Überfluss ist unmenschlich, wenn auch sehr menschlich.
Wie soll das gehen? Unser Hunger treibt zur Nahrungsaufnahme. Das haben Gott und/oder die Evolution und/oder das allgemeine Sein so gewollt und eingerichtet. Und in der langen Zeit der spartanischen Versorgung des Menschen mit Nahrung wurde das eine sehr eingefleischte Handlungsweise, möglichst schnell, möglichst viel. Wenn Du Nahrung bekommst, dann musst du essen. Was Du im Bauch hast, das kann Dir niemand mehr nehmen. Heute aber bekommen wir regelmässig Essen und am Ende fragt Mutter auch noch: Bist Du richtig satt? Iss Dich satt, es gibt nicht so schnell wieder etwas. Und andere Sprüche. Kinder werden regelrecht zum Essen angehalten, obwohl wir wahrscheinlich besser täten, ihnen das viele Essen frühzeitig abzugewöhnen. Gewiss, in jungen Jahren müssen und dürfen sie noch wachsen. Sie treiben Sport und rennen viel draussen herum, wenn sie es denn noch tun und wenn sie nicht nur vor dem elektronischen Langeweilevertreiber oder über der "Wissensaufnahme" sitzen. Sie verbrauchen glücklicherweise noch Kalorien und daher bleiben sie schlank, viele Kinder aber zunehmend auch schon nicht mehr.
Wer immer ein gutes Gefühl im Bauch haben muss, muss fast zwangsläufig fett werden. Die Evolution hatte ein immer gutes Bauchgefühl offenbar gar nicht im Plan, unseren Wohlstand offenbar erst recht nicht? Im natürlichen Gleichgewicht von Fressen und gefressen Werden wird nicht viel Gelegenheit für ein gutes Bauchgefühl gewesen sein, wenn, dann nur kurzfristig. Der Grundmodus war Hunger. Ein Sättigungsgefühl war angesichts des Mangels eher nachrangig. Das ist heute anders. Dafür brauchen wir eine genetische Veränderung von uns selbst, denn wir beherrschen uns nicht selbst. Gentherapie?
Vielleicht ist Schlafapnoe (Atempausen nachts im Schlaf, die zu Müdigkeit am Tag führen) ja ein normaler evolutionärer Schutzmechanismus, so dass einzelne Individuen sich nicht zu voll fressen? Die Evolution gibt im Zweifel das Individuum preis. Es spricht viel dafür, dass wir Menschen den Kampf gegen die Evolution verlieren werden. Wir haben nur die Front verschoben.
Früher galt „Wenn Du kannst oder hast, dann iss so viel wie rein geht“. Heute müsste gelten „Obwohl Du hast, iss so wenig wie möglich!“ Allerdings ist unser Körper sensorisch noch immer auf die erste Situation eingestellt. Wenn man nicht zunehmen will, bleibt einem nur übrig, das mit Selbstbeherrschung und Verzicht entgegen unseren körperlichen Gefühlen, also unserer Intuition, durchzusetzen. Viel Erfolg!
Noch bis vor 70 Jahren war es etwas erstrebenswertes, regelmässig zu essen. Auch heute noch wird das von treusorgenden Ehefrauen und Müttern so gedacht und gehandhabt. Warum eigentlich? Zu Zeiten als unser Magen-Darm-Trakt und unser Stoffwechsel entstanden, war das mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit genau umgekehrt. Und es ist nicht anzunehmen, dass sich in den zurückliegenden 150 Jahren unser Bestand an Genen so geändert hat, dass jetzt plötzlich das Gegenteil richtig sein sollte. Die Millionen Jahre vorher war es andersherum.
Wir haben unsere Welt verändert, haben sie dem „Menschsein“ entfremdet, haben sie unmenschlicher gemacht, indem wir sie menschlicher und uns untertan gemacht haben. Sie verschafft uns nun viel mehr Nahrung, eher zu viel. Nun aber müssen wir uns den neuen Verhältnissen anpassen. Wir dürfen sicher sein, genetisch wird das nicht passieren. Unser Stoffwechsel wird sich in den nächsten 100000 Jahren kaum verändern.
Das Essen schmeckt. Wer selber gut kocht, ist in Gefahr. Für Andere ist es der einzige Genuss, den sie noch zu haben glauben. Wenn aber mit zunehmenden Hilfsmitteln (Auto, Lift, Waschmaschine, Staubsauger, automatischer Rasenmäher…, neuerdings sogar E-Bike, E-Trottinette etc.) und zunehmendem Alter die körperliche Bewegung immer mehr nachlässt, sinkt der Kalorienverbrauch. Es ist doch schon wirklich viel Glück und ein Kunststück, unter diesen Umständen nicht Gewicht zuzunehmen. Und da hilft auch keine Diät. Da hilft nur eine komplette Umstellung und langfristige Anpassung der Lebensweise. Der Magen muss gefüllt werden. Das Hungergefühl muss weg, sonst wird der Mensch krank und/oder missmutig oder schlimmer. Aber der Magen muss betrogen werden durch kalorienfreies Füllmaterial (Essen) und das immer wieder, jeden Tag mehrmals, für den Rest des Lebens. Die Muskeln müssen gebraucht werden. Kein Auto, kein Lift, keine Maschinen als Kräfteersatz oder -ergänzung und viel Sport, auch in höherem Alter. Hören Sie sich an, was unsere vor allem älteren Damen sagen: „Herr Doktor, ich esse doch nun so wenig, aber ich nehme kein Gramm ab.“ Recht haben sie, aber sie verbrennen auch wenig Kalorien, denn sie sitzen den ganzen Tag herum oder tun leichte Tätigkeiten, die nicht viel Energie verbrauchen. Und viele können sich kaum mehr bewegen. Sie sind schon lange in der Sackgasse und wenden geht gar nicht mehr. Es hilft nur Vorbeugung, Vorbeugung ab dem Kindesalter! Wir modernen Menschen haben unsere Lebensweise komplett verändert, haben sie unmenschlich gemacht, dem menschlichen Körper entfremdet. Wir müssen uns dem anpassen. Und dumm ist, wer es nicht und vor allem nicht rechtzeitig tut. Dieses Spannungsverhältnis müssen wir bewusst und willentlich gestalten und nicht intuitiv zur Seite schieben oder vergessen. Warum sollten wir das nicht tun? Setzen wir uns Ziele. Dazu haben wir doch unseren Verstand.
Gibt es denn nichts anderes zu geniessen als Essen und Bequemlichkeit? Geniessen Sie doch mehr ihren Mann, Ihre Frau? Nein, bieten Sie Ihrem Mann oder Ihrer Frau mehr!
Machen Sie keine Diäten oder Physiotherapie, sondern ändern Sie Ihre Weltanschauung und Lebensweise.
Wer in der Schweiz oder Deutschland an Vitaminmangel zu leiden glaubt, zeigt der nicht nur seine Dummheit? Wir haben doch auf dieser Erde mit die qualitativ beste Nahrung und im Überfluss. Was sollen dann all die anderen Milliarden Menschen unter ungünstigeren Bedingungen sagen? Wie viel Geld wird dafür völlig unnützerweise in die Apotheken, Drogerien und anderen Läden geschafft für Vitamine, Nahrungsersatzstoffe und vieles, vieles mehr? Wie viel Geld wird völlig unnütz durch Laborteste beim Hausarzt verschleudert? Aber was wäre, wenn es der Hausarzt bei Unwohlsein nicht täte? Er muss doch, oder?
Übergewicht und die Folgen sind Ausdruck von Dekadenz. Schon im 19. Jahrhundert war der König in vielen Ländern völlig dekadent, wenn er sich auf Kosten des Volkes dick und rund gefressen hatte. Heute tun wir es alle selbst und deshalb nennen wir es nicht mehr dekadent.
Unsere menschliche Dummheit kostet uns Menschen viel Geld. Medizinische Wissenschaft ist oft gar nicht Erforschung des menschlichen Seins, sondern wie kann ich all die menschlichen Fehler und Dummheiten schmerzlos und unfühlbar machen? Denn gesund fühlen wir uns, wenn wir keine negativen Gefühle aus dem Körper gesendet bekommen. Wir sollten besser nachdenken, bevor wir Medizin betreiben.
Wenn Männer dick sind, ist es in den meisten Fällen Dummheit auf irgendeine Art. Bei Frauen spielen mehr Faktoren eine Rolle, aber eigentlich ist es genauso Dummheit. Wer es sich bequem macht auf dieser Erde, wird fett, nicht ganz alle, aber sehr, sehr Viele. „Zivilisationskrankheiten“! Was ist eigentlich Zivilisation? Ist das eigene, egoistische Leben nach der Devise „Ich lebe nur einmal, also alles mitnehmen, was möglich ist“ Ausdruck von Zivilisation? Oder müssen wir nicht eigentlich das Gegenteil annehmen? „Ich lebe nur einmal, also alles mitnehmen, was möglich ist“ ist doch maximal unzivilisiert? Das sehen wir dann an den Wunden unserer Erde, an den Bedingungen, unter denen Tiere gehalten werden, an den Bedingungen, unter denen andere Menschen im Vergleich zu uns leben und an unserem eigenen Aussehen. Gut, wir müssen nicht immer in Extremen denken und reden, aber die Tendenz ist doch klar, oder?
Von älteren Menschen höre ich häufiger: „Ich kenne meinen Körper gut. Ich weiss, was meinem Körper gut tut.“ Frauen sagen das häufiger als Männer. Woran machen das diese Menschen fest? Sie fühlen in ihren Körper hinein im zeitlichen Zusammenhang mit einer Massnahme. Fühlt es sich gut an oder zumindest nicht schmerzhaft oder anderswie nachteilig, dann ist es gut. Fühlt es sich nicht gut an, ist es schlecht. Woher wissen wir, dass wir gut und schlecht für unseren Körper an unseren augenblicklichen Gefühlen festmachen können? Woher nehmen wir die Feststellung, dass unsere heutigen Gefühle ausschlaggebend für gut und schlecht für den Rest unseres Lebens sind? Weiss wirklich Jemand auf Grund seines Gefühles, was gut und was schlecht für seinen Körper ist, noch dazu womöglich nachhaltig? Ist der tägliche Genuss wirklich gut für uns?
Seien Sie dankbar für jedes Stück Fleisch, das Sie nicht essen müssen, aber wenn Sie es einmal in einem gewissen Zeitraum essen, dann machen Sie ein Fest daraus und dann geniessen Sie es so richtig.
Zellulose ist heute das wichtigste Nahrungsmittel in der reichen Welt. Es ist Betrug am Magen und vergleichsweise preiswert. Statt dessen betrügen wir unseren Magen durch einen Bypass. Der ist teuer und ungesund, weil er zu Gewichtsabnahme, aber auch zu allerlei anderen Verlust-Effekten führt. In Notzeiten wie früher, sind diese Menschen vielleicht verloren? Menschsein?
Essen ist eine Frage der Gewohnheit, des Geschmackes, des Bedarfes, des Fassungsvermögens des Magens, der Lebensweise. Wir lernen essen in unserer Kindheit. Wir gewöhnen uns die Art zu essen in der Kindheit an. Wir schauen sie von den Eltern ab, überwiegend von der Mutter. Dann aber ändert sich unser Leben. Vom jungen Sportler, vom Leben und Arbeiten auf dem Bauernhof, vom grossen Energieverbrauch wechseln wir ins Beamtendasein, ins Büro, in die sitzende und stationäre IT-Branche … Aber unsere Essensgewohnheiten passen wir den veränderten Lebensverhältnissen nicht an. Das Verhältnis von Calorienverbrauch zu -Bedarf verschiebt sich. Gewichtszunahme ist doch fast zwingend. Nur rechtzeitiges Nachdenken und Ändern könnte uns davor bewahren, so dumm zu sein und Gewicht zuzunehmen.
Schlanke Frauen ohne den Verbrauch mittels einem Dutzend Schwangerschaften in ihrem Leben müssen doch ziemlich krank sein, oder? Frauen ohne Appetit auf alles Mögliche, ohne Heisshunger auf ..., ohne maximalen Egoismus, müssen doch heute krank sein, oder? Es war doch körperliche Überlebensstrategie?
Ich mag es süss. Wir alle mögen es mehr oder weniger süss, unserem Gaumen angenehm. Manche mögen es auch lieber salzig, deftig, fettig oder noch anders. Im Prinzip ist das gleich. Genau das ist die Gefahr, in der wir uns in den letzten 500 Jahren befinden. Machen wir uns das Leben süss.
Gausskurve – Eine angemessene Menge Essen auf den Teller zu schaufeln, ist eine Kunst. Diese Kunst und Fertigkeit müssen wir lernen, meistens beigebracht bekommen. Dass es Jemand in der Kindheit nicht gelernt hat, erleben wir später, wenn sie oder er erwachsen ist.
Zivilisiert sein? Da leben wir ganz zivilisiert zuhause mit allen in Frieden und geniessen jeden Abend bei Wein und gutem Essen. Wie zivilisiert es doch bei uns zugeht! Das Ergebnis all dieser Zivilisation ist aber, dass es oft auf Kosten anderer (der Umwelt, der Produzenten, der verspeisten Tiere …) geht und dass wir zunehmend bequem, fett und selbstgefällig werden. Das ist dann eigentlich ein Zeichen für Unzivilisiertheit. Wer ganz zivilisiert Selbstbeherrschung übt, wird nicht fett. Übergewicht ist in den meisten Fällen Ausdruck von unzivilisiertem Genuss. Zu Zeiten, als man noch keinen Überfluss hatte, sah man viel zivilisierter aus als wir fetten Amerikaner und Europäer, die Selbstbeherrschung nur noch vom Hörensagen her kennen. Und wir wollen auf der Weltbühne dann andere Völker auch noch Moral lehren? Das kann doch nur schief gehen, oder?
Unser Körper hat offenbar keinen Begrenzer, wann wir die optimale Menge essen? Das müssen wir mir dem Verstand regeln, falls wir einen haben. Oder die Evolution, unsere Umwelt tut es, dann meist als Zwang, z.B. als Krankheit.
Der menschliche Körper ist gar nicht für eine Überflussgesellschaft konstruiert. Für ihn gäbe es ein theoretisches Optimum zwischen Mangel und Überfluss. Wer Hirn im Kopf hat, sucht dieses Optimum und nicht das Extrem des maximalen Überflusses.
Erst fressen wir uns Übergewicht durch Überfluss an, den wir ja selbst erarbeiten und bezahlen müssen und dann erfinden wir teure Abnehmspritzen, deren Entwicklung und Produktion wir ja auch wieder selbst bezahlen müssen, selbst wenn es über den Umweg der Krankenversicherung geht. Warum fressen wir dann nicht gleich weniger? Dann müssten wir nicht so viel, nicht doppelt arbeiten und bezahlen. Wir bräuchten womöglich gar keine Abnehmspritzen? Was würde das für Geld sparen?
In dieser Woche (Mai 2024) las ich irgendwo, dass die Entwicklung der Abnehmspritzen für die USA möglicherweise eine Steigerung des BIP von 1 % bedeuten könnte. Interessant. Wir nehmen mal die USA allein. Dort würden die Pharmafirmen die Abnehmspritzen entwickeln, was Kosten verursachen würde. Dann würden sie sie an die Patienten verkaufen. Die müssten sie entweder selbst oder über den Umweg der Versicherungen bezahlen. Die gleiche Gesellschaft, die US-amerikanische, würde die Kosten verursachen und die Kosten decken müssen durch Bezahlung. Der Umsatz würde wachsen, aber vom Umsatz lebt keine Firma. Sie lebt von den Gewinnen. Wenn Gewinn und Verlust nicht auf den Bäumen wachsen, dann sind sie paritätisch im geforderten Preis und im bezahlten Preis enthalten. Das ist für den Gewinn ein 0-Summenspiel. Mehr Arbeit hätten wir, aber mehr Gewinn doch nicht. Was würde das für unsere Wirtschaft bedeuten?
Immer wieder gibt es Studien oder Äusserungen oder Veröffentlichungen, die uns sagen, dass dies oder das gut oder schädlich sei. Wenn in sehr vielen Fällen die Dosis die Arznei, den Nutzen oder das Gift ausmacht, dann ist die Studie oder die Äusserung von vorn herein sinnlos. Schon die Methodik der Studie oder der Überlegung oder der Veröffentlichung ist falsch. Das gilt für sehr viele Studien und Medienmitteilungen oder in den sozialen Medien. Die Frage wäre eher, unter welchen Umständen ein Stoff oder Einfluss nützlich oder giftig sein könnte. Beispielsweise: Nicht Fleisch an sich ist schlecht oder gut, sondern wir müssten klären und mitteilen, für welchen Menschen in welcher Situation welches und wie viel Fleisch gut oder schlecht ist. Vielleicht gibt es auch eine Bandbreite und nicht nur eine bestimmte Menge? Natürlich kann man auch auf Fleisch ganz verzichten. Ob das für einen biologisch evolutionären Allesfresser sinnvoll ist? Da müssten wir mal uns Menschen im evolutionären Gleichgewicht der Lebewesen und im Gleichgewicht des einzelnen Lebewesen heute mit seiner Umwelt betrachten. Ob wir am Ende zu einem Ergebnis kämen, das wir nun als „objektiv“ betrachten könnten und müssten und an das sich dann alle für ihr ganzes Leben zu halten hätten? Ich fürchte, das wäre nicht mit unserem Freiheitskampf vereinbar, der uns dazu treibt, völlige Freiheit zu erreichen, damit wir tun und lassen, also auch essen, könnten, was wir wollen. Wir wollen gar nicht hören, was für uns zu essen sinnvoll ist, sondern wir wollen nur hören, dass so, wie wir essen, dass das sinnvoll und gut ist. Deshalb schreiben wir ja auch in allen möglichen Medien und raten Anderen, wie sie essen sollten und die essen einfach weiter, wie sie schon bisher gegessen haben, sinnvoll oder nicht sinnvoll, völlig egal. Vielleicht sollten wir über unser Essen schweigen, es geniessen, selbst uns die Mühe der Kommunikation und den Anderen das Aushalten unserer Kommunikation ersparen? Womöglich würden wir wieder zur Ruhe kommen? Stress teilweise adé?
Zivilisationskrankheiten sind oft keine Krankheiten, sondern Zivilisationsdummheiten: Übergewicht mit seinen vielen Folgeerkrankungen vom Altersdiabetes, der ja oft eher ein „Zuviel-Verbrauch“ oder „Zu-wenig-Produktion“ von Insulin wegen zu vielen Essens ist. Gelenkverschleiss durch erhöhten Verschleiss durch Übergewicht. Gicht ist eine Krankheit durch zu viel Essen bestimmter Lebensmittel. Sie können hier weiter denken. Sie werden noch einige finden, natürlich bei den Anderen, nicht bei sich selbst.
Zivilisationskrankheiten sind Krankheiten der Unzivilisierten, Wohlstandskrankheiten, derer, die mehr verbrauchen als für Menschen im evolutionären Gleichgewicht sinnvoll zu sein scheint. Zivilisationskrankheiten sind ja eigentlich Unzivilisationskrankheiten!
Viele Erkrankungen, psychiatrische, aber auch organische, sind eigentlich keine Krankheiten, sondern weltanschaulich wahrscheinlich unangemessener Umgang mit dem Leben, philosophische Krankheiten. Oft sind diese Krankheiten von den Eltern übernommen, nicht durch Vererbung, sondern durch „Fehlprägung“, durch Prägung in Egoismus, Neid und Stolz, heute noch mehr als früher. Meine Damen und Herren, lassen Sie uns vor dem Kinder Kriegen unsere Weltanschauung überprüfen, was und wie wir leben wollen, damit wir auch mit unseren Kindern die entsprechende Prägung leben und sie ihnen mitgeben können. Nicht unsere jugendlichen Ideale sind das Leben und auch nicht unser jugendlicher Egoismus.
Übergewicht und Unfälle sind Ausdruck unserer Fehleinschätzung der Realität, teilweise vermeidbar, teilweise nicht einmal vermeidbar, weil wir nicht eine Minute in die Zukunft schauen können, weiter sowieso nicht.
Wahrscheinlich verursachen wir mit unserer Zivilisation oder eher Unzivilisiertheit mehr und schneller neue Krankheiten, als die Medizin überhaupt mit der Erforschung und dem Finden wirksamer Therapien begegnen kann, geschweige denn heilen kann? Bezahlen wollen wir die sowieso nicht. Heilung von unseren selbstverursachten Erkrankungen muss es doch gefälligst kostenlos geben, oder? Aber wenn das Geld dafür gar nicht auf den Bäumen wächst, müssen wir es schon selbst erarbeiten.
Da ist eine Beobachtung ganz interessant: Im neuen Testament der Bibel wird von Jesus eine Geschichte berichtet, wo eine Frau zu ihm kam, die um Heilung bat. Sie hatte schon alles verfügbare Geld zu Ärzten geschafft, aber keiner hatte sie heilen können. Heute haben wir eine ausgefeilte Medizin, die eine ganze Menge kann. Wir konnten das sogar bezahlen. Inzwischen aber sind wir so krank, selbst und in Gesellschaft aller, dass wir viele Ärzte haben, die zusammen doch nicht in der Lage sind, uns, so wie wir uns das wünschen und all die Kranken in der Gesellschaft, zu heilen. Auch wir müssten all unser Geld zu den Ärzten tragen, wollen es aber nicht, weil wir ja auch noch Digitalisierung, Technisierung, Tourismus, Bequemlichkeit, Sicherheit, Recht und Ordnung und anderes mehr bezahlen müssen und wollen. Dann müssen eben die Ärzte und die in der Medizin Tätigen immer weniger verdienen, obwohl wir am Ende der Pandemie schworen, dass sie alle mehr bekommen sollen, weil sie so intensiv für die Gemeinschaft gearbeitet haben.
Wenn Milliarden einer Tierart, in unserem Falle uns Menschen, geboren wurden, werden auch Milliarden sterben. Das ist etwas ganz Natürliches auf dieser Erde und sehr notwendig, auch wenn uns das weh tut. Da nehmen weder die Evolution, noch das allgemeine Sein, noch Gott Rücksicht darauf. Das ist Ausdruck von Sein, von biologischem Sein, von Leben.
Es gibt gar keine „richtige“ Ernährung. Die Natur sieht gar kein langes Leben für uns vor. Sie hatte oft nur karge Nahrung für uns, wechselhafte, mal genug, mal zu wenig und selten auch mal zu viel. Es war einfach die Nahrung, die da war. Die Natur kennt wohl gar keine Optimierung, keine „“optimierte“ Nahrung? Es ist gar nicht sicher, ob die Natur überhaupt optimiert, wenn wir an das Schnarchen, das Vergessen, Fehler, das angemessene Mass finden und viele andere Vorgänge in unserem Leben denken, die überhaupt nicht optimal ablaufen und die wir wahrscheinlich nicht einmal optimieren können, weil wir so sind, wie wir sind. Oder sind wir mit diesen Mankos ideal? Wer will das beurteilen oder beurteilt das jemand Anderes? Jemand, den wir gar nicht kennen?
Seien Sie gewiss, auch ich muss seit vielen Jahren eine Balance zwischen Energiezufuhr und -Verbrauch, zwischen Genuss und Verzicht einhalten, sonst wäre ich schon lange eine grosse, dicke, runde Kugel mit je zwei Stummeln an der Seite und unten und einem kleinen Höcker oben. Das Problem haben wir alle. Nein, nicht alle. Wir können uns Menschen nicht alle in eine Schublade stecken. Da ist eine verbeulte Gausskurve sehr wahrscheinlich viel passender, sehr viel realitätsnäher. So zu denken fällt uns nur schwerer und da mehr Variabilität unter einer Gausskurve Platz hat, müsste auch unser Urteil viel variabler, sogar vieldeutiger sein. Da sind wir einfach schnell am Ende unserer menschlichen Fähigkeiten.
Psychologie, Burn out und ADHS (06/2024)
Gleich zu Anfang muss ich Ihnen etwas gestehen. Die Psychologie ist die Lehre von der Psyche. Wir Menschen reden seit Jahrhunderten von einer Art von oder direkt von der Psyche und seit dem grossen Seelenforscher, Herrn Siegmund Freud gibt es nun auch eine ausgefeilte und immer mehr von „Erkenntnis“ und „Wissen“ geprägte Lehre von der Psyche. Warum müsste man sonst Psychologie studieren? Ich kann Ihnen gar nicht sagen, was die „Psyche“ ist. Wenn wir also weiter nachdenken, dann über etwas, von dem zumindest ich gar nicht weiss, was es ist.
Wir werden wohl davon ausgehen müssen, dass wir sie nicht sehen und ich fürchte, auch nicht messen können. Für einen wissenschaftlichen Zugang mit sehen und messen wird es also schon schwierig. Natürlich, die Wissenschaft misst alles, auch das, was man gar nicht messen kann. Aber einen Versuch ist es wert und irgendwie müssen wir uns dem ja nähern.
Wahrscheinlich können wir aber sagen, dass die Seele zum „Leben“ gehört. Wir nehmen die Seele ja nur als irgendwie reagierend und deshalb wahrnehmbar wahr und wenn Jemand gestorben ist, merken wir nichts mehr von der Seele des Anderen. Es gibt ja auch die Vorstellung, dass dann die Seele den Körper verlassen habe. So genau wissen wir das wohl aber eher nicht, denn woran wollten wir das messen und als richtig oder falsch bestimmen? Könnte es eine leblose Seele geben? Haben Säuglinge bereits eine Seele? Entwickelt sich eine Seele während der Kindheit oder ist sie immer gleich, vom ersten bis zum letzten Lebenstag?
Natürlich hat Jede und Jeder dazu so seine Vorstellungen und da wir ja alle seit dem 3. Lebensjahr sowieso Recht haben, egal, was wir denken oder glauben, stimmen unsere Vorstellungen natürlich. Aber stimmen die denn? Woran wollten wir überprüfen, ob die stimmen? Wir müssten ja eine Art von Bauplan mit Einzeichnung der Seele von Gott und/oder dem allgemeinen Sein und/oder der Evolution haben, um das überprüfen zu können. Selbst in der Wissenschaft oder in der Religion habe ich einen dieser Baupläne bisher gar nicht gefunden.
Es ist wie mit dem Leben. Wir leben und reden jeden Tag darüber und wir sind beseelt (oder haben wir eine Seele?) und wissen gar nicht, was das ist, worüber wir reden und wie das Ding „Seele“ überhaupt funktionieren könnte. Wir wissen nicht einmal, welche „wissenschaftlichen“ oder anderen Untersuchungsmethoden angemessen zur Untersuchung wären und welche uns verlässliche Ergebnisse liefern könnten. Wir denken also mal ein bisschen über Dinge nach, die wir oder die ich so mit Psyche in Zusammenhang bringe.
Wir können in Psychiatriebüchern über Burnout lesen. Es gibt sehr detaillierte Definitionen, was Mediziner darunter verstehen. Erzählte mir eine Patientin aus einem Beruf vom Fach, dass sie darunter auf jeden Fall nicht leide. Auf all die Fallen, über die man ins Burnout geraten könne, achte sie bei sich sehr genau. Da gibt es eine durch Studien und deren Ergebnisse abgesicherte Definition. Aber wie wir schon sahen, mit Studien kann man alles belegen, ausser Objektivität. Man muss sich nur die richtigen heraussuchen. Einen Beleg dafür, dass die Definition dann auch die Realität wirklich trifft, liefern die Studien nicht. Das ist ein verbreiterter Irrtum, dass es so sei. Je materieller die Fragestellung, je weniger Leben darauf einen Einfluss hat, desto eher scheinen Studienergebnisse wirklich Abbilder der Realität werden zu können. Je mehr Leben in der Studie vorkommt, als Thema, als Objekt, als Untersuchungsmethode etc., desto grösser wird meist die Distanz zwischen Erkenntnis und Realität sein. Meine Patientin vom Fach litt an Beschwerden, die sehr gut in die Rubrik "Burn out" gepasst hätten. Aber ich kann Ihnen natürlich nicht sagen, wer von uns Beiden da mit seinen Ansichten der Realität näher war.
Emotionale Spannung kostet eine Menge körperliche und seelische Kraft, Frauen wahrscheinlich noch deutlich mehr als Männer. Man kann dann natürlich alle möglichen Vitamine, Nahrungsergänzungsmittel und sonst was nehmen, vor allem in den entwickelten Ländern. Wahrscheinlich wäre es wirksamer, Spannungen abzubauen. Aber wie soll das gelingen, wenn alle etwas anderes machen, ihren eigenen Kopf durchsetzen, wo ich als Frau doch ganz anderes und für alle nur das Gute will? Warum lassen die mich nicht machen?
Das „Ich muss besser sein“ als der Andere, ein Wettkampfleben im Sport, in der Schule, am Arbeitsplatz, im Freundeskreis, in der Politik und in der Wirtschaft, treibt uns ins Burn out. Jedes Burn out zeigt, dass wir Neuzeitmenschen die alte chinesische Lebenskunst des Ausgleichs von Yin und Yang nicht mehr kennen, geschweige denn verstehen, gelernt haben sowieso nicht.
Burn out ist oft eine Art von midlife-crisis, eine Krise, in die wir kommen, weil wir uns in unserem jugendlichen Leichtsinn, unserer Hormonaktivität und Kraft überschätzen, Frauen offenbar mehr als Männer. Trifft es nicht oft gerade die Frauen, die sich moralisch viel vorgenommen haben? Die Welt ist so böse, die Männer sowieso (was ja leider stimmt). Wer kann die Welt besser machen, kann sie retten, kann sich gut um die Kinder kümmern und kann auch noch am besten den Beruf ausfüllen und damit die Welt ein bisschen besser machen? Nur die Frauen (und mindestens zum Teil stimmt das ja auch)! Frauen live in ihrer Multitasking-Fähigkeit. Um sie selbst kümmert sich keiner, kein Mann und sie selbst nicht. Sie müssen und wollen jetzt ganz ihren Mann stehen. Warum muss eigentlich eine Frau so unbedingt ihren Mann stehen? Vielleicht wäre es gesünder, wenn eine Frau ihre Frau stünde? Was würden wir denn darunter verstehen? Müssen Frauen für ihr Selbstwertgefühl maximale Leistung zeigen oder bringen, genauso viel oder gar noch mehr als Männer? Vielleicht sind Frauen so auf Männer bezogen, dass sie selbst gar kein nach unseren Definitionen „gesundes“ Selbstwertgefühl entwickeln können? Das müssten wir Männer ihnen schenken?! Worauf begründen wir denn in diesem Fall unsere Definition von „gesund“?
Nicht Psychologen und Psychologinnen müssen Frauen beibringen, wie sie selbst auf sich achten müssen, sondern wir Männer müssen auf die Frauen und vor allem unsere Frauen achten. Das meint nicht Bevormundung, sondern Sorge tragen, Beziehung pflegen. Psychiater müssen heute ersatzweise Freund, Freundin, Eltern, Philosophen, Lehrer sein. Für das Echte gibt es aber keinen Ersatz. Psychiater gibt es heute deshalb so viele, weil wir zwar miteinander kämpfen, aber uns nicht mehr versöhnen. Rechthaber (früher nur die Männer, heute Männer und Frauen) haben ja Recht und kämpfen um ihr Recht. Da ist kein Platz für Versöhnung. Wir diskutieren und reiben uns aneinander, aber wir hören nicht aufeinander, früher nur die Männer nicht, heute beide Geschlechter nicht mehr, auch wenn die Frauen noch immer das alte Selbstverständnis haben, obwohl sie sich 180° gewendet haben. Statt dessen gehen wir lieber zu einem Dritten und petzen. Wir wundern uns, dass es immer mehr Psychiater gibt und noch mehr braucht, dass aber kaum ein Patient von seiner psychischen Störung geheilt wird. Wo soll das hinführen? Da stimmt doch etwas nicht!
Burn out ist eine evolutionär entwickelte Fehlfunktion mehr von Frauen als von Männern. Frauen sind sehr multiwahrnehmend, multirecognizingfähig, aber kaum mehr multitaskingfähig als wir Männer, nämlich nicht. In der Eigenwahrnehmung fühlen sich Frauen multitaskingfähig und so neigen sie dazu, mehr Aufgaben zu übernehmen, als sie bewältigen können. Sie sind ja wie wir Männer nur eine Person und können daher in der Regel auch nur eins zugleich und nicht mehrere Aufgaben zugleich erledigen. Diese Differenz an menschlicher Funktion ist weitgehend genetisch festgelegt und daher nicht „heilbar“. Die Evolution hat das so angelegt, aus welchen Gründen auch immer. Leider fehlt uns Menschen die Selbsterkenntnis und wir wollen sie ja auch gar nicht haben, denn wir wollen ja vieles zugleich erledigen können, damit wir bestimmen können, damit wir Einfluss haben, damit wir vielfach auch noch zugleich geniessen können.
Burn out entsteht dann, wenn wir geglaubt haben, dass wir bei mehr Arbeit oder nach mehr getaner Arbeit mehr geniessen könnten. Arbeit und geniessen stehen aber in einem Konkurrenzverhältnis zueinander. Ich kann selten zugleich arbeiten und geniessen. So gibt es meistens nur ein Oder. Da ich aber selbst nur begrenzte Zeit, Energie, Ausdauer etc. habe, gibt es durch meine Grenzen bedingt, eine Obergrenze im Nebel, die sicher manchmal noch ein bisschen verrückbar, aber kaum in grösserem Masse verschiebbar ist. Unterhalb dieses Optimums im Nebel macht der Schlaue stopp, sowohl mit arbeiten, als auch mit geniessen.
Bei Männern ist die Entwicklung eine andere als bei Frauen. Sie arbeiten einfach bis zum Umfallen, damit genug Geld hereinkommt oder damit das Geschäft gut ins Laufen kommt. Sie schaffen für eine Zukunft für die Familie oder auch nur für ihre eigene Zukunft. Da müssen wir Männer uns ändern, müssen weiblicher werden, nicht umgekehrt. Aber beide Geschlechter müssen natürlich auch wahrnehmen, dass es Genuss oder auch nur Konsum ohne entsprechende Leistung gar nicht gibt. Cleveres Aufteilen untereinander ist nicht nur sinnvoll, sondern wohl sogar Bedingung. Und im Durchschnitt gehören etwa drei Kinder in jedes Paar (auch die Paare, die nicht zusammen sind), sonst schafft sich ein Volk nachhaltig selber ab.
Bei beiden Geschlechtern hat das doch überhaupt nichts mit Krankheit zu tun, auch wenn Psychologen und andere schlaue Leute da medizinische Definitionen kreieren, noch womöglich vor allem dazu, damit die Krankenkassen auch diese Kosten noch übernehmen. Müssen wir uns denn wundern, dass die Gesundheits- oder Krankheitskosten dann so steigen? Nachdenken wäre vermutlich preiswerter?
Burnout ist keine Krankheit. Burnout ist Ausdruck von Dummheit, von Überforderung oder Falschforderung an den menschlichen Körper einschliesslich Seele und Geist. Viele Frauen sagen das ja auch hinterher und entschliessen sich, sich jetzt endlich um sich selbst zu kümmern, auf ihre Kräfte zu achten. Männer legen wieder los. Burn out ist nichts weiter, als eine Situation, die das Einschalten unseres eigenen Kopfes bräuchte. Das versuchen die Psychologen/Psychotherapeuten dann ja auch. Oder sind wir Menschen blind für das Optimum, für das, was „gut“ wäre? So landen wir auf dem absteigenden Teil der Gauss-Kurve und haben den Zenit, das Optimum, „gut“, gar nicht bemerkt?
Burn out ist weder eine psychische noch eine somatische Erkrankung, sondern eine weltanschauliche Krankheit, bei beiden Geschlechtern. Wir leben unserem Körper, unserer Seele und unserem Geist nicht angemessen. Unser Bild von der Welt und uns selbst ist nicht realistisch. Burn out kommt wie ein Unfall. In der Regel passieren Unfälle, weil wir die Realität falsch eingeschätzt haben oder einfach ignoriert haben.
Wir können nicht einmal selbst für uns selbst beurteilen, was gut ist, was für uns gut ist, was das rechte Mass ist, für unseren Körper und für unsere Seele. Nicht einmal uns selbst zu beurteilen, sind wir in der Lage, sonst käme es zu keinem Burnout, besonders bei Frauen nicht, die nicht arbeiten müssen, weil sie einen Mann haben, der genug Geld nach Hause bringt. Eltern zahlreicher Kinder zu sein, kann uns natürlich ins Burn out treiben.
Burnout entsteht unter anderem aus der Differenz zwischen dem Selbstgefühl oder der Selbsteinschätzung der Multitaskingfähigkeit (als Täuschung) und der Multirecognizingfähigkeit (als Realität). Was schlecht für uns und Andere ist, erkennen wir schnell (vor allem Frauen), aber wir (sie) können es nicht einfach für uns und die Anderen ändern. Da überschätzen wir uns und sie sich.
Das Problem des Burnout ist eben auch, dass wir nicht wissen, wann es gut ist, wann es am besten ist, wann es optimal ist. Wir merken es erst, wenn es zu spät ist. So versuchen wir, maximal zu schaffen und überfordern uns natürlich selbst und es geht gar nicht so einfach anders?
Das erleben wir einerseits allein für uns so, aber das geht uns in der Gemeinschaft, in der Familie, in der Firma, im Verein, ja sogar in der Gesellschaft nicht anders. Wie könnten wir sonst Arbeitsbedingungen schaffen oder im Arbeitsvertrag unterschreiben, die uns überfordern (unter Umständen ja auch mal unterfordern, aber da tritt dieses Problem seltener auf). Dazu später noch. Warum legen wir als Arbeitgeber Anderen solche Arbeitsverträge vor, die überfordern mit allen Folgen können?
ADHS ist eine Krankheit vor allem von Kindern, inzwischen zunehmend auch von (jungen) Erwachsenen. Sie werden eben älter. Kinder sind Menschen, die sich zunächst motorisch, dann zunehmend auch intellektuell ihre Umwelt erobern, um sie zu verstehen und sich mit ihr zu verweben. Schon mit zwei Jahren kommen die Kinder in die Trotzphase. Schon mit zwei Jahren starten sie also mit der Loslösung, mit der Ich-Werdung, mit der Persönlichkeitsbildung. Für Eltern ist dass stressig, aber seien Sie froh. Hier entwickelt sich Leben, entwickeln sich Persönlichkeiten. Eigentlich ist die Entwicklung eines Kindes eine sehr aktive Angelegenheit. Die Beschulung unserer Kinder, inzwischen ja startend im Kindergarten möglichst zweisprachig wird aber zunehmend zu einem passiven, fremdgesteuerten Vorgang. Kinder werden wie Computer mit „Wissen“ vollgestopft. Die Festplatten im Kopf werden programmiert.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Kind und einem Computer? Es geht nicht nur um Bewegungsmangel bei den immer stillsitzen müssenden Kindern, die dann danach noch entsprechend hart Sport treiben müssen, damit ein Bewegungsausgleich stattfindet. Nein, es handelt sich viel mehr um einen „Ich-Mangel“. Die Hirne der Kinder werden mit „Wissen“ programmiert, möglichst effektiv, möglichst umfassend, möglichst für spätere Karriere optimiert. Wie viel Wissen dieses „Wissen“ enthält, hatten wir schon bedacht. Damit muss man den Sinn und die Art und Weise unserer Beschulung stark hinterfragen. Anderenfalls rauben wir den Kindern ihre körperliche, seelische und geistige Ich-Werdung. Wir sind keine Computer oder Maschinen. Wir sind lebendige „Ichs“ (und interessanterweise auch „Andere“, zugleich und in gleicher Person, nur von aussen betrachtet).
Warum stöhnen Personalführungen in Betrieben heute über die fehlenden Softskills, also die fehlenden Fähigkeiten, sich mit einander abzustimmen, auf einander einzugehen, andere als Persönlichkeiten zu achten, die Teamfähigkeit? Festplattenprogrammierung ist keine Form natürlichen Lebens, ist nicht dem Menschen gemäss, nicht menschlich. Wir rauben unseren Kindern eine Menge Zukunft, weil wir sie von aussen festlegen. Künstliche Intelligenz, eingebaut in menschliche Hirne. Leben, um zu funktionieren. Ist das Leben? Ist das der Sinn unseres Lebens, unseres „Auf-dieser-Erde-Seins“, der Sinn unserer Kinder?
Die Kinder müssen doch ganz ausser sich sein, können keine innere Ruhe entwickeln, können sich gar nicht genug gegen den äusseren Druck wehren. Sollten wir nicht eher, statt ihnen Medikamente, Blocker zu geben, lieber Freiheit zur eigenen Entwicklung schenken? Das bedeutet nicht, dass wir ihnen vollständige Eigenständigkeit lassen müssen oder sollten, sondern das bedeutet, dass wir zusammen die Welt kennenlernen und erobern, Kinder vielleicht sogar eher vorneweg als hinterher? Im miteinander Leben liegt der Sinn und auch die Kindesentwicklung. Gute (Allgemein-)Bildung ist wertvoll, ist aber nicht Bedingung. Gute Allgemeinbildung ist mir mehr Wert als mein Leben oder das meiner Kinder ("Freiheit ist mir mehr Wert als mein Leben" hatten wir schon überdacht.) Tatsächlich? Stimmen wir Leben und Bildung aufeinander ab, dann beugen wir der Entwicklung zum ADHS bei unseren Kindern vor. Dann brauchen wir auch kein ADHS mit Medikamenten zu behandeln. ADHS ist überwiegend keine Krankheit, sondern eine unmenschliche Lebensweise, nicht dem menschlichen Körper gemäss. Die Menge der Menschen auf engem Raum, die Stadtumgebung (und andere Faktoren?) mag vielleicht noch etwas dazu beitragen?
Wenn Frauen nach der Balz und Kinderaufzucht depressiv werden, weil sie Sinnverlust erleben und die Kinder loslassen müssen, ist es dann sinnvoll, das als Depression, als Krankheit aufzufassen und mit Medikamenten zu behandeln? Das ist doch Leben! Ist leben Krankheit? Gehört Krankheit nicht zu einem normalen und gesunden Leben? Oder sollten wir solche Zustände gar nicht als Krankheit auffassen, sondern als Täler im Leben? Krankheiten und Depressionen zeigen den normalen Beginn des Sterbens. Sterben ist oft ein langer Vorgang mit einem jähen oder zähen Ende.
Viele Depressionen, vor allem bei Frauen, sind ja wohl eher nicht Krankheit, sondern Ausdruck von Gesundheit, von Verlust der Hoffnung und des Optimismus. Das muss ein Signal an uns Männer und uns als Allgemeinheit sein, dass wir diese Frauen in unseren Familien auffangen müssen, in unserem Clan. Sie sind überfordert oder die Kinder sind heraus oder irgend etwas anderes.
Sind viele Depressionen (ausser den bipolaren, den manisch-depressiven; das sind gewissermassen organische Psychosen) nicht zu einem grossen Teil nur nicht verarbeitete Enttäuschungen? All die anderen Depressionen sind ja womöglich nur Verletzungen durch Zerstörung unserer Selbsttäuschungen oder Ausdruck des Verarbeitungsprozesses von Enttäuschungen? Vor allem Frauen in der Loslösungsphase von den Kindern. Sie werden oder fühlen sich aufgabenlos, wertlos? Es findet ein Trennungsprozess statt. Eigentlich gehören sie nicht zum Psychiater, sondern eher zum Philosophen, zum Priester, zum Freund (zum (Ehe-)Mann?) oder der Freundin. Aber sie denken nicht nach. Sie leiden. Sie gehören eigentlich ins Leben. Beim Hausarzt bekommen sie Antidepressiva. Damit werden diese Frauen erst einmal gedanklich von der Situation gelöst. Sie bekommen etwas Distanz und Ruhe. Aber sie bezahlen das auch damit, dass sie aus dem Leben in eine Parallelwelt ausgewandert sind. Antidepressiva sind meines Erachtens völlig fehl am Platz oder nur für eine kurze Zeit. Meist werden sie aber langfristig gegeben und genommen. Die notwendige kognitive und körperliche Verarbeitung, die natürlich weh tut und Schmerzen verursacht und ihre Zeit braucht, wird einfach verdrängt. Diese Depressionen gehören zum menschlichen Leben ähnlich dem Hunger.
Trauer bei Verlust von Menschen oder Dingen und Kummer sind kein Ausdruck von Depression, sondern von Leben mit „minus“ und „plus“. Bei Trauer und Kummer durchwandern wir das Tal, das „minus“ nach dem „plus“. Frauen leiden meist häufiger und mehr darunter als Männer. Meine Damen, halten Sie das aus anstatt sich Antidepressiva oder Schlafmittel verschreiben zu lassen. Trauerarbeit ist eine aktive Arbeit, die nötig ist, zum Erreichen des nächsten Hügels nach dem Tal. Sie vermeiden damit die Gewichtszunahme unter Einnahme von Antidepressiva und das Abschalten aus dem weiblichen Geschlechtsleben. Gerade letzteres würde Ihrem Leben aber wieder mehr Abwechslung und Spannung geben? Vielleicht suchen Sie sich einen Mann (es könnte ja auch der eigene sein), der sie versteht und vielleicht lehren wir unsere kleinen, werdenden Männer in der Familie, wie aufeinander achten und sich gegenseitig zuhören und Trauer miteinander verarbeiten wollen wirklich gehen? Der Hausarzt und der Psychologe oder Psychiater sind da kaum die richtigen Ansprechpartner.
Wer früher schnell bzw. früh durch Infektionen (also Invasion anderer Lebewesen im ökologischen Gleichgewicht) aus dem Leben gerissen wurde, brauchte nicht depressiv zu werden über dem halblebenslänglichen Loslösungsprozess, dem Sterben. Mit unserer Lebensverlängerung verlängern wir vor allem unseren schmerzhaften Loslösungs- und Sterbeprozess.
Das Wichtigste im Leben lernen wir durch Enttäuschungen. Wenn wir viel nachdenken würden, dann könnten wir wohl manche Enttäuschung unnötig machen. Aber da wir mit unseren Selbsttäuschungen in die Welt ziehen und sie benutzen, treffen wir immer wieder auf Realität, die anders ist, als wir glaubten. So müssen wir uns immer wieder mit eiskalten Enttäuschungen von Menschen und Dingen herumschlagen. Seien wir dankbar für jede Enttäuschung. Sie zerstört unsere unrealistischen Ansichten und gibt Raum für die Entwicklung realistischerer Ansichten.
Selbst stellen wir uns immer im besten Licht dar und das glauben wir ja auch von uns selbst. Wenn wir nachdenken, bröckelt das Bild. Bloss nicht...
Als Menschen spielen wir Rollen in Form von bezahlten Berufen. Menschliches, lebendiges, persönliches Miteinander in Freud und in Leid gibt es wenig. Das schaffen wir ab. Statt dessen sind wir Arzt/Psychotherapeut und Patient in Rollen.
Wir erklären Mangelzustände unseres Lebens, die eigentlich aus Dummheit entstanden sind, zu Krankheiten. Das erhöht die Gesundheitskosten massiv. Unsere Gesundheitskosten sind teilweise Reparaturkosten für unsere Dummheit. Sollten wir nicht lieber zusammen nachdenken, wie wir unser Leben wieder dem Menschsein gemäss, menschlich, leben könnten? Womöglich wären wir viel gesünder und die Gesundheits- resp. Krankheitskosten würden sinken?
Patienten handeln mit mir als Arzt um ihre Medikation, dabei müssten sie mit ihrem Körper handeln oder mit sich selbst, nicht mit mir. Sie versuchen bei mir Verständnis zu wecken, warum sie das Rauchen nicht aufgeben können, warum sie nicht gerne Medikamente nehmen oder warum sie sie dauernd vergessen. Mir ist das doch egal. Die Frage ist, was Sie als Patient mit Ihrer Gesundheit selbst wollen. Wenn andere Dinge wichtiger sind als Ihre Gesundheit, wofür ich ja Verständnis habe, dann ist es für Sie so. Aber dann ist mir Ihre Gesundheit auch egal. Oft entstehen Burn outs auch, weil wir Aufgaben für Andere übernehmen, die nur diese selbst erfüllen können. Das ist schon wieder eine Fehleinschätzung, sogar auf beiden Seiten.
Vieles, was ich hier schreibe, ist in der Psychologie eigentlich schon lange bekannt. Ich bin nicht der erste, der solche Zusammenhänge, Mechanismen und Widersprüche erkennt. Es wird aber für uns selbst nur zur Realität, wenn wir diese Realitäten (oder Wahrheiten) selbst wahrnehmen und bejahen und uns zu eigen machen oder als falsch entlarven. Das kann kein Psychiater oder Psychologe für uns und auch keine Medizin. Das können nur Sie allein oder wir gemeinsam, aber dann ich nicht in irgendeiner Rolle, sondern schlicht als Mit-Mensch.
Angst ist ein schlechter Ratgeber. Woher wissen Sie das? Angst ist ja eine sinnvolle biologische Errungenschaft im täglichen Leben. Wenn Angst mich davor bewahrt, einen Versuch zu unternehmen, der mich das Leben kosten könnte, dann ist diese Angst sogar lebenswichtig. Wenn Andere mich dazu verleiten oder überreden wollen, etwas zu tun, was für mich nicht sinnvoll ist, dann bewahrt mich meine Angst vor den Folgen der Fehlbeurteilung der Anderen. Wir haben heute eine Menge sinnvoller Angst verdrängt, tun jede Menge gefährliche Sportarten, Tätigkeiten, üben Neugier und anderes. Die Folgen der Unfälle müssen dann im Krankenhaus wieder repariert und von den Krankenkassen (also eigentlich uns Prämienzahlern) bezahlt werden und wir sind nicht in der Lage, die Höhe der Prämien mit unserer Fehleinschätzung von Risiko und Angstverdrängung zu korrelieren? Jeder Unfall legt den Verdacht nahe, dass der Unfallverursacher nicht genug Angst hatte. So dumm sind wir. Aber sicher gibt es auch eine Angst, die zu viel ist. Aber wer will das beurteilen? Wenn ich nicht weiss, was ich nicht weiss und wenn ich keine Minute in die Zukunft schauen kann und daher nicht weiss, was auf mich zukommen könnte oder sogar zukommt, dann ist Angst aus Ungewissheit angemessen. Seien wir sehr vorsichtig beim Beurteilen, noch dazu, wenn es Andere betrifft, die dann womöglich die Folgen meiner Fehlbeurteilung tragen müssen.
Zivilisationskrankheiten sind oft keine Krankheiten, sondern Zivilisationsdummheiten: Burn out, ADHS, Depressionen und etliche andere mehr. Zivilisationskrankheiten sind Krankheiten der Unzivilisierten. Zivilisationskrankheiten sind eigentlich Unzivilisationskrankheiten! Meist sind die Selbstbewussten diejenigen, die den Anderen das Leben schwer machen und denen Selbstkritik fremd ist und denen sie fehlt, nicht umgekehrt.
Wir Menschen sind offenbar von der Evolution und/oder dem allgemeinen Sein und/oder Gott gar nicht für die Ewigkeit oder Unendlichkeit entwickelt worden? Unsere Krankheiten sind in erster Linie gar nicht Krankheiten im körperlichen oder psychischen Sinne, wie die Wissenschaft oder Medizin das heute verstehen, sondern eher weltanschauliche Fehlleistungen, weil unsere Selbsteinschätzung nicht realitätsnah ist und unser Bild von der Welt um uns herum wohl kaum stimmt?
Wir leben mit einer Fülle von Täuschungen und Selbsttäuschungen, z.B. der fehlenden Einsicht in unsere Grenzen, dem fehlenden Sinn für unsere Horizonte, dem unerschütterlichen Glauben, dass ich Recht habe, wo doch die Wahrscheinlichkeit weit über 50 % ist, dass ich falsch liege, der Vorstellung, dass ich weiss, obwohl ich allenfalls glauben kann, der Ansicht, seinen Körper und seine Gesundheit im Griff zu haben, obwohl es eher umgekehrt ist. … Mit jeder dieser Selbsttäuschungen belüge ich mich selbst und damit auch die Anderen. Je selbstbewusster wir werden, meist mit zunehmendem „Bildungsgrad“, desto mehr nehmen die Selbsttäuschungen zu.
Im Vergleich zu unseren Träumen und Märchenvorstellungen, leben wir Weissen zivilisiert. „Zivilisiert sein“ heisst dann, ich habe alles, was ich mir wünsche, zumindest mehr, als ich brauche, also Überfluss. Die Evolution hat über Millionen Jahre ganz anders funktioniert und unser Körper ist für ganz andere Verhältnisse konzipiert. Vielleicht funktioniert unser System ganz anders? Die früheren Verhältnisse waren die Zivilisation und wir heute sind absolut dekadent? Woran wollen wir messen und festlegen, dass unsere heutigen Ansichten die richtigen und nicht die falschen sind? Ist leben in Träumen und Theorien nicht eine Form von Dummheit? Klar, dumm ist der Andere. Meine Träume und Theorien unterscheide ich schon gar nicht mehr von der Realität.
Im Verständnis für die Psyche und psychische Erkrankungen und erst recht deren Therapie hat die medizinische Wissenschaft einfach Grenzen. Dissoziative Persönlichkeitsstörungen. Wer will sicher beurteilen, wer hier krank und wer gesund ist, oder was hier krank und was gesund ist? Wahrscheinlich liegt die Realität nicht einmal in einem der jeweils beiden Extreme, sondern im Nebel zwischen beiden? Was ist Vorurteil, was ist Urteil? Wer will das entscheiden? Uns fehlt oft der Massstab. Wir können nicht alles, auch die Wissenschaft nicht, nicht alles erklären und schon gar nicht alles ändern (behandeln oder gar heilen).
In den letzten hundertfünfzig Jahren haben zumindest die führenden Denker der weissen Rasse die Welt und unseren Planeten entgeistert. Ob sie das wirklich haben, wissen wir ja nicht. Sie haben sich ein Weltbild ohne Gott und ohne Geister entwickelt, aber wir wissen ja weder, ob es einen Gott gibt, noch dass es keinen gibt und auch mit den Geistern ist das so. Wir wissen nicht, ob es welche gibt oder nicht. Mir fällt auch keine wissenschaftliche Methode ein, mit der wir das zweifelsfrei überprüfen könnten. Genaugenommen müssen wir uns beide Weltbilder denken oder müssen es offen denken. Früher hat man so manche Erkrankung, die wir heute als psychisch oder auch neurologisch einstufen würden als Besessenheit von bösen Geistern verstanden. Wir müssten heute also sowohl das wissenschaftliche geisterlose Modell von psychischen Erkrankungen wir auch das geisterbesetzte Modell durchdenken und versuchen, eine Abwägung zu bekommen, ob eines vielleicht als realitätsnäher angesehen werden könnte als das andere. Das würde natürlich auch unsere medizinische Vorgehensweise im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen verändern und bestimmen. Reitet uns vielleicht doch ein Teufel, dass wir gar nicht dem Menschsein gemäss leben können?
Moral liegt nicht in den Genen, zumindest nicht in den männlichen. Den Frauen, falls sie solche Gene haben, kann man die Moral sogar ab- oder umerziehen, diametral.
Es gilt wohl kaum „Ich beherrsche meinen Körper“, sondern ganz überwiegend „mein Körper beherrscht mich“, wer immer auch in meinem Hirn das Sagen hat.
Wir Menschen kranken daran, dass wir ab dem 3. Lebensjahr meistens beides haben wollen, die Ware und das Geld. Da sind der Staat und die Versicherungen willkommene Helfer, denn wenn Alle zusammenlegen, dann ist alles möglich. Es stimmt nur gar nicht. Eine unserer vielen Selbsttäuschungen.
Schlaf (06/2024)
Was verstehen wir eigentlich unter Schlaf? Jede Nacht liegen wir und Sie hoffentlich in einem weichen Bett und schlafen. Aber was tun wir, wenn wir schlafen? Eigentlich ruhen wir ja. Ohne Ruhe finden wir selten Schlaf oder das Schlafdefizit muss schon erheblich angewachsen sein. Aber Ruhe ist nicht gleichbedeutend mit Schlaf. Es kann sein, dass wir lange ruhig liegen und nicht schlafen. Unter Umständen raubt uns auch die Schlaflosigkeit die Ruhe und dann wird es immer schwieriger mit dem Einschlafen. Schlaflosigkeit und Unruhe schaukeln sich gegenseitig immer weiter auf bis schliesslich doch das Schlafdefizit so gross ist, dass uns der Schlaf übermannt. Ohne Schlaf entwickeln wir ein Schlafdefizit, das sogar lebensgefährlich werden kann.
Schlaf ist sehr wahrscheinlich eine Funktion unseres Gehirns. Jedenfalls geht unser derzeitiges Verständnis davon aus. Ist das eigentlich bewiesen? Könnte es sein, dass auch noch andere Teile des Körpers relevant daran beteiligt sind? Könnte es also sein, dass das Hirn nur einen Teil der Schlaffunktion ausübt? Könnte es vielleicht sogar sein, dass es noch ganz andere äussere Einflüsse gibt, die wir nicht kennen und auf die wir vielleicht gar keinen Einfluss haben? Müssten das unbedingt materielle Einflüsse sein, so das Fehlen von Schallwellen oder könnten das sogar Einflüsse ganz anderer Art sein? Vor allem Frauen halten ihren Schlaf ja für vom Mond beeinflusst. Wir können viel über Schlaf nachdenken, Schlaf beobachten, Schlaf untersuchen. Das ist spannend. Wir können aber nicht so einfach sagen, was Schlaf ist.
Schlaf ist eine zutiefst passive Aktivität. „Kind, schlaf jetzt!“ ist doch ein Witz, oder? Schlaf ist somit nicht nur ein chemisch-physikalischer oder elektrischer Vorgang in uns, sondern auch ein Mysterium. Sie können nicht einfach mit Schlaftabletten einen normalen Schlaf erzeugen. Das sind meist niedrig dosierte Narkosetabletten, die wir da benutzen.
Schlafen ist ein passiver Vorgang. Versuchen Sie mal, aktiv zu schlafen. Sie haben ein bisschen Einfluss auf Ihren Schlaf, aber passiv und unbewusst bleibt der Vorgang trotzdem. Dazu müssen wir uns selbst loslassen, müssen uns schlafen lassen. Wahrscheinlich können das Viele gar nicht? Warum müssen wir also mit allen möglichen Mitteln aktiv versuchen, einen passiven Lebensvorgang nach unseren Wünschen zu ändern und dürfen auch noch glauben, dass wir damit Erfolg haben könnten, selbst wenn es „wissenschaftliche“ Methoden sind?
Im Schlaf verändert sich unser Bewusstsein. Es braucht schon besondere Voraussetzungen für einen Schlaf, den wir gewöhnlich für guten Schlaf halten. Wir können ihn nicht erzwingen.
Können wir „vorschlafen“, angesichts einer durchzuarbeitenden Nacht schon mal Schlaf im Voraus sammeln? Soweit ich das bei mir und Anderen erlebt habe, geht das kaum. Wenn dann noch innere Spannungen vor einer Prüfung oder ähnliche Faktoren dazu kommen, dann können wir erst recht nicht „vorschlafen“.
Natürlich haben verschiedene Kulturen unterschiedliche Vorstellungen davon, was Schlaf ist. Erst recht sagt uns die Wissenschaft etwas zu diesem Thema. Da Wissenschaft, wie wir bereits gesehen haben, eine Anwendung bestimmter Methoden zur Erkenntnisgewinnung ist, kann man auch die Frage stellen, ob Wissenschaft überhaupt mit diesen Methoden in der Lage sein kann, zu erkennen, was Schlaf ist.
Die Wissenschaft hat da gewisse Vorstellungen von dem elektrischen Ablauf, von den Phasen des Schlafes. Es hat sich eine Traumforschung entwickelt innerhalb der Schlafforschung. Die Methoden der Erkenntnisgewinnung zielen vor allem auf die chemischen und physikalischen Vorgänge im Körper beim Schlaf ab.
Im Schlaf ändert sich unser Bewusstsein. Unser Denken und Nachdenken verlaufen unbestimmt, jedenfalls kaum von uns selbst bestimmt. Wer bestimmt dann? Noch deutlicher ist das in Träumen. Wir haben kaum Einfluss auf unsere Träume. Wer dann? Wer bestimmt, warum wir was träumen? Ist das alles ein unpersönlicher Freund oder Feind Zufall oder ein persönlicher Freund oder Feind?
Sind die "Schlafstörungen" vieler alter Menschen, vor allem Frauen, nicht die kreisenden Gedanken in den Grenzen des eigenen Lebensflusses, die durch die vielen Enttäuschungen immer wieder Schmerzen verursachen? Ist lange leben für sie eher Qual? Deshalb so hoher Schlafmittelverbrauch? Dann hätte Schlaf auch etwas mit der Lebensweise, mit der Auffassung der jeweils aktiven oder betroffenen Person vom Leben zu tun. Dann kämen Einflüsse von Persönlichkeit dazu, die wir mit „wissenschaftlichen“ Mitteln vielleicht gar nicht so einfach verstehen können? Schlaf ist etwas anderes als ein parkender Mensch wie ein parkendes Auto? Auf jeden Fall bedeutet Schlaf nicht einfach Narkose, abends ins Bett gehen, einschlafen, durchschlafen, aufwachen, frisch sein. Das ist eine Wunschvorstellung heute von vor allem Frauen, die sich weitgehend mit Männern vergleichen und messen und dann natürlich auch erwarten, dass ihr Schlaf so sei, wie der von Männern.
Wir wissen ja nicht einmal, wie sich die Evolution und/oder Gott und/oder das allgemeine Sein Schlaf vorgestellt haben? Vielleicht ist ein Schlaf, so wie wir ihn uns vorstellen oder wünschen oder von ihm träumen gar nicht vorgesehen (gewesen)? Auch wenn sich die Evolution als unpersönliches Etwas vielleicht nichts gedacht hat, ist ja nicht erwiesen, dass wir Menschen überhaupt so einfach in der Lage sind, unseren als „schlecht“ empfundenen Schlaf zu verbessern, ihn gar traumhaft schön und traumhaft erholsam zu machen, wie unsere Frauen das träumen. Es spricht ja viel dafür, dass unser Sein in unserem Körper, so wie wir sind, uns Grenzen der Veränderungsfähigkeit setzt, die wir gar nicht überschreiten können. Einfach zu glauben, Schlaf sei normal so, wie wir uns ihn wünschen und wir könnten dann den Schlaf auch einfach so machen, dass er funktioniert wie wir uns das wünschen, ist doch ziemlich einfältig, ja dumm, oder? Womöglich ist das ein Eigentor der Frauen, der Feministinnen?
Ist menschliche Lebensweise nur Energieverbrauch und im Schlaf erholen sich bestimmte Bereiche des Körpers wieder und stellen wieder Energie für einen neuen Tag bereit? Oder passiert da möglicherweise mehr oder auch weniger? Woher wollen wir sagen, dass, wenn uns die Untersuchungsmethoden fehlen, in diesem Bereich nichts ist, nichts zu erforschen wäre, leider aber hinter unserem Forscherhorizont?
Schlaf verstehen wir irrigerweise als idealen, bewusstlosen, krafteinflössenden, muntermachenden Zustand unseres Seins von ungefähr 8 Stunden pro Nacht. Ich schlafe heisst: Ich bin jetzt mal weg. Ich empfinde mich nicht. Ich bin gar nicht da. Stimmt das denn? Ist Schlaf nicht eher ein Spiegel unseres Seins? Hat Schlaf nicht eine Funktion? Wahrscheinlich sind unsere einfachen Vorstellungen von Schlaf falsch? Dem aktuellen wissenschaftlichen Stand entsprechen sie auch nicht und woran Wissenschaftlerinnen messen wollten, ob ihre Ansicht von Schlaf richtig ist, wissen die und wir doch auch nicht.
Müssen wir denn alles bestimmen, selbst wie wir schlafen? Woher wissen wir denn, was guter, was richtiger Schlaf ist? Man hat uns ein Ideal vorgesetzt oder wir haben es uns selbst zusammengebastelt. Vielleicht ist dieses Ideal gar nicht realistisch, vor allem in der zweiten Hälfte des Lebens nicht? Leben ändert sich im Laufe eines Lebens. Auch Schlaf ändert sich im Laufe eines Lebens.
Womöglich ist Schlaf auch noch von unterschiedlicher Bedeutung für Mann und Frau? Frau und Mann schlafen unterschiedlich? Aber wir orientieren uns am Mann. Schlafen ist für Frauen schlafen wie ein Mann. Wir leben als wäre der Mann der Mensch und Frau sein ist … Ja, was ist Frausein eigentlich? War sie nicht eigentlich die Lebensform des Menschseins? Was würde das bedeuten für den Schlaf von Frau und Mann?
Wie viel wird allein die Erfindung des elektrischen Stromes uns Menschen verändert haben? Etwa 1,5 Std. weniger Schlaf pro Tag. Was wäre, wenn unsere so häufige Müdigkeit nur von der verkürzten Nacht durch das Vorhandensein und dann natürlich auch Gebrauch des elektrischen Lichts kommt?
Vor der Erfindung des Gebrauches des elektrischen Stromes dauerte eine Nacht vom abendlichen Dunkelwerden bis zum morgendlichen Hellwerden. In den äquatornahen Gegenden waren das näherungsweise 12 Stunden. Selbst Sklaven konnten nachts kaum arbeiten, sondern mussten ruhen und schlafen, denn ohne Licht sind sehr viele Tätigkeiten gar nicht ausführbar. Wir schalten das Licht an und schon können wir weiter arbeiten, schlimmer als die Sklaven. In den polnäheren Gegenden und damit in den Gegenden mit lebensfeindlichen Temperaturen im Winter dauerten die Nächte im Winter länger und im Sommer kürzer. Die Menschen mussten sich dem anpassen und mussten ihre Tätigkeit planen und auf die entsprechenden Jahreszeiten angemessen verteilen. Eine Änderung unserer Lebensgewohnheiten entsprechend unseren Wünschen hat eben nicht nur gewünschte Auswirkungen, sondern auch unerwünschte, z.B. Übermüdung und Überforderung. Wir Menschen sind eben dumm, wenn wir glauben, unsere Aktivitäten hätten nur unsere gewünschten Effekte und die anderen Auswirkungen erklären wir einfach zu Krankheiten und glauben, die dann chemisch oder durch andere Tricks wegmachen zu können. Unser Sein, so wie wir Menschen als Menschen sind, bedingt wahrscheinlich Möglichkeiten und Grenzen, also Unmöglichkeiten. Wer clever ist, erkennt, was wir sinnvoll ändern können und was nicht. Einfach drauf los? Ja, wie die Drei-Jährigen, nur eben älter.
Der bekannte Forschungsreisende Alexander von Humboldt auf seiner langen Reise durch Süd- und Nordamerika um 1800 langweilte sich abends und nachts, weil er kein Licht hatte und deshalb nicht arbeiten konnte. Er musste sich gezwungenermassen nachts erholen. Darüber ärgerte er sich sehr. Heute haben wir Licht und leiden an Überbeanspruchung. Er war allerdings auch reich und hatte das Arbeiten nicht nötig. Wir sind nicht reich und müssen daher erarbeiten, was wir uns leisten wollen.
Schlaf ist eine phasenhafte Angelegenheit. Nicht, ich lege mich abends ins Bett, bin dann wie tot und morgens stehe ich auf, entweder vom Wecker geweckt oder weil ich ausgeschlafen habe. Schlaf geschieht in Phasen, in tieferen und flacheren Schlafphasen. Wachzeiten gehören auch dazu, vermutlich bei Frauen mehr als bei Männern. Vielleicht wurden Frauen früher zur Aufzucht der Jungen auch nachts gebraucht? Sie mussten Sorge tragen auch nachts, sonst wäre mit der Familie, dem Clan schnell Schluss gewesen? Wir Menschen glauben, dass in Zukunft die Welt und auch unser Körper sich nur nach unseren Wunschträumen richten.
Führen Schlafmittel, wenn sie eher unterdosierten Narkosemitteln gleichen und über Nacht dazu führen, dass wir „wie tot“ schlafen, denn zu einem physiologischen, einem normalen, einem angemessenen und erholsamen Schlaf? Tagsüber ist die Wirkung gar nicht richtig weg und wir sind schon wieder müde, nicht des Schlafmangels wegen, sondern der Restwirkung des Schlafmittels vom Vorabend wegen.
Wer in einem Umfeld der dauernden Leistungskonkurrenz lebt, der kann nicht mehr genug, kann nicht erholsamen Schlaf haben. Das geht gar nicht. Warum müssen wir in einer Art und Weise leben, die normalen (was auch immer das heissen mag) Schlaf unmöglich macht? Das hat doch nichts mit Krankheit zu tun und verlangt daher auch nicht nach einem Medikament. Das hat doch mit Dummheit zu tun, mit fehlendem Nachdenken und fehlender Selbstbeherrschung, wahrscheinlich eher unangemessener Lebensanschauung und -weise, oder? Ist Schlaf nur dann Schlaf, wenn er erholsam ist? Können wir Schlaf nur als Zweck denken oder könnte er auch zum Sein gehören? Ich schlafe, nicht, weil ich morgen ausgeschlafen und funktionsfähig sein muss, nein, sondern weil jetzt die Nacht hereinbricht und mein Leben eine Nacht durchlebt. Wenn ich in dieser Nacht zeitweise nicht schlafe, dann könnte das auch Geschenk sein, geschenkte Zeit zum Lesen, zum Musikhören, zum Nachdenken, zum Langweilen (auch Langeweile ist sinnvoll im Leben, ist eben eine Ruhephase).
Nachdenken und Träumen (vielleicht sogar schlafen) sind vielleicht verschiedene Prozesse und Zustände, die gar nicht nur immanent ablaufen oder bestehen, sondern die möglicherweise auch in die Transzendenz hineinreichen oder die Transzendenz reicht in uns herein? Die Wissenschaft hat sich das immanente Messen und Katalogisieren, das Bilder machen und das Berechnen als Methoden des Erkenntnisgewinnes ausgewählt und hält diese Begrenzung auch gnadenlos ein. Wenn Menschsein mehr bedeutet, als nur das Pendent zum Autosein, dann hat die Wissenschaft gar keine Chance, uns als Menschen wirklich ganzheitlich (was immer das bedeuten mag, denn das können wir ja gar nicht erkennen) zu erfassen. Wie könnten wir es dann?
Schlaf können wir verkürzen, z.B. mit dem Wecker. Das haben wir schon ausgiebig getan. Sinnvoll und „gesund“ ist das aber nur in Grenzen. Da gibt es ganz klar ein „zuviel“. Schlaf verlängern können wir bis zum Ausschlafen, mehr kaum.
Den eigenen Schlaf selbst beurteilen? Meine Frau und ich haben uns oft nachts gegenseitig beobachtet. Meine Frau schlief natürlich „schlecht“. Die eigene Beurteilung und die Fremdbeurteilung sind doch oft erstaunlich unterschiedlich. Wenn Sie nachts aufstehen und essen oder lesen oder stricken, dann werden Sie sicher wach sein, es sei denn Sie schlafwandeln. Aber im Bett liegend, dunkel und still im Schlafzimmer, ist die Beurteilung schwer. Und wenn die Urteile unterschiedlich sind, wer hätte dann Recht? Woran wollten wir das messen? Natürlich glaubt Jede von uns, dass sie Recht hat, schon seit dem 3. Lebensjahr, ganz egal, was überhaupt richtig sein könnte. Wo endet der Wachzustand oder wo beginnt oder endet der Halbschlaf und wo dann erst der Tiefschlaf? Grenzen im Nebel, weder mess- noch sicher bestimmbar, auch für Wissenschaftler nicht. Die definieren einfach Grenzen und erklären die dann für absolut, für richtig, für gültig. Schöne Rechthaberinnen und Rechthaber, oder?
Manchmal werden ja auch Schlaf und Tod miteinander in Zusammenhang gebracht. Aber da dürfen wir wohl sagen, dass doch eine ziemlich deutliche, wenn auch nicht immer bestimmbare, Trennlinie vorliegt, nämlich leben oder nicht leben. Ein Toter schläft eben nicht. Er lebt nicht mehr. Ich habe bisher keine Hinweise dafür gefunden, dass Tote schlafen könnten oder müssten. Aber wer weiss? Alles nach dem Tod ist jenseits meines Horizonts.
Wenn Sie schlecht schlafen können, dann entspannen Sie sich. Sie müssen nichts mehr erreichen, oder doch? Wir Menschen haben sowieso viel zu viel erreicht. Sowohl unser Erfolg wie unser Misserfolg ruinieren unsere Menschheit und Umwelt. Im Gleichgewicht der Lebewesen auf der Erde wird die Menschheit mit hoher Wahrscheinlichkeit eine selbstbegrenzende Veranstaltung sein. Wir werden sterben, nicht nur Jede und Jeder für sich, sondern auch Alle zusammen. Schauen wir dem Tod mutig ins Gesicht. Es gibt da ein Angebot eines Gottes, der am Kreuz zum Ausdruck brachte, dass er einen Ausweg anbietet. Er entbehrt nicht einmal einer gewissen Logik, falls meine menschliche Logik überhaupt dazu in der Lage ist, so etwas zu erfassen. Verstehen kann ich den Vorgang trotzdem nicht. Muss ich das? Wenn er das versteht, reicht das vielleicht? Welche andere Möglichkeit hätte ich, die besser wäre, die aussichtsreicher wäre? Warum das Angebot nicht annehmen? Andere Angebote glauben wir doch auch schnell, voreilig und unbedacht und ohne die Kosten und Folgen zu kennen. Dumm sind wir doch sowieso. Überprüfen können wir es nicht, nur glauben. Tun wir es, aber zweifeln wir doch möglichst lange und intensiv an Allem drum herum. Nur wer viel zweifelt, kann seines Glaubens sicherer werden. Tun Sie es und schlafen sie gut.
Menschsein und Leistung, Sport und Arbeitswelt (06/2024)
Sport! Die Leistung des Menschen ist wohl doch nicht linear steigerbar? Immer schneller, immer höher, immer besser hat bei endlichen Reserven von uns Menschen eine Grenze. Am Anfang machen die Steigerungsraten richtig Spass. Gegen Ende sind die Steigerungsraten und die Differenzen so gering, dass sie Sportlern eigentlich nur noch Depressionen, Überforderungen und Misserfolge bringen können. Vorübergehender Ausweg? Doping! Ist doch klar, oder? Egal, ob aus eigenem Antrieb oder von Anderen erzwungen. Mit aussergewöhnlichen oder unerlaubten Mitteln noch etwas mehr leisten als die Anderen. Gewinnen eben. Wenn ich Gefahr laufe, schlechter zu sein als die Anderen, dann ist doch jedes Mittel recht. Da hindern mich als Mann doch keine Gesetze dran, zu tun und zu lassen, was ich will. Das ist doch meine Freiheit. Da kann mir doch keiner Vorschriften machen. Aber warum wählen wir Demokraten dann gesetzgebende Versammlungen, die doch unsere Freiheit im Akkord mit Gesetzen einengen? Frauen inzwischen ebenso.
Geringe Mehrleistung ist nur noch mit grossem Aufwand zu erreichen. Viele Sportler, und ihre Anzahl wird immer grösser, können diese Leistungen nicht mehr bringen und müssen verlieren und verzweifeln. Und Siege werden nur noch mit Millisekunden erreicht. Die Fehlertoleranz der Messung ist grösser als die Differenz zum Sieg? Vergessen wir den Menschen in den Sportlern nicht. Wir kennen den Spruch „Sport ist Mord“. Müsste es nicht auch heissen „Heutiger Leistungssport ist Selbstmord, weil es nichts mehr zu gewinnen gibt?“ Fehlt uns der Verstand oder die Wahrnehmung, das selbst zu erkennen und zu verstehen?
Warum steigen heute noch Leute auf den Mount Everest? Es waren nun schon so viele oben. Ob man nun der Tausendste oder Tausendundelfte ist. Welchen Sinn hat das noch? Schütten Sie einen 9000er auf und besteigen dann auch noch den. Dann haben Sie wieder einen Rekord. Aber der Mt. Everest? Der ist doch längst Geschichte.
Wir überfordern uns gegenseitig im Wettlauf immer mehr, aber Schuld ist der Andere. Warum hören wir nicht selbst auf, uns selbst und die Anderen zu überfordern?
Erfolgreiche Sportler sind ja heute meistens nicht die, die die grössten Leistungen vollbringen, sondern die, die die besten technischen Hilfsmittel haben. Deshalb brauchen Sportler heute ganze Unterstützungsteams und einen Trainer und viel Geld (Sponsoren und staatliche Zuschüsse in grossen Mengen), um überhaupt in irgendeine Auswahl kommen zu können. Und Gleichheit beim Sport ist doch auch eher ein Irrtum als Realität, oder? Die, die die Natur und/oder Gott und/oder das allgemeine Sein schon von der Geburt her (also ohne eigenes Zutun, ohne eigene Leistung) durch eine günstigere Körperentwicklung und -ausstattung bevorteilt haben, die haben dann auch eine grössere Chance, zu gewinnen. Was hat das mit Gerechtigkeit zu tun? Nach vielem Nachdenken habe ich bisher keine Art und Weise gefunden, wie Gerechtigkeit von uns Menschen im Sport wirklich hergestellt werden könnte. Deshalb ist das noch heute immer ein Thema, nach bereits bald 3000 Jahren Sportveranstaltungen. Der Verlierer wird eher ungerecht behandelt worden sein, der Gewinner eher gerecht, aus eigener Sicht und umgekehrt, aus entgegengesetzter Sicht. Hat sich da in den letzten 3000 Jahren etwas geändert? Die Eingliederung von Transmenschen und anderen fiktiven Geschlechtsverständnissen wird uns das in den nächsten Jahren wieder neu vor Augen führen.
Der Geist von „Olympia“ ist längst am Ende. Die menschlichen Höchstleistungen sind längst vollbracht. Jetzt kommen nur noch die unmenschlichen Höchstleistungen. Treiben wir Sport nicht um des Gewinnes willen, sondern um des Lebens willen? Heute ist Sport vor allem Technik und Gewinnsucht, eben nicht Sport. Das Optimum liegt längst hinter uns und war vermutlich gar nicht für die Dauer, also in irgendeinem Sinne „nachhaltig“, zu erhalten?
Gilt nicht die gleiche Kurvenentwicklung für die Lebenserwartung? Die Kosten für wenige Tage Verlängerung des Lebens steigen immer mehr. Meistens sind es nicht die schönen Tage, deren Anzahl vergrössert wird, sondern die Anzahl der letzten, der Leidenstage vor dem dann doch unvermeidlichen Ende. Lebenswert? Vielleicht haben wir unsere Welt durch die vielen menschengemachten Veränderungen doch unmenschlicher gemacht, weil wir sie den menschlichen Wünschen gemässer, also menschlicher machten? Und all die Menschen, die heute ihrem Leben am Ende ein selbstbestimmtes Ende bereiten wollen (Exit), sind menschlicher, sind am Ende gefühlsbestimmter (was wir ja als typisch menschlich gefunden haben) als die Philosophen und Mediziner, die abstrakt und theoretisch festlegen wollen, was menschlich ist, und damit gefühlt völlig daneben liegen? Der Irrweg der Normen und Gesetze ... Wäre es im Sinne von Verzicht auf Nutzen von Ressourcen der Erde und Menschheit vielleicht sogar eine Option, sein Leben selbstbestimmt zu beenden, wenn die Nutzen-Kosten-Relation für Einen selbst oder sogar für die Gemeinschaft dreht? Allerdings ändern nicht wenige Menschen ihre zunächst theoretisch getroffene Ansicht resp. Entscheidung (Patientenverfügung oder andere Form des letzten Willens) später wieder, wenn es zur Umsetzung geht. Der Wille zu leben, hält viele Menschen dann doch lange noch am Leben. Der letzte Wille ist eben der letzte Wille und den kann man nicht unbedingt schon Jahre vorher festlegen, wenn man noch gar nicht in der Situation ist. Manche können das, Andere nicht. Wir wissen es nicht sicher vorher.
Interessant ist auch meine Beobachtung mit vielen Patienten in der zweiten Lebenshälfte: Wenn wir die noch von den Patienten erwartete persönliche Lebensdauer mit der in der Schweiz berechneten mittleren Lebenserwartung pro Frau und pro Mann vergleichen, dann besteht da in weit über 50 % der Patienten eine erhebliche Differenz. Die persönlich erwartete verbleibende Lebensdauer ist kürzer als die berechnete mittlere. Das bedeutet, dass viele Menschen sich auch mental und finanziell und mit dem körperlichen Training und in vielerlei anderer Hinsicht schon mit einem nahen Ende abfinden und innerlich provisorisch abschliessen, obwohl es noch gar nicht bevorsteht. Es bedarf der mentalen Leistung (entgegen der christlichen Maxime: Mensch bedenke, dass Du sterben musst!), sich darauf vorzubereiten, dass man nun auch länger leben muss, als vor hundert und mehr Jahren. Das ist nicht nur Vorteil (wie uns viele Mediziner und Medizinphilosophen erklären), sondern auch neue Bewältigungsaufgabe, um nicht zu sagen, Nachteil. Das ist auch unmenschlich. Das merken wir beispielhaft bei der Vorsorge für die Rente. Adäquate Vorsorge möchte keiner von uns betreiben, auch ich nicht. Wir müssten einen viel grösseren Anteil unserer Einnahmen jedes Jahr zurücklegen, als wir es jetzt tun. Da gibt es noch mehr Beispiele.
Die neue Lebenshälfte oder das verlängerte Leben muss von jedem hart erarbeitet werden. Dieses Leben gibt es nicht in die Wiege gelegt und geschenkt. Und sparen ist dafür offenbar gar nicht in ausreichendem Masse möglich. Sparen geht nur im begrenzten Bereich, nicht unbegrenzt. Sparen können wir nur das, was wir heute mehr erarbeiten als verbrauchen, aber wir leben ja auch in der Balance zwischen arbeiten und geniessen (heute). Damit sind die Grenzen unseres Wohlstands oder sogar Reichtums klar umrissen, wenn auch im Nebel. Die Grenze wird bei Jedem ein bisschen anders verlaufen und Jeder wird sie etwas anders ziehen, aber sie gehört zu unserem Sein als Mensch wie das Essen.
Ein grosser Teil unserer Rückenleiden ist wahrscheinlich dem aufrechten Gang des Menschen geschuldet. Diese Beschwerden werden wir mit Verlängerung des Lebens nicht verringern oder gar entfernen. Sie werden noch zunehmen. Je älter und bequemer wir werden, desto schlimmer werden sie.
Gelenke sind offenbar von der Evolution und/oder dem allgemeinen Sein und/oder Gott nur für ungefähr 50 Jahre entwickelt worden und für annähernd Normalgewicht. Alles Weitere ist der Preis für unsere Unmenschlichkeit. Die Evolution sah das entweder nicht kommen oder wollte es gar nicht anders.
Sehr verehrte Wissenschaftler, bevor Sie das Leben auf genetischem Wege verlängern, machen Sie bitte unser Körpergerüst haltbarer. Da wäre die Frage des Verschleisses, der Arthrose, der Osteopenie und Osteoporose, die Frage der Alterung der Muskeln mit abnehmender Kraft und Regeneration. Da wäre das Fassungsvermögen aller Art pro Person, nicht pro Hirnzelle. Sorgen Sie dafür, dass ich die Kapazität meiner geistigen und physischen Kräfte für mehrere Personen bekomme, denn sonst bin ich den modernen Anforderungen nicht mehr und erst Recht im Alter nicht mehr gewachsen. Verändern Sie uns Menschen genetisch so, dass wir wirklich haltbar sind, ehe wir länger leben müssen. Sind wir dann noch Menschen? Sonst geht der Schuss nach hinten los. Sonst verlängern wir vor allem unseren menschlichen Leidensweg und die Kosten für diesen Leidensweg enorm. So viel können und wollen wir gar nicht arbeiten.
Selbst bei den Haustieren und domestizierten Tieren erleben wir, dass sie im Verhältnis zu den Wildtieren wohl auch länger leben, aber immer kränker werden.
Und wie ist es mit der schulischen Leistung? Gewiss sind noch Steigerungseffekte erreichbar. Aber sind unsere Kinder denn Zuchttiere zur Steigerung der Lerneffektivität und Steigerung der Wissensaufnahme und späteren -verwertung? Werden das allseits fähige und glückliche erwachsene Menschen? Werden wir und machen wir sie nicht immer unmenschlicher? Leben wir noch menschlich mit ihnen? Ist maximale Leistung Sinn unseres menschlichen Lebens wie für manche Produzenten die maximale Fleischgewinnung der Sinn der Tierzucht ist? Könnte es sein, dass auch Tiere einen ganz anderen Sinn haben, als nur uns zur maximalen Befriedigung bestimmter Bedürfnisse zu dienen? Die einen gleich töten, die anderen maximal mästen?
Ein Musikinstrument lernen kann man nur für sich, kaum für Andere (obwohl manche Kinder auch für den Lehrer lernen, statt für sich und nicht wenige Erwachsene nehmen Medikamente gegen ihre Krankheiten genauso für den Arzt oder für das Therapieprinzip (das heute zunehmend durch ärztliche Verordnungssysteme, durch Diseasemanagementprogramme oder gleich IT-Systeme verordnet ist), statt für sich). Musiker sind heute wie Sportler. Leistung, Leistung, Leistung. Nur die wenigen Besten zählen. Alle darunter sind Verlierer nach einem langen und intensiven und teuren Einsatz, das Instrument virtuos spielen zu lernen.
Und wie ist es mit unserer eigenen Leistung im Berufsleben? Zweifellos sind weitere Steigerungsmöglichkeiten vorhanden. Und wir müssen heute jeden fördern, damit er das Beste aus sich machen kann, nein damit er und/oder sein Arbeitgeber das Beste aus sich bzw. ihm herausholen können. Werden wir so menschlicher? Vielleicht sollten wir auch mal unsere Gefühle fragen, statt nur unseren Verstand? Denken wir daran: Unsere Gefühle sind primär, der Verstand beeinflusst uns weniger. Vielleicht sollten wir über uns als Persönlichkeit nachdenken? Erschöpft sich unsere Persönlichkeit in unserer Leistungsfähigkeit, in unserer Genussfähigkeit, in unserer Verbrauchsfähigkeit? Ist es menschlichem Leben überhaupt gemäss, wenn wir im Berufsleben alles nur auf Effektivität trimmen? Je effektiver, desto besser? Je rentabler, je höher der Gewinn, desto besser? Burn out ist dann eben ein Nebeneffekt, der in Kauf genommen werden muss! Nicht drüber nachdenken. Ab in die Psychotherapie, dann in die Reha und wieder an die Arbeit. Alles hübsch nach Programm (nach Guideline oder nach Schema F) und ohne Widerrede. Wir brauchen auch nicht zu kämpfen oder gegen zu reden. Wir müssten uns nur selbst bescheiden und verzichten.
Sehr geehrte Sportlernationen, glauben Sie wirklich, dass das Leben vor allem Wettkampf ist, Wettkampf um die höchste Position in der Welt? Ist das Ihr Selbstwertgefühl? Das gilt nicht nur für den Sport selbst, sondern auch ... für fast alles im Leben.
Der Ehrgeiz, immer der Beste, der Schnellste, der Reichste, der Stärkste, auf der Karriereleiter ganz oben sein zu wollen oder zu müssen, führt zu Unmenschlichkeit gegen sich selbst und die Anderen. Wenige gewinnen, Viele verlieren.
Für mehr Geld müssen wir immer mehr leisten, aber wir sind längst an der Grenze unserer Leistungskraft. Natürlich stellen immer die Anderen zu hohe Forderungen, der Arbeitgeber oder der Kunde, aber für die Anderen sind wir die Anderen, die Fordernden. Wenn wir ein schönes Haus, alle Annehmlichkeiten, jedes Jahr Urlaubsreisen und und und haben wollen oder sogar müssen, dann müssen wir so viel leisten und uns oder Andere ausbeuten (und seien es unsere Kinder oder womöglich doch wir selbst über Staatsschulden).
Finden wir nicht eine immer grössere Spannung zwischen dem, was wir als Verbraucher an Leistung erhalten möchten, was wir dann aber als Leistungserbringer für Andere gar nicht leisten können oder wollen? Es kommt nicht einmal nur zu einer Zunahme der Ungleichheit in der Gesellschaft, also interindividuell, sondern auch intraindividuell, in Jedem von uns selbst. Mehr haben wollen? Ja! Mehr leisten wollen oder können? Nein. Dann sind wir bereits jenseits des Limits unserer Möglichkeiten. Das geht nur im Märchen. Leistung haben wollen, aber nicht oder zu wenig bezahlen wollen. Warum müssen wir immer tun, leisten, verändern, das Maximum an Bewegung und Veränderung, ja Gewinn herausholen? Warum betreiben wir sportlichen Masochismus mit Leistungsdruck, Konkurrenz, Stolz etc., bei beiden Geschlechtern und auch zwischen der Geschlechtern? Um zur Ruhe zu kommen, brauchen wir dann Rauschmittel?
Im Vergleich mit den Männern müssen Frauen meist schlechter abschneiden. Da sie heute mit den Männern mithalten müssen oder/und wollen, müssen sie leistungsmässig eigentlich immer ihre biologischen Limits überschreiten. Der so empfundene Mangel an Leistungsfähigkeit wird inzwischen als Krankheit gedeutet. Medizin wird zum Frauendoping benutzt, um männliche Leistungsfähigkeit zu erreichen, besser zu toppen oder wenigstens zu suggerieren, dass es so wäre oder zumindest sein könnte. Das kann gar nicht funktionieren. Da müssen wir nicht mehr Geld in Medizin stecken, sondern da müssen wir mehr nachdenken, meine Damen, ich bitte um Verzeihung, vor allem Sie müssten mehr nachdenken. Dann kommt noch dazu, dass Frauen biologisch Aufgaben haben, die sie schwer angemessen abgeben können. Sie sind nun mal als Frauen wertvolle Frauen. Das können staatliche Organe oder vom Staat beauftragte Institutionen nicht annähernd so gut. Es geht ja nicht um etwas beibringen. Es geht um miteinander leben und Leben gestalten.
Viele Beschwerden von Patienten, mehr den Frauen als den Männern, sind ja durch Überleistung, durch Überbeanspruchung etc. verursacht. Eigentlich ist das kein Fall für die Medizin, sondern ein Fall für die Philosophie bzw. Religion. Wir sollten nachdenken und unsere Ziele, unsere Sinngebung unserem menschlichen Sein, unserem menschlichen Vermögen anpassen, nicht umgekehrt. Jenseits unseres im Nebel liegenden Limits haben wir sowieso verloren. Wir leben nicht im Märchen.
Dann kommen Möchte-gern-Männer völlig überlastet in die Praxis und klagen und möchten bemitleidet werden. Wenn sie Termine vergessen, verpassen oder wegen der Arbeit nicht einhalten können, dann ist es doch bitte selbstverständlich, dass das einfach so hingenommen wird und als „normal“ angesehen wird. Bemitleidenswert sind sie wirklich, nur aus anderen Gründen. Der Staat soll alles mögliche für sie leisten. Die Männer sind so böse. Aber das Weibliche, die Frau in ihnen, darf nicht sein.
Warum gibt es bis auf eine Sportart (Ultramarathon) meines Wissens keine, wo man Männer und Frauen zusammen an den Start schickt? Da wird die unterschiedliche Leistung ohne Nachzudenken akzeptiert. In der Arbeitswelt ist das komplett anders. Da müssen beide gleiche Leistungen und gleiches Geld bekommen. Dann wundern wir uns über das Burn out. Wenn zwei das gleiche tun ist es noch lange nicht dasselbe. Wenn zwei das gleiche Geld bekommen, ist es noch lange nicht der gleiche Lohn. Da spielen viel mehr Faktoren eine Rolle und ich bin nicht einmal sicher, dass ich an alle denke.
Ist unsere Lebensweise, andere immer maximal zu fordern und damit auch diese Ansprüche an uns selbst stellen zu müssen (zumindest offen ersichtlich, im Verborgenen besser nicht) überhaupt Zivilisation oder nicht gerade das explizite Gegenteil von Zivilisation? Clever schon gar nicht?
Unser menschliche Körper kommt mit der rasanten durch unseren Verstand ausgelösten Entwicklung gar nicht mehr mit. Für ein Arbeitsleben in der heutigen Organisation war er von der Evolution und/oder Gott und/oder dem allgemeinen Sein gar nicht konzipiert. Arbeit volle Pulle bis zur Rente mit immer steigendem Lohn, also immer steigender Leistung und dann plötzlich nichts mehr und Rentenbezug? Das ist dem menschlichen Körper gemäss? Da habe ich wohl etwas nicht verstanden? Leistungssport? Wir müssen immer bis an die Leistungsgrenzen gehen und im roten Bereich drehen. Wenn es nicht funktioniert, muss die ach so teure Medizin her und muss es uns ermöglichen. Die Medizin muss uns ermöglichen, immer unmenschlicher zu werden. Dann muss die Politik dieses Unvermögen als Krankheit einstufen, die Medizin muss es behandeln und verbessern und wir wundern uns, dass die Kosten steigen. Wir sind selbst die Kostentreiber. Ist das nicht dumm? Immer die Leistungsfähigsten geben rücksichtslos die Norm vor, das, was normal ist. Ist das normal? Ist das menschlich? Frauen machen da ohne nachzudenken einfach mit. Meine sehr verehrten Damen, welcher Teufel treibt sie da eigentlich? Ihr Körper hat doch in der Evolution vermutlich eine ganz andere Rolle oder sogar Rollen gespielt. Dass Sie jetzt mit dem gleichen Körper einfach in jede gewünschte andere Rolle schlüpfen könnten, als eine der möglichen Rollen die männliche, ist doch wahrscheinlich eher nicht grenzenlos wahrscheinlich? Das umgekehrt zu fordern, „Männer, jetzt seid ihr bitte so sozial und friedliebend und uns dienend, wie wir Frauen es bisher Euch gegenüber waren“... Schein und Sein. Müssen wir da nicht Fragen stellen, unser Denken und Handeln in Frage stellen?
Den spielerischen Wettkampf, wie er ursprünglich mal gedacht war, bekommen wir gar nicht hin. Es wird zunehmend Ernst statt Spiel, Kampf statt Wettkampf und da braucht es Doping, viel Geld und und und. Das ist schon die letzte Strecke vor der nicht wahrnehmbaren Grenze, der Graubereich des Grenzgebietes, des Limits.
Unter dem Vorwand für Gesundheit und unser Wohlergehen per Forschung alles zu erforschen und zu unseren Gunsten zu verändern, wird uns alles mögliche Gute versprochen, aber es hält nicht, was es verspricht und bezahlen sollen wir es auch noch, sogar für Andere mit. (Veränderung von Mitochondrien und Genen, Kinder haben ohne Kinder kriegen, mehr essen und trotzdem gesund abnehmen etc.)
Unsere Arbeitsplätze werden immer spannungsgeladener. Die Ansprüche werden immer höher, aber unsere Leistungskraft, insbesondere die der Frauen, hält nicht mit, sondern lässt eher nach. Zunehmende Resilienz, also Ausdauer und Widerstandskraft ist doch eher Wunschtraum als Realität? Die Arbeitswelt wird immer unmenschlicher, immer unfairer, damit auch immer unmöglicher. Unsere Arbeitswelt geht gar nicht mehr. Aber wir Menschen organisieren sie doch selbst. Es ist doch gar kein Anderer da, der das beeinflussen könnte. Oder doch?
Heisst „leben“ „leisten“ oder wären wir auch in der Lage, das von anderer Seite zu betrachten? Wettbewerb – ist das Leben? Wettbewerb? Heisst Leben Wettbewerb? Wohin führt das? Was würde das für uns bedeuten?
Natürlich. Wenn wir in die Natur ohne Einfluss von uns Menschen schauen, dann besteht da ein Wettbewerb um jeweils sein eigenes Leben. Jeder muss seine Nische finden, erkämpfen, einrichten, verteidigen, ausfüllen, sich ihr anpassen... Nach dem Höhepunkt im Leben dauert es in den meisten Fällen nicht mehr lange und das Leben findet ein jähes Ende im Kampf ums Überleben. Den Zeitabschnitt mit nachlassenden Kräften, zunehmenden Krankheiten, Siechtum und Pflegebedarf erspart die Natur sich und den meisten Lebewesen.
Wettkämpfer im Leben üben natürlich immer auch Zwang auf Andere aus. Entweder die machen mit oder sie verlieren laufend und werden schliesslich das Schlusslicht. Wettkämpfer produzieren mit ihrem Erfolg nicht nur Gewinn und Reichtum aller Art, sondern sie verursachen an anderer Stelle auch Verlust und am Ende Armut. Könnten wir auch aus Überzeugung arm sein, aus Überzeugung Verzicht üben? Könnten wir auf den Wettkampf verzichten?
Beim Sport gibt es 1 bis 3 Gewinner, erster bis dritter Platz. Der Rest sind Verlierer. Ob die Verlierer damit beweisen, dass sie schlecht(er) sind? Vielleicht hat die Evolution fieserweise dem Gewinner einen stärkeren und dem Verlierer einen schwächeren Körper gegeben? Dann haben einige der Verlierer womöglich mehr trainiert und mehr getan mit ihrem schwächeren Körper als der Gewinner mit seinem stärkeren Körper? Deshalb ist er ein „Überflieger“, aber nicht aus eigener Leistung, sondern aus Evolutionsglück? Dann danke er der Evolution und sei nicht stolz auf seine eigene Leistung. Oder waren womöglich sogar ein Gott oder/und das allgemeine Sein beteiligt? Kann er, können wir von aussen das beurteilen? Dazu kommt noch die technische Ausrüstung des Sportlers auf Grund der Leistung Anderer. Der sportliche Peak ist längst überschritten. Die Geschichte hat die Geschichte schon geschrieben. Gleichberechtigung ist doch völlig unmöglich. Depressionen und mehr sind doch so gut wie sicher.
Jeder, der gewinnen will, verursacht Opfer, im Sport wie in der Arbeitswelt, im Spiel, erst Recht im Spiel um Geld, im Krieg, sogar in der Politik und Wirtschaft. Für Opfer aber sind dann alle Mittel recht, um den „Krieg“ eben mit angemessenen Mitteln (nach eigener Beurteilung) doch noch zum Sieg zu führen. Das ist unsere Intuition, beiderlei Geschlechts. Wer vorher genau so gehandelt hat, der werfe beim nächsten Betroffenen den ersten Stein.
Wer da also einen leistungsfähigen Körper von der Evolution geschenkt bekommen hat, der bekommt auch noch den Sieg und die Medaille. Der Verlierer hat nichts und bekommt auch nichts. „Wer da hat, dem wird gegeben und wer da nicht hat, dem wird auch noch das genommen, was er hat.“ Wo steht das noch gleich geschrieben? Ist da etwa etwas Wahres dran? Zumindest scheint es in der uns erlebbaren Realität so zuzugehen.
Die Politiker haben einen Ausweg gefunden, einen wunderbaren. Damit beim Gewähren von Rechten für die eine Seite der Gesellschaft keine Opfer an anderer Stelle entstehen, hat man das staatliche Darlehen in die Zukunft eingeführt. So kann man heute Teilen der Gesellschaft Rechte gewähren, ohne auf der anderen Seite Opfer zu produzieren, also ohne die andere Gruppe der Gesellschaft bezahlen zu lassen. „Das können unsere Kinder später spielend und leicht bezahlen!“ so war die Ansicht zu Beginn des Schuldenmachens nach dem zweiten Weltkrieg. Heute sehen wir, dass wir uns geirrt haben und dass spätestens unsere Kinder gar nicht werden bezahlen können, wenn nicht sogar wir selbst noch werden zur Kasse gebeten. Inflation ist da ein sehr wahrscheinliches Mittel. Erst suchten die Nationalbanken, eine gewisse Inflation zu erreichen, dann wurden sie ihrer nicht wieder Herr. Warten wir es ab (Heute ist 2024).
Kann man sich denn Achtung nur durch Leistung gewinnen? Was ist mit denen, die nicht genug Leistung bringen können, weil sie von der Natur und/oder Gott und/oder dem allgemeinen Sein von der Geburt an benachteiligt wurden? Und das gerade in den postchristlichen Ländern? Denken wir daran, dass Variabilität, Vielfältigkeit, Diversität nicht mit Gleichheit und Gleichberechtigung zusammen zu haben sind. Das geht vom erdlichen und menschlichen Sein her nicht. Wer verschieden ist, ist nicht gleich und umgekehrt. Allenfalls ist zwischen beiden eine Art Gleichgewicht möglich, in der Waage oder vom einen mehr und vom anderen weniger oder umgekehrt. Die Natur und/oder Gott und/oder das allgemeine Sein waren sehr klar sehr fantasievoll, hatten viele Ideen und viel Freude am Schaffen und Ausprobieren (geht uns das so anders?), liebten die Diversität. Gleichheit und Gleichberechtigung sind dann aber dumme menschliche Erfindungen, dummerweise menschliche Unmöglichkeiten. Wir wünschen und erträumen und versuchen, uns etwas zu erkämpfen, was gar nicht geht. Das ist nicht clever von uns, um nicht zu sagen, dass das dumm von uns ist. Nicht genug nachgedacht.
Ist nicht der Teufel hinter uns her: Verbessere, ändere die Welt! Damit, weil wir unsere heutigen Probleme nicht lösen können, wir uns andere machen, die wir dann auch nicht lösen können?
Vielleicht ist all unser „Gutes Tun“ ja gar nicht sinnvoll? Leben verlängern? Nun müssen wir und vor allem muss die Erde mit all den Menschen zurecht kommen. Vielleicht sind eher Loslassen und Sterben Sinn unseres Lebens?
Viele Menschen, mehr Frauen als Männer, leiden unter Chronic fatigue, einer Form von chronischem Schwächezustand. Natürlich sucht die Wissenschaft und wie bei allem, finden wird sie etwas, was wir dann als Ursache und als Definition der Erkrankung annehmen. Bisher hat die Wissenschaft eigentlich kaum etwas klar Krankhaftes an dem Zustand gefunden. Es wäre ja auch denkbar, dass es gar keine Krankheit ist, sondern nur ein chronischer Überforderungszustand im dauerhaften Wettbewerb um die höchsten Leistungen körperlicher und geistiger Art. Wer will das wissen und was würden wir als Beweis ansehen, dass es ganz eindeutig das Eine und nicht das Andere ist, wenn plötzlich Jemand käme und sagte, er habe die Ursache und den Mechanismus gefunden?
Gerade bei Chronic fatigue kämen natürlich auch Folgen chronischer Belastung an durch uns Menschen verursachte unbekannte Vergiftungszustände in Frage. Umwelteinflüsse gleich welcher Art. Nicht zuletzt stünde natürlich auch die Frage im Raum „Welche Belastbarkeit ist überhaupt „normal“, angemessen im Vergleich zu den Ressourcen und dem Bau des menschlichen Körpers“?
Natürlich haben wir auch unsere Welt, unsere Gesellschaft und unsere Umwelt zum Erhalt des schnellen guten Gefühles und der möglichst längerfristigen Sicherung unseres eigenen Lebens, letzteres aber ganz klar nachrangig, so verändert, das wir kaum noch einen muskulären Trainingszustand auf Dauer erhalten, der körperliche Leistung in erforderlichem, unregelmässigem Bedarf möglich macht.
Seien wir dankbar für jede Treppe, die wir steigen dürfen, für jeden Weg, den wir aus eigener Kraft gehen dürfen, für jede Velo- oder Fahrradfahrt mit eigener Muskelkraft. E-Kraft und andere Antriebsformen schaden Ihnen und uns massiv auf vielfältige Art und Weise.
Burn out ist die Krankheit des nicht angemessen zählen Könnens. Die Fähigkeit des Zählens kennt keine 1 und verkennt die Zahl 2. Die Zahlenreihe fängt erst bei 3 an. Das aber ist von vorne herein eine Selbstüberschätzung, eine Selbsttäuschung. Frauen sind nicht multi-tasking-fähig, sondern nur multi-recognizing-fähig. Schon das überschätzt ihre tatsächlichen Fähigkeiten oft. Männer, Frauen brauchen hier keinen Gegner, sondern einen Unterstützer. Meine sehr verehrten Damen, hier brauchen Sie Selbstbeherrschung, nicht Selbstverausgabung über das Optimum hinaus. Manche Männer würden Ihnen vielleicht sogar gerne Unterstützung schenken, aber Forderungen Ihrerseits gegenüber sind wir Männer mindestens genauso taub wie Sie umgekehrt.
Das Müdigkeitsproblem der Frauen entsteht auch als Differenz zwischen Multirecognizing und fehlendem Multitasking. Frauen sind in der Regel schnell leistungsbereit, weil sie heute glauben, dass sie es wissen, wie es geht, dass sie es können und dass sie es schaffen. Sie sind halt hoffnungslose Optimistinnen und halten diese Fehleinschätzung auch noch für etwas besonders Gutes. Dann landen sie im Burn out, in der Faetigue, in der Depression und anderem. Dazu kommt der elektrische Strom, der unsere Schlafzeit stark verkürzen half. Zu viel Kommunikation. Natürlich kommunizieren Frauen gerne, intensiv und viel. Das ist ein Glück für uns Menschen. Stellen wir uns doch einmal vor, die Frauen wären alle unnahbar Männern und anderen Frauen gegenüber, würden nur das allernötigste kommunizieren. Es gäbe fast kein Zusammenleben, kaum Zusammenarbeiten, viel weniger Träume und Wünsche (auch gute und liebevolle Wünsche). Aber Frauen können sich da gar nicht richtig selbst einschätzen. Das gute Limit im Nebel ist mit den drei Komponenten Feminismus, Informationsübertragung über mehr als nur Schallwellen und unbegrenzter Erreichbarkeit, weit überschritten. Regelmässig merken Frauen ihre Probleme erst, wenn sie da sind und die bisherige Selbsttäuschung nicht mehr vor sich selbst und den Anderen zu verbergen ist, also wenn sie an die Wand gefahren sind. Dann muss plötzlich die Medizin in jeder möglichen Form und Weise die Schäden reparieren und kann es meist gar nicht, schon gar nicht zu von uns tragbaren Preisen. Bei Männern gibt es das auch, nur anders. Da haben dann eher Andere die Folgen zu tragen und nicht sie selbst (in Kriegen, Pleiten, Pannen und vielem mehr).
Faetigue ist nicht nur ein Problem des menschlichen Körpers. Es scheint eine viel breitere Problematik, ein viel weiter verbreitetes Phänomen zu sein, vielleicht wieder so etwas, wie eine Naturregel? Es gibt so etwas bei der Anwendung von Medikamenten, zum Glück nicht bei allen, aber doch erstaunlich vielen. Die Anwendung von Medikamenten gegen Krebs (Chemotherapeutika), die Anwendung von Biologika gegen Asthma, Rheuma und viele andere Erkrankungen, die Anwendung von Antibiotika (durch Resistenzentwicklung der Bakterien), die Anwendung von Schmerzmitteln, Migränemitteln usw. Wer mehr als ein halbes Leben hinter sich hat, wird bei sich und bei Anderen auch die Love-Fatigue erlebt haben und im Wirtschafts- und Finanzwesen gibt es sogar eine Money-Fatigue. Der gleiche Geldbetrag hat längst nicht unter allen Umständen immer den gleichen Wert.
Natürlich gehen wir davon aus, dass wir uns richtig beurteilen können. Wer könnte das denn besser als wir selbst? Und Recht haben wir ja sowieso seit dem 3. Lebensjahr, ganz egal was wir glauben, glauben zu wissen oder denken. Interessanterweise gibt es wahrscheinlich ein Unterbewusstsein, eine uns unbewusste Schicht der Seele. Das meinte jeweils der grosse Psychologe, Herr Siegmund Freud. „Unbewusst“ heisst, dass diese Schicht mir nicht bewusst ist. Ich weiss nichts von ihr. Ich kann sie nicht denken und daher auch nicht beurteilen. Beurteilen kann ich nur, was ich denken kann und mir bewusst ist. Wie viel mein Unterbewusstsein und wie viel mein Bewusstsein ausmacht, kann ich auch nicht beurteilen. Deshalb gibt es ja gleich schlaue Menschen, die ein Unterbewusstsein gleich ganz bezweifeln. Es gibt keines. Da stellt sich die Frage, wer denn Recht hat, die Befürworter oder die Verneiner. Ich fürchte, eine Entscheidung über diese Frage liegt bereits hinter unserem Horizont. Denken und alle möglichen Möglichkeiten durchdenken, müssen wir diesbezüglich schon. Beides und vielleicht noch anderes wäre möglich und denkbar.
Die Regel, dass es durch Reibungsverluste und vielleicht auch noch andere Faktoren auf der Erde mehr Energie braucht, um etwas zu tun und zu haben, als am Ende Gewinn herauskommt, gilt in der Biologie, also in allen lebenden „Geschöpfen“ oder entwickelten Exemplaren offenbar genauso wie in der Physik und damit Technik. Das Minus ist grösser als das Plus, vielleicht oder hoffentlich nicht viel, aber eben doch. Das führt dann auch zu einer langfristigen und wohl doch zumindest grob voraussehbaren Zukunft. Wahrscheinlich brauchen wir dazu nicht einmal Rechenleistung, um das vorauszusehen. Da reicht selbst nachdenken schon völlig aus.
Wahrscheinlich gibt es ein Optimum an Bewegung oder Leistung für jeden Menschen, wahrscheinlich für Jeden unterschiedlich. Immer bequemer führt zu immer mehr Einrosten, zu immer weniger Training und Funktion von Muskeln und immer weniger Bewegungsfreiheit der Gelenke. Die Gelenkkapseln schrumpfen und werden immer enger, schliesslich schmerzhafter. Das Gegenteil, der Leistungssport, der Extremsport, der Spitzensport führt zu häufigeren und schwereren Verletzungen, zu körperlicher, seelischer und geistiger Überlastung. Natürlich führt dieser Sport zu einem Maximum an Muskelleistung und Training. Die Distanz zum Zuviel ist aber nur noch einen Spalt breit. Natürlich, wer es für sein Selbstwertgefühl braucht, mit Anderen nicht nur mithalten zu können, sondern sie auch noch übertrumpfen zu können, der kann nicht anders. Der muss diese Risiken und Einsätze bringen. Einzelne gewinnen, die Masse an Sportlern verliert.
Ein Optimum an Sport liegt vermutlich eher bei 75 % der Spitze. Körperliche Ausdauer im Leben. Preise sind da nicht zu gewinnen, aber eigene Lebensqualität. Einen ganzen Tross an Zuarbeitern brauchen diese Sportler nicht. Dieser Sport ist daher zu erschwinglichen Preisen und mit wenig Organisation zu haben. In den meisten Gegenden kann man diese Art von Sport im normalen Leben durchführen, ausser, wenn Sie in einer Stadt wohnen, wo die Menschen wie in Schweineställen wohnen, zwar jeder in seinem Castle, aber eben doch in dicht auf dicht gestapelten Wohnungen. Maximale Verdichtung. Da bleibt Ihnen nur das Fitness-Center mit seinen monotonen, immer gleichen Geräten und Bewegungen. Den Geist verblödet das Fitness-Center natürlich oder Sie müssen dann ein Informationsmedium mitnehmen und parallel laufen lassen. Fitness-Center sind Zeichen unserer Dekadenz.
Wahrscheinlich liegt das Optimum menschlicher Entwicklung in Bezug auf unsere Körper und unseren Geist sowie das ökologische System der Erde und die Ressourcen (nicht nur der Bodenschätze) und der Energiebilanz auf unserer Erde etwa um die Zeit der Erfindung der Dampfmaschine? Seitdem gehen wir in unsere selbst erfundene und selbst gebaute Falle. Wir können auch nicht mehr zurück. Es gibt gar kein Zurück. Wir fahren mit einem immer schneller werdenden Zug gemeinsam als Menschheit ohne Wendemöglichkeit und wohl auch ohne Bremsen, jedenfalls ohne Rückwärtsgang. (vergleichen Sie Friedrich Dürrenmatt, seine Erzählung (Der Zug) „Im Tunnel“ (nach irgendwo))
Wäre es denkbar, dass wir Neuzeitmenschen ähnlich den alten Chinesen nicht dem immerwährenden Maximum im Wettlauf nachlaufen, sondern dass wir umkehren und umdenken und das Optimum zwischen Plus und Minus, das Optimum von Körper und Geist suchen, uns am vorhandenen unserer körperlichen und geistigen und auch finanziellen Möglichkeiten orientieren und mit dem Optimum den Ausgleich suchen, uns zufrieden geben? Oder sind wir dazu verdammt, dem Maximum unserer Wünsche und Theorien bis zum bitteren Ende der Tierart Mensch zu folgen? Das wäre doch Ausdruck unserer menschlichen Qualitäten, die wir in der Selbsteinschätzung alle zu haben glauben und die uns doch so sehr fehlen. Da spielen unsere Frauen leider keine Ausnahme und da ist der Feminismus leider der Ausdruck fehlenden Menschen- und Realitätsverständnisses, leider ein Ausdruck vom Kampf um das Maximum, wo Frauen früher doch schon viel lebensnäher über hunderttausend Jahre nahe dem menschlichen Optimum gelebt haben. Sollten wir nicht eher den Frauen im Museum nacheifern, nicht als abschreckendem, sondern als nachzueiferndem Beispiel?
Ab wann wollen wir uns denn nur noch „Menschenoide“, „Menschenähnliche“ nennen? Wir sind es schon lange. Die Entwicklung vom Body-Mass-Index, die genetischen Veränderungen, Kopplungen von Menschen und Geräten in der Neurologie einschliesslich Sinnesorganen und Orthopädie, Fertilitätsmedizin, Homosexualität und Transwesen und andere. Wenn wir wie bei Frau Emilia Roig (Das Ende der Ehe) und bei Herrn Rainer Langhans (aus dem Net) nicht mehr fortpflanzungsfähig sind? Eingefrorene Embryos, damit wenigstens die Möglichkeit besteht, als reiche Karrierefrauen noch nach Toresschluss ein Kind zu bekommen? Dann sind wir doch schon gar keine Tierart „Mensch“ mehr. Wir Menschen nur noch als Idee? Interessanterweise ohne Männer im heutigen Sein, also ohne Menschenrecht für Männer. Das alles nur noch als Idee?
Was wäre, wenn unsere Entwicklung der Medizin dazu führen würde oder schon geführt hätte, dass wir uns selbst völlig überfordert hätten und wir Menschen an unseren eigenen Überforderungen und unserem eigenen Unvermögen das zu erkennen und uns zu bescheiden, zugrunde gehen würden? Wäre unsere Medizin dann „gut“ gewesen, ja wäre sie überhaupt „Medizin“ gewesen? Wäre sie dann nicht ein Eigentor von uns Menschen gewesen? Hätten wir das vorhersehen können? Hätten wir es verhindern können? Womöglich ist die heutige Medizin tatkräftig beteiligt an der Vorbereitung des Aussterbens der Menschheit?
Gendermedizin (06/2024)
Seit dem Beginn der Neuzeit erforschen wir die Welt. Spätestens seit der Erfindung der Dampfmaschine nutzen wir Erkenntnisse aus dieser Forschung, um die Welt für unseren „Wohlstand“ (mit allerlei Ich-bezogenen Bedeutungen) zu nutzen. Spätestens seit Ende des 19. Jahrhunderts gehen wir davon aus, dass wir die Welt einfach nur verändern müssten. Dann würde sie so, wie wir sie uns wünschen. Am besten ist natürlich immer, die Anderen täten die Arbeit. Deshalb stecken wir all unsere Wünsche in Gesetze, die ja vor allem für die Anderen gelten und glauben dann einfach, dass die all die gewünschten Veränderungen auch in unserem Sinne bewirken. Ziemlich einfältig von uns, oder? Aber so dumm sind wir nun mal.
Falls die Evolution halbwegs so abgelaufen ist, wie wir das am Beginn des 21. Jahrhunderts glauben, dann gibt es zwei Geschlechter, auch bei der Tierart, die wir „Mensch“ nennen. Das ist Realität seit Millionen von Jahren (was immer auch Realität ist). Zunächst sollten wir also erst einmal damit anfangen, uns Menschen als Frau und Mann zu erforschen, ehe wir schon gleich viele andere Geschlechter per Gesetz zusätzlich kreieren (die es in der Realität aber gar nicht gibt). Denken wir daran, dass Gesetze ja nur ganz überwiegend Theorie bleiben. Wir unter den Gesetzen Lebenden, müssen die dann in die Praxis umsetzen und das tun wir erstens so, wie wir das gerne hätten, also möglichst nicht gesetzestreu und zweitens staunen wir immer wieder über die fehlende Praktikabilität der Gesetze, die viele damit verbundene Bürokratie, Kosten und und und. Mehr Klarheit durch ein Gesetz ist weit verbreiteter Wunschtraum unter den Verantwortlichen. Das Gegenteil erleben wir.
Deshalb gehe ich erst einmal von den ganz leibhaft uns zu eigenen weiblichen und männlichen Körpern aus, die in zwei Geschlechtern vorhanden sind. Natürlich sind der Fantasie der Evolution und/oder des allgemeinen Seins und/oder des lebenden Gottes nach die Exemplare der beiden Geschlechter nicht alle völlig einheitlich und gleich ausgebildet. Die hatten viel Fantasie und Freude am Schaffen. Unter der verbeulten Gausskurve haben eine Menge verschiedener Exemplare beider Geschlechter Platz, so dass unsere Erfahrung von Diversität in der Ausbildung beider Geschlechter nichts besonderes ist. Wenn sowohl Krankheit wie auch Gesundheit zum Leben gehören, dann auch die Verschiedenheit von uns Menschen, selbst innerhalb beider Geschlechter.
Dass bei all dem Forschungswahn der letzten 5 Jahrhunderte ausgerechnet unsere eigene Stellung in der Natur so vernachlässigt wurde und wir uns als die Herren der Natur verstehen ohne Rücksicht auf die Regeln der Natur (wir machen lieber unsere eigenen Gesetze und dann soll die Natur so funktionieren, wie wir uns das wünschen), ist schon verwunderlich. Wir haben ungeheuren Nachholbedarf in der Erforschung der Natur und unserer selbst, wie wir sind und nicht wie wir sie und uns so wünschen. Wieso haben wir dann eigentlich an die Existenz und Geltung von Naturgesetzen geglaubt?
So wird uns die Gendermedizin in den nächsten Jahrzehnten sicher in eine spannende Epoche führen, falls es uns gelingt, in unseren Forschungen unsere Wunschvorstellungen in den Müll zu werfen und tatsächlich Geschlechter erst einmal unvoreingenommen zu erforschen, wie sie in den letzten Jahrtausenden möglicherweise tatsächlich funktioniert haben. Eigentlich sollte sich Wissenschaft ja an der Realität orientieren und bestmögliche realitätsnahe Vorstellungen entwickeln, die wir dann am ehesten als „nahe von Wissen“ bezeichnen könnten. Unsere Wunschvorstellungen vernebeln uns da nur massiv unsere wissenschaftliche Forschung. Entschuldigen Sie bitte, meine Damen, ich fürchte, bei Ihnen ist das noch ausgeprägter als bei uns Männern schon, Frauenoptimismus eben. Ich fürchte, heute betreiben wir Wissenschaft in der Regel nach unseren Wünschen, in diesem Falle, wie wir selbst uns das Sein der beiden Geschlechter so vorstellen und wünschen. Das ist keine freie Wissenschaft.
Wir gehen jetzt also mal medizinische Sachverhalte geschlechtsgetrennt an. Da müssen wir schon ganz zu Beginn feststellen, dass das bedeutet, dass beide Geschlechter zu Versuchskaninchen werden. Wenn bisher in vielen Belangen Männer als Versuchskaninchen genommen wurden (was ja wahrscheinlich gar nicht stimmt, sondern wir haben innerhalb der Studien mit beiderlei Geschlecht einfach nur nicht getrennt), dann müssen wir in Zukunft jeweils Studien für Männer auflegen, aber auch für Frauen (und ja eigentlich für Kinder getrennt nach beiden Geschlechtern auch). Das würde also die medizinische Erkenntnisarbeit mindestens verdoppeln, wenn nicht sogar vervierfachen. Das würde also auch die Anzahl der menschlichen Versuchskaninchen in den Studien mindestens verdoppeln, wenn nicht vervierfachen, ganz abgesehen von den Kosten und der Fülle an Bürokratie, die wir ja jetzt schon gar nicht tragen wollen und können. Wir werden da also hoffentlich etwas cleverere Untersuchungsmethoden entwickeln, die uns die geschlechtsgetrennte Gewinnung von Erkenntnissen erleichtert, denn sonst werden wir ja fast alle zu Versuchskaninchen. Wenn wir die Variabilität unseres Seins betrachten, sollten wir sowieso davon ausgehen, dass alles Forschen und Handeln an uns nur individuell sein kann, denn Wissenschaft kann man nur am Original betreiben, nicht am Ersatz, denn wir wissen ja nicht, wie gleich oder unterschiedlich der Ersatz im Vergleich zum Original ist. Wenn wir bisher vermeintliche Erkenntnisse einfach auf alle anwendeten und ein bisschen unseren mangelhaften Verstand walten liessen, dann war das kosten- und bürokratiesparend. Die Verdopplung bis Vervierfachung der Datenmengen würde unsere IT-Industrie und unseren Energieverbrauch nochmals kräftig anheizen (interessantes Wortspiel an dieser Stelle) und unsere eigene schon ausgelastete Hirnkapazität würde noch weiter überlastet. Die Anzahl unserer Burn out- Featigue-, Depressions-, und anderen Patienten (und damit für das Leben und Arbeiten ausfallenden Menschen) würde noch weiter zunehmen. Die Zahl unserer Arbeitskräfte ist auch nicht unendlich und wir selbst möchten eine ausgeglichene Work-Life-Balance. Das bedingt eine Grenze des Möglichen, die wir schon längst überschritten haben, wie wir in unseren Gesundheitssystemen feststellen.
Wollten unsere Wissenschaftlerinnen aus den gewonnenen Daten dann Regeln für die Behandlung von Frauen aufstellen, gar Guidelines oder sogar Gesetze, würden sie in die gleiche Falle gehen wie ihre männlichen Kollegen bereits. Die Aufstellung von Regeln für alle und womöglich sogar für alle gleich, würde personalisierte Medizin unmöglich machen, denn „personalisiert“ heisst ja gerade angemessen für diese einzelne Person, an ihr selbst erforscht und ausprobiert, eben nicht nach Schema F. Behandlung nach Regeln und personalisierte Medizin schliessen sich gegenseitig weitgehend aus. Der weibliche Wunsch nach Medizin speziell für sie als Einzelperson ist fast nicht erfüllbar.
Etwa seit Beginn des neuen Jahrtausends entdeckte die Medizin die sogenannte „Gendermedizin“. Sie meint damit Unterschiedlichkeit der beiden Geschlechter hinsichtlich des Stoffwechsels. Herzerkrankungen, Diabetes und verschiedene Stoffwechselsituationen bieten bereits bekannte Unterschiede zwischen beiden Geschlechtern. Auch die Formen von Übergewicht sind relativ geschlechtstypisch und -spezifisch.
In der Hausarztmedizin ist Gendermedizin eigentlich schon mindestens seit den 1950-iger Jahren üblich. Immer wieder klagen Patienten über allerlei Beschwerden, für die der Arzt eigentlich keine Ursache findet. Frauen sind dabei weit häufiger vertreten als Männer. Dann werden irgendwelche Vitamintherapien, Nahrungsergänzungsmittel, Strom- und Wellenbehandlungen und vieles mehr angewendet. Auch neben der Medizin hat sich eine ganze Gruppe von „Therapeuten“ etabliert, die eine Vielzahl von Anwendungen anbieten, die „guttun“. Bei vielen dieser „Therapieformen“ sind Frauen als Kunden deutlich häufiger vertreten als Männer. Die Ärzte verstehen die Probleme der Frauen nicht oder haben nicht genug Zeit für sie oder haben eben keine Lösung für deren Probleme oder vielleicht auch nur Besonderheiten? Dann kommen solche Therapien zum Einsatz. Im Grunde ist das eine bereits alte Form von Gendermedizin, sicher älter als ein paar Jahrzehnte. Das hat schon soweit geführt, dass viele Frauen von den Ärzten (überproportional oft Hausärzte, weil sie am meisten damit konfrontiert sind) gar nicht ernst genommen werden. Oft wurde mir das geklagt, fast immer von Frauen. Schnell eine Salbe, ein Mittelchen, ein Antidepressivum oder Massage oder sonst etwas und dann möglichst schnell zum nächsten Patienten. Eine Vielzahl solcher Anwendungen von Mittelchen in der Selbsttherapie oder Hausarzttherapie und Physio- und Psychotherapie werden wir im Bereich der Placebo-Therapie ansiedeln müssen und dürfen, auch wenn da irgendwelche Stofflichkeiten in den Tabletten drin sind.
Ist Frau Sein eigentlich eine Krankheit oder ist das, was Frauen erleben und an Problemen mit in die Praxis tragen, normal? Wie funktionieren eigentlich der weibliche Körper, die weibliche Seele und der weibliche Geist? Was macht sie zur Persönlichkeit? Was würden wir dann tatsächlich davon als Krankheit abtrennen und versuchen, zu ändern? Lassen Sie uns das mal ganz losgelöst betrachten von dem, was Frauen so alles an sich gerne anders hätten, vor allem aus Egoismus, Neid und/oder Angst (was wir dann mit "Gerechtigkeit" benennen)?
Wenn wir heftigen Problemen oder Widrigkeiten ausgesetzt sind, schlägt uns das nicht selten auf den Magen. Das ist ein Bauchgefühl, das relativ gleich auf beide Geschlechter verteilt ist. Vor allem bei jungen Frauen gibt es aber immer wieder Beschwerden eher im Unterbauch, die nicht selten zu einer Reihe Untersuchungen führen und schliesslich zu einer Bauchspiegelung. Gefunden wird häufig nichts besonderes. Die Ursache der Beschwerden bleibt am Ende doch unklar. Bei Männern gibt es so etwas praktisch nicht. Es ist eine Besonderheit des weiblichen Bauches oder eben der Beziehung von Frauen zu ihrem Bauch (zu ihrem Körper). Es gibt nicht nur „Schmetterlinge im Bauch“, sondern auch „Flöhe im Bauch“.
Frauen kommen mit Müdigkeit, Abgeschlagenheit, allgemeinen Schmerzen. Vielleicht sind Sie gar nicht krank? Vielleicht gehört das naturgemäss zum Frausein? Vielleicht sollten Sie in sich gehen und fragen: Lebe ich meinem Körper gemäss? Lässt mich meine Familie, mein Mann, meine Arbeit, mein Beruf, mein Selbstbild meinem Körper und meiner Beziehung zur Aussenwelt gemäss leben? Wie könnte dieses Selbstbild aussehen? Frauen denken weniger nach als Männer. Gibt es dieses Selbstbild überhaupt und wenn ja, wie sieht es aus?
Suchen Sie beim Burn out der Frau auch nach dem Mann oder dem eben nicht vorhandenen Mann, der es mit verursacht. Die Arbeit ist nur der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Deshalb stürzen sich die Medizin, die Psychologen und Psychiater, die Juristen, die Politiker, die Ideologen darauf. Die Arbeit ist nicht die Ursache des Burn out. Vielleicht sind es auch wir Männer an sich? Beim Mann wird wohl die Arbeit viel mehr Anteil als Ursache für ein Burn out haben? Aber wer weiss? Frauen bedeuten uns Männern viel, wenn unsere Sexualhormone uns steuern. Burn out ist keine Krankheit, sondern körperliche Reaktion auf unangemessene Lebensphilosophie und sehr genderspezifisch.
Familienleben bedeutet für Frauen heute sehr viel weniger Arbeit als früher. Heute langweilen sich Nur-Hausfrauen eher. Wenn Frauen früher 5 bis 15 Kinder hatten und deren Versorgung schafften, dann stimmt etwas nicht, wenn Frauen heute mit zwei Kindern und jeder Menge technischer Hilfen im Haushalt und einem Auto etc. im Burn out landen. Was hat sich geändert? Was ist passiert? Ist das Zeichen wachsender Resilienz, zunehmender Widerstandskraft bei Frauen, die heute in den Medien gerade von Frauen so propagiert wird?
Eine Frau verschenkt sich, sobald sie sich für etwas begeistert, erst recht für einen Mann. Das ist in ihr genetisch so angelegt. Damit verbraucht sie sich natürlich auch. Nun gibt es Psychologen und Therapeuten, die das naheliegende tun. Sie bringen Frauen im Burn out bei, auf sich aufzupassen, und sich nicht mehr zu verschenken. Damit werden wir Männer und unsere Gesellschaft ärmer. Besser wäre es, wir Männer würden da auf unsere oder die Frauen achten und wären Kavaliere. Dann könnten sich Frauen weiter oder wieder verschenken. Aber wie immer, Therapie ist schwierig, Vorbeugung ist wirkungsvoller. Vorbeugung braucht aber viel mehr Einsicht, Voraussicht, Unabhängigkeit von seiner Intuition, Grosszügigkeit von uns Männern. Männer, Selbstbeherrschung muss sein! Nicht, meine Freiheit über alles!
Lassen Sie uns an dieser Stelle noch ein wenig abschweifen. Wir haben festgestellt, dass unser medizinisches Denken und Handeln sehr von unserer Philosophie, von unserem Menschenbild abhängt. Auch für die Gendermedizin, für die Medizin, die sich mit den Unterschieden (und Gemeinsamkeiten) zwischen den Geschlechtern beschäftigt, gilt das. Gibt es eigentlich eine Genderpsychologie? Frauen und Männer verstehen sich immer weniger, werden sich immer fremder, immer häufiger Single oder Homo oder sogar weder noch. Offenbar stehen sich beide Geschlechter doch auch psychisch viel fremder gegenüber, als wir es wahr haben wollen? Unvoreingenommene Genderpsychologie wäre ein wichtiges Fach!
Schlussfolgern müssen wir aber und eigentlich als Grundlage sogar vorausdenken, dass es eine Gender-Philosophie gibt oder geben müsste. Gehört habe ich davon bisher nicht. Auch wenn man recherchiert, kommt nicht viel dazu heraus. Es fehlt uns bisher eine Beschäftigung mit der Frage, wie wir Frau und Mann begreifen wollen, verstehen wollen, welches Bild wir von ihnen haben. Mit dem Verändern sind wir schon weit fortgeschritten. Wir haben aber noch gar nicht hinterfragt oder gar verstanden, was denn Frau und Mann in unserer Gesellschaft wirklich ausmacht. Da haben wir riesigen Nachholbedarf. Das hätten eigentlich schon unsere Vorfahren erforschen müssen vor zweihundert Jahren. Heute müssen wir es schleunigst nachholen, denn die Frau und den Mann, wie sie Gott und/oder die Evolution und/oder das allgemeine Sein über lange, lange Zeiträume geschaffen und geprägt haben, sterben gerade aus. Es gibt nicht mehr viele als Anschauungsexemplare. Die Möchte-gern-Männer kann man dafür nicht nehmen. Und die heutigen Männer sind teilweise auch nicht mehr die Alten (oder doch?). Domestizierte Männer.
Männer sind eher Maschine als Frauen. Das gilt für Sport, für das Selbstbild, für das Verhalten, für die Pflege der Beziehung. Gendermedizin, Genderweltbild.
Auch wenn wir in die Geschichtsforschung gehen, dann ist es dürftig, was eine unvoreingenommene Gendergeschichtsforschung anbetrifft. Wir haben in den letzten 200 Jahren viele Stellungnahmen und Äusserungen zu „Frau und Mann“ in der Geschichte, aber wenn wir heute versuchen, bestimmte Vorurteile einmal als Massstab zu umgehen und dann forschen, dann stehen wir auch da sehr am Anfang. Junge Frauen und Männer, da würde es sicher spannend!
Das Verständnis, die Beziehung, die sich viele Frauen von uns Männern wünschten und bräuchten, holen sie sich von den Ärzten, vor allem von den Hausärzten. Weil die das auch nicht liefern können, geben sie Antidepressiva, Schmerzmittel, Schlafmittel etc. und das kostet viele Gesundheitsausgaben.
Oft hörte ich von Frauen: „Ich kenne doch meinen Körper. Ich weiss, was ihm gut tut!“ Tatsächlich? Sie weiss, was sich kurzfristig gut anfühlt. Aber ist automatisch das, was sich gut anfühlt, auch das, was langfristig (heute "nachhaltig") gut tut, gut ist? In vielen Gesprächen mit Frauen über den Sinn von Therapien wurde mir immer wieder klar (manchmal sogar den Frauen selbst), dass das weibliche Gefühl völlig ungeeignet ist, zu entscheiden, ob eine Therapie nur kurz oder langfristig sinnvoll ist. Ängstliche Frauen liessen sich zu präventiver Therapie überreden. Selbstbewusste Frauen, vielleicht die mit weniger Angst, setzten sich oft über alle Empfehlungen und Überlegungen hinweg und handelten nach Gefühl. Später stellte sich oft heraus, dass das zur falschen Entscheidung führte. Auch viele Frauen sahen das ein, um bei der nächsten Wiedervorstellung die gleiche Handlung wieder so gemacht zu haben, oft wieder mit dem gleichen Ergebnis.
Eine Frau lebt nach ihrem Körpergefühl. Das Gefühl entscheidet über Glück und Pech, über gut und böse, über richtig und falsch … Das Gefühl ist sehr eng mit dem Körper verbunden. „Ich kenne doch meinen Körper“ hörte ich oft von Frauen, wenn es darum ging, was wohl richtig, gut oder angemessen für ihren Körper sein könnte. Das glaube ich auch. Ich denke, gemeint war so etwas wie „Ich gehe sehr nach meinem Gefühl. Das hinterfrage ich nicht. Mein Körper und ich sind ein eingespieltes Team. Was sich so und so anfühlt, das ist so und so. Das glaube ich auch.“ Dann waren sie z.B. felsenfest davon überzeugt, dass ein neues Krankheitssymptom eine Nebenwirkung eines Medikamentes ist und waren nicht von dieser Überzeugung abzubringen. Im täglichen Leben ist das mit der Interpretation des Geschehens, z.B. „Der ist Schuld“, auch nicht anders. Die Übereinstimmung mit meinem Gefühl als Frau zeigt mir, dass ich richtig handele. Dann ist eine Situation für eine Frau intuitiv rund, widerspruchslos abgeschlossen, bewertet, stimmig. Die meisten Frauen können das auch kaum hinterfragen. Da ist der Körper nahezu absolut bestimmend, selbst in der Balz, wohl immer. Bei Männern gibt es das auch, aber deutlich geringer und in anderer Form. Männer sind unverrückbar davon überzeugt, dass sie alles schaffen, selbst das, was sie nicht schaffen. Die allmächtigen Männer, die alles im Griff haben, nur sich selbst nicht. Das Lachen der Natur über sie hören sie ja selbst nicht.
„Das tut mir (nicht) gut“. Eine intuitive Entscheidung nach ihrem Körpergefühl, nach ihrem Bauchgefühl. Früher war das möglicherweise sinnvoll. Das Gefühl ist aber eine Entscheidungsgrundlage allein für jetzt. Das Gefühl kennt keine Zukunft. Das Gefühl kennt keinen Sinn oder Unsinn, keine Selbstbeherrschung, keine Liebe ausser der Balz, der Kinderliebe und der Sympathie. Ich bin nicht einmal sicher, ob Frauen ihren Körper wirklich besser kennen. Ich denke, sie sind viel enger mit ihrem Körper verbunden und sie können sich auch viel schwerer von ihrem Körpergefühl lösen. Aber das heisst ja noch lange nicht, dass sie deshalb ihren Körper auch besser verstehen. Sie selbst sind aber felsenfest davon überzeugt. Ich habe meiner Erinnerung nach, nie etwas anderes erlebt. Es hat auch keinen Sinn, eine Diskussion anzufangen. Die endet nur in Konfrontation und Frust für eine oder beide Seiten.
Da freut sich meine Patientin, nachdem sie aus Versehen mit ihrer Rippenfell- und Lungenentzündung in meine Behandlung geriet, dass sie am 2. Tag nach der weitgehenden von unserer Therapie bewirkten Ausheilung endlich in die anthroposophische Klinik zur Behandlung stationär aufgenommen werden kann. Ich hatte sie immerhin davon überzeugen können, es nicht schon vorher zu tun. Sie war eine ganz normale Frau.
Wenn der weibliche Körper für eine zweistellige Zahl von Schwangerschaften und Geburten ausgelegt ist, dann ist auch verständlich, warum heute so viele Frauen Übergewicht haben. Dann ist auch die heutige Sorge um Vitamine, Nähr- und Zusatzstoffe und sonst etwas unverständlich vor der Tatsache, dass wir heute, noch dazu in Mitteleuropa, viel besser essen als damals und viel weniger Verbrauch haben. Das relativiert die Festlegung von Normwerten des Bedarfes in der Medizin erheblich. Frauen laufen nicht nur Männern hinterher, sondern auch Drogisten, Apothekern, Ärzten etc. und sie bemerken das gar nicht und werden es gar nicht ändern können. Vielleicht ändert sich das, wenn die Drogisten, Apotheker und Ärzte in Kürze nur noch Frauen sind? Weit mehr als die Hälfte des Weges dorthin ist ja schon geschafft.
Da will Frau Antonella Santuccione Chadha die Unterschiede zwischen Hirnen von Männern und Frauen untersuchen (lassen). Ich begrüsse das sehr, aber hat sie nachgedacht, was wohl passieren kann? Ist es nur der feminine Egoismus oder tatsächlich die Wahrheitssuche? So mancher Mann hat seine wissenschaftlichen Ergebnisse schon versteckt, statt veröffentlicht, weil sie seine Vorurteile nicht bestätigten. Einer Frau kann das natürlich nicht passieren. Sie weiss ja intuitiv, dass sie richtig handelt.
Nun könnten wir natürlich fordern: „Frauen, denkt nach, werdet unabhängig von Eurem Körper!“ Erstens stellt sich da aber die Frage, ob das überhaupt möglich ist. Wenn das nicht möglich ist, warum sollten wir es dann fordern? Es wäre unmenschlich, unweiblich. Zweitens stellt sich die Frage nach dem Sinn. Körper, Seele, Geist, Gefühl, Willen sind eine Einheit. Sich gegen die eigenen Gefühle zu stellen, würde für diese Frauen mehr innere Widersprüche bedeuten. Die vielen Äusserungen von Frauen (Bilder, Bücher, Artikel, Gestaltungen, Karriere etc.) haben ja gerade den Sinn, die innere Widersprüchlichkeit zu reduzieren. Eine sinnvolle Eingliederung dieser Tatsachen wäre wahrscheinlich, sich selbst dem Mann gegenüber eher etwas zurückzuhalten. Der weibliche Körper fördert diese Einstellung bei vielen sogar. Nur die neuzeitliche Erziehung zu Selbstbewusstsein gegenüber dem Mann, nicht mit dem Mann, hindert sie daran. Diese Erziehung haben wir selbst zu verantworten (bzw. unsere entsprechenden Vorfahren). Sie ist unser Lebensstil. Wollten Frauen und Männer wieder zusammenfinden, müssten Frauen sich selbst beherrschen, ihren Körper, ihr Wertesystem zumindest gedanklich hinterfragen, teilweise ausschalten, sich selbst zurücknehmen. Wie realistisch wäre heute solch eine Hoffnung?
Diesbezüglich gleichen sich beide Geschlechter nun deutlich mehr, als den Frauen recht sein kann, denn früher waren sie da schon deutlich weiter als heute. War das wirklich so nötig, uns Männern in die Negativspirale zu folgen?
Es gibt sogar eine Strength Fatigue, zumindest bei Frauen. Könnte es sein, dass diese Frauen gar nicht psychisch krank sind, sondern weltanschaulich krank? Sie überschätzen sich selbst und sie stehen im Wettkampf mit dem Mann, wo die Evolution und/oder das allgemeine Sein und/oder der lebende Gott vielleicht eher von Zusammenarbeit und Zusammenleben ausgingen? Frauen Power führt zu Fatigue bei Frauen und ist ein zunehmendes Problem der Frauen in der Welt der weissen Rasse. Frauen können sich noch schwerer beherrschen, weil sie sich verantwortlich fühlen für das Leben, für die Welt. Eigentlich ist das ja sehr löblich und wir müssten den Frauen als Männer sehr dankbar sein, aber wenn sich die Frauen dank ihres Optimismus' selbst überschätzen, ist es am Ende doch nicht nur für die Frauen, sondern sogar für alle ein Verlust? Frauen meinen, die Welt retten zu müssen und werden sich damit heillos übernehmen.
Ist womöglich die massive Müdigkeits- und Fatigue-Problematik bei Frauen sehr viel mehr als bei Männern Ausdruck unserer permanenten Selbstüberforderung, unserer unangepassten, vor allem weiblichen oder Möchte-gern-männlichen Lebensweise? Nicht eine wie ein Mann lebende und arbeitende Frau können wir als Mensch ernst nehmen, sondern eine als Frau lebende Frau.
Nicht immer werden wir diese Interpretation von weiblichem Leben als richtig annehmen dürfen. Es wird sicher Ausnahmen geben oder es wird die verbeulte Gauss-Kurve gelten. Das Wertesystem ist ja nicht grundsätzlich falsch oder schlecht. Es ist wie es ist und hat mit Moral gar nichts zu tun. Kaum eine Frau will darüber nachdenken. Wir müssen uns den besten Weg, mit dieser Art von Sein umzugehen, suchen.
Viele klagen heute über Schwäche, vor allem Frauen. Vielleicht hat die Evolution nicht daran gedacht, uns, wieder vor allem Frauen, mit so viel Kraft auszustatten, wie die Frauen das gerne hätten, vor allem für die zweite Lebenshälfte? Womöglich hatte sich die Evolution ganz anderes gedacht oder sie hat einfach gar nicht gedacht? Vielleicht sollten wir die Evolution anklagen statt uns gegenseitig anzuklagen und dann zum Arzt zu gehen und die Anderen dafür über die Versicherung oder den Staat bezahlen zu lassen? Andererseits erleben wir aber im Alter doch wieder, das viele Frauen zäher als die Männer sind. Frauen leben länger. Der Lebensbogen der Kräfte ist bei Männern kürzer, aber in der Mitte höher. Er steigt steiler an und fällt auch steiler wieder ab. Bei Frauen ist der Kräftebogen flacher und beginnt früher wieder abzufallen, das aber mit langsamerer Tendenz und am Ende auf relativ niedrigem Niveau länger auslaufend, als bei Männern.
In den 60iger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde an Epilepsie-Patienten eine therapeutische Durchtrennung der beide Hirnhälften verbindenden Nervenbahnen vorgenommen. Anschliessend wurden eine ganze Reihe Versuche mit diesen Menschen vorgenommen und man fand eine Menge Informationen über die verschiedenen Funktionen und Arbeitsweisen der beiden Hirnhälften. Ich habe keine Beschreibung der Ergebnisse nach Geschlechtern getrennt gefunden. Sind die Hirnhälften bei Frauen und Männern vielleicht sogar unterschiedlich aktiv? Was unterscheidet Frauen und Männer diesbezüglich? (z.B. Chris Niebauer)
Selbst beim Schlaf und der Beurteilung der Schlafqualität orientieren sich die Frauen an den Männern. Was ist eigentlich weiblicher Schlaf? Ist der menschliche Schlaf nicht geradezu genderspezifisch? Haben nicht vielleicht in der Evolution gerade beide Geschlechter aufeinander abgestimmt funktionieren müssen, damit sie eben existieren konnten? Einer schlief, der andere wachte, einer mehr für die Kinder, der andere mehr für die Aussenwelt und Versorgung? Heute wollen Frauen schlafen wie die Männer, leben, wie die Männer, Geld verdienen, wie die Männer. Unsere Frauen heute haben Luxusprobleme, die sie hier ausleben. Das ist nur vermutlich evolutionär gar nicht physiologisch und jetzt nach 100000 Jahren muss es plötzlich über's Knie gebrochen werden? Wir leben völlig unangemessen, nicht physiologisch? Wir glauben aber locker das Gegenteil von uns.
Frauen reagieren auf Reizüberflutung stärker als Männer. Multirecognizing. Wenn sie sich dessen bewusst werden oder wenn es ihnen durch Berater bewusst gemacht wird, dann ziehen sie sich in ihr Schneckenhaus zurück. Dann zählen nur noch sie selbst und ihr Ich und ihre Freiheit und ihre eigene Entfaltung. Sie kämpfen nicht mit Bomben und Pistolen darum, sondern sie modeln die Gesellschaft trickvoll um bis sie selbst nach eigenem Gefühl im Mittelpunkt stehen. Wenn die Hälfte der Zeitungsartikel Frauen gewidmet sind, dann sind es nach ihrer Selbsteinschätzung erst ein Viertel. Für von Frauen gefühlte Gleichheit braucht es 80 %.
Frauen betreiben eine mit dem eigenen Körpergefühl ausprobierte Medizin. Fühlt sich gut an, entspannt, lockert, kostet keine Spannung, ist gut, fühlt sich nicht gut an oder macht gar Angst, ist nicht gut. „Natur“, das Kriterium für „gut“ – wobei gar nicht klar ist, was „Natur“ (und künstlich) eigentlich ist.
Frauen sind mit ihrem Körper viel enger verbunden als Männer. Deshalb sagen sie in der Praxis „Ich kenne doch meinen Körper!“ Das aber ist sehr fraglich, weil viele in der Fülle der Empfindungen geradezu versinken und damit gar nicht fertig werden. Burnout, ADHS, Hyperventilation, Panik, Borderline Psychose, Schlafstörungen. Verdauungsstörungen …
Selbstredend gibt es genetische Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Meist sind die Sinnesorgane bei Frauen deutlich sensitiver als bei Männern. Wie wir beim Asthma sahen, sind die Gefühle der Frauen nicht selten sogar sensitiver als unsere mechanischen Messgeräte. Die Wahrnehmung der Patientinnen zeigt bereits Verengung der Bronchien in Form von Atembeklemmungen oder mehr an, wo unsere Messgeräte noch gar nichts anzeigen.
Bekannt ist auch die Unterschiedlichkeit des Farbensehens bei Frauen und Männern. Bitte gehen Sie als Paar oder anderer Kombination beider Geschlechter im Arbeitsleben und sonstigen Leben nicht davon aus, dass sie Beide das gleiche Bild in Ihrem Hirn interpretieren. Da bestehen erhebliche Unterschiede. Unsere Annahme, dass Du auch siehst, was ich sehe und umgekehrt, ist eher falsch, als richtig. Da spielen noch viel mehr solcher Einflussfaktoren eine Rolle.
Da kaufen sich so manche ältere Männer nun regelmässig auf Krankenkassenkosten Potenzverstärker. Was sie nicht wissen ist, dass es ein nachsexuelles Leben gibt und dass man allenfalls in dieser Lebensphase weise werden kann.
Wenn Frauen fühlen, dass es ihnen gut geht, dann braucht sich nichts zu ändern und dann brauchen sie keine Therapie mehr. Dass sich das in Zukunft ändern könnte, ist nicht fühlbar. So ist Therapietreue kaum erreichbar, es sei denn, es käme plötzlich aus irgendeinem Grunde Angst hinzu. Angstmacher haben es daher bei solchen Frauen leichter. Aber die sind eben auch Angstmacher, so wie ich.
Frauen dosieren ihre Medikamente nach Gefühl, junge wie alte. Ist der Arzt sympathisch, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie auf ihn hört. Geht es der Frau schlecht, nimmt sie mehr, geht es ihr besser, nimmt sie weniger, dann gar keine. Das ist keine Vorausschau. Das Gefühl kennt keine Zukunft. Es kennt nur das Jetzt. Das Leben im Hier und Jetzt war für die Kinder der Frauen sicher eminent wichtig, aber für unsere heutige Lebensweise ist es untauglich oder wir müssten schon wieder unser Weltbild ändern.
Als Frau kann man wohl nur Mann und Kinder haben oder Geld. Beides zusammen wird schwierig und führt in die Überforderungskrankheiten aller Art. Wir leben halt nicht im Märchen, wo alles geht. Wenn ich Geschichtsbücher lese, dann waren sehr viele Menschen vor 200 bis 500 Jahren in ihren Auffassungen offenbar deutlich realitätsnäher als wir heute. Die wussten, dass Märchen Märchen sind und bleiben. Was ist da mit uns passiert?
Weibliche Medizin können wir sowieso nur als Einzel-Medizin angemessen betreiben, als personalisierte Medizin, weil keine Frau wie die andere ist und selbst die eine ist heute anders als morgen. Das ist bei Männern viel weniger ausgeprägt, Maschinen eben.
Frauen sind enger an ihren Körper gebunden. Sie gleichen das aus mit einer stärkeren Emigration in Traumwelten, die unsere nun herrschenden Frauen glauben, durch Gesetzgebung und Zwang der Männer in reale Welt umwandeln zu können und zu müssen. Wir dürfen auf den Erfolg gespannt sein, aber ich fürchte, wir werden unter der zunehmenden Spannung zwischen Wunsch und Realität nur mehr leiden.
Wenn wir wieder in ein biologisch-menschliches Gleichgewicht kommen wollten, dann müssten wir Frauen, Möchte-gern-Männer und Männer (ja, auch wir Männer träumen schon viel zu viel) wieder aus unseren Träumen erwachen und ganz in der Realität, unter realen Umständen zueinander finden und miteinander, statt gegeneinander, leben und das auch mit einer entsprechenden Anzahl von Kindern. Wahrscheinlich gehörte da auch dazu, dass wir weniger alt würden, wie das eben in der Natur so ist?
Meine sehr verehrten Damen und Herren. Nun habe ich natürlich Vielen von Ihnen arg weh getan. Denken Sie bitte daran, dass ich nur ein alter, dummer, weisser Mann bin. Ich habe Ihnen meine Ansichten kundgetan. Was richtig ist, weiss ich nicht. Das werden ja sicher Sie wissen, selbst wenn sich später herausstellen sollte (wie das so Vielen unserer Vorfahren schon ergangen ist), dass die Realität ganz anders funktionierte. Ob meine Ansicht realitätsnäher ist als Ihre, werden wir vermutlich auch erst irgendwann in der Zukunft rückblickend beurteilen können, wenn das dann überhaupt noch interessant sein sollte. Bitte verzeihen Sie mir meine Frechheit, anders zu denken als Sie.
Sucht (06/2024)
Sucht ist ein Phänomen, das mit gutem Gefühl im Menschen verbunden ist. Ich benutze etwas, um mein Körpergefühl angenehmer zu machen. Da gibt es sehr verschiedene Gefühle: Ein High-Gefühl (was immer das bedeutet), Vertreiben von Müdigkeit, von Schmerzen, von Empfindungen einer schlimmen Umgebung, zum Stressabbau, Suche nach irrealen Erlebnissen … Es wirkt, indem das Suchtmittel einen Keil zwischen die real vorhandenen Verhältnisse und die meist negative Empfindung dieser Verhältnisse treibt, zur Entspannung, zur Erzeugung eines einfach angenehmen Körpergefühles. Manche suchten auch noch nach besonderen geistigen Erfahrungen, nach Erweiterung des emotionalen und geistigen Horizontes. Rauschmittel verschaffen Distanz zur Umwelt und zu uns selbst und zu den Menschen um uns herum oder auch das Gegenteil. Sie schaffen eine Form von Schein im Gegensatz zum Sein. Damit begrenzen sie die Entstehung tiefer Liebe und sie führen zur Masslosigkeit im Ge- und Verbrauch.
Es gibt Substanzen (Nikotin, Alkohol, Benzodiazepine (Schlaf- oder besser Narkosemittel), Morphine (Schmerzmittel) und viele andere Drogen), die den Metabolismus im Körper ändern und in eine gewisse Richtung beschleunigen. Diese Veränderungen führen zu körperlicher Sucht. Fehlt das Suchtmittel, tritt körperlicher Entzug mit seinen Symptomen auf. Das Suchtmittel muss immer wieder zugeführt werden, um diese Symptome auszuschalten oder zu verhindern. Der Entzug ist wie eine Krankheit und hat nichts mit Psyche oder Gefühl oder Willen zu tun. Psychische Entzugsbeschwerden treten allenfalls zusätzlich auf. Das ist ein stofflicher Vorgang und kann in der Regel nicht einfach mit Psychologie oder eigenem Willen ausgeschaltet werden.
Diese Sucht ist nicht heilbar. Wer es ausprobiert, ist wie jemand, der über den Felsrand springt, um am eigenen Körper zu testen, wie tief der unbekannte Abgrund dahinter ist. Der Gesprungene kommt in der Regel nicht wieder zurück. Adé.
Klar, wollen junge Menschen und vor allem Männer Grenzen überschreiten. Sie wollen die Widerstandskraft ihres Körpers austesten. Aber wer überleben will (z.B. der über den Felsrand gesprungene) oder sein selbstbestimmtes, freies Leben erhalten und weiter führen will (z.B. der das Suchtmittel Probierende und dann Gefangene), der darf eben genau das nicht probieren. Wenn ein Mensch aus der Geschichte lernen wollen sollte, hier ist eine sehr wirksame Möglichkeit. Sehr verehrte Jugendliche, denken Sie hier lange nach und schützen Sie Ihr eigenes Leben und Ihre zukünftige Lebensqualität. Nur Sie selber können es. Was Andere in der Clique oder in der Gang oder nur in der Schulklasse tun, ist da völlig egal. Die sind für ihr Leben selber zuständig. Die müssen die Folgen der Fehler nachher selbst ausbaden. Sie selbst bestimmen über Ihr Leben und das leider bereits zu einer Zeit, in der Sie die Folgen noch überhaupt nicht überblicken können, auch wenn Sie selbst jetzt rebellieren und sich selbst für erwachsen und vernünftig und entscheidungsfähig halten. Die Rauschgiftsüchtigkeit zeigt, wie dumm die Jugend tatsächlich ist (Entschuldigung!). Wer das Leben erst einige Jahre und mit verschiedenen Menschen und deren Problemen kennengelernt hat, hat ein viel geringeres Risiko, in diese Falle zu gehen. Die meisten von uns Menschen sind erst nach dem 20. Geburtstag auch nur annähernd so weit.
Es gibt andere Substanzen (Cannabis, Automaten- und Computerspiele, Kaufen, Geniessen, Verbrauchen, Sex …) und die im Absatz vorher genannten wirken oft in zweiter Linie am Anfang auch so, die Befriedigungs- und Sättigungsgefühle auslösen. Der Mensch begibt sich in einen künstlichen Raum der Sorglosigkeit, Leichtigkeit, Fehlen schmerzhafter Einflüsse auf den Körper, gutes Bauchgefühl, körperliches Wohlgefühl, vielleicht auch im Hirn erzeugter himmlischer Gefühle oder Halluzinationen. Spiele mögen auch ein abstraktes Ziel vorgaukeln, das erreicht werden soll oder möchte. Diese Substanzen oder Tätigkeiten lullen uns ein, binden unsere Aufmerksamkeit. Wir wollen es einfach immer wieder haben, weil uns dann das ganze Elend des Lebens und der Welt um uns herum kalt lässt oder nicht mehr erreicht. So werden wir psychisch abhängig. Das wäre noch nicht einmal schlimm. Aber mit dieser Wohlfühlmaschine nimmt auch das Interesse an allem um uns herum ab. Diese Stoffe schaffen so richtige innere Zufriedenheit. „Ach, geht es uns gut“. Wir achten darauf, dass uns das kein Nachbar, kein Arzt, kein Politiker, kein Immigrant wegnimmt. Auch der eigene Körper, die Moral und die Ziele werden egal. Die Selbstdisziplin schwindet. „Gut“ wird das, was mir dieses Körper- und Lebensgefühl verschafft.
Seit die Drogen in den 80iger Jahren aus dem Stadtbild Zürichs in die kontrollierte Ersatzabgabe und damit in die Privatwohnungen verlegt werden konnten, ist das Problem erstaunlich weit verdrängt worden. Die Schweiz hat ein massives Drogenproblem. Der Gebrauch von Cannabis ist weit verbreitet. Vermutlich werden doch eine Reihe chronischer Lungenschäden davon verursacht. Es ist ja meist zusätzlich mit dem Zigarettenrauchen kombiniert. Völlig unauffällig lebende und unauffällig aussehende Menschen berichten plötzlich, dass sie beides praktizieren, nicht selten schon über Jahrzehnte. „Ja, das Rauchen würde ich ja noch aufgeben, aber den abendlichen Joint? Nein, das kann ich mir gar nicht vorstellen. Dann höre ich lieber auf zu rauchen.“ Aber der allabendliche Joint raubt ihr die Selbstdisziplin. Ihr Wille, nicht nur ihr eigenes Wohlgefühl, sondern auch das Verzichten und Schenken zu üben, gehen kaputt. Dann raucht sie doch wieder. Das ist eine Falle und es gibt kaum ein Entrinnen. Der Schaden an der Lunge wird die Frau viel Lebensqualität und sehr wahrscheinlich auch einige Jahre Lebensdauer kosten.
Die Rauschmittel, die ich nehme zur Bewältigung meiner Sorgen, Ängste, Verletzungen, Schmerzen und Nöte, binden mich später völlig an sich. Wir kommen aus dieser Abhängigkeit nicht wieder heraus.
Wer die Beherrschung über sich selbst behalten will, darf nicht zu Suchtmitteln greifen.
Auch das „gute Bauchgefühl“ gehört in die Suchtproblematik. Es wird zum Kriterium für Entscheidungen in ganz bestimmter Richtung. „Schlecht und böse“ ist alles, was diesem Wohlgefühl, meinem Wohlgefühl, entgegensteht. Oft führt das zur Nahrungsaufnahme zum Geniessen bis zur Sättigung, die dann fast immer Gewichtszunahme in relevantem Masse mit sich bringt. Dieses Gewicht ist schon wegen der psychischen Einstellung und der Sucht im Hintergrund schwer wieder loszuwerden. Eine Diät, Gewichtsverlust und danach der Jojo-Effekt. Wen wundert's? Die grundsätzliche Ursache, die Denk- und Lebenseinstellung, die Ursache wurde nicht entschärft. (Nicht alle Übergewichtigen sind deshalb übergewichtig, aber sicher doch viel mehr als es von sich selbst glauben.) Eigentlich wollen wir doch immer die Ursachen bekämpfen. Warum bei uns selbst nicht?
Abhängigkeit ist Zeichen von Unreife, von Egoismusauswirkung, von Entscheidungen, Neugier und fehlendem Nachdenken im Zustand der Unreife. Wer reif ist, denkt nach und bei heutigem Wissenstand kann jeder wissen, was Morphine, Cannabis, Nikotin, Alkohol und Genossen verursachen. Allenfalls kann man sagen, dass heute so viele falsche Informationen in bestem Glauben gestreut werden, dass man ganz irre wird und nicht mehr weiss, wem man noch glauben soll. Irresein erfordert Vorsicht.
Umgehen mit Sucht ist eine sehr desillusionierende und kräfteraubende Aufgabe für Betreuer wie Betroffene selber. Süchte sind Sackgassen ohne Wendemöglichkeit am Ende. Man kann eigentlich nur wirksam vorbeugen. Und da helfen kaum Verbote. Denn sie schaffen entweder einen kriminalisierenden Schwarzmarkt (Verbote fordern dazu heraus, sie zu umgehen oder zu übertreten, vor allem bei Männern) oder bei Gebrauchsfreiheit stehen viele in Gefahr die Suchtmittel zu nutzen. Sich vor Süchten schützen kann man nur durch Einsicht nach langem Nachdenken oder Abschauen von klugen Leuten meist der nächst höheren Generationen, durch Nichtgebrauch oder allenfalls einmaliges Ausprobieren (Was bereits nicht risikolos sein kann). Beim Alkohol sind geringe Mengen in unregelmässigen Abständen (so dass sich der Metabolismus nicht daran gewöhnen kann) und ohne Gebrauch zum Ersäufen von Problemen und Schaffen von Wohlgefühl vielleicht als risikoarm einzustufen. Aber es ist völlig klar, dass die Grenze fliessend ist und keiner merkt, wann er die Grenze überschreitet. Die Grenze ist unsichtbar, unfühlbar, hat keine Haken, die einen zu Fall bringen (Aufstehen und zurückgehen!). Das tägliche Glas Bier oder Wein am Abend kann eben doch oft bereits eine Stimmung erzeugen, die der im vorigen Absatz beschriebenen gleicht. Das ist die Falle. Gleichwohl wollen wir hier nicht der Abstinenz und auch nicht der Abstinenz von Genuss und Freude das Wort reden. Wir müssen uns an dieser Stelle nur klar sein, dass der Genuss und die Freude nicht nur „gut“ für uns sind und dass das gute Bauchgefühl und körperliche Wohlgefühl nicht immer die besten Ratgeber oder Kriterien für Beurteilungen sind. Die meisten Süchtigen haben zuvor fest geglaubt, dass es sie nicht trifft, dass sie nicht süchtig würden. Schwere bis fatale Täuschung.
Wie sehr unser Körper uns bestimmt, sehen wir in den Abhängigkeiten. Sie halten uns lebenslang fest. Wer sie doch überwunden hat, kämpft einen lebenslangen Kampf gegen den Rückfall. Mehr als eine Sucht überwindet so gut wie keiner.
Es gibt ja auch eine Sexsucht. Scheinbar gibt es sie aber nur ausserhalb der Ehe und wohl auch nur bei wechselnden Partnern? Ob es wohl möglich ist, sie innerhalb der Ehe auszulösen? Kann sie wohl eine langjährige Beziehung tragen? Die Sexsucht mit dem gleichen Partner scheint die einzige gesunde Sucht zu sein, weil sie oft zu Übersättigung führt und damit selbst zu ihrem Ende führt. Eine Sexsucht innerhalb einer langjährigen Beziehung wäre natürlich die beste Grundlage für eine langjährige Beziehung, denn beim Sex treffen sich Frau und Mann unmittelbar und am tiefsten und in der Regel werden positivste Gefühle begründet, die, wie wir sahen, am haltbarsten sind. Gibt es das? Lässt sich das fördern? Wäre die Sexsucht, so sie beide befällt, in einer langjährigen Beziehung nicht die gesündeste Sucht in dieser Welt? (Ich spinne, ich weiss. Aber auch spinnen gehört zum menschlichen Leben und ich spinne auf der Suche nach Problemlösungen!)
Meines Wissens macht Sexsucht fast keine negativen Auswirkungen, so sie mit dem langjährigen Partner (Ehemann oder -frau) gepflegt wird. Es ist ein guter Sport. Guter Sex hält fit. Guter Sex schafft schöne Gefühle. Guter Sex verbindet. Guter Sex findet statt im Schein und Sein, in der Illusion und im Wechselspiel der Körper. Verbinden Sie beides. Ich wünsche Ihnen, dass es Ihnen gelingt, dem Partner dabei das zu schenken, was er möchte, dass aber auch das Ihnen selbst höchste Befriedigung verschafft. Ich wünsche Ihnen Sexsucht in diesem Sinne!!!
Verliebt Sein und Sex sind der schönste Rausch auf Erden. Geniessen Sie diesen Rausch in vollen Zügen. Kosten Sie ihn aus bis zum Letzten. Aber glauben Sie, sehr verehrte Dame nicht, dass er Ihnen gehört und lieber Mann, glaube nicht, dass Sie Dich liebt. Sie erweist Dir die Gnade, dass Du ihr den Hof machen darfst und den schönsten, anhaltendsten und liebevollsten Orgasmus, den sich eine Frau erträumen kann, machen darfst. Wenn Du das je in Deinem Leben vergisst, hat das Ende schon begonnen. Jeder Rausch hat ein Ende. Aber ohne Rausch wird das Leben auch ärmer.
Rauschmittelskandale haben wir massenhaft in dieser Welt. Nehmen wir einen der ganz grossen, die amerikanische Opiatabhängigkeit der ersten 20 Jahre des neuen Jahrtausends. Wie kann man nur so dumm sein? Dass das nicht gut gehen konnte, wussten wir schon in den 80iger Jahren des Jahrhunderts davor. Eigentlich müsste man den produzierenden und daran verdienenden Familien gratulieren, wie sie das reiche, grosse und gebildete Volk der Amerikaner so hinter das Licht führen konnten. Das ist schon eine Leistung. Um so schlimmer für CDC und FDA und die grossen medizinischen Wissensinstitute, dass ausgerechnet unter ihrem Einfluss- und Kontrollbereich so etwas passieren kann. Bitte verzeihen Sie mir, sehr verehrte Amerikaner, dafür kann ich kein Verständnis aufbringen.
Aber in den letzten Jahrzehnten des letzten Jahrtausends wurde uns gelehrt, dass Schmerzpatienten behandelt mit Opiaten nicht süchtig werden könnten. Später wurde uns gelehrt, dass Patienten mit schwerer Atemnot damit behandelt werden könnten. Sie würden dann die Atemnot nicht so empfinden und auch sie würden nicht süchtig. Ich habe genügend Patienten mit diesen Problematiken erlebt, die alle nach vergleichsweise kurzem Opiatgebrauch schon süchtig waren. Wie in so vielen Dingen menschlichen Lebens sehen wir erst die positiven, nicht selten auch nur die positiven Seiten von Handlungen. Später müssen wir kleinlaut zugeben, dass Nachteile, Kosten, Nebenwirkungen doch in grösserem Ausmass vorhanden sind, nicht selten sogar den Nutzen überwiegen.
Derzeit wird Cannabis fast als Lebensmittel angepriesen. Es helfe gegen und für vieles und viele Menschen und Patienten glauben inzwischen, dass mit dem Cannabis die grosse Lösung ohne Nebenwirkungen für Ihre Probleme gekommen sei. Vorsicht. Was ich von Auswirkungen des Cannabiskonsums bei Menschen bisher erlebt oder gesehen habe, lässt eine so positive Einschätzung der Cannabisanwendung nicht zu.
Lassen Sie uns nicht auf Rauschmittel aller Art verzichten, weil sie uns krank machen und eben süchtig, sondern weil sie uns ein besseres Leben vortäuschen. Sie täuschen uns Wohlgefühl und Leben vor, führen uns aber in die Armut, weil ohne Realitätssinn und Arbeit und Müh unser Leben nicht angenehmer wird. Mühe und Erleichterung gleichen sich gegenseitig wieder aus. Für den Rausch müssen wir später nicht nur mit Geld viel bezahlen.
Folgen von Rauchen und anderen Süchten sind keine Krankheiten, sondern Folgen von Dummheit! Wer sie doch als Krankheit definiert, muss die entsprechenden Gelder dafür bereitstellen, sehr verehrte Politiker, verehrte Gesellschaft, verehrte Abhängige, ohne dafür Versicherungen oder Ärzte verantwortlich zu machen.
Wer Abhängigkeitssubstanzen produziert, vertreibt und für den Gebrauch wirbt, egal ob legal oder illegal, stellt sich selbst in die moralische Nähe von Mördern, denn er raubt Menschen Ihr Leben, auch wenn diese noch am Leben sind. Dagegen hilft nur, den eigenen Kopf einzuschalten, bei allen Beteiligten. Gesetzliche Regelungen gleich welcher Art, haben sich doch als völlig unfähig erwiesen. Dafür gibt es doch einsichtige Gründe.
Drogen könnten wir leicht besiegen. Wir müssten uns nur selbst beherrschen, alle, Produzenten, wie Dealer und Verbraucher. Das aber schaffen wir nicht. Arbeite doch Jeder an sich selbst, statt an den Anderen, vor allem schon in jungen Jahren. Wer in irgendeiner Art mit Drogen zu tun hat, beweist doch, dass er die Realität nicht ernst genug genommen hat oder es sogar noch immer nicht tut.
Am besten, man macht Andere von etwas abhängig, von Wasser, von Coca Cola, von Geld, von Betäubungsmitteln und und und. Der Abhängige zahlt jeden Preis ohne nachzudenken und ich habe den Gewinn, ohne nachdenken zu müssen. Aber wir könnten ja trotzdem mal darüber nachdenken. Was machen wir da mit Anderen und was lassen wir da von Anderen mit uns machen? Suchtmittel zu produzieren und zu handeln und zu konsumieren, ist verstärkter Egoismus.
Woran messen wir Lebensqualität? Ist es das Ausmass unseres Genusses? Je mehr Genuss, desto höher die Qualität unseres Lebens? Sind wir bereits süchtig nach Lebensqualität, nach Genuss des Lebens? Kein Schmerz. Grenzenlose Freiheit im Sinne von "ich kann tun und lassen, was ich will" und die oder der Andere darf genau das nicht, soweit es auf mich irgendeinen nachteiligen Einfluss haben könnte? Ich kann mir alles leisten? Soso?
Besoffene denken selten nach. Da spielt es gar keine Rolle, ob sie vom Alkohol, vom Rauschgift, von der Wissenschaft, vom Reichtum, vom Konsum, vom Sport und und und besoffen sind. Bleiben wir nüchtern, wie immer das auch geht. Wenn wir erst einmal anfangen, darüber nachzudenken, verschwimmen die Verhältnisse. Zurück bleiben Grenzziehungen, Definitionen, Gesetze im Nebel zwischen Sucht und Notwendigkeit des Essens, des Geniessens, des Gewinne Machens, des Recht Habens, der Beziehung zu den Eltern und Kindern, des sozialen Status', ja, selbst der Arbeit etc. Oft macht die Dosis den Unterschied. Die optimale Dosis liegt im Nebel.
Das Drogenproblem kann man nicht administrativ oder durch Gesetz, Gewalt oder durch Bestrafung lösen. Das Drogenproblem kann man nur durch Einsicht und Gehorsam in jungen Jahren und durch Selbstbeherrschung lösen. Wer sich in jungen Jahren gegen das bessere Wissen der Alten auflehnt und Drogen als Zeichen der eigenen Freiheit und des Widerstands nimmt, schadet vor allem sich selbst, leider oft auch den Alten und Anderen. Wenn es einen Teufel gibt, dann sind die chemischen Drogen eines seiner liebsten Elemente und Mittel. Die Jugend (wir alle?) ist (sind) noch viel zu dumm und unerfahren...
Suchtmittel reduzieren die ohnehin schon nur geringe Fähigkeit zur Selbstkritik und Selbstbeherrschung. Selbst das Rauchen tut das schon. Damit wird das Zurückhalten des eigenen Egoismus' schon etwas schwerer. Langfristig verändert das unser ganzes Sein und unsere ganze Umwelt, jeden Tag ein wenig mehr.
Wohlstand hat ein extrem hohes Sucht- und Abhängigkeitspotenzial. Seien wir auf der Hut. Deshalb hängen wir so am Erhalt unseres Wohlstandes. "Alles darf sich verändern, nur unser Wohlstand nicht", gibt es öfter in den Medien zu lesen. Hat da mal eine/r der Schreiberlinge nachgedacht? Das ist natürlich auch der Grund, warum nicht nur Verfolgte in die reichen Länder fliehen, sondern die Wirtschaftsflüchtlinge, die Armutsflüchtlinge auch. Sie wollen den gleichen Wohlstand wie wir, weil die genauso abhängig sind.
Wir haben im letzten Jahrhundert die Anzahl der Gefahren und Süchte für junge Menschen derart intensiviert. Junge Menschen aber sind weitgehend resistent gegenüber Ratschlägen. Um ihr Selbst zu entwickeln, wollen sie sich mit gegenteiligen Ansichten und Wünschen von den Eltern und Alten abgrenzen und bewusst werden. Das geht schwerer mit der gleichen Ansicht wie der der Eltern. Das geht besser mit entgegengesetzten Ansichten, Beschäftigungen, Wertvorstellungen, Genüssen. Am besten geht das mit negativen Dingen, denn die positiven mögen die Alten schon. So ist die Falle kaum zu umgehen. Die Gefahren wachsen.
Sparen Sie sich Info-Kampagnien gegen Sucht oder andere Übel. Die Einen, die Kunden, Verbraucher oder Nutzer sind schon zu Anfang so dumm, nur das Gute, nur die Vorteile zu sehen und die Nachteile, die Abhängigkeit als grossen Kostenfaktor sehen wir erst später, wenn es zu spät ist. Und die Anderen, die Anbieter, versprechen sich das grosse Geld, die Gewinne, den Erfolg. Dass der auf Kosten der Natur und mit vielen Nachteilen für viele Menschen (eine Form von Ausbeutung) eingefahren wird, sehen wir nicht. Da muss man doch keine Gesetze machen. Die wirken da auch nicht. Ein bisschen menschliche Vernunft würde doch völlig reichen? Es gibt sie nur gar nicht. Jeder weiss, wie die Anderen vernünftig handeln würden oder müssten oder sollten, nur für sich selbst? Blind! Meister der Selbsttäuschung.
Wie die Polizei oder die Gesetzgebung, so kann auch die Medizin erst als Antwort, als Reaktion kommen. Voraus, Prävention, ist fast unmöglich. Wir glauben als Menschen gegenüber Süchten selbst unangreifbar zu sein, solange, bis wir in der Falle sind und nicht wieder herausfinden können.
Wenn wir heute Gesetze gegen Sucht und Kriminalität und anderes aufheben, dann lassen Sie uns daran denken, warum sie früher von uns oder unseren Vorfahren erlassen wurden. Sie haben sich nur eben als nicht wirksam erwiesen. Das stimmt, aber wir werden wieder dahin zurück kommen, wo wir damals waren, als sie erlassen wurden. Hätten wir Verstand und Selbstbeherrschung, bräuchten wir keine Gesetze, aber die Gesetze ersetzen unseren fehlenden Verstand und unsere fehlende Selbstbeherrschung leider auch nicht.
Die Pandemie (07/2024)
Auch Viren sind eine Art von Individuen. Im Deutschen haben die Wissenschaft, die Medien und die Politik sich ganz schnell auf die Einordnung als Neutrum (Das Virus) verständigt oder unbedacht diese Form gewählt, während auch das Maskulinum (Der Virus) möglich gewesen wäre. Vielleicht zeigt schon diese kleine Randnotiz unsere menschliche Fehleinschätzung der Lage bzw. des Angreifers?
Man kann Informationen von Experten, die sie von anderen Viren ableiten, nicht einfach übertragen. Auch Experten sind Menschen und unterliegen dem Fehlverhalten und den Fehleinschätzungen von Menschen, dem Scheuklappendenken, der Logorrhoe etc. Andererseits können wir andere Individuen nicht einfach über einen Kamm scheren. Das gilt offenbar sogar für Viren. Ich muss gestehen, so klar war mir das vorher auch nicht. Aber offenbar war ich doch ein bisschen ängstlicher, ein bisschen vorsichtiger und habe damit die Situation vielleicht doch ein bisschen realitätsnäher eingeschätzt als die meisten, die beruflich damit betraut sind, solche Situationen richtig einzuschätzen.
Wenn wir Glück haben, beginnt solch eine Lage mit Warnungen. Wir hatten Glück, viel Glück. Über Wochen bis Monate blieb der Virus ganz überwiegend auf das Territorium der Volksrepublik China begrenzt. So hatte die ganze Welt um China herum, hatten die WHO und die Regierungen und die Wissenschaft Zeit, sich auf die weitere Verbreitung vorzubereiten, besser noch, diese Verbreitung zu verhindern. Aber selbst wenn wir Warnungen hören, heisst das noch lange nicht, dass wir auch gewarnt sind. Wir müssen zunächst die Warnung ernst nehmen, müssen sie glauben und uns dann entgegen unseren Gewohnheiten, entgegen unseren Wünschen, entgegen unserer Lebensauffassung, entgegen unserem vor allem weiblichen Optimismus, entsprechend verhalten. Das ist schwer, sehr schwer. Wer kann uns denn beweisen, dass wir alle diese Massnahmen nicht umsonst ergreifen, dass sie nicht überflüssig sind, uns umsonst einschränken, Freiheit und Geld kosten? Lieber verharren wir doch in unserer gewohnten Lebensweise und ändern zunächst einmal nichts. Oft passieren die Katastrophen deshalb trotzdem. Und wir erleben immer Menschen oder gehören selbst dazu, die die Warnung nicht glauben. Wenn die Katastrophe dann tatsächlich passiert, ist die Regierung Schuld, die sie nicht verhinderte oder die nicht ausreichend auf schützende und rettende Massnahmen vorbereitet war. Schuld ist schliesslich immer die oder der Andere. Regierungen können wir immer mit Freuden beschuldigen. Die Regierunden sind schliesslich verantwortlich, wir doch nicht. Wir sind jetzt sogar Opfer. Da ist doch klar, wer Schuld ist, oder?
Aber wer ist an der Regierung? Menschen wie Sie und ich. Sie reagieren in gleicher Weise wie Sie und ich. Wir können nicht Vorsorge vom Staat fordern, aber dann hinterher uns über die Kosten beschweren. Wenn die Vorsorge nicht zielgenau stattfand, weil keiner voraussehen konnte, wie es kommt, dann können wir uns nicht bei der Regierung beschweren, nicht einmal bei der Wissenschaft. Das müssen wir als Einzelne wie als Volk hinnehmen und die Kosten tragen. Wir sind doch strohdumm, oder? „Shit happens“! Da können wir unser eigenes Unvermögen beklagen, aber Andere beschuldigen? Ob es allerdings cleverer ist, sich nun selbst zu beschuldigen? Möglicherweise ist hier die Schuldfrage schlichtweg unangemessen? Wir können nicht eine Minute in die Zukunft schauen. Deshalb müssen wir auf der Strasse entsprechenden Sicherheitsabstand einhalten. Alle Vorhersage ist eine Wahrscheinlichkeitsaussage, wenn überhaupt. Ihre Richtigkeit oder Realitätsnähe erweist sich erst am Ereignis oder am nicht stattfindenen Ereignis. Das Stellen der Schuldfrage entzweit nun auch noch den Beschuldigten und den Ankläger völlig grundlos. Anstatt dass sie kooperieren und zusammen den Schaden beheben, entzweien sie sich. Ist das nicht Kinderspielzimmerniveau?
Beliebt in den letzten hundert Jahren ist, alle Verantwortung an den Staat zu geben. Ob Diktatur oder Demokratie spielt da kaum eine Rolle. Der Staat muss Schutzkonzepte entwickeln, Notprogramme parat haben, Vorräte für jeden Eventualfall angelegt haben und er muss Prophet sein. Bereits solange im Voraus, wie er zum Schutz Organisieren braucht, muss er wissen, dass eine und welche Katastrophe naht. Geschieht uns Bürgern doch ein Leid, haben die gewählten Verantwortlichen versagt. Dann sind sie Schuld und müssen die Verantwortung übernehmen, müssen nicht selten gehen. Wollen sie nicht gehen, müssen sie zu Gewalt oder List und Tücke greifen, um ihren Kopf und Stuhl zu retten. Wir, das Volk, müssen dann zu Gewalt greifen, um die Versager und dann auch noch Problem-Aussitzer, in die Wüste zu verjagen. Dann kommen neue Köpfe, die dasselbe Schicksal ereilt (falls sie nicht das Glück haben, dass in ihrer Regierungszeit nichts Aussergewöhnliches passiert).
Wer vom Staat Vorsorge für alles fordert, müsste dafür sorgen, dass der Staat schon Impfungen produziert für Epidemien, die wir noch gar nicht kennen. Die Kosten für diese Vorsorge müssten wir als Bürger gemeinsam tragen.
Die Verteilung von Aufgaben zwischen Staat und Bürger ist eine delikate Angelegenheit. In der Regel ist eine bekannte Erfahrung: Man kümmert sich am besten immer um alles selbst. Das bedeutet, wir selbst sind gefragt. Für unser Risiko und den Umgang damit sind wir selbst verantwortlich. Wenn wir es in Demokratien an Andere oder den Staat delegieren, dann müssen wir uns klar sein darüber, was wir tun. Wenn wir starke Männer (oft zu Diktatur neigende) wählen, muss uns klar sein, wen oder was wir da wählen. Diktatoren sollten nachdenken und sich klar werden darüber, warum sie Diktator sind. Oft sind sie ja nicht als Diktatoren geboren worden, sondern über viele kleine Schritte zu solchen geworden. Da gäbe es vielleicht für sie wie für uns, das Volk, noch viel zu entdecken?
Auch Herr Oswald Spengler hat „In der Untergang des Abendlandes“ bereits 1918 bis 1922 gewarnt. Herr George Orwell hat 1946 bis 1948 in „1984“ Dinge vorhergesehen und gewarnt. Es nützte alles nichts. Die Digitalisierer vielerlei Art schaffen uns diese Hölle um die Wette, je schneller und je umfassender, desto besser. Wir sind unfähig, Warnungen anzunehmen, angemessen zu reagieren und Katastrophen abzuwehren. Dessen sollten wir uns klar werden. Es sei denn... Und da gibt es tatsächlich ein „Es sei denn...“. Wenn die Katastrophen so dicht aufeinander folgen, dass wir sie am eigenen Leib und in der eigenen Familie hautnah erleben, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir in Zukunft realitätsnäher agieren.
Wenn wir nur glauben, was wir sehen, sind wir ziemlich dumm, auch wenn das eine führende Lehrperson 2024 auf einer Schulungsveranstaltung für angehende Fachärzte in Österreich so sagte. Das erlebten wir bei den eingeborenen Afrikanern beim Zusammentreffen mit dem Ebola-Virus genauso wie bei stolzen weissen Männern (und Frauen) beim Zusammentreffen mit dem Corona-Virus. Diese menschliche Fehleigenschaft ist offenbar nicht kulturabhängig. Sie fehlt mehr oder weniger global.
Der Corona-Virus kam irgendwo her. Dass wir je mit Sicherheit wissen, woher er kam, scheint unwahrscheinlich. Jeder, der es uns weiss machen wollte, dass er Beweise habe für oder gegen eine These, muss sich ja fragen lassen, was er denn wirklich für einen „Beweis“ hält. An dieser Stelle gibt es so viele Interessen, dass kaum anzunehmen sein wird, dass es irgendwann völlig neutrale Informationen gibt. Woher sollten wir auch wissen, dass es neutrale Informationen wären, wenn wir welche hörten?
Bisher gibt es meines Wissens drei Thesen über die Herkunft des Virus:
1. Von einem Tiermarkt im Distrikt Wuhan, Neumutation und Verbreitung von einem Tier auf Menschen.
2. Aus einem Hochsicherheitslabor in Wuhan ist der Virus in die Umwelt gelangt, auf welchem Weg auch immer. Wissenschaftler forschten an Viren (ob aus zivilen Gründen oder aus militärischen Gründen werden wir nie sicher wissen).
3. Der Virus wurde aus den USA gezielt in Wuhan ausgesetzt, um China und den Chinesen zu schaden.
Ich weiss nicht, wie viele Mutationen da notwendig sind, um einen solchen Sprung vom Tier zum Menschen mal so eben zu ermöglichen. Entsprechend würde es sicher Experten geben, die da eine Wahrscheinlichkeit errechnen könnten. Sicher wüssten wir es auch damit nicht.
Auffällig an den kursierenden Informationen ist, dass das Genom des Virus bereits relativ früh von chinesischen Wissenschaftlern an die WHO weitergegeben wurde. China kam damit einer Forderung der Staatengemeinschaft nach. Aber die Tatsache, dass so früh bereits die Gen-Sequenz bekannt war, ist doch nachdenkenswert. In der Folge gab es auch recht früh in China schon einen Genom-Erkennungstest, mit dem der Virus bei den Infizierten überhaupt nachgewiesen werden konnte und der Test war bereits praxisreif. Wenn wir sehen, wie schwer es ist und wie lange es dauert, andere halbwegs valide Informationen über den Virus zu bekommen und daraus Konsequenzen zu ziehen, dann liegt es sehr nahe, dass die chinesischen Wissenschaftler den Virus schon vorher kannten, eine ganze Reihe an Informationen hatten und diese im Kampf gegen den entwichenen Virus sofort nutzen konnten.
Amerika hätte den Virus wohl kaum in Wuhan ausgesetzt, wenn es nicht hätte im Falle einer Ansteckung seine eigenen Bürger sofort schützen können. Wie gut die USA damit fertig wurden, haben wir gesehen.
Es ergibt sich also doch eine sehr klare Rangfolge, in der wir die Herkunft des Virus anzunehmen glauben dürfen: Am wahrscheinlichsten aus einem Labor in Wuhan, weniger wahrscheinlich von einem Tiermarkt um Wuhan, recht unwahrscheinlich aus den USA.
In militärischer Absicht wird ein Staat kaum solch einen Virus unter der eigenen Bevölkerung aussetzen, es sei denn der Herrscher hiesse Assad. Am wahrscheinlichsten wird also sein, dass es aus Versehen passierte und dann wird kaum einer wissen, wer es vollbracht hat und wie. Derjenige hätte es sicher verhindert, wenn er es gewusst hätte.
Wir sollten aus der Geschichte erst einmal wahrnehmen: China ist in der Welt angekommen, arbeitet mit gefährlichen Dingen wie andere Staaten auch und ist wie andere auch, gar nicht in der Lage, zu garantieren, dass damit keine Katastrophen verursacht werden können. Von der Sorte haben wir ja einige Länder auf unserer kleinen Golfkugel.
Wir teilen unsere kleine Golfkugel mit etlichen anderen Wesen. Die grösseren haben wir ja alle an den Rand gedrängt oder gleich ganz ausgerottet. Übrig geblieben sind eigentlich nur noch die Einzeller und Halblebewesen wie Viren, Prionen etc. Mit denen werden wir vermutlich noch öfter zu tun bekommen. Wissen über sie zu bekommen und dafür mit ihnen zu hantieren, birgt die Gefahr, dass sie beissen. Das war vor hunderten und tausenden Jahren mit Grosswild auch nicht anders. Das ist nichts besonderes. Wir müssen damit nur eben rechnen.
Eine in den letzten Jahrzehnten entwickelte Möglichkeit, mit solchen Situationen umzugehen, ist der Abschluss von Versicherungen. Alles ist Geld wert, nicht nur die Zeit. Wir setzen für alles einen Geldwert fest, versichern den und dann sind wir gesichert. Die Versicherungen haben das natürlich gemerkt. Manche sind mutig und bieten Versicherungen an. Die müssen natürlich entsprechend teuer sein, um im Ernstfall tatsächlich Sicherheit bieten zu können. Andere sind vorsichtiger und versichern so etwas gar nicht erst. Die wirklichen Risiken sind eben nicht versicherbar. Krank werden Sie selbst, Sie leiden selbst und Sie sterben auch selbst. Da hilft Ihnen keine Versicherung! Und die Kosten für die Risikoabsicherung müssen Sie als Beitragszahler anteilsmässig auch noch mit tragen. Interessant! Nachdenkenswert!
Der Corona-Virus war für uns neu. Warum ist er für uns so negativ? Wir mögen doch Neues, wünschen uns Abwechslung, wollen Neues entdecken. Natürlich müssen wir Neues erst als „neu“ erkennen, müssen herausfinden, was es ist und müssen eine Strategie entwickeln, wie sinnvoll mit ihm umzugehen sei. Das braucht natürlich Zeit und Phantasie.
Im schlimmsten Fall ist der Virus ein Bestandteil von ABC-Waffen. Wir können froh sein, dass er uns auf die jetzige Weise bekannt wurde. Wir konnten verhältnismässig lange mit ihm herumlarvieren. Im Ernstfall wäre es viel schlimmer gekommen. Stellen wir uns also auf solche ABC-Waffen ein. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann der nächste entsprechende Knall uns erreichen wird.
Hilft uns an dieser Stelle künstliche Intelligenz? Es wäre doch stark zu hoffen, das sie unsere menschliche Intelligenz (so wir uns überhaupt realitätsnah als „intelligent“ bezeichnen dürfen) unterstützen kann? Oder ist sie nur eine künstliche Verlängerung unserer schon mangelhaften „menschlichen Intelligenz“? Lassen wir sie nicht aus den Augen, was immer sie auch sei.
Reiserückkehrer beklagen sich gegen Abklingen einer Welle bitterlich, dass ihre negativen PCR-Testergebnisse weder am Start-, noch am Zielflughafen kontrolliert worden seien. Da sei die Geldausgabe ja völlig umsonst gewesen. Wirklich? Nur der Kontrolle wegen oder des Virus wegen wurden die Tests vorgenommen? Muss alles kontrolliert werden, damit es Sinn hat? Ist der Virus unser Gegner oder unsere Regierung? Sind wir nicht einmal in der Lage, zwischen Virus und Regierung zu unterscheiden?
Das Problem der Pandemien und Katastrophen sind wir selbst. Weil die Viren so klein sind und wir sie nicht sehen, nehmen wir sie nicht ernst, ja negieren sie, leugnen ihre Existenz. Im Kampf gegen die Viren und Kleinstlebewesen, sind wir eine Fehlkonstruktion. Bei Grosswild, das wir sehen oder sahen, reagierten wir seit tausenden von Jahren „richtig“ (nachzulesen bei Herrn Yuval Noah Harari). Überall, wo Menschen hinkamen, rotteten sie die ihnen gefährlichen Tiere aus. Für die Kleinstlebewesen fehlt uns das nötige Rüstzeug im Körper und Kopf. Unser Immunsystem ist nur Abwehr, keine Kampfzone ausserhalb unseres Körpers zur präventiven Abwehr eines Angriffs, einer Infektion.
Ich denke mir keinen Corona-Virus. Dann gibt es auch keinen. Ich denke mir keinen Gott (so der Philosoph, Herr Peter Sloterdijk), dann gibt es auch keinen. In meiner Denkwelt mag das stimmen, aber in der Realität? Was stört es die Realität, was ich denke? Aber obwohl ich seit meinem dritten Lebensjahr überzeugt bin, dass das, was ich denke, richtig ist (ganz egal, was ich denke, glaube oder gar glaube, zu wissen), könnte es eine falsche Ansicht über die Realität sein.
Wenn Sie in der Pandemie oder in anderen Katastrophen oder im Krieg bei jeder Massnahme erst auf Studienergebnisse warten wollen und erst danach handeln (wie ich das von Virologen las und hörte), weil das die Qualität des Handelns steigert, dann sind die Pandemie oder der Krieg schon verloren, bevor Sie gestartet sind und Sie haben damit die Qualität Ihres Handelns reduziert, nicht gesteigert. Sein und Schein oder die zwei Enden der Gausskurve.
Ob es Naturgesetze gibt, wissen wir nicht. Aber genau darauf fusst Wissenschaft. Wir erforschen etwas und dann formulieren wir eine Regel daraus, die immer gilt, also ein Naturgesetz ist. Ob diese Regel oder dieses Naturgesetz aber immer gilt (oder invers, ob etwas nie gilt) können wir gar nicht überprüfen. In der Pandemie entwickelten Epidemiologen und Politiker dann aus den Kenntnissen von anderen Viren Verhaltensempfehlungen, schliesslich sogar mit Gesetzeskraft. Rückblickend sind manche vielleicht sinnvoll gewesen oder stimmten, andere nicht. Das Urteil hängt aber sehr von der Ansicht der einzelnen Beurteiler ab. Auf jeden Fall müssen wir rückblickend sagen, dass wir gegen die Corona-Viren eindeutige Verlierer sind und dass sie uns seitdem erheblichen Schaden zugefügt haben. Clever waren wir zusammen nicht. Unser Urteil, dass wir selbst beurteilen könnten, selbst als Experten und Verantwortliche, was richtig oder falsch ist oder war, ist recht eindeutig widerlegt. Allerdings ist zu bezweifeln, dass Andere oder ich es hätten besser machen können. Aber genau davon sind wir natürlich alle überzeugt. Aufarbeiten wollen das natürlich alle Unbeteiligten oder in den eigenen Augen Geschädigten. Die fehlbaren Experten und Verantwortlichen meiden Aufarbeitung natürlich, wo immer möglich, denn wer hört schon gerne, dass er falsch gehandelt hat oder möchte gar haftbar gemacht werden? Das ist eben menschlich und wären wir in deren Position gewesen, würden wir eine Aufarbeitung mit hoher Wahrscheinlichkeit genauso boykottieren, ich jedenfalls.
Die Corona-Pandemie zeigte uns, dass bei unterschiedlichen Dingen (in diesem Fall Viren) eben nicht allgemeine wissenschaftliche Regeln aus der Forschung mit anderen Viren so einfach übernommen werden können. Wissenschaft möchte so funktionieren, aber Lebewesen sind keine gleichen Autos. Da könnte das vielleicht noch gelingen. An lebenden Organismen, selbst wenn es gar keine sind, wie die Viren, können wir nicht einfach vom einen auf den anderen schliessen. Wissenschaft schachmatt. Aber wie in der Politik, in der Justiz und in der Wirtschaft, geht es auch in der Wissenschaft nicht, dass wir so einfach aus Erkenntnissen oder Regeln und Gesetzen vom Einen auf Andere schliessen könnten. Genau das aber glauben Wissenschaftler ja. Darum forschen sie ja. Das Ziel ist nur gar nicht erreichbar, weil jeder andere Organismus und jede andere Art doch wieder anders funktioniert. Wissenschaft betreiben können wir nur am Original, nicht am Ersatz, sonst kann es gar kein Wissen sein, weil wir ja mit Unterschieden zwischen dem Original und dem Ersatz rechnen müssen. Wissenschaftler und Politiker wissen auch nicht, was sie nicht wissen und daher ihrer Ansicht widersprechen könnte. Sonst müssten sie ja gar nicht mehr forschen. Wir können auch nicht in die Zukunft schauen, um herauszufinden, welche Ansicht sich später als richtig oder falsch oder auch nur als realitätsnah erweisen könnte.
Warum waren uns nach der Corona-Pandemie die Verwirklichung unserer Wünsche so wichtig, die wir während der Pandemie zurückstellen mussten? Wie wäre es damit gewesen, an Geschenke für die Geplagten, Kranken, die Zahlungsunfähigen und Andere zu denken? Unsere Wünsche waren das Wichtgste! Ausdruck unseres Egoismus'!
Ich (07/2024)
Ich bin für mich ich. Das ist doch eigentlich so einfach. Zumindest kann es so einfach sein, wenn ich nicht weiter nachdenke, mich nicht selbst beobachte und mich selbst nicht in Frage stelle, mich nicht zu verstehen suche. Ich bin bis heute nicht sicher, ob es für einen Menschen notwendig ist, dass er über sich selbst nachdenkt. Ginge „Mensch sein“ auch ohne? Vielleicht haben manche Menschen diese Not gar nicht? Was hat das für Folgen für diesen Menschen und die Menschen um sie oder ihn herum, wenn sie oder er ihr/sein Ich gar nicht in Frage stellt?
Wir leben mit einem Bewusstsein und einem Stockwerk darunter dem Unbewussten. Alles Unbewusste gehört auch zu mir, bin auch ich, aber ich kann mit diesem Teil des Ichs nichts tun. Mein Körper atmet unbewusst. Das Herz schlägt unbewusst. Die Verdauung und die Nieren funktionieren unbewusst.
Meinen Herzschlag, meine Verdauung, meine Nierenfunktion kann ich willentlich oder bewusst nicht steuern oder beeinflussen. Mein Atmen kann ich beeinflussen, kann schneller atmen und damit hyperventilieren oder langsamer atmen und damit meditieren. In gewissen Grenzen ist das möglich, aber ich kann wohl kaum einfach bewusst aufhören zu atmen.
Wie ist es beim Sex? Hier arbeiten mein Bewusstsein und mein Unbewusstes zusammen oder gegeneinander. Sex völlig unbewusst? Da hätte ich Zweifel, dass das möglich ist. Auch das Gegenteil, komplett bewusst gesteuerter Sex? Wohl eher nicht. Deshalb kann Sex so wunderschön sein, wenn das Zusammenspiel von Bewusstsein und Unbewusstem und das auch noch in beiden Menschen wohl abgestimmt funktioniert. Aber wenn auch nur ein Teil von diesen Komponenten nicht gut aufeinander abgestimmt zusammen funktioniert, dann kann beim Sex auch so viel schief gehen, dass hinterher sogar ein Richter Recht sprechen muss, weil sich Eine von Beiden vergewaltigt fühlt. Da treffen eben zwei komplexe Ichs, zwei Menschen, aufeinander.
Eine Chance, etwas an mir zu steuern, habe ich nur, wenn mir der Prozess bewusst ist, wenn ich ihn denken und beschreiben, also in Worte fassen kann. Mein Denken funktioniert nur mit Worten, mit Sprache. Je mehr ich mir aus meinem Unterbewussten bewusst machen kann oder bewusst machen lassen kann, desto vielfältiger und breiter verstehend und beeinflussend kann mein Ich, mein Wille, mein Handeln oder Nichthandeln werden. Bewusstwerdung wird daher oft wünschenswert für mein Ich sein, für mich sein.
Mein Bewusstsein, mein bewusstes Denken und Handeln kann sogar völlig gegen mein Unbewusstes handeln und umgekehrt. Ich kämpfe für Toleranz. In meinem bewussten Denken und Handeln kämpfe ich für Toleranz (bei den Anderen, womöglich, damit sie mir gegenüber tolerant sind), aber mit meinem Kampf stelle ich ja gerade meine extreme Intoleranz demjenigen gegenüber zur Schau, dessen Intoleranz ich nicht toleriere und deshalb bekämpfe. Das hat sogar zur Folge, dass ich ein ganz Anderer sein kann, als ich glaube, zu sein. Ich kann ein völlig intoleranter Mensch sein, obwohl ich davon felsenfest überzeugt bin, dass ich nun maximal tolerant bin, denn ich kämpfe ja für Toleranz.
Unbewusst ist auch meine Intuition. Deshalb ist sie ja so schnell, weil sie nicht erst mein Bewusstsein durchstreifen muss. Sie ist geradezu reflexartig. Aber wenn dieser Reflex nun etwas tut, was ich bewusst eigentlich nicht wollte? Ich erlebe zwei Prozesse gleichzeitig, z.B. dass ich ein Medikament nehme und dass mir übel ist. Meine Intuition (meine linke Hirnhälfte?) stellt sofort eine Verbindung her, selbst wenn diese beiden Prozesse völlig unabhängig voneinander ablaufen. Die Verbindung ist also falsch, aber woran sollte ich das wahrnehmen, dass ich hier eine falsche Verbindung hergestellt habe? Ich glaube doch, dass ich Recht habe.
Handeln Sie also möglichst nicht intuitiv, denn Ihre Intuition gehört ja gerade ins Unbewusste. Deshalb ist sie ja unbewusst. Dann wissen wir aber auch nicht, wonach wir handeln. Doch: In unserer Intuition liegen oft Rache, Egoismus, Neid, Sympathie und Antipathie und andere eher zweifelhafte Kräfte versteckt am Werk, früher nur bei den Männern, heute auch bei den Frauen. Aber, wir sahen das doch schon früher, wenn wir intuitiv handeln, dann fühlen wir uns am ehesten authentisch. Was nun?
Ich wurde erzogen, hoffentlich, denn sonst bin ich unerzogen und die Anderen wundern sich über mein Benehmen. Ich merke das ja gar nicht. Ich gehe seit meinem 3. Lebensjahr, seit meinem Trotzalter davon aus, dass ich Recht habe, egal was ich denke oder glaube. Aber wenn ich nun erzogen wurde, wenn mir anerzogen wurde, dass man beim Essen nicht mehr isst, als die Anderen oder sogar weniger, dass man gewisse Dinge tut oder nicht tut und unsere egoistische Intuition, unser Hunger oder Appetit wollen etwas ganz anderes? Wer bin ich dann, der, der ich sein soll oder der, der ich sein will? Mindestens zwei Seelen wohnen in meiner Brust. Sind das dann zwei Ichs oder immer noch nur eines? Sind die 2 Hirnhälften zwei verschiedene Ichs in mir?
Ich bin ich. Was passiert, wenn ich Dich treffe? Du bist wahrscheinlich auch ein Ich? Wenn ich Dich als Körper, als Rolle, als Funktion im Beruf oder in der Politik wahrnehme, dann kann ich Dich auch als Es treffen, als Arzt, als Verkäufer, als Lehrer, als Pastor, als Professor, als Präsident. Aber wenn ich Dich als Du treffen will, dann muss ich Dir alle Freiheiten lassen, so zu sein, wie Du willst. Ich aber habe ganz andere Vorstellungen von Dir. Ach, Du bist anders, als ich mir das denke oder sogar wünsche? Ich hatte doch gedacht, dass Du so wärst, wie ich mir das denke, wie ich Dich beurteile, als ganz lieben Menschen beispielsweise. Und dann bist Du plötzlich in der Partei der Gegenseite? Das geht doch nicht. Ja, das habe ich nicht gewusst, als ich Dich als „lieben Menschen“ beurteilte. Aber warum solltest Du als Mitglied der anderen Partei nicht auch lieb sein? Warten wir die Entwicklung ab. Das wissen wir ja heute noch nicht. Wir leben mal miteinander zusammen, ohne uns vorher gegenseitig zu beurteilen und damit ja meist eher zu verurteilen (ausser in der Balz).
Dass ich auch unbewusst bin, führt dazu, dass ich mich selbst gar nicht beurteilen kann. Zum Urteilen kann ich nur benutzen, was mir bewusst ist, was ich mit Gedanken und Worten formulieren und damit denken und nachdenken kann. Dass vieles in mir unbewusst abläuft, führt dazu, dass ich mich nicht selbst beurteilen kann und dass meine Urteile über Andere und anderes von Faktoren beeinflusst werden, die ich in mir gar nicht kenne. Also Vorsicht!
Wenn wir über Du und Ich oder Dich und mich noch lange nachdenken, uns also hinterfragen, kommen da noch viele unerwartete Dinge hervor. Viel Spass beim Nachdenken.
Was passiert, wenn ich Euch als Gruppe, als Familie, als Clan, als Volksstamm, als Nation oder überhaupt als andere Menschen treffe? Ich bin ich und Jede und Jeder von den Anderen ist auch ein Ich. Aus meiner Position betrachtet sind die Anderen Andere oder alle oder Jeder. Nur ich bin ich. Aber aus den Positionen all der Anderen gehöre auch ich zu den Anderen, zu allen, zu Jedem. Jetzt an diesem Ort und zu dieser Zeit bin ich also Ich, aber aus der Position der Anderen zu gleicher Zeit und am gleichen Ort ein Anderer. Das bin ich zugleich. Meist sind ja die Anderen Schuld, wenn etwas in unserer Umgebung nicht so läuft, wie wir uns das wünschen. Ich mache doch alles richtig. Wie muss ich das jetzt denken und auffassen, wenn ich Ich und Anderer zugleich bin? Kann ich das überhaupt oder übersteigt das meine körperlichen und geistigen Fähigkeiten?
Früher hörte ich von Frauen mehr als von Männern den Spruch „Was soll der oder die oder die Anderen von mir denken, wenn ich das oder das tue oder nicht tue?“ Sie dachten also noch nach über das, was Andere von ihnen dachten. Heute ist uns das so etwas von egal, dass sich kaum noch Jemand diese Frage stellt, vielleicht noch ein paar steinalte Frauen? Jeder oder die Anderen sind uns völlig egal. Es zählt nur noch, was ich denke, was ich will, was ich für richtig halte. Die Anderen zählen gar nicht mehr. Aber aus der Sicht der Anderen bin ich auch ein Anderer. Für die zähle auch ich nichts mehr. Nun stehen nicht nur Ich gegen Ich (ausser dem Fall, dass wir mal mit Mehreren zusammen gegen die Anderen stehen), sondern wir stehen mehr oder weniger alle gegen alle. Na, das wird ein fröhliches Zusammenleben und -wohnen ergeben. Besser miteinander wäre wohl ein halbes Ich auf beiden Seiten, dass dann zusammen ein ganzes Ich ergibt, zumindest in den Beziehungen zwischen Frau und Mann, in den Ehen.
Wir betrachten jetzt mal nur die Anderen oder doch auch Sie und mich, weil wir zu den Anderen gehören? Wie viele sind Sie eigentlich? Einer, also Schulkind? Zwei, also gespalten, in der Pubertät? Mehr als zwei, also Erwachsener, Gebildeter, Nachdenker oder einfach Vor-sich-hin-Lebender?
Mein Ich ist unsichtbar und doch bin ich sichtbar. Was bedeutet das, wenn ich mein Ich wissenschaftlich oder religiös oder auf beide Weisen untersuchen und ergründen möchte? Wo sitzt mein Ich, mein Selbstbewusstsein, in das ich doch so verliebt bin? Erst sind wir selbstverliebt. Dass wir später selbstkritisch werden, ist eine sehr seltene Ausnahme.
Es hat in den 60iger Jahren des 20. Jahrhunderts Forscher gegeben, die schwere epileptische Anfälle reduzieren wollten, indem sie die Nervenstränge zwischen den beiden Hirnhälften durchtrennten. Das hat auch teilweise funktioniert. Das führte aber auch zu ungeahnten neuen Grundlagen für die Gehirnforschung, weil man jetzt plötzlich an lebenden Menschen die beiden Gehirnhälften getrennt auf ihre Anatomie und Funktion untersuchen konnte. Die Forscher, Prof. Dr. Roger Sperry (er erhielt für diese Forschungen sogar einen Nobelpreis) und sein Assistent Michael Gazzaniga führten viele Tests und Untersuchungen durch und berichteten darüber. Ich traf auf diese Ergebnisse durch das Buch „Kein Ich, kein Problem“ von Dr. Chris Niebauer (VAK Verlags GmbH, Kirchzarten bei Freiburg, 2021), der diese Forschungen in einer ganz bestimmten Sichtweise darlegt und kommentiert.
Die beiden Hirnhälften funktionieren auch, wenn man sie voneinander trennt (oder weitgehend trennt, denn einzelne Verbindungen an den Rändern wurden nicht auch mit durchtrennt). Man konnte so, den Hirnhälften getrennt Informationen per Bild, per Ton/Sprache und anderer Art zukommen lassen und konnte ihre Reaktions-Fähigkeiten ergründen. Da fanden sie z.B. dass die rechte Hirnhälfte weitgehend sprachfrei die Funktionen des menschlichen Seins verarbeitet und steuert. Gefühle, Intuition, sprachlose Orientierung und körperliche Grundfunktionen werden überwiegend von und in ihr verarbeitet. Die linke Hirnhälfte ist dagegen ist die Hälfte der Sprache, des Denkens, des Verstehens, des Sortierens, der Interpretation. Die linke Hirnhälfte habe für alle Geschehnisse und Dinge, die sie wahrnimmt oder dargeboten bekommt, gleich eine Deutung parat, die oft mit der Realität nicht übereinstimme, deren Sinn zumindest damals den Beiden oft nicht ersichtlich war. Und für unsere gestellte Frage, wo sich das Ich befindet? Zumindest im Hirn sei es nicht gefunden worden.
Da man Arme und Beine amputieren kann, ohne dass der entsprechende Mensch sein Ich oder sein Selbstbewusstsein verliert, werden wir annehmen dürfen, dass es dort nicht sitzt. Bei verschiedenen anderen Körperteilen ist es ähnlich. Wenn wir einen bestimmten Ort für unser Ich im Körper annehmen wollen, dann wird es wohl am ehesten doch im Gehirn sein. Dort sei es bisher aber nicht gefunden worden. Da stellt sich die Frage, ob wir die Schlussfolgerung „Ich habe da nichts gefunden“ mit „Da ist nichts oder da ist das Erwartete nicht“ gleichsetzen dürfen. Könnte es sein, dass wir manche Informationen nicht haben, die uns eine andere Sichtweise aufdrängen würden? „Ich habe da nichts gefunden“ heisst einfach nur „Ich habe da nichts gefunden“. Diese Frage und Antwort ist in vielen Fachgebieten hoch interessant und wichtig, am Lebenden noch mehr als am Ding.
Herr Gazzaniga und Dr. Niebauer schliessen daraus, dass das Ich nur eine „Illusion“ sei. Das ist natürlich eine Möglichkeit der Interpretation. Aber an dieser Stelle müssen wir uns einige Fragen stellen zur Art des wissenschaftlichen Arbeitens.
Bei den Untersuchungen wurden den Split-brain-Patienten Bilder gezeigt, Wörter gezeigt und gesagt, Zusammenhänge erfragt und und und. Immer sind bei diesen Untersuchungen mehr oder weniger menschliche Ansichten und Begrenzungen der Fähigkeiten im Spiel, die Interpretationsspielraum nicht nur lassen, sondern auch verursachen. Im menschlichen Leben sind selten Tatsachen, Vorgänge, Informationen etc. eindeutig. In der Regel müssen wir von Mehrdeutigkeit ausgehen. Da wir in der Regel eine Seite der Realität bevorzugen und die andere oder die anderen zurückstellen, oft schlicht einfach vergessen, scheinen unsere Deutungen eindeutig. Das ist aber überwiegend Vorurteil, schlecht hinterfragt, teilweise vergesslich, … Dazu kommt die Frage, ob Ergebnisse, die an getrennten Hirnhälften gewonnen wurden, in gleicher Weise gelten, wenn die Hirnhälften verbunden sind und miteinander kommunizieren können? Meines Wissens bleibt diese Frage völlig unbedacht einfach offen. Wie es in der Wissenschaft vielerorts ist: Es werden Ergebnisse an bestimmten Objekten gewonnen oder an einer Auswahl solcher Objekte nach bestimmten Kriterien. Diese Ergebnisse werden dann verallgemeinert oder auf andere Dinge oder Prozesse übertragen. Diese Verallgemeinerungen aber sind nicht Wissenschaft, sondern Glauben, genaugenommen wie Religion, solange nicht jedes einzelne Ding etc. überprüft wurde. Wer will in der Allgemeinheit, im Universum überprüfen, ob eine Regel auch dort stimmt? Bestenfalls geht es indirekt. Überprüfen können wir es kaum bis nicht.
Trotzdem, interessant sind diese Untersuchungen und zum Nachdenken geben sie uns vielfältigen Anlass.
Wissenschaftliches Suchen wird ja meist erleichtert, wenn man eine Hypothese hat, wenn man eine Vorstellung hat davon, was man sucht. Es stellt sich also die Frage, wie wir uns das „Ich“ denn vorstellen wollen, damit wir es finden können und das Gefundene mit unseren Vorstellungen vergleichen, damit wir auch gewahr werden können, wenn wir es gefunden haben oder eben noch nicht. In einer Welt von Schein und Sein, wie der unseren, ist solch eine Überprüfung auf Fake oder Wahrheitsgehalt nicht nur eine Herausforderung, sondern schlicht oft unmöglich. Uns fehlt einfach das Original, der Bau- und Funktionsplan dieser Welt, an dem wir das überprüfen könnten. Die Forscherinnen und Forscher beschliessen einfach irgendwann, dass sie jetzt das richtige Ergebnis gefunden hätten und lehren uns das so als Wissen.
Was für eine wissenschaftliche Hypothese würden wir denn aufstellen, wie wir uns Gott oder auch nur schon unser Ich vorstellen würden, damit wir überhaupt wissenschaftlich danach suchen könnten? Heute sagen wir „Gott gibt es nicht!“ Das ist ja in Ordnung. Dann gibt es unser Ich womöglich auch nicht? Sie sind also nur Maschine, Stoffwechsel, gute Gefühle und Schmerz? Warum erwarten Sie dann, dass man Ihnen Menschenrechte einräumt? Es gibt Ihr Ich doch gar nicht. Gibt es Sie dann überhaupt? Wenn Ihr Ich eine Illusion ist, dann sind auch Sie eine Illusion?
Da gab es ja schon seit vielen Jahrhunderten die Vorstellung von einem kleinen „Homunkulus“, einem kleinen Menschlein im Hirn (kein kleiner Mann im Ohr). Dann wäre das Ich eine körperliche Struktur, die die Anatomen sicher längst gefunden hätten. In gewissem Sinne könnte man ja die Funktion der beiden Hirnhälften als Ich bezeichnen. Die rechte Hirnhälfte wäre dann mehr dem „Sein“, die linke mehr dem Verstehen und Reagieren gewidmet. Mein „Ich“ als Funktion? Zumindest teilweise könnte ich mir vorstellen, dass diese funktionelle Verstehensweise etwas Realität ausdrückt. Das wird aber sicher nicht alles sein? Eine bestimmte anatomische Struktur im Hirn, in dem das Ich „sitzen“ solle, sei bisher nicht gefunden worden, berichtet Dr. Niebauer. Nun wissen wir ja nicht, ob die Neuroanatomen da schon am Ende aller Funde und Interpretationen sind oder ob nicht in Zukunft noch ganz neue Entdeckungen und Interpretationen kommen. Aber zumindest derzeit müssen wir wohl davon ausgehen, dass es keinen bestimmten Ort geben wird. Das stimmt aber meines Erachtens nicht ganz. Dr. Niebauer berichtet von der unablässig Deutungen liefernden Instanz in der linken Hirnhälfte. Derer werden sich die Neuronen ja nur gewahr durch irgendeine Form von Wahrnehmung. Wir werden das, was wir als „Ich“ erwarten, also sicher in den Neuronen annehmen müssen. Interessanterweise scheint das Ich geteilt zu sein, rechts und links und in beiden Hirnhälften unterschiedlicher Natur und Funktion.
Ob wir das „Ich“ je genauer und eindeutiger beschreiben können, ist fraglich. Man könnte sogar die Frage stellen, ob es hier irgendeine Form von Zusammenspiel von immanenter und transzendenter Natur gibt? Sind wir überhaupt unser Ich? Bestimmen wir unser Ich? Sind wir mit unserem Ich allein? Gibt es womöglich mehrere Ichs in uns? Denken wir an den Anfang unseres Nachdenkens zurück als wir feststellten, dass wir auf jeden Fall mehrere sind (Der, der ich sein will, der, der ich sein soll, der, der ich bin, der, den die Anderen sehen, der, als den ich mich sehe, … ganz schön viele. Da wird es eng in uns.). Auch unser Sein ist offenbar nicht absolut, nicht objektiv, nur relativ, zwischen Sein und Schein oder vielleicht besser, beides umfassend, Schein und Sein. Vielleicht brauchen Sein und Schein in uns gar keinen bestimmten Ort? Dr. Niebauer kommt gegen Ende seiner Darlegung sogar zu dem Schluss, dass unser Ich vielleicht gar nicht auf den Raum unseres Körpers begrenzt sein könnte? Diese Vorstellung würde natürlich eine Menge unklarer Phänomene auf dieser Welt teilweise erklären. Ist unser Ich tot, wenn wir gestorben sind, wenn unser Körper tot ist? Ist unser Ich das, was frühere Generationen und andere Denkrichtungen als „Seele“ und „Geist“ bezeichneten?
Wenn wir damit unsere Hypothese formulieren wollen, wie wir uns unser Ich vorstellen, wonach wir suchen wollen, dann werden die Wissenschaftler schon mal streiken müssen. Methoden, dies zu finden, haben die Wissenschaftler gar nicht. Wie Mediziner und Wissenschaftler so sind. Sie sind Männer oder Möchte-gern-Männer. Wir sind nie verlegen. Denken wir daran: Die Wissenschaft zählt auch das, was gar nicht zählbar ist. Die Wissenschaft wird uns das Ich beschreiben und verorten. Da bin ich sicher. Die Frage ist nur, ob wir das der Wissenschaft dann glauben oder ob wir kritisch bleiben? Wer wollte denn hier mit irgendeiner Weise von Beweis kommen und was sollten wir als Beweis denn glauben?
Wie funktionieren denn Intuition oder Denken und erst recht Nachdenken? Wir wissen es nicht. Wer feuert da eigentlich in beiden Hirnhälften, der Eine mehr intuitiv-stumm, der Andere mehr sprachlich, über Interpretation steuernd?
Wo im Hirn entstehen Wünsche? Entstehen überhaupt alle Wünsche im Hirn? Hunger ist auch ein Wunsch, ein sehr existenzieller und entsteht wahrscheinlich eher im Magen? Unsere Wünsche sind meist grösser als das Haben oder als wir selbst schaffen können, auch in der Gruppe oder im Staatswesen zusammen. Warum kennt unser Wünschen nicht seine realistischen Grenzen? Immer mehr bis wir es gar nicht mehr selbst schaffen können und mit Burn out oder Featigue (Schwäche) im Krankenhaus landen?
Wenn der erste Eindruck beim Zusammentreffen mit einem Anderen in den ersten Sekunden so viel ausmacht, wer oder was in unserem Hirn bestimmt dann dieses Urteil? Wir erinnern uns doch, dass schon oft das erste Urteil nicht realitätsnah war und dass nach längerem Kennenlernen die Verhältnisse ganz andere waren und doch hat uns oft das erste Urteil der ersten Sekunden in unserer Denkweise und Urteilsweise stark beeinflusst, in dem Fall sogar behindert.
Die Frage „Gibt es überhaupt ein Ich“ ist nachvollziehbar. Im Grunde müssten wir sie fast als Suggestivfrage auffassen. Die Schlussfolgerung von Dr. Niebauer, das Ich sei nur eine Illusion, klingt logisch.
Wenn es gar kein Ich gibt, dann gibt es auch kein Du, dann auch keinen Täter, keinen Schuldigen, kein Opfer. Dann gibt es niemanden. Ich bin also ein Ich und doch wieder nicht, Körper und Seele und Geist, gar nicht wissend, was das ist.
Wenn es kein Ich und kein Du gibt, dann können wir unsere teure Justiz einschliesslich der Gefängnisse abschaffen. Es ist schon so oft kaum mit Sicherheit zu klären, wer Schuld ist, der vermeintliche Täter oder Hintermänner oder Hinterfrauen oder noch Andere? Aber wenn es kein Ich und kein Du gibt, dann können wir die Suche nach einem Täter gleich aufgeben, denn Täter müsste ja ein Ich oder ein Jemand sein. Es gäbe auch gar keine Opfer mehr, denn auch sie wären ja ein Ich, eine Illusion. Die Opfer würden sich sehr schnell lauthals melden und Revolution machen. Unser Ich ist nicht einmal nur irgendetwas unbekanntes im Hirn, sondern auch Gefühl, Schmerz, Wohlempfinden etc. Das nehme ich als Ich wahr, zum Teil sehr existenziell.
Gibt es ein weibliches Ich und ein männliches Ich? Unterscheiden sich die „Ichs“? Je länger ich Frauen und Männer beobachte und darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Ergebnis: Ja, sie unterscheiden sich. Und jedes einzelne Ich, gleich welchen Geschlechtes, unterscheidet sich vom Du oder von Anderen auch. Ich bin also ein Anderer und doch kein Anderer, weil ich mich von den Anderen doch wieder unterscheide. Jetzt wird es noch komplizierter. Können Sie noch folgen? Ich bin nicht einmal sicher, ob ich noch folgen kann. Schliesslich bin ich nur ein alter, dummer, weisser Mann.
Da stellt sich wieder die Frage: Ist es sicher, dass es das, was ich nicht sehe, schmecke, höre, rieche, also nicht wahrnehme, daher gar nicht gibt? Ich hege da gewisse Zweifel, dass der Schluss so einfach zulässig ist.
Klemmen Sie sich mal die Finger einer Hand so richtig fest in der Haustür ein. Warten Sie einige Zeit, bis die Wirkung so richtig eingesetzt hat. Dann bitten Sie ganz freundlich lächelnd um den Schlüssel und öffnen langsam die Tür. Da haben Sie so eben einen Teil Ihres Ichs kennengelernt. Die Realität Ihres Ichs hat Sie fest in Schmerzen gehalten. Es wird Ihnen vermutlich schwer fallen, das zu ignorieren, es sei denn, Sie hätten sich jahrelang als Fakir trainiert.
Oder lassen Sie sich zehn Jahre vor dem geplanten Übertritt ins Rentnerdasein Ihr komplettes Lebenswerk zerstören, für das Sie die Zeit bis dahin gelebt und gearbeitet haben und von dem Sie und Ihre Familie gelebt haben und die Schuld am Zusammenbruch wird Ihnen in die Schuhe geschoben. Wahrscheinlich werden Sie sich Ihres Ichs bewusst und wahrscheinlich werden auch die Anderen Sie als ein Ich, als ein Gegenüber wahrnehmen, womöglich sogar als Schuldigen, auch wenn Sie vielleicht gar nicht Schuld in dem Sinne sind?
Ähnlich, wie wir das schon von der Vorstellung eines Gottes gefunden haben, ist es offenbar auch beim Ich. Es gibt mich, ich bin ein Ich, aber ich weiss gar nicht, wer ich bin, wo ich bin, in wie vielen Dimensionen ich bin, … Hier befinden wir uns mitten im Graubereich, im Nebel von Immanenz und Transzendenz. Ich kann glauben, dass es in mir keine Transzendenz gibt, sondern nur Immanenz. Ich kann auch das Gegenteil glauben, an mein Sein in Beidem, in der Immanenz und in der Transzendenz. Hier gibt es nur „Glauben“, nicht einmal „Nichtglauben“, „Wissen“ schon gar nicht. Auch Nichtglauben wäre eine Form von Glauben. Wenn die Neurophysiologen gar kein Ich finden, kein Bewusstsein im Hirn, hat unser Geist dann Bezug zum Jenseits, ohne dass wir das merken oder wissen? Sind wir womöglich gar nicht allein in uns? Wer ist „der Mensch“, also wir? Wie viele sind Sie? Da macht doch ein Extrairdischer in Ihrer linken Hirnhälfte gar nichts mehr aus? Woher wissen Sie, dass Sie Herr im eigenen Hause, im eigenen Kopf, in Ihrer Persönlichkeit, in Ihrem Ich sind?
Dr. Niebauer zeigt uns auch noch eine andere Einordnung bzw. Deutung in unserer Zeit, in unserem Leben. Er zieht die Beziehung zu Buddha, zu den östlichen Religionen und der östlichen Welt- und Lebensauffassung. „Alles ist Eins!“ „Kein Ich“ heisst in der Schlussfolgerung des Ostens, dass es keine Trennung gibt zwischen der Allgemeinheit, zwischen dem, was wir „Sein“ oder „Gott“ nennen könnten, zwischen der Aussenwelt und der Innenwelt. Damit werde Leiden überwunden. In der Tat ist das nachvollziehbar. Die Philosophie resp. Religion „Alles ist eins“ schafft die Gleichheit und Gleichberechtigung, wie sie sich heute im Westen Frauen und Männer, Arme und Reiche vorstellen, wenn sie die „Einheit“ suchen. Alles ist eins bedeutet aber den Tod, bedeutet Spannungslosigkeit und Leben ist nur da verwirklicht, wo Spannung herrscht, Spannung zwischen intrazellulär und extrazellulär. Leben ist nur möglich in der Ungleichheit, in der Spannung zwischen innen und aussen. Wie so oft im Leben, lässt sich wieder mit der Gausskurve darstellen, wo die Ideen von Buddha und Dr. Niebauer Sinn ergeben. Wenn die Spannung über den Punkt des Optimums, den Punkt, wo es „gut“ ist, hinausgewachsen ist, dann ist eine Spannungsreduktion, eine Reduktion des „Ichs“, eine Reduzierung der Bedeutung des Ichs sehr sinnvoll und kann Frieden stiften und Leid mindern. Das gilt aber nicht allgemein, nicht grundsätzlich. Auch die lebenden Menschen in der Philosophie des Ostens befinden sich nicht in der Einheit. Die Religionen propagieren es deshalb immer wieder, schon seit mindestens 2500 Jahren. Auch hier ist die Selbsttäuschung gegenüber der Realität menschliches Dasein. Das Ideal, das Ziel, wird glücklicherweise nie erreicht, sonst würde alles Leben im Osten aufhören, zumindest das menschliche. Kann es ein Ich geben ohne Ich? Konnte sich Buddha das wirklich vorstellen?
Nein, eine reine Illusion, eine Fiktion ist unser Ich sicher nicht. Deshalb gebar mich meine Mutter und meine Eltern gaben mir einen Namen. Ich übe Wirkungen auf Andere aus und sie wirken auf mich ein. Wir leben in Beziehung zu einander. Menschsein hat Ähnlichkeit mit dem Sein von Licht als Welle und Korpuskel. Diesem Bild muss sich die Wissenschaft am Menschen stellen. Wissenschaft kann Menschen methodologisch untersuchen, aber die Wissenschaftler müssen sich Lebewesen auch als Lebewesen stellen, in Beziehung treten.
Bei Dr. Niebauer hat es nicht den Anschein, dass wir unsere Hirnhälfte beeinflussen, bremsen, modifizieren, anders ausrichten könnten. Hätten Eltern Einfluss auf die interpretierende Hirnhälfte im Zusammenleben und Prägen ihrer Kinder? Das hätte ja ungeahnte Auswirkungen auf unser vielleicht nicht einmal vorhandenes Familienleben?
Dr. Niebauer schreibt, dass unser Ich oft sein Denken und seine Interpretation mit der Realität verwechselt. Das wäre dann eine Fehlfunktion unserer linken Hirnhälfte. Können wir das auch umtrainieren? Dass wir unser Bild von der Realität mit der Realität verwechseln, scheint uns ja sehr häufig zu passieren. Liegt hierin unser grosses Ausmass an Selbsttäuschung begründet?
Unser Hirn oder jemand anders in unsrem Hirn, versucht pausenlos, Beziehungen zwischen Fakten herzustellen aus denen wir Brücken bauen, damit wir darauf leben können. Bei Frauen ist das wohl noch stärker ausgeprägt als bei Männern. Denn wir leben im Nichtwissen. Das erlebe ich in der Praxis jeden Tag mehrmals. Die hergestellten Beziehungen und Interpretationen sind oft sehr fragwürdig. Wahrscheinlich stimmen die meisten eher nicht. Aber woher soll die linke Hirnhälfte denn wissen oder feststellen können, dass ihre Deutung richtig und nicht falsch ist? Unser Ich hat im 3. Lebensjahr im Trotz einfach entschieden „Ich habe Recht! Egal, was ich denke oder glaube.“
Das Hirn und insbesondere die linke Hirnhälfte ist wie ein schlecht geschütztes Einfallstor für alle möglichen Eindringlinge in unseren funktionierenden Organismus. Woher bekommen wir unsere Ideen? Wie entstehen sie in unserem Hirn? Ideen werden Realität auch wenn sie gar keine Realität werden.
Wer spricht eigentlich in unserer linken Hirnhälfte? Muss ich dauernd meine eigenen Deutungen hinterfragen, weil ich gar nicht weiss, ob dort nur ich bin? Woher wissen wir, dass wir alleine zuhause sind, alleine in unserem Kopf? Wie stellen wir uns denn ein Ich im Kopf vor? Kommt hier nicht eine Mehrdimensionalität von Lebewesen und vor allem Menschen zum Ausdruck, die wir nur ahnen, aber gar nicht erforschen können? Hier befinden wir uns schon jenseits der Grenze der Wissenschaft, denn unser Ich wird nicht materiell sein (so wie sich das manche früher vorstellten als kleinen Mann nicht im Ohr, sondern irgendwo im Hirn). Wie wollen wir uns in die Lage anderer Menschen hineindenken, um sie zu verstehen, wenn wir nicht einmal wissen, ob wir wir selbst sind? Die Wahrscheinlichkeit, dass wir nicht alleine in unserem Kopf oder Ich sind, ist doch relativ hoch, oder?
Mit der Stimme in der linken Hirnhälfte wären wir auch als Marionetten von Wesen ausserhalb unseres Ichs denkbar. Das würde unser Weltbild noch einmal ändern.
Woher weiss die eine Hirnhälfte oder auch einfach nur das Hirn oder auch einfach nur wir, dass das, was wir denken oder dass die Verbindung, die wir ziehen, stimmt oder nicht stimmt? Woher weiss ich, dass meine Ideen und Urteile realitätsnah oder -fern, richtig oder falsch sind? Woran kann ich das messen?
Wenn Sie Influenzern oder Idolen nachlaufen, verschenken Sie als Fan geradezu Ihr Ich. Oft werfen Sie es geradezu vor die Säue. Vorsicht mit Influenzern und Vorsicht als Fan. Denken Sie an den „Rattenfänger von Hameln“. Wir Menschen haben keinen Sensor für unsere Dummheit oder nicht vorhandene Schlauheit. Wir erklären uns einfach für schlau, für Experten, für Wissende und dann glauben wir, das auch zu sein. Eigenartigerweise glauben das die meisten Anderen auch. Jeder Mensch ist mehr oder weniger Persönlichkeit wie eine Dimension. Ausser in der Balz haben wir gar keine Chance, uns zu verstehen. Jeder ist wie ein anderer Stern und kann das auch gar nicht ändern.
Weil wir denken/nachdenken können, gibt es Sein und Schein. Wer die Welt nur als 1, als Sein, als verlässlich, als es ist wie es ist, auffassen will, muss aus den Menschen das denkerische, das interpretierende, das bewusste Ich herausnehmen. Viel Erfolg. Ich fürchte, das entstehende Wesen ist kein Mensch mehr. Es gibt inzwischen solche Denkmodelle.
Mit der Entwicklung der Hirnzellen, die Denken und Nachdenken ermöglichen, haben die Evolution und/oder das allgemeine Sein und/oder der lebende Gott ihren grossen Hoffnungsträger entwickelt, aber auch das Risiko ihres noch grösseren Gegners geschaffen, der alles, was ist, nur nach seinem Wunsch verändert und dabei völlig rücksichtslos ist, selbst wenn er selbst glaubt, völlig rücksichtsvoll zu sein. Dieses Ich des Menschen kennt nur sich selbst. Er, ich, habe Recht und handele richtig und damit gegen das evolutionäre Gleichgewicht der Lebewesen.
Wir Menschen sind von der Evolution entwickelt worden mit unseren Hirnfunktionen, aber wir haben uns irgendwie gegen die Ökologie der Evolution gewendet und seitdem gehen wir wahrscheinlich auf das Ende zu?
Womöglich sind Gott und der Teufel uns so viel näher, dass sie bei jedem unserer Gedanken und Taten mit eine Rolle spielen? Denken und Nachdenken sind womöglich gar nicht so einfach von uns steuerbare Tätigkeiten? Unser tiefstes Inneres (Bewusstsein, Denken, Nachdenken, Schlaf,...) bestimmen womöglich gar nicht nur wir selbst? Wir täuschen uns nur selbst und auch die Täuschung liegt nicht nur in unserem Einfluss? Dann ist natürlich auch jede Folgerung, jede Tat oder nicht getane Tat gar nicht nur von uns selbst verursacht und zu verantworten?
Gott scheint die Vieldeutigkeit und Komplexität zu lieben. Versuchen wir gar nicht erst, ihn zu verstehen. Leben heisst Vielfalt und Vieldeutigkeit. Das müssen wir im Leben und beim Forschen aller Art am Leben mit bedenken, die Vielfalt und die Mehrdeutigkeit. Für uns Menschen stellen beide aber eine Grenze für Verstehen und Handhabung dar.
Der Evolution bedeutet das Individuum offenbar nichts. Im Zweifel opfert sie das Individuum sofort und ohne zu zögern. Das Individuum hat seine biologischen und persönlichen Fähigkeiten geschenkt bekommen, mit denen es sich retten und helfen kann. Sonst ist es völlig ungeschützt. Erst wir Menschen suchen individuelle Entfaltung, Schutz und Bequemlichkeit, allerdings gerne auf Kosten der Gemeinschaft, im Glauben, dass dann die Kosten Andere tragen müssten. Doch deren Kosten müssen wir gemeinsam ja auch tragen. Das wird wohl auch unser gemeinsames Ende bedeuten?
Seien Sie vorsichtig mit der Erde. Sie ist womöglich nicht die, die Sie glauben, dass sie ist. Seien Sie vorsichtig mit uns Menschen und mit sich selbst. Auch Sie und wir sind womöglich nicht die oder der, die oder der Sie glauben zu sein oder zumindest nicht nur die oder der.
Die Frage „Wer bin ich?“ ist wahrscheinlich nicht zu klären, selbst von mir selbst nicht und auch von den Anderen nicht. Darin gleicht die Frage der Warum-Frage. Wir hören nur zu früh auf, weiter zu fragen. Warum regnet es ins Haus? Weil das Dach undicht ist. Also reparieren wir es. Warum aber war es undicht? Hatte es Planungsfehler, Konstruktionsfehler, Pfusch am Bau oder war es Verwitterung? Wenn es schwierig wird, hören wir doch lieber auf zu fragen. Aber an anderen Stellen hören wir eben nicht auf und fragen, ohne mit der Wimper zu zucken über unseren menschlichen Horizont hinaus und merken gar nicht, dass wir die Realität unseres Lebens längst weit zurückgelassen haben und nur noch in Schein und Theorie forschen und denken. Wir identifizieren uns so sehr mit unserem Ich und uns selbst. Ist das sinnvoll?