Die Welt verbessern

Die Welt verbessern (10)2021)


Wird die Welt immer besser oder immer schlechter? Das hängt von unserer Position und von unserer Sichtweise ab. Das hängt davon ab, wie wir

„schlechter“ und „besser“ definieren. Ich denke, sie wird schlechter, denn:

Die innerindividuelle Spannung wird immer grösser, die zwischen Sein (Körper) und Schein (Wollen, Theorie, Traum). Das beschleunigt die Entwicklung von „Burn out“ jeder Art.

Die Erde hat nur begrenzte Ressourcen. Wir kommen dem Ende näher. Das ist ein Problem und unsere Distanz zur Natur wird immer grösser, obwohl wir zu ihr gehören.

Der Egoismus hat uns immer stärker im Griff.

Superlative müssen wachsen. Es gibt kein Zurück.


Die Welt besser zu machen hängt davon ab, was wir unter „besser“ verstehen. Uns dienlicher haben wir sie in den letzten 150 Jahren schon gemacht, langfristig dem Leben angemessener sicher nicht.


Ich mache es immer besser, heisst nicht, dass ich es gut mache, denn gut war vorher. Es heisst: Gut, besser, am besten! Warum heisst es eigentlich nicht: Besser, am besten, gut? Was für eine Einsicht bedingt die erste Reihenfolge? Müsste es nicht eigentlich ganz nüchtern heissen: Schlecht, besser, am besten, gut? Die Gaussche Verteilungskurve spricht für: Schlecht – besser – am besten – schlechter – schlecht. Da ist „gut“ gar nicht dabei.


Wir werden derzeit nicht menschlicher, sondern mit Riesenschritten unmenschlicher, weil wir an allem interessiert sind, nur nicht am Menschen, wie er ist. Wir kümmern uns um den Kosmos, um Energie, um Umwelt, um Gleichheit, um Gerechtigkeit, also Ideale und Prinzipien, aber um uns Menschen nicht. Wir kennen uns doch nicht einmal. Lernen wir doch erst einmal uns selbst kennen und dann die Menschen um sich herum, vor allem Männer. Menschlicher können wir nur werden, wenn wir selbst dem Menschen, dem menschlichen Körper, der Genetik, der Prägung, dem menschlichen Geist (falls es ihn überhaupt gibt) näher kommen.


Für uns ist eine bessere Welt die, die besser unserem Bauch und dem schnellen guten Gefühl gehorcht. Dass wir sie damit bis zum Ende ausgenutzt haben werden, ist uns nicht klar. Ein Leben in Einklang mit der Natur, mit der Welt, schwebt uns nicht vor.


Der Mensch wird immer menschlicher, seinem Ego immer angemessener und genau damit wird er immer unmenschlicher, immer unsozialer im Sinne

von ärmer an zwischenmenschlicher Beziehung.


Es ist wahrscheinlich ein Fehler, zu glauben, wir könnten einfach etwas tun und dann käme das heraus, was wir wollten. Wir treiben Wissenschaft und dann kommt am Ende das Wissen und der Nutzen heraus, den wir wollen. Wir machen Gesetze, die für alle gleich gelten und dann werden alle gleich. Wir schaffen Wohlstand und dann muss niemand mehr arm sein. Wir knallen in einem anderen Land die Regierung ab, schaffen ein paar demokratische Strukturen und dann ist das ein demokratisches Land. Wir führen Krieg mit unseren Nachbarn, besiegen sie und dann gehört uns das Land, im besten Fall natürlich die ganze Erde. Wir kämpfen um unsere Freiheit und wenn wir gesiegt haben, dann sind wir frei. Wie bilden eine Opposition, stürzen

unsere Regierung und setzen uns selbst an die Regierung und schon wird alles besser im ganzen Land. …


„Wir machen die Welt immer besser, dann wird sie auch immer besser.“ Eigentlich sollte das eine Erfahrung sein, die wir schon vor dem erwachsen Werden machen oder gemacht haben, nämlich dass die Welt so einfach nicht ist. Ich mache das und dann geschieht das, funktioniert in den meisten Fällen nicht. Vielleicht kann man das noch annehmen, wenn man allein auf der Welt oder auf einer Insel ist und es nur mit Materie um sich zu tun hat. Sobald Leben dazu kommt und vor allem andere Menschen oder gar Persönlichkeiten dazu kommen, ist unsere Welt sehr viel komplizierter geworden und wir sind ja nun inzwischen sehr viele Menschen auf dieser Kugel. Und welcher Mensch ist heute nicht kompliziert? Je gebildeter, desto komplizierter, Frauen viel mehr als Männer, oder?


Wir retten die Welt nicht mehr. Wir müssen uns auf sie und uns in der Welt einstellen. Viele Weisse versuchen es, haben aber auch beste Voraussetzungen dafür, wenn sie mal von sich selbst absehen.


Seit Millionen von Jahren funktioniert die Natur: Wasser und Wald binden CO2. CO2 ins Erdreich pressen? Wird das relevante Mengen betreffen und wird das gut gehen? Warum sorgen wir nicht für genügend Wasser auf dem Land und lassen Bäume und Vegetation wachsen, statt sie überall um uns zu

vernichten?


Mit der Ausschaltung fast allen parallelen Lebens und dem Aufbrauchen der Ressourcen wird der Mensch die Welt immer besser gemacht haben. Ist da ein Irrtum möglich? Ist der Mensch eine Fehlentwicklung Gottes und/oder der Evolution wie er eben nach dem Sündenfall lebt (religiös gesprochen)? Unsere geradezu unbändige Wut, alles besser zu machen, endet im Ende des Menschen, vielleicht sogar im Ende des Lebens? (Entfernt sich die Erde vielleicht irgendwann von der Sonne durch Masseverschiebung?) Die Menschheit schafft sich selber ab.


Wir blicken nun auf mindestens 500 Jahre Weltverbesserung zurück.


Erst sollte Reichtum ins Land kommen. Und er wurde geholt aus der „Neuen Welt“. Aber wie das so ist auf dieser Erde. Irgendwo etwas dazugetan ist irgendwo etwas weggenommen. Die Welt verbessert? Heute nachträglich sehen wir schärfer.


Dann sollte die Welt viel gefühlvoller werden, wurde sie in der Romantik auch. Aber es war eine Epoche. Dann war es vorbei. Heute ist uns noch ein Teil schöner Literatur von damals geblieben, ein kleiner Hauch von Schönheit. Die meisten von uns werden sie gar nicht kennen. Aber immerhin und es wäre einmal nachdenkenswert. Die Romantiker erhoben das Gefühl, das Menschsein, die Sehnsucht in die Mitte, nicht das Denken. Sie hofften auf ein menschliches Paradies. Aber es war nur ein kleiner Ausschnitt des Lebens, eine kurze Epoche.


Dann kamen die Revolutionen und Befreiungskriege. Verändert wurde, befreit wurde. Aber wenn wir heute die menschlichen Probleme innerhalb der USA sehen (wie viele 100 Jahre später?), meine lieben Amerikaner, so toll ist die Bilanz doch nicht, oder? Und in anderen Regionen der Welt? Südafrika?

Überhaupt Afrika, die arabischen Länder, Asien, Südamerika …?


Und selbst in „Old Europe“ mit seinen Demokratien fühlt sich heute das Volk von seinen gewählten Regierenden nicht mehr vertreten, sondern über die Köpfe hinweg regiert. Freiheit nach all den Revolutionen und Freiheitskriegen? Ziehen wir mal Bilanz?


Wie ist es dort, wo das Volk nun wirklich regiert, in der Schweiz? Dort wird erstaunlich gute Kompromisspolitik betrieben und die Mehrheit hat grossen Einfluss. Aber schauen Sie auf die Minderheit der Sozialhilfeempfänger, falls diese sich überhaupt dazu hergibt, Sozialhilfe zu beantragen, denn eigentlich hört man wegen der Bedingungen für die Sozialhilfe auf, Mensch mit Würde zu sein. Oder schauen wir auf all diejenigen, die grenzüberschreitend tätig sind. Auch die „Mehrheit“ hat ein Problem. Aus Not hat man den Volksentscheid über die Einwanderung einfach so abgewandelt, dass er praktisch nicht mehr wirkt. Und dass Gesetz hat man gebogen, bis es kurz vor dem Brechen ist. Dazu schafft man ja die Gesetze, damit sie hinterher so zurechtgebogen werden, dass sie für die Wichtigen in der Gesellschaft passen. (Bitte nicht mit „positiv“ oder „negativ“ belegen, nicht als Kritik verstehen. Wir denken einfach nur nach!)


Oder die industrielle Revolution. Gewiss, wir haben sehr viele Erleichterungen bekommen. Heute läuft fast alles ohne unser Zutun und wir selber können Auto und Lift und andere Helfer benutzen, damit wir uns die Finger nicht mehr dreckig machen müssen oder in Schweiss geraten müssen (Ausser es geschieht im eigenen Garten als Hobby oder im sportlichen Kräftemessen, und sei es im Vergleich zu sich selbst). Dass der Ressourcenverbrauch unserer Überflussgesellschaft dafür unsere Welt kaputt macht, ist das Minus an der ganzen Sache. Und weil wir nicht mehr eigene Kraft anwenden,

gehen wir hinterher ins Fitness-Center oder Joggen oder steigen aufs Velo, um unsere Muskeln eben doch wieder zu trainieren und die zu viel genossenen Kalorien wieder zu verbrennen. Das ist echter Fortschritt, oder?


Massentourismus ist schlecht, also sollten wir ihn verbieten (damit alle anderen nicht mehr fahren können). Aber wenn dann keine Massen mehr da sind, dann könnten wir doch alleine mal wieder hinfahren und den Ort geniessen. Überflüssig, ja schädlich, sind immer die Anderen, nicht wir. Wir sind ja die Guten, die Unschädlichen, die Weltverbesserer.


Oder die IT-Revolution. Natürlich hat jetzt jeder jede Information von überall auf dem ganzen Globus, aber unsere Unterdrücker eben auch. Mindestens ein grosses Land im Osten sammelt heute per Gesichtserkennung jede Bewegung seiner Bürger und wir können wetten darauf, bald aller Erdenbürger. Kameras sind überall. Man braucht nur die Informationen abzugreifen. Wer die Geschichte der letzten Jahrhunderte ein wenig kennt, kann vorhersagen, was uns passieren wird. Herr Orwell als Prophet hat uns bereits eine Spur Ahnung davon gegeben. Seine Warnung ernst genommen haben wir nicht oder sind wir gar nicht dazu in der Lage?


Oder die Befreiungskriege der USA und Westeuropas in den arabischen Ländern in den ersten 20 Jahren dieses Jahrtausends. Letztere sollten zu Freiheit und Demokratie befreit werden. Heute wendet sich Amerika angewidert ab, weil die Kriege eine Menge Geld gekostet haben aber keinen Erfolg brachten. Der gute Ruf des Westens, allen voran Amerikas, ist ruiniert. Europa solle doch jetzt bitte mehr von den Kriegs- und Verteidigungskosten

übernehmen. Das ist nicht falsch, aber die Hintergründe? Heute ist es schlimmer als vorher: Schutt und Asche, Tote, Chaos, Armut und viele negative Gefühle (vergessen wir die nicht!).


Europa erfährt heute, dass die Unterstützung der Amerikaner im zwanzigsten Jahrhundert für Europa nicht nur Liebe oder Freundschaft war, sondern auch ein riesiges Darlehen. Jetzt plötzlich wird eine zumindest teilweise Tilgung des Darlehens gefordert.


Auch die Chinesen werden die Rückzahlung der im 19. Jahrhundert geleisteten Zahlungen im Opiumkrieg und anderen Unterdrückungsmassnahmen demnächst fordern. Darauf dürfen wir gefasst sein. Und die Invasion Schwarzafrikas jetzt bei uns ist im Grunde auch nichts anderes als die geforderte

Wiedergutmachung für frühere Ausbeutung. „Wir wollen genauso ein schönes Leben wie ihr es habt.“


Nicht die Kämpfer, auch nicht die Freiheitskämpfer, Kämpfer für Gerechtigkeit, Gewerkschafter, Frauenrechtler und andere werden die Welt verbessern. Das lehrt uns die Vergangenheit. Darüber hatten wir oben genug nachgedacht. Die Welt verbessern werden allenfalls die Schenker, die Verzichter, wenn überhaupt. Das entbehrt auch nicht einer gewissen Logik. Wir werden sicher nicht die Ersten sein, die auf diesen Gedanken kamen. Wir müssen uns wohl aber Gedanken darüber machen. Beim Schenken waren natürlich die Frauen gegenüber den Männern bereits weit voraus, wahrscheinlich uneinholbar. Heute sind sie es noch vorübergehend in der Balz, sonst deutlich weniger.


Menschlicher werden wir nur, wenn


- wir Waffen aus der Hand geben,


- wenn wir Ideale relativieren,


- wenn wir nicht um Freiheit und Rechte kämpfen,


- wenn wir auf Zwang durch Gesetze, Verträge und ähnliches verzichten,


- sondern nur, wenn wir auf einander achten und Rücksicht nehmen,


- auf die Gefühle anderer (mehr der Frauen, aber auch der Männer) achten,


- schenken und verzichten.


Verstandesmenschen, die das tierische „Geworfensein“ (Heidegger) negieren oder ausblenden und glauben, den Menschen nach ihren Ideen und Überzeugungen und unter Zwang gleich welcher Begründung neu schaffen oder besser machen zu können, sind in aller Regel unmenschlich. Menschlich sind meist nur die, die auch die unbeeinflussbare tierische Natur des Menschen mit in ihr Weltbild einbauen. Das hat noch nichts mit Menschenliebe zu tun, sondern nur zunächst mit einer gewissen Achtung gegenüber dem Menschsein und der Realität an sich (oder anders gesagt, Achtung gegenüber den „biologischen Naturregeln“ oder nach Reinhold Niebuhr „...Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, ...).


Wir verändern unsere Welt und unsere Lebensbedingungen. Das tun wir tatsächlich und das geht auch nicht anders. Viele Menschen halten bequemer für besser. Aber wir verändern kaum den Menschen selbst, es sei denn, wir veränderten wirklich seine Gene. Ginge es nach unserem Wollen, hätten wir es gern umgekehrt. Der Mensch soll sich ändern und gut werden (und da wir uns selbst ja für „gut“ halten, meinen wir natürlich die anderen), aber die Welt soll bitte schön so bleiben, wie sie vor menschlichem Einfluss war. Aber nach unserer Pfeife tanzen soll sie doch. Es gibt heute viele, die andere Menschen ändern wollen, fast alle. Warum? Die sollen so werden, wie ich es haben will, wie mir es passt. Mein Ego, mein Wille ist entscheidend.


Jahrhundertelang schon läuft vor allem die Jugend dieser Idee nach: Der Mensch soll besser werden, soll gut werden, am besten auch die Umwelt. Beide werden uns den Gefallen nicht tun. Wir Menschen verbrauchen die Ressourcen der Umwelt immer mehr und es geht auch nicht anders. Und

wir Menschen bleiben Tier, bleiben genetisch festgelegt und das Bewusstsein ändert uns nur sehr marginal. Und wenn der Mensch sein Bewusstsein stark verändert und es zur bestimmenden Macht im Leben machen will, dann wird der Konflikt mit dem Tier im Menschen, mit den genetischen Festlegungen nur immer grösser und die Spannung im System Mensch nimmt zu. Menschlicher wird der Mensch damit nicht, nicht die „Rückwärtsgewandten“, die reaktionären und auch nicht die „Vorwärtsgewandten“, die fortschrittlichen. Wobei sich hier die Frage stellt, woran wollten wir „vorwärts“ denn messen? Wie wollten wir es denn definieren?


Jede neue Generation glaubt, dass mit ihr die neue Zeit anbricht. Das ist mindestens schon seit der französischen Revolution so, 1789 bis 1799. Gerade darin gleichen sich inzwischen alle Generationen so, dass wir sofort sehen, genau deshalb ändert sich nichts. Alle Generationen sind darin gleich. In unserer Überheblichkeit und Selbsttäuschung sprachen wir von Mittelalter und später von Neuzeit, sprachen von Moderne und inzwischen auch von Postmoderne. Heute leben wir bereits in der Postpostmoderne. Wann ändern wir denn nun mal wirklich etwas?


War die Vergangenheit besser als die Gegenwart? Oft sieht es ja fast so aus. Aber das kann nicht sein. Seit der Vergangenheit haben Milliarden Menschen die Welt immer besser gemacht. Wollen Sie ohne Auto, ohne Internet, ohne Versicherung und ohne staatlich garantierte Sicherheit leben? Wohl kaum. Also muss die Gegenwart besser sein als die Vergangenheit, oder? Allerdings hörte ich heute (Oktober 2021) die Parteivorsitzende der Grünen, Frau Annalena Baerbock nach den Wahlen: Es muss endlich etwas passieren. Wir müssen jetzt endlich loslegen. Haben die Politiker zuvor alle nur geschlafen und nichts getan? Diese Bösewichter. Frau Baerbock ist seit 500 Jahren die erste, die merkt, dass jetzt angepackt werden muss? Habe ich das richtig interpretiert?


Wir können natürlich das Menschliche, die Gefühle in uns, unser Inneres als „niedere Instinkte“ auffassen. Nur wir müssen uns klar machen, dass der

Einfluss dieser „niederen Instinkte“ auf uns viel grösser ist als der Einfluss des Verstandes, der die „niederen Instinkte“ kontrollieren oder bändigen will oder soll. Damit ist „negativ“ > „positiv“ und diese „kontrollierten“ Persönlichkeiten wirken nicht integer, nicht authentisch, weil die Differenz zwischen

Menschsein und Verstand immer grösser wird, immer gespannter wird. Und wir dürften ja auch mal die Frage stellen, ob unser Verstand wirklich so viel „besser, höher, moralischer“ ist als unsere Gefühle und unser genetisch bedingtes Menschsein? Als Ersatz für das eigene Misslingen dieser Prämisse von „Ich will gut sein“ drehen wir den Anspruch nach aussen und fordern dann lieber diese Selbstkontrolle von anderen, nur nicht von sich selbst. Deshalb ist es so schlimm, wenn solche Menschen andere Menschen beeinflussen, als Eltern, als Erzieher, als Politiker, als Religionsführer, als

Pastoren, Priester, Imame … und wenn sie die jeweils Anderen jeder auf seine Weise zum „Gutsein“ animieren bzw. erziehen, ja zwingen, Selbstkontrolle bis zur Unendlichkeit auszuführen.


Diese Selbstkontrolle kann nur jeder in sich selbst ergreifen, freiwillig, aus Einsicht, aus Liebe, aus Freiheit. Das kann nur jede Mutter, jeder Vater, jeder Erzieher, jeder Politiker, Religionsführer, Pastor, Priester, Imam, Moralprofessor … für sich selbst. Da Frauen dem Leben, den Gefühlen, den Menschen viel zugewandter sind, wirken sie viel positiver als Männer, obwohl sie das Problem der übermässigen Selbstkontrolle in sich jedoch viel stärker tragen.


Die Politiker und Gutmenschen schiessen ein Eigentor, wenn sie die anvertrauten Menschen zu „guten Menschen“ zwingen oder erziehen wollen. Und ob man in Diskussionen Menschen überzeugen kann und sie damit zu freiwilligen „guten Menschen“ machen kann, ist auch sehr fraglich, wenn nur der überzeugt, der den anderen mit den Waffen der Gedanken geschlagen hat, also eigentlich auch nicht überzeugt hat. Wenn der Geschlagene später erwacht, ist er wieder der Alte. Lassen wir besser die Finger davon, andere „besser“ zu machen, machen wir uns lieber selbst „besser“. Das tut weh genug, verhindert aber viele Tote und Verletzte. Es wäre eine Form des Verzichtens und Schenkens.


Die „bessere Welt“ ist eine typisch männliche Erfindung. Abstrahieren, in Gedanken Scheinwelten aufbauen, können wir Männer einfach viel besser als Frauen. Frauen leben in der personifizierten Welt und sie träumen auch in einer personifizierten Welt. Auch diese träumen sie besser als die jetzige, aber das ist noch etwas anderes als die „Bessere Welt“ der Männer. Die Überzeugung „Anders ist besser“ hat in die Denk- und Gefühlswelt der Männer tief Einzug gehalten. Der Entscheid darüber ist inzwischen in die männliche Intuition eingegangen. Deshalb fällen Männer Entscheide für Änderungen oft erstaunlich schnell, oft vorschnell. Es stimmt, Veränderung macht etwas oder alles anders, aber deshalb besser? Männliche Intuition...?


Und trotzdem werden wir uns verändern müssen, denn wir haben unsere Welt schon dramatisch verändert und dieser veränderten Welt müssen wir uns anpassen. Das geht nicht auch anders. Das ist wie mit der menschlichen Fettsucht (wir haben das schon durchdacht in den medizinischen Kapiteln).


Was beim Verändern oft nicht bedacht wird, ist, dass eine kleine unscheinbare Veränderung nicht selten einen ganzen Rattenschwanz von weiteren Veränderungen nach sich zieht, die die biologischen Naturregeln bewirken. So meint ein Politiker, die Preise eines oder mehrerer Medikamente doch einfach per Dekret senken zu können. Die Gesundheitskosten sind ja nun wirklich zu hoch. Keine Frage. Aber diese Preisänderung bewirkt Änderungen von Wirtschaftlichkeit, Gewinn, Verlust, Bedarf, Lieferwegen, Preisdifferenzen zu anderen Medikamenten und vieles mehr. Das hat er nicht alles bedacht, kann er gar nicht, denn dazu fehlen ihm und seinen Beratern einfach zu viele Daten. Und selbst wenn wir viele Daten haben, sind diese nur mehr oder weniger realitätsnah. Das Wirtschaftssystem ist viel zu komplex. Und doch stellt unsere Menschheit immer wieder Männer und einige Frauen bereit, die kurz entschlossen solche Entscheidungen fällen und hinterher müssen Andere die Suppe auslöffeln. Aus der Geschichte lernen? Weit unter 1 %, oder? Glauben Sie bitte nicht, dass Sie dieses Problem mit mehr Datenerhebung, mit mehr Statistik beheben könnten. Das ist sehr kurz gedacht.


Aktuell stehen wir an einem Punkt der Geschichte, wo Menschen (Männer und Frauen) zunehmend ersetzt werden. Die Entwicklung der Automaten und Roboter startet durch. Es wird nicht mehr lange dauern, tun für uns lauter „Ersatzmenschen“ (früher Sklaven) die Arbeit und sind uns zu Diensten. Schon heute tun eine Menge Maschinen für uns Arbeit, obwohl es doch sehr viele arbeitslose Menschen auf dieser Erde gibt. Dass wir in Mitteleuropa und Nordamerika so wenig Arbeitslose haben, hängt ja teilweise mit der Konzentration von Arbeit in diesen Regionen durch die Globalisierung zusammen. Effizienzsteigerung an der einen Stelle bewirkt Arbeitslosigkeit an anderer Stelle. Wir werden in den nächsten Jahrzehnten erfahren, dass durch die zunehmende Technisierung, Automatisierung und Robotifizierung global relativ immer mehr Menschen arbeitslos werden. Wir Menschen werden zunehmend benachteiligter Konkurrent der Technik. Und in gleicher Weise werden wir auch erleben, dass der Mensch zunehmend benachteiligter Konkurrent zu diesen technischen Strukturen wird was den Energieverbrauch, den Platzverbrauch und die Mobilität anbelangt. Selbstfahrende Autos werden die Zahl der Autos auf der Strasse nicht verringern, sondern exponentiell steigern. Die zehn Menschen am Steuer ihrer Autos werden staunen in der Umgebung von hundert selbstfahrenden Autos, die dann alle auf der Strasse nur noch im Stau stehen. Auch das Ausweichen in die Luft mit Hilfe von Drohnen wird das Problem nicht grundlegend entschärfen. Weniger Mensch ist nicht menschlicher, sondern unmenschlicher. Wir träumen doch aber von einer menschlicheren Welt!?


Die Betreiber von automatischen Mobilitätssystemen werden vorsichtiger, seit es die ersten Toten gegeben hat. Dabei ist das Problem doch nur, dass wir ungleiche Massstäbe anlegen. Der Mensch ist Mensch und zähneknirschend nehmen wir Fehler hin, sanktionieren sie hinterher, als ob der Mensch für seine Fehler könnte. Er hat sich doch nur in seiner Realitätsbeurteilung auf irgendeine Weise getäuscht. Ein automatisches System können wir nicht sanktionieren. Zur Gleichbehandlung müssten wir bei Robotern Fehler zulassen ohne sie sanktionieren zu können. Wenn 2 das Gleiche tun, ist es noch lange nicht (vielleicht nie?) dasselbe. Und denken wir wieder daran: Für das Echte gibt es keinen Ersatz, für Sie, den Menschen ...


Und was wollen wir machen, wenn Roboterwaffen auf uns zielen? Im Krieg hält keiner Regeln ein. Krieg ist Krieg mit allen Waffen, wenn der Sieg damit erreicht werden kann.


Wir träumen von einer besseren Welt, einer Welt mit weniger Krieg, weniger Spannung, weniger Leid, mehr Verständnis, mehr Toleranz, mehr Integration, mehr Liebe, Sicherheit, Gesundheit, ... Interessant ist, dass es vor allem Wünsche sind, die mit dem Menschsein direkt zu tun haben, gar nicht so sehr äussere materielle Dinge. Wahrscheinlich haben viele, vor allem Frauen, eine Ahnung davon, dass die materiellen Dinge unser Leben gar nicht so besser machen würden. Und doch wünschen sich Frauen jedes Jahr eine Kur mit Verwöhnung und gutem Bauch- und Körpergefühl sowie alles was schön macht. Nicht nachdenkende Männer wünschen sich Geld, ein schönes Auto, einen muskulösen Körper (der eigenartigerweise bei Frauen nur in und kurz nach der Pubertät anziehend wirkt, sonst nicht) etc.


Wir ahnen, für eine bessere Welt müssten wir Menschen uns ändern, aber wir wollen uns doch gar nicht ändern. Warum können sich nicht die Anderen ändern und so die neue, bessere Welt schaffen, aber mich bitteschön nehmen sie mit hinein so wie ich bin?


Es gibt ja Visionen von einer künstlichen Intelligenz ohne menschlichen Körper und damit ohne menschliche Geschichte. Das wird dann das Zeitalter der künstlichen Intelligenz. Das wird spannend. Künstliche Intelligenz hiesse ja, vom Menschen losgelöste Intelligenz, ohne Biologie. Wäre das dann auch widerspruchsfreie Intelligenz, entgegengesetzt zur widersprüchlichen menschlichen Intelligenz? Aber dann sind wir Menschen wahrscheinlich schon gar nicht mehr mit dabei oder zumindest nur noch alte Sklaven der „neuen herrschenden Intelligenz“? Menschlichkeit? Was hat das mit Menschlichkeit gemeinsam? Ist den so optimistischen Schöpfern der „künstlichen Intelligenz“ wirklich klar, was sie da tun und was sie der Menschheit damit vermutlich antun? Was, wenn die künstliche Intelligenz mit dem widersprüchlichen Menschen nicht zurecht kommt und uns und/oder unsere Nachkommen einfach als Missgeburt der Natur auslöscht?


Wir Männer haben in den letzten Jahrhunderten zunehmend den Hang entwickelt, sich der Welt zuzuwenden (Wissenschaft, Technik, Raumfahrt…), im Beruf, der Politik und Wirtschaft. Reichtum, Ehre, Macht und Fitness sind wichtig. Männer, ist das die menschliche Welt? Weltraum? Ist das Leben im Weltraum dem Menschen gemäss? Die Evolution hat offenbar viele Millionen Jahre nicht so gedacht. Schon heute: Ist das bequeme Leben mit Nahrung im Überfluss und fehlender körperlicher Forderung dem menschlichen Körper, wie er sich in den letzten hunderttausenden Jahren entwickelte, gemäss? Ist die zu erwartende Lebensweise im Weltraum menschlich? Wird sie uns nicht vielleicht ähnlich der Entwicklung von Schiesspulver zunächst einige Vorteile bringen, in der Folge aber viele Nachteile? Hat nicht das Schiesspulver bisher viel mehr Tote verursacht als die Atombombe? Ist nicht die Entwicklung der Waffen in den letzten 1000 Jahren ein sehr zutreffendes Beispiel für das immer besser Werden unserer Welt? Erst nützt uns die künstliche Intelligenz, um uns dann aber zu versklaven? Sollten wir nicht eher dafür sorgen, dass die menschliche Intelligenz geschult, geschärft und mehr genutzt wird?


Die 68iger haben uns eingebläut, dass Veränderung in ihrem Sinne Fortschritt sei, vielleicht nicht die „bessere Welt“, aber auf jeden Fall besser als die der Eltern. Vielleicht sollten wir vorsichtiger sein und Veränderung erst einmal völlig neutral betrachten? Womöglich stimmt doch: Wo wir etwas dazu tun oder besser machen, wird woanders etwas weggenommen oder bei genauerem Hinsehen eben doch schlechter gemacht. Meist sehen wir es (noch?) nicht oder es ist weiter entfernt und auf jeden Fall wollen wir es gar nicht sehen. Ob in der Summe wirklich ein „+“ herauskommt, weiss die Menschheit oft erst Jahrhunderte später (falls dann noch jemand darüber grübelt).


Könnte es nicht ja auch sein, dass Gott und/oder die Evolution in den letzten Hunderttausend Jahren den Menschen menschlicher gestaltet hatten als wir uns heute gemacht haben? Woran haben denn all die Weltverbesserer (und wir gehören sicher alle dazu) „besser“ gemessen, wie definiert? Woher wollen sie/wir denn den Massstab genommen haben?


Die bisherigen Weltverbesserer und 68er haben doch schlichtweg geirrt, oder? Die 68er verändern die Welt. Lassen Sie uns erst einmal die Welt verstehen. Dann werden wir vielleicht die alte Welt zugleich erhalten und doch auch verändern wollen?

Wir müssen viel mehr lernen und bereit sein, mit den Widersprüchen im Menschen und mit den biologischen Naturregeln zu leben und nicht intuitiv bis reflexartig alles so bequem wie möglich zu gestalten und uns damit die Welt unterzuordnen. Das gelingt uns nur scheinbar. Und was wäre das für eine Welt, in der alles nur nach unserer Pfeife tanzt? Langweilig! Ist das nicht derselbe Grund, warum Gott und/oder die Evolution alles in der Welt in Spannung zueinander gesetzt haben? Keine Gleichheit, keine Gerechtigkeit, keine Bequemlichkeit, keine Faulheit, keine Langweile?! Nein, Widersprüche!


Wollten wir wirklich die Welt verbessern, wäre dann nicht das vordringliche Ziel, die Keimzelle der Menschheit zu verbessern und das kann doch nur die Beziehung, das Zusammenleben, die Liebe zwischen Mann und Frau sein, was sonst?


Aber wenn wir unsere Menschheit, uns selbst, betrachten, dann will doch keiner eine bessere Welt. Jeder will einen höheren Gewinn, eine bessere Rendite, ein höheres Gehalt, mehr Rechte, mehr Freiheit, mehr Bequemlichkeit, mehr Achtung, mehr Wohlgefühl, besseres Essen, mehr Freizeit, mehr Lob, … Danach dürfen auch die Anderen davon etwas haben und ob die Welt besser wird, ist letztrangig, meinetwegen auf Kosten der Anderen, aber nicht auf meine Kosten. Für mich soll die Welt besser sein, für die Anderen ist mir das doch eher egal. Sollen die sich doch auch anstrengen. Oder stimmt das nicht?


Die, die schnell etwas ändern und verbessern wollen, denken meist nur nicht genug nach. Sie handeln im Wesentlichen intuitiv. Irgendwann aber holt sie die Welt und das Leben wieder ein und dann ist im Prinzip wieder alles so wie vorher, wenn nicht sogar schlechter. Gibt es da nicht inzwischen genug Beispiele dafür? Müssen wir das immer wiederholen?


Der Mensch ist keine Maschine, ist keine Schweizer Präzisionsuhr. Die Widersprüchlichkeit des Menschen verleiht ihm Leben. Die Widersprüchlichkeit bringt die Mechanik durcheinander und macht sie daher lebendig. Chaos gehört zum Leben. Leben ohne Chaos, ohne Widersprüchlichkeit macht aus dem Menschen eine Maschine. Vielleicht sollten wir wieder mehr Chaos in uns und in unserem Leben zulassen, nein, das vorhandene Chaos einfach annehmen und leben?


Wir machen die Welt nicht besser. Wir polarisieren sie nur mehr. Das ist eine in mancher Hinsicht fruchtbare Entwicklung. Um Leben menschlich zu machen, braucht es auch die Vereinigung der Pole, nicht als Kompromiss auf kleinstem gemeinsamem Nenner oder als Königsweg der Mitte zwischen den Polen, sondern als aktive Toleranz und Einheit beider Pole. Das gilt für „arm“ und „reich“ in dieser Welt, auch für „gut“ und „böse“ und das gilt in Zukunft sicher auch zunehmend für „Mann“ und „Frau“.


Vielleicht wollen wir bezüglich der Welt statt „besser“ lieber „menschlicher“ sagen? Vielleicht fangen wir auch lieber erst bei uns Menschen selbst an und erst danach bei der Welt? Widersetzen wir uns unserer Vorliebe, erst anderes und andere zu ändern, aber uns selbst nicht oder erst danach.


Wenn wir menschlicher werden wollen, dann werden wir zu allererst uns an die biologischen Naturregeln halten müssen (genauso wie an die materiellen Naturgesetze). Wir hatten ja schon eine ganze Reihe gefunden. Der dauernde Versuch, biologische Naturregeln durch Regeln und Gesetze zu ändern, zu verbessern oder auszuschalten, geht fehl. Denken wir besser erst nach, bevor wir handeln.


Gott und/oder die Evolution haben in der Natur, in der Menschheit Gleichheit und Gerechtigkeit nicht in der Realität verankert. In der Regel frisst gross klein und klein hat Angst vor gross. Gerechtigkeit hat der Gott der Bibel versprochen, aber eben nicht Gerechtigkeit unter den Menschen, sondern Gerechtigkeit vor sich. In einer real völlig ungerechten Welt Gerechtigkeit schaffen zu wollen ist Menschen offenbar unmöglich, weil wir die Realität, weil wir uns selbst nicht ändern können. Deshalb sollen sich ja immer die anderen ändern. Gerechtigkeit und Gleichheit sind Theorien, die unserem Neid entspringen. Sie sind wahrscheinlich gar nicht nötig oder sogar schädlich, wenn jeder darauf achtet, mit dem oder den Anderen zu teilen, was er hat. Entscheidend ist nicht, was wir glauben, zu brauchen. Das kann nicht Grundlage unserer Entscheidungen und unseres Verteilens sein, weder für uns noch für den Anderen. Geteilt und verteilt kann nur das werden, was vorhanden ist. Wünsche und Träume bleiben Wünsche und Träume bis sich die Gelegenheiten zur Realisierung ergeben. Kampf oder Zwang schaffen „Böses“.


Diese Welt ist offenbar nicht zum Geniessen da, sondern zum Leben. Zum Leben gehören: Genuss und Leid, Überfluss und Mangel, Wohlsein und Schmerz. Zum menschlichen Leben gehören die Beziehungen zu anderen Menschen. Die werden nicht spannungsfrei, weil wir Menschen Spannung in uns tragen, eben leben. Zum Glück. Seien wir froh.


Solange wir „gut“ definieren als „das nützt mir“, „das verschafft mir Genuss, Bequemlichkeit, befriedigt meinen Egoismus und meine Wünsche“, solange wird sich unsere Gesellschaft nicht ändern.


Die Welt besser machen können nicht nur beide Geschlechter, wenn sie ihr Zusammenleben miteinander abstimmen, sondern auch die Generationen, wenn sie zusammen leben. „Der Andere ist böse oder schuld“ ist ein Spaltpilz.


Gott und/oder die Evolution haben alle Menschen ungleich geschaffen oder entwickelt. Wer nun um der Gerechtigkeit willen (eigentlich des Neides willen) alle gleich behandeln will (ein Ausdruck von Moral), der vergrössert die Ungleichheit/Ungerechtigkeit, erreicht also genau das Gegenteil vom Erwünschten. Leben Sie mit jedem Menschen nach Einzelfall angemessen und daher auf jeden Fall ungleich und ungerecht. Bitte haben Sie den Mut. Als Beispiel können wir das bedingungslose Grundeinkommen nehmen. Es wird keine Gleichheit schaffen, denn an den bestehenden Ungleichheiten ändert es nichts. Arme gibt es immer, nämlich die untersten 10 % der Gesellschaft. Auch daran ändert das bedingungslose Grundeinkommen nichts.


„Um Himmels willen, tu etwas“ angesichts der Misere, der Gefahr, der Not, des Mangels. Nichts zu tun, ist doch furchtbar, zeigt uns unsere Macht- und Ratlosigkeit, unsere Schwäche, unser Unvermögen. Also tun wir schnell etwas. Dann sind wir abgelenkt. Dann haben wir den Eindruck, der Situation gewachsen zu sein, Einfluss, vielleicht sogar Macht zu haben. Meistens vergessen wir, dass etwas Machen, etwas Dazutun am anderen, meist unsichtbaren Ende bedeutet, etwas wegzunehmen. Wir sehen es ja nicht. Und am anderen Ende wird womöglich ein ganz anderer, unbeteiligter, unschuldiger geschädigt? Dreiecksstrukturen sind wunderbar dazu geeignet, solche Mängel zu erzeugen und sie zugleich zu verheimlichen, uns zu täuschen. Als geschädigte Beitrags- oder Steuerzahler sind wir dann nicht selten sogar wütend und aufgebracht über die steigenden Kosten. Jetzt folgt schon wieder: „Um Himmels willen, tu etwas (gegen die immer steigenden Kosten)“. Auch an dieser Stelle heiligt der Zweck nicht automatisch die Mittel. Eher das Gegenteil?


Jetzt sind ja viele Strukturen geschichtlich gewachsen mit all ihren überkommenen Interessenskonflikten, Neid und Rachegelüsten. Wäre es denkbar und praktikabel, im Nachdenken und Zusammenfassen der menschlichen Vorstufen und Entwicklungen bessere, angemessenere menschliche Lebenslösungen zu finden? Oder sind wir dazu verdammt, die gleiche Fehlentwicklung einzuleiten wie Wladimir Iljitsch Lenin, Mao Tse Tung, Fidel Castro und viele andere tote und noch lebende und aktive Revolutionäre?


Schon Konfuzius 2500 Jahre vor uns lehrte „Tu Anderen nichts an, was sie Dir nicht antun sollen“. Was ich allerdings nicht ganz verstehe, ist, dass Heldentum im Krieg doch verherrlicht wurde oder dass er dem zumindest nicht widersprach. Im alten China gab es viele Rivalitätskriege, sogar eine Kriegsepoche.


Es gäbe eine Steigerungsform, die ich bisher selten oder noch gar nicht vernahm: „Tue dem Anderen, was Du gerne hättest, dass er Dir tue.“


Da gäbe es sogar noch eine weitere Steigerungsform, meine Herren: „Seien Sie und tun Sie Ihrer Ehefrau, der damaligen Dame Ihres Herzens das, was sie sich wünscht. Das wird Sie ein Leben lang beschäftigen und in Atem halten, denn ihre Wünsche wechseln und sie wünscht sich viel. Sie ist anspruchsvoll.


Mindestens einen Haken hat die Sache aber: Sie dürfen sie nie nach ihren Wünschen fragen (Eher würde ich Ihnen einige nennen). Ich weiss von mindestens einem 2. Haken. Aber den verrate ich Ihnen nicht.


Der/die/das Böse ist immer der/die/das Andere, der/die/das Fremde,... Wäre eine Umkehr möglich? Oder ist das eine menschliche Struktur, die zu unserem Menschsein gehört oder „reitet uns der Teufel“? Macht ein Teufel aus uns Menschen Monster? (Denken wir an die Split brain Forschungen)


Wir können das „Böse“ nicht aus der Welt, nicht einmal aus uns selbst entfernen. Wir könnten aber vermutlich Ruhe, Liebe und Frieden in uns und unserer Gesellschaft näher kommen, wenn wir selbst unsere Software, unsere Verhaltensweisen, unsere Weltanschauung, unsere Softskills (Spiegelneurone) soweit es uns möglich ist, ändern würden? Das geht zu einem Teil nur in und mit der Familie. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Die Änderung geht nur von innen heraus, durch Nachdenken, Respekt vor den Grenzen und Möglichkeiten des Anderen (und anderer Völker) und direkter Kommunikation. Da kann man bis zu einem Limit sicher auch digitale Kommunikation nutzen, aber der digitale Raubzug, den wir derzeit erleben, ist da völlig fehl am Platze und die gesetzliche Regelungswut auch. Hier muss jeder bei sich selbst ansetzen.


Wer helfen will, wird nie immer nur Gutes tun oder erreichen, sondern an anderer Stelle auch Nachteile bauen und Negatives erreichen. Wer helfen will, wird immer auch Faulheit fördern und den „Falschen“ helfen. Das ist immanent, lässt sich nicht vermeiden. Wer mit Regelungen das vermeiden will, verhindert nur die Hilfe für die, die sie dringend nötig hätten. Unter Missachtung unserer biologischen Strukturen oder Naturregeln werden wir kaum eine bessere Welt schaffen. Das ist sehr grober Unsinn.


Wenige Menschen wollen heute menschlich sein. Natürlich meint jeder, es zu sein und meint, es zu wollen. Nein menschlich sollen immer die anderen sein. Selbst will ich nach meinen Wünschen leben und nach meiner Fasson selig werden. Lasst mich in Ruhe. Sich selbst zu beweisen, dass man besser ist, als man ist, ist sehr schwierig und doch sind wir dauernd damit beschäftigt. Wir sind, wie wir sind und nicht, wie wir sein sollen. Dann versuchen wir, uns immer vorzuspielen, dass wir wären, wie wir sein sollten. Hoffnungslos.


Vertraue niemandem, aber schenke Vertrauen. Diese Spannung ist eminent wichtig im Leben. Menschsein ist unmenschlich. Nur wer gegen sich selbst unmenschlich handelt, handelt menschlich. Nur wer seinen eigenen Egoismus überwindet, seine Bequemlichkeit, wird menschlich.

Die Welt wird nicht untergehen. Da müssten Gott und/oder die Evolution den Antiurknall-Knopf drücken. Wer weiss? Das Leben und die Natur werden auch so schnell nicht untergehen, wie wir in Tschernobyl sehen. Untergehen werden wohl am ehesten wir Menschen. Jeden Tag haben wir Selbstmörder unter uns. Was sollte uns Menschen davon abhalten, als Ganzes Selbstmord zu begehen, kollektiven Selbstmord? Hätte nicht so mancher Selbstmordattentäter es am liebsten schon getan, wenn er die Macht dazu gehabt hätte? Sterben müssen wir Menschen sowieso.


Der Mensch, der alles beherrscht, der egoistisch sich selbst als Mass und Ziel setzt, als menschlich, der ist ein Monster. Menschlich ist er aus seiner Sicht, weil er sich selbst als Mensch sieht, sein eigenes Sein als Definition für „Mensch“ nimmt. Der Mensch als Tier, als eine Art unter vielen, als ein Faktor auf dieser Erde, ist aber in Beziehung gesetzt zu allen Anderen, zu den Tieren, den Pflanzen und zu den Ressourcen dieser Erde. Der Mensch ist zwar das fähigste Wesen dieser Erde, aber seine fehlende Selbstbeherrschung macht ihn zum Monster. Seit tausenden von Jahren braucht es eigentlich eine Monopolkommission von Tieren, Pflanzen und Ressourcen, um uns Menschen immer wieder in unsere Schranken zu weisen und uns zu begrenzen. Die Ansicht, der Mensch sei das Haupt der Lebewesen und der Eigentümer der Erde, war ein Trugschluss, war ein Irrtum. Deshalb muss die „Neuzeit“ eigentlich „Irrtumszeit“ genannt werden. Der Mensch ist nur Mensch in seinen Beziehungen zu seiner Umwelt. Da es keine Monopol-Kommission auf dieser Erde gibt (auch die UNO nicht), hilft nur die eigene Rückbesinnung auf unsere menschlichen Beziehungen, unsere menschlichen Grenzen, die Realität von uns Menschen. Männer, nicht „Ich bin hier der Grösste, der Stärkste, der Schlauste, der Macher, der Lösungsbringer, der Gewinner und deshalb am besten auch gleich König (Diktator!) oder noch besser „Gott“, sondern wo und wie kann ich mich am besten eingliedern in eine Gesellschaft, in eine Familie, in eine Umwelt, in die Familie der Lebewesen?


Wir brauchen Politiker, Manager, Führer, Wissenschaftler, ..., die ihre Relativität einsehen, ihren Absolutheitsanspruch ablegen und sich eingliedern in die Umgebungsstrukturen. Viele tun das mehr oder weniger aus Faulheit, aus Bequemlichkeit oder Dummheit. Nein, die besten Männer, die aktivsten, die cleversten, die fähigsten, die Führer, die Alpha-Tiere brauchen diese Selbsterkenntnis, diese Selbstbeherrschung, Rücksicht zu leben in ihrer Umwelt. So könnten wir eine „Neuzeit“ beginnen, wenn sicher auch kaum eine „Heile Zeit“ (oder „Heile Welt“).


Nur wer bereit ist, selbst mehr zu geben als zu nehmen, baut eine bessere Welt. Das geht nur ohne Kredite. Das geht nur mit Guthaben für Andere und für später, falls es so etwas überhaupt gibt. Lasst uns alles geniessen, was die Welt und das Leben hergeben, wer weiss, ob wir das später noch können, steht dem diametral entgegen. Aber lassen Sie uns geniessen, was uns geschenkt wird.


„Woanders ist alles besser“. Eine häufige Fehleinschätzung vor allem junger Menschen, die sich später rächt, wenn sie woanders sind.


Wir glauben, dass wir immer menschlicher werden, wenn wir und unsere Umgebung immer mehr haben, immer bequemer, interessanter, spannender, aber nicht spannungsgeladener leben. Am besten, alles läuft und handelt zu unserem Nutzen. Das Gegenteil ist der Fall. Das ist die Widersprüchlichkeit des Menschseins.


Das Gute kann nicht siegen. Das haben die Evolution und/oder Gott offenbar ausgeschlossen. Siegen kann wohl nur das Böse. Und das Böse hat sogar noch viel mehr Möglichkeiten. Es kann sich verstellen, hinters Licht führen, lügen, anbiedern, kaufen, zwingen, überzeugen, erkämpfen, abhängig machen, töten und vieles mehr. Das Gute könnte allenfalls gewinnen, Menschen aus der Masse gewinnen, sich zu verschenken, zu verzichten oder zumindest zu teilen.


Das Gute kann nicht siegen, allenfalls gewinnen. Ob deshalb die Gegenrichtung auch stimmt: Wer siegt ist böse? Ich bin nicht sicher, dass wir das im Sinne von Schubladendenken absolut so sagen dürfen. Im Sinne der Gausskurve gedacht, gilt es sicher sehr markant. Da gibt es eben nur selten „Ausnahmen“.

Es sieht nicht danach aus, dass das Gute siegen wird. Das Gute nehmen wir immer als Vorwand für das Böse oder als Verschleierung des Bösen. Deswegen sehen wir immer nur das Gute und glauben an das Gute. Zur Verschleierung braucht es aber immer mehr Superlative. Lassen wir gut und böse und seien wir uns klar über unseren engsten Freund, den Egoismus und unseren grössten Feind, den Egoismus.

Muss sich wirklich alles ändern, was wir als negativ, als böse erkennen? Wenn negativ und positiv sich mehr oder weniger ausgleichen, dann muss sich kaum etwas ändern. Wenn wir tatsächlich alles ausgleichen könnten, alle Spannung aufheben könnten, wäre das das Ende vom Leben (das ja Spannung voraussetzt). Manches darf oder kann oder wird sich ändern. Es hat aber weder Eile, noch Druck, noch fördert es die Moral oder irgendetwas.

Krankheit und auch Kriminalität sind unter Anderem Erscheinungsformen, sind Folgen von fehlendem Nachdenken und fehlender Selbstbeherrschung. Beide sind aber nicht von aussen, durch Andere, oder durch irgendwelche Mittel wie Geld oder Gesetze und Law and Order zu heilen oder zu reduzieren, sondern allenfalls durch Nachdenken und Selbstbeherrschung, also von innen.

Egoismus bringt selten etwas sinnvolles hervor, weil ja nur an mich gedacht ist. Sinnvoll hiesse ja, für beide denken, für Andere und für mich. Da bleibt wahrscheinlich nicht viel übrig. Das ist schon übermenschlich.

Wir kennen doch nun eine Menge Psychologie, oft biologische Naturregeln. Wenden wir sie doch an, um uns selbst zu zähmen, Männer.

Solange wir Männer auf der Erde sind, wird das Gute sicher nicht siegen, sondern nur das Böse und die Frauen sind eifrig dabei, den Männern gleich zu werden. Meine Damen, seien Sie vorsichtig. Sie schaffen das, aber was wird das für Folgen haben?

Narzisten sind nicht zu bremsen und nicht zu therapieren. Dann wird das Böse siegen. Da führt kein Weg dran vorbei.

Wenn wir besser werden wollen, unsere Welt besser machen wollen, dann geht das nur über teilen und schenken, nicht mit kämpfen, nicht mit Gesetzen oder Gewalt. Allerdings spricht viel dafür, dass das Gute, falls es so etwas gibt, nicht siegen wird, sondern das Böse wird siegen, das Böse an sich, und das im Guten versteckte Böse. Einen Ausweg daraus wird es wohl nur aus der Transzendenz geben, also von Gott und/oder der Evolution. Das ist auch der Grund, warum Jesus damals sterben musste. Sonst hätte er Gewalt anwenden müssen zur Durchsetzung seiner Vorstellungen von Gott, Welt und Mensch. Damit hätte er seine Vorstellungen durch die Wahl der Mittel entheiligt.


Besser macht nur der die Welt, der bewusst bereit ist und es auch tut: Mehr geben als nehmen, seinen Egoismus hintanstellen, mehr einsetzen als herauskriegen. Der junge Mensch heute fragt: Was bringt mir das? Und fragt es ganz ungeniert und unreflektiert. Das versteht nur, wer das Leben kennengelernt hat und darüber viel nachgedacht hat. „Mehr geben als nehmen“ heisst aber auch, sich selbst etwas wegnehmen, sich selbst weh tun. Anders geht es nicht. Es geht nicht ohne Schmerzen.

Die Welt besser machen? Was für ein Irrtum! Sie ist wie sie ist. Das ist übrigens auch ein weit verbreiterter Irrtum in den Religionen einschliesslich des Christentums und seiner Nachfahren. Da wir zur Welt gehören und sind wie wir sind und uns ja gerade auch nicht ändern wollen (Ich habe ja Recht. Die Anderen sollen und müssen sich ändern!), wird die Welt bleiben wie sie ist. Auf diese Weise kann sie eigentlich nur ungemütlicher werden und unser Leben in der Welt schwieriger.

Hören wir auf, Andere zu bitten, sich zu ändern oder sie gar zu zwingen, sich zu ändern oder sie zu bestrafen, wenn sie es nicht tun. Ändern wir uns selbst, still und leise, ohne Tamtam. Wo wir es selbst nicht schaffen, werden es andere noch viel weniger schaffen. Wir denken hoffentlich mehr nach als sie. Die Welt wird nur besser und freier, wenn wir uns selbst freiwillig und bewusst ändern. Wollen wir mal für eine wirksame Änderung mindestens 10000 Jahre veranschlagen? Das heisst, wir werden uns ändern, ohne Erfolg zu sehen.

Wenn wir immer mehr nachdenken und immer mehr herausfinden, wie falsch unsere Welt läuft, dann möchten wir am liebsten weg, möchten ausbrechen, möchten raus aus dem Schwachsinn (natürlich der Anderen), aber wohin? Es gibt keine „Neue Welt“ mehr, in die wir flüchten könnten. Leben heisst auch, leben in unserem eigenen Schwachsinn. Wir können gar nicht ausbrechen.

Können wir Menschen wirklich nicht verzichten, uns nicht selbst beherrschen? Dann ist das der Beweis, dass wir die Welt gar nicht besser machen können, sondern nur immer schlimmer. Johann Wolfgang von Goethe hatte davon eine Ahnung. Dann wäre das eine Art von Beweis, dass nur Gott selbst, z.B. in Jesus Christus uns Menschen einen Rettungsring zuwerfen kann.

Wir sind schon so dekadent, dass wir uns lieber wünschen, auf der Erde zu bleiben als in den „Himmel“ zu kommen. Vielleicht sind unsere Vorstellungen sowohl von der Erde wie vom Himmel falsch?



Frauen müssen jetzt die Männer links überholen, müssen die grosse Welt retten, aber die kleine Welt, das Nest und die Heimat geben sie verloren. Wir sind doch Tiere in doppelter Hinsicht, oder? Hunderttausend Jahre haben Frauen im Kleinen und im Stillen für ein Zuhause, eine Heimat, ein Leben mit Kindern gesorgt. Jetzt plötzlich ex und hopp. Wir Frauen retten jetzt die Welt!

Die Welt ist für mich immer dann gut, wenn ich bestimme, wenn ich zumindest über mich selbst bestimme, am besten auch mehr oder weniger über die Anderen. Das ist meine Freiheit, um die ich kämpfe (und koste es mein Leben). Wenn das alle sagen, und das tun wir längst und ausgiebig, dann gibt das nur noch demokratisches Chaos, gemeinsames „Nicht über den eigenen Schatten springen können“.

Da gibt es Offenbarung in der Bibel, es würde am Ende Pech und Schwefel auf Erden regnen. Nicht von aussen werden Pech und Schwefel etc. regnen, sondern wir Menschen selbst werden das regnen lassen. Wir machen uns die Hölle selber auf Erden. Da braucht es gar keinen Gott und keine Offenbarung dazu.

Kommt jetzt das Zeitalter der Selbstbeherrschung? Können wir uns überhaupt selbst beherrschen? Wäre das nicht nur Selbsttäuschung?

Wir machen die Welt immer schlechter, weil unsere Rache (der Ruf nach Gerechtigkeit) nicht das Gleiche vergelten will, sondern fast immer über das Ziel, die Ausgewogenheit, die angemessene Reaktion hinaus laufen will und läuft.

Wir können die Welt gar nicht besser machen, weil wir uns nicht selbst beherrschen können, weil wir unseren Ruf nach Gerechtigkeit, also unseren Ruf nach Rache, nicht zähmen können, weil wir andere nicht anders sein lassen wollen und können, also nicht tolerant sind, weil wir die Welt uns unterordnen, umgekehrt aber nicht.

Konfuzius hatte den „Edlen“ im Sinne, den, der menschlich ist und handelt. Das lehrte er so und die Schüler und Jünger verstanden es wohl teilweise auch so. Das „menschliche“ nannte er auch „Tugend“. Das Dumme an der Geschichte ist, wer tugendhaft, edel, menschlich zu Anderen sein will, muss das mit Selbstbeherrschung und Unmenschlichkeit gegen sich selbst erkaufen. Das tut weh. Das führt dazu, das wenige ihm wirklich nacheiferten, dass es nach ihm schnell zu Schein, zu Worthülsen und Formen ohne Inhalt erstarrte. Der menschliche Körper ist eben nicht schwach, sondern stark und der menschliche Geist ist eben nicht stark, sondern extrem schwach. Die Religionen und deren Anhänger täuschen sich gar zu gerne darüber hinweg. Wer trotzdem selbstbeherrscht seine Lebenswahrheit lebt, brauchte immer eine Belohnung im Himmel. „Edel“ ist eine Illusion, selbst unter Gläubigen. Für alles, was wir tun, braucht es einen Zweck und ein guter Zweck heiligt ziemlich schnell fast alle Mittel. Vielleicht war die chinesische Erstarrung unter dem Konfuzianismus lebensfreundlicher als die Entwicklung danach?

Persönlichkeiten haben ihre eigene Wahrheit, ihren eigenen Glauben, ihre eigene Realität. Wir sind unsere Wahrheit. Die ändern wir natürlich nicht. Nun wollen wir aber dauernd die Anderen, die ja zur Welt gehören, ändern, verbessern, aber uns selbst halten wir ja für richtig, für gut, für im Recht, für wahr. Daraus kann doch nur Krieg werden. Wenn wir die Welt besser machen wollten, müssten wir es doch genau umgekehrt machen? Es stimmt gar nicht, dass wir Gott los sind. Wir sind nur den lebendigen Gott los und nun haben wir alle unseren eigenen Gott, unsere eigene Wahrheit.

Unser Leben braucht eigentlich einen Regelkreislauf, den wir selbst immer wieder durch Selbsthinterfragung auf neue Gegebenheiten einregulieren. Wer immer nur gerade aus auf den Erfolg zusteuert (Karriere, möglichst viel Geld), verliert oft die Realitätshaftung.

Die Neuzeit, die den Individualismus auf ihre Fahne geschrieben hat, führt natürlich dazu, dass jeder seine Meinung als Wahrheit vertritt. Da Wahrheit absolut ist, muss jeder natürlich seine Wahrheit verteidigen, besser überall durchsetzen. Ohne Krieg oder zumindest Gewalt oder Gesetz? Dafür sind wir viel zu intolerant und ungeduldig.

Das Schlimme ist nicht, dass wir dekadent sind, sondern dass wir genau das Gegenteil von uns glauben. Wir sind ja gut und deshalb können wir gar nicht dekadent sein.

Die Kunst ist, zur Besserung nicht immer die Polseiten zu wechseln und damit in den Extrempositionen zu verharren, nicht immer die Mittel zu entheiligen, sondern in kleinen Schritten aufeinander zuzugehen und Gott Gott sein zu lassen.

Unsere Erde und wir sind gar nicht mehr zu retten. Philosophisch haben wir die Erde längst aufgegeben, auch die Grünen, die Freiheitskämpfer, die Umweltschützer, die Moralisten, die Elektromobilitätsverfechter. … Es ist längst Nachmittag. Als es 12.00 Uhr war, haben wir es gar nicht bemerkt. Da haben wir noch gar nicht geahnt, dass es ein 12.00 Uhr geben könnte.

Wenn wir die Welt besser machen wollten, dann müssten wir uns wohl selbst beherrschen, zurücknehmen, unsere Wünsche und Ansprüche reduzieren, uns einordnen, auf Freiheit und Rechte verzichten... Weil wir das nicht können und/oder wollen, müssen es die Anderen, die es ja auch nicht wollen oder können. Wir sind ja nicht die Anderen. Wir sind ja wir. So müssen alle möglichen Massnahmen ergriffen werden, um die Anderen besser zu machen oder/und es von ihnen (oder heute Dritten) zu fordern.


Ob es einen Menschen gibt, der um der Möglichkeit willen, dass etwas Gutes, was er schafft, dann aber auch negative Seiten haben könnte oder sich in etwas Negatives wandelt oder böse Folgen hat, dass er dann auf das Gute verzichten würde? Ob er dann das „Gute“ oder das „Welt verbessern“ gar nicht tun würde? Und wenn es einen solchen Menschen gäbe, wäre das überhaupt sinnvoll?

Wer nur das Gute sieht und die Nachteile gar nicht wahrnimmt und deshalb losläuft, ist doch sehr einfältig, oder? Erst nach einem unvoreingenommenen Abwägen von Vor- und Nachteilen lässt sich vorsichtig abschätzen, ob am Ende wirklich ein plus und nicht ein minus herauskommt. „Unvoreingenommen“? Ohne Selbsttäuschung? Gibt es das überhaupt? Hier sind wir als Menschen völlig überfordert. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir loslaufen ohne vorher ausreichend geprüft zu haben, ist doch extrem hoch? Welches Kriterium könnten wir nehmen, um zu entscheiden, dass wir genug geprüft haben? Eine solche Forderung ist unmenschlich. Viel lieber sehen wir nur die Vorteile und die Nachteile blenden wir wo irgend möglich aus. Nutzen? Ja! Kosten? Nein! Eine der liebsten menschlichen Selbsttäuschungen ist, dass wir alles haben können, wie wir wollen, aber keinen Preis dafür bezahlen müssen.

Wir Menschen scheinen doch oft für den kleinen Vorteil mehr hingeben zu müssen und es auch zu tun, als wir glauben, weil wir die Kosten, die an so vielen Stellen entstehen, gar nicht überblicken, daher gar nicht sehen und nicht mit einkalkulieren können. Das kurzfristige plus wandelt sich langfristig womöglich in ein viel grösseres Minus? Derzeit befinden wir uns in einer gesellschaftlichen Grosswetterlage, wo sich sehr ausgeprägt ein kleines Plus in ein grosses Minus wandelt. Die Verluste an anderer Stelle, auch die nicht monetären, sind oft grösser als die Gewinne, die wir vor Augen haben.

Woran messen wir, was „Segen“ ist? Woran messen wir, was „gut“ ist? Meist wird es einfach das sein, was unserem Ego, unserem Stolz, unserem Neid, unserer Bequemlichkeit, unserem Genuss dient. Damit wird der Segen auch zum Fluch, zum Minus für den Anderen und womöglich sogar zum Fluch für uns selbst in der Folge. Reinen Segen austeilen zu wollen, dürften es Gott und/oder die Evolution schwer haben. Ist das überhaupt möglich?

Ob es die Welt besser macht, wenn alle leben wie sie selber wollen? Das ist doch streng genommen nicht nur sinnlos, sondern Antisinn. Wenn wir Toleranz üben dem Egoismus gegenüber, dann wird der Andere plötzlich verantwortlich. Das Böse wird siegen. Wenn er siegt, zeigt er, dass er damit Böses tut, vielleicht sogar böse ist?

Es gehört inzwischen zu unserem Selbstverständnis, dass wir besser sind als die Anderen. Früher waren da zumindest die Frauen realitätsnäher. Heute sind vor allem auch die führenden Persönlichkeiten selbstbewusst, oft mehr als der Realität angemessen ist. „Jetzt komme ich und alles wird gut!“ Inzwischen denken, glauben und sagen das sogar die Frauen. Welch ein Irrtum?

Wir entwickeln uns immer weiter! Was macht das mit uns angesichts der Möglichkeit der Entwicklung im Sinne einer Gausskurve? Sollten wir uns vielleicht besser nicht weiterentwickeln? Intuitiv finden wir fast nie das richtige Mass, eine Ausgewogenheit, das Optimum der Gausskurve.

Je mehr wir uns die Welt untertan machen, desto mehr verbrauchen wir, was Andere (unsere Kinder) dann nicht mehr verbrauchen können. Da wir in Bezug auf den Anderen auch zu den Anderen gehören, nehmen wir auch uns selbst immer etwas weg. Das klingt nicht clever, oder?
Je weiter wir uns vom Normalzustand der letzten 100000 Jahre entfernen, je langsamer, vorsichtiger, nachdenklicher sollten wir es tun. Wir tun genau das Gegenteil. Das kann doch nur schief gehen. Dahinter kann doch nur ein oder der Teufel stecken. So dumm sollen wir Menschen sein?
Wenn niemand von anderen abhängig sein will, dann werden wir auch nicht mehr zusammen sein. Zusammensein schafft nämlich Abhängigkeiten.

Wir machen die Welt immer besser und es wird doch immer schlechter … Es stimmt doch wohl Beides nicht? Die Extreme sind selten realitätsnah, jedenfalls nicht in lebenden Gesellschaften. Die Realität liegt mehr oder weniger dazwischen, heute mal mehr zur einen Seite, morgen zur anderen. Wir müssen laufend Entscheidungen fällen, ohne genau zu wissen, was wir tun.

Männer und Frauen streben einfach nach mehr als gut ist. Besser als gut ist meist wieder schlechter, wenn nicht sogar böse. Wir wissen nicht, wann es „gut“ ist, leider auch unsere Wissenschaftler und Politiker nicht. Wer die Welt „besser“ machen will, erzählt uns, dass er die Welt besser machen will, aber wahrscheinlich sagt er uns nur: „Ich habe bisher nicht nachgedacht“ und merkt den Unterschied gar nicht.

Wir sind nicht in der Lage, umzukehren, weil wir uns selbst nicht im Griff haben, uns nicht selbst beherrschen können. Da sind wir Männer den Frauen sehr gleich und umgekehrt. Im Bösen werden Frauen und Männer immer gleicher. Wer die Welt besser macht, dem Menschen stärker anpasst, sie sich selber anpasst, der zerstört notwendigerweise Natur, Ressourcen und macht sie damit auch wieder schlechter.

Lernen, über den eigenen Schatten zu springen, braucht vermutlich mehrere Generationen. Eine reicht dafür gar nicht, falls es uns Menschen überhaupt möglich sein sollte.

Warum hat „leben“ so an Wert verloren? Leben ist sinnlos? Mache es sinnvoll durch … Ja, wodurch? Durch Karriere, Ansehen, Geld, …! Wieso eigentlich?

Alles, was ich hier aufzeichne oder kritisiere, zeigt die Dummheit unseres Tuns und trotzdem können wir es offenbar nicht ändern. Ein Dummer kann sich selbst nicht schlauer machen.

Warum müssen wir wie besessen immer die Welt verändern, wenn wir sie offenbar schwerlich verbessern können?