Was ist Liebe an sich? (11/2021)


Schon bei den alten Griechen wurden „eros“ (sexuelle Liebe) und „agape“ (hingebungsvolle Liebe, aber nicht sexuell) unterschieden. Im Deutschen und im Englischen haben wir diese Unterscheidung formal auch, aber im menschlichen Umgang unterscheiden wir wenig. Das führt dazu, dass wir die Begriffe durcheinanderbringen und mehr Verwirrung als Verständnis stiften. Ich glaube, oft ist der Begriff gedankenlos so übernommen, manchmal auch so gewollt, gerade beim „eros“, den wir gerne träumerisch als „agape“ missverstehen oder zusätzlich damit befrachten. Weil die Idee von Agape so ideal, so verlockend klingt, täuschen wir uns lieber selber und meinen, Eros sei dasselbe wie Agape.
Im menschlichen Leben müssen wir aber sagen, dass Liebe im Sinne von „eros“ im Grunde der menschliche Balzvorgang ist (verliebt sein), der nur dazu da ist, die beiden Geschlechter sexuell zueinander zu bringen, damit Zeugung neuer menschlicher Individuen überhaupt erfolgt. Denn so selbstverständlich ist das nicht. Wer will sich denn heute noch der Mühe unterziehen, Kinder zu bekommen und mit ihnen zu leben? Die heutige Zeit ist das beste Beispiel. Mit unserer heutigen Weltanschauung wäre die menschliche Art sicher gar nicht erst entstanden. Die Liebe im Sinne von „agape“ entspricht der „christlichen“ Liebe, der Aufopferung um der Liebe Willen ohne sexuelle Liebe (die ja nur der Zeugung dient) und ohne Mutterliebe, die mit aller Hingabe an die eigenen Nachkommen geschieht und ohne Abhängigkeit von Sympathie. Wir teilen unsere Umwelt ein in sympathisch und unsympathisch und mögen oder sogar lieben die Sympathischen. Ist das liebevoll, meine Damen, meine Herren?
Liebe wird es von Seiten von Menschen kaum geben. Lieben Sie mal einen unsympathischen Menschen. Dann doch noch lieber einen Feind lieben? Lieben Sie mal den politischen oder wirtschaftlichen Gegner, den Andersdenkenden, den Andersfühlenden. Da merken wir ziemlich schnell, wo unsere Liebe aufhört, meist schon bevor sie überhaupt begonnen hat.
Diese sind zutiefst genetisch, körperlich bedingt, aber auch während der Prägungsphase modifiziert und nur zu einem kleinen Teil selbst bewusst modifizierbar. „Eros“ ist zutiefst egoistisch, begehrend und hat mit „Liebe“ (agape) überhaupt nichts zu tun. Trotzdem bezeichnen wir den menschlichen Balzvorgang als Liebe. Wir stellen dauernd einen Zusammenhang zwischen beiden her. Das ist sicher auch ein Grund, warum Ehe in guten wie in schlechten Tagen funktionieren soll und warum Ehe lebenslang sein soll, denn „agape“ verlangt Ewigkeit. Dass „eros“ zeitlich sehr begrenzt ist, wissen leider alle, die schon verliebt waren und es nicht mehr sind, obwohl in unseren Träumen auch „eros“ immer ohne zeitliche Begrenzung (also ewig) erwartet und gedacht und geträumt wird. Welch ein folgenschwerer Irrtum, der sich in fast jedem Leben abspielt!
Von der körperlichen Liebe zwischen Mann und Frau erwarten wir alle viel zu viel. Von Ewigkeit keine Spur, selbst von lebenslang nicht und dass sie alle Wirren und wer weiss was übersteht, auch nicht. Sie ist wahnsinnig verletzlich. Gegenseitige Schuldzuweisungen sind schlicht fehl am Platz. Unsere Vorstellungen sind einfach realitätsfremd.
„Agape“, altruistische Liebe und Christen würden ihre Liebe wahrscheinlich mit dazu zählen (christliche Liebe), ist nicht aus Gefühlen geborene Liebe ist nicht intuitiv gegebene Liebe. Für „Agape“ braucht es tiefere Gründe, vielleicht transzendente?
Eine wahrscheinlich unserem Verständnis und Gebrauch am nächsten kommende Begriffsbestimmung für Liebe könnte folgende sein: Vom Anderen geliebt fühlen wir uns immer dann, wenn wir von ihm bekommen, was wir uns wünschen, was wir brauchen, was uns ein gutes Bauch- und ein Wohlgefühl, am liebsten von Dauer, verschafft. Es ist nicht schwer, auf diese Definition zu kommen. Die Definition gilt sicher auch für beide Geschlechter resp. in beide Richtungen. Das ist die Begriffsbestimmung in passiver Form, abgeleitet vom Egoismus der geliebten Person.
Schwerer wird die Begriffsbestimmung in aktiver Form: Liebe ist, der Partnerin/dem Partner das zu geben, was sie/er sich wünscht, was sie/er braucht, was ihr/ihm ein gutes Bauch- und Wohlgefühl, am liebsten von Dauer, verschafft. Aber jetzt fängt die Mühe erst an. Was wünscht sich die/der Andere, die Frau, der Mann, die spezielle Person? Und das wird oft nicht gleich sein. Wir werden immer wieder neu ihr/ihm und uns diese Frage stellen müssen, am besten aber, ohne die Frage wirklich zu stellen, denn sonst wird es öde und Liebe erfährt man ja oft am wunderbarsten da, wo sie völlig unerwartet geschieht, also nicht vorher lange abgesprochen und diskutiert wurde. Liebe überrascht. Liebe verbindet Schein mit Sein. Diskussionen über Liebe werden meist noch den Rest an Liebe töten, zumindest bei Männern?
Und die Mutterliebe ist ein Zwitter zwischen beiden. Sie ist zwar biologisch völlig fixiert, aber sie trägt auch die Züge von Hingabe bis zur Selbstaufopferung. Diese Selbstaufopferung merken Frauen natürlich auch. Das ist völlig verständlich. Nicht wenige Frauen neigen aber am Ende dazu, ihre Kinder doch krampfhaft festzuhalten, also ganz egoistisch zu handeln.
Mutterliebe in den Begriff „agape“ zu integrieren hiesse, Mutterliebe als reine christliche Liebe zu verstehen. Mutterliebe ist aber zu einem sehr grossen Anteil geerbt und sicher auch zu einem kleinen Anteil durch Prägung gesteuert. Mutterliebe ist grösstenteils eine genetisch festgelegte Verhaltensweise von Müttern (ihren) Kindern gegenüber. Die Fähigkeit zur Liebe ohne jede Bedingung wird meines Wissens aber nicht vererbt.
Stellen wir uns Liebe ohne den Menschen vor. Sexuelle und Mutterliebe gäbe es ohne ihn gar nicht. Bleibt also nur der Rest übrig. Liebe ist Beziehung zwischen mindestens zwei Menschen. Wir brauchen also gar keine grosse Theorie über die Liebe aufzustellen, das „Prinzip Liebe“ zu beschreiben. Es gibt gar kein „Prinzip Liebe“. Es gibt nur unsere Beziehung zu anderen Menschen, vielleicht noch zu Gott, wenn wir ihn als Person auffassen. Was tut ihr/ihm gut? Das will ich ihm gewähren oder tun. Nicht ich stehe im Mittelpunkt, sondern sie oder er stehen im Mittelpunkt. Liebe ist ein bewusster Akt der Aussetzung der biologischen Naturregel: Für mich stehe ich im Mittelpunkt. Ist das überhaupt möglich? Bin ich, ist ein Mensch überhaupt in der Lage, sich selbst aus dem Mittelpunkt zu nehmen und Gott oder eine andere Person in den Mittelpunkt zu stellen? Ist das nicht eigentlich schon der Selbstmord oder Aufforderung an den Anderen zum Mord? Es würde bedeuten, dass die Anderen im Umkreis in Zukunft für mein Überleben sorgen würden, wenn ich es nicht mehr täte und mich nur noch um andere kümmerte. Gut gemeint ist bekanntlich nicht automatisch gut oder sagen wir besser, ist eine Kombination von gut und böse und das lässt sich wahrscheinlich gar nicht ändern?
Das Wundermittel auf dieser Erde ist Liebe in Achtung. Sie will Dir gut und tut darum auch mir gut. Sie ist gegen mein Eigeninteresse und verbindet. Sie ist darum so selten, so kostbar und sehr oft sehr teuer erkauft, sehr schmerzhaft.
Liebe ist ein Fremdkörper in dieser Welt. Sie ist eine Rarität. Frauen sprechen gerne von Liebe, wenn sie ausdrücken wollen: Ich kann Dich (er-)leiden, Du darfst mir dienen, Du darfst in meine Nähe. Das, was uns als Liebe präsentiert wird, ist nicht die Liebe, die uns aus der Bibel erzählt wird. Die dort erzählte Liebe ist nur eine Liebe Gottes, nicht eine des Menschen. Wir irren uns, wenn wir unsere Liebe für vergleichbar zu dieser Liebe halten.




Sexuelle Liebe oder Begehren (11/2021)


Liebe kann man nicht einfach machen. Das haben „eros“ und „agape“ und übrigens auch Mutterliebe gemeinsam. Die Erotik, das „Verliebt sein“ wird uns geschenkt. Unser Körper schenkt uns die Erotik. Manche Menschen finden wir erotisch, die meisten nicht. Das hat etwas mit dem Alter, etwas mit dem Geschlecht, etwas mit der Sympathie und etlichem anderen mehr zu tun. Die schönste und reinste und am meisten süchtig machende Liebe ist die sexuelle, gefühlsmässige Liebe. Sie ist die am meisten genetisch fixierte Liebe und daher die am wenigsten von uns beeinflussbare (eben geschenkte) Liebe. Das macht sie so schön, so verletzlich, so geschenkt und aber auch so endlich, weil sie wohl eigentlich nur dem Zeugungsvorgang und dem Schutz des Kleinkindes dient und offenbar mehr nicht. Das gestehen wir uns natürlich gar nicht gerne ein. Wir träumen lieber von ewiger Liebe. (Das haben aber das allgemeine Sein und/oder Gott und/oder die Evolution offenbar nicht so gewollt und recht felsenfest so in den menschlichen Körper eingebaut.) Das ist entgegen unseren Wünschen und Träumen eine biologische Naturregel.

Ist Sex wirklich ein Thema, das man einfach ansprechen muss, das man vielleicht sogar nur maschinell ansprechen muss mit Informationsflyern, mit digitalen Techniken, mit Informationsprogrammen, Witzen, Lehrstunden in der Schule der Jüngsten und schon lösen sich die Differenzen, die Probleme? Ist das Menschsein? Geht es hier nicht eher um eine sprachlich und rein informativ gar nicht ausreichend erfassbare Beziehung zwischen Menschen? Ist nicht angesichts einer tiefen Paarbeziehung die Sprache eher sprachlos?

Unser Sextrieb ist dazu auch noch ziemlich realitätsfremd auf das andere Geschlecht gerichtet: Männer schauen auf schön, Frauen schauen auf stark, später schlau, am besten immer untertan. Angesichts der biologischen Entwicklung von uns Menschen sind das doch eher Ideale, in die wir da verliebt sind. Nur die hormonelle Gemengelage in uns selbst kann uns vorübergehend so blind und so dumm machen, oder?
Kann man menschliche Liebe, die Balz, verlängern, wenn man gewisse Techniken anwendet? Wenn nichts mehr geht, bleibt nur noch Schluss machen. Trotzdem müssen wir Techniken anwenden. Sonst brauchen wir gar nicht erst zusammenzukommen.
Das allgemeine Sein oder/und Gott und/oder die Evolution haben die Liebe, die Balz für 2 bis 4 Jahre in den Menschen gepflanzt. Dann ist die Balz am Ende (Denken Sie bitte wieder daran, das Bild der Gausskurve als innere bildliche Darstellung zu verwenden und nicht die Schublade.). Das ist doch eine Ausschuss-Produktion von den Dreien? Die Drei hätten doch die Balz, resp. die Liebe, das Begehren einer Person wenigstens so lange machen können, wie die weibliche Fertilität andauert, besser sogar lebenslang? Hat die Evolution wirklich immer das Beste verwirklicht, das Optimale für den Überlebenskampf zwischen den Lebewesen auf Erden? Da könnte ich mir doch noch mehr Optimum vorstellen. Das soll „gut“ sein? Wenn in der Evolution immer der oder das Beste überlebte und sich durchsetzte, dann … Müssen wir nicht eher Zweifel an der Theorie äussern? Oder müssen wir an dieser Stelle sogar noch einen Störenfried, einen Saboteur, einen Teufel denken? Was stimmt da nicht?
Der menschliche Sex zwischen Mann und Frau zeigt so viele Differenzen zwischen den Geschlechtern und zwischen den beteiligten Personen, dass die Evolution für den wichtigsten menschlichen Vorgang, den der Reproduktion, unmöglich den effektivsten Weg gefunden haben kann. Warum hat sie das selbst nach Millionen von Jahren nicht?

Menschliche Sprache ist Voraussetzung für Denken und Nachdenken und menschliches (Nach-)Denken bildet Sprache. Je differenzierter wir denken wollen, desto differenzierter müssen wir auch Sprache formen. Darum sollten wir an dieser Stelle unsere Definitionen vielleicht doch differenzierter ausgestalten, wenn wir Liebe denken und sprachlich ausdrücken?
Wenn wir über die sexuelle Liebe, die Liebe zwischen Frau und Mann sprechen, sollten wir besser von „Begehren“ sprechen. Sie begehren sich gegenseitig. Würde es der Schönheit und Würze, der menschlichen Bedeutung, der Spitze menschlichen Seins, der Romantik etwas wegnehmen, wenn wir statt „Ich liebe Dich“ „Ich begehre Dich“ sagen würden? Ist es in diesem Zusammenhang nicht eben das Wunderbare, dass man vom jeweils Anderen so heftig begehrt wird? Das ist das Tierische, das Biologische an diesem Vorgang. Mit Liebe hat das nämlich überhaupt nichts zu tun. Auch „Tier sein“ kann wunderschön sein. Wir sollten „Tier sein“ nicht verachten. Wir haben es nur in unserer Wahrnehmung und Bewertung mit einem Minus belegt, mit unmoralisch, mit weniger Wert, mit niedriger, mit untergeordnet. Wir sollten das auseinanderhalten. Wir würden auch viel besser verstehen, was tatsächlich in dieser Phase unseres Lebens mit uns passiert. Wir würden auch verstehen, dass mit dem Ende dieser Phase alles wieder anders wird. Wenn sich Verliebte etwas gegenseitig versprechen, traue man dem nie, keiner von Beiden dem Anderen, aber auch sich selbst nicht. Im Stadium des Begehrens verspricht man dem Anderen alles. Ist das Begehren vorbei, wundert man sich, was man da eigentlich versprochen hat. Seine Versprechen hat der/die Andere längst vergessen. Lesen Sie doch die Abschnitte über Frau und Mann und ihr Zusammenleben mit dieser Begriffsänderung neu. Ich habe Ihnen vorne nämlich nicht stringent beides auseinandergehalten. Auch ich bin mir im Nachdenken vieler Zusammenhänge erst nach und nach bewusst geworden.
Nun werden Sie sagen „Aber ich liebe doch meine Freundin, meinen Freund oder Verlobte(n) auch tatsächlich“. Sie werden Recht haben. Ich kann Ihnen das nicht unterscheiden, zumal ich Sie ja gar nicht kenne. Aber einen begehrten Menschen zu lieben ist leicht, ist selbstverständlich. Wenn aber die Augen aufgegangen sind, wenn die Trance zu Ende ist, wenn das Begehren erloschen ist, wenn Sie einen ganz normalen Menschen um sich haben und selber ein solcher sind, dann wird lieben schwer. Dann all die Macken und Süchte und Angewohnheiten, den Egoismus, den Stolz, die Gefühlslosigkeit, die Abwehr des Anderen anzunehmen und sich von ihm ausnutzen zu lassen, ist der Härtetest des Lebens. Und Sie haben nur ein Leben! Wenn das Begehren weg ist, dann sind alle Versprechungen nur noch Pflicht!
Das ist die Realität der geschlechtlichen Beziehungen, der Ehen gleich welcher Art. Die meisten langjährigen Beziehungen kämpfen hart mit diesen Tatsachen. Bedenken Sie bevor Sie mit einer Frau oder einem Mann vögeln, dass daraus eine Beziehung mit sehr schönen Genüssen, aber auch vielen und lang andauernden Verpflichtungen einhergeht. Zum Glück haben wir ja heute Verhütungsmassnahmen. Wenden Sie die an Ihrem eigenen Körper an und verlassen Sie sich nicht auf die/den Anderen. Erst Recht, wenn Sie vor den Traualtar treten, bedenken Sie das alles vorher. Bedenken Sie auch, dass Sie in diesem Zustand gar nicht denken können. „Begehren“ ist ein biologischer Vorgang, der das „(Nach-)Denken“ ausschaltet. Das ist wohl auch der Sinn des Begehrens?
Die sprachliche Benutzung von „Liebe“ für „Begehren“ ist völlig irreführend. Wenn Orsino, der Herzog von Illyrien in „Was ihr wollt“ von Shakespeare von seiner Liebe zu Olivia spricht, dann meint er doch ganz offensichtlich sein „Begehren“. Als beide sich begehren und das zusammen passt, finden sie zusammen. Damit es ein happy end gibt, endet die Geschichte auch nach dem Zusammenfinden. 5 Jahre später würde die Geschichte zum Drama und einige weitere Jahre später würde sie als Tragödie enden.
Frauen lieben/begehren nicht so, wie Männer es interpretieren. Sie spielen hingebungsvoll werbend dauernd nur „Liebe“ vor mit dem Ziel, den Mann zu binden (und oft auch, zu besitzen! Eben zu haben!). Im Grunde interpretieren wir Männer die Handlungen der Frauen laufend falsch. Es ist nur ein zweckgebundenes und genetisch fixiertes Spiel. Dorthin gehört der Sex, auch der Sadomasochismus und vieles mehr. Und wenn die Distanz zwischen Beiden gross ist oder bleibt, dann klagen nicht wenige Frauen auch darüber, dass sie immer alles geben und ganz ausgelaugt sind. Manches Burnout wird sicher nicht (nur) durch die Arbeit, sondern (auch) durch die darlehensmässige Überstrapazierung der Frau für den Mann verursacht sein (siehe oben)? Und wenn der Mann sich besitzen lässt (macht, was sie will und die Distanz klein hält), dann ist sie glücklich (sie hat ihr Ziel erreicht), aber er ist nicht mehr Mann, sondern Hampelmann. Bald wird es langweilig in der Beziehung. Irgendwann wandert der Mann innerlich aus (in den Verein, in die Kneipe, in den Alkoholismus, in den Sport, verliebt sich ins Auto oder eine andere …). Dann ist die Frau im Grunde nicht allein doch wieder allein. Oder der Mann erfüllt die Bedingungen nicht oder irgendwann nicht mehr. Dann fühlen sich Frauen berechtigt, einfach kontra zu entscheiden und sie tun es auch. Dann wundern sich Beide, dass etwas schief ging.
Die Liebe zum Zweck des Einfangens führt zum schönsten Sex ohne Liebe. Wenn die Liebe fehlt, doch beide wollen unbedingt zusammenbleiben und das auch miteinander leben, kann der schönste Sex auch ohne Liebe Beziehung begründen. Männer fühlen sich in hingebungsvollem Sex der Frau zutiefst von ihr geliebt. Sie aber will ihn nur an sich binden. Liebe? Seien wir vorsichtig. Frauen fühlen sich geliebt, wenn der Mann ihrem Körper und der Seele gute, angenehme Gefühle macht. Einfallsreich und spannend muss er dabei bleiben. Aber eigentlich fühlen Frauen sich oft vom Mann nur ausgenutzt und sie müssen auf der Hut sein, sich nicht ausnutzen zu lassen.
Begehren ist immer ein Geschenk, aber im menschlichen Miteinander verwandelt es sich regelmässig unmerklich zu einem Darlehen, in der Regel einem Darlehen gefühlt der Frau an den Mann. Diese Veränderung entwickelt sich langsam oder plötzlich und schafft eine Veränderung von Sein und Schein. Zu Beginn erscheint die/der Andere (vor allem der Mann) plötzlich sehr wertvoll und deshalb wird er umworben und alles für ihn gegeben. Besonders die Frauen tun das und geben sich selbst. Etwas Anderes haben sie nicht. Und dann erwarten sie das vom Mann auch. Und je mehr sie sich hingeben, desto grösser wird das Darlehen. Entweder der Mann tilgt es immer gleich (und er weiss oft gar nicht wie), dann funktioniert die Beziehung am besten, wird aber nicht selten langfristig zu einem eher ungeschlechtlichen Zusammenleben. Oder der Mann tilgt nicht gleich oder bleibt teilweise schuldig, dann kommt ein Ende und die Rechnung wird aufgemacht. Aufgemacht wird die Rechnung immer und gezahlt werden muss auch immer, die Frage ist nur, wann, von wem und wie. Umgekehrt ist es seltener, aber vor allem der domestizierte Mann gibt zunehmend Darlehen in umgekehrter Richtung. Für die Frauen ist es nur völlig ungewohnt, wenn nicht sogar undenkbar, dass sie etwas schuldig bleiben könnten. Die dem Leben zugewandte Frau, die Lebensspenderin, die Heilige, die Gute kann keine Schuld offen haben. Sie hat sich gefühlt ja immer verschenkt, an die Kinder und den Mann. Der Mann geht dann schlicht und einfach leer aus. Es gibt in der Frau und auch in der Gesellschaft kein Gefühl dafür.
Selbst Frauen in der Gesellschaft, die gar keine Kinder haben oder sie nur als nachgeordnete Aufgabe in ihrem Leben führen, haben Schuldgefühle ihren Kindern (auch den nicht vorhandenen) gegenüber, kaum aber ihrem Mann gegenüber. Die Gene und die Prägung bleiben die gleichen, ob mit oder ohne Kinder. Nur der Schein hat sich geändert. Vielleicht tut der Mann der Frau später leid?

Das Darlehen führt dazu, dass in der Liebe immer das Schöne zuerst passiert und dass hässliche hinterher kommt. Sexuelles Begehren ist ein Darlehen in die Zukunft. Deshalb muss es am Ende zwangsläufig enttäuschen. Entweder die Beiden gehen auseinander (oft schmerzvoll) oder sie bleiben zusammen, sehnen sich aber immer nach der schönen alten Zeit, als man noch ineinander verliebt war. Sie ist verloren, schneller als uns lieb ist. Im Laufe des Lebens werden wir enttäuscht. Die sexuelle Liebe, das Begehren macht uns nicht so unmittelbar eins. Wir sind und bleiben zwei. Nun quälen sich beide für den Rest des Lebens. Auch das geht wohl nicht anders?
Die Frage vor dem Traualtar muss heute heissen: „Wollt Ihr Euch lebenslang treu sein, auch wenn Ihr Euch nicht mehr begehrt, ja, wenn Ihr Euch wahrscheinlich nicht einmal mehr liebt?“
Nur unerfüllte Liebe (Begehren) bleibt langfristig, weil sie Sehnsucht nach einem Traum ist. Erfüllt wird der Traum in der Regel nicht. Die Sehnsucht bleibt ewig (vielleicht, weil sie ein Ausdruck von Egoismus ist?), die Liebe nicht. Wird das Begehren erfüllt, stirbt es. Viele Frauen können ein trauriges Lied davon singen.
Am Ende siegt der Egoismus über die Liebe, ja selbst über das Begehren, bei beiden Geschlechtern. Bei einem von beiden siegt er zuerst. Der andere hat dann keine Wahl mehr. Wie bei der Religion, wo es um Wahrheit geht, geht es bei der Liebe um das bare Leben, zusammen oder getrennt. Offenbar gibt es kaum Zwischentöne, nur ganz oder gar nicht?
Der Preis des Mannes für das Darlehen von seiner Frau ist seine Freiheit. Er gibt ihr Geborgenheit und Bewunderung, Achtung, Hilfe, die äusserliche Versorgung mit Geld, Verbrauchsmaterial, Sex, Liebe, den ganzen Mann. Er lässt sich von der gefühlvollen Hingabe an die Frau und Kinder anstecken. Wenn sie clever ist, wird sie ihm die Freiheit lassen, das zu tun wie er kann und will. Umgekehrt darf der Mann der Frau Freiheit nie geben. Sie wird die Freiheit als Lieblosigkeit empfinden und wird sich davon machen.
Begehren ist körperliche Täuschung. Gibt es ein Täuschungshormon oder eine entsprechende Konstellation von Konzentrationen verschiedener Hormone im menschlichen Organismus, bei der Frau sicher anders als beim Mann? Vielleicht die Endorphine oder ein Mix aus Oxytocin, Dopamin, Testosteron und Östrogen? Die Balz, das Verliebtsein, nur Chemie? Wenn die Enttäuschung kommt, sich die „Chemie“ zwischen Beiden ändert (leider normalisiert), ist unweigerlich auch die Liebe (das Begehren) weg.
Enttäuschung genauso wie Begehren und Liebe gibt es nur im gelebten Leben, nicht in der Theorie, nur in der biologischen Welt, nicht in der technischen und schon gar nicht in der digitalen. Ein Grund, warum Leben so wichtig ist (und nicht nur graue Theorie, nicht nur Nachdenken und auch nicht nur angebliches „Wissen“ lernen).
Begehren ist das Pokerspiel im Leben mit dem höchsten Einsatz: Dem eigenen Leben. Das macht das Zusammenleben zwischen Frau und Mann so ernst, so wichtig, so alles bestimmend. Jeder hat nur ein Leben. Man kann es teilen, zeitlich aufeinander folgend (kaum parallel), aber dann ist es aufgeteilt und jeder Teil kann nur einmal und mit einem Partner zusammen gelebt werden. Und heute (aber wer weiss, ob das nicht früher auch so war) muss das Leben möglichst genussvoll gestaltet werden. Was, wenn der real existierende Partner nicht mehr den höchsten Genuss verspricht? Aber wer sein eigenes Leben nie verschenkt und einsetzt, wird nie Liebe und Tiefe erfahren.
Tiefstes Begehren, sexuelle Liebe, ist am schönsten, wenn Zuneigung und Begehren (Egoismus) bei Beiden übereinstimmen. Erfülltes Begehren ist, wenn zwei Egoismen perfekt aufeinander passen. Die tiefste sexuelle Liebe ist der reine Egoismus. Dann kann das Begehren bis zur Ekstase werden. (Hier sehen wir wieder, dass diese Liebe zumindest ganz überwiegend Begehren ist und der Schein der Liebe trügt.) Beide passen zueinander und kleben aneinander wie zwei starke Magneten. Sex in Ekstase ist das Schönste und Anziehendste, was es auf dieser Welt gibt. Wer sexuelle Liebe haben will, muss sich auf beide menschlichen Körper und auf Max konzentrieren. Dieser Sex aber ist auch die höchste Form von Egoismus auf dieser Welt. Wenn bei Einem von Beiden etwas dazwischen kommt, so dass der Sex erlahmt oder wegen räumlicher Trennung nicht mehr stattfindet oder andere Gründe, dann kommt der Entzug, die Enttäuschung und je nachdem, wen von Beiden es zuletzt trifft, der entwickelt mehr Enttäuschung und negativere Gefühle. Und mehr noch bei der Frau als beim Mann sind negative Gefühle schwer wieder zu ändern. Die langsame Emigration oder die plötzliche Loslösung werden immer wahrscheinlicher. Und wenn die Frau sich trennt (weil sie vielleicht einen Anderen gefunden hat), dann wird ihr Gefühl noch negativer und alles, was vorher schönste Ekstase war und das Beste auf Erden, wird plötzlich negativ, oft bis ins Extrem. Dann ist der Mann plötzlich der Böse, der alles kaputt gemacht hat. Und die Frau bringt es sogar fertig, zu äussern“ Ja, Du hast meinen Egoismus, mein Bauchgefühl, nicht mehr bedient. Und die Liebe oder den Egoismus des Anderen muss man pflegen und bedienen.“ Nur dann bleibt sie dem Mann gewogen. Und vor allem der Mann, der sich zuvor von der Frau als engster Vertrauter gefühlt hat und glaubte, dass sie durch dick und dünn mit ihm gehen würde, fühlt sich nun betrogen. Aber er hat keine Chance mehr. Ihre Gefühle sind so negativ, dass sie nicht wieder änderbar sind. Sie verbarrikadiert sich mit ihren Gefühlen gegen ihn. Sie nimmt ihre stärkste Waffe: Sie entzieht ihm ihren Körper und sie schenkt ihn einem Anderen. Ätsch, das hast Du jetzt davon. Nicht selten werden jetzt auch Rachegefühle eine Rolle spielen? Er fühlt sich jetzt verlassen, belogen und betrogen, denn er ist doch von ihr umgarnt worden, so als wolle sie immer und nur noch ihn und sonst nichts und sonst keinen. Er ist jetzt plötzlich ihr Gefangener und doch von ihr verbannt. Das macht ihn zum Stalker, damit heute sogar zum Verbrecher.
Sexuelle Liebe schafft Intimität zwischen zwei Menschen, den engsten Kontakt, der möglich ist, schliesst damit aber auch immer Andere aus. Wenn kein „Anderer“ da ist, ist das kein Problem. Sobald aber Konkurrenten da sind, gibt es ein sehr ernsthaftes Problem. Und da sexuelle Liebe die stärkste Bindungskraft auf dieser Erde sein kann und ist (wir erinnern uns: Das allgemeine Sein und/oder Gott und/oder die Evolution schufen sie wahrscheinlich, damit immer wieder neue Nachkommen nachkommen), kann die sexuelle Liebe sehr wirkungsvoll sein, auch tödlich. Das können gesetzliche Regelungen und Vorsichtsmassnahmen nicht ändern. Das gehört zum Leben! Das ist eine biologische Naturregel. Das können wir nur annehmen! Das Risiko müssen wir eingehen. Die Sexualhormone sind wohl dazu da, uns über diese Tatsachen hinweg zu täuschen, denn sonst würde keine Frau, würde kein Mann das Risiko des sexuellen Begehrens und des Kinderkriegens eingehen.
Im Gegensatz dazu und oft Realität ist: Nicht die Liebe hält die beiden zusammen, sondern die finanzielle Abhängigkeit, die Gewohnheit, nicht nach aussen zeigen, dass innerlich eigentlich alles ganz anders ist. Was sollen denn die Leute sagen? Der Moral wegen bleiben wir zusammen. Die Liebe, das Begehren ist die erste, die sich in Nichts auflöst!
Und es gilt auch: Wie sehr die „Liebe“ „Nicht-Liebe“ ist, also Egoismus, nämlich Begehren, zeigt die Eifersucht und zeigt sich auch am Ende der Liebe.
Ich fand einen alten Spruch: „In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt“. Ich fürchte, das stimmt so nicht. In der Liebe (gemeint ist das Begehren) und im Krieg nimmt sich jeder alles Recht, das er will und genau damit nimmt das Böse seinen Lauf, nicht nur im Krieg.
Findet ein Partner einen anderen, der besser passt, dann hat der alte ausgedient. Die Gefühle ändern sich. Da kennen unsere Gene und Hormone keine Gnade. Wenn sich bei Ihnen selbst die Gefühle ändern, ist das für Sie auch ein völlig normaler Vorgang. Sie denken nicht darüber nach, sondern handeln nach Ihren Gefühlen, handeln intuitiv.

Die Balz ist der schönste und gesündeste Rausch im Leben, zugleich aber auch die grösste Täuschung. Jeder täuscht den anderen und sich selbst über sein Sein und täuscht sich selbst über des anderen Sein. Liebe? Kein bisschen! Es ist hormonell und neuronal bedingtes Begehren und das ist in dem Zustand für den Fortbestand der Menschheit auch extrem wichtig.
Unsere Lebensträume im Zustande der Balz sind natürlich maximal unrealistisch. Die müssen ja kaputt gehen. Es ist doch erstaunlich, dass es überhaupt Ehen gibt, die länger als 4 Jahre halten.
„Ich werde Dich immer lieben, wenn Du so bleibst, wie Du jetzt bist, so begehrt von mir.“ Das sagen wir sinngemäss auf dem Höhepunkt des Begehrens, vor dem Traualtar. Das kann doch nur schief gehen, oder?
Liebe heisst nicht: Ich liebe Dich, wenn ich sowieso auf Dich scharf bin. Liebe fängt erst dann an, wenn ich nicht mehr scharf auf Dich bin. Dann aber ist in den meisten Fällen nicht nur das Begehren, sondern auch die Liebe dahin.
Wenn Leute von ewiger Liebe reden, schreiben oder singen, dann lachen Sie sie aus. Die Realität widerlegt sie. Es ist nur ihr Traum oder ihre Theorie, auf jeden Fall eine Illusion.
Agape (nicht begehrende Liebe) fängt erst nach Eros an, aber Eros hat dafür gesorgt, dass es uns heute überhaupt (noch) gibt.


Verstandesliebe (11/2021)


Natürlich können wir auch mit dem Verstand lieben. Aber mit dem Verstand stellen wir uns neben uns und beobachten uns und erfinden Schein und Sein und Anpassen und Verändern und Wollen oder Ertragen... Männer mehr als Frauen. Aber beiden Geschlechtern ist im Grunde bewusst, dass Gefühle echter sind, verlässlicher (ach ja?), tiefer, dem Menschsein, dem geerbten Tiersein, dem Verstehen und dem Agieren näher sind als Ausdrücke des Verstandes. Deshalb suchen wir immer, die Gefühle zu ergründen, um nach Authentizität zu suchen. Ein reiner Verstandesmensch ist vielleicht authentisch, aber er schafft keine Beziehung, hat keine Anziehungskraft, bewirkt keine Bindung. Ein reiner Gefühlsmensch handelt intuitiv und rasch, kann zwar sehr authentisch und echt sein, ist aber leicht voreingenommen, leicht verletzlich, leicht nachtragend und er irrt auch leicht. Die schnelle Gefühlsregung schafft oft Vorurteile.
Liebe als Prinzip. Nachgedacht und Liebe für sinnvoll erkannt. Es ist schon wirklich sinnvoll, sich gegenseitig zu lieben. Also tun wir es doch einfach. Wir streiten einfach nicht mehr, stellen den Anderen neben uns und behandeln ihn anständig. Wir wenden keine Gewalt mehr an, zumindest keine physische. Also lieben wir. Würden Sie zustimmen? Ist das wahre Liebe?
Reine Verstandesliebe erzeugt keine Wärme. Wahrscheinlich erzeugt sie keine hormonelle Mitreaktion im Körper? Der hormonelle Cocktail im Körper ist mit der Gefühlswelt untrennbar verbunden. Es gibt nicht Gefühle ohne körperliche Reaktion und auch umgekehrt nicht. Bei reiner Verstandesliebe fällt der Hormoncocktail weg. So kann ein oberflächliches sich gegenseitiges Bejahen und Versorgen entstehen, selten aber die warme Liebe, die auch den Körper mit einschliesst. Sex ist ja auch verstandesmässig möglich, aber dass Max rein nur per Verstand steif wird? Ich habe ernste Zweifel. Dass der weibliche Orgasmus rein verstandesmässig funktioniert? Ich habe noch ernstere Zweifel. Vielleicht gab es kinderlose Ehen deshalb früher (und heute sicher auch), weil Ehen ohne Liebe geschlossen wurden (in Königshäusern, Patrizierfamilien und anderswo) und die reine Verstandesliebe eben keine gute Grundlage für Zeugung und Aufzucht von Nachkommen bildete? Das allgemeine Sein und/oder Gott und/oder die Evolution hatten ja zuvor schon die viel mächtigere Kraft, die sexuelle, die körperliche Liebe oder besser, das Begehren, geschaffen bzw. entwickelt.
Wir können nicht einfach per Entschluss, per Willenskraft, per Denken unser Sein verändern. Wir können zwar im Nachhinein nicht selten feststellen, dass unser Nachdenken, unser Denken, unsere Entschlüsse unser Sein verändert haben. Wir können es aber nicht so einfach beschliessen und dann ist es so und wir müssen immer damit rechnen, dass etwas anderes dabei herauskommt, als wir erwarteten. Wir brauchen nicht zu glauben, wir könnten den Beschluss einfach in die Tat umsetzen. Dazwischen liegt der Bruch, die Grenzziehung zwischen Theorie und Praxis, zwischen Denken und Sein (oder Leben), vielleicht sogar die Grenze zwischen Immanenz und Transzendenz?
Wir sollten doch dem allgemeinen Sein und/oder Gott und/oder der Evolution dankbar sein. Geniessen Sie die sexuelle Liebe in vollen Zügen. Es gibt keinen intensiveren, keinen verbindenderen, keinen schöpferischeren, keinen gesünderen Genuss als diesen. Wann immer Sie können, besinnen Sie sich auf diese Kraft. Leider funktioniert sie nur per Geschenk und das macht ihren Wert aus. Und wenn sie Ihnen geschenkt wird, dann …




Christliche Liebe (11/2021)


Falls ich die Bibel richtig verstehen sollte, dann wird von Jesus Christus im Neuen Testament der Bibel bezeugt, dass er eine ganz andere Form von Liebe predigte. Er liebte Menschen. Christen sollen seine Liebe weitergeben? Auch ein Christ kann seine Liebe nicht einfach in der Gefühlswelt plazieren und sagen, jetzt liebe ich gefühlsmässig. Viele Christen, vor allem auch Frauen werden auch gefühlsmässig lieben, aber eben vor allem, weil sie Frauen sind und damit Mutterliebe beherbergen und Fürsorge und Lebensbejahung. Das ist aber nicht spezifisch christlich, sondern spezifisch weiblich. Die christliche Liebe wird viel im Verstand aufgebaut, zumal bei protestantischen Christen, aber der Verstand hat nur einen sehr begrenzten Einfluss auf unsere Gefühle, unser Leben, Denken und Handeln. Zur Authentizität einer Person, eines Christen, gehören aber gefühlte Liebe und Verstandesliebe gemeinsam. Und wenn dann die menschlichen Gene zu Reviergehabe, Mut im Kampf, Intoleranz gegenüber allem Fremden, Egoismus usw. führen, dann ist ein verstandesmässig Liebender nicht authentisch. Er wirkt widersprüchlich. Wir glauben seine Liebe nicht. Wenn er selber glaubt, zu lieben, dann liegt er wohl doch zu mehr als 50% neben einer realistischen Einschätzung. Auch christliche Liebe können Christen nicht so einfach machen.
Christliche Liebe stellt die eigene liebende Person in den Hintergrund und stellt den Menschen gegenüber in die Mitte und bemisst ihm mehr Wert zu als sich selbst. Im Kampf mit der Waffe würde das sofort bedeuten, dass nicht der Liebende eher abdrückt, um sein Leben zu retten, bevor der Andere abdrückt. Denn der zuerst treffende hat eine grössere Chance zu überleben, wenn nicht sogar die einzige Chance. Der siegreiche Zweite ist tot. Christliche Liebe im Kampf würde bedeuten: Ich verzichte auf den ersten Schuss, um mein Leben gegenüber dem des Anderen zu retten. Ich bin bereit, gleich tot zu sein. Freiwillige vor!
Das klingt selbstmörderisch und ist es auch, aber wir sollten zumindest darüber nachdenken. Nachdenken hat ja den riesigen Vorteil, dass es nicht gleich Schäden und/oder Tote geben muss, nicht einmal seinen eigenen Tod. Wir erleben in westlichen Ländern, gut dokumentiert und in die Öffentlichkeit gebracht, immer wieder, dass es bei irgendwelchen Zusammentreffen der amerikanischen Polizei mit Schwarzen, zu Toten kommt. Natürlich sind es in aller Regel die Schwarzen, die erschossen zurückbleiben, nicht die Polizei. Und dann regt sich die Öffentlichkeit darüber auf, dass es wieder zu einem unschuldigen Toten kam, weil der Polizist geschossen hat. Da wird es Polizisten geben, deren Waffe locker im Halfter hängt und die sie schnell benutzen, vielleicht sogar aus Hass oder anderen ähnlichen männlichen Motiven. Unser Urteil (besser: Vorurteil) über sie ist klar. Aber selbst die, die sehr zurückhaltend mit dem Gebrauch der Waffe sind, stehen immer wieder in ihrem Dienst vor der Frage: Er/Sie oder ich? Und auch wenn diese Situationen nicht häufig sein mögen, so werden sie gelegentlich vorkommen und dann stehen diese Polizisten vor der Frage: Schiessen oder warten? Und wenn der Andere oder ein Anderer zuerst schoss, dann hat der Polizist genau diese Situation nicht überlebt. Da hilft nur vorbeugen. Heilen ist nicht mehr möglich. Also zuerst schiessen, aber dann ist der andere zumindest verletzt, wenn nicht eben doch tot. Der Polizist, und das nicht nur in Amerika, tut seinen Dienst immer unter Einsatz seines Lebens.
Man kann dem aus dem Weg gehen, indem man nicht Polizist wird, auch nicht zum Wehrdienst geht. Dann ist man fein heraus und hat das Problem umgangen.
Das Problem lässt sich verfeinern. Auch im täglichen Leben in unserer Gesellschaft gibt es immer wieder Situationen, die zu der Entscheidung zwingen „Er/Sie oder ich?“. Da muss es gar nicht um Leben gehen. Da reichen auch viel kleinere Dinge. Im täglichen Leben geht es immer wieder im Handel und miteinander Leben um Geben und/oder Nehmen. Heute neigen wir dazu, mittels Gesetzen, Regelungen, Verträgen das Beste für uns herauszuholen und nach Möglichkeit, die ungünstigere Seite dem Gegenüber zuzuschieben. Würden wir in all diesen Angelegenheiten die Liebe auch nur in Betracht ziehen, müsste nicht jede Regelung auf Biegen oder Brechen zu unseren Gunsten ausformuliert und organisiert und dann auch durchgedrückt werden. Wenn Handlungen und Vorgänge auch zu unseren Ungunsten ausgehen dürften, dann bräuchte es viele Gesetze, Regelungen und Verträge gar nicht. Sie würden einfach überflüssig. Keiner könnte sie übertreten. Keiner könnte sich strafbar machen. Und Einzelfallregelungen, die immer wieder wegen Ausnahmen nötig sind, würden überhaupt gar kein Aufhebens mehr machen. Auch hier sind wieder unsere Dreiecksbeziehungen interessant: Arbeitnehmer-Gewerkschaft-Arbeitgeber, Kunde-Regierung-Produzent, … Weil wir selbst unsere Interessen nicht ausreichend vertreten können, delegieren wir diese Arbeit an Interessenvertreter.
Denken Sie daran: Wir hatten oben gesagt, wir wollten nicht gleich in Aktionismus verfallen. Nachdenken, lange genug nachdenken vor dem Handeln, erspart uns viele Fehler. Aber der Gedanke, weniger Gesetze und Regelungen zu haben, ist doch verlockend mit einem kleinen Schönheitsfehler: Mein Egoismus wird nicht bedient und ich stimme dem auch noch unbekümmert zu.
Menschen lieben, nein begehren, das andere Geschlecht, den, der am besten passt. Nur Jesus liebt jeden Einzelnen. Menschen sind Dem- oder Derjenigen zugeneigt, der/die ihm sympathisch sind. Sympathie kann eine „Liebe light“ sein und auslösen. Viele Menschen und auch viele Christen irren sich da völlig über ihre eigenen Beweggründe. Sind nicht viele christliche oder nachchristliche Staaten deshalb so wohlhabend, weil ihre Bewohner, zumeist Christen, die Art und Weise christlicher Liebe elegant verdrängt haben und im wirtschaftlichen Leben verdeckt oder offen doch schön den eigenen Vorteil gesucht und gefunden haben? Nun, wir sind alle Menschen. Wir wollen nicht über diese Christen richten, aber uns der Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis bewusst werden, sollten wir vielleicht doch. Die Anderen sehen diese Diskrepanz nämlich auf jeden Fall.
Christliche Liebe ist nicht nur „gut“. Gott und/oder die Evolution haben die Entwicklung des Lebens und der Menschheit nicht in den Kontext von freiwilliger Liebe gestellt. Es ist Tatsache, dass in der Welt der Lebewesen einer dem Anderen zur Nahrung dient, meist der Kleinere dem Grösseren. Gott und/oder die Evolution waren und sind keine Verfechter des Individualismus. Im Zweifel opfern sie das Individuum ohne Skrupel. Wenn wir uns an den Fernseher setzen oder auf Safari gehen und das Leben in der Tierwelt betrachten, dann werden wir dieser Tatsache sehr schnell gewahr. Wir können die Natur trotzdem geniessen, weil wir uns dem Irrtum hingeben können, nicht zu dieser Natur zu gehören, weil wir ja Menschen sind, etwas Höheres, etwas Besseres, abgetrennt und ausgesondert, zum Herrschen geboren und Dank unseres Verstandes und unserer Werkzeuge bei genügend Vorsicht auch nicht von den Tieren gefressen werden. Wir geben uns der Illusion hin, nicht in diesen Kreislauf von Leben auf Kosten des Anderen eingebunden zu sein. Dem ist aber nicht so. Zumindest auf Kosten der Pflanzenwelt leben wir (als Vegetarier oder Veganer), sonst aber eben auch auf Kosten der Tiere zusätzlich. Und wir leben auf Kosten der Menschen um uns herum, nicht nur wir, sondern sie auch, aber es ist eben ein Leben auf gegenseitige Kosten. Und unser Egoismus sagt uns: Minimiere Deine Kosten und schiebe sie wo immer möglich, Anderen zu. Und so geschieht es auch. Wir und unsere Mitmenschen leben im Wesentlichen möglichst gut, geniessen das Leben, aber bezahlen sollen doch bitte möglichst Andere. Für diese Form von Egoismus haben wir den Staat, Versicherungen, Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Verbände und andere Dritte geschaffen, aber selbst der Nachbar, nicht selten sogar erwachsene Kinder werden so behandelt.
Christliche Liebe kann doch nur etwas „Gutes“ sein. Gegen entsprechende Massnahmen oder Aktionen kann man doch gar nicht sein? Wer da Fragen stellt oder gar abwinkt oder verneint, begeht doch Frevel? Anderen Menschen muss man doch helfen. Und so werden beispielsweise in Entwicklungsländern einzelne Menschen oder Unternehmungen unterstützt, meist mit Sachspenden oder Geld oder sogar Personal. Wie wir sahen, ist aber meistens die Verbesserung von einer Sache die Verschlechterung einer anderen. Wenn wir irgendwo etwas hinzufügen, dann nehmen wir es woanders weg. Dort gibt es dann ein „minus“. Zusätzlich gibt es noch den Effekt der kommunizierenden Röhren. Unterstützen wir einen in der Region in einem Wirtschaftszweig, werden alle anderen in der Region in diesem Wirtschaftszweig das Nachsehen haben, weil sie weniger bekommen, weil sie nicht subventioniert werden und deshalb leer ausgehen, weil sie ohne die Subventionen des Einen selbst unrentabler arbeiten und am Ende sogar kaputt gehen können. Gewonnen hat man dann nichts. Gesellschaft verändern, vor allem von aussen, ist schwer, vielleicht sogar unmöglich? Helfer bedenken oft das Minus an anderer Stelle nicht, wenn sie einfach ein Plus an einer Stelle schaffen und darauf stolz sind. Ist das nicht auch eher eine Form von Egoismus?
Spenden macht Freude. Es ist ein Abgeben aus dem Überfluss, aus der Sicherheit und nur so viel, dass der Überfluss, die Sicherheit nicht beeinträchtigt werden. Miteinander teilen ist etwas anderes.
Jahrzehntelang wurden von christlichen Missionen Brunnen gebohrt, damit alle sauberes Trinkwasser bekommen. Dass nun aber der Grundwasserspiegel so gesunken ist, dass selbst viele Brunnen trocken fallen und die umgebende Pflanzenwelt leidet oder stirbt, wurde oder wird nicht bedacht. Da spielen mehr Faktoren als nur dieser eine eine Rolle. Ich weiss. Gottes Eingriff in das Ökosystem des Menschen oder ein menschlicher Eingriff im Sinne Gottes in das Ökosystem des Menschen verändert es und gleicht meistens den positiven Nutzen irgendwo anders negativ wieder aus. In aller Regel verändern wir in unserer Umgebung einzelne Punkte und den Rattenschwanz davon abhängiger weiterer Veränderungen vernachlässigen wir oder bekommen ihn gar nicht mit. So ist das „+“, das wir wahrnehmen und natürlich gerne wahr haben wollen, womöglich nur ein trügerischer Schein?
Christliche Liebe kennt auch Grenzen. Wie begrenzt christliche Liebe selbst bei „bekennenden“ Christen ist, zeigt die Beziehung zu Exchristen oder zu Angehörigen anderer Religionen. Dann wird es spannend, in beide Richtungen.
Christen machen es ihrer Umwelt mit ihrer Liebe auch schwer. Meist wirkt sie nicht authentisch oder die Personen wirken nicht mehr authentisch. Dann wirken diese Menschen beängstigend. Man wird ihnen gegenüber misstrauisch. Dann lieber hinweg mit ihnen oder zumindest Kontakte meiden. Rechtgläubige Christen gehen ja oft auch davon aus, dass sie ja nun gerade die Liebe persönlich seien, dass sie ja nun gläubig seien und sich nur noch nach ihrer Ansicht „liebevoll“ bewegen. Nicht selten verwechseln sie aber Sein und Schein.
Kleiner Umweg: Dabei ist es doch sinnvoll, einmal Folgendes zu fragen. Wir denken: „Was sollen die Anderen (auch Gott) von mir denken?“ und richten unser Tun darauf ein. Nein, müsste es nicht heissen: „Was soll ich von mir selber denken?“ und mein Tun danach richten? Oder etwas verwirrender, aber vielleicht einen weiteren Schritt genauer und realitätsnäher: „Was soll ich denken, dass die Anderen (auch Gott) über mich denken?“ und mein Tun danach richten.
Vielleicht sollten wir doch einfach annehmen, was die Bibel sagt? „ In Jesus Christus liebt Gott uns Menschen“. Jetzt können wir getrost tun und lassen, was uns im Nachdenken und Mitgefühl am sinnvollsten für menschliches Zusammenleben erscheint. Wir müssen keinen Gott gnädig stimmen. Wir müssen keine Moral einhalten, um „gut“ zu werden. Er tut es und gibt uns damit eine ungeahnte Freiheit. Lassen Sie uns dem nach-denken.
Liebet Eure Feinde! Das ist das Extrem. Haben Sie denn überhaupt Feinde? Dann brauchen Sie auch gar niemanden zu lieben? Könnte es sein, dass davor kommt: Liebet die, die Euch unsympathisch sind, die, die Ihr nicht mögt, die, die Eure politische Einstellung nicht teilen, die, die Euch in Frage stellen, den politischen Gegner, die Fremden, den kleinkarierten Nachbarn, den, dessen Krankheit Ihr nicht versteht?






Liebe im Widerspruch zur menschlichen Biologie (11/2021)


Auch im normalen Leben bedeutet es das: Der Liebende stellt sein Leben hinter das des zu Liebenden oder Geliebten zurück. Aber die Biologie des menschlichen Körpers führt dazu, dass Selbstbehauptung und Überlebenswille dem entgegen stehen. Das geht eine Zeit lang gut, aber schon die Psychologie und die Medizin lehren uns, dass immer ein Ausgleich stattfinden muss, sonst ist der Liebende bald leer und dann läuft nichts mehr. Nicht überall, wo „Liebe“ drauf steht, ist auch „Liebe“ drin. Wenn wir mehr und länger (ein Leben lang) nachdenken, finden wir heraus, dass sehr selten dort „Liebe“ drin ist, wo „Liebe“ drauf steht. Liebe in der menschlichen Umwelt stellt immer auch einen Eingriff in das Ökosystem Mensch dar und ist daher nicht anders anzusehen, als ein Eingriff anderer Natur. Wie sehr Menschenliebe „Nicht-Liebe“ ist, zeigt uns, wenn Menschen anderer Meinung sind oder uns gar kritisieren. Dann ist die Liebe oft schnell am Ende oder verkehrt sich sogar ins Gegenteil.
Liebe ist, dem Anderen seine Selbsttäuschung zu lassen, mir aber nicht.
Man kann Liebe nicht einfach befehlen, mir nicht, Dir nicht, Verbrechern nicht und auch Christen nicht. Deshalb sind Verbrecher so schwer therapierbar und am Ende ist so schwer voraussehbar, ob das Gelernte verstandesmässig reicht, um negative Gefühle, Gene und Prägung auszuschalten oder wirkungslos zu machen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es schief geht, muss hoch sein. Und Christen scheitern schnell daran, weil sie eben doch sich selber mehr lieben als den Nächsten und das ist ja auch völlig menschlich. Liebe ist unmenschlich (für den, der sie übt).
In der Bibel steht „Die Liebe ist stark wie der Tod“. Wenn da Gottes Liebe gemeint ist, dann mag das stimmen. Das entzieht sich meinem Einschätzungsvermögen. Die menschliche Liebe ist eher ein kleines mikriges Pflänzchen, stirbt beim ersten Windhauch und ist schon gar nicht ewig. Stark wie der Tod (und hoffentlich nicht ewig) ist dagegen unser Egoismus, bei beiden Geschlechtern.
Attraktive, spannende Liebe ist Sein und Schein, ist die Verbindung von Egoismus und Liebe. Es geht auch gar nicht anders. Den Egoismus zwischen Frau und Mann können wir schwer bändigen. Aber es ist notwendig. Nur wenn der Egoismus wenigstens zu einem kleinen Teil gebändigt ist, hat die Liebe Platz zum Eindringen. Diese Menschen werden interessant. Wir wissen nie, wie viel Egoismus sie leben und wie viel Liebe. Die egoistische Liebe hält vier Jahre, bei getrenntem Leben nur halb so lange. Die Liebe in Schein und Sein, mit sexuellem Egoismus und völliger Hingabe, die Kombination von Egoismus und Liebe in ungekanntem Verhältnis zu einander, macht jeden Augenblick des Lebens wieder spannend. Man muss nur aufpassen, dass nicht nur noch Schein statt Sein vorhanden ist. Oft kommt es auf ein angemessenes Verhältnis von Schein zu Sein an, von Lüge zu Wahrheit (etwas härter formuliert). Lügen Sie was das Zeug hält, aber lieben Sie! Lieben Sie was das Zeug hält, aber Seien Sie sich immer bewusst, dass Sie damit zu sehr grossen Teilen nur lügen, nur Schein aufbauen, Frauen wie Männer.
Wenn wir menschlicher werden wollen, den Menschen in den Mittelpunkt stellen wollen, dann bleibt uns nichts anderes übrig, als das Wohl des Anderen in den Mittelpunkt zu stellen und dafür zu sorgen, dass er/sie möglichst angenehme Gefühle bekommt. Liebe heisst, die Egoismen anderer pflegen (und nicht auf den Prinzipien herumzureiten „Jeder muss Verzichten üben“ oder „Der muss lernen, sich genauso an die Regeln zu halten wie ich“). Darauf kommt es an. Das ist aber weder mit Normen, denen er/sie sich unterwerfen soll, noch mit Gewalt gegen den Anderen, noch mit niedermachender Diskussion zu erreichen. Und oft ist auch nicht das Einhalten von Normen und Gesetzen Ausdruck von Liebe.
Liebe ist im Deutschen ein Wort, das die schärfste Hingabe, das absolute Verschenken und zugleich den schärfsten (sexuellen) Egoismus umfasst, der Menschen zu Mord und Selbstmord treibt. Diese extrem umfassende Bedeutung macht das Verbindende des Ausdruckes und des damit bezeichneten Vorganges aus. Die Schärfe des Gegenteiles (Egoismus und Hingabe) aber bedeutet auch das Dynamit in diesem Ausdruck. Schein und Sein werden untrennbar. So fassen wir die Realität nicht.
Wer nicht mehrmals im Leben zutiefst enttäuscht wurde, weiss gar nicht, was Liebe ist. Wer lieben will und wer Liebe erleben will, muss bereit sein, sich enttäuschen zu lassen. Anders geht es nicht. Es gibt Liebe nicht ohne Schmerz und Enttäuschung, denn Liebe ist zum weit überwiegenden Teil Täuschung.
Die Evolution und/oder Gott und/oder das allgemeine Sein haben in den Menschen den Egoismus zum Selbsterhalt gelegt und in die Frau die Mission zum Erhalt der Menschheit. Eine Neigung, dem anderen Geschlecht zu dienen, haben sie nur in Form der Balz und der Verliebtheit eingebaut, damit es überhaupt weiter geht, damit sie Kinder kriegen. Darüber hinaus zu lieben oder zu dienen, haben sie vergessen oder sogar absichtlich unterschlagen oder wir sind noch mitten in der Entwicklung (oder es muss sogar doch einen Teufel geben)? Kommt die Entwicklung zum Lieben und Dienen noch in den nächsten hunderttausenden von Jahren? Derzeit müssen wir das noch mit unserem Verstand in Gang setzen. Andere Mittel haben wir dazu noch nicht oder ich kenne sie zumindest noch nicht?
Die Frauen haben in dieser Welt ihre Aufgabe, die der Fortpflanzung und des beständigen Vermehrens der Menschheit grandios und bereits über das imaginäre Ziel hinaus bewältigt. Wir gratulieren zum unvergleichlichen Erfolg. Sie haben es selbst gegen die Männer geschafft, die mit dem Anzetteln von Kriegen und Weltkriegen immer wieder für grosse Zahlen von Toten gesorgt haben. Noch einmal: Hut ab vor Ihnen, meine Damen! Noch einmal: Das Beste auf dieser Welt sind Sie, meine Damen, mit Ihrem Körper!
Wir Männer dagegen? Sind immer noch im Kampfmodus. Ich bin der Grösste, Stärkste, Beste, Ausdauerndste im Kampf, Siegreichste, Mutigste, …! Der Liebevollste? Der Achtsamste? Der Fürsorglichste? Der Rücksichtsvollste? Der sich am meisten hingibt? Der in der Liebe ausdauerndste? Kennen Sie solche Männer? Sollten Sie einen finden, bitte ich Sie um diskrete Nachricht, damit wir ihn unter Beobachtung stellen können und nach entsprechender Überprüfung und amtlicher (objektiver) Begutachtung als spezielle menschliche Kreatur im Museum ausstellen können.
Wir Männer sind doch in der menschlichen Entwicklung locker hunderttausend Jahre den Frauen hinterher?! Wie wollen wir diesen Rückstand je aufholen?
Warum gibt es so wenige Männer, die selbstbeherrscht ihren Frauen dienen? Das fällt uns Männern doch unendlich schwer! Machen wir es uns zu einer Lebensaufgabe.
Männer sind dazu da, Frauen den Hof zu machen. Jahrtausendelang diente das der Aufzucht der Kinder und dem Erhalt der Menschheit. Sind Frauen plötzlich aufgewacht, wollen neidisch Gleichheit mit den Männern und orientieren sich an den menschenverachtenden Zielen der Männer (Karriere, Geld, Grösse, ...).
Der Kampf gegen das Böse schafft immer mehr Krieg in der Welt. Und dabei ist vieles von dem, was wir hier mit „böse“ meinen, einfach nur „menschlich“ oder besser „tierisch“. Der intuitive Impuls „Der gehört bestraft!“ ist falsch. Damit werden nur Menschen gebrochen und/oder zu Gegnern gemacht. Eigentlich bekämpfen wir meist nur uns selber oder wir müssten uns selber bekämpfen, haben aber das Negative in den Anderen projiziert und bekämpfen deshalb ihn. Mit Extremisten ist es ähnlich. Es nützt nichts, sie zu bestrafen. Mit ihnen müssen wir nachdenken. Der Krieg kann nur durch die Liebe überwunden werden und das hiesse, ich bin im Kampf und im Leben bereit, den Kürzeren zu ziehen. Nicht, wer als erster den Finger am Abzug des Colts hat, ist Sieger, sondern wer am Colt am längsten wartet, um den Anderen zu verstehen und einen Kompromiss zu vereinbaren, mit dem beide hinterher in Freude weiter leben können. Der Preis dafür ist, dass viele von denen, die am Colt warten, ein letztes Mal warten, weil der Andere doch abgedrückt hat. Aber Liebe geht nicht anders. Alles andere ist Selbstbetrug. Aber natürlich betrügen wir uns selber oft und gerne. Wir könnten natürlich auch mit kleineren Dingen anfangen. Und meiden Sie Waffen gleich welcher Art (von militärischen Waffen bis zur Moral). Das entspannt die Situation. Auch auf diese Weise würde es viele Tote geben, aber ich möchte wetten, deutlich weniger als auf die jetzt meist geübte Lebensweise.

Wir haben uns sehr wohnlich eingerichtet in einem Verständnis von Liebe, das fast ausschliesslich unserem Egoismus dient, aber als Liebe erscheint. Wir lieben diejenige oder denjenigen, der uns liebt. Wir lieben, wer uns sympathisch ist. Wir lieben, wer wie wir ist. Ist das Liebe? Die christlichen und vor allem die nachchristlichen Gesellschaften sind wahrscheinlich am schlimmsten betroffen.
Zum hingebungsvollen, lebenspendenden und liebenden Leben haben Gott und/oder das allgemeine Sein und/oder die Evolution die Frauen schlichtweg und gnadenlos gezwungen. Freiheit um in Freiheit zu lieben, war da keine im Spiel. Frauen fühlen diesen Zwang in sich sehr deutlich und leiden daran. Verständlich, dass sie diesen Zwang abschütteln wollen, über ihren Bauch selbst bestimmen wollen, unabhängig werden wollen. Sie kämpfen gar nicht gegen uns Männer, sondern sie kämpfen gegen das allgemeine Sein und/oder Gott und/oder die Evolution bzw. ihre von diesen Dreien entwickelte Natur. Das Ergebnis ist grob vorhersehbar, oder?
Hochzeit! Maximaler Ausdruck von Liebe. Liebes Paar, planen Sie das Ende gleich mit ein. Liebe hält etwa vier Jahre. Dann noch drei Jahre langsames Auseinanderleben, aber Widerstand leisten. Dann … Legen Sie vor der Hochzeit die Bedingungen für die Trennung fest. Jetzt können Sie es noch in Liebe. Später ist mit hoher Wahrscheinlichkeit mindestens einer schwerverletzt, unfähig zu denken und erst recht unfähig nachzudenken und unfähig zu Kompromissen.
Ehe bedeutet lebenslänglich. Lebenslänglich im Glück ist schon hart, im Unglück kaum durchzuhalten. Wir freuen uns mit jedem Paar, das lebenslänglich mit Freude, Liebe und Gewinn für beide Seiten ge- und erlebt hat. Hut ab! Gratulation! Wenn wir diese Lebensform zur menschlichen Art des Zusammenlebens erheben, heisst das, dass alle anderen Formen damit unmenschlich sind? Nicht lebenswert? Nicht möglich? Nicht erlaubt?
Könnten wir uns vorstellen, Beziehung zwischen den Geschlechtern auf geringerem Niveau für lebenswert zu heissen? Hier könnten wir nun die „Homo-Ehen“ (die ja keine Ehen sind), die Konkubinats-Beziehungen, Wohngemeinschaften, vielleicht in Zukunft auch „Ehen auf Zeit“ und anderes mehr nennen oder uns vorstellen. Denken wir an die Widersprüchlichkeit und die Vielfalt menschlichen Seins. Warum nicht? Müssen wir so etwas überhaupt regeln, gesetzlich regeln? Lässt sich das überhaupt sinnvoll regeln? Wäre Nachdenken jedes einzelnen (Partners) und in Hochachtung miteinander leben nicht viel effektiver?
Eines sollten wir uns in diesem Rahmen aber auch klar machen: Jahrmillionen bedeutete die Beziehung zwischen den Geschlechtern die Geburt und Aufzucht der nächsten Menschengeneration. Erst seit etwa hundert Jahren und sehr wahrscheinlich weiter in der Zukunft gibt es ein relevantes Leben nach der Kinderaufzucht. Plötzlich bekommt das menschliche Leben das Geschenk einer zusätzlichen, neuen Phase des Lebens. Die Liebe zum Zwecke des Kinderkriegens und der Erziehung reichen nur noch für ein halbes Leben, denn die zweite Hälfte ist für die Evolution (vielleicht auch für das allgemeine Sein und/oder Gott?) weitgehend zwecklos. Es ist neu geschaffener Luxus, den wir jetzt nicht nur als Geschenk, sondern auch als Verpflichtung haben. „So Mensch, Du hast Dein Leben durch allerlei Massnahmen verlängert, nun sieh' zu, wie Du mit der zweiten, neu gewonnenen Lebenshälfte zurecht kommst.“ Ist es nicht ganz spannend, neue Rollen miteinander für beide Geschlechter zu finden und zu leben? Gibt es dafür eine neue Liebe?
Sollten wir nicht unsere erste Lebenshälfte ganz in den Sinn, liebevollen Kinderkriegens und liebevollen Aufziehens unserer Kindergeneration verschwenden? Die Kinder sind es Wert und die Kinder brauchen ein Nest, körperliche Versorgung, Bildung und Liebe wie seit hunderttausenden von Jahren und die Kinder sollen die Fähigkeit bekommen, eine friedliche und liebevolle Zukunft zu entwickeln. Das geht nicht, ohne dass sich die Eltern, wahrscheinlich doch weiter die Frau mehr als der Mann, den Kindern verschenken. Dieses menschliche Leben kann man nicht lehren (wie in der Schule), sondern nur miteinander üben (eben in der gelebten Familie). So werden Spiegelneurone sinnvoll geprägt. Danke, meine sehr verehrten Damen, dass Sie das über so viele Jahrtausende taten. Sollen wir diese erprobte Lebensweise nicht wieder propagieren?
Ich fragte Frauen, warum sie unbedingt arbeiten müssten oder wollten. Eine der weitaus häufigsten Antworten war sinngemäss: Weil wir uns auf die Männer nicht verlassen können. Die Männer geben uns nicht genug Schutz und Versorgung. Dann stehen wir allein mit den Kindern da und ohne Geld und später ohne oder mit wenig Rente.
Eine Frau, die den Job aufgibt oder gar nicht erst annimmt, verlässt sich natürlich auf den oder die Männer. Das müssen wir Männer natürlich ernst nehmen. Das kann eine Frau aber auch nicht einfach, weil sie bequem oder faul ist, sondern weil sie ein Heim schafft, Heimat für den Mann und die Kinder.
Nun ist nicht jede Trennung oder Scheidung nur Ausdruck von Verschwinden des Mannes. Die Gründe sind tiefer, vielfältiger und die Frau und Familie sind auch nicht ohne Einfluss. Aber, Männer, Asche auf unser Haupt. Wir erleben unzählige Male diese Konstellationen in unserer Gesellschaft, sogar in den meisten Kulturen auf dieser Erde. Und wenn wir die vielen Missbrauchsfälle noch mit bedenken, dann ist klar, dass die Frauen über viele Generationen hinweg geprägt worden sind von der Angst und Vorsicht vor dem Mann oder den Männern. Das steckt kollektiv so tief drin, dass es mindestens doppelt so viele Generationen brauchen wird, bis dieses tief im Gefühl verankerte Misstrauen, wenn nicht gar Ablehnung wieder durch liebevolle Männer korrigiert worden ist. Das dürfte mehrere Jahrhunderte dauern und erfordert innigste Anstrengung der Väter/Männer. Frauen müssen erst wieder ein Gefühl dafür entwickeln, dass es auch anders sein kann. Das wird auch eine kollektive männliche Aufgabe. Es betrifft gar nicht nur die Männer, die sich an Frauen vergriffen haben, sondern alle, auch die die nicht so gehandelt haben. Wir Männer haben gegenüber den Frauen sehr viel wieder gut zu machen. Sehr verehrte Damen, dürfen wir sie um ein wenig Zuneigung und Geduld bitten?
Viele Liebesromane, Krimis, Science-fiction-Erzählungen und sogar Kinderbücher sind fake. Noch ausgeprägter ist es in Filmen. Sie gaukeln uns eine Realität vor, die es gar nicht gibt. Die Tagesschau macht dann das Gegenteil. Liebesgedichte, Liebeslieder, Gefühls- und romantische Literatur ist nur deshalb so erfolgreich, weil sie den tiefsten Egoismus (Ich will Dich haben) in die wärmsten und schönsten und idealsten Hüllen versteckt. Die wunderbarste und tiefgreifendste, vorletzte Lüge. Märchen und Liebesromane sind der Versuch, biologische Naturregeln zumindest gedanklich auszuhebeln oder aus Ausnahmen eine Regel zu machen. Wunderschöner, liebevoller Schein.
Märchen ist, wenn der Andere endlich mal das tut, was ich mir wünsche und ich so sein kann, wie ich mich sehe oder wie ich es will.
Lesen Sie vielleicht besser nicht so viele Bücher, sehen Sie nicht so viel fern, seien Sie nicht so viel im Internet. Sie verlieren sich selbst und fundierte Ansichten. Die finden Sie nur, wenn Sie auf die Menschen in Ihrer Umgebung auf analoge Weise gut Acht geben und mit ihnen (analog und in direkter Beziehung (nicht über Dritte)) leben.
Glücklichen (und reichen) Menschen kommt oft die Liebe abhanden. Jemanden lieben und sich nach jemandem sehnen, können nur die, die wenig oder keinen haben und die unglücklich sind.
Liebe bringt Chaos ins Leben. Lassen wir es zu. Natürlich bedingt nicht alles Chaos Liebe. Leben ist nicht wie Mathematik, wo eine Gleichung in die eine Richtung und auch in die Gegenrichtung funktioniert.

Früher haben Frauen ihre Männer gezähmt. Heute berichtet ein weiblicher Mensch freudestrahlend, dass der Mann sie gezähmt habe. Sie sei in der Jugend ganz wild gewesen und seit sie ihren Mann habe, sei sie ganz geordnet. Da ist erstens die Frage, wie realitätsnah ihre Selbsteinschätzung ist und zweitens ist die Frage, was diese Änderung mit uns Menschen machte. Dürfen wir uns noch „Menschen“ nennen, Männer und Frauen?
Liebe ist es wohl nur dann, wenn die Biologie nicht begehrt oder nährt. Liebe ist nicht Biologie. Liebe funktioniert anders. Wie?
In der Liebe, von der die Bibel spricht, mag jeder Mensch einzigartig und geliebt sein. Die sexuelle Liebe tut das nicht. Sie braucht Attraktion und einen Typ von Mensch.
Liebe heisst, ich sehe den Anderen nicht schnell nach meinen Vorurteilen, sondern urteile gar nicht und versuche, sie oder ihn zu verstehen.
Warum kann er/sie nicht wie ich? Es wäre doch so einfach! Ja, es wäre so einfach, aber er und sie sind selbst Persönlichkeiten, Ichs und damit getrennt vom anderen Ich, von mir. Einzig die Balz schafft da meist die eher kurz- als langfristige Überbrückung der Trennung.
Es gibt keine Objektivität zwischen den Geschlechtern. Wenn es Streit gibt, gibt es Streit und als Mann mit einer Frau zu streiten …? Sie hat Recht und die Folge wird Spaltung sein, Trennung, Scheidung … Es geht nicht anders, auch wenn man zusammenbleibt. Die innere Spaltung hat meistens Bestand.
In diese Zusammenhänge müssen wir wahrscheinlich auch die neuen Entwicklungen von Technik und Digitalisierung stellen? Natürlich kann ein Roboter oder irgendein Gerät streicheln oder heute auch liebe Dinge sagen, vielleicht auch bald küssen oder sogar vögeln. Möglicherweise gibt es sogar Männer (Frauen sicher weniger, allenfalls Möchte-gern-Männer), die sich auf solche Praktiken einlassen? Männer lassen sich dann Ihre innere Spannung durch Abspritzen nehmen, genauso wie eine Kuh gemolken wird, um ihre Milch zu gewinnen. Dann noch von Menschlichkeit, von Zivilisation, von Kultur, von sozialem Miteinander oder gar von Liebe zu sprechen? Wir sind zu allem fähig, was uns aber nicht menschlicher macht und doch offenbar menschlich ist.
Wenn jemand Schuld übernimmt und um Entschuldigung bittet, dann ist das das Eine. Den Schmerz, den Schaden hat der Betroffene jedoch weiter und Rachegefühle womöglich auch noch. Christen, die um Entschuldigung bitten, machen es sich da oft zu leicht. Viele Schäden sind nicht wieder gut zu machen. Die Wunden schmerzen trotz Vergebung weiter.
Wenn Sex für Frauen so schnell zu einem Problem wird, dann müssen wir uns als männliche und weibliche Gesellschaft damit befassen. Dann waren die 68er wohl genau in die falsche Richtung unterwegs? Frauen sexuell einfach wie Männer zu behandeln, war daneben? Viele nicht selbstbeherrschte Männer allerlei Couleur liegen da wohl falsch?


Geschenkte Liebe (11/2021)


Liebe ist ein Geschenk. Nur geschenkte Liebe ist wirklich Liebe. In der Realität ist Liebe meist ein Geben und Nehmen und wenn es so ist, dann fast immer: Ich habe Dir gegeben. Nun erwarte ich von Dir, dass Du mir gibst. Besonders Frauen geben sehr viel, aber sie geben es oft in der Form, wie sie es Kindern geben. Sie versorgen ihre Männer liebevoll. Sie bauen ein Heim (das eigentlich für die Kinder gedacht ist). Sie machen das Heim schön. Sie bauen ein Nest. Meistens führt dabei auch die Liebe durch den Magen. Aber erinnern wir uns, die Liebe geht nicht durch den Magen. Sie geht durch Max. Wenn der Mann so gestrickt ist, dass er dieses Heim gerne annimmt und die Liebe durch den Magen gehen lässt, dann passt das. Als Mann und Frau sind sich die beiden zwar meistens los. Meistens sieht man es diesen Paaren dann auch schon äusserlich an.
In der Liebe zählt nicht, ob Du der/dem Anderen schenken konntest, was Du hast und sei es Dich selbst, sondern ob Du ihr/ihm geschenkt hast oder schenkst, was sie/er meint, zu brauchen, was sie/er sich wünscht, was sie/er als Liebe versteht!!! Wenn Du ihr/ihm das nicht schenkst, ist alles umsonst.
Wirkliche Liebe findet in unseren Beziehungen und Ehen nur selten statt. Entweder die geschlechtlichen Egoismen passen gut, dann sieht das aus wie tiefste Liebe und wir nennen es auch so. Aber eigentlich „Ich schenke mich Dir, weil Du es mir Wert bist, egal wie Du bist“, diese Liebe gibt es kaum. Und auch das Gegenteil: „Ich schenke Dir Liebe und deshalb lasse ich Dich ohne Szene friedlich gehen. Ich schenke Dir Deine Freiheit!“ ist selten. Das tut auch verdammt weh.
Wir werden wohl davon ausgehen müssen, dass das Schenken von Liebe zwar menschlich wirkt, aber doch unmenschlich ist und (so wir das glauben können und wollen) dass der Einzige, der Liebe wirklich schenken kann, nur Gott in Jesus Christus selbst sein kann (und/oder die Evolution?). Der Mensch, der es wollte, würde schnell sich selber ausbeuten und zugrunde gehen, ganz abgesehen davon, dass menschliche Liebe kaum auch ohne negative Folgen wäre.
Schenken wäre zwar die Lösung, aber das allgemeine Sein und/oder Gott und/oder die Evolution haben den Menschen bisher nur zum Schenken entwickelt, soweit es für die Bildung einer Nachkommenschaft unbedingt nötig ist.
Schenken ist gefährlicher als Schiessen! Das glauben Sie nicht? Probieren Sie es aus. Schenken Sie Ihrem Partner die Freiheit, seine Ziele, seine Art und Weise der Haushaltsführung, seine Freizeitgestaltung, seine Prinzipien bei der Kindererziehung etc. zu verwirklichen und ziehen Sie Ihre Wünsche zurück. Schenken Sie Ihrer Ex beim Auseinandergehen die Menge Geldes, die sie wünscht und nicht nur die Menge, zu der Sie das Gericht nach einem langen Prozess verpflichtet. Und ersparen Sie Ihr den Prozess. Schenken heisst nämlich: Ich nehme mir etwas weg und schenke es dem Anderen. Sie selbst werden dabei wirklich verlieren. Sie werden wirklich weniger haben. Und das wissen Sie ja auch. Sonst würde Ihnen das Schenken nicht so schwer fallen. Es stimmt nämlich nicht, dass der Schenkende es hinterher vielfältig wieder bekäme. Sie glauben das nämlich auch gar nicht und Sie haben Recht damit. Die Ansicht, dass der Schenkende es hinterher vielfältig wieder bekäme, stammt nämlich aus der Bibel. Gott würde dafür gerade stehen, so heisst es. Das glauben Sie ihm oder der Bibel aber gar nicht. Auch ich habe daran Zweifel.
Trotzdem: Wollen wir menschlicher werden, geht das nur über das Schenken!!!
Intuitiv sind wir auf „Nicht ausnutzen lassen“ gepolt. Es bedarf schon Nachdenkens, Einsicht, Überwindung und Selbstbeherrschung zur Liebe. Liebe heisst aber „Ich lasse mich ausnutzen“. Wer das tut (und rein rechnerisch werden mindestens 50 % von uns Menschen mehr ausgenutzt als umgekehrt), wird spätestens in der zweiten Lebenshälfte merken „Ich bin ausgenutzt worden, mehr „minus“ als „plus“. Dann wünsche ich Ihnen eine Umgebung (Menschen, Glaube oder anderes), die Ihnen diese Erkenntnis ertragen hilft. Diese Erkenntnis ist hart! Unsere Welt braucht Menschen, die bereit sind, zu schenken, sich ausnutzen zu lassen. Davon braucht es wirklich viele!
Liebe heisst, ich lasse mich ausnutzen, ja ich schenke bewusst. Liebe funktioniert nur so. Liebe ist nur möglich, wo Menschen das freiwillig, ungezwungen, auch nicht von äusseren Umständen gezwungen, nicht aus Dummheit, sondern aus innerer Überzeugung so tun. Wer will sich heute noch ausnutzen lassen? Frauen tun es um der Kinder willen, also von äusseren Umständen gezwungen, Männer gar nicht. Männer wollen sich gegen andere behaupten. Bloss nicht ausnutzen lassen!
Die moderne Frau ist das Gegenteil von Frau. Bloss kein Dienen, nur Selbstverwirklichung. Wenn ich Lust darauf habe, dann diene ich, sonst nicht. Solche Frauen (Männer sowieso) sind nicht mehr regierbar, sind nicht mehr familienfähig. Zum Glück haben sie noch paar weibliche Gene. An Regeln halten sich diese Frauen nicht mehr. Sie sind ja frei.
Frauen wollen heute sich selbst verwirklichen. Schluss mit dem Ausnutzen oder gar ausbeuten lassen. Das bedeutet eine klare Absage an die Männer. „Wenn ihr Männer noch eine Beziehung zu uns Frauen haben wollt, dann ganz klar nur zu unseren Bedingungen und unserem Vorteil!“ Ist das einem liebevolleren Umgang zwischen den Geschlechtern näher als früher? Wenn Frau und Mann in Zukunft noch etwas langfristig miteinander zu tun haben wollen (über die vier Jahre der Balz hinaus), dann müssen sie beginnen, einander wirklich hingebungsvoll zu lieben. Das muss eine ganz neue Qualität von Liebe sein, sonst geht alles auseinander. Liebe ist bisher ein knallhartes Darlehensgeschäft. Erst schenke ich mich Dir, aber dann erwarte ich Dich als Geschenk und wenn nicht, dann kommt der grosse Knall.
Männer, verändern werden wir die Welt nur, wenn wir unsere Waffen abgeben (gleich welcher Art) und anfangen, unsere Frauen (und …) zu lieben. Sie sind der Schlüssel zu einer „besseren“ Welt.
Schenken wir nicht Geld, um einem Prinzip (Bekämpfung der Armut, Wasser für alle, gleiche Bildung für alle, etc.) zum Durchbruch zu verhelfen. Es ist grossteils vergeudet. Schenken wir Geld, um Menschen, vor allem Frauen, schönere Gefühle zu verschaffen. Lassen Sie uns das zur Richtschnur nehmen.
Als ich noch Kind war, probten wir Liebe, Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme am Frühstückstisch. Jeder durfte nur das essen und trinken, was er von einem Anderen angeboten oder gereicht bekam. Der Versuch währte nicht lange. Heben wir uns den Versuch für in hunderttausend Jahren auf. Aber ein Erlebnis war der Versuch und eine Lehre.
Liebe Freiheitskämpfer. Freiheit können Sie nicht erkämpfen. Sie können sie sich allenfalls schenken lassen. Dumm was? Da haben Sie Recht! Aber wollen wir nicht endlich aus der Geschichte der letzten Jahrtausende lernen? Es stimmt. Wir Menschen werden uns nicht ändern und so werden sicher noch einige Zehntausend Jahre ins Land gehen, bis wir Menschen „besser“ werden, schenkfreudiger, freier. Lernen wir warten und bitten und wenn wir viel Glück haben, lernen wir, uns beschenken zu lassen. Auch das wäre schon viel wert.
Müssten wir nicht eigentlich nachdenken und uns selbst disziplinieren, vieles nicht zu tun, was wir tun könnten, was aber Ressourcen verbraucht? Flug zu den Himmelskörpern, in allem der Schnellste, Beste, Mächtigste … zu sein, das Leben noch bequemer machen, noch luxuriöser, … ? Aber statt Andere zu verpflichten und zu drangsalieren, denken wir selber nach, fangen selber an, verzichten und beschenken damit unbekannte Andere oder einfach nur unsere Mutter Erde mit ihren begrenzten Möglichkeiten. Statt Ferien in Übersee jetzt Ferien zuhause? Statt aufwendiger teurer Forschung, noch dazu an fragwürdigen Objekten zunächst erst einmal nach dem Sinn fragen? Nein, ich steige aus, aber ich verlasse nicht die menschliche Gesellschaft und ich bekämpfe sie auch nicht.
Vielleicht müsste unsere Gesellschaft, müssten wir selbst langsam, aber zielstrebig in den Schenkmodus umschalten?

Wir beenden unseren Flug. Die Reise geht zu Ende. Wir haben viel gesehen, gehört, gelesen und vor allem nachgedacht. Am Ende sind wir ganz wo anders gelandet als vorher erwartet. Sammeln wir uns noch ein letztes Mal.