Familie, Kinder, Schule, Prägung (6/2022)


Der wichtigste Vorgang für Leben auf dieser Erde ist die Fortpflanzung, ist das Kinder Kriegen. Die Evolution und/oder Gott und/oder das allgemeine Sein haben uns nicht zu Vögeln gemacht: Eier legen, brüten, füttern, schwimmen oder/und fliegen lernen, fertig. Relativ zur Lebenslänge und Lebensfülle ist das auch bei denen schon recht lange und intensiv.

Kinderkriegen ist also keine Kleinigkeit im Leben und auch nicht mal so eben nebenbei erledigt. Kinder bzw. die nächste Generation ist eigentlich die Hauptaufgabe im Leben eines Lebewesens, ja einer Generation für die nächste, wie viel mehr dann im Leben eines Menschen?

Ohne unseren besonderen Einfluss haben unsere Kinder unsere Gene von uns bekommen. Das ist mit der Geburt erledigt. Die genetische Informationsweitergabe an die nächste Generation ist damit vergleichsweise einfach und schnell abgehakt.

Wie sagte Wilhelm Busch so schön? „Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr.“ (Heute gilt das für Frauen entsprechend auch.) Wäre das Vater werden schon schwer, gäbe es die Menschheit sicher gar nicht. Sind die Kinder da, beginnt unsere Hauptaufgabe des Lebens, die an ihnen. Wir dürfen sie prägen, wir müssen sie prägen. Ohne entsprechenden elterlichen Einfluss sind Kinder nicht lebensfähig. Intuitiv prägen wir sie durch unser mit ihnen Leben. So lernen sie Sprache, die Muttersprache (Beachte: Nicht Vatersprache). So lernen sie denken, wie wir denken. So lernen sie fühlen und empfinden, wie wir empfinden. So nehmen sie ihre Umgebung war und beginnen sie zu interpretieren, wie wir es tun. Viele dieser Vorgänge sind einfache Nachahmervorgänge. Wahrscheinlich gehen sie sogar auf diese Weise die ersten Schritte im Nachdenken?

Erziehung ist Prägung, nicht „Erziehung“. Menschen prägen ist zumindest zunächst kaum eine Funktion von Wissensübertragung. Noch viel weniger ist Prägung eine Möglichkeit, dem Kind etwas beizubringen, was man selbst ganz anders handhabt, denkt oder macht oder gar nicht macht. Mit solch einem Vorgang legt man in das Kind nur den Keim für Unglauben, für Kritik, für das Empfinden von Unehrlichkeit. „Ich rauche, aber Du darfst es nicht“ zeigt dem Kind nur, dass Mutter oder Vater nicht ehrlich sind, dass sie mit unterschiedlichem Mass messen. Das kann manchmal sinnvoll sein, z.B. beim Autofahren. Aber es verstärkt beim Kind den Wunsch: Ich will genauso wie Mutter oder Vater werden und sie am Ende übertreffen, also auch rauchen. Den Wunsch tragen die Kinder ja sowieso schon in sich.

Prägung ist kaum eine Form von kurzfristigen Einflüssen. Ein Tag im Leben prägt in aller Regel nicht. Es müsste schon ein sehr ungewöhnlicher Tag sein. Und dann ist es ein einmaliges Ereignis.

Prägung ist kaum eine Form von Distanz. Du Kind lebst dort und ich ganz woanders, verhindert Prägung. Dann fehlt Prägung oder sie geschieht durch Andere. Prägung geschieht, wo wir zusammen leben, wo wir die Freuden und Leiden der Kinder und miteinander teilen, aber diese umgekehrt auch unsere Freuden und Leiden oder Unzulänglichkeiten.

Prägung, wahrscheinlich eher nicht das, was wir heute Erziehung nennen, funktioniert nach heutiger Ansicht über die Ausbildung und intensive Prägung von Hirnbahnen, sogenannten „Spiegelneuronen“. Die lernt man kaum, sondern die entwickeln sich im miteinander Leben mit der Bezugsperson, mit der Gruppe, in der Familie, durch immer wiederkehrende Nachahmung. Nicht: Du lernst, was allgemein gültig ist (aber ich als Vater oder Mutter vielleicht gar nicht glaube oder lebe), sondern gemeinsames familiäres Leben wird gelernt. Das ist Prägung.

Noch einmal: Erziehen wir nicht unsere Kinder, sondern leben wir mit ihnen. Lassen wir sich die Spiegelneurone ausbilden anstatt dass wir kindliche Festplatten programmieren. Wir entwickeln doch nur noch neurotische Menschen.

Kinder kann man nicht erziehen. Sie sind nicht nur schwer erziehbar, sie sind gar nicht erziehbar, allenfalls verziehbar. Man kann nur mit ihnen leben. Deshalb leben wir und mit uns unsere Kinder. Erziehung ist wie Gewaltanwendung nur mit anderen Mitteln. Gewalt ändert auch kein Gegenüber. Die Kinder werden Vermeidung üben. Leben wir Familie. Es gibt kaum etwas menschlicheres als Familie.

Je mehr wir das gemeinsame Leben und Prägen in der Kindheit aufgeben, desto mehr merken wir, wie wenig Softskills, wie wenig Bildung in unseren Genen liegt. Es geht einfach wahnsinnig viel verloren.

Die Evolution und/oder das allgemeine Sein und/oder Gott haben für die Entwicklung der Kinder etwa 15 Jahre in uns verankert. Dann haben wir die Pubertät überwunden. Die Ehe aber sehen sowohl die drei als auch wir moralisch und auch als Traum und „gesunde“ Entwicklung eher lebenslang. Die Balz mit ihrem Begehren des „geliebten“ Partners dauert meist kaum über für 4 Jahre (mit grösserer Schwankungsbreite eher nach unten als nach oben)... Wie passt das zusammen? Das ist doch eine glatte evolutionäre Fehlentwicklung? Sollten wir uns da bei den Dreien nicht bitter beschweren?

Erziehung gibt es nicht. Leben wir mit unseren Kindern ein offenes, ein weltoffenes, ein bejahendes Verhältnis. Meiden wir besser die Ablehnung Anderer, die Verurteilung Anderer. Die Kinder haben das für den Rest des Lebens gespeichert in ihrer Prägung. Wichtig für Kinder ist, zu lernen, das Positive im Anderen und auch in anderen Völkern zu sehen, auch wenn sie dumm oder Fremde oder Konkurrenten oder Gegner sind. Sie sind Menschen.

Die jungen Frauen werden heute so „verprägt“ in unserer Gesellschaft. Die merken gar nicht, wie sie verführt werden, diesmal nicht sexuell, sondern zum Arbeiten, Karriere Machen und Geld Verdienen.

Die Rücksichtsvollen, die die nicht auf ihr Recht pochen, die Stillen sind diejenigen, die heute noch gemeinsames Leben ermöglichen, Frauen eben. Das leben heute nur noch wenige in der Familie. So lernt das kaum ein Kind.

Sehr verehrte Eltern, denken Sie daran, dass Sie sehr wesentlich die Intuition Ihrer Kinder prägen, vor allem die der Mädchen. Kinder entwickeln sich wohl psychisch nicht gesünder, wenn Eltern „gleichberechtigt“ sind und jeder in der Familie hü und hot lebt. Vor allem Mädchen und später Frauen leiden daran.

Frauen tragen viel schwerer an ihrer Erziehung als Männer. Eltern müssen sich viel mehr Gedanken und Mühe um die Prägung ihrer Töchter machen als um die der Söhne. Ähnlich den Gefühlen tragen Töchter viel schwerer und länger daran. Töchter wie Söhne gleichzustellen, ist hohe Einfalt, Dummheit, Ignoranz. Doch Junge müssen lernen, dass Mädchen nicht einfach wie Jungs zu nehmen sind. Leben wir mit Beiden, Töchtern und Jungs.

Deshalb ist es sinnvoll, an dieser Stelle einmal die Frage zu stellen: Was möchte ich, was für ein Mensch mein Kind einmal werden soll? Wer bin ich überhaupt? Was für ein Mensch bin ich? Was überhaupt macht Menschsein aus? Möchte ich, dass mein Kind wie ich wird? Soll es einmal bessere Bedingungen haben, besser sein als ich? Was wären solche besseren Bedingungen? Soll es so werden wie ich? Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es so oder ähnlich wird (oder der Versuch des Gegenteils).

Wir leisten uns mal einen Exkurs zum Thema Menschsein:
Heute geht man davon aus, dass Homo sapiens etwa 100.000 bis 200.000 Jahre alt ist. Auf 30.000 Jahre kommt es da gar nicht so genau an und zuvor war das Lebewesen, das wir heute Mensch nennen, ja auch nicht weit entfernt vom Menschsein. Wir glauben das also den Evolutionstheoretikern mal so. Unser Körper, unsere Hardware, unsere DNA sind also so alt. Veränderungen geschehen nur sehr langsam und sporadisch. Fast 100 % unserer Gene und Eigenschaften sind also entstanden, als der Mensch noch sehr unmittelbar in dieser Welt lebte, ausgeliefert, abhängig von der Umgebung, unmittelbar mit den Dingen und Menschen um sich herum agierend und kommunizierend. Es gab nur einfachste Hilfsmittel, keine Kommunikationsmittel ausser der eigenen Ausdrucksweise per Sprache, Gestik und weniger anderer Möglichkeiten. Es gab keine Häuser, keine Technik, keine sozialen Sicherungsysteme ausser der Familie oder dem Stamm. Wahrscheinlich müssten wir eher diese Lebensweise als „ökologische Lebensweise“ bezeichnen und nicht die heute von Begüterten propagierte und definierte grüne Politik und Lebensweise? Die will zwar ein bisschen mehr Naturnähe, aber ein ökologisches Gleichgewicht zwischen allen Lebewesen, gegenseitiges Geben und Nehmen, Fressen und gefressen Werden, Jagen und gejagt Werden, sehen anders aus, oder? Schauen wir mal in die sogenannt „zivilisiertesten“ Länder bei Einbürgerungsversuchen wilder und gefährlicher Tiere. Nein, vom Wolf oder Bär verletzen oder mich gar fressen lassen will ich nicht. Sie sicher, nicht wahr?

So war es zu Zeiten der Menschwerdung und des ersten Menschseins. Dem passten sich die noch sehr übersichtlichen sozialen Strukturen an, später auch die übergreifenden gesellschaftlichen Strukturen. In diesem Umfeld entwickelten sich Weltanschauung, Religion, Prägung und die jungfräulichen Entwicklungen des freien Willens. Viel Freiheit war da nicht. Der Kampf ums Überleben forderte alle Konzentration und Kraft und Kooperation und lebenslanges Lernen. Das ist Menschsein und nicht anders. Eine Art unter anderen mit nur einem winzigen Vorsprung oder Vorteil, des Besitzes eines funktionstüchtigeren Hirns und einer Hand mit mehr Funktionsmöglichkeiten.

Inzwischen ist die Zeit weiter gegangen. Die Lebewesen und mit ihnen der Mensch haben sich entwickelt von einer Art unter vielen und mit nur geringen Überlebensvorteilen zu einem Lebewesen mit vollständigem Monopolcharakter. Damals musste der Mensch kämpfen, dass ihn die ihn umgebende Natur nicht ausrottete. Heute hat der Mensch die materielle Natur zu 50 % besiegt und die lebende Kreatur zu 95 %. Eine Ausnahme bilden im Wesentlichen die Einzeller (Bakterien, Pilze, auch Viren als noch kleinere Strukturen). Monopolstellungen sind immer Extremkombinationen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Ausrottung des Unterlegenen führen und wenn man voneinander abhängig ist, dann womöglich auch des Monopolisten selbst. Das lässt sich in der Evolution der Welt der Lebewesen angeblich sogar nachweisen. In der Wirtschaft und Politik gibt es deshalb Einrichtungen, die das verhindern sollen. Der Mensch in Monopolstellung zum Rest der Lebewesen? Wer wacht darüber, dass das nicht übel endet?

Bis zum Beginn der Industrialisierung im 18. Jahrhundert kamen die gesellschaftlich tragenden Persönlichkeiten aus sozialen Strukturen, die auf sehr alte und erprobte Weise ihre Nachkommen prägten. Sie konnten gar nicht anders, als zusammen wohnen. Vor Einführung der Schule war Prägung über Spiegelneurone die fast ausschliessliche Form von Weitergabe an Informationen, die nicht genetisch fixiert war. Wissen spielte noch eine sehr untergeordnete Rolle, wenn, dann nur für wenige privilegierte Menschen.

Das also war Menschsein noch vor dreihundert Jahren.

Mit Einführung der Schule und der Wissensvermittlung konnte sich die Entwicklung eines eigenen freien Willens viel mehr beschleunigen, weil viel mehr selbstständige Orientierung in der Welt möglich wurde. Wissensausweitung (auch wenn ich den Begriff „Wissen“ immer wieder bezweifle) führte zu differenzierterem Denken (und ermöglichte Nachdenken) und führte damit zu Persönlichkeitsbildung und Abgrenzung nicht nur gegenüber physischen Menschen (ich bin gegen oder für Dich), sondern nun auch über gedankliche Auseinandersetzungen und Meinungsbildungen zu indirekter Abgrenzung (ich bin für Dich, aber ich teile nicht Deine Ansichten oder umgekehrt). Die Kommunikation und Wissensvermittlung passierte aber immer noch ganz überwiegend direkt, ausgenommen vielleicht Papier in Form von Büchern, Briefen und Flugblättern.

Heute dagegen leben viele Kinder nur noch in Restfamilien, vielleicht in den ersten zwei bis drei Lebensjahren von der Mutter bzw. den Eltern geprägt, dann überwiegend in gesellschaftlichen Strukturen wie Kindergärten, der Schule, Vereinen, Sport etc. und sind der Clique ausgesetzt. Prägung hat eine Diversifizierung erfahren, die eine Persönlichkeitsentwicklung eher erschwert als erleichtert. Eher entwickelt sich ein allgemeiner Sumpf von Menschen, die „Softskills“ vermissen lassen (in Familie, Schule, Wirtschaft und Politik wird es immer auffälliger), die über eine mehr oder weniger prall gefüllte Festplatte im Kopf verfügen und jeder neuen Trendentwicklung kritiklos einfach hinterher laufen. Die Orientierung in der Welt der nächsten Menschen (den Eltern) wurde zu einem Zeitpunkt abgebrochen, als die ersten zarten Triebe gerade keimen wollten. Die Medien seit Beginn der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (erst Fernsehen, später digitale Medien) führten zu einer zunehmenden Entwicklung irrealer Welten. Heutige junge Menschen leben mehr in der digitalen Welt als in der realen. Wie sollen die sich in der realen Welt gut zurechtfinden, wenn sie überwiegend in einer anderen Welt leben und ihnen damit die Übung in der realen Welt abhanden kommt?

Auf einer unserer kleinen Reisen ungefähr 2017 in Deutschland sahen meine Frau und ich jene asiatische Mutter, die ihr Kind im Kinderwagen vor sich hatte. Das Kind versuchte ununterbrochen, mit ihr Blickkontakt und Kommunikationskontakt aufzunehmen und die Mutter töckelte ununterbrochen auf ihrem Handy herum und bemerkte das Kind gar nicht. Ist das irgendwann später wieder gut zu machen? Seit jener Reise ist das immer öfter zu beobachten, auch bei europäischen Müttern. Offenbar ist den Müttern gar nicht mehr klar, wie menschliches Leben mit Kindern geht?

Nur weil Kinder klein sind, empfinden wir sie als gut, als süss, als niedlich. Schon im Kinderzimmer wird eingeübt, wie grosse Politik später funktioniert, in gegenseitiger Achtung oder Missachtung oder Verachtung oder Abwehr. Die Kleinen müssen im Leben mit uns Alten lernen, aufeinander Rücksicht zu nehmen.

Meine Damen, leben Sie nicht für Ihre Kinder, sondern mit Ihren Kindern. In Trennung oder Scheidung Lebende beiderlei Geschlechts leben meist eher für als mit ihren Kindern.

Die Frauen glauben heute, die Welt retten zu müssen und verlassen ihren Platz in der Gesellschaft mit der wichtigsten Bedeutung. Statt dessen kommunizieren sie völlig durcheinander, jetten am umweltschonendsten von Wohlfühlort zu Wohlfühlort und richten so vermutlich mehr Schaden an als Nutzen?

Menschen von heute kennen das ausgeliefert Sein in der Natur und an die Natur nur noch aus Erzählungen, wenn überhaupt. Heutige Menschen beherrschen ihre Umwelt, Mensch und Materie, nicht umgekehrt. Seit uns unsere Elterngeneration die Zügel frei liess (was wir als Kinder gerne annahmen), „jeder soll sich nach seinen Fähigkeiten entwickeln wie er mag“, ist Bescheidenheit ein unbekanntes Wort geworden, ist Selbstbeherrschung ausser Mode, ist Egoismus Trumpf, die eigene unbegrenzte Freiheit. Kinder, die immer machen durften, was sie wollten und die sich nicht nach den Eltern richten mussten, können sich auch später nicht nach anderen richten. Sie haben Selbstbeherrschung, Einordnung in eine Struktur, nie in ihre Spiegelneurone „geprägt“ bekommen. Sie werden und sind dann Egoisten.

Selbstbeherrschung, Begrenzung unseres Stolzes, unserer Gier, unseres Egoismus, Sehen des Wertes der Anderen, Umgang mit Geld und mit Leben müssen wir in der Kindheit lernen. Wir lernen es aber nicht in Form von Erziehung und Befehlen und Lehre, sondern in Form gemeinsamen Lebens und Nachdenkens. Auch Kinder ab einem gewissen Alter können zunehmend nachdenken, sicher noch nicht als 2-Jährige in der Trotzphase. Deshalb schicken wir sie später dann ja auch in die Schule. Dort aber lernen sie nur noch ersatzweise die Softskills, die wir früher Tugenden nannten und die Übung mit uns Eltern in der Familie fällt weitgehend aus.

Wir sollen nicht Beispiel sein. Wir sind Beispiel, so wie wir sind. Wenn wir Beispiel geben oder geben wollen, zeigen wir, was wir so gerade nicht sind und das lernen die Kinder. Den meisten Eltern ist das gar nicht klar, erstaunlicherweise beiderlei Geschlechts.

Früher wussten die jungen Frauen um ihre Besonderheit, um ihre Sendung, um ihr Anderssein als die Jungen und Männer. Heute sind sie genauso dumm wie die Jungen und Männer und probieren Rauschgifte und andere Dummheiten und erliegen. Seien Sie vorsichtig, vor allem Sie, meine jungen Damen. Erst haben wir Männer Sie verführt. Dafür schäme ich mich nicht. Dafür, dass wir dann nicht auch die Verantwortung dafür tragen wollen, dafür schäme ich mich. Jetzt lassen Sie sich von der Macht, der Karriere und vom Geld etc. verführen, wie die Männer. Müssten nicht eigentlich auch Sie sich jetzt zumindest etwas schämen?

Eine der wichtigsten „Tugenden“ im heutigen Leben wäre das Leben von Selbstbeherrschung in der Familie und damit das Pflanzen oder Prägen von Selbstbeherrschung in unsere Kinder. Lernen werden sie es vor allem als Kinder, sonst ecken diese Kinder/Menschen im Laufe ihres Lebens immer nur wieder an, weil sie sich nicht selbst beherrschen können. Wir leben und lehren mit unserem Leben aber das Gegenteil: Karriere, Karriere und Geld verdienen auf Kosten Anderer.

Viele Vorurteile lernen wir in unserer Kindheit und Jugend von den Alten.

Wer seinen Egoismus am weitesten auslebt, hat das „beste“ Leben, kann am meisten geniessen und geniessen ist die führende Losung.

So also sind wir Menschen heute? Oder sollten wir nicht fragen, ob wir heutigen Menschen nicht Monster sind, solche, die sehr wahrscheinlich für die Ausrottung ihrer gesamten Art sorgen werden, weil wir uns nicht mehr einpassen in die erdlichen, biologischen und menschlichen Strukturen, sondern glauben, einfach machen zu können, was wir wollen, was uns „gut“ dünkt?

Was ist Menschsein? Wann sind wir Mensch? Woher wissen wir eigentlich, dass das, was wir jetzt sind, „Menschsein“ ist? Was den Körper betrifft, die Gattung im Tierreich, sind wir Mensch. Ist die Gattung „Mensch“ im Tierreich unsere herausragende Qualität? Macht das „Menschsein“ aus?

Haben wir uns vom Menschsein nicht immer weiter fort (im Sinne von weg, nicht von weiter) entwickelt? In anderem Zusammenhang sprechen wir bereits von „Postmoderne“. Sollten wir nicht vielleicht bereits von „Post-Menschsein“, vom „Post-Menschen“ sprechen? Wäre der Nach-Mensch eine Fortentwicklung oder vielleicht auch eine Rückentwicklung (wie die Gausskurve nahelegt?).

Hunderttausende Jahre war der Mensch eingebettet in die erdliche Umwelt und seine soziale Gruppe. Seit Beginn der von uns so genannten „Neuzeit“, seit die europäischen Seefahrer die restliche Welt eroberten und für die Europäer aneigneten (und Beginn vieler anderer Entwicklungen parallel), hat sich der Mensch eher zu einem Monster entwickelt, das unbemerkt mit seinem Egoismus seine eigene Ausrottung betreibt, als zu einer immer besser an seine Umwelt und sich selbst angepassten Kreatur oder Entwicklung zu werden? Die Entwicklung des heute existierenden Menschen, eine Sackgasse? Ohne Zukunft?

Gäbe es die Möglichkeit zur Umkehr oder wenigstens zur Kurskorrektur?

Ich bin geprägt worden. Meine Eltern und meine Umgebung haben mich geprägt. Meine Prägung kann ich nicht ändern und nur zu einem kleinen Teil gegensteuern. Andere, unsere Kinder, unsere Nachkommen können wir prägen. Überlegen wir uns gut, wer wir sind, wer wir sein wollen, wer unsere Kinder werden sollen und wie wir sie prägen wollen. Sie werden ein Leben lang daran schwer tragen oder davon glücklich sein oder mal dies und mal das.

Kinder sind kleine Menschen. Diese kleinen Menschen sind zunächst völlig vom Gefühl bestimmte Wesen. Erst mit der Sprache entwickelt sich ein Denken und Denken ist eine Funktion des Verstandes. Solange Kinder nicht mit ihren Eltern reden können (Und eine einfache Aufforderung: Tu das oder tu das nicht! ist noch lange kein Reden und Verstehen), geschieht ihre Wahrnehmung über die Gefühlswelt und sie äussern ja auch ihre Gefühle. Für uns Eltern kann das sehr mühsam sein. Erst langsam mit der Sprache entwickeln sich Denken und Verstand. Und auch dann noch bestimmen Gefühle sehr stark ihr Denken und Handeln. Hunger, Schmerz, Alleinsein, Anerkennung... Sie leben nach ihren Gefühlen. Das ist sehr menschlich. Wenn wir ihnen Wissen eintrichtern oder Verhaltensbefehle geben, dann ist das Stoff für den Arbeitsspeicher und die Festplatte, kaum aber Prägung, eher Verprägung. Gefühl kommt dabei wenig vor, allenfalls negativ.

In den ersten Jahren braucht ein Kind eine liebevolle Mutter (ein liebevoller Vater wäre noch das Sahnehäubchen oben drauf). Diese Gefühle vom Anfang des Lebens prägen das Kind, ja den Menschen für den Rest seines Lebens. Die liebevolle Mutter zu Beginn des Lebens ist durch nichts zu ersetzen. Meine sehr verehrten Damen, schenken Sie das Ihren Kindern. Sind sie Ihnen das nicht wert? Und liebe Männer, schenkt Euren Frauen jede Hilfe und Unterstützung, damit sie diese Liebe den Kindern auch wirklich schenken können. Sonst werden Frauen leer, hilflos und brennen aus. Daran sind wir Schuld.

Dann werden die Kinder älter und grösser und vernünftiger. Nun fangen sie zu lernen an, aber auch Lernen hängt sehr mit den Gefühlen zusammen. Die Kinder lernen am besten im Zusammenhang mit guten Gefühlen, den Eltern und übrigen Menschen, wenn die Gefühle gut sind. Erziehung im Sinne von „ich bringe Dir Regeln bei" funktioniert kaum. Sie bewirkt eher das Gegenteil, vor allem bei Jungs. Erziehung ist ein Miteinanderleben. Kinder leben mit, machen mit, müssen mitmachen. Es gehört zum Leben. Sie gehören zum Leben. Die Familie ist die Übungsstelle für Liebe, Achtung, Beziehung, Nestbau, Frieden, Toleranz.

Liebe und Selbstbeherrschung müssen in der Prägungsphase mit den Kindern gelernt und geübt werden. Wo sollen sie es denn sonst lernen? Die Institutionen (Kindergarten und Schule) sind dazu kaum in der Lage. Das meine ich nicht als Schuldzuweisung an Lehrer und Lehrerinnen sowie Kindergärtnerinnen und Erzieher oder andere, die sich in diesen Institutionen oft sehr viel Mühe um die Kinder geben. Nein, für das Echte, für die Mutter, für die Eltern, gibt es keinen Ersatz! Das muss jeder Mutter, muss jedem Elternpaar vor der Zeugung klar sein. Das kann nicht gelehrt werden, sondern das kann nur gelebt und geübt werden. Sie, wir leben es mit den Kindern. Natürlich braucht es Kindergarten und vor allem Schule, aber ganz eindeutig nachrangig und zu anderem Zweck. Sie helfen den Eltern in der Aufzucht und vor allem Wissens- oder besser Ansichtenvermittlung der Kinder, aber sie ersetzen die Eltern nicht, auch nicht zeitweise.

Unsere Eltern haben uns an eine unnormale Welt gewöhnt und in uns den Eindruck erweckt, sie wäre „normal“. Was wir in der Kindheit erleben, setzen wir als „normal“. Darauf werden wir geeicht, werden wir geprägt. Böser Irrtum! Wir dürfen die Welt unserer Eltern nicht nur kritisch überdenken; wir müssen es sogar.

Kinder lernen nicht mehr leben. Sie lernen nur noch „Wissen“ und Verhalten. Sie lernen nur die Ansichten Anderer. Schon die Eltern (wir) leben ja nicht mehr, sondern wir arbeiten nur noch und was für Arbeiten sind das?

Schule ist ein Verstandesprodukt und Umgang mit dem Verstand (oder „Unverstand“ bei denen, die heute Schule, wie sie sein soll, denken). Lernen im heutigen und gestrigen Sinne ist Wissensvermittlung, möglichst viel im Rahmen vollgestopfter Lehrpläne (Was aber ist, wenn es „Wissen“ gar nicht gibt?). Wichtig ist, dass beim Lernen auf die Gefühle dafür geachtet wird. Ist es spannend? Ist es neu? Ist es schön? Das Schulplanpensum steht dem natürlich diametral entgegen. Wir brauchen Schule, Schule im angepassten Verhältnis zum Leben in der Familie. Auch "Wissens"-vermittlung muss sein. In der Ernährung und in der Tierhaltung und im Ackerbau achten wir inzwischen auf biologische Produktionsweise. Wie viel mehr sollten wir nicht bei der „Produktion“ unserer Kinder auf biologische Lebensweise achten? Ich wünsche unseren Kindern für die Familie, für die Kindes- und Schulphase unserer Nachkommen viel mehr biologische Verhältnisse. Nicht die Erreichung eines bestimmten (Produktions)zieles resp. Bildungszieles sollte uns leiten, sondern die gesunde und integrative, authentische Persönlichkeitsentwicklung. Wir erinnern uns: Körper, Prägung, Verstand. Zur Ausbildung eines klaren Verstandes gehört auch Wissen. Wir wissen aber nur wirklich, was wir auch glauben und zur Entwicklung von Kritikfähigkeit und Glauben gehört leben. Wer nicht normales menschliches Leben lebt, hat nur reduzierte Chancen, das Gelernte auch in der Realität zu überprüfen, zu üben, sich eigen zu machen, darin zu leben. Nur das in dieser Weise veränderte, geglaubte Wissen (also unsere persönliche fundierte Ansicht) beeinflusst unsere Persönlichkeit. Den Unterschied merken Sie manchmal deutlich, wenn sie Menschen ihr Wissen runterbeten hören, nicht selten schon etwas monoton, ängstlich und unsicher (bei jungen Mädchen oder Frauen) oder im besserwissenden, unbeirrbaren und lauten Ton (bei gedankenlosen jungen und leider auch älteren Männern und neuerdings Möchte-gern-Männern).

Sollten wir nicht unsere Schulen entschlacken? Lernen fürs Leben, für die Persönlichkeitsentwicklung? Stellenweise geschieht es schon. Wichtig ist, dass die jungen Menschen lernen, sich selbst Informationen zu suchen (ist doch heute nun wirklich nicht mehr schwer) und dass sie neugierig bleiben. Eine junge Frau nach der Schule: „Ich habe den Kopf so voll vom vielen Lernen. Ausbildung? Studium? Ich muss erst einmal irgendetwas arbeiten und leben, um den Kopf wieder frei zu bekommen.“ Arme Frau. Hat sie nicht einen Schaden fürs Leben bekommen? Die Schule sollte sie doch tüchtig machen für das Leben?

Warum können wir nicht den Kindern und Jugendlichen, den Eltern und Müttern, den Erziehern und Lehrern mehr Freiheit geben im Leben und Arbeiten mit den Kindern? Für alles gibt es Regeln und Pläne von oben ausgearbeitet. Haben hier nicht wieder schlaue Menschen ein Prinzip zum Ziel, zum Kriterium, zum Massstab erhoben? Werde das, dann bist Du Mensch!? Ach, tatsächlich? So wird man Mensch? Nicht eher eine wandelnde Festplatte? (Trotzdem halte ich gute Bildung für sehr wertvoll! Aber eben "Bildung".)

Wenn wir unsere Kinder günstig beeinflussen wollen, und welches Elternpaar will das nicht, dann lassen wir uns doch die Prägung nicht aus der Hand nehmen. Die ist doch mehr Wert als das Geld, das wir in gleicher Zeit verdienen können (Es sei denn, der Vater bringt nicht genug Geld zum Leben nach Hause). In der Kleinkindphase müssen wir uns natürlich den Kindern anpassen, aber je älter sie werden, desto wichtiger wird es, dass sie sich uns anpassen, dass sie unsere Lebensweise annehmen, die wir auch ohne sie leben würden. Kinder brauchen viel weniger Tamtam oder viel kürzere Zeit Tamtam, als wir oft um sie machen.

Die gesamte Kindesentwicklung wird heute zunehmend aus der Familie in Institutionen (Kindergarten, Schule, Verein, …) verlagert. Wir werden zunehmend zu einer fabrikmässig erzeugten und geformten Ware. Und dann wundern wir uns, wenn immer mehr menschliche Wesen ohne Persönlichkeit, ohne Gemeinsinn, ohne Zugehörigkeit, ohne Liebe entstehen? Das werden unmenschliche Menschen, gutes Gewehrfutter, Kämpfer für den eigenen Egoismus, für die eigenen Interessen oder den Egoismus, die Interessen anderer (die die natürlich "Werte" nennen). Wollen wir das für unsere Kinder?

Langfristige Bindungen (vielleicht Ehe?) und Familie sind zu einem Teil genetisch bedingte Strukturen. Sie entstammen dem genetischen Zwang zur Fortpflanzung. Auch die Kinderaufzucht ist grösserenteils genetisch bedingt, zu einem kleineren, aber doch erstaunlich einflussreichen Teil, auch von der Prägung durch Herkunft, Kultur und Bildung. Die Aufzucht der Kinder in den jungen Jahren wird offenbar in der einigermassen heilen Familie am besten vollzogen, in Wärme, Behaglichkeit, Versorgung durch die Mutter (Eltern), durch das Leben mit und in der Familie. Die Aufzucht in Kinderställen (wir nennen sie Kindergärten, aber eigentlich sind sie doch Aufzuchtmanufakturen wie grosse Tierställe) können keinen Familienersatz bieten. Sinnvoll ist oft ab einem gewissen Alter diese Struktur für Kinder in einer Einkindfamilie, damit die Einzelkinder Ersatz für die fehlenden Geschwister haben, um mit ihnen zu spielen, zu toben und sich auch gegenseitig zu reiben. Aber die Aufzuchtmanufakturen (bitte nicht negativ sehen) (Kindergarten und Schule) sind kein Familienersatz. Auch die Pädagogik (die Lehre von der Beeinflussung von Individuen von aussen und ohne, vielleicht sogar gegen deren eigenen Willen) ist kein Ersatz für das Zusammenleben in der Familie. Pädagogik ist Menschenmissbrauch (Auch, wenn Sie jetzt als Pädagoge innerlich auf die Barrikaden gehen. Wir denken nur nach und ohne moralische Bewertung. Wir bedenken Mechanismen). Nur im gemeinsamen Leben und Erleben findet organische, menschliche Prägung und übrigens auch Beziehung statt. Es werden Spiegelneurone gebildet. Das ist das Gegenteil von Pädagogik. Natürlich ist es denkbar, nein wahrscheinlich, dass auch in der Pädagogik und mit Pädagogik einige Spiegelneurone gebildet werden, aber was für welche?

Führen wir doch mal unsere Kinder nicht mehr an die Technik heran, sondern an sich selbst, an den Menschen, an das andere Geschlecht. Wir sind doch schon lange auf der absteigenden Seite der menschlichen Gausskurve. Unsere Väter haben sich alle Mühe gegeben, uns die Technik mit allem Drumherum schmackhaft zu machen. Damit hat der Wert des Menschseins für uns abgenommen. Wir merken es nicht einmal oder wir merken es zunehmend deutlich, aber verstehen die Hintergründe gar nicht. Warum sollen Mädchen sich plötzlich mit technischem Spielzeug zu Jungen entwickeln? Wäre es umgekehrt nicht viel sinnvoller?

Meine sehr verehrten Lehrer und Erzieher, diese Einstellung hindert mich nicht, vielen von Ihnen viel Enthusiasmus, Einsatzfreude, Hingabe, Fleiss, Achtung vor den Schützlingen und Schülern, ja fast unmenschliche Selbstaufgabe zu bescheinigen. Für das Echte gibt es aber keinen Ersatz. Sie sind wichtiger Zusatz! Im täglichen Leben mit Ihren Schülern und Schützlingen merken Sie das auch. Im Übrigen gilt auch für Sie die unterschiedliche Wirkung von mit den Kindern leben und sie etwas lehren. Miteinander leben bildet Spiegelneurone. Kinder etwas lehren führt im Falle von zwischenmenschlicher Sympathie zwischen beiden zu schneller Annahme und Speicherung, im Falle von Antipathie zur Abwehr und Ablehnung. So kann ein Kind nicht lernen und das kann es auch selbst nicht ändern.

Die Bildung von Spiegelneuronen macht familiäres Leben so wichtig. Das kann kein Kindergarten, keine Schule, allenfalls eine liebe Oma oder ein Kindermädchen teilweise nachahmen. Eine gut funktionierende Familie ist die beste Prävention, dass Kinder später nicht auf die schiefe Bahn kommen, dass sie nicht mit der Gruppe der Gleichaltrigen Dummheiten lernen und machen, denn auch das prägt und bildet natürlich Spiegelneurone. Und Pädagogik gehört nicht in die Familie. Pädagogik in der Familie würde das Leben für die Kinder zu einer indirekten Beziehung degradieren. Sie würden zum Objekt der zielgerichteten Veränderung. Vermeiden Sie Pädagogik wo Sie können. Bleiben Sie schlicht Mutter oder Vater, wie Sie sind. (Vielleicht studieren Sie nicht einmal Pädagogik, damit Sie nicht in Gefahr kommen, Ihre Kinder als Objekte der Erziehung zu betrachten und zu behandeln?)

Kinder sind kleine Tiere, Spieltiere, neugierige Tiere. Spiel und Neugier sind ihre Triebe. Da dürfte vieles in der Genetik angelegt sein. Allerdings mussten sie sich vor genetischen Zeiträumen schon früh behaupten. Spielen ist für Kinder ähnlich wichtig (nur viel häufiger) wie das Feiern für Erwachsene.
Vielleicht ist auch unsere Form von Kindheitsgestaltung unmenschlich, nicht der menschlichen Entwicklung gemäss? Früher dauerte die Kindheit allenfalls bis zur Pubertät. Sind wir viel zu verwöhnt, weil unsere Kindheit viel zu behütet ist, viel zu lang? Als Erwachsene wollen wir dann noch immer verwöhnt werden, jetzt natürlich vom/von der Partner/in (und weil die/der das gar nicht richtig kann, dann auch noch vom Sozialstaat?). Der oder die will das umgekehrt aber auch so. So gehen beide nach der Begehrensphase leer aus.

Kinder sagen uns Wahrheiten, weil sie uns mit der Realität konfrontieren, dumme Menschen und Clowns auch.

Da haben uns die 68er nun von allen möglichen Zwängen und Verpflichtungen, Gesetzen und Regeln befreit. Was wurde daraus? Heute müssen wir uns entfalten, müssen uns gestalten, müssen das Beste aus uns herausholen, müssen uns mit Anderen und Gleichaltrigen vergleichen. In der Schule müssen wir die Besten, die Schlausten, die Ersten sein. Inzwischen haben wir nicht nur Hochleistungsmilchkühe im Stall, sondern auch Hochleistungskinder in der Schule und Zuhause. Wundern wir uns, wenn diese Kinder krank werden an Leib und Seele? Die Evolution hatte das wohl seinerzeit gar nicht so vor, hat diese Entwicklung gar nicht vorhergesehen, hat uns Menschen gar nicht auf diesen Stress vorbereitet?

Wann wird man erwachsen und wie? Erwachsen sein wurde viele Jahre mit 21 Jahren definiert. Diese Definition galt zu einer Zeit, wo Menschen noch ziemlich wenig lernen mussten, wo sie sich im Wesentlichen mit den örtlichen und menschlichen Gegebenheiten vertraut machen mussten, einpassen oder anpassen mussten. Die Männer mussten eine Familie versorgen können und die Frauen mussten Kinder kriegen können. Die Aufgabe der Frauen war relativ einfach erfüllt, blieb eher mangels Gelegenheit unerfüllt. Die Aufgabe der Männer war schwer und nicht wenige versagten oder hatten einfach nur Pech.

Unsere Gesellschaft hat sich verändert. Also wurden auch viele Namen und Definitionen für Dinge und Vorgänge geändert. Die allgemeine Festlegung für erwachsen Werden ist heute der 18. Geburtstag. Früher galt der 21. Geburtstag. Wie und warum hat man das geändert? Als Kriterium wurde genommen: Wann kann jemand eigenverantwortlich Auto fahren? Manche Parteien (meist sich aus bestimmten Gründen fortschrittlich nennende) brauchten neue Wähler und vermuteten, dass junge Menschen sie häufiger wählen würden als ältere. Also stieg die Chance auf Regierungsmacht. Daher musste das Wahlalter reduziert werden. Wenn Sie lange genug einen Vorsatz verfechten, dann bringen Sie ihn irgendwann durch, vor Allem, wenn er neu ist und alles Neue als „Gut“ deklariert ist. Die Jungen hatten meist die bessere Schulbildung. Denen gegenüber fehlten einfach die Argumente dagegen. So kam es. Das Alter von 18 Jahren als Zeitpunkt des Erwachsenwerdens ist eine völlig willkürliche Festlegung (noch dazu aus völlig anderen und egoistischen Zielen so gewählt).

Demnächst soll man schon mit 16 Jahren volljährig werden. Die Gründe für die Änderung sind im Wesentlichen die gleichen.
Das sind aber alles nur völlig willkürliche Definitionen je nach Interessenslage. Woran würden wir denn den Zeitpunkt des Erwachsenwerdens fest machen? Was sollte jemand sein, den wir als „Erwachsen“ bezeichnen?

Ich würde vor allem 2 Bedingungen nennen: Die erste ist physischer Natur. Mann oder Frau sollten unabhängig von den Eltern sein, Selbstversorger, dem Leben finanziell und körperlich trotzen können, auch bei Gegenwind und Pech. Sie sollten zweitens geistig so unabhängig geworden sein, dass sie sich gegen ihre Eltern behaupten können, dass sie von der realen Welt so viel Erfahrung haben, realistisch von unrealistisch zu unterscheiden. Denn nur so kann man sich in der Welt zurechtfinden und langfristig tragfähige Urteile, Verträge und Verpflichtungen begründen. Dann läuft man zum Beispiel auch keinen Gurus mehr nach, keinen Weltverbesserern, keinen Volksverhetzern, keinen Herrschern. Dann hat man auch gelernt, das Suchtmittel süchtig machen und dass man sie meiden muss, wie die Pest, ohne bereits selbst süchtig geworden zu sein. Süchtige werden nie erwachsen, denn sie sind ja abhängig. Frauen werden übrigens ganz anders erwachsen als Männer. Man darf beide nicht einfach in einen Topf werfen. Ich fühlte mich etwa mit 25 bis 27 Jahren erwachsen, obwohl ich schon mit Beginn der Pubertät als frühreif beschrieben worden war. Als ich erwachsen wurde, war ich schon verheiratet. Auch heute würde ich das noch immer etwa so deuten.

Ein Mann wird erwachsen, wenn er Frau und Kind hat, der Eros erloschen ist und er doch für alle liebevoll sorgt. Solange ich als Mann mich noch mit einer grossen Maschine zieren muss, bin ich noch gar nicht erwachsen. Je kleiner der Mann, desto grösser muss die zu bändigende Maschine sein?

Frauen werden vielleicht mit dem ersten Kind erwachsen? Dann leben sie ihr Frausein? Wenn es nicht das Kind ist, was sie erwachsen macht, dann ist es ähnlich dem Mann? Wenn Frauen sehr früh Kinder kriegen, sehen wir die Spannung in diesem Vorgang.

Erwachsen wird man, wenn das erste Kind ins Trotzalter kommt.

Erwachsen ist man erst, wenn die Suchtgefahr gebannt ist (Rauchen, Joints, Drogen, Spiele, I-Phone, Börse…). Bei Alkohol und Schlafmitteln ist das vielleicht etwas anderes. Die Drogenabhängigkeit unserer Jugend (und später der daraus erwachsenden älteren Generation) zeigt, wie unerfahren, wie altklug diese Menschen doch sind. Man kann nicht alles ausprobieren, ohne dafür zu bezahlen, mit Geld, mit Strafe, mit lebenslanger Abhängigkeit, mit Verkrüppelung oder Tod. Noch nicht erwachsen. Sinn verfehlt. Suchtkranke werden im Grunde nie erwachsen. Das allgemeine Sein und/oder Gott und/oder die Evolution sind da gnadenlos. Wir in unserer Überheblichkeit, Neugier, Unachtsamkeit glauben nur, dass alles nur für uns geschaffen sei und unbegrenzt erforschbar und nutzbar sei. Weit gefehlt. Werden und bleiben Sie kritisch, vor allem selbstkritisch und wachsam, auch bereits als Jugendliche(r). Erwachsen wird erst, wer nicht mehr abhängig wird, ausser von seinem gegengeschlechtlichen (Ehe-)Partner.

Abhängigkeiten sind oft Ausdruck oder Folge von zu früh mündig geworden, aber noch nicht erwachsen gewesen sein. Junge Menschen hören auf die Älteren, um sich in den Gefahren des Lebens zurecht zu finden und z.B. nicht in Abhängigkeiten zu geraten und dann hilfsbedürftig zu werden.

Erwachsen wird man erst mit … Aber natürlich sind auch Kinder Menschen, genauso wie Frauen Menschen sind und wir Männer hoffentlich auch (wo es viel Grund zum Zweifeln gibt). Sie brauchen kein Wahlrecht oder andere Rechte, sondern sie brauchen Eltern, die mit ihnen leben (sie vielleicht auch lieben?). Dafür gibt es keinen Ersatz. Allgemeine Rechte sind sinnlos. Wir haben nur alle so viel Spass am Kampf gegen Andere und ärgern uns dann, wenn wir dauernd im Kampf sind und daran erschöpfen und ermüden. Wir selbst leben ja mit den Kindern und sorgen für sie, nur die Anderen nicht... oder?

Das Wichtigste, was Kinder lernen müssen, ist eine realistische Weltanschauung und wie man dazu kommt. Nicht, ich muss sie vor den Fernseher oder Screen oder sonst etwas setzen, um sie still zu halten. Dann müssen sie natürlich auch lernen, still zu sein. Wenn Sie das wollen, müssen Sie erst einmal dafür sorgen, dass Ihre eigene Weltanschauung möglichst realistisch ist. Statt dessen lieben wir unsere Täuschungen („Freiheit“, „gut“, „Gerechtigkeit“, „Gleichheit“ etc.).

Üben Sie mit Ihren Kindern Philosophie, Weltsicht, Weitsicht und den Blick in jede Kleinigkeit. Fragen Sie die Welt und die Gesellschaft, wie sie funktioniert, wie sie zu deuten und zu verstehen ist und nehmen Sie Ihre Kinder mit hinein in diese Lebensweise. Denken Sie mit Ihren Kindern zusammen nach, sobald diese dazu fähig werden, aber bleiben Sie nahe an dem, wie es ist und meiden Sie Theorien. Dann wird und bleibt Leben mit Kindern spannend (nicht nur Popo abwischen) und dann lernen auch Sie mit Ihren Kindern die Welt neu verstehen.

Unsere Familien sind der Ort menschlichen Lebens. Nicht „Zurück an den Herd“ (egal ob für Frau oder Mann), sondern „Zurück oder Voraus an den Ort menschlichen Lebens“. Hoffentlich wird dort auch ein Herd stehen. Zumindest wünsche ich Ihnen das. Menschliches Leben ohne gemeinsames und gepflegtes Essen? Geht das? Früher stand der Herd für das Zentrum des Hauses. Wo noch ein Herd in der Gegend übrigblieb, durfte immer ein neues Haus drumherum gebaut werden. Auch wenn natürlich jeder Mann kochen darf und seiner Frau zur Hand gehen kann oder diese auch mal ersetzen, menschlicher wird der Zusammenhalt von Frau und Küche mit Wohnung sein. Sie bilden die Mitte.

In der Küche geschieht analoges Leben, genauso wie im Bett. Pflegen wir eine gute Mischung aus analogem Leben und Nachdenken.

Im August 2021 berichtete die Neue Zürcher Zeitung mit grossem Bild und Text über junge Frauen in Jordanien, die ihren Bachelor- oder sogar Masters-Abschluss an der Universität gemacht hatten. Keiner wolle sie einstellen und ihnen Arbeit geben. Eine brüstete sich sogar damit, dass sie nun nie mehr Hausfrau werden würde. Da stellt sich mir natürlich die Frage, ob sich diese Frauen denn mal die Frage gestellt haben, warum sie wohl Frauen sind und was es besonderes ist, Frau zu sein und nicht Mann? Gehen sie davon aus, dass man einfach den Beruf eines Mannes ergreift und dann ist man in der Gesellschaft wie ein Mann? Ist das nicht sehr einfältig gedacht? Mit solchen Frauen sägt unsere Gesellschaft munter an dem Ast, auf dem sie sitzt, ja, auf dem wir sitzen. Und wir wundern uns, wenn wir fallen? Bitte, dann aber keine Klagen.

Seit 500 Jahren haben wir einen enormen Heimatverlust auf dieser Welt erlebt. In den letzten 100 Jahren haben wir einen enormen Heimatverlust in den Familien erlebt. Ist es nicht zu bezweifeln, dass das den Kindern und späteren Erwachsenen gut tut? Was machen die Millionen entwurzelter Menschen ohne Heimat, ohne liebevolle Familie? Was wird aus ihnen?

Leben Sie in Ihrer Familie nicht auf ein Ziel hin, entsprechend einem Prinzip. Leben sie Beziehung, Beziehung zu Ihrem Partner und zu Ihren Kindern und den Menschen, um Sie herum. Das Leben nach einem Prinzip trennt, das Leben in Beziehung verbindet. Natürlich werden einige Regeln gelten und gelernt werden müssen, von allen. Wenn Sie jetzt zweifeln (was zu begrüssen ist), dann bedenken Sie, dass Prinzipien und Ideale Denkkonstrukte sind, keine Realität. Die Realität ist meist, dass wir die Prinzipien und Ideale für uns und gegen die anderen instrumentalisieren zu unseren Gunsten. „Jetzt halte Dich gefälligst an die Regeln, Kind.“ Natürlich sagen wir das nur, wenn das Kind eine Regel bricht, die uns gerade nutzt. Sonst wären wir ja dumm. Im umgekehrten Falle halten wir schön unseren Mund. Vielleicht merkt es das Kind ja nicht? Wir wollen gemeinsam in der Familie Beziehung und Achtung und Toleranz üben (und nicht nur dort)! Halten Sie sich zunächst erst einmal selbst an die Regeln und leben Sie so. Die Kinder schauen das sowieso ab. Lehren, Erziehen sind meist unnötig und sowieso wenig effektiv. Wer lässt sich schon gern von anderen etwas sagen? Wir nicht und die Kinder auch nicht! Sie aber als Eltern führen in der Familie und erst mit zunehmendem Alter bekommen die Kinder langsam mehr Freiheiten geschenkt.
Kinder müssen Selbstbeherrschung lernen, Beherrschung ihrer Süchte und ihrer Wünsche, ihres Egoismus. Dazu brauchen sie Verstand. Deshalb geht das in den ersten Jahren noch nicht. Früher war Selbstbeherrschung kaum nötig. Die eigenen Süchte wurden sowieso kaum gestillt. Die Wünsche wurden seltenst erfüllt. Wenige beherrschten Viele und die Wenigen konnten sich selbst ja auch oft kaum beherrschen, was meist zu viel Leid für Andere führte. Heute ist es umgekehrt. Kaum ist das Kind in der Welt, wird es schon verwöhnt und maximal umsorgt. In den ersten Jahren überwiegt ganz die Gefühlswelt und bitte, liebe Mütter, Sie sind die einzigen, die den Kindern warmherzige, liebevolle, wertschätzende, annehmende Gefühle schenken können. Lieben Sie Ihre kleinen Kinder abgöttisch und geben Sie ihnen alles, was sie geben können. Aber mit zunehmendem Verstand können sich Kinder aus ihrem Körper gedanklich trennen und abstrahieren. Dann kommt die Zeit, wo sie Selbstbeherrschung lernen müssen, wo man ihnen auch unter Umständen Entzug von Dingen beibringen muss. Das geht natürlich nicht im Sinne von „Du musst jetzt auf dies und das verzichten, ich aber darf es, weil ich Erwachsener bin“, sondern Kinder lernen es nur gefühls- und verstandesmässig zusammen mit den Eltern. Es gilt also: Wir verzichten gemeinsam. Diesen Aufwand müssen Sie schon betreiben. Aber wenn Sie das früher schon gelernt haben, wird Ihnen das heute gar nicht schwer fallen. Und wenn Sie selbst es nicht schaffen, zu verzichten, dann lassen Sie auch Ihre Kinder nicht verzichten. Keine Regel ist absolut. Wir sind und bleiben Menschen und wollen es auch bleiben. Vielleicht aber sollten Sie es sich zur Aufgabe machen, selbst zu verzichten und Selbstbeherrschung zu lernen? Auch Erwachsene tun gut daran, Selbstbeherrschung zu üben!

Selbstbeherrschung ist eine nichtmenschliche, eine nicht genetisch verankerte Verhaltensweise. Sie bedarf ähnlich der Toleranz viel Übung, viel Energie und meist auch viel Nachdenkens, damit der schwache und unwillige Geist das überhaupt einsieht und sich gegen das starke Fleisch durchsetzen kann. Früher hiess es „Der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach“. Heute dagegen leben wir „Der Geist ist unwillig und der Egoismus des Fleisches bestimmt alles.“ Leider ist das bereits Prägung über viele Generationen und "Kulturgut" geworden. Wir sehen das als völlig normal an. Könnten wir das auch wieder ändern? Oder können wir das nur unter Zwang von aussen durch Natur- und menschliche Katastrophen?

„Das Gute ist im Menschen drin, sozusagen in den Genen.“ Vielleicht müssen wir uns davon verabschieden? In unseren Genen liegen der Egoismus, der Stolz, der Neid, die Gier … Das Gute in uns hatten uns unsere Eltern mit viel Mühe in der Kindheit antrainiert. Die 68iger, die Antierziehungsbewegung haben einfach irrtümlicherweise geglaubt, der Mensch sei gut, als Neugeborener, im Trotzalter, in der Pubertät, als junger Erwachsener, als alter Mensch? Die Wirtschaftsphilosophie vom Egoismus und Konkurrenzdenken hat uns das Menschsein ausgetrieben? Menschsein im Sinne von Tiersein ja, aber Menschsein wie Mensch Sein von der Evolution und/oder Gott und/oder dem allgemeinen Sein her vielleicht gemeint gewesen sein könnte? Da könnten wir doch mal nachdenken? Und der Markt besteht aus lauter menschlichen Teilnehmern, ist also wahrscheinlich kaum effektiver oder weniger effektiv als die Teilnehmer, wir Menschen?

„We don't need no education“ hat zum Verlust vieler Fähigkeiten von Frauen und Männern und damit für unsere Gesellschaft geführt. Ja, unsere Gesellschaft hat die Frauen verloren. Ob das noch menschlich ist?

„We don't need no education“ (die antiautoritäre Erziehung) war ein gesellschaftlicher Versuch, ein sehr enthusiastischer. Natürlich, seinen Egoismus als „gut“ zu deklarieren und absolute Freiheit für seinen Egoismus öffentlich, ohne Scham, ohne Schuldgefühl und ohne Strafe einführen und leben zu dürfen? Wer wollte da nicht enthusiastisch sein? Es fühlte sich nach Freiheit an, endlich sich selbst, seinen Egoismus und seine Interessen als Maxime hinstellen und leben zu dürfen, ja diese Interessen sogar als Werte bezeichnen zu dürfen. Was konnte anderes herauskommen als …? Konnte man sich das damals nicht vorstellen? Natürlich, die Jugend konnte es nicht und die Alten waren tot oder moralisch kaltgestellt.

Schauen wir uns die Kleinfamilien an, wo beide Eltern arbeiten. Die Aufmerksamkeit, die Kraft, die Energie beider Partner steckt in der Arbeit. Die Kinder sind beim Elternersatz. Wo ist da ein Familienzentrum, eine Heimat? Wie sollen die Kinder menschliches, gemeinsames Leben leben und damit üben? Auch die Kinder werden nur noch zu Zweckverfolgern, zu Maschinen. Ist das der Sinn menschlichen Lebens? Und beides, volle Arbeitsstelle und zugleich Heimat zu Hause? Natürlich Frauen können das! Was hatten wir herausgefunden? Multirecognizing-fähig sind Frauen, multitasking-fähig? Da muss die Evolution bei den Frauen wohl noch etwas nachbessern, oder? Vielleicht wäre es viel menschlicher, wenn nur einer arbeiten würde, wahrscheinlich dann doch wohl eher der Mann als die Frau? Dann würde es auch viel weniger Arbeitslosigkeit unter Männern geben in dieser Welt. Ist denn Arbeiten für Geld Sinn von Frauen?

Die Frauen haben Recht, wenn sie uns Männern vorwerfen, wir hätten nicht für sie gesorgt und wir tun es ja selbst heute nicht. So brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn jeder und jede nur noch für sich selber sorgt und unsere Kinder, unsere nächste Generation nur noch eine Randerscheinung ist. Wie sollen die Kinder denn menschliches Leben lernen? Die Frauen sind ja heute noch schlimmer als wir Männer schon. Aber dazu müsste uns Leben mehr Wert sein als Karriere und Geld. Heute ist für uns Geld mehr Wert als Leben.

Zuhause spielt sich das Leben ab, zumindest für Frauen. Doch auch für viele Männer, vor allem wenn sie älter werden, ist die Familie die Heimat. Auch Männer schätzen Familie. Und Heimat ist zu einem wesentlichen Teil dort, wo die Frau ist, vielleicht noch etwas schärfer: Heimat ist die Frau selbst oder zumindest kann sie es sein. Die Gefahr für Beide, aber für den Mann deutlich mehr als für die Frau ist, dass er sich zuhause gehen lässt, entspannt, sich auf sein Wohlgefühl konzentriert. Wenn heute auch nicht mehr real, aber sinnbildlich: „Frau, hol mir doch mal die Pantoffeln“. Soll das Familienleben noch etwas anderes als langweilig sein, dann muss auch Spannung ins Familienleben. Sonst wird es nicht spannend. Wir lieben ein bequemes und schönes Zuhause, aber das birgt die Gefahr von Langeweile. Machen Sie es sich nicht zu bequem und machen Sie es sich vor allem nicht gegenüber Ihrer Frau zu bequem. Eine spannende Beziehung zwischen Beiden, eine Frau-Mann-Beziehung (im Gegensatz zur Mutter-Sohn-, Angestellter-Chef-, Dienerin-Herr-Beziehung) erfordert immer Achtung auch vom Mann seiner Frau gegenüber und nicht nur umgekehrt. Liebe Mütter, verwöhnen Sie Ihre älteren Jungs nicht so. Natürlich sollen und dürfen Sie ihnen dienen, wie das gute Mütter so tun (Wäsche waschen, Essen kochen, Schularbeiten beaufsichtigen, …). Aber tun Sie es bewusst als Dame des Hauses. Sie sind kein Müllschlucker (der die Essensreste vom Teller der Kinder isst), keine Putzfrau (auch wenn sie die Wohnung sauber halten), kein Ver- und Entsorger (auch wenn Sie die Einkäufe erledigen), sondern Sie sind die gute Seele des Hauses, die für alles sorgt, sich aber bei der Versorgung jede Unterstützung holt oder besser noch, schenken lässt, vor allem von werdenden Männern. Das müssen junge Männer von der Mutter lernen, spätestens ab der Pubertät, besser schon lange vorher. Deren zukünftige Ehefrauen werden es Ihnen später danken. Schon vor der Pubertät entwickeln Jungs ihr Frauenbild. Meine Damen, nehmen Sie Ihre Jungs als kleine Männer wahr. Sie werden viel schneller gross, als Ihnen lieb ist. Später haben Sie keinen Einfluss mehr auf sie. Die Jungs müssen auch Männer und erwachsen werden dürfen und können. Frauen und Mütter haben da sehr viel Einfluss, ob sie wollen oder nicht, persönlichkeitsbildend und auch -verhindernd.

Meine sehr verehrten Damen, wenn Sie einen rücksichtsvollen, umsichtigen, liebevollen Mann bekommen, wird das dann nicht wohl dem Verzicht der Mutter Ihres Mannes an ihrem Sohn, jetzt Ihrem Mann geschuldet sein? Seien Sie Ihrer Schwiegermutter ewig dankbar. Wenn Sie aber einen solchen Mann nicht finden, dann denken Sie lange darüber nach. Sie könnten so etwas wahrscheinlich ändern, zumindest für eine der Frauen in der kommenden Generation, falls Sie sich doch noch einem Mann schenken. Ich wünsche Ihnen, dass der Ihr Geschenk auch über die Balz hinaus zu schätzen weiss.

Frauen verschenken sich an ihre Kinder. Das ist weibliches Wesen. Aber Mann, dafür will sie auch von uns geliebt und versorgt werden, jetzt und ewig. Mann, wenn wir das nicht einhalten, auch dann, wenn die Kinder aus dem Gröbsten heraus sind, dann ...

Liebe Männer, nicht die Frauen sind für uns da, sondern ganz klar umgekehrt!!! Manche Kulturen haben da wohl noch mehr Nachholbedarf als andere? Am Ziel ist meiner Einschätzung nach noch gar keine Kultur. Wir Männer sind doch noch ziemliche Barbaren.

Liebe kann auch über Generationen geprägt werden. Sie ist kulturabhängig, auch abhängig von der Familienkultur. Das betrifft sowohl die Mutter-Kind-Liebe wie auch die Liebe zwischen beiden Geschlechtern. Da hat jede Generation und jede Kultur ihre eigenen Probleme und Vorteile und findet ihre eigenen Lösungen (oder auch nicht). Wir sollten nicht dem Vorurteil verfallen, dass die entsprechenden Verhaltensweisen und Gewohnheiten weltweit gleich sein müssten. Unser Ideal ist kein Mensch, der sich benimmt wie geklont, auch und gerade, wenn es um so etwas Wunderbares und Aufregendes geht, wie die Liebe oder/und das Begehren. Dann erst recht nicht. Persönlichkeiten in uns und unseren Kindern entstehen nicht durch klonen, sondern durch freie und individuelle Entwicklung von Kritikfähigkeit und Glauben, von eigenem Bewusstsein gegenüber der Gesellschaft und Umgebung, durch Entstehen von 2 aus 1.

Nicht die Frauen müssen wir ehren und lieben, die irgendwo in der Welt besser oder zumindest gleichwertig zu den Männern sein wollen, sondern die Frauen, die in der Stille sich an ihre Kinder und Männer verschenken. Die sind die Heldinnen, denn sie sind das Bindeglied der Gesellschaft. Die Anderen werden Singles. Jede Singlefrau bedeutet auch einen Singlemann. Nicht „Zurück an den Herd“ ist die Devise. Jede Frau soll leben, wie sie will, auch im Berufsleben. Aber die Frauen, die sich in der Familie verwirklichen, sind die Heldinnen des Menschengeschlechtes. Unsere Persönlichkeitsentwicklung geschieht zum entscheidendsten Masse in der kleinsten Einheit menschlichen Zusammenseins. Und das wird in den meisten Kulturen wahrscheinlich die Familie (ob Gross- oder Klein-) sein. Der Ersatz für die Familie ist doch bisher fast ausnahmslos schlechter gewesen als das Original?

Meine sehr verehrten Damen, gehen Sie in die Familie. Dort wird menschenwürdiges Leben entwickelt und gelebt. Es gibt keinen besseren oder wichtigeren Sinn, als diesen Weg, leben! Leben Sie Liebe, liebevolle Beziehung mit Ihren Kindern und mit Ihrem Mann. So wird Liebe geübt, werden Spiegelneurone gebildet. Nicht das „Prinzip Liebe“, nein, gelebte Liebe, so wie es im realen Leben gerade möglich ist.

Wo sind die zuhörenden, die einfach nur lebenden Frauen und Mütter? Überall nur Möchte-gern-Männer. Möchte-gern-Männer sind schon soweit entfraut, dass sie sich selbst gar nicht mehr als Frauen erkennen?

Auch heute zeigt sich noch mancherorts, dass das 3-Generationenhaus (Kinder, Eltern, Grosseltern) entscheidende Vorteile hatte. Nicht jeder muss so leben. Aber es sorgte für Halt und Orientierung für die Jungen und für Hilfe bei der Existenzangst der Alten. Die mittlere Generation ist am meisten gefordert, aber auch am leistungsfähigsten.

Andererseits müssen wir uns natürlich eingestehen, dass wir nicht mehr leben wie vor 500 Jahren. Unsere Vorfahren, unsere Väter (und Mütter) haben die Welt verändert und auch wir verändern die Welt. Dem müssen wir uns anpassen, in der Kindheit, in der Familie, in der Ehe, im eigenen Lebensentwurf, in der Organisation unserer Gesellschaft. Zumindest Prägung verändert sich damit auch. Das menschliche Leben wird damit fragiler, wird unsicherer, denn die neuen Lebensformen sind alle Versuch auf Irrtum oder Erfolg. Unsere Vorausschau schafft nur sehr unsichere Ergebnisse. Wir können schwer wieder umdrehen und alle zurück auf „Los“ gehen und neu starten. Es ist wie beim Autofahren. Man muss immer angemessen fahren, um immer rechtzeitig stoppen zu können, nicht aus der Kurve zu fliegen und keinen Verkehrsteilnehmer zu rammen. Waren unsere Vorfahren bei der Globalisierung, bei der Waffenentwicklung, unsere Eltern bei der Nuklearwaffen- und -energieentwicklung, unsere Mitforscher und -ingenieure bei der Entwicklung des Internets, der Digitalkameras, der maschinellen Datenverarbeitung, der Gentechnologie und vielem mehr immer so vorsichtig, dass sie vor Unfällen stoppen konnten? Hiroshima, Nagasaki, Tschernobyl, Harrisburg, Fukushima sprechen doch eher dagegen, oder? Wir haben bis heute keine sicheren Dauerendlagerungsstätten für Atommüll! Beim Autofahren müssen wir immer vor einer Gefahr stoppen können, damit ein Unfall verhindert wird. In Wissenschaft und Technik, in Weltanschauung und Zusammenleben in Familie und Beruf müssen wir das nicht? Drauf los und wenn es zum Unfall kommt, dann kommt grosses Weh und Ach? Andere sind Schuld! Wo bleibt da unsere Hirnleistung, geschweige denn, unsere Intelligenz? Hauptsache Arbeitsplätze und Geld verdienen! Alles Andere tritt weit in den Hintergrund?

Die jungen Aufgeschlossenen und die alten Zauderer? Dabei sind die Jungen die Abenteurer und die Alten die Bewahrer. Die armen jungen Leute merken gar nicht, dass sie sich gegenseitig ins Chaos treiben wie schon viele Generationen vor ihnen. Die Verschiedenheit von Jung und Alt hat womöglich einen Sinn?

Wir treffen zunehmend im Leben auf Menschen ohne Kinderstube und meist wissen wir davon gar nicht. Ihre Sozialisation war eine andere, ohne dass sie das selbst beeinflussen konnten. Dann sind doch andere als die gewohnten Reaktionsmuster selbstverständlich? Und diese Reaktionsmuster werden als Erwachsener nur schwer änderbar sein.

Viele Frauen in heutiger Zeit haben in der Kindheit und Jugend eine Mutter als Zentrum der Familie nicht mehr oder nur noch rudimentär erlebt. Diese Fähigkeit ist Ihnen nicht in die Spiegelneurone eingeprägt und damit verloren gegangen. Wenn Sie können, dann leben Sie Ihren Töchtern dieses Zentrum wieder vor und mit ihnen dieses Zentrum zusammen, damit die nächste Generation diesbezüglich wieder Fähigkeiten und Heimatstruktur erwirbt. Wissen ist relativ unnütz. Gelernte und geprägte Fähigkeiten sind lebenswichtig (Soft-Skills). Mädchen und Jungen sind da völlig unterschiedlich. Leben Sie zusammen, aber unterscheiden Sie zwischen den Lebensweisen, den Aufgaben, den Empfindungen und Gefühlen, den Körpern von Jungen und Mädchen. Die Unterschiedlichkeit macht eine Schönheit und Spannung menschlichen Seins aus. Gleichheit und damit auch Gleichberechtigung sind „Unsinn“, sind unmenschlich, auch wenn der Wunsch danach einsichtig und menschlich ist und ich ihn gut verstehen kann.

Partnerbindung wird in der Kindheit gelernt, von den Eltern abgeschaut, geübt. Daher: Leben wir Partnerschaft.

Meine Damen, wenn Ihnen nicht gefällt, wie sich Männer benehmen, wie sie leben und urteilen, dann nehmen Sie Einfluss auf die Prägung dieser Männer in der Kindheit. Sie könnten es zu einem grossen Teil selbst beeinflussen, wenn sie wollten. Übernehmen Sie selbst diese Aufgabe. Keiner kann das so organisch tun wie Sie. Sie dürfen diesen kleinen Männern Ihre Weltanschauung prägen. Was ist das für eine Chance für Sie?

Leben Sie auch Ihre Unzulänglichkeit in der Familie. Auch damit müssen Kinder lernen, fertig zu werden. Fehlerhaftigkeit, Unzulänglichkeit, auch Schuld und Schuldgefühle sind menschlich. Sie gehören zu uns. Auch, dass wir immer von anderen Transparenz wollen, aber selbst zur Transparenz gar nicht bereit sind, unser Doppelleben, unsere Doppelmoral.

Es gehe da in den letzten Jahrzehnten ein altes Familienbild kaputt, heisst es. Das kann ich nachvollziehen. Welches, wenn ich fragen darf? In der Vergangenheit gab es mehrere. Das, was kaputt geht, ist vor allem das Arbeiterfamilienbild der letzten 250 Jahre. Ist es um dieses Familienbild so schade? Natürlich, wer darin zuhause ist, wird jetzt Schmerzen leiden. War die Enge dieses Milieus wirklich so menschlich? Ja, das war sie. Wir wollen nicht zurück zur Arbeiterfamilie des 19. und 20. Jahrhunderts und auch nicht in die heutige im Land nordöstlich des Himalaja des 21. JH.

Mehr noch Männer als Frauen, leben und beschäftigen wir uns mit unseren Kindern und nicht mit den Dingen. Menschlich leben heisst, direkte Beziehung, nicht über zwischengeschaltete Geräte wie I-Phone, Laptop oder PC etc. Leben wir Elternschaft analog, nicht digital. Analog lebende Mütter sind Mütter für menschliche Kinder. Mütter als Halbmenschen und Halb-I-Phones produzieren doch Krüppel? Was sollen denn diese Kinder in ihren Spiegelneuronen gespeichert haben?

„Ich habe keine Zeit.“ Wirklich? Sie Ärmste(r)! Wir haben alle 24 Stunden Zeit pro Tag, nicht mehr und nicht weniger, jeder. Wir haben alle ein Leben, unterschiedlich lang, nicht vorhersehbar, nicht planbar. Wir haben aber in den letzten 200 Jahren unsere durchschnittliche Lebenszeit fast verdoppelt und immer mehr Möglichkeiten bekommen, unsere Zeit zu erleben: Mit einem Menschen oder mit vielen, mit Sex oder mit Arbeiten, mit Essen oder mit Fasten, mit Lesen oder mit Internetspielen, mit Nachdenken oder Konsumieren... und jeder Menge Kombinationen aus Beiden. Heute können und müssen wir viel mehr auswählen, viel öfter „Nein“ sagen. Auch wenn wir nicht „nein sagen“, sagen wir „nein“, nämlich indem wir das eine tun (z.B. im Internet spielen), können wir alles andere nicht auch tun. Das mehrere Dinge zugleich tun, schliesst sich fast immer aus. Viele versuchen es derzeit doch, wenn sie Knöpfe im Ohr haben und zugleich gehen, fahren oder warten oder ... Wer es versucht, scheitert schnell oder überfordert sich (Folge: Burn out oder heute auch ADHS. Beide sind eigentlich keine Krankheiten, sondern menschliche Selbstfehleinschätzungen mit Folgen. Die Behebung der Folgen haben wir der Medizin aufgetragen. Eine Vorbeugung können wir uns gar nicht denken.). „Nein“ sagen müssen und wollen wir lernen und praktizieren, mit unseren Kindern, in unseren Familien.

Schenken Sie Ihren Kindern (und sich!) Langeweile. Langeweile ist nichts negatives. Langeweile ist wichtig, weil sie uns mit uns selbst konfrontiert, weil sie Möglichkeiten und Freiraum bietet, weil sie Fantasie, Ideen und Entscheidungen fördert, weil sie Zeit zum Nachdenken und zum Erholen bietet. Nachdenken kann man schwer lehren oder beibringen. Man kann nur Raum schaffen für die Möglichkeit des Nachdenkens. Nachdenken heisst: Denken nicht nur in gewohnten, egoistischen Bahnen auf (s)ein Ziel hin, sondern auch um viele Ecken, mit vielen äusseren Einflüssen und mit eigenen Ideen, ziellos. Üben Sie sich selbst im Nachdenken. Nachdenken können wir nicht delegieren. Je mehr Sie selbst es tun, desto mehr werden es auch Ihre Kinder tun. Nachdenken fördert Persönlichkeitsbildung.

Langeweile schafft Ruhe. Laufend bespasste oder geforderte oder beschäftigte Kinder (und auch Erwachsene) haben diese Chancen nicht. Sie müssen doch beziehungsunfähig, konzentrationsunfähig, hippelig und ich-reduziert werden. Leben Sie wieder überwiegend analog, überwiegend selbstbestimmt (auch nicht durch Film und Fernsehen oder andere Programme von aussen). Sport und Verein sind sinnvoll bis zu einem bestimmten Limit. Wissensvermittlung ist wichtig, aber denken Sie an ausreichend Langeweile. Sie ist unverzichtbar! Sie reduziert die „Burn-out- und ADHS-Gefahr“ nicht nur bei Kindern. Wer weiss, ob nicht manches ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung) gar nicht auftreten würde? Gab es dieses Phänomen oder diese "Krankheit" schon vor der Erfindung des Radios und Fernsehens?

Aus Kindern werden Erwachsene. Was macht eigentlich „Erwachsen-werden“ aus?

Zunächst ist da die Pubertät. Sie ist eine biologische Festlegung, ein zweites Trotzalter, eine Phase der Menschwerdung, der Persönlichkeitswerdung, der Loslösung. Hier brauchen Kinder die Eltern, vor allem die Mutter, noch einmal sehr dringend, um sich von ihr trennen zu können. Das wird beide verändern, Kind und Mutter (Vater), Tochter anders als Sohn. Dazu müssen natürlich beide körperlich und geistig in der Familie anwesend sein und den entsprechenden Part auch bieten. Das tut beiden weh und ist unangenehm. Das sind wichtige Erfahrungen für Beide. Sind heutige Menschen aus elternlosen Familien (beide Eltern arbeiteten im Wesentlichen) überhaupt noch Menschen? Sind sie nicht eher „Postmenschen“, Menschen nach dem Menschsein? Sind Möchte-gern-Männer nicht in gleicher Weise bereits Postmenschen? Natürlich erwachsen aus diesen Menschen auch wieder Postmenschen. Biologische menschliche Prägung (Soft-Skills) fehlen ihnen zunehmend. Das dürfen wir ihnen gar nicht vorwerfen. Vielleicht werfen wir das am besten gar keinem vor in Form von Schuldzuweisung (wenn, dann am ehesten noch uns selbst?). Aber wahrnehmen als Realität sollten wir es doch schon? Verursacher wird doch aber die Lebensweise der Eltern sein, also unsere Lebenweise? Ratgeber und Personaler empfehlen diesen Menschen jetzt, das selbst zu trainieren. Wie soll das gehen? Seien Sie mal sich selbst Vorbild.

Einer meiner Söhne erzählte mir zwanzig Jahre später, ich sei immer ein strenger Vater gewesen. Ich staunte nicht schlecht. Vielleicht musste der Vater streng sein (oder wurde nur so vom Sohn wahrgenommen?) und die Mutter war ohne nachzudenken für die Kinder und so war es sicher auch am besten für die Kinder? Aber es ist wie es ist.

Aus der Geschichte lernen ist schwer; von den Eltern lernen, ebenso. Das merken wir in der Loslösungsphase der Kinder. Natürlich sind die Eltern dran Schuld. Sie hätten doch … Natürlich machen wir Eltern mit unseren Kindern viele Fehler, aber ginge das überhaupt auch anders?

Die Hardware und die Software des (jungen) Menschen passen zunehmend nicht mehr zusammen. Der Körper und das Gehirn geben nur gewisse Funktionen her. Änderungen geschehen nur in genetischen Zeiträumen, also in zehn- bis hunderttausenden von Jahren. Die Software aber hat sich in den letzten 600 Jahren zunehmend und immer schneller verändert. Die Weltanschauung stellt sich zunehmend als unpassend heraus. Der Mensch ist keine Maschine. Das Maschinenbild des Menschen taugt zwar als Allegorie für einzelne Strukturen und Prozesse, aber für viele und vor allem für den lebenden Menschen an sich, genau nicht. Maschinen leben nicht. Dann können wir nicht einfach so tun, als ob und wenn wir es doch tun, dann passen unsere Träume und Theorien nicht mehr zur Realität unseres Lebens.

Die Mobilität überfordert die Körperfunktionen von Toleranz (bzw. Intoleranz), von Heimatgefühl (jedes Tier hat sein Revier)(bzw. Entwurzelung) und anderen. Das Überangebot von Nahrung überfordert das Hunger- und Sättigungsgefühl und die Selbstbeherrschung. Das kommunikative Überangebot überfordert die psychischen Kräfte (bei Frauen wegen der Multirecognising-Fähigkeit noch mehr als beim Mann). Da mit der digitalen und kommunikativen Revolution seit Anfang des Jahrtausends gar keine Räume mehr zur Ruhe und Konzentration, der Langeweile, der Selbstfindung und des Nachdenkens mehr stattfinden, kann menschliche Persönlichkeitsentwicklung immer weniger oder schon nicht mehr stattfinden. Äusserlich sehen wir Menschen vor uns. Innerlich sind es und wir Monster, die den auf sie einstürmenden Veränderungen gar nicht mehr gewachsen sind.

Die Exzesse aller Art, die wir jetzt im Internet erleben, zeigen uns das zunehmend, weil in der indirekten Kommunikation die psychischen Bremsen der direkten Kommunikation fehlen. Da hilft kein Löschen von bestimmten Inhalten oder Gesetze und Strafen. Da hilft nur Anpassung der Software an die Möglichkeiten der menschlichen Hardware. Softskills können nicht theoretisch gelernt werden. Sie müssen praktisch geprägt werden, in der Kindheit, in der Familie. Viele „Monster“ (bitte nicht wertend, sondern nur beschreibend verstehen) haben die Softskills gar nicht geübt.

Die sich dem Leben vor allem auf der Gefühlsebene hingeben, haben mehr Glück. Die Denkenden haben weniger Glück, weil sie weniger geniessen können. Genuss hat mehr mit Gefühl als mit Verstand zu tun.

Kinder werden heute wie früher die Frauen als Dinge aufgefasst. Wer Kinder will, soll sie kriegen, egal wie und wann. Da werden die natürlichen, die menschlichen Prozesse einfach ausgesetzt. Da werden Kinder gemacht wie Produkte zum Konsumieren, z.B. für Homosexuelle und für andere Zwecke. Damit tun wir und besonders Frauen diesen Kindern jetzt an, was Männer vorher Frauen angetan haben und was Frauen und wir verabscheuen. Muss das sein? Unser Egoismus übersteigt unsere Selbstbeherrschung. Das ist eines unserer menschlichen Hauptprobleme. Egoismus und Selbstbeherrschung brauchen einen Ausgleich. Die Neuzeit, die Industrialisierung ab dem 18. Jahrhundert, die Individualisierung im 20. Jahrhundert, die Globalisierung des 15. - 19. Jahrhunderts und die neue des ausgehenden 20. Jahrhunderts haben unserem Egoismus Tür und Tor geöffnet und jedes Mal neu die Selbstbeherrschung geschwächt. Da helfen Gesetze nichts. Wir haben eher die Gesetze auch noch zur Erfüllung unseres Egoismus umformuliert. Selbstbeherrschung kann nur gelernt und geübt werden, zum grössten Teil in der Kindheit. Und dann muss Selbstbeherrschung immer wieder gelebt und geübt werden, im normalen und ganz alltäglichen Leben, ein Leben lang.

Wie viel ist Frauenarbeit wert? Kann eine Kindertagesstellen-Angestellte eine Mutter ersetzen? Wie viel muss sie dann verdienen? Es ist interessant, darüber nachzudenken. Betrachten wir den Preis von der Seite der zu vertretenden Mutter, dann muss der Preis der Ersatzmutter niedriger sein, als ihr eigener Verdienst. Sonst rechnet sich das ganze für die Mutter ja gar nicht. Und schliesslich ist die Ersatzmutter ja nur Ersatz. Der Ersatz kann ja nicht mehr kosten als das Echte, als die echte Mutter. Schauen wir von der anderen Seite, dann muss die Ersatzmutter ihre eigenen Kinder loslassen, um die anderen zu hüten. Sie braucht irgendwie eine Hilfe für die eigenen. Der Lohn muss also grösser sein, als die eigenen Kosten. Sonst lohnt sich das ganze ja gar nicht. So müssen sie sich beide etwa in der Mitte treffen, wahrscheinlich nahe bei den gleichen Beträgen. Dann hat die Ersatzmutter eigentlich nichts gewonnen und die Mutter, die für die eigene Arbeit das Kind der anderen gibt, hat nur die Arbeit gewonnen, Geld aber nicht. Damit das ganze doch irgendwie klappt, haben wir uns Dreieckstrukturen ausgedacht. Da werden dann grössere Gruppen von Kindern zusammengefercht, damit es sich rechnet oder es wird ein dritter Zahlender eingeführt, der verschuldete Staat, eine NGO, irgendeine andere Hilfe. Wo aber liegt der Wert wirklich? Den Wert einer Mutter können Sie nicht in Form von Geld angeben. Sie können das tun, aber der Betrag, die Summe, wird kaum der Realität entsprechen. Der Geldwert würde sich laufend ändern. Wer daher einen Geldwert festmachen will und sei es nur den gleichen, wie die Männer bekommen, der müsste falsch liegen, mehr oder weniger neben der Realität. Der Wert für uns besteht gar nicht in Form eines Geldwertes. Können wir heute diesen Gedanken überhaupt noch fassen? Es zählt nur noch Geld.

Die meisten Menschen denken von sich, dass sie nachdenken und dass die Anderen nicht nachdenken. Die 68-iger haben uns das Nachdenken ausgetrieben, weil sie davon ausgehen, dass Kinder gut sind und daher Recht haben, dass sie von Natur aus richtig leben. Ihre Lebensweise sei richtig. So hat ein Kind natürlich gar keine Chance, sich selbst zu hinterfragen. Warum sollte es das tun? Wer von Natur aus richtig ist, braucht sich nicht selbst in Frage zu stellen, braucht nicht nachzudenken. Genau das aber müssen wir in der Kindheit lernen und dazu braucht es das gemeinsame Leben mit den Eltern. Es geht nicht um Wissensaneignung, sondern um das Prägen von Spiegelneuronen. Meine sehr verehrten Eltern, hier braucht es Ihren Lebensvollzug in einer Weise, die Kinder prägt, die Ihnen Vorbild ist, ohne Vorbild zu sein. Leben wir so, dann werden es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch unsere Kinder tun. Das Menschenbild, das Kinderbild, das Weltbild der 68-iger war vermutlich zwar gefühlt für sie sehr angenehm, aber wahrscheinlich doch sehr realitätsfremd.

Belohnung verdirbt den Ansporn und den Charakter. Spiegelneurone prägen bildet den Charakter.

Den Unterschied zwischen Theorie und Praxis kann man nicht lernen. Den muss man erleben und nachdenken. Deshalb ist analoges Leben und Erleben für Kinder und Erwachsene so wichtig. Leben Sie möglichst viel reale und möglichst wenig irreale Welt. Denken Sie immer daran, dass Sie immer nur eines können, nicht beides, auch wenn viele heute glauben, in beiden Welten gleichzeitig leben zu können, dort und hier zuhause zu sein und das ganz.

Erwachsen sein heisst, den anderen und vor allem sich selbst vorzumachen, man sei kein Kind mehr, man wisse jetzt, wie die Welt funktioniert. „Erwachsen sein“ heisst, ich halte ab jetzt meine Vorurteile für richtig, also für Urteile und verfahre auch so. „Erwachsen sein“ heisst, ich sehe, dass die Welt nicht so ist, wie ich sie gerne hätte. Also verändere ich sie, koste es, was es wolle, mein Geld und das Geld anderer (am besten nur deren), das Geld unserer Kinder in Form von Staats- und Versicherungsschulden. Unser Hauptvorurteil ist, dass wir keine Vorurteile hätten. Die haben nur die Anderen.

Viele Junge sind Dumme. Sie denken, wir bekommen alles kostenlos und machen alles besser. Nehmen wir eben Darlehen dafür auf. Später im Leben müssen sie sie zurückzahlen und viele haben sich selbst überschätzt.

Die Jugend lebt am meisten und am überzeugtesten auf ihren Vorurteilen.

Junge Menschen halten ihre Ansichten für richtig und da sie sich abgrenzen müssen und wollen, um selbstständig zu werden, sind sie unbelehrbar. Da ist nicht jemand Schuld, sondern das ist Struktur. Deshalb fängt auch jede Generation von vorne an, allerdings glaubend, dass sie es besser mache als alle anderen vor ihr.

Die Jugend muss und will ihren Weg selbst finden, das mit all den Idealen und Selbsttäuschungen, die noch nicht im Leben überprüft sind. Das kann fast nur in Abhängigkeiten und Süchte führen.

Die Jugend, nicht nur in der Pubertät, muss sich als Ich abgrenzen, aber ist gar nicht so weit entwickelt, kritisch ein Ich zu entwickeln. Das geht oft erst in der Entwicklung mit den ersten eigenen Kindern. Die aber stecken im Kindergarten oder in der Schule. Dort müssen sie lernen, statt leben. Ist lernen wichtiger als leben? Warum?

Denken wir viel nach, selbst und mit unseren Kindern. Nachdenken werden wir Menschen hoffentlich besser können als die Tiere. Sicher bin ich mir da nicht. Aber noch wichtiger als nachdenken, ist leben, gemeinsames Leben in der Familie, in der Gesellschaft, ist persönliche gesellschaftliche Lebensweise. Dazu gehört alles im Leben, was unser Leben ausmacht vom Kinder Windeln bis zur Doktorarbeit und den gemeinsamen Ferien.

Kinder in der Familie dürfen lernen, sich selbst, ihr Fühlen, Denken und Tun zu hinterfragen, zusammen mit den Eltern zu hinterfragen. Wir lernen es zusammen, Eltern mit den Kindern, Kinder mit den Eltern.

Kaum eine Frau will heute ihre Kinder zu sozialen, liebevollen Kindern „erziehen“, sondern die Frauen lieber zu Konkurrentinnen der Männer, die Jungs aber zu wirtschaftlich und finanziell erfolgreichen Männern. Softskills? Sozial kompetent? Fehlanzeige! Müssen wir uns wundern? Vor allem und immer die Anderen sollten diese Fähigkeiten besitzen. Für uns sind Karriere und Geld wichtiger. Auch so kann man Spiegelneurone prägen.

Ehen mit Kindern kann man gar nicht scheiden. Die Verbindung, die Verantwortung, der gemeinsame Lebensweg bleiben. Man kann Ehepartnern allenfalls gewähren, ein oder beide Augen zudrücken zu wollen, wenn sie sich trennen. Aber dann müsste jemand aus der Familie für die entstehenden Probleme aufkommen und die beiden Eltern müssten weiter kooperieren und einander achten. Die Kinder brauchen vertrauensvolle Beziehung. Das kann man nicht ändern, indem man einfach ein Scheidungsgesetz formuliert und in Kraft setzt. Das Gesetz ändert die Realität nämlich nicht. Und doch ändert das Gesetz die Realität, denn nun glauben alle, sie könnten einfach Ehen scheiden, Beziehungen trennen und Formalitäten dafür schaffen. Dann glauben sie, nun könne man einfach Ehen scheiden. Weil das aber nicht geht, müssen nun die Gesetze immer genauer angepasst werden und subtiler werden. Ohne Rechtsanwälte geht das Leben schon gar nicht mehr. Man entwickelt immer mehr und immer präzisere Gesetze, muss bei der Gesetzgebung auch noch die Gleichheit oder Gleichberechtigung (die die Evolution in Form von Leben ja nun offenbar gar nicht im Sinn hatte?) beachten und dann soll das funktionieren? Es wäre doch geradezu ein Wunder, wenn das so ginge, oder? Wir können das natürlich. Wir sind zu allem fähig!

Egal, ob es Gesetze gibt, die Ehebruch legalisieren, man kann eine Ehe erst scheiden, wenn das jüngste Kind aus der Pubertät ist. Egal, ob es -Gesetze gibt oder nicht, die Realität bleibt die gleiche. Wir haben nur unseren Egoismus ins Gesetz geschrieben, damit wir tun können, was wir wollen (meist auf Kosten der Anderen, z.B. der Kinder). Die Langzeitfolgen unseres Egoismus haben wir dabei gar nicht bedacht.

„Kann es überhaupt eine erfüllte Paarbeziehung trotz Elternschaft geben?“ las ich als Überschrift. Aber hallo! Ist die Frage denn richtig gestellt? Sind wir schon so unmenschlich geworden, solche Monster? Kann es erfüllte Paarbeziehung denn ohne Kinder geben? Sicher nur ausnahmsweise. Manche Möchte-gern-Männer werden später einsichtiger, meist aber nur, um sich nun völlig sich selbst zu widmen.

Vor über 100 Jahren konnte man ganz allgemein sagen, lesen bildet. „Lest, lest, Kinder lest!“ Heute im massiven Überangebot müssen wir sagen, wählt genau aus, was Ihr lest, denn lesen macht dumm. Auf die gute Auswahl kommt es an (z.B. Wahl von Frau Heidenreich). Das gilt auch für Fachliteratur und sogenannte „gute Literatur“. Und ob es lesenswert war, wissen wir meist erst hinterher, oft nicht einmal gleich danach, sondern erst viel später, mit Abstand. Stopfen Sie nicht Ihr wertvolles Leben mit allen möglichen dummen Ausflüssen von Autoren voll, die selbst meinen, der Welt jetzt unbedingt ihre Ansichten, Sorgen, Nöte, Moral, Ideen, Ideale und vieles mehr zu präsentieren oder gar einzutrichtern. Zeit, Lebenszeit haben wir alle gleich viel, aber wir können nur einmal zugleich leben. Früher gab es aber sehr wenige Möglichkeiten und man musste möglichst zu jeder Möglichkeit „ja“ sagen. Heute ist unsere Lebenszeit immer noch nur eine, deutlich länger als damals, aber weil es eine geblieben ist und die Zahl unserer Möglichkeiten sich unvorstellbar vervielfacht hat, müssen wir zu mehr als 99 % nein sagen und das möglichst auch noch mit dem Wissen, was langfristig für uns und die anderen gut oder nicht gut ist. Aber das Wissen fehlt uns. Wir glauben trotzdem, es zu wissen.

Es besteht ein Unterschied zwischen unseren Fähigkeiten und unserem Tun und noch mehr unserer Einschätzung von Beidem. Warum mag das so sein? Was bedeutet das für unsere Fähigkeiten, für unser Tun und für unser Leben?

Es heisst, dass das menschliche Hirn noch viel ungenutzte Kapazität habe. Wer weiss? Ich weiss nicht, wer wie darauf kam. Vielleicht haben das allgemeine Sein und/oder Gott und/oder die Evolution einfach grundlos grosszügig ausgeteilt? Nicht grosszügig ausgeteilt haben sie dagegen die Lebenskapazität, denn Sie können fast immer nur eins und nur sehr selten mehr als eines zugleich. Wer glaubt, mehreres zugleich zu können, verliert meist von allem mehr oder weniger. Wer viel lernt, kann wenig leben, es sei denn, er betrachtete Lernen als Leben. Das tun aber die meisten nicht. Wir müssen lernen, mit unserer Lebenskapazität umzugehen. Und dass das allgemeine Sein und/oder Gott und/oder die Welt diesbezüglich bei uns knauserig gewesen wären, wäre ja von uns vermessen, zu behaupten, wo wir so vieles können und konnten und tatsächlich erlebten. Wir haben unsere Lebenserwartung gegenüber von vor zweihundert Jahren doch schon fast verdoppelt. Geniessen wir das oder die geschenkte Zeit doch erst einmal. „Ich habe keine Zeit“ wird so doch zu einer Rückfrage an mich „Was machst Du eigentlich mit Deiner vielen Zeit?“

Wir müssten lernen, uns in der Familie gegenseitig zu dienen, den anderen höher zu schätzen als sich selbst und das mit unseren Kindern zusammen. Viele Frauen haben es schon verlernt. Viele Männer haben es nie gekonnt. Statt dessen stehen bei uns aber Karriere und Geld und in anderem Sinne die Technik viel höher im Kurs als miteinander dienend friedfertig zu leben.

Das Problem ist nicht, das Frauen studieren, dass Frauen schlau sind, dass Frauen arbeiten, sondern dass sie dann nicht mehr zurück können und am sinnvollen Ort fehlen. Denn sie können kaum Beides zugleich.

Prägung (Spiegelneurone) ist intraindividuell über die Lebenszeit eine erstaunlich feste Grösse. Das sehen wir bei den Integrationsschwierigkeiten, die wir im Rahmen von Migration erleben. Von Generation zu Generation ist die Prägung leider oder glücklicherweise relativ veränderbar und doch auch wieder nicht. Veränderung schafft für uns Unsicherheit, weil wir die neue Situation erst verstehen lernen müssen, uns auf sie einstellen müssen, mit ihr leben müssen. Und doch propagieren wir pausenlos und über alle Kanäle und tun es ja auch, „unsere Welt verändern“. Warum? Weil wir glauben, das, was wir tun, was wir verändern, sei „gut“. Ergebnis? Schauen Sie selbst in Ihrer nächsten Umgebung.

Frauen sind die Keimzelle der Familie, der Familienatmosphäre, der Familienkultur, der Kultur des Zusammenlebens. Frauen und Mütter, leben Sie das mit Ihren Töchtern und Söhnen und Männern. Bilden Sie Spiegelneurone in Ihren Kindern. Das ist Ihr grosses Vorrecht, das zu dürfen. Das ist das wertvollste Geschenk, dass Sie Ihren Kindern und den zukünftigen Schwiegerkindern bereiten können. Wertvoller geht nicht (Es sei denn, sie wären Milliardäre und könnten Ihren Kindern Milliarden vererben. Dann kann es denen egal sein, was für eine Prägung sie haben. Die haben dann ja genug Geld und können sich alles kaufen (Mit dem vielen Geld aber auch viele andere Menschen knechten, versklaven, ausnützen und schädigen). Vielleicht bräuchten die erst Recht die angepassten Spiegelneurone, die angepasste und angemessene Prägung?)

Die meisten kaputten Menschen kommen aus kaputten Familien (ein kleinerer Teil interessanterweise auch aus besonders heilen Familien oder zumindest nach aussen besonders heil aussehenden Familien). Kaputte Familien? Jeder versucht sich selbst zu verwirklichen. Gleiche Rechte, gleiche Pflichten. Alles muss ganz gerecht zugehen. Immer darauf achten, dass man nicht zu kurz kommt und dass der Andere ja keine Pflicht versäumt. Wird unsere Welt so besser? Werden wir so menschlicher? So sind wir doch schon menschlich genug?

Softskills: Wie passe ich mich ein in ein grösseres Ganzes, damit es gut funktioniert? Statt dessen lernen unsere Mädchen inzwischen wie die Jungen: Wie behaupte ich mich gegen Andere und das Ganze? Irrsinn, oder? Dann dürfen wir das Fehlen dieser Qualitäten in Schule und Beruf nicht monieren. Wir leben und lehren genau die Hardskills und glauben, die Kinder würden so soft. Die Schulen können das nicht lehren. Sie, bzw. die Lehrer und das übrige Personal, sind damit natürlich völlig überfordert. Dazu bedarf es intakter Familien.

Meine sehr verehrten Damen und Mütter. Nicht nur Vater werden ist nicht schwer, sondern Mutter werden auch nicht. Mutter sein dagegen ist noch viel schwerer als Vater sein. Trotzdem gaben sich viele Frauen dem gerne und schnell hin. Das eigentliche Leben fängt erst danach an. Mutter sein, Familienmittelpunkt sein, ist eine ganz analoge, ganz körperliche, viel mit den Körperfunktionen essen und waschen verbundene Tätigkeit. Diese Tätigkeiten sind öde, aber sie sind menschlich und das ist Ihre Chance. Das wissen Sie ja auch. Frauen, vor allem Mütter, sind zum Arbeiten für Geld viel zu schade. Frauen müssten doch ein Vielfaches von Männern für ihre Arbeit bezahlt bekommen, wenn es den Wert der Frau in der Gesellschaft aufwiegen sollte. Dann aber wären die Männer nur noch mit Arbeiten für Geld beschäftigt und würden in der Familie gar nicht mehr auftauchen.

Familienmittelpunkt zu sein, ist viel schöner und für unsere Gesellschaft und die Kinder viel wichtiger als die Arbeit der Frau für Geld. Aber es stimmt, mit zunehmendem Alter ist es wichtig und möglich, sich selbst zu entwickeln, vielleicht mit Arbeit, aber auch mit Schulung, Mitarbeit, Teilarbeit, Verein, Hilfsorganisation, Partei … Die Mitte liegt im Körper, im Sein, aber es braucht auch die Spannung zum geistigen Wachstum. Wir wünschen uns keine dummen Mütter am Herd, wir wünschen uns geistig rege Frauen, die ihr Zentrum in der Körperlichkeit haben und damit zu einem wesentlichen Anteil auch in der Küche. Mit Essen, mit Geschmack, mit Genuss kann man Söhne und Männer ködern, kaufen oder beschenken (oder mit ihnen teilen?).

Hier wäre es jetzt auch interessant, über Fastfood nachzudenken, den Sinn von Slowfood, ganz zu schweigen, von gesunder Ernährung. Vielleicht ein Andermal oder Sie tun es einfach selbst, auf eigene Faust.

Als Kinder suchen wir nach einem Dritten, einem Richter, meist einem Elternteil, den wir bezirzen können, in unserem Interesse zu richten, oder wenigstens für uns zu streiten. Der kann uns natürlich auch gleich noch helfen und unsere Risiken tragen. Erwachsen werden und sein bedeutet, dass wir uns damit zurechtfinden, das alles mit unserem Gegenüber selbst ohne Dritten zu beiderlei Nutzen einzurichten. Was erleben wir, wenn wir erwachsen geworden zu sein glauben? Unsere Interessen müssen wir nach Möglichkeit über Mittelsmänner (also Dritte) im Parlament ins Gesetz schreiben und dann über Rechtsanwälte und Gerichte (also wieder Dritte) für uns einklagen oder zumindest verteidigen lassen. Nur so kommt man zu seinem Recht (oder nicht eher zu dem, was unser egoistischer Körper will?). Mit Gerechtigkeit hat solch ein System doch gar nichts zu tun, oder? Haben wir nicht einfach unser inneres Egoismus-Neid-System zum Kriterium für Gerechtigkeit erklärt?

Wer Arzt, Wirtschaftsfachmann, Lehrer, Jurist, Wissenschaftler etc. werden will, muss erst das Leben kennengelernt haben. Er/sie muss sich erst einmal darüber klar geworden sein, was für ein Menschenbild er/sie haben (will). Danach kann er/sie auch … werden. Das geht aber schwerlich, bevor er/sie nicht die eigenen zwei bis drei Kinder über die Pubertät hinweg gebracht haben. Kinder zeigen uns, wie Leben wirklich ist, nicht wie die Erwachsenentheorien es uns glauben machen. Als Erwachsene behalten wir die Verhaltensweisen der Kinder bei (Nein, Verzeihung, natürlich nur die Anderen). Wir Erwachsene haben gelernt, diese Tatsache vor uns selbst zu verbergen, uns selbst zu täuschen. Die Anderen sehen es jeden Tag, denn für die sind wir ja die Anderen.

Die Kinder haben ihre Mütter verloren (nachdem sie zuvor schon ihre Väter verloren hatten), weil die dauernd bei der Arbeit und sonstwo sind.

Die Trennung von Anderen macht Schmerzen, auch bei Kindern und Eltern. Da für erlittene Schmerzen immer der Andere Schuld ist, sind aus Sicht der Kinder die Eltern Schuld und aus Sicht der Eltern die Kinder. Dabei ist der Ablöseprozess schlichtweg menschliche Natur, nicht eine Frage von Schuld. Der Prozess kann und sollte, ja muss aktiv gestaltet werden. Miteinander reden, versuchen zu verstehen, die Gedanken und Wünsche und Schmerzen des Anderen nachdenken.

Es war ein Irrtum der 68er, dass die Eltern Schuld seien an den Schmerzen der Kindesentwicklung. Selbstbeherrschung lernen tut weh. Sich eingliedern in eine Gemeinschaft entgegen seiner egoistischen Neigung tut weh. Respekt lernen gegenüber den Anderen tut weh. Gewahr werden, das Andere, sogar die eigenen Eltern, mir selbst sehr schaden können, tut weh. Trotzalter tut weh (beiden Seiten). Pubertät tut weh. An all dem sind nicht die Eltern Schuld, aber Kinder geben natürlich ihren Eltern Schuld. Wem könnten sie denn sonst die Schuld geben? Du tust mir weh, also bist Du Schuld!

Auf der anderen Seite müssen Eltern, wahrscheinlich überwiegend die Mütter, diese Schmerzen erleiden, ja mit verursachen, denn sie gehören zum Menschsein. Der Mensch ist „gut“ so wie er geboren wurde und das bleibt ein Leben lang so, ist schlichtweg Unsinn. Daraus werden Menschen ohne Softskills. Warum wundern wir uns?

Das kann man auch nicht mit Gesetzen und staatlichen Erziehungsanstalten (wir nennen sie Schulen) ändern. Eltern zum „Gutsein“ zwingen, körperliche Züchtigung verbieten, dem Staat die Aufgabe der Erziehung übertragen? Kinder brauchen menschliche Familie, nicht staatlich organisierte Einheitstrimmung von aussen und gesetzliche Formung. Woher nehmen wir die Ansicht, dass künstlich durch Gesetze und zentrale Lehranstalten und für Gescheiterte dann Gefängnisse, geformte Menschen noch Menschen sind (auch wenn sie äusserlich noch so aussehen)?

Ehen mit Kindern kann man nicht scheiden, selbst wenn es die Gesetze dafür gibt. Vielleicht wäre eine andere Lebensform denkbar? Schauen wir uns das Elend geschiedener Ehen mit Kindern hinterher an. Wie oft sehen sie dort glückliche Verhältnisse? In den meisten Fällen wurde doch nur ein Minus durch ein noch schlimmeres Minus ersetzt?

Wollen Sie wirklich Ihren Kindern Kindheit rauben und ihnen die ganzen teilweise richtigen Ansichten (diese Leute selbst reden natürlich von „Wissen“) fremder Leute eintrichtern lassen? Sind Ihnen Ihre Kinder dazu nicht viel zu schade? Unsere Vorfahren zwangen uns, viel zu wissen und wir quälen unsere Kinder noch mehr? Trotzdem halte ich eine gute Allgemeinbildung und später auch Spezialbildung für sehr wertvoll für unsere Kinder.

Kinder, die in der Familie Subjekte sind, werden eher dem Vater oder der Mutter nacheifern. Kinder als Objekte werden eher in die Opposition gehen. Darüber lohnt es sich, lange nachzudenken.

Wir kriegen unsere Kinder, wenn wir noch jung und kräftig, aber wenn wir noch altkluge unerfahrene Dummköpfe sind. Die Evolution war nicht optimal. Wir werden erst im Vollzug des Lebens schlauer, meist erst mit oder nach den Kindern. Weise werden wir erst noch später, falls überhaupt. Es ist ja nur wenigen vorbehalten, das zu werden.

Natürlich sind Kinder eine Herausforderung für die Mütter, ja für beide Eltern. Nein, jetzt sind für die Frauen die Männer die Herausforderung (wie sie werden) und für die Männer ist es die Technik. Frauen müssen den Männern gleich sein oder besser noch, an ihnen vorbeiziehen. Was für einen Sinn soll das haben? Männer müssen mit der Technik die Welt und Umwelt nutzbar und ungefährlich machen (Frauen jetzt auch noch). Na klar, aber könnte es da Grenzen des Sinnvollen geben? Wie wollten wir hier zu einer Bewertung, zu einem tragfähigen Urteil kommen?

Es gibt Familien von Menschen, die Übergewicht haben und andere Familien, wo Übergewicht eher seltener ist. Klar, da sind bei den Dicken die Gene Schuld; die Dünnen haben bessere Gene (Die Frage bewegt uns später noch). Essen ist aber in sehr vielen Fällen Ausdruck von in der Kindheit erworbener Lebensphilosophie. Habe ich Selbstbeherrschung gelernt, habe ich auch andere Formen von Genuss kennengelernt, habe ich über mein eigenes Leben nachzudenken gelernt und es auch angewendet auf mich selbst? Dann wird Übergewicht deutlich schwerer erreichbar. Denken wir nach, bevor wir essen, am besten auch, bevor wir leben.

Wenn Frauen und Männer mit ihren Jungs in der Kindheit Selbstbeherrschung nicht mehr leben und üben, dann dürfen sie unbeherrschte Männer auch später nicht vor Gericht ziehen. Das ist sonst nicht nur fahrlässig, sondern böswillig gegenüber den Männern. Das Dumme ist, dass es immer nicht ein und dieselbe Frau, nicht ein und derselbe Mann ist. Wir, sowohl Frauen wie Männer, müssten bereit sein, unser Leben zugunsten Anderer hintan zu stellen, zugunsten unserer Kinder und deren Beziehungen in Leben, Arbeitswelt, Gesellschaft und Vielem mehr.

Vaterschaftsurlaub? Kann man da dagegen sein? Nein, wer dagegen ist, erscheint doch dumm, oder? Das Entscheidende ist, wer zahlt. Da stellt sich die Frage: Warum muss ich immer den Vorteil haben und Andere müssen zahlen? Der Arbeitgeber soll zahlen und damit werden die Preise für die Kunden des Arbeitgebers steigen. Die Kosten tragen müssen wir und ausser uns auch Unbeteiligte (z.B. Arme), die jetzt plötzlich für eine Leistung noch mehr Geld ausgeben müssen. Die Kosten und Preise steigen und wir wundern uns? Dabei sind wir selbst doch die Preistreiber! Dafür haben Sie gekämpft? Dass Andere (Sie eingeschlossen) höhere Preise bezahlen müssen, damit Sie den Vaterschaftsurlaub bekommen können?

Man kann Selbstbewusstsein lernen und trainieren. Ist das überhaupt sinnvoll? Hängt Selbstbewusstsein nicht mit Sein zusammen und selbstbewusst wird jemand sein, der sich seiner und seiner Umgebung bewusst ist, also der oder die viel nachgedacht hat. Wir würden also beim Selbstbewusstsein Trainieren das Pferd von hinten aufzäumen. Die mit dem unbegründeten Selbstbewusstsein, viele Männer und Möchte-gern-Männer sind doch genau unser Problem. Sie haben viel zu viel und unbegründetes Selbstbewusstsein.

Aus Sicht von Frauen sind Männer überwiegend Gewalttäter. Kleine Jungs zu verantwortungsbewussten Männern zu leiten, wäre eine wunderbare, sinnvolle und wertvolle Chance von Frauen resp. Müttern. Statt dessen …? Bitte nehmen Sie das nicht moralisch. Menschsein würde einfach so funktionieren. Nun müssten Möchte-gern-Männer und Frauen zurückrudern, müssten sich beherrschen und statt wie die Männer auf der grossen Bühne müssten sie ihre kleine Frauenrolle spielen, die die Welt sehr wahrscheinlich besser machen würde. Statt dessen?

Nachdenken und andere Fähigkeiten lernen wir im Leben, im Trainieren, gemeinsam. Heute lesen wir hunderte Artikel, Mails, Newsletter etc. von Wissenschaftlern, Experten, Möchte-gern-Experten, Influenzern und anderen, was man (nicht) machen sollte und wie man es (nicht) machen sollte und wir bekommen jede Menge Wissen gelehrt. Der Zweck ist immer: Mehr Leistung, mehr Effektivität, mehr … Ist das der Sinn Ihres Lebens? Sind Sie sich da sicher?

Machen Sie niemandem etwas nach, schon gar nicht Influenzern, die Sie auch noch zu Nachmachern und Followern degradieren und Sie lassen sich auch noch willig degradieren. Schaffen Sie selbst etwas Neues, etwas was wirklich mehr Wert für viele schafft. Das ist schwer genug und hat Seltenheitswert. Meist denken wir viel zu wenig selbstkritisch nach. Sonst könnte so mancher Fehlstart (Nur eine Minderheit von Start-ups schafft den Durchbruch!) vermieden werden. Vielleicht werden wir aus Faulheit, Bequemlichkeit und Dummheit Follower?

Unsere Fähigkeiten üben wir gemeinsam im gemeinsamen Leben. Wir starten mit der Frage „Was ist Leben?“ So werden Spiegelneurone geprägt, eine sehr alte Einrichtung in unserem Nervensystem. So wird geprägt. Leben ist Sinn, nicht irgendein Zweck. Sinn und Zweck sind nicht das Gleiche. Ich bin nicht einmal sicher, ob Gott unser Zweck sein kann, ob wir für Gott einen Zweck haben. Vielleicht können wir Gott nur einfach einen Platz in unserem Leben freilassen oder nicht einmal das?

Die Jungen haben inzwischen wahrgenommen, dass wir und sie eine Menge arbeiten, eine Menge leisten müssen, wenn wir, wenn sie einen Lebensstandard haben und leben wollen, wie wir ihn haben oder sogar noch wohlhabender. Das ist ja auch höchst lästig. Die work-life-balance ist derzeit wirklich nicht glücklich ausbalanziert. Allerdings sollten wir vielleicht wahrnehmen, dass es eigentlich ein wenig anders ist. Wir arbeiten ja im Wesentlichen, um genug oder besser viel Geld zu bekommen oder zu haben. Welchen Zweck hat Karriere sonst? Es ist also eigentlich nicht eine „work-life-balance“, sondern eine „money-life-balance“.

Die Jugend will heute ausgelassen feiern und geniessen, aber auf der anderen Seite muss sie sich dafür mehr ausbeuten, muss härter arbeiten. Da liegt es nahe, dass man Maschinen für sich arbeiten lässt. Damit werden aber Menschen ersetzt. Die Eigentümer der Maschinen werden noch reicher, die Ersetzten werden noch ärmer. Gewiss werden auch neue Arbeitsplätze z.B. in der Entwicklung und Produktion der Maschinen und neuer Wirtschaftszweige entstehen, aber die Veränderung der Wirtschaft zwingt auch uns Menschen, uns zu verändern und wir können (unser Menschsein setzt uns gewisse Grenzen durch unsere möglichen Körperfunktionen und unsere begrenzte Denkfähigkeit) und noch wichtiger, wir wollen uns gar nicht immer entsprechend verändern, wie wir an der jungen Generation sehen.

Die Jungen sind heute voller Träume und Ideen, wie ihre Welt doch gut zu gestalten wäre. Ihr Alten habt es nicht geschafft. Lasst uns mal ran. Wir machen das schon. Geht Ihr mal aufs Altenteil, in Pension oder in Rente. Sie wollen weniger arbeiten, wollen mehr Frieden etc., aber ihnen ist gar nicht klar, dass sie von ihren Eltern (von uns) und von ihren Grosseltern (unseren Eltern) eine Welt nach drei Weltkriegen wahrscheinlich am Beginn eines vierten bekommen haben. Sie wissen gar nicht, dass wir schon gar keine Menschen im Ökosystem Erde mehr sind (und eben doch, aber als das Ökosystem längst zerstört habende Diktatoren). Jeder fühlt sich besiegt, fühlt sich als Opfer. Das stimmt ja auch, aber wir sind alle auch fröhliche und überzeugte Täter, denn was wir tun und machen, ist ja gut und richtig. Daran, dass das, was wir machen, gut und richtig ist, kennen wir als junge Menschen keinen Zweifel. Das müssen wir erst mühsam in unserer Jugend- und Erwachsenenphase lernen, entgegen unserer Intuition.

Da las ich in einem Rundschreiben bei Amnesty international Anfang 2022, was sich junge Leute von der Gesellschaft wünschen. Können die sich vorstellen, was sie der Gesellschaft schenken könnten? Geniessen kommt meistens erst nach der Leistung. Natürlich haben das heute manche in Saus und Braus lebende junge Menschen in der Kindheit anders erlebt und damit anders in ihre Spiegelneurone aufgenommen. Sie werden mühevoll als Erwachsene lernen müssen, dass Saus und Braus nur für wenige und wohl auch nicht auf Dauer Realität sind, sondern dass vor Saus und Braus die Leistung kommt (die in ihrem Falle Andere vor ihnen oder neben ihnen erbracht haben oder erbringen). Insofern sind Saus und Braus nicht nur „gut“ und angenehm. Sie bringen oft auch einen Verlust des Sinns für Realität mit sich. Dieser Verlust ist vermutlich einer der gefährlichsten Verluste beim Leben in Saus und Braus. Wer nur eine Verbraucherpersönlichkeit ist, ist natürlich auch nur Verbraucher und umgekehrt.

Wir propagieren ja gerne Diskussionen und Verhandlungen unter Gleichen, auf Augenhöhe (also auf gleicher Augenhöhe). In der Realität wird das aber sehr selten tatsächlich so sein. Die sich als Opfer fühlenden nehmen die Moral oder Anderes als Krückstock, um sich damit auf Augenhöhe des Anderen zu heben (oder besser zu glauben, dass sie das so könnten). Dann sind wir gleich und können in Gleichheit miteinander verhandeln und zu guten Ergebnissen kommen. Eine Tatsache, die uns zeigt, dass das in der Diskussion zwischen den Generationen und wahrscheinlich auch in vielen anderen Verhandlungen ein Irrtum ist: „Ich war ja auch mal jung, genauso, wie Sie ja auch schon mal alt waren.“ Es lohnt sich, lange darüber nachzudenken zwischen den Generationen.

Die neue Lebenszeit, die wir Menschen uns in den letzten zwei Jahrhunderten zu unserer früher schon vorhandenen durch allerlei Massnahmen und Möglichkeiten dazu gewonnen haben, ist viel teurer als uns in jungen Jahren, wenn wir vor Saft und Kraft strotzen und in der Balz jedweder Täuschung über die Realität um uns herum unterliegen, lieb ist. Dafür haben wir kein Gefühl. Deshalb sparen wir viel zu wenig (falls das überhaupt möglich ist). Wir müssten uns das klar machen, wie viel die neue 2. Lebenshälfte kostet. Und es geht bei Weitem nicht einmal nur um Kosten in Form von Geld, nein, auch in Form von Schmerzen, in Form von Loslassenmüssen, langsam, Schritt für Schritt. Unter die Kosten müssen wir auch die Pflegebedürftigkeit rechnen, die Einsamkeit im Alter und und und... Aber unser Körper (ich will jetzt) und unser fehlendes Gefühl für diese Dinge siegen in uns immer. Es gab Jahrzehnte im Leben unserer Eltern, da lebten und entschieden die anders. Sie sparten sich alles vom Mund ab, unter Anderem für uns, ihre Kinder, damit wir es später einmal besser hätten. Heute erleben wir das „besser“. Es stimmt, vieles ist besser, aber zu welchem Preis? Ob langfristig dann wirklich noch ein „besser“ herauskommt, ist ja noch gar nicht erwiesen? Woran wollten wir das messen?


Täuschung und Enttäuschung, Wissen und Glauben (7/2022)


Wir leben in und mit Schein und Sein, in Theorie und Praxis. In der Theorie können wir (vor allem Männer) alles, in (der) Theorie sind wir gut, können wir alles berechnen, können wir alles erreichen, können wir alles bestimmen, alles lernen, alles wünschen … Ist das nicht ein Grund für die grandiose Überheblichkeit von uns Männern? Theoretisch kriegen wir alles hin. In der Theorie gehen auch alle unsere Formeln, Zahlen, Festlegungen, Prognosen etc. am Ende auf. Vergleichen Sie mal Theorie und Praxis bei den Planungen von Bauten, anderen grossen Vorhaben, Softwareprogrammen, ja Budgetberechnungen etc. Aber nicht die Theorie ist unser Leben, sondern unser Leben ist das Leben, ist die Realität, ist die Praxis. Vergleichen wir mal, was herauskommt, wenn man sein Leben auf dem Höhepunkt der Balz plant und was dann später tatsächlich passiert.

Alles, was wir uns denken, denken wir uns (zu) gut. Das ist ein Grund für den Unterschied zwischen unserer Theorie, unserer Planung, unserer Erwartung und der Realität oder dem, wie es später tatsächlich wird. Deshalb ist es völlig strange und gegen unseren Willen und unsere Intuition, wenn einer wie ich das Gegenteil tut. Und doch ist das die einzige Möglichkeit, falls es sie überhaupt gibt, um aus der Falle zu kommen. Bei Planungen denken wir fast immer idealistisch (ohne Fehler, ohne Zufälle und ohne das Böse) oder mindestens zu optimistisch oder optimistisch. Die pessimistischen realen Verhältnisse lehren uns dann etwas Anderes. Wie realitätsnah unsere Planungen, Ideen und Erwartungen sind, merken wir an der Überlebenszeit und -wahrscheinlichkeit von Start-ups.

Mensch sein, leben, Realität, Wahrheit, Richtigkeit, Machbarkeit etc. entscheiden sich am Körper einschliesslich Psyche und Hirntätigkeit. Wer menschlich sein will, tue das immer am menschlichen Körper. Dort entscheidet sich alles. Menschsein können wir nicht theoretisch. Bleiben wir mit allen Theorien immer nahe am menschlichen Körper. Dann sind wir der Realität, der Wahrheit am nächsten.

Ich habe in meinem Leben ganz viel von mir auf das Ganze geschlossen und umgekehrt geprüft. So bleibt der Realitätsbezug erhalten. Die Suche nach „objektivem“ oder wie bei Hegel nach „absolutem Wissen“ (oder gar Wahrheit) verliert den Realitätsbezug, den Bezug in unser reales Leben und verliert Gott gleich noch obendrein. Wir bleiben, wenn wir Objektivität suchen, in der Relativität, denn wir sehen, denken, fühlen, beschreiben aus unserer Sicht auf die Menschen und die Dinge (evtl. verlängert und intensiviert durch technische Messergebnisse, Geräte etc.) oder ich tue das Gleiche aus meiner Lebensposition und jede(r) Andere tut es gleichfalls aus ihrer/seiner Lebensposition. Natürlich, verstanden als „objektiv“ aus der Sicht jedes einzeln Betroffenen, vor allem, wenn sie oder er Experten sind.

Das „absolute Wissen“ bei Hegel läge bei Gott. Das sagt er aber so nicht. Für ihn gibt es offenbar eine Absolutheit, eine Transzendenz neben Gott. Für ihn ist Absolutheit womöglich sogar immanent? Aber jedenfalls ist sie das für unsere Ärzte und Wissenschaftler, wenn ich in vielen Veröffentlichungen und sogar Arztberichten lese, dass sie mit ihren Untersuchungen und Messmethoden die Beschwerden und Befunde der Patienten „objektiviert“ hätten. Objektivität ist nicht überprüfbar, sondern nur glaubbar. Die reine Vernunft ist schon wieder Unvernunft, denn wir Menschen sind keine reine Vernunft. Wir sind vieles mehr und leider auch manches weniger.

Wissen ist für uns das, was wir glauben, was wir nicht mehr hinterfragen, wo wir den Beweis für einen Beweis halten. Da lassen wir auch theoretische Beweise gelten, denn sie sind viel einfacher, schneller, kostengünstiger. Reale Beweise sind sehr wahrscheinlich nicht prinzipiell unmöglich, aber wir können kaum sicher sein, dass unsere Interpretation des „Beweises“ die einzige Möglichkeit ist. Und theoretische Beweise sind eben nur Ersatz, nicht echt. Echte Beweise gibt es kaum. Woran könnten wir messen oder beurteilen, dass unser Beweis nicht mehr hinterfragbar ist? Wir können es nicht oder tun es nur nicht, aus welchen Gründen auch immer. Natürlich glauben wir alle, zu wissen, was wir eigentlich (nur) glauben. Selbst unser „Wissen“ fusst grösstenteils auf Glauben oder geglaubten Interpretationen, ja es ist wahrscheinlich nur Glauben, mal realitätsnaher, mal -ferner. Die lebende Generation sagt zu ihren Ansichten „Wissen“, egal wie falsch oder richtig das ist, wie realitätsnah oder -fern.

Wenn viele Vorurteile zusammen passen (Theorien haben ja Charakteristika von Vorurteilen, denn sie sind Annahmen, die wir durch „Beweise“ als realitätsnahe (wir sagen natürlich gleich „als richtige“) Beschreibungen (eigentlich eben nicht mehr als Theorie) bezeichnen wollen), dann haben wir den Eindruck, dass sie richtig sind. Das gilt leider beim Mob auf der Strasse, bei Be- und Verurteilungen, aber auch in der Wissenschaft. Viele zusammenpassende Schritte in der Theorie beweisen, dass die Theorie Realität ist. Ach, ja?

Es gibt kaum Beweise, aber wir leisten uns viele Urteile, die wir nicht mehr hinterfragen. Wenn etwas in unser theoretisches Weltbild passt, dann halten wir es für bewiesen. So funktionieren Wissenschaft, Religion, Justiz, Politik, Wirtschaft …

Dann gibt es dazu noch eine Problematik, die unseres Horizontes. Nahezu-Beweise sind nur innerhalb unseres Horizontes möglich. Aber das beschäftigt uns später noch intensiver.

Wissenschaftler können heute alles vorausberechnen, jedenfalls theoretisch. Die Algorithmen werden immer differenzierter. Nach unserem Weltbild hat alles Ursache und Wirkung, also ist der ganze Ablauf vom Urknall bis zum Ende berechenbar. Wenn wir die Wissenschaftler bitten, das zu tun, dann wird es doch schnell fragwürdig. Zum Zeitpunkt, wenn wir Plan und Theorie vergleichen können, ist die Differenz doch oft recht gross. In der Praxis versagt die Fähigkeit der Wissenschaftler und Algorithmen mehr oder weniger. Hier kommen wir in den Bereich der theoretischen Physik, überhaupt der theoretischen Wissenschaft. Doch wieder Theorie.

Immerhin konnten die Wissenschaftler und Techniker der Raumfahrt die Flugkörper recht präzise auf die anderen Himmelskörper lenken. Aber was für Dimensionen sind das im Vergleich von Universum (Raum) und „Fast Ewigkeit“ (Zeit)?

Wenn Sie einen Planeten finden, der ähnliche Evolutionsergebnisse entwickelt hat wie die Erde, dann komme ich mit. Sonst bleibe ich schön mit beiden Beinen auf der Erde. Warum hat die Evolution ausgerechnet die Erde als Heimat für das Leben und uns Menschen ausgesucht? Was würde ein menschlicher Exodus bedeuten? Wohin wäre er möglich? Sind die heute bereits vorliegenden wissenschaftlichen Ergebnisse nicht bereits Grund genug, festzustellen, dass es uns dort nicht gut gehen würde und dass ein Leben im Weltall für uns die Ausnahme bleiben wird? Natürlich, theoretisch können wir auch im Weltall überleben (falls es uns gelingt, eine Menge Umweltverhältnisse in kleinen (gedacht natürlich grossen) Raumfahrzeugen so zu gestalten und aufrecht zu erhalten, dass sie lebensfreundlich sind). Wir Menschen neigen offenbar dazu, in Träumen und Theorien zu optimistisch zu sein. Wenn es real wird, dann sind wir schnell am Ende.

Trotzdem passieren Unfälle. Unfälle sind Fremdkörper in der Theorie oder besser: Lücken oder Differenzen zwischen Theorie und Praxis. Die müssen weg, müssen verhindert werden (oder verschwiegen werden), koste es, was es wolle. Die Folgen dieser Forderung sehen wir in der Realität unserer Lebens- und Arbeitsprozesse. Die Anstrengungen und Kosten explodieren, doch die Erfolge werden eher kleiner. Je mehr Sicherheit in ein System eingebaut wird, desto teurer wird es, desto komplexer wird es, desto langsamer meist auch und desto ineffektiver zumindest ab einer gewissen Schwelle (denken wir an die Gausskurve) meist auch. Bis hierher haben wir nur tote Materie bedacht.

Was sind eigentlich Unfälle? So, wie wir den Begriff gebrauchen, bedeutet er ja, dass etwas von aussen passiert, dass wir Passive, Erleidende sind. Ist das tatsächlich so? Natürlich, in der Regel werden das Einflüsse von aussen sein, aber passieren „Unfälle“ nicht in der Regel derart, dass wir auf diese auf uns einwirkenden Einflüsse nur nicht vorbereitet waren? Wir haben uns selbst getäuscht, dass alles einfach nach unserer Theorie, nach unserem Traum, nach unserer Vorstellung, nach unseren Wünschen abläuft. Wir haben Vorgänge, die in unserer Umwelt ablaufen, einfach nicht mit eingeplant. Unfälle sind ein Ausdruck von ungenügender Einstellung unseres Denkens und Nachdenkens auf unsere Umwelt. Unfälle sind also nicht rein fremdverschuldet, sondern auch selbstverschuldet. Da wir unsere Umwelt nicht vollständig ändern können, nicht sicher machen können, sollten wir uns auf aussergewöhnliche, oder besser, nicht unseren Wünschen gemässe, Ereignisse einstellen. In unsere Theorien und Träume bauen wir natürlich kaum Unfälle mit ein. Die mathematische Formel zur Beschreibung von Vorgängen im Leben benutzt eine immer gleiche Art von Festlegung, ohne Ausnahme. Weil das meist nicht realitätsnah ist, werden heute die Formeln immer differenzierter, unserer Ansicht nach, damit auch immer genauer. Aber da müssen wir Zweifel anmelden, zumindest ich. Sie müssen das natürlich nicht.

Wenn junge Männer im Verkehr zu schnell unterwegs sind und einen Schaden verursachen, dann ist das in den meisten Fällen kein Unfall, sondern Konsequenz einer Selbsttäuschung. Sie glaubten, die Situation zu beherrschen und wurden von der Situation beherrscht. Nicht wenige oder andere Verkehrsteilnehmer bezahlen das mit dem Tod oder Lebensqualität (was immer das auch sei).

Frauen sind diesbezüglich sehr viel vorsichtiger, aber erliegen dann Selbsttäuschungen ganz anderer Art. Sie halten sich selbst für viele Prozesse und Ereignisse in der menschlichen Umgebung verantwortlich und in der Lage, sie zu meistern. Wenn nicht, fragen sie einen Mann in der Erwartung, dass der das kann. Nanu? Der kann das auch nicht? Aber das kann doch gar nicht sein? Jetzt ist der auch noch Schuld, dass er es nicht kann oder nicht tut (eine Falle z.B. für Politiker und sogar Politikerinnen). Die Hoffnung stirbt zuletzt. Vielleicht sollten wir unsere Hoffnung begraben, dass wir alles beherrschen können, dass wir völlig sicher sein könnten, dass in diesem Sinne das Gute siege?

Dann aber kommt der Mensch, kommt das Leben, kommen wir. Hier kommt eine neue Kraft ins Universum und in die Zeit. Wir Menschen (und nicht nur wir, sondern viel mehr andere Lebewesen auch) leben. Diese neue Kraft ist eine neue Kraft mit eigenen Regeln, biologischen Naturregeln, Regeln, die die „Ausnahme“ mit einschliessen. Leben bietet Freiheit, eine neue Grösse: Denk-, Entscheidungs- und Tatfreiheit. Mit dem Leben muss unsere Theorie sich auf etwas Neues einstellen. Wir können Theorie nicht einfach aus der leblosen, rein materiellen Daseinsform übernehmen. Wir können lebende Objekte (eigentlich Subjekte, denn damit fängt der Unterschied schon an) nicht einfach wie leblose Materie begreifen. Hier müssen unsere Theorien „leben“ mit verstehen lernen, mit denken, mit definieren. Wir müssen uns dem Leben in unseren Theorien anpassen. Das ganze Theoretisieren am materiellen Sein, wischt das Leben, wischt die reale Existenz, erst recht die des Menschen, mit einem Handstreich weg. Später werden wir hier über die 5. Dimension nachdenken.

Ich will vom Anderen, von der Anderen als Subjekt wahrgenommen werden, habe aber extreme Schwierigkeiten, die Andere oder den Anderen als Subjekt zu verstehen, zu begegnen, eben nicht zu behandeln (denn das macht sie und ihn zum Objekt). Es ist ja schon eine sehr spannende Frage: Wie können wir miteinander leben, arbeiten, Handel treiben, forschen etc., ohne die/den Anderen(n) zu Objekten zu degradieren, sondern mit ihnen als Subjekte zu interagieren? Und umgekehrt, in entgegengesetzter Richtung stellen sich ja die gleichen Fragen (falls der- oder diejenige sie sich überhaupt stellt). Ich kann Ihnen die Frage (noch?) nicht beantworten. Bleiben wir dran!

Die heutige moderne Wissenschaft, die Medizin, das Rechtssystem und die Gesetzgebung richten sich nach Prinzipien, nach Theorien, nach Leitlinien etc., meist idealen oder idealitätsnahen. Diese Denkstrukturen und ihre Auswirkungen auf menschliches Leben verbannen damit aber den menschlichen Körper, die Gefühlswelt, die Person. Oft ist das erklärte Absicht. Wir sind aber Körper, Gefühl, Denken, Person. Wir können zwar nach Prinzipien, Theorien, Leitlinien und Gesetzen leben, aber sie werden eher im Widerspruch zu uns stehen als dass wir ihnen entsprechen. Je mehr wir nachdenken, desto mehr werden wir gewahr, dass wir es eben nicht können, jedenfalls nicht in der Realität, sondern nur in unserer Theorie, in unserem Denken.

Derzeit werden viele Gesetze in einer Art gemacht, als könne man damit das Böse, den Egoismus in uns ausschalten. Das führt zu Doppelmoral. Das führt zu Ineffizienz, zu Gefangenschaft. Müssen wir uns wirklich selbst in Ketten legen? Einerseits sicher ja, aber wir erreichen das Ziel nicht. Der fernöstliche Weg des Ausgleiches zwischen Yin und Yang hat viel Wahrheit, viel Realitätsnähe. Können oder müssen wir diesen Weg auch auf „Gut und Böse“ anwenden?

Dann gibt es da aber auch die chinesische Listkultur als eine Form des Denkens, vielleicht auch des Nachdenkens oder wenigstens einem ungleich gewichteten Zusammenhang von Beidem? Gemeint sind die chinesischen Strategeme.

Das Denken und Planen geschieht in Strategemen, aber offenbar in der egoistischen Absicht für mich, für meinen Stolz, für mein Land, dann auch mal unter Aufopferung seiner selbst. Die Strategeme kennen keine "christliche" Moral, kennen aber auch keinen Respekt vor dem Anderen ausser als Feind oder als Auszunutzender. Sie kennen Frauen auch nur als Menschen zweiter Klasse.

Wenn ich mit solchen Menschen Verträge schliesse, dann brauche ich mich nicht zu wundern, wenn sie die nicht einhalten. Als Fremder bin ich wie Frauen Mensch 2. Klasse. Welchen Grund sollte es für die Gegenseite geben, den Vertrag einzuhalten? Wir müssten dauernd Gewalt anwenden, dauernd „Krieg“ in irgendeiner Form führen (Sanktionen, Strafen, Gerichtsverfahren etc), um die Vertragseinhaltung zu erzwingen. Jeder versucht sowieso im Geheimen, den Vertrag zu seinen Gunsten zu umgehen. Es zählen nur Macht und Unterwerfung. Darüber müssen wir uns in der UN klar sein, erstaunlicherweise in der EU auch (Es ist also nicht nur ein Problem unterschiedlicher Kulturen.), mit arabischen Ländern, islamischen Ländern, manchen asiatischen Ländern, nicht zuletzt zwischen der Schweiz und der EU und anderen Ländern auch. Ginge es umgekehrt? Gäbe es eine Lösung? Die alte chinesische Geschichte ist auch eine Geschichte von vielen Kriegen.

Die chinesische Listkultur gilt nicht nur in der Kriegsführung, sondern auch im privaten Leben. Aber bitte sagen Sie es nicht weiter. Zur List gehört natürlich die Intransparenz, die Verschwiegenheit, die Geheimhaltung. Offen funktioniert sie nicht. List ist ja nicht unbedingt verwerflich, aber muss ich selbst der Zweck sein oder ginge das auch anders? Geduld wäre auch ein Strategem, wurde so offen aber nicht benannt, sicher aber auch gemeint. Strategeme nutzen, heisst dualistisch denken und passt eigentlich nicht zur östlichen Einheitsweltanschauung.

Lernen aus der Geschichte ist menschlich schwierig und mehrdeutig. Tun wir es menschlich, körperlich, handfest, dann kommt fast immer nur im besseren Falle Trennung, Intoleranz und Abwehr heraus, im schlechteren Falle Rache (da wir ja überwiegend schlechte Erfahrungen verarbeiten). Auf anderem Wege können wir es nur theoretisch tun. Dann befassen wir uns mit Geschichte im Denken oder sogar Nachdenken. Damit werden wir aber wohl nicht die Kluft zwischen Schein und Sein überwinden. Egal, was wir versuchen, ich hege heftige Zweifel, dass wir etwas besser machen können als unsere Vorfahren.

Unsere Sicht der Welt müssen wir selbst entwickeln, jede Generation neu, jeder Mensch selbst. Das ist nicht delegierbar und nur sehr begrenzt theoretisch lernbar! Wir Menschen sind nicht Theorie, sondern Praxis. Wir leben (und erfreuen uns hoffentlich daran). Und doch ist unser Lernen, unser Denken nur Theorie. Mitten durch uns hindurch geht die Grenze von Realität, von Sein und Praxis auf der einen Seite und Schein, Theorie, Denken auf der anderen Seite. Mit unserem Körper und Denken sind wir beides.

Sie sind ein Ich. Mit Ihrem Glauben resp. Ihrer Weltanschauung sind Sie allein, sie selbst eben Ich. Für Sie zählt nur Ihr Glauben, ihre Weltanschauung und Sie müssen sehr selbstkritisch sein. Wir glauben viel zu viel.

Das Leben beginnt mit einer grossen Täuschung: Alles ist für mich und alles ist ich und ich bin alles. Die allumfassende Liebe der Mutter, die grenzenlose Fürsorge baut eine liebevolle Täuschung auf. Je weniger Kinder das Paar hat, desto besser gelingt das. Die Mutter baut mit dem Vater zusammen eine heile Welt, das Nest auf. Doch je nach Grösse und Struktur der Familie früher oder später bekommt dieses Nest, diese heile Welt Risse. Je länger Frauen (und Männer) es schaffen, diese heile-Welt-Struktur zu erhalten, desto vertrauensseliger werden die Kinder. Später im Leben wird fast zwangsläufig die Enttäuschung kommen (Sonst haben diese Menschen das Leben später gar nicht richtig kennengelernt) und die Enttäuschung wird oft heftiger werden als bei denen, die früh schon wenig Nest, Wärme und Liebe erfuhren. Wahrscheinlich ist es sinnvoll, schon den Kindern und Jugendlichen spätestens ab der Pubertät auch Enttäuschung zuzumuten. Sie brauchen das gar nicht als „Muss-Programm“ zu planen und zu organisieren. Seien Sie einfach Mensch mit Ihren eigenen Interessen. Zunehmend dürfen Sie wieder sich selbst in den Vordergrund schieben und die Kinder nach hinten. Dann passiert die Enttäuschung ganz einfach im normalen familiären Leben. Sie wird auch gelernt und bildet Spiegelneurone. Das ist wahrscheinlich das menschlichste Lernen überhaupt. Zwingen Sie niemanden, die Kinder nicht und auch sich selber nicht. Spielen Sie keine Liebe vor, wo keine ist. Schenken Sie sich und Ihren Kindern zunehmend die Freiheit, zu sein, wie sie sind. Lassen Sie einfach los. Sie brauchen auch nicht hektisch in Aufregung zu kommen: Jetzt muss ich schon wieder etwas ändern. Wir wollten doch das Ändern verschieben, vielleicht sogar aufgeben? Sie müssen nichts ändern!

Wahrscheinlich gilt auch: Jungs von sehr liebevollen Müttern werden später mit höherer Wahrscheinlichkeit von ihren Frauen enttäuscht. Die Frauen haben wenig Chance, so viel Liebe zu entwickeln wie die früheren Mütter.

Auch in der grösseren Welt finden wir die gleiche Struktur. Ganze „heile“ Gesellschaften kämpfen um den Erhalt ihrer Täuschung, die einen in der Gesellschaft durch Erhalt der alten liebgewordenen Strukturen, die anderen durch Aufbau neuer, interessanterer, bequemerer, das Wohlgefühl fördernder Strukturen. Bitte, nur nicht enttäuschen.

Enttäuschung ist schmerzhaft. Deshalb meiden wir Enttäuschung, wo es nur geht, schon ganz intuitiv. Manche Enttäuschte bringen sich sogar um. Dort, wo viel Täuschung herrscht und damit auch die Enttäuschungsrate hoch ist, dort ist die Selbstmordrate höher als anderswo. Aber zur Wahrheit, zur Realität finden wir nur auf dem Weg durch die Enttäuschung.

Auch ich tue Ihnen weh, weil ich Sie enttäusche. Das Weiterlesen wird Ihnen deshalb sicher schwerfallen? Enttäuschen gehört jedoch zur Realität dieser Welt.

In den letzten Jahrzehnten (oder sogar Jahrhunderten?) wurde „Lesen“ mit „Bildung“ gleichgesetzt. „Kinder lest, lest, lest!“ Was, war fast egal. Man erwartete, dass das die Kinder bildet.

Ganz so einfach ist es aber wohl doch nicht. Bestimmt, Lesen weitet den Horizont und steigert die Chance, dass weitere Neugier entsteht. Das ist aber nicht zwingend so. Wer immer nur schöne, spannende Liebesromane oder Thriller oder Krimis liest, übernimmt natürlich mit der Zeit auch ein gewisses Menschenbild und Bild von der Realität. „Gut und böse“ werden da sicher wieder eine bestimmte Rolle spielen?

Für das Lesen gilt daher: Lesen Sie nicht alles, was Ihnen unter die Augen kommt. Lesen Sie nicht, was Sie nur bestätigt, was Ihnen wie Honig herunterrinnt, wo Sie zustimmen, wo Sie in Spannung mitgehen können. Das tun die, die einfältig ihrer Intuition folgen. Sondern lesen Sie zu allererst das, was Sie zur Kritik, zu Fragen anregt, was Ihren Widerspruch auslöst, was Sie zum Nachdenken bringt, was Ihnen gegen den Strich geht. Das bildet. Von allem Anderen lesen Sie zum Vergnügen, was Ihnen Spass macht. Eine solche Auswahl gilt aber auch für alle anderen Informationsangebote.

Die Vielzahl von Informationskanälen in beide Richtungen, die Vielzahl von Handlungsmöglichkeiten bedeutet immer grössere Konkurrenz, denn die uns zur Verfügung stehende Zeit und Kraft bleiben gleich. Wir müssen viel häufiger „Nein“ sagen als früher. Das gilt auch für sogenannte Bildungsangebote, erst Recht für Spiel und Unterhaltung. Unsere Zeit wird durch die vielen Angebote immer relativer. Menschlich werden wir nur noch durch radikale Beschränkung auf das Wesentliche. Oft „Nein“ sagen! Und doch gehört auch das Banale zum Leben.

Liebe Jugendliche, fragen Sie. Diskutieren Sie nicht viel. Verlassen Sie das Trotzalter der Pubertät und fragen Sie nach allen möglichen Zusammenhängen, Inhalten, Funktionsweisen, Sinn, Gefühlen, …. Wenn Sie aus der Geschichte lernen wollen, dann geht das nur, wenn Sie anfangen nachzudenken und zu fragen, bevor Sie reden oder schreiben, urteilen und entscheiden und tun. Sie glauben heute, mehr im Recht zu sein, besser zu sein und es besser zu machen als Ihre Eltern? Das haben schon sehr viele Generationen vor Ihnen so gedacht und getan. Damit unterscheiden Sie sich von Ihren Vorfahren gerade nicht.

Spätestens seit dem zweiten Weltkrieg versucht die Jugend, uns zu sagen, wo es lang geht. Sie ist vollgedröhnt mit Lehren der Eltern (und Lehrer, Philosophen, Führer etc. ...), aber sie hat noch nicht gelebt, ist noch nicht gereift, kann noch nicht (be)urteilen. Das liegt einfach an der Kürze des bisher gelebten Lebens. Sie macht es wie die Generationen vor ihr auch, indem sie es genau anders und besser machen will. Intuitiv glaubt die Jugend, sie müsse jetzt endlich der älteren Generation zeigen, wie man die Welt richtig verbessert. Sie wird den Sozialismus jetzt endlich und erstmals richtig gestalten. In der Umweltpolitik gilt das Gleiche und in manchem anderen Gebiet auch. Alle anderen Generationen zuvor haben zu viele Fehler gemacht. Wir machen das jetzt richtig und dann werden alle glücklich. Schon alle Generationen vorher glaubten, selber die Welt besser machen zu können als ihre Eltern das geschafft haben. Das war und ist ein Irrtum! Aus der Geschichte lernen ist doch so schwer! Sie ist mehrdeutig. Schein und Sein.

Beschuldigen wir bitte keinen unserer Vorfahren, dass sie es nicht besser wussten oder machten. Ob wir es besser gewusst hätten an ihrer Stelle, mit ihren Erfahrungen, ihrem Wissen oder ihren Ansichten, ihrem Umfeld, ist fraglich. Vielleicht machen wir unseren Nachfahren gegenüber nicht die gleichen Fehler oder nicht noch viel schlimmere als unsere Vorfahren uns gegenüber? Das wäre schon ein hehres Ziel.

Junge Generation, Sie müssen schon wirklich etwas Neues machen, wenn Sie etwas Neues machen wollen. Zweit- oder Drittauflagen (meist noch viel, viel grössere Auflagenzahlen) reichen da nicht! Für das „besser machen“ gilt das noch viel tiefer. Das Problem hatte die junge Generation schon im Reich der Mitte und zur Zeit des Konfuzius, also vor fast 2500 Jahren. Weiter sind wir auch heute noch nicht!

"Wissen" setzt sich zusammen aus vielen Teilen: Wenige Fakten (falls wir überhaupt beurteilen können, was Fakten sind), viele Interpretationen, Ansichten und Meinungen, dann auch noch Gefühle der Anderen und eigene. Verlassen Sie sich nie auf Ihr "Wissen" und das Anderer! Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wird vieles gar nicht objektiv stimmen. Die Anderen glauben genau das Gegenteil und sind damit auch nicht näher an der Realität. Leider glauben wir viel zu viel und vor allem uns selbst zu viel. Hören wir nicht auf, verstehen zu wollen und denken wir nach, glauben aber im Erkenntnisprozess und noch wichtiger an dessen Ende besser nicht, verstanden zu haben. Die Falle des Glaubens ist zu naheliegend.

Wenn jemand von „Wissen“ spricht, dann hat er entweder nicht nachgedacht oder er geht davon aus, dass das, was er denkt und glaubt, der Realität entspricht. Da sich unsere Ansichten von der Realität in den letzten Jahrtausenden immer wieder verändert haben, ist zu bezweifeln, dass wir heute realistischer resp. realitätsnäher sind. Wir sind nur zu sehr Ich-bezogen, von uns selbst überzeugt, also realitätsfremd.

"Wissen" ist die Information, die wir nicht mehr hinterfragen. Wir glauben sie einfach, ohne zu fragen. Das, was wir lernen, ist aber ein Gemisch aus Richtigem und Falschem. Das lässt sich gar nicht ändern. So müssten wir eigentlich unsere Erkenntnisse und Kenntnisse immer wieder in der Realität auf ihre Richtigkeit überprüfen. Zumindest bei allem Lebenden kann sich das auch wieder ändern, unter Umständen sogar täglich. Eine Information kann also heute richtig und morgen falsch sein oder bei Ihnen richtig sein, aber bei mir nicht und umgekehrt. Wir müssen also viel kritischer werden und alles hinterfragen. Zweifeln wir und hinterfragen wir. Sonst kommen wir der Wahrheit (Realität) kaum näher. Nur die Zweifler können zu begründetem Glauben finden. Alle Anderen kommen nur zum Wissen. Wissen allein ist aber weniger als glauben, auch wenn wir das immer umgekehrt hören und glauben. Ungeprüftes Wissen zu vermitteln, birgt die Gefahr, dass man auch Unsinn oder Information weiter gibt, die nur anderen nützt, was man eigentlich gar nicht weitergeben wollte.

Wir nehmen z.B. die Evolutionstheorie für wahr, für der realen Entwicklung entsprechend. Auch die physikalischen Theorien, die Naturgesetze, ja sogar unser Denken und unsere Gefühle nehmen wir für wahr. Dabei sind wir Lebenden eben gerade auch ins Gegenüber gesetzt, also Teil der Realität, Teil der Erde und ihres Ökosystems und doch von der Realität getrennt.

Wir glauben einfach, dass unsere Theorien (Männer) und Träume (Frauen) Wirklichkeit sind. Wir glauben, dass eine Veränderung (eines Gesetzes, einer Regelung, einer Beziehung) einfach so wirkt, wie wir uns das denken. Dass das unter Umständen völlig gegenteilig wirken könnte, kommt uns gar nicht in den Sinn. Wir leben in der Illusion, dass unsere Theorien Realität wären. Ganz falsch ist das nicht, aber ...

99,99 % von uns halten das, was wir uns vorstellen, auch für das, was tatsächlich ist, insbesondere Wissenschaftler, Politiker, Macher... Das ist ein Vorurteil, geboren aus einer bestimmten Weltanschauung, das uns enorm in die Irre führt. Seien Sie sehr vorsichtig, wenn Sie so denken!!!

Unser Leben, unser Umgang mit den Menschen und den Dingen ändern sich je nach unserem Weltbild, das wir haben. Aber über unser Weltbild wollen wir gar nicht nachdenken, vor allem gebildete Wissenschaftler und Politiker und Techniker nicht, die Anderen, die Macher, die Veränderer, die alles-besser-Macher sowieso nicht. Dann wollen wenigstens wir es tun.

Die fortgeschrittenen Persönlichkeiten zweifeln so auch an sich selbst, sehr konstruktiv.

„Sola scriptura“ (allein die Schrift) war schon bei Luther der Sündenfall. Die Schrift ja, aber wer sollte sie deuten, ohne persönlich zu missdeuten? Wer wollte richtig und falsch festlegen, in allen Heiligen Schriften?

Wahrheit im theoretischen Sinne gibt es nicht. Dann wäre sie eine transzendente Grösse (also Gott). Zur Transzendenz oder zu Gott haben wir keinen Zugang. Aber es gibt Realität. Wenn wir heute von Wahrheit sprechen, dann meinen wir sehr oft Realität. „Du hast Recht“ heisst dann zum Beispiel „Du bist mit Deiner Ansicht der Realität sehr nahe, bist sehr realistisch“. Offenbar täuschen wir uns gerne über die Realität. Sonst gäbe es nicht so oft Enttäuschungen, die uns der Realität (in gewissem Sinne Wahrheit) näher bringen. Offenbar schätzen wir die Realität immer schöner, besser, lieber, wunderbarer ein, als sie tatsächlich ist. Deshalb tut Enttäuschung, deshalb tut Wahrheit, tut Realitätsnähe offenbar weh. Die rosarote Brille ist uns angenehmer als die Realität. Dabei müssen wir uns ja schon eingestehen, dass wir der Realität nur immer relativ nahe kommen. Die Realität und das Bild, das wir uns von der Realität machen, sind zwei verschiedene Dinge. In vielen Angelegenheiten des täglichen Lebens, des täglichen Miteinanders, der täglichen Auseinandersetzungen ist es wichtig, sich dieser Tatsache immer wieder bewusst zu sein. Wir verstehen uns nicht einfach mal so, ich die/den Andere(n) nicht und umgekehrt auch nicht. Frauen sagen dann auch noch, dass ihr Gefühl (ihre Intuition) dagegen spricht. Wenn es Ziel ist, schmerzhafte Gefühle zu vermeiden, dann ist Realitätsnähe zu vermeiden (wozu wir zweifellos auch neigen, ohne uns das bewusst zu machen oder es zu merken). Da Argumente gegen Gefühle keine Chance haben, täuschen sich Frauen noch viel lieber über die Realität als Männer es schon tun. Diskussionen sind zwecklos. Wenn wir der Realität nicht nahe kommen, sie aber kommt uns dann nahe (in Unfällen und anderen unerwarteten Ereignissen und Prozessen).

Wer sagt „Jetzt muss aber endlich mal die Wahrheit gesagt werden!“, die/der meint doch in aller Regel „Jetzt muss mal meine Seite der Medaille gehört und ernstgenommen werden!“. Je ernster und bestimmter sie/er das sagt, desto falscher ist die Forderung, denn sie/er meint ganz egoistisch nur ihre/seine eigene Wahrheit, ihren/seinen Egoismus verdeckt durch den Begriff „Wahrheit“. Laufen Sie niemandem hinterher, der Ihnen Wahrheit verkündet. Wahrheit werden Sie dort seltenst finden. Wenn wir Fragen stellen, ist die Wahrheit fix verflogen. Aber Sie wissen jetzt, was den Anderen/die Andere schmerzt. Können Sie ihm/ihr die Schmerzen irgendwie lindern? Er/Sie wird Ihnen dankbar sein.

In aller Regel kennen wir nur einen Teil der Wahrheit oder der Realität (des Hergangs des Ereignisses oder des Prozesses, wie es wirklich war), mal mehr, mal weniger, aber wahrscheinlich meist nur einen Teil. Den erheben wir dann zur ganzen Wahrheit. „Jetzt sage ich Dir mal die Wahrheit ...“. Das kann fast nur die halbe Wahrheit sein. Vielleicht sollten wir lieber sagen. „Jetzt sage ich Dir mal den Teil der Realität, den ich kenne.“ oder „Meine Ansicht“.
Logik ist nicht ein übergeordnetes Prinzip (oder vielleicht doch?), aber wir erleben sie nur als relative Logik, als unsere Logik. Wir denken logisch und haben den gesunden Menschenverstand. Die Anderen denken im Falle von Meinungsverschiedenheiten natürlich nicht logisch und haben natürlich nicht den gesunden Menschenverstand. Den haben wir ja schon. Unsere Ansicht ist logisch, die der Anderen im Zweifel nicht. Männliche Theorien und weibliche Träume schalten unseren Sinn für Realität aus. In vielen Fällen können wir Realität mit Wahrheit weitgehend gleichsetzen.

Unsere Weltanschauung „Ich kann das! Ich schaffe das!“ ist meistens nur eine Teilwahrheit. Sie beinhaltet unbedacht und unausgesprochen, dass es da keine Grenzen meiner Fähigkeiten und meines Könnens gäbe. Das gilt aber nur innerhalb gewisser Grenzen in Form von Grauzonen. Wenn wir ein bisschen gegen unsere Intuition nachdenken, dann werden wir unserer Täuschung relativ schnell gewahr. Aber das vermeiden wir, ohne es zu merken.

Kennen Sie Ihre Grenzen? Wirklich? Wir sahen doch: Grenzen in Form von „Roten Linien“ gibt es kaum. Meist sind es Graubereiche, oft nicht einmal fixe, sondern mehr oder weniger verschiebbare resp. sich verschiebende Graubereiche. Wer nimmt denn Graubereiche wahr? Das ist nicht so einfach mal eben nebenbei getan, intuitiv schon gar nicht. Das ist eines unserer grossen und weit verbreiteten Vorurteile.

Als Konsequenz für unsere Täuschungen bestraft uns niemand direkt oder indirekt, sondern wir ecken bei der Realität an. Wir sagen dann Unfall, Katastrophe etc. Dann wird geklagt, gefragt, gedroht, gequält, man müsse das oder das doch tun … Es kann doch nicht sein … Es ist so! Wir entfremdeten uns nur von der Realität.

Die Menschen werden persönlicher, die anfangen, kritisch zu werden, viel zu zweifeln, anderen nicht mehr zu glauben und an sich selbst zu zweifeln. Frauen sind viel vorsichtiger als Männer und zweifeln viel häufiger an sich. Vor allem den Möchte-gern-Männern wurden oft die Selbstzweifel ausgetrieben oder sie haben lange darum gekämpft, sie los zu werden (Möchte-gern-Männer eben). Frauen bezweifeln zwar alles, was sie denken, aber wenn es um den Körper und ihre Gefühle geht, sind diese Beiden der Sieger über den Zweifel (oder auch das Glauben).

Männer könnten leichter zweifeln. Eigentlich sind wir dafür geschaffen. Das tun wir aber nicht. Wenn wir Erfolg haben mit Macht, Geld oder Ansehen, bewerten wir das vorschnell als Zustimmung zu unseren Ansichten. Dabei ist Erfolg einfach nur Erfolg und kein Beweis dafür, das der Mann realitätsnah liegt mit seinen Ansichten. Das ist eine Täuschung. Erfolg ist keine Garantie und kein Beweis für Recht haben. Erfolg kann oft auch Zufall ganz anderer Konstellationen sein. Wer Recht hat, ist noch längst nicht immer im Recht, das heisst der Realität oder Wahrheit nah. Umgekehrt stimmt der Gedanke aber auch: Misserfolg ist nicht sicher der Beweis, dass man falsch liegt mit seiner Ansicht. Viele andere Faktoren können auch zum Misserfolg führen. Nicht vorschnell urteilen, beide Geschlechter nicht!

Ich habe Zweifel daran, dass wir wissen, was für uns gut ist, bei Frauen sowieso, bei Männern auch. Unsere Vorurteile, unsere Sicht der Welt, regieren uns, Frauen mehr als Männer. Die Männer, die bei Tolstoi in den Krieg zogen, der Bruder von Reinhold Messner, viele Forscher und Expeditionen, viele Waghalsige und Abenteurer, … Sind all die Zwecke der Reisen, Aktionen, Kämpfe etc. wirklich mehr Wert als das Leben, unser Leben und das Anderer? Und dann stünde da noch die Frage, woran wir denn „gut“ oder „Wert“ messen wollten, am kurzfristigen Erfolg oder am langfristigen, am Erfolg für uns oder für die Allgemeinheit? Die meisten Erfolge oder Segen beinhalten auch Fluch. Was für Kosten gleich welcher Art entstehen für Andere? Es ist also gar nicht so leicht. Und ist der Erfolg für uns selbst oder zum Vorteil oder Nachteil für die Anderen? Was wäre der Sinn unseres riskanten Tuns für die Evolution?

Wir haben die grosse Enttäuschung vor uns, die, dass wir nicht einfach die Welt und uns in der Welt so nehmen können, wie wir meinten, es tun zu können.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist, nicht nur im negativen Falle Person und Ansicht zu trennen, sondern im positiven Falle auch. Dann aber hätten wir doch diese Verbindung so gerne ausgenutzt. Dann messen wir gerne unbemerkt von uns mit zweierlei Mass.

Da wir bei allen Dingen zu Anfang immer nur das Positive sehen (in der Balz, in der Industrialisierung, in der Globalisierung, in der Digitalisierung etc.), zwingt uns die Realität später unerwartet das negative auf. Erst geniessen wir. Später müssen wir bezahlen. Es gibt im Leben selten Ausnahmen dafür. Da wir glauben, die Welt immer besser zu machen, haben wir das schlechte vermutlich noch vor uns, den Zahltag oder die Zahlperiode. Den Wohlstand haben wir, aber eben auch die Schulden. Die Zunahme dieses Widerspruches ist menschlich, aber am menschlichsten sind wir, wenn Haben und Nichthaben relativ ausgeglichen sind. Hier ist die fernöstliche Philosophie der Mitte wohl realitätsnäher als die westliche, die postchristliche?

„We don't need no education“ (Pink Floyd) hat uns unmenschlicher gemacht, kaum menschlicher. Wir haben zwar unseren Egoismus auf das Podest gestellt und das schafft zunächst Wohlgefühl. Ich zuerst (wie „America first“). Aber wir dürfen uns auf den Zahltag freuen. Vermutlich werden wir mit viel Geld, mit viel Einsamkeit und mit viel Unfähigkeit bezahlen. Wir täuschen uns über diese Zusammenhänge, entweder, weil wir noch zu jung und unwissend sind (auch wenn wir dem Gesetz nach bereits volljährig sind) oder weil wir uns selber gerne täuschen, weil wir lieber weltfremd leben als in der Welt, wie sie ist.

Education (Bildung) macht uns erst zu dem, was wir sind, auch fehlende Bildung. „Bildung“ ist eine realitätsnahe Einschätzung unserer Umwelt (obwohl wir die Realität gar nicht kennen), sind verschiedene Ansichten und Softskills, mindestens diese beiden.

Wir brauchen offenbar in der Kindheit einen Bezug zu Personen, an denen wir uns reiben können, denen wir trotzen können und die auch uns trotzen. Wir brauchen Menschen, die uns aus unserem Ich lösen und ein Du darstellen, die uns ein Du erleben lassen, mit denen wir Beziehung leben können und müssen. Beziehung muss in früher Kindheit gelebt und geübt werden. Dazu braucht es Mutter und Vater. Wir haben uns mit unserer Arbeitswelt vom Familienleben entfernt, schon als nur die Männer arbeiteten, ganz extrem, seit auch die Frauen arbeiten. Frauen sind in unserer Welt viel wichtiger als Kristallisationspunkt von Leben, von Familie als dass sie in der Arbeitswelt auch noch verheizt werden müssten. Dazu sind sie viel zu wertvoll. Jede Kinderkrippe, jeder Kindergarten macht unsere Gesellschaft unmenschlicher, nicht menschlicher, bedeutet keinen Fortschritt, auch keinen Rückschritt, sondern einen Irrschritt.

Wer in der Kindheit gelernt hat, mit den Gefahren umzugehen, der kann es auch später. Wer es nicht in der Kindheit gelernt hat, wird später mehr Probleme haben. Intuitiv bin ich selbst immer ungefährlich, für mich selbst und für andere. Intuitiv ist immer der Andere gefährlich, ansteckend, gewalttätig, unmoralisch, verbrecherisch, Draufgänger, Dieb, … Real ist es eher wechselhaft. Wer immer nach seiner Intuition geht, ja gehen muss, weil er mehr nicht gelernt hat, wird verlieren, vor allem als Mann. Wer immer nur den Anderen für schuldig hält und selbst Saubermann zu sein glaubt, kommt kaum zu Gesellschaft, kommt selten zu Entspannung.

Wir wissen jetzt zwar alles (naja, nicht ganz alles, aber doch fast alles, oder?) und „Wissen ist Macht“ haben wir früher mal gelernt. Jetzt aber hat man den Eindruck, dass Wissen langsam auch Ohnmacht verursacht. Wir wissen zwar oder glauben zu wissen, aber wir können es gar nicht so anwenden, wie wir es gerne würden. Wissen und mit Wissen sinnvoll umgehen sind offenbar zwei so verschiedene Dinge wie Theorie und Praxis. Am Ende kommt etwas anderes heraus als am Anfang beabsichtigt. Der Umgang mit der Corona-Pandemie hat uns das sehr deutlich vor Augen geführt.

Wissen war (vielleicht ist noch?) Macht, aber Beziehung ist Leben.

Wer viel weiss, ist deshalb heute noch nicht gleich lebensfähiger, nein oft eher im Gegenteil. Viel Wissen ist ja zugleich viel Fehlwissen, weil z.B. die falsche Weltanschauung zu dem „Wissen“ geführt hat (siehe heute die Experten der Infektiologie in der Corona-Pandemie). Nur das Wissen macht lebenstüchtiger, das mit der angemessenen Weltanschauung kompatibel ist. Und ausser Wissen gehört noch etliches mehr zur Lebenstüchtigkeit.