Wie alles begann
Wie alles begann (2/2022)
Es bleibt uns nichts anderes übrig. Wenn wir zum Ursprung zurück gehen wollen, dann sind wir auf reine Spekulation angewiesen. Wir denken jetzt einmal rein spekulativ (tun wir das nicht immer?) über den Anfang nach. Niemand war damals dabei, so dass wir ihn fragen könnten. Und wenn jemand dabei gewesen wäre, was hätte er uns erzählen können? Könnte er das überhaupt denken und aussprechen? Hätte er überhaupt erfasst und begriffen, was vor sich ging? Würden wir es verstehen? Würden wir begreifen, was damals war?
Ein Zurückrechnen bis zum Urknall mittels Evolutionstheorie, Physik und Mathematik (wie unsere theoretischen Physiker es tun) ist genauso spekulativ wie das Glauben irgendeiner religiösen Schöpfungs- oder Entstehungsgeschichte oder nachdenken. Diese Rechenmethode beruht auf der Annahme, dass die Naturgesetze seit aller Ewigkeit und in alle Ewigkeit in selber Weise gelten, wie wir es heute in unserer kleinen beschränkten Welt erleben. Dabei ist unser „heute“ ja nur ein jämmerlich kleiner Ausschnitt von Zeit im Vergleich zu Milliarden von Jahren oder gar von Ewigkeit. Aus diesem kleinen Ausschnitt von Ort und Zeit auf „immer“ und „überall“ schliessen zu wollen, ist doch nicht weniger verwegen, als an einen Gott zu glauben, oder? Es kann natürlich so sein, dass Naturgesetze immer gelten, kann aber genauso gut nicht so sein. 50 : 50. Aber wahrscheinlich müssten wir sogar die Wahrscheinlichkeit von einer ganz anderen Seite betrachten und dann kämen völlig andere Werte heraus.
Am Anfang war … Jetzt will ein Gott Menschen, die ja am Anfang gar nicht dabei waren, deren Hirn vielleicht viel zu dumm ist, zu begreifen, jetzt will Gott diesen Menschen in einem heiligen Buch den Anfang erklären? Da kann doch nur eine Schöpfungsgeschichte herauskommen, in menschlicher Sprache und bildlich. Nur eines wird dabei sicher sein: So war es sicher nicht, oder doch? Wer weiss?
Wir stellen also fest: Die heutige Ansicht zur Entstehung der Welt ist genauso Theorie wie jede andere Theorie, Vorstellung, Legende oder eine Schöpfungsgeschichte auch. Jede dieser Geschichten beruht auf willkürlichen Annahmen und Festlegungen. Deshalb ist alles reine Spekulation. Gäbe es vielleicht sogar noch eine uns völlig unbekannte Version?
Trotzdem macht uns das darüber Nachdenken doch etliches bewusst, was nicht unbedeutend ist. Es lohnt sich! Nachdenken ist spannend.
Die erste Frage: Warum gab es die Entstehung des Kosmos, egal auf welche Weise? Nun kann man natürlich mit einem „Gott“ kommen oder mit irgendeiner anderen Vorstellung (z.B. Evolution) oder auch mit gar keiner Vorstellung. Mindestens drei Möglichkeiten. Wir können nicht entscheiden, welche dieser drei Möglichkeiten am wahrscheinlichsten ist oder gar richtig ist. Die Evolution können wir in dreifacher Weise verstehen: Gänzlich acausal, materiell bedingt durch ein apersonales allgemeines Sein und bedingt durch einen lebenden Gott.
Der „Anfang“ ist wie der Anfang jeden Lebens ein Tor, hinter das wir nicht schauen, nicht zurückfragen, von davor keine Informationen bekommen können. Hier besteht eine Trennung wie die um ein „schwarzes Loch“. Vielleicht ist unser Kosmos sogar ein schwarzes Loch? Die Fragen „Warum gibt es Gott oder warum gibt es unseren Kosmos oder wer oder was hat den Urknall veranlasst (falls es überhaupt einen gab)“ sind von uns nicht zu beantworten. Hier wird die Frage „Warum“ sinnlos. Irgendeinen Grund wird es gegeben haben, Gott oder ein „Nichts“? Weil ich bin, wird es einen Grund geben, warum ich bin.
Der Beginn unseres Kosmos ist ein Mysterium (auch wenn die theoretische Physik dazu Zahlen und Naturgesetze und Abläufe präsentiert). Auch per Nachdenken, Logik, Mathematik, Physik etc. kommen wir aus unserem schwarzen Loch nicht heraus. Wir sind gefangen (Falls diese Vorstellung so stimmt). Theoretische Physik ist eben (wie der Name schon sagt) auch nur Theorie. Die spannende Frage wäre, wie viel dieser Theorie stimmt mit der Wirklichkeit überein? Alles? Einiges? Nichts? Wer will das entscheiden? Immerhin haben die Wissenschaftler und Techniker Sonden bis ans Ende unseres Sonnensystems geschickt. Wenn das nichts bedeutet?
Wir sind gar nicht in der Lage, einer unbekannten Realität gegenüber, in der wir leben, angemessen zu handeln. Wir glauben einfach, dass wir die Realität kennten, indem wir unsere Vorurteile zu Urteilen erklären und dann drauf los!
Egal, ob wir einen Gott als Schöpfer oder den Urknall als Beginn glauben wollen, dahinter ist im Grunde so etwas wie Ewigkeit. Wir wissen gar nicht, was Ewigkeit ist. Natürlich haben die Religionsstifter und -Gelehrten und die theoretischen Physiker dazu Vorstellungen. Spätestens hinter der Schöpfung, hinter dem Urknall, am Rande unseres schwarzen Loches beginnt die Transzendenz. Es gibt aber Hinweise dafür, dass sie uns sogar viel näher ist.
Nur einen Gott, den wir zumindest ein wenig denken können, können wir auch bezweifeln oder/und glauben. Deshalb bleibt uns gar nichts anderes übrig, als über Gott und Gott nachzudenken. Daher stellen wir uns auch der Mühe.
Wenn Techniker wie der erste Astronaut Juri Gagarin oder Wissenschaftler wie der geniale theoretische Physiker Stephen Hawkin schreiben, sie wären Gott im Kosmos nicht begegnet oder wären bei ihren Berechnungen nicht auf ihn gestossen, so glaube ich ihnen das uneingeschränkt. Man kann nur nicht daraus schliessen, dass es keinen Gott gibt. Die Tatsache, dass es einen Kosmos, dass es überhaupt etwas gibt, legt die Existenz eines Gottes, einer Ursache eher nahe, als dass sie diese widerlegt. Die Wahrscheinlichkeit, den lebenden Gott im toten Kosmos zu finden, dürfte wohl gering sein. Damit ist der Kosmos nicht der ideale Ort zur Suche nach Gott.
Wir haben also gefunden, dass die Frage, warum es Gott geben sollte (wenn es einen gibt), sinnlos ist. Nun könnten wir ja die Frage stellen: Warum aber haben das allgemeine Sein und/oder Gott und/oder die Evolution den Kosmos geschaffen und eine Entwicklung in Gang gesetzt?
Der Kosmos beginnt mysteriös und es gibt deutliche Hinweise, dass wir Menschen gar keine Chance haben, ihm sein Geheimnis zu entreissen. Er beginnt mit kleinen Zahlen. Beginnen wir mit 0 und 1 oder Nichtsein und Sein. Gibt es ein Nichtsein? Wie wurde Sein aus Nichtsein? Wird in der Zukunft aus Sein wieder Nichtsein? Diese Fragen zielen grösstenteils ins Transzendente. Ich weiss es nicht. Wir wissen es nicht. Weder Wissenschaft, noch Philosophie, noch Religion können uns hier helfen. Wir können nur glauben oder bezweifeln und wissen nicht warum. Es gibt an dieser Stelle keine Objektivität, kein Wissen, keine belastbaren Daten oder Urteile. Wir driften im Weltraum, in der Ewigkeit, ohne Sicherheit, ohne sicheren Ort, ohne feste Koordinaten, ohne alles. Wir sind nur zu orten, zu beschreiben, wahrzunehmen, durch unseren Bezug zu Anderen und zu Dingen im Kosmos. Diese Relativität ermöglicht es uns überhaupt, zu sein, zu existieren.
Die Evolutionstheorie spricht nach Milliarden Jahren der Entwicklung der toten Materie von einer Entwicklung von Leben auf unserer Kugel. Leben entsteht mit einer Kraft, die gegen die Entropie der Materie wirkt. Solange Leben in einer Zelle ist, baut sie eine Spannung zur Umgebung auf und diese Spannung ist das Gegenteil von Entropie. Stirbt die Zelle, lässt sie ihr Leben, ist sie wieder uneingeschränkt der Entropie ausgesetzt, der Regel, nach der sich Spannung immer wieder abbaut, nivelliert. Bald ist die Zelle wieder in die Einzelteile zerlegt. Nichts zeugt mehr von ihr.
Woher kam diese Kraft, die Leben schafft? Bisher gibt es keinen Anhaltspunkt dafür, wer oder was diese Kraft war. Die Entstehung von Leben ist genauso mysteriös, wie die des Kosmos. Die „Wissenschaft“ spricht von ersten organischen Molekülen und grösseren Verbindungen. Muss man dazu Wissenschaftler sein, um auf diese Idee zu kommen? Die ist doch trivial, einfach. Kürzlich las ich, dass nun auch Wissenschaftler Gott nicht in den lebenden Zellen gefunden hätten. Haben Sie das erwartet? Er hätte sich ja auf irgendeine Weise ihnen mitten in den Weg stellen müssen, so dass sie zu der Erkenntnis hätten kommen müssen „Ach, Gott, das sind Sie?“
An dieser Stelle müssten wir ja als Wissenschaftler zunächst erst einmal die Frage stellen: Was erwarten wir denn da, wonach suchen wir denn da, wenn wir nach Gott suchen? Irgendeine Art von Definition müssten wir schon als Hypothese formulieren. Wer nach nichts sucht, wird auch kaum etwas finden und sollte das hinterher nicht als Beweis für ein Nichtvorhandensein, nicht einmal als Hinweis dafür verkaufen. Das wäre sonst sehr unwissenschaftlich.
Aber mit der entscheidenden Frage, der des „Warum“, „welche Kraft war, nein ist da immer noch jeden Tag milliardenhaft tätig“, lässt uns die „Wissenschaft“ allein. Nach Zahlen entstehen 1 und 2 und in der Folge viele - sehr viele. Die Entstehung von Leben zeugt von einer Kraft als Ursache, die wir noch und nur sehr formlos denken können. Ein Gott ganz allgemein, eine allgemeine Kraft wie das Licht? Gewiss, Licht ist an der Entstehung von Leben auch beteiligt, aber ist das die gesuchte Kraft? Oder Energie? Nehmen Sie doch mal ein Häufchen Energie und von allen anderen genannten Substanzen je ein Häufchen, legen sie sorgfältig nebeneinander oder durchmischen sie sogar gut und dann warten Sie auf die Entstehung von Leben. Ich wünsche Ihnen, dass Sie den Versuch überleben. Oder gehört da einfach nur noch ganz viel Zeit dazu? Millionen von Jahren und dann entwickelt sich Leben daraus automatisch? Nicht so recht glaubhaft, oder?
Fahren wir fort mit den Zahlen, mit 1 und 2. Wieder ein Mysterium, ein Geheimnis, dem es lohnt, viel nachzusinnen. „Gott ist das Eine und in ihm ist alles eins“ versucht, genau diesen Widerspruch zwischen 1 und 2 zur 1 hin einfach aufzulösen. Wir sprechen vom allgemeinen Sein. Füge Dich einfach ein in das grosse Eine und Du bist in Gemeinschaft mit dem Einen, bist vereint. Dieses Eine kann man wieder als Licht, als Energie, als Geist oder wer weiss wie, auffassen.
Die Evolutionstheorie schildert uns eine Entwicklung auf dieser Erde, die fortlaufend der Entropie entgegen läuft. Der grosse Forscher Charles Darwin drückt es in seiner Evolutionstheorie der Lebewesen sinnbildlich aus als ein Ungleichgewicht von immer wieder neu entstehender Varianz (z.B. Mutationen) zur Selektion durch die realen Verhältnisse auf unserer Erde. Das Ungleichgewicht ist zwar nur gering zur Varianz verschoben, aber so kommen immer die wenigen differenzierteren und besser an die Erde angepassten Varianten weiter. So entsteht eine Entwicklung zum „Besseren“. Die Lebewesen entwickeln sich zu immer komplexeren, differenzierteren, fähigeren Wesen. Ist es sicher, wissen wir genau, dass diese Form von Entwicklung entgegen der Entropie nicht ein dauerhaftes Eingreifen einer bestimmten Kraft bedarf, die wir Gott oder auch irgendwie anders nennen könnten oder müssten? Woher nehmen wir die Sicherheit des Wissens, dass diese Entwicklung einfach „natürlich“, unpersönlich oder gesetzmässig so abgelaufen ist? Wir glauben das! Womöglich ist das ein Vorurteil, das gar nicht auf realistischer Einschätzung beruht? Und wer oder was hätte die Natur oder/und die Gesetze geschaffen oder entwickelt?
Die Evolutionstheorie geht davon aus, dass sich die Lebewesen durch Mutation und Selektion zum „besseren“ entwickelten indem sie sich der Erde, der Umgebung, den anderen Artgenossen immer besser anpassten. Was machen wir Menschen? Wir bringen die Erde und unsere Umgebung (tot oder lebendig) in unsere Gewalt, nicht indem wir uns anpassen, sondern indem wir die Erde und die Umgebung uns anpassen, sie uns nutzbar machen. Bedeutet das nicht eigentlich, dass wir alles schlechter machen, wenn eigentlich unsere Anpassung an die Umgebung zum Besseren führt? Wir handeln doch genau gegen die Evolution und passen uns auf jeden Fall nicht an.
Ist die Evolutionstheorie nicht einfach das moderne Fleisch für eine wie auch immer abgelaufene göttliche Schöpfung? Vielleicht haben das allgemeine Sein und/oder Gott tatsächlich so geschaffen? Vielleicht haben sie auch alles in einer Woche geschaffen und unsere Wissenschaftler machen eine zusammenhängende Geschichte, eine Theorie daraus? Wahrscheinlich werden wir es auf der Erde nie wissen. Mindestens beides ist möglich oder auch eine dritte Variante. Vielleicht stimmt manches auch nur teilweise?
Zwischen Geburt und Tod läuft die Entwicklung entgegen der Entropie. Woher nehmen die Lebewesen diese Kraft? Was ist das für eine Kraft? Es entsteht die Stoffwechselmaschine in den Zellen der Lebewesen, die äussere, zugeführte Materie und Energie einbaut in die Zelle, später in den Körper, der aus vielen Zellen besteht. Damit werden die Struktur und die Funktion der Zelle resp. des Körpers aufrecht erhalten. Ernährung und Ausscheidung wären zwei Vorgänge, die nahezu unendlich möglich wären. Warum endet Leben eher? Was macht Leben aus?
Die Entwicklung ging weiter. Es entwickelten sich Nervenzellen und Gehirne. Sie wurden nötig, um dem Lebewesen in der Umgebung eine Form von Verständnis und Selbstverständnis, von Verständigung und Orientierung zu ermöglichen. Es entstanden Sein und Abbildung im Gehirn (Schein), die äussere Realität und das innere Abbild, das im Lebewesen entstand. Diese Entwicklung führt dazu, dass ein Aussen und ein Innen besteht und wahrgenommen wird. Zwischen beiden liegt eine Grenze.
Die Entwicklung ging weiter und die Nervenzellen und Gehirne entwickelten immer differenziertere und komplexere Abbilder und Vorstellungen von der Aussenwelt, schliesslich sogar von ihrer Innenwelt. Der Mensch entstand mit der Bewusstwerdung: „Ich bin Mensch“. Ich bin einzeln, bin abgegrenzt, bin allein, bin gegenüber, aber von wem oder von was? Etwas Unbekanntes oder ein Unbekannter/eine Unbekannte hat dazu geführt, dass ich als Mensch, als Person entstand. Ich lebe getrennt und allein für mich und doch als soziales Wesen, als Gemeinschaftswesen in der Welt.
Das allgemeine Sein und/oder Gott und/oder die Evolution haben einen Kosmos, Lebewesen, den Menschen geschaffen oder entwickelt und nun steht der Mensch als selbstständige Grösse neben dieser Kraft, neben diesem Gott, diesem Sein oder neben dem Nichts, je nach dem, wie wir uns die Entwicklung vorstellen. Aus dem allgemeinen Sein und/oder Gott und/oder der Evolution sind zwei (und dann noch viel mehr) geworden und doch sind sie in ein und dem gleichen Kosmos, aus der einen Ursache entstanden, also auch wieder eins. So entsteht das Mysterium von 1+1=2 und doch 2=1. (Der Mensch und der Kosmos sind 2 und doch ist der Mensch untrennbar im Kosmos 2=1). Ähnlich können wir uns auch das allgemeine Sein/Gott und den Kosmos/uns vorstellen.
Allerdings müssen wir hier feststellen, dass das nicht so einfach geht, zumindest mit dem allgemeinen Sein nicht. Das allgemeine Sein ist ja gerade dadurch charakterisiert, dass es kein 2 oder mehr gibt, sondern nur 1. Im allgemeinen Sein gibt es keine Grenzen, keine Abgrenzungen, keine Identität, kein Ich und Du und vieles mehr nicht.
Wie kommen wir zu diesen Feststellungen? Wenden wir uns an Descartes. Er schrieb: „Ich denke, also bin ich!“ Nun bin ich, weil ich denke. Diese Feststellung ist mir nachvollziehbar. Ich glaube sie. Aber wenn ich bin und mir als „Ich“ bewusst bin, dann wird es auch ein Sein, ein Ich, ausserhalb von mir geben. Ich lebe ja nicht im Nichts. Es spricht einiges dafür, dass ein Sein ausserhalb von mir mich verursacht hat (nicht nur einfach Vater und Mutter). Das nennen wir „Gott“ in all seinen verschiedenen, von Menschen gedachten, Formen. Weil ich Mensch bin und existiere, gibt es Gott und weil ich Person bin, mir bewusst bin, wird dieser Gott sehr wahrscheinlich ein persönlicher Gott sein, nicht einfach nur eine allgemeine Kraft, ein „OM“, das Licht, Wärme, Energie oder das Prinzip „Liebe“ oder was auch immer wir hier nennen wollen. Mein abgegrenzt sein spricht dafür, dass mein Gegenüber eher nicht ein allgemeines Sein sein wird.
Wenn alle und alles in einem grossen, ganzen und einem Nirwana, einem grossen, aber unpersönlichen Ganzen, in einem Licht oder wie immer wir uns das vorstellen, aufgehen soll, wozu dann die Entwicklung von Ich's, von Persönlichkeiten?
Glauben Sie, dass eine Evolution ohne einen Willen, ohne eine Persönlichkeit, einfach so ohne Sinn und Verstand ein Universum entwickeln würde bis zum Leben, ja bis zur Entwicklung von Persönlichkeiten? Ist das nicht sehr einfältig geglaubt, geradezu unwissenschaftlich? Der Glaube, dass die Evolution Persönlichkeiten schuf ohne Gott, beruht doch auf recht unrealistischen Annahmen, oder?
Wie eine apersonale Evolution Sie und mich als Persönlichkeit entwickelt haben soll, ist genauso unglaublich wie die Existenz eines Gottes. Wir leben auf unsicherer Datenlage, auf glauben. Es geht gar nicht anders. Wenn es ein Prinzip, ein Weltprinzip gäbe, dann wäre doch am ehesten Gott das Prinzip, nur apersonal gedacht. Ein einzelnes Prinzip ist bei der Diversität zumindest der lebenden Welt doch sehr unwahrscheinlich, oder? Das ist nur die Denkfaulheit der propagierenden Männer. Ein einzelnes apersonales Weltprinzip ist eher unwahrscheinlich. Das ist nur dem beschränkten menschlichen Denken geschuldet, auch wenn sich diese „Wissenschaftler“ nennen.
Wenn Sie schon Person oder sogar Persönlichkeit sind (was ich Ihnen wünsche), kann dann Ihr Gott weniger sein als Sie? Gott ist nicht nur Es, sondern Person, ja Persönlichkeit, weil ich es bin. Er ist sicher auch mehr als ich.
Wie wahrscheinlich ist es, dass es den uns unbekannten Gott doch gibt? Wie wahrscheinlich ist es, dass es ohne Ursache einen Urknall gibt, dann eine Evolution über Milliarden Jahre, in deren Verlauf sich Leben entwickelt, und schliesslich Persönlichkeiten wie Sie (ich wünsche Ihnen, dass Sie eine sind und sich auch als solche verstehen) und ich entstehen und vielleicht noch viel mehr? Sollen wir mal die führenden Mathematiker bitten, ihre „künstliche Intelligenz“ in Gang zu setzen und die Wahrscheinlichkeit auszurechnen, mit der es zu dieser Entwicklung ohne einen aktiven Gott, ohne Sinn als Ursache kommen konnte? Eine 0 vor dem Komma und wie viele Nullen nach dem Komma würde diese Zahl haben, bevor eine von 0 abweichende Ziffer käme? Kennt die Mathematik überhaupt so viele Nullen? Wie ist es dann möglich, mit solcher Überzeugung zu glauben, dass es ein sinnloses Sein sein müsse, das uns ins Leben gerufen hat, statt eines persönlichen Seins, eines persönlichen Gottes? Da stimmt doch etwas nicht? Wenn Juri Gagarin und Stephen Hawkin im Universum Gott nicht fanden, dann müssten wir sie ganz wissenschaftlich einmal fragen „Welches Bild von Gott hatten Sie denn, dass Sie das Bild oder ihn hätten im Universum finden können? Welche Hypothese hatten Sie, die es zu verifizieren oder zu falsifizieren galt? Oder haben Sie diese Frage nicht wissenschaftlich gestellt, sondern nur intuitiv, egoistisch? Dann aber müssten wir ihre Äusserung als unwissenschaftlich, als Vorurteil, als bedeutungslos abtun.
Sie und ich, meine Damen und Herren, sind der beste Hinweis dafür, dass es Gott gibt, auch wenn er uns damit noch unbekannt ist. Daran, dass er existiert, kann es kaum Zweifel geben (ausser Ihrem und meinem Egoismus, für sich und mich selbst Gott sein zu wollen).
Gott ist offenbar ein soziales Wesen. Die Evolution und/oder das allgemeine Sein und/oder Gott haben den Menschen deshalb geschaffen oder entwickelt. Der Mensch sollte offenbar ein Wesen werden, dass irgendwie Gott ähnlich, Gott ein Gegenüber, selbstbewusst in Freiheit Gott Gesellschaft leistet. Offenbar wollte Gott nicht allein sein. War es ihm als allgemeines Sein zu langweilig? Das Schaffen eines Gegenübers ist aber sehr gefährlich. Ein echtes Gegenüber wird mit hoher Wahrscheinlichkeit über kurz oder lang zu einem Gegner und damit böse, anti. Das lässt sich kaum verhindern. Anspruchsvoll war oder ist er offenbar auch noch. Ich nehme an, dass er keine Zinnsoldaten, keine Sklaven, keine Leibeigenen, keine Fans, keine blind Hörigen haben wollte, sondern ein Miteinander, Beziehung und interessante Spannung aus freien Stücken. Ja, er ging so weit, dass er offenbar nicht drauf hauen und den abtrünnigen Menschen zum Gehorchen und Gutsein zwingen wollte, sondern dass er seinen Sohn am Kreuz sterben liess und damit seine Demut zu erkennen gab. Deshalb lässt er vermutlich selbst den neuzeitlichen Menschen gewähren, wenn er Weltkriege initiiert, die Erde übernutzt und völlig egoistisch handelt. Gott greift deshalb nicht wie der aktuelle (2021) Staatschef des Landes des Konfuzius zum Mittel der absoluten Unterdrückung und Gleichschaltung, sondern vermutlich leidet er mit an uns Gewaltmenschen. Gott hofft auf das Nachdenken der Menschen und ihre Einsicht und ihre freiwillige Selbstbeherrschung, ja Selbstbeschränkung. Er hofft offenbar auf selbstbeherrschte, demütige, soziale Wesen zur Gesellschaft? Wer wäre dann reif für die Gesellschaft Gottes? Sehr wenige Männer, aber sicher auch nicht viele Frauen? Sie? Ich? Ist es vielleicht so irgendwie gekommen?
Warum hat die Evolution über so lange Zeit (viele Millionen Jahre) das Böse zugelassen und nicht weg entwickelt? Hatte sie nicht genug Zeit dazu? Ist das Böse erst mit den Menschen in die biologische Welt gekommen? Ist das Böse womöglich sogar ein Markenzeichen des Menschen, das sich gar nicht weg entwickeln lässt? Zum Glück ist er auch noch ein bisschen gut? Dabei muss „böse“ nicht einmal ein „moralisches böse“ sein, sondern es reicht völlig das Minus passend zum Plus (wenn ich irgendwo etwas dazu tun will, dann muss ich es woanders wegnehmen). Das ist für Menschen, die doch pausenlos die Welt besser machen wollen, schon böse genug. Es macht ihre Anstrengungen sinnlos.
Vielleicht sind die Evolution und/oder das allgemeine Sein und/oder Gott bei ihrer Entwicklung oder Schöpfung, die eigentlich gut war, doch gestört worden durch einen Widersacher und unser widersprüchliches Leben ist eine Konsequenz aus dieser Störung? Selbst heute treibt uns dieser Widersacher womöglich noch? Da wir keine Kriterien für „gut“ oder „böse“ haben, fehlt uns die Entscheidungsmöglichkeit. Wir sind ausgeliefert. Wir entscheiden, was gut und richtig ist, einfach nach unserem Bauchgefühl. Unser Körper entscheidet. Ein wirkliches „Ich“ gibt es gar nicht?
Das ist kein Gottesbeweis. Gott kann man nicht beweisen. Der Versuch, mit Hilfe der Vernunft, Gott zu beweisen, wie es z.B. schon Ibn Sinä (Avicenna 980 – 1037) versuchte, wird wohl immer wieder scheitern. Aber wir finden Indizien dafür, dass wir es in der Welt mit einem persönlichen Gott zu tun haben. Suchen wir ihn. Wo? Wahrscheinlich wird er am ehesten unter den Menschen zu finden sein, wenn er die Gemeinschaft mit Menschen sucht, und am wenigsten im einfach materiellen Kosmos. Wahrscheinlich ist er am meisten mit uns Menschen beschäftigt. Wir ahnen, dass es ihn gibt, aber wir kennen ihn (noch) nicht! Einen bewiesenen Gott bräuchten wir nicht zu glauben. Wenn es in unserer Welt gar keine Beweise gibt, dann auch keinen Gottesbeweis, aber auch keinen Beweis, dass es keinen irgendwie gearteten Gott gibt.
Blaise Pascal (1623 – 1662, französischer Mathematiker und Physiker) war solch ein Mann, der Gott suchte und sich viele Gedanken darum gemacht hat und uns auch überliefert hat.
Mit dem Dasein von zwei personalen Strukturen ergibt sich eine Trennung zwischen beiden, die Grenzziehung (beim Menschen z.B. die Haut, die Intimsphäre, das Gedankengebäude, die Welt- und Gottesanschauung und anderes mehr). Trennung verursacht Schmerz. Wer es im Leben noch nicht erlebt hat, warte ein bisschen ab. Schon der Säugling merkt die Trennung von der Mutter und fängt an, seinen Schmerz darüber zu äussern, meist durch Äusserungen von Unbehagen oder schlimmerem. Kein Wunder, dass Mütter geplagt sind. In den Unmutsäusserungen der kleinen Kinder und Plagegeister, meine sehr verehrten Mütter, erleben Sie tiefste göttlich-menschliche und mütterlich-kindliche Trennung. Hier erleben Sie Gott oder auch fehlenden Gott. Hier beginnt Einsamkeit.
Gott und der Mensch sind sich mit ihrer Entstehung und Personwerdung gegenseitig los. Der Mensch und die meisten Tiere und offenbar auch Gott sind soziale Wesen. Gott schuf den Kosmos und die Lebewesen und den Menschen wahrscheinlich über den langen Weg der Evolution. Er hat ja viel Zeit, eine „Ewigkeit“. Ist es da verwunderlich, das „Schöpfung“ Milliarden von Jahren dauerte? Nur unsere Beschränktheit lässt uns in den kleinen Dimensionen unseres Lebens denken. Es spricht einiges dafür, dass er keine hörigen Wesen wollte, keine zur Gemeinschaft gezwungenen, keine Klone, sondern frei liebende und frei lebende, eben wirkliche Gegenüber, keine Vasallen oder Abhängigen, keine blind glaubenden Fans und Likers. Das sollte uns zum Nachdenken animieren. Dieses Gottesbild hätte Konsequenzen für unser Menschenbild.
Könnte es sein, dass Gott gar keine fertige, immer gleich bestehende Persönlichkeit ist, sondern dass auch er in Entwicklung begriffen ist? Der Gott von gestern war anders als der von heute und der von morgen wird anders sein als der von heute, obwohl es immer der gleiche ist? Ich denke, es spricht etliches dafür.
Wenn wir heute so die Menschen oder den Menschen und uns betrachten, dann ist relativ leicht zu verstehen: Der oder die Menschen sind Gott los. Da ist nichts mit Gemeinschaft, mit einander verstehen, einander „Wohl“ wollen, geschweige denn einander lieben. Nein, von Gott lieben kann in unseren Völkern kaum die Rede sein, fast nur vom Gegenteil.
Wir wissen nichts sicher von Gott, auch wenn jedes Volk, ja fast jeder Mensch so seine eigenen Vorstellungen von Gott (oder Göttern) hat und diese natürlich für die für alle allgemeingültige Wahrheit hält. Hat da schon einmal jemand nachgedacht? Und dann womöglich noch für diese Wahrheit kämpfen und gar sterben? Kämpfen und sterben Sie nicht für eine Wahrheit. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sie sich als Ihr eigener Irrtum herausstellen wird und dann wären Sie für Ihren eigenen Irrtum gestorben. Sind Sie, ist Ihr Leben dafür nicht zu schade, zu wertvoll?
Genauso müssen wir uns aber auch klar machen, dass nichts zu glauben, genauso Spekulation ist (oder Dummheit?). Glauben oder nicht glauben, beide sind Philosophie, eine Sicht der Welt. Da wir nicht wissen, was ist, haben wir uns festgelegt, einfach etwas zu glauben. Die Einen glauben, dass es Gott gibt, die Anderen glauben, dass es Gott nicht gibt. Sie sitzen beide im gleichen Boot. Glauben und Nicht-glauben sind beides Glauben. Wir können gar nicht nicht-glauben. Wir können gar nicht ohne Philosophie, ohne eine Sicht von Gott, der Welt und Sicht des Menschen und ohne ein Selbstverständnis leben. Viele sind sich dessen nur gar nicht bewusst oder lehnen es bewusst oder aus irgendwelchen Gründen ab, darüber nachzudenken. Sie glauben schon etwas, bevor sie überhaupt Fragen gestellt haben. Glauben ist Philosophie und Philosophie ist Glauben, vielleicht nicht nur, aber sehr wesentlich. Man kann es nur unbewusst, ohne darüber nachzudenken, von Anderen übernehmen oder man denkt nach und wird sich klar darüber, was man glauben will und kann und was nicht. Etwas glauben oder auch nicht glauben, heisst entweder, etwas dumm von Anderen zu übernehmen (z.B. den Eltern, den Freunden, der Clique, den Gangmitgliedern, der Gesellschaft, den Brüdern und Schwestern im Glauben, den Parteigenossen, dem Führer und vielen Anderen) oder sich bewusst und kritisch zu werden. Glauben, ohne vorher kritisch nachzudenken, heisst, ich habe da nur Wasser, aber ich will ein festes Haus bauen. Also muss ich auf dem Wasser irgendeine Schicht auftragen, die fest genug und tragfähig genug ist, ein Gebäude zu tragen. Und dann ziehen da Menschen ein und wundern sich, wenn es im Zimmer plötzlich nass und nasser wird und ihnen schliesslich die Luft ausgeht. Abgesoffen...
Glauben heisst, ich stelle keine Fragen mehr. Ich glaube Dir und mir. Ich glaube, dass Gott, dass die Welt, dass der Mensch so ist, wie ich es glaube. Ich löse die Widersprüchlichkeit des Lebens in eine Richtung hin auf. Es ist klar, in welche Richtung, natürlich in die: „Ich bin gut“, „Meine Ansichten sind richtig“, „Ich habe Recht!“. Wer wollte schon gezielt böse sein, wollte gezielt im Unrecht sein? Extremismus und Intoleranz liegen dann ziemlich nahe, vor allem als Rechtgläubige gleich welchen Glaubens oder Unglaubens. Und dann wird geteilt und getrennt: Du denkst und willst, was ich denke und will? Dann bist Du gut und wir gehören zu den Gläubigen. Du denkst und willst nicht wie ich, dann bist Du böse und gehörst zu den Ungläubigen (im extrem gehörst Du besser zu den Toten). Wenn aber mitten durch uns hindurch die Grauzone zwischen gut und böse läuft, dann kann und muss ich glauben und nicht glauben (zweifeln) zugleich. Die Widersprüchlichkeit überträgt sich in mich Gläubigen/Ungläubigen. Fake und Wahrheit gehören zusammen. Wer heute einfach fordert, Fake von Wahrheit zu trennen (Fake wird gelöscht, vermeintliche Wahrheit wird stehen gelassen), der ist doch naiv, nicht wahr? Schon einmal nachgedacht? Aber die Forderung dazu ist hoch aktuell und heute weit verbreitet.
Man kann natürlich die „Bösen“ als Teufel, Dämonen, böse Geister oder anders bezeichnen. Müssen wir nicht angesichts unserer Geschichte und Gegenwart eigentlich sagen: „Der Teufel und die Dämonen sind wir“ oder zumindest: „Der Teufel und die Dämonen stecken in uns“? Benennen kann man das natürlich auch anders.
Wenn das Eine und/oder Gott aus 1 jetzt 2 gemacht haben, dann steht da plötzlich neben dem Einen und/oder Gott ein Gegenüber, heute sogar viele, ja sehr viele. Freier Wille, unterschiedliche Genetik (wir erinnern uns: Kein Klon!), unterschiedliche Prägung. Also wirklich 2 bzw. mehr! Wenn die beiden (Gott und Mensch) miteinander im Universum leben, ist abzusehen, was passiert. Es gibt nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen, sondern auch Zoff und Streit und Abkehr voneinander. Wenn aber das Eine und/oder Gott der Ursprung sind und damit „gut“, dann kann der, der zum Zweiten wurde, nur den Kürzeren ziehen, den „Bösen“, den Zerstörer (der Einheit), den Schuldigen (für die Abkehr). Wie aber wieder zusammenfinden?
In weit entwickelten Staaten gibt es ein ausgeklügeltes Rettungssystem: Feuerwehr, Schutz und Rettung, Krankenwagen, technisches Hilfswerk, Polizei, Rega, ADAC und und und, weil der Mensch sich im Notfall nicht selbst helfen oder retten kann. Wenn er es selber kann, dann ist das kein Notfall. Dann soll er es selber tun. Sollte es auf dieser Welt etwas zu retten geben (und mir fiele da eine ganze Menge ein), etwas zu vereinen, etwas „heil“ zu machen, dann ist es fast logisch, dass diese Hilfe nur von aussen kommen kann. Wenn der Mensch die Welt selber „heil“ machen könnte, würde er es tun, hätten unsere Vorfahren es sicher schon getan. So doof war und ist der Mensch nun auch wieder nicht. Wer sich selber helfen kann, braucht keine Hilfe, braucht keine Rettung. Fordert er sie trotzdem an, mutwillig oder grob fahrlässig, muss er sie zumindest bezahlen, wird vielleicht sogar bestraft.
Wir können uns nicht selber helfen. Hilfe kommt nur (!) von aussen. Deshalb braucht eine Hilfsorganisation, eine geistliche Lebensrettungsorganisation immer eine Beziehung nach aussen. Religionen wollen genau diese Lebensrettungsorganisation, diese Beziehung nach aussen, sein.
Deshalb müssen wir uns diese Lebensrettungsorganisationen anschauen. Wie funktionieren Sie?
Sie brauchen eine Beziehung nach aussen und eine nach innen, eine Beziehung zu einem Wesen oder dem Sein an sich, ausserhalb von uns (wahrscheinlich auch ausserhalb unserer Welt, ausserhalb unseres Kosmos' oder aber diesen und alles durchdringend) und auf der anderen Seite innige Beziehung zum Menschen, zu den Menschen um mich herum und zu mir selbst.
Die Stelle aussen, von der wir Hilfe erwarten, nennen wir „das Eine“ oder „Gott“ (in irgendeiner Weise, „Götter, Gottheiten, Sein“ oder wie auch immer). Wir machen uns Vorstellungen von ihnen, erzählen oder erfinden Geschichten. Es kommen ganze Denkgebäude, Religionssysteme, „Heilige Bücher“, Bibliotheken, Wissenschaftszweige, Lehrgebäude etc. zustande. So schaffen wir uns diese Systeme logisch, fein, schön. Kunst und Kultur haben deshalb in den meisten Religionen einen festen und bedeutenden Platz.
All diese Systeme dürfen uns aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass all diese Aussagen über Gott und was wir damit in Verbindung bringen, völlig aus der Luft gegriffen sind. Es stünde uns Menschen sicher viel besser an, wir würden zu diesem Thema den Mund halten und den Stift beiseite legen.
Natürlich ist nicht auszuschliessen, dass Informationen von aussen zu uns hereindringen. Prinzipiell ist die Welt jedoch in unsere und die von uns getrennte, äussere, geteilt (falls es sie gibt). Auch Nahtoderfahrungen helfen uns kaum. Sie können uns zwar Informationen bringen, aber selbst wenn diese wiederholbar sind, zu systematisieren, in Theorien zu verdichten, könnten wir sie nicht auf ihre Richtigkeit überprüfen. Es entstünde eine dünne Grauzone zwischen den Welten, aber kein Einblick in das Transzendente, in den uns unerreichbaren Bereich. Menschen entwickeln Vorstellungen, Ideen, Illusionen von dem, was da drüben ist. Aber wir denken sie uns immer aus uns selbst heraus aus und deshalb ist klar, unser Denken, auch unser Nachdenken, wird einen Einblick drüben nie erreichen.
Natürlich äussern wir Menschen diese Vorstellungen. Ohne Kommunikation kein menschliches Leben. Zwangsläufig ist eine Form von Religion geboren. Und wie sehr uns das dann beschäftigt, sehen wir am Ausmass der Vorstellungen von „dort drüben“ und an der Gewalt, mit der wir unsere Vorstellungen von „dort drüben“ als „richtig und universal“ verteidigen oder sogar durchsetzen. Denn hier geht es um letzte Fragen, um Lebensgrundlage, um letzte Wahrheit, um Absolutheit. Eigenartigerweise sind auch die genauso in Versuchung, Ihre Ansicht für absolut zu setzen, die gar nichts glauben, kein Jenseits, keinen Gott, kein Schein und Sein. Wir, ich und alle mir gleich Gesinnten, sind dann das Absolute. Neben, unter, hinter, über uns gibt es nichts Anderes, kein Sein mehr. Was ich nicht sehe, höre, fühle, schmecke, rieche, das gibt es nicht, ausser wenn es meinem Interesse dient oder/und ich damit Geld verdiene. An dieser Stelle gibt es natürlich auch keine Toleranz!
Wir sollten also einmal so ehrlich mit uns selber sein und uns selber zugeben, dass all diese Vorstellungen von „dort drüben“ einfach Illusionen sind. Und wenn wir nichts glauben, sollten wir so ehrlich sein, dass das auch nur eine Illusion ist. Wer an nichts mehr glaubt, sondern sich und alles um sich herum hinterfragt, kommt Gott vermutlich am nächsten? Die Anderen sind wohl vor allem Rechthaber oder Fans oder einem guten eigenen Bauchgefühl dienende?
Zum Anderen machen Religion (und Philosophie) auch eine Vorstellung vom Menschen, von den Menschen um uns herum und uns selber aus. Wir nachchristlichen Menschen glauben, dass wir mit der Welt (einschliesslich Menschen) eins wären und sie uns gehöre. Wir können sie gebrauchen, teilen, besitzen, verwüsten, verändern, angeblich sogar besser machen … Aber wir erleben, dass sie sich uns immer wieder entzieht, dass sie sich nicht so packen lässt, wie wir glauben, es zu dürfen und zu können. Wir erleben den Unterschied zwischen Theorie und Praxis (unseren Ideen und dem realen Leben). All unsere schönen Vorstellungen, wie etwas zu ändern sei, damit es endlich richtig funktioniert, führen nicht zu dem, was wir uns vorstellten. Und dann wird bis ins Detail geplant, organisiert, Gesetze erlassen, gekämpft... Und am Ende? Ein oder zwei Generationen später zeigt sich: Alles umsonst. Es kam das Gegenteil heraus von dem gewünschten. Wir glauben zwar, gut zu sein, die Besten im Vergleich zu Anderen und zu unseren Vorfahren, aber wir erleben uns nicht als „gut“. Wir halten uns und unsere Ideen nur für „gut“ und Schuld daran, dass es anders kam, sind natürlich die Anderen. Offenbar ist unsere Welt nicht „heil“. Es gibt zwar Menschen, die in ihrer Welt Krieg, Verwüstung, Hass, Elend nicht erleben (weil sie Glück haben) oder weil sie es tatsächlich vermeiden können. Aber das Leben zeigt, dass die Anzahl dieser Menschen doch recht klein ist und dass die weit grössere Anzahl mit ihrem Leben nicht im Reinen ist, nicht glücklich ist. Und wer weiss, ob die Glücklichen es nicht vor allem auf Kosten Anderer sind, die damit unglücklich werden? Leiden wir womöglich an Selbsttäuschung?
Das Wesen der Religionen ist, dass sie Einheit schaffen wollen, Einheit mit Gott (mit dem Einen), Einheit mit der Welt (mit den materiellen Dingen und den Naturgesetzen), Einheit mit den Menschen (ohne Ausnahme, denn wenn wir eine Ausnahme finden, dann finden wir immer auch Ausnahmen gegen alle Anderen) und Einheit mit sich selbst (meinem Sein und Schein und den biologischen Naturregeln).
Diese Glaubensgebäude haben immer eine Verbindung zu uns (sonst gäbe es sie ja nicht) und durch diese Verbindung zu unserem Leben stecken wir diese hehren Ideen und Glaubenslehren mit unserer Widersprüchlichkeit im Menschsein an. Religion wird immer durch die Widersprüchlichkeit von uns Menschen beeinflusst. Sonst würde sie keine Verbindung zwischen Gott und uns Menschen herstellen können.
Die Überwindung der Widersprüchlichkeit des Menschen kann nur von aussen gelingen. Alle „Regel- oder Gesetzes-Religionen oder -Philosophien, -Ideologien und -Ordnungen“ können wir abhaken. Wer durch Einhalten von Regeln und Gesetzen besser werden will, seine Widersprüchlichkeit in sich selbst überwinden will, wird scheitern. Er zieht sich vielleicht seine grauen Haare aus, aber aus dem Sumpf heraus...? Kennt jemand ein Beispiel? Das liegt am Menschsein an sich. Das ist eine Naturregel, eine biologische Naturregel. Die können wir nicht ändern. Das allgemeine Sein und/oder Gott und/oder die Evolution haben uns diese Form des Seins vorgegeben. Wir gehören eben zur Welt und sind nicht losgelöst einfach nach unseren Ideen veränderbar.
Kleiner Anhang: Das gilt natürlich nicht nur für uns selbst, sondern für Mitmenschen, ja wahrscheinlich alle Menschen auf dieser Welt genauso. Hören wir auf, sie per Gesetz zum Gutsein, zum Rechte-Einhalten, zum Frieden, zur Liebe zu zwingen. Es funktioniert nicht!
Können wir das allgemeine Sein und/oder Gott und/oder die Evolution verklagen für ihre unvollkommene Erschaffung der lebenden Welt? Das allgemeine Sein und/oder Gott und/oder die Evolution haben die Lebewesen offenbar nicht in ein Paradies von Glücklichen gesetzt. Oder vielleicht sind die Drei einfach noch nicht fertig mit „Schaffen, Entwickeln“? Wir haben Jahrmillionen hinter uns, aber vielleicht doch auch noch vor uns? Wo wollen die Drei vielleicht noch hin mit uns? Jetzt würde ich schon wieder anfangen zu spekulieren. Vielleicht später noch, am Schluss? Jetzt nicht.
Ich habe in meinen Notizen immer wieder das allgemeine Sein, Gott und die Evolution in einem Atemzug genannt. Nur im Glauben der Hilfe von und Verbindung zum Aussen wird der Mensch auch mit seiner Evolution, seinem Tiersein, seinem Menschsein versöhnt werden können. Wie das geschehen soll, ist wieder ein Mysterium, ein Geheimnis.
Meines Erachtens (aber das ist meine Ansicht, nicht Ihre! Bitte überprüfen Sie erst, ob Sie das glauben können und wollen!) hat nur die Erlösung durch Jesus Christus eine Chance, wirksam zu sein. Sie kommt allein von aussen, gewissermassen aus der Transzendenz in die Immanenz. Da sie aber von aussen kommt und nicht von uns, wissen wir nicht, ob und wie sie funktioniert, ob sie uns wirklich verändert. Wir können nur darauf hoffen und es glauben. Wer behauptet, dieses Angebot genau zu wissen, müsste eine Beziehung nach ausserhalb dieser Welt haben. Dies aber ist von uns und auch von ihm selbst nicht zu überprüfen. Auch ihm könnten wir wieder nur glauben oder eben nicht. Er oder sie selbst wird es glauben oder auch nicht.
Ob in uns die Stimme eines Gottes spricht oder nur unsere eigene egoistische Stimme? Nach welchen Kriterien wollten wir das entscheiden in der Sicherheit, uns nicht zu irren? Seien wir sehr vorsichtig mit unserer „Inneren Stimme“! Ihr gegenüber müssen wir am meisten misstrauisch sein. Wir und sie, die innere Stimme, belügen uns gar zu gerne über das, was wir sind. Nur selten nehmen wir das selbst wahr, allenfalls die Anderen. Vielleicht wäre Folgendes ein Kriterium? Wenn sie uns sagt: „Lass Dich von dem oder der ausnutzen, ohne ihm oder ihr das übelzunehmen und hinterher das Gleiche umgekehrt zu erwarten“, denn das ist oft ein Zeichen von Liebe, gilt aber auch nicht immer.
Da wir in der Welt leben und keinen direkten Draht zu Gott, dem Einen und/oder der Evolution haben, bleibt uns, solange wir hier in dieser Welt leben, nur übrig, unsere Widersprüchlichkeit zu akzeptieren und damit zu leben, dass wir „gut“ und „böse“ zugleich und in immer wieder wechselnder Ausprägung, in wechselndem Bild und in verschiedenen Umständen sind. „Gut“ und „böse“ gehören in uns Menschen zusammen! Ausserhalb von uns Menschen aber sind die Begriffe „gut“ und „böse“ sinnentleert.
Ja, aber da gibt es doch noch etwas, was uns Gott nahe bringen will: Die heiligen Schriften? Warten wie noch ein bisschen. Dazu kommen wir später noch.
Viele Religionen sind vor allem Lebensweisen. Die Religion an sich macht nur einen kleinen Teil davon aus. Viele Menschen leben diese Lebensweise und setzen sie für absolut (Alle sollen genauso leben wie ich, denn ich lebe richtig!). Zum Kern, dem wirklichen Inhalt der Religion, stossen viele gar nicht vor. Vielleicht gibt es auch Religionen/Lebensweisen, die gar keinen Kern haben? Ich kenne mich da zu wenig aus. Mit Religion kann man gut Menschen regieren. Deshalb nutzen Männer Religionen so gerne für ihre Zwecke. Religionen wurden und werden von ihnen in grossem Stil missbraucht.
Alle Menschen sind religiös, haben sich entschieden zur Frage 1 und/oder 2, auch wenn sie nie darüber nachgedacht und sich nie entschieden haben. Frauen neigen wegen ihrer Beziehungshaftigkeit bereits zur Religiosität. Männer sind da von Grund auf unentschlossen. Sie übernehmen entweder unreflektiert einen Entschluss von Anderen oder finden selbst einen Entschluss. Männer neigen eher zur Areligiosität, die es, wie wir sahen, gar nicht gibt und glauben sie extremer.
Intuitiv führten das Leben und die Gesellschaft den Menschen früher in die Religion. Intuitiv führt heute unsere Weltanschauung in den Glauben an keine Religion, eher in den Glauben an die Wissenschaft. Wir müssen schon nachdenken, um Wahrheit, um unsere Realität, zu erkennen. Nachdenken ist aber nicht einfach steuerbar. Die Ergebnisse sind nicht vorhersehbar. Nachdenken schafft neue Horizonte und vielleicht auch Annäherung an die Realität/Wahrheit. Nachdenken wird wohl eher zu Gott hin als von ihm weg führen?
Gott muss sehr tolerant sein. Hätte er sonst die lebende Welt wegen ihrer Böswilligkeit und dem Freiheitskampf gegen ihn nicht schon längst vernichtet? Warum konnte und kann Gott die vielen Kriege und das Elend zulassen? Ist das nicht eine falsche Fragestellung? Und ob. Er muss es sogar zulassen um der Freiheit des Menschen willen und vermutlich leidet er selbst höllisch Qualen damit.
Wir haben es also mit einer Entwicklung zu tun: Urknall und/oder Schöpfung oder eine dritte Möglichkeit. Entwicklung der leblosen Materie. Entstehung und Entwicklung von Leben. Entwicklung von Menschsein, ja von Persönlichkeit mit Vorstellungen (einem Bild) von Gott (Religion) und der Welt (Weltbild, Philosophie) und sich selbst. Ist das vielleicht eine Entwicklung zur Annäherung des Menschen an Gott? Ist Gott vielleicht viel menschlicher als wir ihn uns allgemein denken? Ist Gott uns in der Entwicklung von Persönlichkeiten vielleicht sogar bedenklich nahe? Je mehr verwebt sich Gott mit den Lebewesen resp. Menschen? Menschen/Persönlichkeiten leben bereits teilweise drüben, teilweise hier? Gilt für das Menschsein ein Bild, wie wir es von der Elementarphysik her kennen? Der Mensch lebt in der Spannung als wäre er von einer Seite betrachtet wie eine Welle und von der anderen Seite betrachtet wie ein Korpuskel? Was macht Menschsein aus? Wir haben wahrscheinlich Beziehung zu einer unbekannten Kraft, sehr wahrscheinlich in Form einer Persönlichkeit, zu einem unbekannten persönlichen Gott.
Die Transzendenz beginnt in jeder Person, die ich nicht verstehe, in jeder anderen Person, die ein Eigenleben hat, eigentlich in jedem Tier, das ein Eigenleben hat. Nicht, sich gegenseitig zu gebrauchen, zu missbrauchen und zu misshandeln oder gar umzubringen, ist Zeichen von Zivilisation, sondern sich miteinander abstimmen, aufeinander einstimmen, geben und nehmen, teilen, schenken und beschenken lassen.
Die Trennung von Bewusstsein und Selbstbewusstsein hat einen physischen und einen metaphysischen, einen immanenten und einen transzendenten Charakter. Noch stärker tritt diese Trennung beim Werden einer Persönlichkeit hervor. Auch wenn wir der Kraft, die die Evolution treibt, die die Menschwerdung in Gang hält, dem unbekannten Sein und/oder Gott begegnen (was immer das heissen mag), stehen wir womöglich ihm gegenüber in unserem Ich-Sein, ohne es zu fühlen, ohne es zu wissen, ohne ihn wahrzunehmen? Wenn er sich nicht selbst uns offenbart, sind wir Menschen verlorenes Volk.
Transzendenz, also Ihr Gott, beginnt gleich neben Ihnen, in jeder Person um Sie herum (die ja von Ihnen getrennt ist), in jedem Tier (das ja auch von Ihnen getrennt ist) und auch in der Materie, zu der Sie zwar gehören, von der Sie aber in Ihrem Sein auch getrennt sind. Wenn Sie eine Person beleidigen, knechten, betrügen, belügen, schlagen oder schlimmeres, dann tun Sie das auch Ihrem Gott an. Transzendenz (mein Gott) beginnt spätestens dort, wo mein Verstehen, mein Auskennen, mein Wille aufhören, wahrscheinlich aber auch schon in mir selbst.
Das Böse an sich, objektiv, gibt es gar nicht oder wir wissen nicht von ihm, denn uns fehlt die Beziehung. Als das allgemeine Sein und/oder Gott und/oder die Evolution den Menschen schufen oder entwickelten, trennten sie ein oder viele Lebewesen von sich. Eine eigenständige, selbst handelnde Kreation. Natürlich begann diese Kreation sich selbst zu entwickeln, eine Persönlichkeit, begann ein Gegenüber zu entwickeln. Der „Sündenfall“ (religiös gesprochen) war die Entwicklung des eigenen Egos. Tiere haben ein unbewusstes Ego, Menschen ein unbewusstes und bewusstes Ego. Die Entwicklung zeigt, dass auch in der Tierwelt bereits vor der Entstehung des Menschen ansatzweise bewusstes Ego entwickelt wird. Die Grenze zwischen Tier und Mensch diesbezüglich ist nicht eine Linie, sondern ein Graubereich. Mit dem bewussten Ego entstand das Böse in mir, meine Ansicht: Ich bin gut und alles was mir nützt, ist gut. Komplementär dazu ist: Jeder andere, wenn er nicht mir nützt, ist böse und alles gegen mich, was mir nicht passt, natürlich auch. Gegen das Böse aber müssen wir kämpfen und so ist unser Leben ein einziger Kampf. Das Gegenteil geht aber auch nicht. Wir müssen uns damit begnügen, beide Seiten, mich und Dich anzunehmen. Für die Gemeinschaft müssen wir Jesus vertrauen. Er wird sie stiften. Wir selbst können und müssen es nicht.
Natürlich gibt es das Böse, aber mit dem haben wir nichts zu tun. Für uns haben wir es mit dem relativen Bösen zu tun, mit dem Gegen und Pro in uns, sehr relativ. Manchmal stellt sich mir aber die Frage, ob unsere gehetzte heutige Gesellschaft („Die Konkurrenz schläft nicht!“ „Wir müssen die Welt immer besser machen!“) nicht Folge eines Teufels ist, der uns jagt?
Waren die göttlichen Gesetze bei den Juden und später bei den Christen vielleicht gar nicht dazu da, dass sie gehalten werden (damit also „gut“ zu werden), sondern vor allem dazu da, uns zu zeigen, wie wenig wir dazu in der Lage sind, sie tatsächlich einzuhalten? Die Erlösung gibt es nur in Jesus Christus, nicht im eigenständigen Halten der Gesetze?
Und die weitere Entwicklung? Nehmen wir die Entwicklung von Frau und Mann.
Vielleicht sind gar nicht die Männer Schuld an der früheren „Unterdrückung“ der Frau, sondern es war schlicht die notwendige Rolle der Frau zum Überleben der jeweiligen Generation Menschen? Ohne diese Rolle der Frau gäbe es uns alle vielleicht gar nicht? Leider haben Männer nicht genug Acht auf die Frauen gegeben im Sinne von Fürsorge, zweifellos. Damit haben wir viel Schuld gegenüber den Frauen auf uns geladen. Aber Unterdrückung? Sicher, wir Männer unterdrücken gerne. Für uns ist das gefühlt Lebenselixier. Aber ist damit sicher erwiesen, dass die Männer Schuld sind an der früheren Lebensweise der Frauen? Vielleicht ist das nur ein Vorurteil, womöglich sogar falsch?
War der zentrale, geschützte Platz in der Familie vielleicht gar nicht Unterdrückung durch den Mann, sondern vielmehr notwendiger Schutz für die Frau zum Erhalt der Tierart „Mensch“? Natürlich haben Männer Frauen weh getan. Das können wir gut. Wir bitten inständig um Verzeihung. Aber könnte es vielleicht sein, das wir trotzdem gar nicht nur Schuld sind? Es war vielleicht auch einfach tierische Notwendigkeit?
Schuld ist der/die Andere. Das sahen wir schon und werden wir noch sehen. Wenn es nur zwei gibt, Mann und Frau, wer soll dann aus Sicht der Frau Schuld sein? Da braucht man nicht viel zu nachzudenken. Das ist doch klar! Oder? Gäbe es da vielleicht mehr zu bedenken?
Wenn ich selber „bin“ (kneifen Sie sich kräftig ins eigene Fleisch, sie werden merken, ob Sie sind), dann spricht vieles dafür, dass mein Sein eine Ursache hat. Es spricht eine Menge dafür, dass das ein Gott ist, wahrscheinlich ein existierender, ein lebender, ein Gott in Form einer Persönlichkeit. Versuchen wir uns in die Situation eines ewigen Gottes zu versetzen, der alleine existiert. Warum er existiert, wissen wir nicht, aber existieren muss er offenbar, sonst würden wir nicht existieren.
Wenn er sich also ein Gegenüber schaffen will, Gemeinschaft mit Anderen, dann muss er Wesen (z.B. uns Menschen) schaffen, die unabhängig von ihm sind, die eigenen Willen bekommen, eigene Freiheit, eigene Erkenntnis, eigenes Sein. Er wird also Wesen geschaffen haben, die ihm ähnlich sind. Er musste ihnen die Freiheit schenken, zu sein wie sie wollten.
Wahrscheinlich blieb diesem Gott auch nichts anderes übrig, als das Risiko auf sich zu nehmen, damit seine eigenen Feinde zu schaffen. Freiheit, Persönlichkeit schenken, heisst, sich zu trennen und die Möglichkeit der Ablehnung zu schaffen. So, wie wir Menschen heute sind, haben wir diese Freiheit offenbar auch ganz exzessiv genutzt bis hin zur Leugnung, dass es einen Gott gibt oder nur geben könnte. Unsere Geschichte lehrt uns das.
Offenbar gibt es für uns Menschen nun nicht einfach ein „Zurück“. Wir gehen mal wieder in das Land dieses Gottes, sagen ihm „Guten Tag“, „Hier sind wir“, „Wir wollen uns jetzt wieder mit Ihnen vertragen“. Händeschütteln, Umarmen, Vergessen von Allem von vorher, Neuanfang.
Bis zum Ende des Mittelalters haben Menschen gegen ihre Intuition, gegen ihr Menschsein, gegen ihren Körper immer wieder versucht, den Weg in das Land Gottes zu finden. Die Suche war sehr beschwerlich und erfolglos. Man richtete sich mit dem menschlichen Sein und Leben so leidlich ein und die Kirchen hatten sich auf dem Weg der Suche nach dem realen Gott ja eine sehr komfortable Position erarbeitet oder auch geschenkt bekommen oder vielleicht auch die sehr unkomfortable Position, nun plötzlich nicht Führer, sondern Verführer zu sein? Plötzlich reifte die Erkenntnis in einigen Köpfen „So kommen wir nicht weiter; so geht das gar nicht; wir sind auf dem falschen Weg zu Gott!“ Plötzlich verloren die damals „Geistlichen“ die Führerschaft, weil sie den Weg zu Gott nicht gefunden hatten (Sondern den wunderbaren Weg zu einem einträglichen Geschäft und materiellem Reichtum)? So kann es einem gehen.
Es gab mindestens zwei Möglichkeiten, wie die Zukunft genutzt werden konnte. Die Einen versuchten Gott neu zu finden, die Protestanten (Martin Luther und Mit- und auch Wettstreiter) und die Anderen versuchten, Gott einfach zu vergessen. Endlich konnte man daran gehen, die Welt einfach für sich in Besitz zu nehmen, sie selbst zu beherrschen. Die unabhängige Selbstverwirklichung war geboren. Seitdem verwirklichen sich Männer und zunehmend auch Frauen selbst, glauben an eine Freiheit, die ihnen alles möglich macht und glauben eigenartigerweise, allem selbst gewachsen zu sein. Der Mensch als Besitzer der „Reinen Vernunft“. Der Mensch als die Krönung „der Schöpfung“ oder jetzt als „Krönung der unpersönlichen Evolution ohne erkennbare Ursache (ausser dem unpersönlich gedachten Urknall) und ohne Sinnzusammenhang. Über Jahrhunderte hat sich der als solcher bewusste Mensch, der Mensch westlicher Bildung und Prägung, so selbst verwirklicht. Nach dem zweiten Weltkrieg kam eine Generation, die nun auch noch den eigenen Körper, den eigenen Egoismus, die eigenen Vorstellungen, sich selbst zum einzig Zählenden machte. Wir verwirklichen jetzt unsere eigenen Wünsche und Vorstellungen. Nun ging auch noch die Selbstbeherrschung gänzlich verloren. Ich beherrsche alles ausser mich.
Das entbehrte nicht einer gewissen (menschlichen) Logik, hatte nur leider die unschöne Konsequenz, dass nun Millionen und bald Milliarden „Selbste“ die Welt beherrschen wollten und wollen und sich selbst als die Krönung der Welt hielten und die Anderen als Gleiche mindestens eine Stufe niedriger oder gleich als Untertanen. Konsequenz kann natürlich kaum Anderes sein als Unterdrückung und gegenseitiger Totschlag. Das haben wir nun im letzten Jahrhundert zur Genüge erlebt. Selbst nach dem Ende des sogenannten 2. Weltkriegs gibt es zig Millionen Flüchtlinge, von denen ja viele vor Kriegen und gewaltsamen körperlichen und geistigen Auseinandersetzungen geflohen sind.
Nun hätten wir die Möglichkeit, aus dieser Geschichte zu lernen. Da könnten wir lernen, wie wir noch feinere Waffen und Mittel schaffen, die uns unsere Überlegenheit Anderen gegenüber sichern. Wir würden also einfach so weiter machen, wie bisher, nur noch intensiver, mit mehr Kraft- und Geistesanstrengung.
Oder wir könnten versuchen, umzukehren, zurück ins Mittelalter zu gehen, nein, noch weiter zurück, ja, bis wohin eigentlich zurück? Wo und wann ist eigentlich der entscheidende Wendepunkt in der Geschichte gewesen? Wir wissen es nicht. Die Menschen, die Schreiber der „Heiligen Bücher“, haben es damals auf ihre Weise im gleichen Nachdenken über die Welt und den Menschen in Form eines „Sündenfalls“ gedacht, formuliert und schliesslich beschrieben.
Wenn ich heute die Geschichte der Menschheit, wie sie vielleicht entstanden und sich entwickelt haben könnte, an meinem geistigen Auge vorbeistreichen lasse, dann ergäbe diese einen gewissen Sinn und auch eine ganze Menge Anhaltspunkte in der menschlichen Realität, die auf Realitätsnähe schliessen liesse. Natürlich kann man auch ganz anders denken und viele vor uns und neben uns haben es getan.
Nachdenken macht nur Sinn, wenn meine Welt aus mindestens zwei besteht, zwei Persönlichkeiten und ich will die andere verstehen, mich in sie hineinversetzen, nicht, um sie zu ge- oder missbrauchen, sondern um sie zu mögen, auch wenn sie unsympathisch ist. Nachdenken ist immer ein Hin und Her zwischen Denken und Nachdenken und ich weiss nie, wann ich nachdenke und wann ich „nur“ denke, wann ich wieder Scheuklappen benutze und wann nicht. Nachdenken müssen wir auch mit den Kindern üben. Für wen die Welt nur eines ist und ich in ihm, für den hat nur Meditieren Sinn. In diesem Reich fehlen aber auch die Persönlichkeiten. Dort fehlen Du (Sie) und ich.
Könnte es sein, dass das allgemeine Sein und/oder Gott die Evolution (oder die Schöpfung) und/oder die Evolution sich selber ganz anders gedacht haben? Wenn wir jetzt nicht unseren Willen bekommen, ist wieder wie immer, der Andere Schuld, in diesem Falle Gott oder die Evolution? Warum die aber auch die Welt so entwickelt haben und nicht so, wie wir das wollen? Dann bräuchten wir uns nicht mehr abzumühen, die Welt immer besser zu machen. Das hätten doch gleich die Drei tun können, wenn sie schon mal beim Entwickeln oder Schaffen waren? Warum 2 getrennte Wesen einer Art? Warum Krankheit, Schmerzen, Tod? Warum Naturgesetze und biologische Naturregeln, an die wir uns halten sollen und nicht umgekehrt „Wir Menschen machen die Regeln, so wie wir wollen“?
Alle, die sich die Frage von 1 und/oder 2 am Anfang des Urknalls und am Anfang des Lebens nicht gestellt haben oder überhaupt nie stellen, werden diese Art der Realität auch gar nicht wahrnehmen, nicht verstehen, nicht glauben können.
Vom Tier unterscheidet uns Menschen die Überheblichkeit, dass wir mehr und besser wären, vielleicht nicht einmal das? Denn es gibt auch überhebliche Tiere.
Philosophen sagen heute, Gott sei gestorben, sei tot. Wäre es nicht eher richtiger, dass sie sagten: Wir sind heute Gott los, sind gottlos? Über seine Existenz oder Nichtexistenz können wir nur spekulieren, nicht philosophieren. Wer sich als Philosoph zur Frage, ob es Gott gibt, mit „nein“ äussert, stellt sich auf die gleiche Stufe mit Theologen, Religionsstiftern und anderen Gläubigen, die sagen, es gäbe einen Gott. Sind wir nicht nur deshalb so gottlos, weil wir ihn sehr erfolgreich verdrängt haben? Ich denke keinen Gott, so gibt es auch keinen Gott! Womöglich gibt es ihn doch und wir sind auf der gottlosen Seite? Kann das gut gehen?
Warum lässt Gott dies oder das zu? Vielleicht wünscht er sich Menschen, Gegenüber, die völlig freiwillig achtungsvolle, liebevolle, selbstbeherrschte „Mitgötter“ werden, solche, die auch noch zu ihm halten, wenn das oder der Böse siegt?
Wenn wir in den Himmel schauen und in „gut“ oder „böse“ und in die Wissenschaft und Religionen, dann befinden wir uns in einer Welt von Schein und Sein, so durcheinander und ineinander verschachtelt, dass es uns nicht gelingt, das auseinanderzuhalten und selbst der lebendige Gott scheint das Spiel mitzuspielen, wenn im alten Testament der Bibel geklagt wird, dass die Bösen Erfolg haben und der Gerechte leidet und wenn Gott nicht mit Macht im Holocaust eingriff. Ich habe keine Ahnung, ob das schon immer so war oder ob es immer unübersichtlicher, also immer schlimmer wird?
Widersprüchlichkeit der Religionen (2/2022)
Wir können diese Welt nicht einfach als Sein nehmen, so wie sie ist, so wie wir sie sehen, so wie wir sie und uns in ihr erleben. Diese Welt von unbelebter und belebter Natur ist sehr viel komplexer als uns viele Wissenschaftler der lebenden Welt und insbesondere der menschlichen Welt weiss machen wollen. Die Grundvoraussetzungen der Welt sind ein Mysterium, ein Geheimnis. Und am Grund der Welt stehen die Zahlen 0, 1 und 2. So kann man natürlich auch versuchen, Verbindung aufzunehmen zu dem „Einen“ dem Ganzen, dem Umfassenden. Und je nach Glauben und Denkweise ist der Begriff „Eins“ mehr immanent oder immanent und transzendent oder nur transzendent gemeint.
Mit Beginn der Neuzeit haben wir uns entschieden, dass, was wir nicht sehen, fühlen oder begreifen können, einfach nicht mehr in unserem Denken, Forschen, in unseren Theorien und in unserer Sprache Platz haben soll. Wir halten das für eine objektive Tatsache uns nicht bewusstmachend oder sogar bewusst verdrängend, dass das natürlich nur „Glauben“ sein kann. Von „Wissen“ keine Spur.
Diese Unterscheidung von 0, 1 und 2 ist für unsere religiösen Auffassungen von grundlegender Bedeutung, aber für unser tägliches Leben, unser Organisieren von Staat, Wirtschaft, Justiz, Polizei, Medizin, Bildung und natürlich auch Wissenschaft ebenso. Sein und/oder Schein.
Hier stellt sich auch die Frage von „Leben“. Wir haben unsere Auffassungen, unsere Organisation von Staat, Wirtschaft, Justiz, Polizei, Bildung, unseren Umgang mit den Menschen um uns herum gedacht und gestaltet, als wären alle nur Dinge, Maschinen, Autos. Die Medizin versteht und behandelt uns Menschen als Ding, als Maschine, selbst in der Psychologie, der Lehre von der Seele, die wir ja vielleicht gar nicht als „Ding“ auffassen dürften?
In der Neuzeit haben wir uns entschlossen, alles nur als Materie aufzufassen. Die Frage „Was ist Leben“ und wie müsste unser Denken und Handeln aussehen, wenn wir wüssten, was „leben“ ist, stellen wir gar nicht mehr. „Leben“ gibt es nicht. Wir denken es uns einfach nicht. Wenn wir uns selbst gegenüber ehrlich wären, dann müssten wir uns zumindest eingestehen, dass alle unsere Ansichten nur richtig sein können unter der Annahme (dem Glauben), dass es kein „Leben“ gibt. Aber Sie leben (oder nicht?)! Das bedeutet doch, dass von vorne herein schon klar ist, dass unsere Ansichten mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht der Realität entsprechen, also mehr oder weniger falsch sind.
Hier stellt sich nun also die Frage nach Gott unter der Annahme, dass er auch lebt. Ein rein materieller Gott? Ein Gott des reinen Seins? Ein Gott als Eins? Ein Gott, der kein Gegenüber kennt? Ein Gott, der...? Und wir? Wir hätten gar kein Gegenüber? Mit unserem Ableben hören wir auf zu sein, weil im Einen, nichts identifizierbar ist, also eigentlich auch gar kein Gott identifizierbar ist.
Der Unterschied zu den theistischen Religionen ist der, dass keine Persönlichkeit im Gegenüber vorkommt. Wie sollen wir uns „Om“ vorstellen? Wie können wir Menschen als Persönlichkeit eine lebendige Beziehung bekommen zu einem unpersönlichen Sein?
Wenn wir meditieren und uns in das Eine versenken, werden wir allein bleiben. Meditieren führt ins Nirwana. Da haben die östlichen Religionen völlig Recht. Dort ist gar kein lebendiger Gott. Woher wüssten wir eigentlich, ob und wann wir im Einen sind? Reine Fiktion. Nur im Glauben an einen lebendigen Gott können Sie Gemeinschaft und Beziehung leben, wenn Sie das Glück haben, dass Gott das auch will. Was würden Sie im Nirwana tun, wenn Sie sich dort in dem Einen versenken wollten und das Nirwana wäre bei Ihrer Ankunft doch bevölkert und es wäre doch der lebendige Gott dort?
Auch der fernöstliche Glauben in Einheit ist ein Ideal, das bis heute immer wieder gelehrt wird und werden muss. Als der Osten diesem Ideal am nächsten war, stagnierte alles. Damit wurden die Menschen unzufrieden. Als die westliche Denkweise in China oder auch Japan bekannt wurde, liess man sich teilweise auf sie ein. Japan viel eher und später Mao überwanden das, indem sie zumindest teilweise westliche Denkweise übernahmen. Nun gibt es eine neue chinesische Dynastie und China ist der Religion entfremdeter als früher.
Gott und/oder das allgemeine Sein und/oder die Evolution? Der Osten träumte von einer Einheit im allgemeinen Sein, lebte aber in der Polarität des Lebens bis hin zu Kriegen und Kriege prägten nicht nur die westliche Geschichte, sondern auch die östliche sehr grundlegend. Leben eben. Ich muss sogar alle Anderen zur Einheit zwingen, zu Gleichheit.
Konfuzius und viele ähnlich Gesinnte mussten das Volk die Einheit im allgemeinen Sein und das rechte Leben im Spannungsfeld des Lebens lehren.
In den östlichen Religionen des allgemeinen Seins lebt nichts. Also wird da auch gar kein lebendiger Gott enthalten sein. In den Götzenkulten vieler alter und junger Völker wurden Nachbildungen oder Fantasiebildungen materieller Art angebetet. Dort einen lebendigen Gott zu finden, dürfte auch eher fragwürdig sein. Leben entsteht in der Spannung. China ist da bestes Beispiel. Es lebt und schafft Spannung, wahrscheinlich sogar tödliche Spannung. Da wird es nun dem Westen gleich. Vorher mied es die Spannung. Allerdings gab es auch eine hoch entwickelte chinesische und viele andere mehr oder weniger hoch entwickelte östliche Kulturen. Die entwickeln sich wahrscheinlich überwiegend in Spannung und sterben langsam, wenn die Spannung nachlässt.
Interessant: Eigentlich ist alles 1, aber weil ich mich absetze von dem Einen, eben Mensch werde, getrennt vom Einen, muss ich ein Gesicht haben und muss es sogar zeigen. Ich befinde mich hinter dem Gesicht. Also darf mir niemand zeigen, dass ich sogar mein Gesicht verlieren kann oder besser meine Maske verlieren kann, hinter der ich mich versteckt halte.
Buddha meint Einheit, 1, aber die Menschen im Leben oder in der Regierung oder in der Wirtschaft sind gar nicht 1. Sie sind im Überlebenskampf zutiefst getrennt vom Anderen, von der Welt, von der Nahrung, vom Sein. Die Einheitsphilosophien des Ostens, die Religionen sind eigentlich keine Religionen. Sie führen nicht zu einer Versöhnung mit dem lebenden Gott.
Warum hat Buddha solch einen Bauch? Ein praller Bauch ist ein Zeichen dafür, dass jemand seinem Körper gedient hat, seine Bedürfnisse erfüllt hat, ja übererfüllt hat. So werden wir 1 mit unserem Körper, mit uns selbst. So lässt die Spannung in uns nach. So werden wir gefühlt authentisch. Eine Zeit lang werden wir noch einen regen Geist haben, aber mit der Zeit übernimmt der Körper immer mehr die Führung. Die hatte er ja sowieso schon. So wird der Mensch zum reinen Leben, aber ohne Spannung, ohne Bewegung. Die Versenkung in das Eine führt in die Sackgasse der Spannungslosigkeit in sich selbst. Damit endet Leben.
Die östliche Welt- und Gottesanschauung versucht auf ihre Art, die Spannung in der Welt aufzuheben. Ying und Yang – die ewige Suche nach dem Ausgleich der Extreme oder der Pole oder der Paarkonstellation. Aber was hat es für einen Sinn, das im Kloster zu tun? Nein, lassen Sie uns das im täglichen Leben tun. Das gilt im Grossen wie im Kleinen und im Ganzen und im Speziellen. Aber ein gewisser Spannungsabbau, eine Vereinigung der Extreme, der Pole, würde auch der westlichen Lebensweise gut tun. Auf einander wohlwollend achten, West und Ost.
Der Mensch als späte Entwicklung des Lebens entsteht in der Persönlichkeitswerdung. Rückbesinnung auf und in das allgemeine Sein (Meditation) ist ein Rückschritt ins Nichtleben, vor das Leben. Deshalb entsteht auch die Spannung im östlichen Leben zwischen regierender Dynastie als Abspaltung vom Volk genauso wie das menschliche Ego in Abspaltung vom übrigen Leben. So entsteht Leben. Stagnation bedeutet Leben im Ausgleich, in der Ruhe. Entwicklung bedeutet Polarisation (z.B. von gut und böse). Schon wieder eine Polbildung, die den Ausgleich braucht.
Eine Kultur, die keinen persönlichen Gott kennt, kennt auch kein Du, kennt natürlich auch keinen Menschen als Du, keinen „Anderen“ als Persönlichkeit. Damit gibt es keinen Grund für Menschenrechte im Sinne von „Recht für den Anderen“. Diese Rechte müsste ja ich ihm gewähren. Das aber passt nicht in mein Weltbild, wenn nur ich bin und alles Andere meinem Zweck dient.
Religion ist, wie wir uns die Welt und Gott vorstellen, deshalb unsere Ansicht. Die östliche Religion ist ohne Gott, aber doch ist der Eine in allen Religionen?
Ich weiss nicht, ob so die vollkommene Einheit von zwei in einem möglich ist. Und wo hat das Leben seinen Platz, die Widersprüchlichkeit, der Mensch? Ich bin Person. Einheit ohne persönliches Gegenüber? Die Welt ist und bleibt offen! Denken Sie nach über Gott, sich und die Welt und glauben Sie, was Sie glauben können und wollen.
Wie können wir uns das allgemeine Sein als Schöpfer vorstellen? Die Schöpfung wäre dann genauso unpersönlich wie die Evolution. Hier treffen sich östliche Vorstellung und „wissenschaftliche“ Vorstellung. Wer ist dann unser Gegenüber?
Wenn wir heute mit viel Getöse die Religionen um uns herum eifern und streiten und kämpfen hören, dann lassen Sie uns still werden und versuchen, hinter die Kulissen zu schauen und der Realität in den Religionen nachzuspüren.
1783 wurde in Berlin „Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing uraufgeführt. Damals drehte es sich um die Frage, welche der drei Religionen, Christentum, Judentum und Islam die wahre Religion sei. Nathan bleibt uns durch einen schlauen Trick die Antwort schuldig. Er vermeidet damit, seinen Kopf hinzuhalten in einem aussichtslosen Kampf, der nur Tote fordert.
Das ist natürlich eine Möglichkeit, mit dieser Frage umzugehen. Gotthold Ephraim Lessing lässt in der Ringparabel einen Vater von drei Söhnen auftreten, der alle drei gleichermassen liebt. Falls der liebende Vater Sinnbild für Gott sein sollte, dann glaubte Herr Lessing an einen liebenden Gott. Wenn wir an einen Gott glauben, dann fällt es uns wohl schwer, an einen nichtliebenden, einen kämpfenden, einen blutrünstigen, einen rachsüchtigen Gott zu glauben. Oder ist das nur der Einfluss des jahrhundertealten Christentums? Kann man Gott (und da gehören auch das „Eine“ aus den fernöstlichen Religionen und andere Gottheiten mit dazu) auch anders denken und glauben als liebend? Dann wäre seine Schöpfung (egal ob in 7 Tagen oder in Milliarden von Jahren geschaffen oder entwickelt) sicher schon nicht mehr existent. Er hätte sie klein gehackt und den Schöpfungsakt oder den Urknall rückgängig gemacht. Bisher tat er das aber nicht. Wir leben immer noch. Er muss ein nachsichtiger, liebender und geduldiger Gott sein. Offenbar lässt er sich von seiner Schöpfung einschliesslich uns Menschen ausnutzen. Er muss sie lieben. Dann wäre die Religion, die der Wahrheit oder Wirklichkeit nächste, die uns am nachhaltigsten die Liebe Gottes nahe bringt. Diese Liebe wäre das Kriterium.
Diese Realität in den Religionen zu suchen, muss jeder selbst auf sich nehmen. Stellen wir die Frage: Wie hält diese Religion es mit „gut“ und „böse“? Läuft bei ihnen die Grenze durch die Menschen oder zwischen den Menschen und wenn zwischen den Menschen, wie werden „gut“ und „böse“ dann verteilt? Ich bin gut, weil Gläubiger und Du bist böse, weil Ungläubiger? Heisst dann die Konsequenz: Entweder Du lebst wie wir, dann gehörst Du zu uns oder Du lebst nicht wie wir, dann gehörst Du zumindest nicht zu uns? Manche Religionsführer verbinden damit sogar das Todesurteil. Ist das Gottes Realität und Wahrheit?
Lassen Sie uns also schauen, in welchen Religionen, in welchen Organisationen der Religionen, in welchen Gemeinden oder Ortseinheiten und schliesslich von welchen Akteuren in den Einheiten, Toleranz, Versöhnung, Miteinander in gegenseitiger Achtung oder vielleicht sogar Liebe leben, gepredigt und auch gelebt werden. Dort, wo das getan wird, da lassen Sie uns die Wahrheit suchen. Dort wollen wir uns gerne in die Gemeinschaft einbringen und tatkräftig mit leben. Dort, wo das nicht gelebt wird, müssen wir uns fragen, ob wir es denn wirklich mit Religion zu tun haben oder ob nicht einfach mit verschleierter Interessenwahrnehmung einzelner Menschen oder -gruppen, wenn nicht gar mit offenem Kampf um die Macht. Dann sind wir selbst in der Lage, all die News, die unser Ohr und Auge erreichen, auf Fake und Realitätsnähe zu prüfen und uns zu entscheiden. Ich wünsche Ihnen Individualismus im Geist (Die Fähigkeit, selbst zu unterscheiden zwischen Fake und Wahrheit, zwischen Missbrauch und freiem Geschenk), aber auf körperlicher und Gefühls-Ebene wünsche ich Ihnen innige Gemeinschaft.
Kritisch müssen wir vor allem immer dort werden, wo es nicht um „gut und böse“ geht, sondern wo es um „gut oder böse“ geht. Beim letzteren wird geteilt, oft verurteilt und nicht selten gemordet.
Schliessen wir uns doch der Religion und den Religionsgemeinschaften an, wo Liebe, gegenseitige Achtung, aktive Toleranz und Rücksichtnahme (eigentlich doch gar nichts Besonderes und doch etwas so Seltenes) in Beziehung zu allen Menschen auf diesem Globus und zu Gott gelehrt und gelebt werden. Das Wesentliche, die Wahrheit der Religion, die wollen wir ihnen glauben, aber den ganzen überwiegend von Männern gemachten zusätzlichen Schnickschnack drum herum, den vergessen wir und die vorlauten und selbstgierigen Männer an der Spitze sowieso. Gehen wir dorthin, wo kein Druck ausgeübt wird, weder psychisch, noch physisch. Gehen wir dorthin, wo wir zweifeln dürfen, denn nur wer viel (be)zweifelt, kann auch realistisch und fundiert glauben.
Vom Gott der Christen heisst es, er sei ein Gott der Liebe. Inzwischen mag ich das vorsichtig glauben (obwohl ich in keiner Religionsgemeinschaft bin). Damit hat sich aber sehr viel in meinem Leben verändert. Übrigens, von Allah glaube ich das gleiche und vom Gott der Juden auch. Womöglich glauben diese drei Gruppen an den gleichen Gott? Bei den östlichen Religionen fällt mir das schwerer zu glauben. Mir fehlt die Beziehung, die Person, das Du (oder vielleicht auch die persönliche Beziehung in Distanz im Sinne eines „Sie“). Dann aber folgt wieder ein Mysterium: Eine liebende Gottesbeziehung kann nicht nur eine theoretische Beziehung sein. Wie wird sie praktisch? Wie wird sie Leben?
Könnte es sein, dass es nur einen persönlichen Gott gibt und natürlich ist Gott gross? Wollte jemand etwas anderes behaupten? Muss das jemand betonen oder gar einen Schlachtruf daraus machen (und in den Kampf ziehen)? Könnte es sein, dass nur die uns sich selbst als Propheten und Vermittler darbietenden (meistens Männer) diesen Gott noch gar nicht realitätsnah verstanden haben? Religiöse Lehre dieser Männer zum grösseren Teil eigene Fantasie und Interessenvertretung als Information über den real existierenden Gott? Sollten wir nicht viel vorsichtiger mit unseren Aussagen sein angesichts eines Themas, das völlig ausserhalb unserer Reichweite ist?
Ich wünsche Ihnen, dass Sie auf diese Weise doch ein bisschen weiter kommen als Nathan der Weise. Wir wollen nicht nur unseren Kopf aus der Schlinge ziehen, dann aber doch dumm im Abseits stehen. Wir wollen vor allem Gott und den Menschen kennen lernen, so wie sie sind. Ob man im Leben immer den Kopf aus der Schlinge ziehen kann? Leider gibt es viele Gegenbeispiele. Jesus Christus hat es nicht getan.
Das Judentum, Christentum und der Islam bilden geschichtlich eine Reihe. Falls die Vorstellung von dem einen Gott in allen drei Religionen stimmt, dann könnten wir diese Reihe in Form einer Gausskurve verstehen. Im Judentum wird dem Menschen das Gesetz vorgestellt als Mittel zur Erlösung und die Menschen verheddern sich in den Gesetzen und Regelungen. Die Erlösung will nicht so recht gelingen. In der Botschaft des Christentums sieht Gott ein, dass das nicht gelingen kann, dass nur er selbst in der Lage ist, Menschen zu erlösen. Für uns Menschen oder zumindest mich tut er das allerdings auf die völlig unverständliche und unerwartete Weise, sich selbst von Menschen in Jesus Christus ans Kreuz nageln zu lassen. Können wir den Juden zu Christi Zeiten verübeln, dass sie das so nicht glauben konnten? Wir tun es doch auch nicht, oder? Und Mohammed glaubte es wieder nicht und gab den Menschen ein neues Gesetzbuch, eine Art zu leben, die selig machen sollte (wohl nur die Männer und Frauen offenbar nicht?). Der Islam war geboren. Am Scheitelpunkt der Gausskurve, dort, wo eigentlich alles „gut“ (zumindest am besten) wäre, dort sind wir Menschen blind.
Wer das Frauenbild der Moslems ändern wollte, müsste den islamischen Glauben ändern oder vielleicht auch nur die islamische Tradition? Druck oder Geld nützen da nichts. Da hilft nur selbstkritisches Nachdenken der entsprechenden Gläubigen und sich selbst zu überzeugen von dem Sinn eines Umdenkens und Umglaubens. Wir von aussen können da nichts tun und darum will ich da auch nichts tun.
Viele Menschen, wenn sie religiös werden, Christen oder Moslems, werden zu kleinen Göttern, vor allem Männer, statt zu religiösen Menschen. Sie müssen nun die Welt verändern und gut machen, wie sie selbst ja jetzt auch gut geworden sind. Da sich Menschen und die Welt aber nicht mal schnell, schon gar nicht plötzlich, ändern lassen (wenn überhaupt?), dann muss Druck ausgeübt werden, Gewalt, Gegeneinander ausspielen etc. Revolutionen führten meist dazu, dass aus einem Leid ein anderes wurde, aber eine bessere Gesellschaft? Aus der Traum, lieber Christ, lieber Moslem. Zumindest Jesus am Kreuz sagt uns wohl etwas anderes?
Männer sollen in der Gemeinde führen (fast unisono in allen Religionen), nicht Frauen. Ob das wirklich so ist? Wer will das bestimmen? Warum sollte Gott...? Und wie sollte klar erwiesen sein, dass tatsächlich Gott das so will und nicht … ?
Religion ist nicht Opium für das Volk, wie Karl Marx schrieb, sondern viele Männer benutzen Religion als Opium für das Volk. Zwischen beiden Annahmen besteht ein riesiger Unterschied. Alles, was wir glauben, von Gott vernommen zu haben, wird gleich wieder von Menschen, allen voraus von uns Männern, vereinnahmt. „Hab ich doch gesagt...“ „Siehst Du, ich bin im Recht!...“
Liegt hier nicht der Schluss nahe, dass die gerne vorlauten und überheblichen Männer sich eine Bastion gebaut haben, um Macht auszuüben? Und für die Nichtreligion, den Atheismus, gilt das nicht in gleicher Weise? Trotzdem lohnt es sich, darüber ein wenig nachzudenken. Zum Mann Sein gehört die Führung, die Grösse, die Kraft, das bestimmen Wollen. Wenn die Frauen ihnen das wegnehmen, dann werden diese Männer aufgabenlos. Und welche Aufgabe gemäss Fähigkeit bliebe ihnen übrig? Kraftverbrauchende Aufgaben erledigen schon die Maschinen und Roboter. Es gibt noch einige Aufgaben für Männer, aber eben ein zentraler Punkt des Mann Seins wäre angefressen. Könnte es vielleicht sinnvoller sein, den Frauen die Aufgaben zu überlassen, die sie am besten können und oft auch gerne ausfüllen und umgekehrt Männern die Aufgaben zu überlassen, die sie gerne ausführen und hoffentlich auch besonders selbstbeherrscht, rücksichtsvoll und in Liebe ausfüllen? Man müsste ja kein Gesetz, kein Prinzip daraus machen. Es braucht keine Quotenregelung, sondern Freiheit, Qualifikation (im Sinne von dienend führen und lieben können und wollen), statt eines Prinzips Gleichheit. Dann wird es automatisch zu einer freiheitlichen Regelung kommen, die je nach aktuellem Angebot und Nachfrage mal mehr Frauen und mal mehr Männer in angemessenen Aufgaben hat.
Männer, die ihr so gerne führt. Wir erleben immer wieder, dass Konkurrenz, Kariere und Macht Eure Triebkräfte an vielen Stellen sind. Es ist natürlich Ausdruck Eures natürlichen, menschlichen Egoismus und zunächst einmal nicht notwendigerweise Ausdruck von Liebe und Hingabe. Es bedarf zur Ausfüllung solch einer Position in erster Linie viel Weisheit, Zurückhaltung und Selbstbeherrschung, seinen eigenen Egoismus (Ich kann das! Ich habe Recht! Ich bin der Beste!) nicht auszuleben, sondern die Anderen und hier ganz besonders die Frauen zu ihrem Platz in der Gesellschaft (und bei Gott) kommen zu lassen.
Müssen wir nicht eigentlich noch ein bisschen kritischer hinter diese Tatsachen leuchten? Religion ist die tiefe Sehnsucht nach Einheit, nach Vertrauen, nach Liebe, nach Vollkommenheit, nach Frieden. Religion ist Sinnsuche und Sinnfindung. Wir sahen, dass die Sinnfindung eigentlich nur erfolgreich werden kann, wenn sie eine Verbindung von und nach aussen bekommt. Aus sich selbst heraus Sinn zu kreieren, kann eigentlich fast nur darin enden, dass man sich selbst zu Sinn macht (denn nur ich bin gut) und damit seinem eigenen Egoismus Tor und Tür öffnet. Wenn es aber doch zur Beziehung gekommen ist, zur Sinnfindung, und auch der Vorgang der Suche gehört in den gleichen Prozess (Weg und Ziel gehören zusammen), dann finden diese Prozesse Ausdruck im Leben.
Verwechseln Sie nicht Tradition mit Religion. Was unterscheidet eigentlich Religion von Tradition? Sind die, die in der Tradition leben, automatisch auch religiös? Wer strenge Traditionen und strenge Regeln einer „Religion“ lebt, muss doch noch lange nicht „religiös“, also Gott nahe sein. Nach aussen scheint er „religiös“ zu sein, eigentlich ist es nur eine bestimmte Form zu leben? Da wir in Niemanden hineinschauen können, wollen wir nicht darüber richten, wer „Gott nahe“ und wer Gott nicht nahe ist. Aber klar sein sollten wir uns über Sein und Schein und so können wir es demjenigen glauben und auch nicht oder beides zugleich, denn: Wie viele Seelen wohnen wohl in der Brust eines Heiligen und wie viele in Ihrer und meiner Brust?
Form heisst ja noch längst nicht gleich auch Inhalt. Wenn es um Religion geht, ist vielleicht nur Tradition drin? Wenn es heisst Wissenschaft, dann ist da vielleicht nur Selbstbetrug, Geltungssucht, Gedankenlosigkeit, ein Arbeitsplatz drin?
Was macht Religion eigentlich aus? Reicht eine reichhaltige Tradition? Was ist der Inhalt, der Sinn von Religion? Was bleibt am Ende übrig?
Wenn ich nicht beweisen kann, dass es Gott gibt, dann liegt es nahe, dass ich auch nicht beweisen kann, dass es ihn nicht gibt. Gott ist unserem Zugriff entzogen, sowohl gedanklich also auch real und auch philosophisch als auch familiär.
Es kommt zu Kunst und Kultur und zur Bildung eines geistigen Lehrgebäudes, zu Ausformung von Riten und Lebensweisen. Die Verbindung mit dem Sinn kann zwischenzeitlich längst verloren sein oder zeitweise oder lokal verloren gegangen sein. Dann wird aus diesen Lebensweisen Tradition, teilweise auch leere Tradition und leere Lehre. Diese Tradition gebraucht zwar religiöse Begriffe, aber damit ist noch gar nicht gesagt, dass ihr auch tatsächlich die Beziehung zu irgendeinem Gott innewohnt. Dann müssten wir eigentlich unterscheiden. Manche als „Religion“ bezeichnete Lebensweisen und Lehren sind dann gar keine Religion mehr, sondern Tradition, gottleere Tradition. Und selbst in den Religionen, die wir unter diesen Umständen als solche bezeichnen würden, geschähe dann nicht grundsätzlich Religion, sondern an vielen Orten mehr oder weniger sinnlose, gottlose, aus einer Religion entlehnte Tradition? Jede Woche spielen sich eine oder mehrere Veranstaltungen ab (oder sogar täglich) wo einer sich wieder als der Vorbeter oder Prediger in das rechte Licht rückt und darum herum versammelt sind seine Fans, wenn es mehr Tiefe hat, dann vielleicht auch die Fans des jeweiligen Gottes? Welchen Sinn sollten diese Fanveranstaltungen ausser Positionsfestigung für den „Vorbeter oder Prediger“ haben?
Vielleicht gibt es sehr viel weniger Religion auf dieser Welt, als wir meinen, weil wir viele Traditionen und Lehren einfach dazu zählen? Wir sollten uns mehr damit beschäftigen, sie zumindest gedanklich unterscheiden, mehr über unsere Ansicht zur Welt und die Ansicht anderer nachdenken. Erst danach sollten wir dazu etwas sagen oder schreiben.
In umgekehrter Richtung müssen wir uns klar machen, dass Religion auch Weltanschauung bedeutet. Diese Weltanschauung ist eine Art von Vorgaben, von Vorentscheidungen, von Festlegungen, wie ein Mensch oder eine Gruppe von Menschen menschliches Leben versteht und organisiert. Die Religion hat also Einfluss auf das gesamte Leben, privat und öffentlich. Die strikte Trennung von Religion und Staat wird eher die Ausnahme sein. Sie passt eigentlich nicht in das Selbstverständnis religiöser Führer. Religion und Weltanschauung sind sehr grundlegende geistige Strukturen menschlichen Lebens (auch bei den „Areligiösen“). Bei Religion und Weltanschauung werden wir Toleranz erst ganz zuletzt erwarten dürfen, wenn alle anderen Denkbastionen zuvor schon aufgegeben wurden.
Menschen, die glauben, dass es Gott nicht gibt, sind ja in sehr Vielem keine Atheisten, sondern Antitheisten, weil sie ihren gottlosen Glauben gegen die Theisten, die Gottgläubigen verteidigen müssen, ja sogar missionieren müssen. Wer Gott los sein will, ist ihn zumeist gerade nicht los, sondern muss ihn nun bekämpfen. Wirkliche Atheisten, wirkliche Gottfreie sind eine Rarität.
Früher wurden Menschen von ihren weltlichen oder geistlichen Herrschern mit mehr oder weniger Druck zur entsprechenden Religion gezwungen. Wechselte der Herrscher in den Religionskriegen die Religion, musste es das Volk auch. Die Herrscher bestimmten, welche Religion und wie die Religion zu leben war. Auch heute ist noch ziemlich viel „früher“! Glauben Sie, dass irgendein Gott in Beziehung zu den Menschen das so wollte oder will? Durch Zwang rekrutierte Menschen säumen Gottes Strassen und jubeln ihm zu. Hinter verschlossenen Türen tun sie dann das Gegenteil. Das sollte Gott angenehm sein? Das sollte er sich so wünschen? Das sollte Sinn göttlicher Schöpfung sein?
Was ist das eigentlich für ein Gott, an den Sie, an den wir da glauben? Ist es einer, der peinlich darauf achtet, dass jeder genau seine Lehre einhält, dass jeder genau nach bestimmten Regeln lebt, dass jeder genau die Sicht der Dinge Gottes einhält, dass jeder genau aufs Wort gehorcht? Glauben Sie an einen Gott, der im Grunde eine Welt als Gefängnis für seine Lebewesen schaffen wollte, nur damit er etwas zu regieren habe? Sie sind dann solch ein Gefangener, solch ein Regierter. Erde als Arbeits- und Erziehungslager, Himmel als ewiges Gefängnis? Glauben Sie an einen Gott, der in dieser Welt alles lenkt, wie ein Junge sein Spielzeugauto auf dem Teppich? Warum sollte Gott Menschen schaffen, Persönlichkeiten schaffen, Ichs schaffen, wenn sie dann doch nur Marionetten sein sollen? Lebende Marionetten? Könnte es sein, dass Gott wirkliche Persönlichkeiten wollte und will, die ihm ein Gegenüber, aber eben auch ein Miteinander in Freiheit, Zuneigung und Wohlwollen bieten? Könnte es sein, dass Gott schon erwachsen ist, wir es aber noch werden müssen?
Kraftvolle oder charismatische Männer sind leicht in der Lage, religiöse Veranstaltungen zu ihrem Nutzen umzufunktionieren und zu missbrauchen. In welcher Religion gibt denn die geglaubte Wahrheit die Berechtigung, in ihrem Namen in den Krieg gegen Andere zu ziehen? Kennen Sie eine? Haben nicht immer, wenn Menschen den Schlachtruf gerufen haben „Gott mit uns“ und in den Kampf (Krieg oder Terrorismus oder auch nur Diskussion) gezogen sind, haben sie dann nicht ihre Religion doch nur für ihre Zwecke missbraucht? Glaubt denn einer von uns, dass ein liebender Gott einen Menschen zurücklassen würde, nur weil er zu dumm war, eine Lehre richtig zu verstehen und zu glauben? Oder glaubt irgendjemand von uns, dass ein den widersprüchlichen Menschen liebender Gott auch nur einen Menschen verstossen würde, weil er widersprüchlich und nicht authentisch gut war? Liegt nicht der Schluss nahe, dass unsere Religionen sehr oft und von vielen Männern missbraucht wurden und werden, um die Menschen, die sie gerne unterdrücken oder/und ausbeuten oder auch nur als Fans gebrauchen wollen, an sich zu binden? Purer Egoismus! Das Problem sind gar nicht die Religionen, sondern die sie missbrauchenden Männer in Führungsposition, die mittels religiösem Nationalismus und Intoleranz ihre eigenen Interessen durchsetzen. Denn auch das sehen wir noch, die moralische Keule und die religiöse Keule (weil es um Wahrheit geht) kommen einer Atombombe gleich. Wer also auf dieser Welt etwas erreichen oder gewinnen will, der sichere sich immer zuerst die Keulen der Moral und der Religion (Ich und was ich denke und tue, sind gut (Ihr dagegen seid böse) und ich glaube den einzig wahren Glauben (Euer Glaube ist falsch!). Dann sind die Waffen der Gegner viel schwächer und der Kampf ist schon mehr als halb gewonnen. Schauen wir es uns bei Jesus am Kreuz ab.
Ideologie ist: Ich weiss, was richtig und gut ist. Da spielt die Realität gar keine Rolle mehr. Wir bestimmen jetzt die Realität. Wir machen sie. Viele Männer betreiben Religion als Ideologie.
Eigentlich möchte jeder nur leben, wie er es in seiner Kindheit in seine Nervenautobahnen eingraviert bekommen hat, möchte selbst bestimmen, möchte in Ruhe gelassen werden von aussen. Tradition ist Heimat. Ob die Tradition dann auch Religion ist, spielt meist gar keine Rolle.
Wäre es denkbar, dass z.B. ein Christ seinem Glauben weiter anhängt, obwohl er in einer z.B. muslimischen Umgebung wohnt und aus Rücksicht und Liebe zu seinen Nachbarn deren Traditionen mit einhält? Ist es aus irgendeinem Grunde seine Pflicht, der anderen Religion oder Tradition Widerstand zu leisten?
Das allgemeine Sein und/oder Gott und/oder die Evolution haben alles getan, damit sich die Lebewesen immer wieder vermehren. Offenbar war den Dreien das extrem wichtig. Und die weiblichen Lebewesen (auch Frauen) wurden so konstruiert, dass junges Leben, ja sogar altes Leben möglichst gut gedeihen kann.
Dann aber sollten das allgemeine Sein und/oder Gott und/oder die Evolution plötzlich bestimmt haben, dass man durch Umbringen von Ungläubigen, durch Umbringen von Andersgläubigen, durch Umbringen von Fremden mit dem allgemeinen Sein, Gott, der Evolution und sich ins Reine käme (sprich: in den Himmel kommt)? Ist das nicht pervers, so etwas anzunehmen?
Dann aber sollten das allgemeine Sein und/oder Gott und/oder die Evolution plötzlich bestimmt haben, dass man durch Verteidigen seiner Fleischtöpfe, seines Landes in den gesetzten Grenzen, seines Wohlstandes, seines Friedens, seines Paradieses gegen alle Eindringlinge auf der Flucht vor Krieg, Lebensbedrohung und/oder wirtschaftlichem Mangel oder auch nur Mangel an Wasser Gott genehm werde? Welche über uns stehende Ordnung gibt uns eigentlich das Recht, zu sagen: Hier bin ich geboren, also gehört mir das Land und deshalb darf ich es ohne Einschränkung gegen alle Eindringlinge als meinen Besitz verteidigen? Woher nehmen wir das Recht?
Warum finden wir in vielen Religionen solch eine Herabwürdigung, ja Ausgrenzung der Körperlichkeit des Menschen? Sex ist die wichtigste Tätigkeit der Lebewesen zur Fortpflanzung und Arterhaltung, aber in den Religionen wird Askese und Enthaltsamkeit gelehrt, zumindest für alle die, die höhere Weihen erstreben oder bekommen haben. Dann aber erleben wir, dass gerade in diesen Institutionen seit langer Zeit eben diese körperlichen Rituale in aller Heimlichkeit gepflegt wurden. Warum versuchen so viele Religionen immer wieder den Menschen als Körper los zu werden? Auch dort wo keine Religion geglaubt wird, auch dort wird der Mensch als Körper möglichst entfernt und erst ein Ideal und dann die Norm auf den Thron gehoben. Haben das allgemeine Sein und oder Gott und/oder die Evolution das nicht vielleicht genau umgekehrt eingerichtet? In diesen Religionen sind Menschen mit Kindern (also solche, die Sex hatten) immer Gläubige zweiter Klasse! Ist nicht ein Kriterium für wahre Religion auch die Frage, ob sie dem Zusammenleben von Mann und Frau Raum gewährt, beide Geschlechter verbindet, statt trennt?
Warum sind Religionsführer und tief religiöse Menschen einerseits so lieb und andererseits so gewalttätig, so vergewaltigend, so kriegerisch?
Tief religiöse Menschen haben häufig Zeiträume reserviert zum Meditieren. Meditieren ist eigentlich gedacht als „religiöses Nachdenken“. Da aber das Wesen der fest glaubenden Menschen ist, dass sie sich auf eine Seite des Lebens geschlagen haben, natürlich auf die gute, sind sie im oben beschriebenen Sinne nicht mehr frei, nachzudenken. Sie haben festgelegt, mein Handeln und Denken soll nur noch in den religiösen Bahnen gehen. Diese Bahnen werden zu Autobahnen im Gehirn. Gedankliches Verirren auf Seitenstrassen und Schleichwege ist nicht mehr gewollt, bald nicht mehr möglich oder aber es kommt zum Unfall: Ungewollt oder gegen seinen Willen kommt der Gläubige auf „Abwege“. Dann plötzlich fragen sich diese Menschen: Wie konnte ich nur vorher so lange so blind sein? Die Gemeinde der Gläubigen aber stempelt ihn oder sie zum Abtrünnigen mit allen bekannten Folgen.
Ein kleiner Abstecher: Streng religiöse Menschen haben es sehr schwer, nachzudenken. Qua Entschluss ist es eigentlich ausgeschlossen. Wie ist es mit Menschen, die ihrem Bauchgefühl, ihrem Körpergefühl, dem Verbrauch, dem Konsum, der Digitalisierung oder auch abhängig machenden Stoffen verpflichtet sind? Schnell füllen diese Dinge das ganze Denken aus und dann ist schwerlich Platz und Ruhe zum Nachdenken. Wie ist es mit Männern, die in Spitzenpositionen bestimmte Dinge wollen und andere Dinge nicht wollen, damit der Gewinn stimmt, damit die Position gehalten werden kann, damit das Einkommen verbessert werden kann oder der Besitz gemehrt wird? Wie ist es bei Wettkampflebensläufen, in Parteiführungen, bei politischen Führern? In der Regel werden diese Dinge ihre Aufmerksamkeit so in Beschlag nehmen, das Ziel im Blickfeld wird so massiv den Blick auf die Rückseite der Medaille verhindern, dass für das Nachdenken keine Zeit, keine Ruhe, keine Entspannung bleibt. Natürlich gehört niemand zu den genannten Gruppen von Menschen. Natürlich glauben alle, dass sie nachdenken, ja dass sie die Einzigen sind, die nachdenken.
Also, so einfach ist das mit den Religionen nicht. Und was die Sache mit den Religionen so kompliziert macht, ist, dass es hier um die Grundlage des Lebens schlechthin geht, um die Wahrheit dieser Welt, die Wahrheit meines Lebens. Wahrheit verstehen wir als unteilbaren, als absoluten Begriff. Da kann es nicht „gut“ und „böse“ geben. Die Wahrheit kann nur „gut“, tragfähig für ein Menschenleben, für eine Familie, für ein Volk, für die ganze Welt sein. Das führt dazu, dass Vertreter einer Religion, die sich auf eine gewisse Sicht der Dinge, auf eine Sicht der Welt festgelegt haben, diese nun für alle als Wahrheit deklarieren und durchsetzen müssen. Wollte jemand wirklich etwas anderes glauben, wäre die Wahrheit tangiert, meine Wahrheit. Sie wäre nicht mehr letztgültige Wahrheit. So kommt es in Gebieten mit religiösen Rechtssystemen zu einem Blasphemieartikel im Gesetz, der Gotteslästerung unter Strafe stellt, meist dann gleich unter Todesstrafe. Denn es ist ja klar, dass ein Leugner meines Gottes von der Erde getilgt werden muss, sonst ist die Infragestellung der letztgültigen Wahrheit ja immer noch in dieser Welt.
Muslime: Verschleierte Frauen. So können die Frauen ihre Reize vor den Männern verbergen, können sich selbst verbergen. Das stimmt. Und es gibt Frauen, die sich gerne verbergen oder die sich gerne in gewissen Entwicklungsphasen verbergen. Warum sollen sie das nicht? Aber die Männer werden noch neugieriger, noch gespannter und wollen die Frau ausziehen. Ist nicht vielleicht deshalb die Pornosucht dort besonders gross oder unter den Männern zumindest nicht kleiner als im Westen? Sind die Vergehen gegen Frauen weniger grässlich als die im Westen? Die Sexsucht oder besser der über Jahrmillionen im Mann eingepflanzte Trieb zum Sex zur Fortpflanzung bricht sich Bahn. Deshalb die Fantasie der jungen Männer von Jungfrauen für die Märtyrer im Himmel?
Wer ist eigentlich ein Märtyrer? Sind es Menschen, die im gewaltsamen Kampf um eine vermeintlich gute Sache sterben? Das sind im Kampf Gefallene. Nein, die sind Märtyrer, die um der Liebe und Aufopferung für Andere willen sterben oder auch weiter leben in gewaltloser Hingabe und Selbstaufopferung. Unter den Märtyrern werden wir viel mehr Frauen als Männer antreffen. Männer ernennen sich typischerweise gern selbst zu Märtyrern (oder andere Männer).
In der Schweiz wird ein Mann als Heiliger verehrt, Niklaus von Flüe (1417 bis 1487). Er lebte in der heutigen Innerschweiz und würde zur bäuerlichen Mittelschicht gehören. Mit seiner zweiten Frau, Dorothea Wyss, hatte er zusammen 10 Kinder. Als sein ältester Sohn 20 und das jüngste Kind noch kein Jahr alt waren, 1467, verliess er mit dem Einverständnis seiner Frau die Familie, um Einsiedler zu werden. Das tat er natürlich, um seinem Gott zu dienen. Er habe sich sehr in das Leiden Christi vertieft und sehr karg gelebt und viele Visionen gehabt.
Warum wird nicht eigentlich seine Frau als Heilige verehrt, die doch eigentlich für das Leben von Kindern, von Menschen und auch für das Überleben dieser Menschen mit ihrer kompletten Selbstaufgabe sorgte? Wenn sie das auch noch freiwillig getan hat, dann hat doch eigentlich sie die Heldentaten vollbracht? Wenn sie es nicht freiwillig tat, doch auch? Hätte nicht Niklaus als Vater und Ernährer eigentlich zu seiner Familie gehört? Mit welcher Begründung ist die Trennung von Frau und Familie als Grund zur Heiligsprechung zu nehmen? Oder wären vielleicht beide zusammen heilig zu sprechen? Ehepaar eben? Nun, wir heute, in der sogenannten „Neuzeit“ Lebende, denken und glauben natürlich so total anders, dass wir das Verhalten von damals wahrscheinlich überhaupt nicht mehr verstehen können, ich jedenfalls nicht. Ich verstehe selbst jetzt, im Alter, sehr vieles noch nicht.
Schein und Sein spielen in den Religionen eine sehr gewichtige Rolle. Deshalb sollten wir wachsam sein und kritisch nachdenken, bevor wir etwas glauben. Aber das gilt in der Wissenschaft, in der Politik, in der Liebe und anderswo genauso. Und doch leben wir nicht ohne Wissenschaft, nicht ohne Politik, schon gar nicht ohne Liebe und hoffentlich auch nicht ohne Heil in unserem Leben.
Da gibt es ja noch die „Heiligen Schriften“. Jede Religion hat so ihre Ansichten, ihre Zeugnisse, ihre „Wahrheit(en)“. Das Problem ist nur die Frage: Wissen wir das, was dort drin steht als: „So war es!“ oder müssen wir es glauben? Glauben heisst ja „Für wahr halten“ (weil wir es eben nicht sicher wissen). Dann sind wir aber eben schon nicht mehr beim Wissen. Sie haben nur zwei Möglichkeiten: „Glauben oder Zweifeln“. Oder vielleicht doch noch eine dritte? „Glauben und Zweifeln“? Nur was ich ausreichend bezweifle, kann ich auch begründet glauben.
Lassen Sie sich nicht zum Fan degradieren. Denken Sie selbst nach. Lassen Sie sich nicht zum Erfüllungsgehilfen anderer Interessen oder gar zu deren Kanonenfutter machen. Lesen Sie die „Heiligen Bücher“, die Bibel (insbesondere des Neue Testament), den Koran, die Bhag avad gita, Schriften des Buddhismus und des Hinduismus, vielleicht die ein oder andere weitere Schrift. Sie wollen und müssen sich ein eigenes Vorurteil bilden. Sie wollen geistiger Individualist werden, wollen selbst Fake und Wahrheit unterscheiden. Das sind wir uns schuldig, wenn wir mündige Bürger werden wollen. Am kritischten müssen wir bei der eigenen Religion sein, denn sie hat uns bisher in Tradition und Lehre eine Heimat gegeben, ohne dass wir sie mit unserem kritischen Verstand auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft haben. Wir sind ihr intuitiv gefolgt. Womöglich gehören wir der falschen Religion an und sei es der Religion des Atheismus?
Woher wissen wir, dass manche Religionsstifter und -führer nicht einem Irrtum aufgesessen sind, als sie ihre Ideen und Ideale als von Gott gegeben deklarierten? Womöglich war es nur menschliches Denken, war die innere Stimme gar nicht göttlich, sondern trivial menschlich? Oder Beides? Oder könnte es auch die verführerische Stimme eines bösen Wolfes im Schafsfell gewesen sein? Die ganze Religion ein Irrtum? Fallen wirklich göttliche Bücher vom Himmel? Wir Menschen sind fähig, alles zu glauben und doch glauben wir vieles auch nicht. Woher nehmen wir die Kriterien für die Unterscheidung? Oder spielen wir intuitiv immer nur Lotto?
Natürlich sind wir diese selbstgierigen Männer damit nicht los. Wir werden in Toleranz ihre Selbstgier ertragen müssen und im gemeinsamen Nachdenken so realitätsnahe Beurteilungen und Lösungen finden müssen, wie nur möglich. Gegen sie kämpfen ist sinnlos, ist keine Lösung! Das wird uns später noch beschäftigen. Menschen, die gegen etwas kämpfen, sind die Unheilbringer für morgen. Vergeuden Sie nicht Ihre Kraft oder gar Ihr Leben im Kampf gegen etwas. In fast oder sogar allen Fällen ist es sinnlos. Sie haben nur die eine Seite der Medaille kennengelernt, die Ihnen zugewandte, aber die andere, die abgewandte, nicht wahrgenommen oder zumindest nicht mit bedacht. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Sie Ihre eigene Intuition wieder in die Sackgasse geführt hat. Widerstehen Sie Ihr. Der Sinn Ihres Lebens liegt in Ihrem Leben selbst. Verbinden Sie Ihr Leben mit liebevollen Menschen. Lieben Sie Menschen. Lassen Sie sich von Gott lieben.
Wenn Sie jetzt sagen „Aber meine Religion ist die richtige“, dann mag es sein, dass Sie Recht haben, aber genauso auch nicht. Sie folgen vielleicht nur Ihrer Intuition, ohne nachzudenken? Das ist zwar eine sehr alte und doch hochmoderne Handlungsweise, aber ob sie wohl zielführend ist? Ich bitte Sie, denken Sie nach.
Widerstehen Sie den Bekehrungsindustrien überzeugter und kritikunfähiger religiöser Gruppen gleich welcher Art. Wo Druck auf Sie ausgeübt wird, vor allem auf Frauen, wo sie psychisch, vielleicht sogar physisch gelenkt werden, wo Sie tot argumentiert und überzeugt werden (man sagt auch „bekehrt“), dort fliehen Sie am besten.
Warum funktioniert Demokratie in Religionsgemeinschaften so schlecht? Religionsgemeinschaften sind selten demokratisch organisiert und wenn doch, dann auf Druck von aussen. Ob solcher Druck von aussen sinnvoll ist, ist sehr zweifelhaft. Generell sind ja Glaubensgemeinschaften eine Gemeinschaft vieler Gleichgesinnter, Menschen gleichen Glaubens. Eigentlich sind ja alle gleich und ihr Gott ist der Führer. Ob nun der Gott eine Person zum Führen erwählt hat, ist ja schwer feststellbar. Man kann es nur glauben. Dass die Gemeinschaft der Gläubigen automatisch weiss, wer Führer sein soll, ist auch zu bezweifeln. Die Gemeinschaften sind echt in der Klemme. Streit darf es eigentlich nicht geben, aber irgendwie muss ein Leiter, ein Ansprechpartner, eine Führung her. Eigentlich kann es gar keinen angemessenen Mechanismus dafür geben. Jede Gruppe muss selbst herausfinden, wie die Leitung gefunden wird. Dafür gibt es nun aber Gruppen in der Gesellschaft, die den Staat und seine Gesellschaft so in ihre Hand bekommen und genommen haben (und missbrauchen?), dass sie den Religionsgemeinschaften vorschreiben, wie sie sich zu organisieren hätten. Religionsfreiheit? Wir lassen Anderen gar nicht so viel Freiheit, wie wir von uns selbst glauben.
Eine kleine Zwischenbemerkung: Warum sprechen wir Gott mit „Du“ an? Was sagt das über uns aus, wenn wir zunehmend einfach jeden mit „Du“ ansprechen? Im Internet nur noch Vornamen und selbstverständlich „Du“. Haben wir kein Verständnis mehr für die Grenzen zwischen ich und Du, zwischen bekannt und unbekannt, zwischen mir und einem wie auch immer gearteten Gott? Stellen wir uns doch mal einen Gott vor und dann kommt da so ein egoistischer, alles zerschlagender, verbrauchender, gedankenloser Mensch daher und sagt „Du“. Wird dieser Gott nicht kurz nachdenken, seine Schlüsse ziehen und diese verwirklichen? Welche werden das sein? Ist uns mit dem „Sie“ nicht auch die Achtung vor Gott und den anderen Menschen abhanden gekommen?
Anderer Gedanke: Wenn Sie einer Gruppe angehören, die von der Gesellschaft, von der Öffentlichkeit oder von den Medien als „extrem“ eingestuft wird, dann seien Sie immer besonders vorsichtig, besonders selbstkritisch und kritisch gegenüber Ihrer Gruppe. Die Ansicht der Menge ist nicht die Wahrheit, aber ein Hinweis. Kritisch prüfen können nur Sie und müssen Sie selbst. Das gilt sowohl politisch (rechts-links oder nationalistisch oder anderswie), als auch wirtschaftlich (reich, superreich (Arme können es weniger beeinflussen?)), emotional (Sportfans, Musikfans) oder ...
Allen anderen Menschen gegenüber aber üben wir uns in aktiver Toleranz und lassen ihnen die Freiheit, zu glauben, was sie selbst glauben können oder/und wollen. Wenn wir wirklich tolerant werden wollen, dann muss uns das auch gegenüber dem Minus (den Schwächen, den Fehlern, den Fehltritten) des Anderen gelingen. Das ist eine echte Herausforderung.
Viele christliche und Religionsgruppen bauen sich ihre eigene heile Welt. Aussenstehende, bitte lasst uns in Ruhe machen und leben, selbst wenn bei uns inzwischen wieder der Hass umgeht. Religionsgruppen sind oft die am stärksten nationalistisch denkenden Volksgruppen, in gewissem Sinne auch rassistisch.
Religion will die Welt „heil“ machen. Glauben Sie, wenn die ganze Welt islamisch oder christlich oder buddhistisch oder hinduistisch wäre, dass sie dann „heil“ wäre? Viele Männer Gottes dürften Gott wohl missverstanden haben, in allen Religionen, selbst in den Religionen, die glauben, gar keine zu sein. Ist Gewaltanwendung gleich welcher Art mit Liebe vereinbar?
Werden zu Einfluss kommende Frauen auch die Religionen umkrempeln, wenn sie sie in die Hand nehmen? Welche Folgen das haben wird, können wir derzeit allenfalls ahnen. Hinweise finden Sie bereits jetzt, wenn Sie unser Nachdenken fortführen.
Für Religion als Überbringer von „Heil“ ist es wichtig, dass sie nicht nur eine Vereinigung ist wie eine Partei, eine Firma, ein Verein, nur mit anderer Lehre, einem anderen Zweck, einer anderen Lebensform. Was unterscheidet eine Religion als Religion von den anderen Lebensstrukturen?
Irgendwie haben alle Völker ihre Religion, ihre Vorstellung von der Grenze der Immanenz, haben Ahnung von Transzendenz. Nur der „moderne“ Mensch, der Maximalegoist der Neuzeit nicht? Ist nicht der Neuzeitmensch gerade der dümmste Mensch, den die Erde erlebt hat, der sich am meisten selbst betrügt? Wir Erdbezwinger, wir Weltraumbezwinger, nur uns selbst bezwingen wir nicht?
Gibt es womöglich doch einen Teufel, der alles, was wir gut meinen, auf der anderen Seite als böse beabsichtigt erscheinen lässt? Gibt es womöglich doch einen Teufel, der uns im Glauben an das Gute in uns immer in die Gegenrichtung, zum Bösen jagt? Wir glauben ja nicht an den Teufel, aber gibt es ihn womöglich doch?
Alles stirbt auf dieser Welt, nur das, was nicht lebt, kann nicht sterben. Auch Kirchen und Religionen sterben, alles. Lassen Sie uns das immer bedenken.
Wir stempeln gerne die Anderen als Böse ab. Die Bösen können sogar Gutes tun. + und – können wir nicht trennen! Deshalb gibt es auch immer Leute, die im Bösen Gutes tun. Auch das lassen Sie uns immer bedenken.
Christliche Religion (3/2022)
Die Bibel sagt sinngemäss: Jesus Christus ist der von Gott, der von aussen gekommene Retter, der Dank seiner Liebe die Menschen mit sich vereint, in sein Land, das er bewohnt, aufnimmt. Das ist zwar unglaublich, aber doch die einzige glaubbare Lösung. Moralisieren, damit der Mensch „gut“ werde, damit er „heil“ werde, damit er „versöhnt mit Gott, mit den Mitmenschen und mit sich“ werde? Ist das nicht lächerlich? Wie viele hundert Jahre wollen wir das denn noch glauben? Es hat doch bisher nicht geklappt und jede Generation versucht es wieder, versucht aus der Geschichte zu lernen, wie man es noch besser könne, als die vorherigen Generationen? Vielleicht will uns die Geschichte das Gegenteil lehren? „Es kann gar nicht klappen!“ Jeder moralisiert auf seine Weise, nach seiner Fasson, nach seinen Wünschen, nach seinen menschlichen Möglichkeiten und stellt das als absolut richtig hin.
Die Bibel ist ein schlaues Buch. Sie wurde von Menschen geschrieben, die viel nachgedacht haben und die viel Einsicht in Realität hatten, deren Ansichten sehr realitätsnah waren. Man könnte von Weisheit, vielleicht auch von Wahrheit sprechen. Allerdings geht es den Schreibern wahrscheinlich nicht darum, Weisheit zu verbreiten. Das können auch andere. Es geht darum, Beziehung herzustellen. In der Bibel ist viel Menschlichkeit beschrieben und wenn wir das glauben wollen, dann steckt da auch viel Göttlichkeit drin. Das Dumme: Wir können Göttliches und Menschliches nicht sauber trennen. Wir hätten gerne, wir trennten das Göttliche vom Menschlichen und fassen das Göttliche auf zehn Seiten zusammen. Schwarz auf weiss können wir es nach Hause tragen. Nun haben wir das Göttliche bei uns und ziehen los und überzeugen alle Menschen. Dann sind alle Christen. Vergessen Sie's, es funktioniert nicht.
Auch die Bibel trägt diese Widersprüchlichkeit, die wir vom Menschen kennengelernt haben, in sich. Die Bibel spricht von Gott und von Gott (Jesus) unter den Menschen und von den Menschen. Da sie die Verbindung von Gott und Welt herstellt, kann sie nicht anders, als widersprüchlich zu sein, denn sonst könnte sie nicht die Verbindung zum real existierenden Menschen beschreiben und herzustellen versuchen. Sonst würde sie nur von einem Ideal an Mensch sprechen. Unter Aufnahme der Widersprüchlichkeit wird sie adäquat zum Menschen. In der Bibel sind die Gesetze überwiegend nicht zum Halten da, sondern uns klar zu machen, wo wir selbst stehen und wie es um uns steht.
Wir haben uns inzwischen die Gesetze (die zehn Gebote z.B.) so zurecht gebogen und in Gesetzesform gegossen, wie es uns passt. So macht man das heute. So ist das modern, fortschrittlich, zukunftsweisend. Ich bin nicht einmal sicher, ob das so abwegig ist. Das zieht nur zwei Konsequenzen nach sich. Erstens muss jemand die Folgen tragen, meist unsere Kinder und Nachkommen und in zweiter Linie wir selbst. Diese Änderungen sind wie ein Bumerang. Da entsteht Leid, Psychoterror, psychische Schäden, Gerichtskosten, Geldstreitigkeiten, Trennungen, … Zweitens sind diese Rechtsänderungen das Eingeständnis, dass wir uns selbst nicht beherrschen können, Gesetze einzuhalten, wie sie gemacht wurden, sondern wir machen uns die Gesetze, wie wir sie wollen. Das halten wir dann für der realen Welt entsprechend. Wir glauben, dass das so gerecht wäre. Ob das aber so sinnvoll ist, im grossen Zusammenhang der Evolution so sinnvoll ist, das wissen wir doch gar nicht.
Das alte Testament zeigt die Welt, wie sie vor Jesus war, wie wir Menschen durch Rechtschaffenheit, durch das Halten von Regeln und Gesetzen gerecht werden sollten. Falls Sie es lesen, werden Sie merken, wie schwer sich die Menschen damit taten, damals schon, vor etwa 3000 Jahren. Da erleben Sie Mord und Totschlag, Streit unter Geschwistern, Leid unter Neid, Rachsucht und Vieles mehr. Das Neue Testament zeigt die Lösung. Wir verfallen eigenartigerweise allzu gerne wieder ins alte Testament zurück. Dabei wäre es doch viel leichter, die angebotene Lösung des wahrscheinlich lebendigen Gottes zu glauben?
Unser Umgang mit der Bibel ist wie mit den Gesetzen: Was uns nützt, was uns im rechten Licht erscheinen lässt, was uns Recht gibt, das lassen wir gelten. Was uns schadet oder zumindest gegen unsere Intuition, gegen unsere Wünsche ist, gilt für die Anderen und auf jeden Fall nicht für uns.
Bitte keine christliche Sharia wie z.B. in der Schweiz und in Deutschland und vergleichbar den muslimischen Ländern. Die Glaubensphilosophie bestimmter protestantischer Richtungen und des daraus hervorgegangenen nachchristlichen Moralismus sind ein Rückschritt für die Menschheit, vergleichbar der Gausskurve nach dem Scheitel.
Am schlimmsten sind die Kinder pietistischer Eltern dran, denn sie sind erzogen zum gut Sein. Alles Andere wurde ihnen abtrainiert. Was sie machen, ist nun gut und sie machen es grenzenlos. Schauen wir mal auf Herrn Hegel und viele andere europäische und vor allem deutschsprachige Philosophen. Sie stammen oft aus pietistischen (also streng christlich gläubigen) Familien, oft Pastoren- oder Pfarrersfamilien. Sie wissen, was nun gut ist und schreiben und definieren es bis ans ideale Ende. Es gibt mehrere Gründe, warum das fragwürdig ist. Wir werden das später noch durchdenken.
Vielleicht will Gott seinen Theologen seit langem sagen: Kommt doch endlich mal zu Sinnen. Ich bin kein Buchstaben-Gott! Ich bin ein Gott der Beziehung. Ich will mit Euch leben und nicht mit Euch rechten. Ich bin ganz anders, als Ihr denkt! Und ein Gott der Traditionen, der Lebensweisen, der Rechtgläubigkeit bin ich schon gar nicht.
Wenn ich den christlichen Gott richtig verstehe, dann will er nicht, dass wir Menschen göttlich (gut) werden. Das ist er ja schon selbst. Er will, dass wir menschlich werden, denn er will ja Beziehung zu uns Menschen. Das geht nur mit Menschen als Gegenüber, nicht mit „Möchte-gern-Göttern“ und auch schwer mit „Das schaffe ich schon selber"-Denkern. „Ich reisse mich zusammen. Dann habe ich geschafft, was ich konnte und Gott, dann kannst Du mir gar nichts. Dann bist Du mir den Himmel schuldig.“ Wenn ich an die Himmelstür komme, stehe ich nicht mit leeren Händen da, sondern habe etwas vorzuweisen. Ob das wirklich so gedacht ist? Keine Angst vor dem „Menschlichsein“! Womöglich ist sogar Gott viel menschlicher als wir denken? Das wäre ein Grund für das „Du“.
Und doch: Nach oft gehegtem christlichem Verständnis ist Gott unser Vater und wir dürfen uns vertrauensvoll an ihn wenden, aber er ist damit nicht automatisch unser Wunscherfüller, der uns in all unseren Dingen nach unserer Wunschgerechtigkeit hilft, der uns unserem Egoismus nach als Wunscherfüller dient, der uns Diener wird, obwohl er uns auf seine Weise dient. Gott ist Nähe wichtig, aber die Nähe braucht auch Distanz und wer die nicht wahrt, kommt ihm womöglich zu nahe?
„God bless you!“ Was ist eigentlich Gottes Segen? Verstehen wir den überhaupt? Auch Segen kann Fluch sein in dieser Welt. Segen kann nicht auch Fluch sein? Woran messen Sie Segen? An Ihrem Wohlgefühl; ob Sie damit Recht haben; ob Sie gewinnen? Damit kann Segen zu Fluch werden. Sie werden mit Reichtum gesegnet und merken gar nicht, wie Sie dieser Reichtum von anderen Menschen, die Ihnen den Reichtum neiden, die Ihren Reichtum für unrechtmässig bekommen ansehen, die Sie vielleicht sogar deshalb vor Gericht bringen, trennt. Wie unser Reichtum durch Zerstörung unserer Welt zum Fluch wird, ist uns noch gar nicht klar.
Das allgemeine Sein und/oder Gott (und/oder die Evolution) haben die Welt geformt. Wir haben überlegt, was die Welt, insbesondere die biologische Welt antreibt. Es hat eine Entwicklung stattgefunden von den Genen zur Prägung (ein Teil der Intuition) und zur verstandesmässigen Eigenverantwortung. Wenn das allgemeine Sein und/oder Gott (und/oder die Evolution) die Welt erschaffen haben und wenn sie Liebe in dieser Welt plazieren wollten, dann ist schwer vorstellbar, dass sie durch Einhalten von Normen Liebe erzeugen wollten. Normen wecken in uns Abwehr. Wir Menschen denken Liebe als Prinzip „Liebe“. Der 14. Dalai Lama beschreibt die „Logik der Liebe“. Aber ist Gott wirklich ein Prinzipienreiter? Wahrscheinlich kommen wir dem christlichen Glauben und Gottes Verständnis doch näher, wenn wir Liebe nicht als Prinzip denken, sondern als (angenehme?) Beziehung zu unserem Gegenüber, auch zu unserem(?) Gott? Wenn wir an dieser Stelle nur von Evolution ausgehen wollen, ohne Gott, dann wird es problematisch. Wir können uns die Evolution schwer personalisiert vorstellen und eben das meint der Begriff „Evolution“ ja: Entwicklung ohne ursächliche, persönliche Quelle.
Normen bauen Druck auf und erzeugen Gegendruck und damit ist die Liebe schon ins Aus geschossen. Liebe kann man nur schenken und geschenkt bekommen und soweit ich weiss, ist das genau die Botschaft der Bibel und der Christen, dass Gott seine Liebe schenkt. Also, bleiben wir widersprüchliche Menschen. Gott (und/oder das allgemeine Sein und/oder die Evolution) haben es offenbar so gewollt. So verstellen wir uns nicht. So widersprüchlich sind wir authentisch. Und wir glauben Gott in Jesus seine Liebe zu uns und seine Versöhnung!
Viele christliche Gemeinden werden ähnlich funktionieren wie Ehen. Je besser der Egoismus der Mitglieder, die Sucht nach Liebe, Geborgenheit, Versorgung, Aufmerksamkeit etc. zueinander passen und gestillt sind, desto besser die christliche Gemeinde. Hinter den Kulissen versucht jeder nur, seinen eigenen Egoismus hinter der spanischen Wand zu pflegen. Auch Liebe ist sehr anfällig für Egoismus, auch unter Christen. Im Jenseits wird das Männerkämpfen und das Weiberkeifen unvermindert weiter gehen. Wer es hier nicht anders gelernt hat, wird es dort nicht anders leben. Üben wir "Liebe" hier schon mal. Vielleicht ist das ja sogar Sinn der Erde?
Viele christliche Gemeinden bauen ein Reich, eine schmucke Kirche, eine liebevolle Gemeinschaft, haben eine Idee (Gott und den christlichen Glauben und (eine) Mission). Die Gemeinde wird zu einem Reich von Liebe und Harmonie. Aber auch in diesem Reich kommen die menschlichen Widersprüche zum Vorschein und dann fängt der interne Kampf an. Er muss natürlich unter der Decke gehalten werden, denn eigentlich kennen wir so etwas in unserer Harmonie und Liebe ja nicht. So müssen Leute unterdrückt, ausgeschaltet, ins Abseits gestellt oder gleich ganz ausgeschlossen werden. Das Reich muss gesäubert werden. Die Egoismen bahnen sich den Weg. Es werden drinnen und draussen, also Grenzen definiert. 0-Toleranz wird üblich. Es geht wieder alles ganz menschlich zu und Gott ist draussen. Das war im Mittelalter so in der katholischen Kirche, nach der Reformation bei den verschiedenen Protestanten und später auch in den pietistischen und Freikirchen. In den Kirchen geht es menschlich zu wie ausserhalb der Kirchen. Nur zeigen dürfen wir es dort nicht so. Wir können doch nicht unser wahres Gesicht zeigen?
Europa wurde durch das Christentum geprägt, nicht durch den Islam. Aber viele Europäer, Christen wie Nichtchristen und Nachchristen haben sich in die christliche Idylle verliebt, die in einer christlichen Lebensweise entstand. Sie versuchen nun, diese Idylle weiter zu leben, gegen Einflüsse von aussen zu verteidigen, abzugrenzen. Dabei wird aber vergessen, dass diese Idylle entstanden ist durch christliche Nächstenliebe, gegenseitige Achtung, gegenseitige Annahme, Nachahmung der Liebe Gottes in der Welt, soweit sie in der Widersprüchlichkeit doch geschah. Die Idylle wurde übernommen, der Glauben als Grundlage aber nicht oder nur teilweise.
Viele Gleichnisse in der Bibel passen auf die „realen“ Verhältnisse besser als in den Situation im Leben, aus denen sie entlehnt sind. z.B. das Unkrautjäten. Vergleichen Sie mal.
Ich bin nicht sicher, ob die heutigen Bewohner der christlichen Idylle diese Verteidigung der Idylle mit Gedanken und Empfehlungen Jesu aus der Bibel begründen können. Ich bin nicht sicher, ob man im Sinne Jesu die Einladung an alle Erdenbewohner, sie sollten zu ihm kommen, ummünzen kann in: Nein, nur wir sind gemeint und ihr Immigranten, gleich welchen Grundes, seid auf jeden Fall nicht gemeint. So weit ich die Bibel noch von innen kenne, haben weder Jesus, noch Paulus, noch andere Apostel empfohlen: Verteidigt Eure innige Gemeindeschaft in euren Gemeinden gegen Flüchtlinge, Gäste und andere Menschen, damit sie nicht eure Gemeinschaft stören. Ob wir unsere egozentrische Lebensweise und Politik in der westlichen Welt gar mit unserer von Christus gestifteten Nächstenliebe begründen können? Versuchen Sie es einmal. Verrät der nachchristliche Westen nicht gerade aus zutiefst tierisch-menschlichen Gründen seine Ideale, um seine Ideale zu bewahren?
Der Zweck heiligt nicht die Mittel. Das ist ein eklatanter Irrtum der Christen seit 325/380 (als der Glaube an den christlichen Gott in Rom von der verfolgten Religion zur Staatsreligion erhoben wurde und seitdem Religion und Macht zu einer mehr oder weniger innigen Einheit verschmolzen). Gott hat in Jesus Christus und in seiner Entwicklung dieser Welt sich selbst von der Macht getrennt. Leider geht das uns Männern so völlig gegen den menschlich-männlichen Strich, gegen unsere Intuition, dass wir das nicht einmal denken können, geschweige denn leben. Der Islam hat diesen Fehler von Anfang an vom Christentum gleich mit übernommen. Heute wird er nach Möglichkeit von den führenden Köpfen gepflegt. Die nachchristlichen Menschen haben diesen Irrtum natürlich auch unbedacht (intuitiv) übernommen.
Gibt es den Islam vielleicht nur deshalb, weil 325/380 überreagiert wurde, von einem Lager ins Gegenüber, von den Verfolgten zu den Verfolgern? Damals wurde das Christentum zur Staatsreligion gemacht. Freiheit für die Christen, für die Menschen christlichen Glaubens, war vielleicht nicht verkehrt. Die Christen hatten 300 Jahre lang furchtbar unter Verfolgung und Gewalt gelitten. Aber dann gleich zu Verfolgern zu werden oder die Protektion von Menschen zu suchen, die Andersgläubige verfolgen? Das war der Schritt zu weit, der Abstieg auf der Gausskurve? Klar, dass die nun Verfolgten um ihre Freiheit kämpfen mussten und irgendwann gewinnen würden und nun ihrerseits wieder die Anderen verfolgten.
Die Kirchen verlieren heute Nichtchristen aus ihren Reihen. Wahrscheinlich waren in der Kirche immer Christen und Nichtchristen? Wir wollen nur nicht darüber richten, wer zu welcher Gruppe gehört. Wir sind nicht Richter! Wir sind Zuschauer oder bestenfalls Teilnehmer. Wahrscheinlich müssen wir selbst hier annehmen, dass die Grenze eigentlich nicht zwischen uns Menschen, zwischen den Christen und Nichtchristen, verläuft, sondern durch uns Menschen hindurch. Wir glauben und zweifeln mehr oder weniger und es spricht einiges dafür, dass das so menschlich ist und gar nicht anders sein kann und dass „gesunde“ (wer kann schon sagen, was „gesund“ ist?) Zweifel sehr angemessen sind.
Erst war Europa lange Zeit christlich (katholisch). Dann kam es ins Gegenteil und es wurde protestantisch. Dann verwandelte es sich ins Gegenteil und es wurde gottlos.
Ein grosser Fehler in den Religionen wurde begangen, als Männer die Führung übernahmen, die Recht haben wollten oder Recht hatten, erst die Religionsführer, dann die Herrscher. Religion ist Sinnsuche, ist Gottsuche, ist Beziehung-Knüpfen. Männer (seltener, aber oft genug auch Frauen), die Recht haben, suchen nicht, denn sie haben ja schon alles gefunden. Deshalb haben sie ja auch Recht, was bedeutet entweder „Rechte hat gegenüber Anderen“ oder „richtig liegt in der Realitätsbeurteilung“. Einsicht und Weisheit? Unbekannt! Aber natürlich fühlen wir uns einsichtig und weise. Und doch braucht die Religion, braucht Gott Menschen an der Basis, im irdischen, im menschlichen Leben.
Die Kirche zahlt jetzt mit ihrem Mitgliederschwund für die Sünden der kirchlichen Rechthaber seit 385. Die Männer und Möchte-gern-Männer, die siegen wollen, gehen von Bord. Zurück bleiben die, die gewinnen wollen, durch dienen. Falls es so ist, ist das vielleicht sogar gottgewollt so?
Eine Frau im katholisch-kirchlichen Bereich nach der Synode 2022 sinngemäss: "Wir haben uns jetzt endlich zwischen den Geschlechtern und in der kirchlichen Hierarchie auf eine Teilung der Macht innerhalb der Kirche geeinigt." Habe ich da richtig gehört? Dass wir Männer gerne Recht haben und das auch ausspielen, wussten wir ja schon lange. Nun wollen es die Frauen auch und die hierarchisch unteren Ränge (hier die „Laien“ genannt) auch? Ob das so dem christlichen Evangelium entspricht? Ich habe da offenbar falsche Vorstellungen? Christen sind neuerdings offenbar zum Regieren da, nicht zum Dienen?
Die Mönche haben früher in den Klöstern Reichtümer geschaffen. Sie haben gedient und nicht verdient. So sammelten sich Schätze an, was hinterher aber auch zum Fluch werden konnte. Gab es Unterschiede zwischen Mönchs- und Nonnenklöstern? Was sagen uns diese Unterschiede oder auch nicht vorhandenen Unterschiede?
Christen sind nicht authentisch. Sie sind Menschen, widersprüchlich, gut und böse und sie (müssen?) heucheln, dass sie mehr gut als böse wären im Glauben, um so authentischer zu wirken. Das Gleiche gilt für Politiker, die gewählt werden wollen oder die wegen ihrer „Leichen im Keller“ sich als moralisch besser darstellen müssen, als sie es wirklich sind.
Christen können gar nicht authentisch sein. Die Situation, die Luther charakterisierte mit „Sünder und doch Gerechter“ macht es unmöglich. Deshalb stossen sich Menschen am „Bodenpersonal Gottes“ und das geht auch gar nicht anders. Liebe Christen, wenn sich andere an Ihnen stossen, ist das nicht automatisch ein Zeichen, dass Sie falsch leben. Es kommt darauf an, woran sich die Anderen bei Ihnen stossen. Liebe Menschen eines anderen Glaubens, Christen sind keine Heiligen, selbst wenn sie der Papst heilig gesprochen haben sollte. Christen sind Menschen wie Sie und ich.
Ich bin sicher, Gott wird die Christen trotzdem alle aufnehmen in den Himmel, trotz des Egoismus auch in ihnen. Der Gott der Christen ist ein grosszügiger Gott, kein Tüpflischisser, kein Pfennigfuchser. Dummerweise hat er sich nur offenbar entschieden, keinen Krieg führen zu wollen und daher auch keinen besiegen zu wollen, auch nicht seine und unsere Gegner.
Viele Christen versuchen, durch das Ausschalten oder Verdrängen von Gefühl (Verdrängen von Sexualität und sexuellem Verlangen) sowie Flucht in die Welt des Verstandes und der Gedanken (Beschäftigung mit der Bibel, der Kultur, Schöngeistigem, Theorie) dem körperlich Bösen zu entfliehen. Damit versuchen sie vor sich selbst, dem Menschsein, zu entfliehen. Ist das die von Jesus gepredigte Erlösung?
Sonntag für Sonntag finden rund um den Globus viele viele christliche Fanveranstaltungen statt. Man nennt sie Gottesdienste. Je nach Glaubensrichtung sind sie unterschiedlich im Programm. Aber gemeinsam ist, dass einem Gott gehuldigt wird wie einem alten Kaiser, der die Jubelrufe und Geschenke der Fans oder Untergebenen entgegennimmt. Das braucht er jede Woche neu. Jubel für den Erhabenen, Erniedrigung für die Fans und Untergebenen. Das ist ein bisschen platt und sicher nicht das Einzige, was so einen Gottesdienst ausmacht. Aber ich fürchte, so weit von der Realität entfernt ist die Beschreibung doch wieder nicht. Was haben Sie für ein Bild von Ihrem Gott? Wie stellen Sie ihn sich vor? Was wird er mögen? Was wird ihm gefallen? Wie, glauben Sie, könnte Ihre Beziehung zu ihm in beiderlei Wunsch entsprechen? Könnte es sein, dass sich Gott auf Sie einstellen möchte und dass er hofft, dass Sie sich auf ihn einstellen?
Und doch gibt es in christlichen Gemeinden viel Aufopferungsbereitschaft, viel Liebe, die Leben möglich macht, die Beziehungen aufbaut und erhält, die Sinn stiftet. Wenn heute sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz (andere Länder kenne ich zu wenig) trotz aller Widerstände und Intoleranz und Lieblosigkeit Integration erstaunlich gut funktioniert, dann ist das zu einem weit überproportionalen Anteil Auswirkung christlicher Hilfe und Engagements in der Gesellschaft.
Wir können nicht nur Ausländern aus anderem kulturellen und religiösen Hintergrund lehren, wie man sich hier benimmt, sondern wir müssen auch erklären, warum man sich hier so benimmt. Dazu sollte man seine eigene Kultur und Religion natürlich kennen, selbst wenn sie schon zur Vergangenheit gehört. Wenn die Ausländer dann merken, welcher Doppelmoral wir selbst im Ernstfall unterliegen, dann enttäuschen wir sie. Das bedeutet dann aber, dass wir uns zuvor selbst über uns getäuscht haben.
Christentum ist, wenn Menschen Jesus und die Anderen lieben. Woher weiss ein Christ, dass er das tut? Woher sollen Andere das wissen? Woher wollen sie das von sich selbst wissen? Woran machen Christen das fest? Wer „gut“ und „böse“ ist, der liebt auch so widersprüchlich. Die Liebe dieses Menschen trägt sowohl die Züge von „gut“ wie von „böse“. Man sieht es an dem, was Christen tun und an dem höchst menschlichen, egoistischen Wunsch: Ich will überleben, also will ich in den Himmel! Wenn ich die Normen alle einhalte, wenn ich zu allen lieb bin, wenn ich helfe und „Gutes“ tue, dann habe ich mir mein Seelenheil bei Gott verdient. Das ist der purste, noch mehr weibliche als männliche Überlebenswille. Weiter ist das nichts. Das ist menschlicher Egoismus pur. Jesus wird sich angewidert umdrehen und sagen: Puh, wie unchristlich!!!, wie menschlich und damit von Jesus in Liebe wieder annehmbar! Gott hasst und liebt unsere Widersprüchlichkeit zugleich.
Woher wissen wir, dass Gott sich an die Regeln hält, die er uns Menschen gegeben hat? Über ihm gibt es offenbar kein Gericht, das wir anrufen könnten und ihn verklagen. Wäre das nicht nur unsere Selbstüberschätzung? Mehr als zweifeln und glauben können wir nicht. Der Rest ist seine Sache.
Das war ein Teil der Auseinandersetzungen des Reformers Martin Luther mit der katholischen Kirche. Jeder versuchte, durch Geschenke gleich welcher Art, in den Himmel zu kommen. Die Kirche bot das an und verdiente daran. Aber auch jeder gläubige Bürger hatte es leichter. Jeder wusste, wie er in den Himmel kommen konnte. So also musste man es tun. Dann funktionierte es. „Gute Werke“ geschahen nicht aus Liebe, sondern aus dem Egoismus, Pluspunkte bei Gott zu sammeln. Wieder Egoismus pur. Heute erkennen wir das als Witz. Heute kennen wir keinen Himmel mehr. Also verdienen wir unser Geld jetzt und geniessen es gleich. Wozu erst warten oder gar mit Anderen teilen? Heute ist Egoismus zur wichtigsten Triebfeder der menschlichen Entwicklung auf's Podest gehoben. Wo ist der Unterschied zum Mittelalter? Wer teilt heute uneigennützig, ohne seinen eigenen Vorteil und sei es nur den „guten Ruf“ (den guten Schein) zu suchen oder zu verteidigen? Wir haben nur ein Leben. Jeder mögliche Genuss muss in diesem Leben untergebracht werden. Das ist heute unsere Lebensaufgabe. Waren da die Menschen im Mittelalter nicht nachhaltiger unterwegs als wir Neuzeitmenschen heute?
Frauen sind viel häufiger in der Kirche und gleichzeitig sind auch viel mehr von ihnen in der Kirche als Männer. Frauen leben beziehungshafter, sind hingebungsvoller und deshalb erscheinen sie religiöser und sind der Religion näher. Wie wir gesehen haben, stehen Frauen grundsätzlich dem Leben näher als Männer und Leben braucht Hingabe und Liebe. Sonst kann es nicht gedeihen. Frauen stehen daher biologisch Gott und Jesus und dem christlichen Glauben bereits deutlich näher als Männer. Das gehört zu ihrem Frausein. Das ist ganz natürlich, hat dann aber auch nicht mit Religion zu tun.
Die Stellung und Rolle des Mannes in und zur Religion steht der der Frauen geradezu diametral entgegengesetzt gegenüber. Wir werden es gleich sehen.
Wie ist es denn mit der Vereinigung von Mensch und Gott? Sie ist undenkbar. Die Beiden gehören nicht zusammen. Wenn sie Beide zusammenkommen, dann ist das ein Mysterium, ein Geheimnis. Ich kann es Ihnen nicht erklären. Es ist ein sehr labiles Mysterium und immer wieder aufflackernd da und auch nicht da. Keiner hat es in der Hand, vielleicht nicht einmal Gott? Es bleiben uns nur die Hoffnung und der Glauben, dass es doch so ist.
Glauben Sie nur, was Sie ein Leben lang bezweifelt haben. Bleiben Sie als gläubiger und auch als ungläubiger Mensch immer Philosoph, immer kritisch Fragender, immer Nachdenkender. Alle anderen Ausdrucksweisen Ihres Lebens bauen darauf auf und auch diese müssen immer wieder selbstkritisch überprüft werden.
Es ist eine interessante Beobachtung, dass viele nachchristliche Menschen (vielleicht auch die nachreligiösen Menschen überhaupt, egal von welcher Religion sie sich gelöst haben?) die Welt als Wegwerfwelt ansehen. Die Dinge, die Welt, werden benutzt und dann weggeworfen oder zumindest nicht mehr beachtet. Wir sehen es an den Müllbergen oder Müllozeanen. Doch diese Menschen haben keinen Himmel, haben keinen Ort, wohin sie fliehen könnten. In und mit diesem Müll müssen sie leben (oder sie bringen ihn fort und dann müssen Andere in ihm leben)! Oder sie transformieren ihn durch Verbrennen oder Umwandlung oder im günstigen Falle verwerten ihn wieder.
Unsere Realität ist Gottes Realität und/oder des allgemeinen Seins und/oder die Realität der Evolution. Wenn Gott Realität ist, dann können wir die Realität nicht ändern, denn wir werden kaum Gott ändern. Oder doch? Dass wir die Realität wirklich ändern, wirklich besser machen könnten, ist das nicht vermessen? Kann das nicht nur schief gehen, egal ob mit oder ohne einen Gott? Ist es nicht nur menschliche Ignoranz und männlicher Grössenwahn, zu glauben, man könne irgendwo etwas dazutun, ohne es vorher woanders wegzunehmen (oder in Form von Darlehen später irgendwo wegzunehmen)?
Menschen waren wir, als wir so waren, wie wir sein sollten, ökologisch eingepasst in eine Welt von Gott, Lebewesen und Erde (egal, wann das war. Vielleicht waren wir auch nie so?) Irgendwann hat sich das geändert. Seitdem sind wir zunehmend Monster, die vorgeben, Menschen zu sein, die sich damit nun dauernd selbst belügen müssen. Ist das die Realität, die religiös mit dem Paradies, dem Sündenfall und dann dem heutigen Menschsein beschrieben wird?
Müssen Frauen eigentlich die Welt retten? Vor den Männern retten? Männer retten können sie sowieso nicht. Überlassen Sie das Jesus Christus. Frauen und Männer, bleiben Sie bei Ihrem Leisten, Ihrem Leben, Ihrer Wenigkeit.
Wir erleben den Raum um uns herum dreidimensional. Nehmen wir die Zeit dazu, hätten wir eine vierte Dimension. Müssen wir uns die fünfte Dimension vielleicht als Schein (vom Sein) vorstellen? Wie viele Dimensionen, die ich, die vielleicht auch wir nicht denken können, wird es noch geben?
Wenn Gott vielleicht in anderen Dimensionen lebt als der Mensch, wie will ein Mensch dann wissen, dass es keinen Gott gibt? Wenn schon hinter der nächsten Wegbiegung oder im mir nächsten Menschen, die Transzendenz beginnt, weil sie von mir getrennt sind, wie will ich dann sagen „Es gibt keinen Gott“? Der Mensch ist wie einer, der sagt „Ich sehe etwas nicht, also gibt es das auch nicht.“ Wer keinen Gott denken kann, kann auch keinen glauben. Wer keinen Gott glaubt, muss dann auch ohne ihn leben. Der muss sein Alleinsein im Kosmos auch aushalten. Es geht nicht anders.
Nachdenken ist eine Form von Gebet, Verbindung mit der Transzendenz. Ist vielleicht das menschliche Hirn das Einfallstor Gottes zum Menschen?
Christ sein und Christ sein sind unter Umständen zwei verschiedene Dinge. „Gott mit uns“ im Krieg war und ist wohl eher der Aufruf an Gott, gegen uns zu sein oder zumindest musste und muss er das wohl so verstehen. Kam es dann zum Sieg, fühlte man sich auch noch bestätigt. Verlor man, dachte man besser nicht weiter nach, sondern versuchte, wieder zur Normalität zurückzufinden. Wie Christen aus „Liebet Eure Feinde“ „Gott mit uns“ gegen unsere Feinde machen konnten, ist mir ein Rätsel. Trotzdem kann ich es gut verstehen. Es ist einfach menschlich. Wir deuten alles zu unseren Gunsten um und da machen wir auch vor Gott nicht halt. Spannen wir ihn doch vor unseren eigenen Karren, dann haben wir die stärksten Pferde und keiner kann uns mehr etwas. Das ist doch sinnvoll, logisch, oder? Wer waren und sind denn die eigentlichen Feinde? Unsere Welt ist nicht so eindimensional, so platt gedacht. Womöglich haben wir uns sogar selbst ein Bein gestellt?
Müssen Russland oder China oder andere Länder denn vor dem angeblich christlichen Westen Angst haben? Warum? Christen, dann stimmt da doch etwas nicht, oder?
„Macht Euch die Erde untertan“ (so die Bibel) ist vielleicht gar nicht als „Frönet Eurem Egoismus“ gemeint? Hiess das gar nicht, macht es völlig unüberlegt, intuitiv und im schnellstmöglichen Tempo und auf Kosten der Anderen?
Dürfen wir die Bibel vielleicht gar nicht wörtlich nehmen, sondern müssen wir es sinngemäss tun? Müssen wir zwischen den Zeilen lesen, wie bei mir auch? Können wir auch biblische Wahrheit gar nicht so erfassen, dass wir sie getrost nach Hause tragen können und nun sagen können: „Ich habe die Wahrheit! Ich sage Euch jetzt, wie die Bibel richtig verstanden werden muss!“ So etwas tun doch nur Männer, die nicht nachgedacht haben, oder? Vielleicht war der Satz gemeint an Menschen ohne Egoismus und der Egoismus zeigt uns nun, was aus unserer Erde wird, wenn egoistische Menschen sich die Erde untertan machen? Sollte das womöglich heissen: Zu Nutzen aller, auch der Tier- und Pflanzenwelt? Sollte das gar nicht heissen: Beutet die Erde für Euch aus? Hätte es da vielleicht ein Optimum, ein „gut“ gegeben, jenseits dessen nun alles wieder schlechter und noch viel schlimmer wurde?
In der Reformation vertraten Martin Luther und die anderen Reformatoren: „Allein die Schrift!“ Allein die Schrift sollte ausschlaggebend für richtig und falsch sein, für die Wahrheit und deren Gegenteil. Aber diese Auffassung barg das Problem „Und wer legt die Schrift aus?“ Der bestimmt die Wahrheit!? Und schon haben wir das Problem von vorher wieder! Es war gar keine Lösung?!
„Nichts ist gottgegeben!“ Wer weiss? Woher wissen Sie das oder glauben Sie das nur? Natürlich, wenn ich mir keinen Gott denke, dann kann mir auch kein Gott etwas geben. Wenn Sie Gott denken und er gibt Ihnen dann nichts, dann haben Sie Pech. Woher wissen Sie, dass es nicht auch anders sein könnte? Führende Wissenschaftler, auch heute noch, suchen nach einem Prinzip, das die Welt erklärt, selbst wenn sie sich „Christen“ nennen?
Wir begehen einen philosophischen Fehler nach dem Anderen, nur damit es für uns keinen lebendigen Gott geben muss. Urknall? Wir haben keinen Blick in die Gegenwart des Raumes, nur Rückblick. Das wird uns später noch beschäftigen. Wer hätte das gedacht, was uns da noch erwartet? Wir glauben einfach, dass unsere Theorien überall stimmen. Dann sind unsere Theorien „Wissen“. Wissen? Mehr als glauben geht doch gar nicht.
Wir suchen nach Leben im Weltall, warum nicht nach einem Gott? Aber vielleicht wäre das auch gar nicht der Ort, wo Gott am wahrscheinlichsten zu finden wäre?
Wie würden wir uns denn heute "Himmel" vorstellen? Der Himmel der älteren Generationen und Vorfahren ist ja geradezu Abschreckung vor dem Himmel. Wie würden wir uns denn Gott und den Himmel heute vorstellen? Wenn wir solche Dinge glauben wollen, dann müssen wir darüber nachdenken und eine Vorstellung entwickeln, was wir da glauben wollen.
Oder ist Himmel heute nur noch ein gedachter Ort, wo wir Menschen selbst Gott sein können und unseren Egoismus so richtig ausleben können? Alle Anderen und alles Andere hat uns nur zu gehorchen und zu Diensten zu sein? Das wäre doch in höchstem Masse asozial? Glauben Sie wirklich, dass das Himmel wäre? Für alle Anderen wäre das dann die Hölle, denn die müssten ja auf Ihren Egoismus Rücksicht nehmen und könnten ihren eigenen Egoismus nicht voll ausleben. Gleicht diese Hölle nicht unsere Erde heute schon?
Im Mittelalter fühlten sich die Menschen immer und überall von Gott beobachtet. Jetzt werden wir von Menschen und Maschinen immer und überall beobachtet, die uns das Böse austreiben wollen, damit das Gute sicher und gut sei. Was haben sich Bill Gates und seine Kameraden da als junge unerfahrene Männer in einer Garage eigentlich geleistet? Ob denen das damals bewusst war? Ob es ihnen überhaupt bis heute bewusst geworden ist?
Heisst „Du sollst Dir kein Bildnis machen!“ (wie es die Bibel sagt) vielleicht heute eher „Du sollst Dir kein Urteil bilden?“ Auch Bilder sind nicht Realität und sie können kaum „richtig“ sein, sondern müssen eine gewisse Realitätsferne besitzen, den Graben zwischen „echt und (Ab)Bild“ (ganz abgesehen davon, dass heute jedes Bild mit hoher Wahrscheinlichkeit in irgendeiner Weise geschönt, getürkt, geändert, aus einer bestimmten Sichtweise oder zu einem bestimmten Zweck aufgenommen und gezeigt wird).
Wenn Sie einen Inhalt (Milch oder Glauben oder Weltanschauung) haben und das Gefäss, die Milchflasche oder Ihr Verein oder Ihre Organisation veraltet, geht kaputt oder wird verboten, dann giessen Sie Ihre Milch doch in einen Milchbeutel. Das geht doch auch, oder? Ändern wir doch einfach die Form, aber behalten wir den Inhalt! Der ist doch das Wertvolle! Oder?
Alle Menschen sind käuflich (im liegenden Gewerbe wie in allem anderen Gewerbe), selbst zu Jesu Zeiten. Er musste sie mit Wundern kaufen. Im Mittelalter tat jeder etwas für einen guten Platz im Himmel und „kaufte“ sich ihn. Jetzt …?
Gott muss selbst Menschen kaufen, mit Wundern und Zeichen, zur Zeit Jesu und heute auch. Gott, ohne Preis bekommst Du uns nicht. „Ich muss wissen“, nicht nur glauben, sagte mir ein junger führender Christ. Am besten, Gott, ist, Du hast durch mich Wunder vollbracht. Dann weiss ich, dann glaube ich (sonst nicht).
Liebe Christen, siegen wird Ihr Glaube, Ihr Gott nicht. Er wird vielleicht hie und da gewinnen. Obwohl wir im Deutschen siegen und gewinnen als Synonym benutzen, bedeutet es hier das Gegenteil. Gewinnen heisst, den Anderen in seiner Freiheit für sich zu gewinnen und eben nicht zu besiegen. Das ist schmerzhaft und befreiend zugleich und das Gegenteil von siegen. Gott will offenbar gar nicht siegen. Das zeigt sich am Kreuz. Er hat sich so entschieden.
Gott hat sogar seine Wahrheit, seine Realität mit uns geteilt (womöglich auch mit dem Teufel?). Das hat Folgen. Machen wir uns nichts vor. Siegen wird das/die/der Böse. Deshalb musste Jesus sterben und zwar durch den Willen seiner Gegner, egal wie. Hätte er gekämpft und gesiegt, hätte ihn das selbst zum Bösen gemacht. Auf diese Weise sind gut und böse doch getrennt, in ihm.
Jesus hat sich selbst am Kreuz verloren. Die meisten Christen sind selbst schon postchristlich, weil sie ein Leben nach christlichen Massstäben (vermutlich hatte Gott Christen und christliches Leben gar nicht so gemeint?) nun für richtig halten und mit allen Mitteln selbst leben und überall durchsetzen wollen. Diese Christen führen selbst ihren eigenen Glauben ad absurdum.
Seien Sie froh, wenn Sie kein Christ sind. Stellen Sie sich vor, Sie müssten wie Jesus verlieren, im Kampf gegen das Böse? Sie wollen doch nicht verlieren, oder? Aber vielleicht könnten Sie froh sein, wenn Sie Christ wären, weil Jesus für Sie den Kampf gegen das Böse schon längst am Kreuz hinter sich hat (Beim Kreuzestod von „Siegen“ zu sprechen, erscheint mir hier etwas fehl am Platz). Vielleicht sind Sie den Geschehnissen auf dieser Erde nur hoffnungslos hinterher und haben gar nicht mitbekommen, was eigentlich schon längst passiert ist?
Viele Christen haben bei der „Bekehrung“ nur die Seiten gewechselt. Erst hatten sie gottlos Recht. Jetzt haben sie einen Gott und haben Recht. Erlöst? Befreit?
Einen 16-Jährigen kann man doch gar nicht bekehren. Der muss doch erst einmal alles ordentlich bezweifeln. Der muss leben erst einmal kennenlernen. Dann kann er auch sich selbst kennenlernen und die freie Bindungsstelle für Gott in seinem Leben finden. Wer Gott schon in der Jugend übergestülpt bekommt, hat doch gar keine Ahnung von Gott. Natürlich kann man Kinder taufen, konfirmieren, segnen und was immer man will. Tun Sie es, aber glauben Sie nicht … und glauben Sie doch...! Schein und Sein!
Die Gemeinschaft Gottes mit Menschen ist genauso ein Geheimnis, wie die Gemeinschaft, die im kleinen Prinzen beschrieben ist (Antoine de Saint-Exupéry, 1943). Wie eine Gemeinschaft Gottes mit Menschen möglich ist, können wir nicht beschreiben und schon gar nicht ich für Dich oder Du für mich. Das ist eine Sache Gottes mit Dir oder auch mit mir. Unbeschreibbar, wahrscheinlich bereits transzendent.
In christlichen Gemeinden oder Kirchen herrscht eine Vergebenskultur oder -Verpflichtung (so, wie Jesus Menschen vergeben hat). Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir nicht Jesus sind und dass wir auf Erden sind. Auch nach der Vergebung bleiben Opfer Opfer. Das Opfer hat zwar dem Täter vielleicht vergeben, aber es bleibt ja Opfer. Der Schaden bleibt. Das Opfer trägt weiter an dem Schaden. Der Schaden ist oft nicht einmal wieder gut zu machen. Geld ist da ein Ersatz und doch auch wieder kein Ersatz. Allzu oft soll der Schaden auch von einem Dritten, dem Staat oder von Versicherungen, beglichen werden, womöglich noch mit Schulden. Vergebung macht eine Tat nicht ungeschehen, z.B. Vergewaltigung, Mord, Verletzungen etc. Der psychische Schaden bleibt. Wir müssen im täglichen Leben vorbeugend mit Schwächeren sehr vorsichtig umgehen. Sie können es selbst nicht. Wir Stärkeren müssen auf die Schwächeren achten. Statt dessen beuten wir diese meistens aus. Unsere Intuition führt uns da meistens auf die falsche Fährte und wir müssen nachdenklich selbstkritisch und selbstbeherrscht eher das Gegenteil tun. Das ist wichtig im Familienleben, in der Gruppe, im Verein, am Arbeitsplatz, in der Wirtschaft, zwischen Staaten ...
Wie Gott dereinst Gerechtigkeit walten lassen will inmitten der vielen Verfehlungen und Begünstigungen zwischen Menschen, in der Vielfalt menschlichen Lebens, ist ein Geheimnis, für das ich keine Idee habe.
Ich kenne Gott nicht, aber vielleicht ist das ja auch egal? Hauptsache, er kennt mich!? Ich bin gar kein Christ oder deshalb vielleicht erst recht?
Sinn des Lebens? (3/2022)
Zum menschlichen Sein gehört die Sinnfrage. Es gibt am Anfang unseres Universums Stellen, wo die Warum-Frage oder die Sinn-Frage nicht beantwortbar sind. Die Antwort läge ausserhalb unseres „schwarzen Loches“ und wir haben keinen Ausgang zu diesen Gedanken und Informationen.
Wie ist es mit dem Menschen an sich und wie ist es mit jedem Menschen im Einzelnen?
Wenn wir einen Gott denken oder/und glauben können, dann werden wir unseren Sinn und unseren Zusammenhang wohl in seine Nähe stellen. Dann werden wir davon ausgehen können und müssen, dass Gott einen Sinn darin sah, Menschen und damit Sie und mich zu schaffen oder die Entwicklung bis zu uns in Gang zu setzen. Welchen Sinn dann der Mensch hat, hängt von den Überlieferungen ab, die wir glauben können und wollen, je nach Religion. Werden und bleiben Sie kritisch.
Warum suchen eigentlich so viele Menschen nach einem Sinn im Leben, wenn sie glauben, dass sie nur die Evolution entwickelt hat? Da stimmt doch etwas nicht? Oder suchen sie genau deshalb nach Sinn, weil die unpersönliche Evolution gar keinen Sinn stiften kann?
Wenn wir keinen Gott denken oder/und glauben können, dann wird es schwierig. Gibt eine unpersönliche Evolution Sinn? Dann hängt der Mensch an sich im freien Raum dieses Universums ohne einen persönlichen Bezug. Der Mensch ist eine Zeit lang da und dann wieder nicht mehr da. Nachdenken ist dann sinnlos. Entwicklung ist dann sinnlos. Moral ist dann sinnlos. Allenfalls Kinder sind dann sinnvoll, aber wollen Sie sich mit der Mühe und den Kosten überhaupt abgeben? Welchen Sinn sollte denn das haben? Denken Sie nach, ob Sie sinnlos und damit beziehungslos in Raum und Zeit leben können und wollen. Die erfinderischen Männer fanden einen Ausweg: Sich ein Denkmal setzen, möglichst gross, protzig und unübersehbar. Möchte-gern-Männer wollen das nun auch.
Könnte es sein, dass unser Leben schon Sinn ist? Gott hielt es für sinnvoll, dass es Menschen gibt. Er wollte nicht allein sein. Deshalb schuf er den Menschen oder setzte eine Evolution über Jahrmillionen in Gang (je nach dem, welche von beiden Theorien wir glauben), in deren Verlauf sich neben vielem Anderen auch der Mensch entwickelte? Da Gott offenbar ein soziales Wesen ist, scheint er auch die Nähe des Menschen zu suchen? Das Leben ist nicht zum Ausruhen, Faulenzen und Geniessen da, wahrscheinlich aber auch nicht zum Abgrenzen, zum Kämpfen, zum Ziele erreichen, sondern zum … Das Leben an sich ist Sinn? Vermutlich leben in vielen Variationen, in Freiheit und wahrscheinlich auch in Liebe? Ihr und mein Leben ist sinnvoll, weil es uns gibt, auch wenn wir keinen Sinn angeben können. Vieles können wir nicht sinnvoll selbst und alleine gestalten, sondern nur Anderen schenken und von Anderen geschenkt bekommen.
Ist Sinn einfach ein Zweck? Wir wollen gerne bequem reisen. Da ist es zweckmässig, ein Auto zu benutzen. Wir lassen eins bauen. Da gibt es Roboter und Fliessbandarbeiter und Planer und Organisatoren und natürlich Manager und Chefs. Sie alle erfüllen ihren Zweck mehr oder weniger angemessen. Ist damit schon ein Sinn erfüllt?
Leben Sie nicht für einen Zweck. Selbst das Leben der Mütter (nur) für ihre Kinder ist zu hinterfragen. Leben ist Selbstzweck und seit wir Menschen sind, ist Persönlichkeit sein Sinn. Seien Sie sich zu schade, für einen Sinn oder Zweck zu sterben (Freiheit, Gerechtigkeit, Wahrheit, eine Idee oder Anderes), allenfalls vielleicht für einen oder an Stelle eines anderen Menschen.
Hatte es nur einen Zweck, Frauen und Männer zu entwickeln oder liegt dahinter ein tieferer Sinn? Meine sehr verehrten Damen und Herren, für die Evolution wäre es vielleicht nur ein Zweck, für den persönlichen Gott liegt darin vielleicht ein tieferer Sinn?
Meine sehr verehrten Damen, schenken Sie sich und Ihren wunderbaren Körper Ihrem Mann. Männer, schenkt Euch und Euer Geld Eurer wunderbaren Frau und insbesondere auch der Mutter Eurer Kinder (selbst, wenn sie inzwischen die Exfrau ist), lebenslang. Suchen Sie den real existierenden Gott. Es wird wohl nur einen geben und er wird wahrscheinlich ein persönlicher sein. Auf der Erde gibt es nichts Besseres, als Eure Frau, ja, auch als Ihren Mann (Meine Damen, Sie werden es nicht glauben.). Und wer oder was sollte unser Sinn sein, wenn nicht der real existierende Gott? Wenn Sie Mensch sind und Person resp. Persönlichkeit, und dass Sie das sind oder zumindest werden, wünsche ich Ihnen von Herzen, dann wird Ihr Leben nur sinnvoll in Verbindung mit persönlichem Gegenüber, einem persönlichen Gott und Persönlichkeiten in Form von Menschen.
Es spricht viel dafür, dass der Sinn unseres Lebens, so wie ihn die Evolution und/oder das allgemeine Sein und/oder Gott gedacht haben, nicht die Verwirklichung unseres Egoismusses und Individualismusses ist. Statt dessen ist wohl der Sinn leben im egoistischen Körper für die und mit der Gemeinschaft der Menschen mit Gott und/oder dem allgemeinen Sein und/oder der Evolution.
Interessanterweise heisst es auch nicht „Sinn des Erlebens“, sondern „Sinn des Lebens“. Leben ist mehr als Erleben, aber sie werden sicher im Leben allerhand erleben. Laufen Sie dem Leben nach und nicht dem Erleben! Immer etwas erleben müssen, zerstört Leben. Denken Sie bitte nach.
Der Sinn des Menschen ist wahrscheinlich das Zusammensein von Persönlichkeiten, von getrennten Ichs, von getrennten Geschlechtern. Natürlich ist es bequemer, mit einem Es umzugehen, für Männer sowieso, erstaunlicherweise jedoch auch für Frauen (zumindest neuerdings), Karriere machen, sich die Welt unterordnen. Aber offenbar ist das nicht der Sinn von uns Menschen? Deshalb machen wir die Welt ja auch immer besser (auch wenn das Gegenteil davon herauskommt).
Können wir überhaupt wissen, was der Sinn des, noch besser unseres Lebens ist, wenn wir unser Woher und Wohin gar nicht kennen?
Ist der Sinn des Lebens glücklich sein? Was ist Glück?
Glück ist, von meiner eigenen Unzulänglichkeit abgelenkt zu werden. Glück ist, wenn alles nach meiner Pfeife tanzt, mir die Wünsche von den Augen abliest, also die um mich werbende und mich begehrende Frau, der mich vergötternde Mann, oder? Sie stimmen da nicht mit ganzem Herzen zu? Sie Ärmste, Sie Armer! Für mich waren es die glücklichsten Jahre meines Lebens.
Lieb- und wertvoll sind uns unsere Gewohnheiten, unsere Gehirnautobahnen, unsere Scheuklappen. Alles, was sich zwischen diesen Scheuklappen und auf diesen Gehirnautobahnen abspielt, bedeutet Glück für uns. Und doch wird auch das irgendwann langweilig und dann ist es kein Glück mehr für uns. Wir sind froh, wenn alles „normal“ ist um uns bis uns das „Normale“ langweilig wird. Glück wird offenbar auch zum Unglück?!
Glück ist nicht gerecht verteilt. Der Eine hat mehr Glück, der Andere weniger. Der Eine hat mehr Erfolg, der Andere weniger. Es gehört zum Leben: „arm und reich“, „Pech und Glück“, „gesund und krank“, … Das können wir nicht ändern. Die Entwicklung und Veränderung im Leben bedingt jeden Tag Pech und Glück. Aber Sinn schafft Glück nicht und Pech bedeutet auch nicht Sinnlosigkeit.
Wer einen Sinn sucht, kann Herkunft und Geschichte nicht nur als tote Evolution auffassen. Mit toter Evolution könnte unser Leben allenfalls ein Rädchen im Getriebe sein, selbst Wirkung von und Ursache für … Unser Leben könnte nicht einmal einen Zweck haben wie ein Teil einer Maschine, denn da müsste ja schon wieder jemand sein, der die Maschine zu etwas braucht. Ein kleines Rädchen im Getriebe sein, schafft keinen Sinn und das erleben wir ja auch im realen Leben immer wieder. Für Sinn bräuchte es eine Beziehung und dazu bräuchte es mindestens zwei Persönlichkeiten. Dann muss es neben der Evolution einen Gott geben, der uns Sinn gibt, einen lebenden im Sinne einer Persönlichkeit, der Beziehung herzustellen im Stande ist. Selbst ein allgemeines Sein ist da wahrscheinlich zu wenig?
Was uns unsere egoistische Intuition an Ideen eingibt, ist meist nicht im grossen Zusammenhang sinnvoll.
Wer sinnvoll handeln will, frage besser nicht nach dem Sinn. Den Sinn machen wir fest meistens an etwas ausserhalb des Menschen, an irgendwelchen Idealen, an Regeln und Gesetzen, an Wünschen, an Theorien, an allen möglichen Dingen. Sinn ergeben kann etwas nur mit uns Menschen, mit anderen oder/und mit mir. Gott ist da zwar sinnvoll, aber für uns Menschen kaum möglich. Und doch ist wahrscheinlich er der eigentliche Sinngeber?
Ist der Sinn des Lebens wirklich „Ich bin besser als Du!“ oder „Ich muss/will besser sein als Du“? „Ich muss/will länger, weiter, höher, besser, schlauer, mehr Geld, mehr Wissen, mehr Macht, …?“ Ist nicht womöglich schlichtweg „leben“ Sinn und damit auch „sterben“? Leben heisst werden und vergehen. Ist vielleicht sogar der Sinn des Lebens sterben?
Wie an so vielen Stellen dieser Notizen, so läuft es auch hier darauf hinaus: Wenn wir eine halbwegs befriedigende Antwort auf die Frage nach dem Sinn finden wollen, dann müssen wir auch die Frage bedenken und irgendwie beantworten: Was bedeutet Leben eigentlich?
Wir leben immer mehr Zweck statt Sein, leben damit …, leben auf ein Ziel hin. Leben, weil wir sind, weil wir leben, weil wir da sind, Frau und Mann? Die Möchte-gern-Männer haben ihren gesellschaftlichen Platz verlassen, damit sie den Männern gleich werden und wundern sich nun, dass sie den Männern gleich sind, wenn es kein Sein in der Gesellschaft mehr gibt, sondern nur noch Zweck. Frauen haben ihr sinnvolles Leben gegen einen Zweck eingetauscht. Leben zählt nichts mehr. Leben muss immer einen Zweck haben, muss häufig Geld einbringen, Zukunft sichern, finanzielle Sicherheit bringen, Wohlstand und gute Gefühle schaffen und sichern ...
Auch das/die/der Sinnlose ist sinnvoll. Wir tun aber meistens das, was nicht sinnvoll ist. Welchen Sinn ich habe, weiss ich nicht. Die Evolution kann es mir nicht verraten und wenn es einen Gott gibt, dann bin ich nicht so nahe mit ihm auf Du und Du, dass er es mir verraten hätte. Eine Idee hätte ich aber.
Ich kenne den Sinn meines Lebens nicht, nicht einmal des Lebens an sich oder von irgendetwas. Die Evolution ist so schrecklich sprachlos und mit Gott stehe ich nicht so auf Du und Du. Wollte Gott vielleicht einfach nicht allein sein?
Sinn? Wir erfassen den Sinn gar nicht. Da reicht unser Hirn gar nicht dazu aus.