Unsere Grenzen

Wir selbst sind unsere eigene Begrenzung!


Ich habe Grenzen: Meine Haut als äussere Begrenzung. Meine Fähigkeit, Information aufzunehmen, ist begrenzt. Mein Tag ist begrenzt und damit die Zeit, in der ich arbeiten kann und Leistungen erbringen kann oder auch geniessen kann. Meine Kräfte sind begrenzt. Meine Toleranz ist sehr eng begrenzt. Dadurch ist auch mein Wohlstand begrenzt, den ich mir erarbeiten kann.

In der Familie, in der Gruppe, im Staat können wir zusammen arbeiten. Solange wir im Einklang und in gleiche Richtung Leistung erbringen, können wir hinterher auch zusammen die erbrachte Leistung, das Produkt oder die Dienstleistung geniessen. Das hat aber die gleichen Grenzen, wie meine persönlichen Grenzen. Näherungsweise können wir meine eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten multiplizieren mit dem Faktor „Leistungen, die wir alle zusammengezählt erbringen / Leistungen, die wir alle zusammengezählt geniessen“. Streiten wir uns wie die kleinen Kinder oder arbeiten wir sogar gegeneinander (natürlich nur die Anderen uns gegenüber), dann zerstören wir einen Teil der Leistung, des Produktes oder der Dienstleistung und damit können wir zusammen weniger geniessen. Das Mehr, das wir zusammen schaffen können, ist erstaunlicherweise viel kleiner, als wir selbst von uns glauben, dass wir es zusammen schaffen könnten.

Rechnen wir, was wir ja in der Wissenschaft, in der Ökonomie, in der Planung, im Staat tun, dann brauchen und benutzen wir Zahlen. Heute erleben wir in vielen Wissenschaftsbereichen, in der Politik und in den Medien, dass meistens die absoluten Zahlen genommen werden, einfach alles zusammen als Einheit. Dann kommen da Zahlen von Millionen, Milliarden, Billionen und Billiarden heraus, zu denen wir überhaupt keinen Bezug mehr haben. Meist übertreiben wir noch, denn wer übertreibt, redet anschaulich und dann sind die Zahlen völlige Hirngespinste. Nicht nur die Summen für die Spitzeneinkommen und Spitzenvermögen steigen immer mehr, sondern in umgekehrter Richtung auch für die Schäden an uns selbst, an der Natur und an den Anderen und deren ökologischer Nische steigen immer mehr. Wir merken es gar nicht, dass wir uns längst zahlenmässig weit ausserhalb unserer Realität, in Theorie, Traum oder Alptraum befinden.

Wollen wir im Rahmen der Realität bleiben, dann gelingt das viel besser mit relativen Zahlen. Einkommen pro Bürger, Gewinn pro Kunden oder pro Arbeitnehmer bei einem Betrieb. Private und staatliche Schulden pro Bürger im Verhältnis zu den Guthaben der Bürger. Fähigkeit des Bürgers pro Jahr, private Schulden abzutragen und indirekt damit auch staatliche Schulden abzutragen.

Der ökologische Fussabdruck ist solch ein Versuch und ist schon recht aufschlussreich.

Wie viele Arbeitnehmer hat unser Volk. Wie teilen wir die auf die einzelnen Wirtschafts-, Produktions-, Dienstleistungsbereiche, auf das Gesundheitswesen und auf die Landwirtschaft, auf Forschung und Bildung etc. auf? Unser Volk ist begrenzt. Wenn Jeder seinen Beruf ergreift, wie er seine Freiheit geniessend Lust hat, dann wird es stellenweise Überfluss an Arbeitskräften geben und an anderen Stellen Mangel. Was wir geniessen wollen, müssen wir selbst schaffen oder von Anderen zu deren Preisen kaufen. Selbst wenn wir Arbeitnehmer von aussen dazu nehmen, kommen wir aus dem Bezug der relativen Zahlen zur Realität nicht heraus. Die absoluten Zahlen gaukeln uns unendlich mögliches Wachstum vor und wir merken gar nicht, dass wir inzwischen nur noch Märchen rechnen, erzählen, diskutieren oder streiten oder sogar Kriege darum führen.

Wir können gar nicht alles können können.

In der Regel werden die relativen Zahlen realitätsnäher sein, weil sie zur Relativität von uns Menschen passen und die absoluten Zahlen werden märchenhafter sein (oder das Gegenteil von märchenhaft: albtraumhaft). Für die Wissenschaft, die Wirtschaft, die Politik und für uns privat werden wir mit relativen Zahlen in aller Regel realitätsnähere Rechnungen, Pläne, Vorhersagen etc. erstellen können.

Lassen Sie uns, wo immer möglich, mit relativen Zahlen arbeiten.

Die Staatsbahnen in den meisten westeuropäischen Ländern sind hoch verschuldet. Rechnen wir die auf die Zahl der Kilometer um, die diese Bahn ihre Fahrgäste in diesem Jahr gefahren hat, dann kennen wir den Betrag, um den wir als Fahrgäste der Bahn pro km zu wenig mit dem Ticketpreis bezahlt haben. Setzen wir uns dafür ein, dass wir ab kommendem Jahr den realistischen Preis bezahlen dürfen und dafür, dass es dann auch so bleibt. Bei vielen Krankenkassen wird es jährlich so gehandhabt. Deshalb steigen fast jedes Jahr die Prämien.

Unsere westeuropäischen Staaten sind alle hoch verschuldet, die meisten sind völlig überschuldet. Da wir Demokraten sind, also die Eigentümer unseres Staates, müssen wir die Kosten unter uns aufteilen. Teilen wir sie auf zehn Jahre auf. Sonst haben wir gar keine Chance. So zahlt Jeder von uns in den kommenden Jahren seine anteiligen Schulden ab, ohne neue Forderungen an den Staat zu stellen, denn sonst steigen dessen Schulden ja wieder.

Wer heute in Rente oder Pension geht, hat oft etwa 40 Jahre gearbeitet, möchte aber gerne noch 30 Jahre leben. Das bedeutet, dass er in den 40 Jahren so viel in die Versicherung einzahlen musste, wie er in 30 Jahren wieder bekommen möchte. Da zum Unglück (oder doch Glück?) auch einige früher sterben, stimmt die Rechnung nur näherungsweise. Wer Zinsen auf seine Sparguthaben bei der Rentenversicherung haben möchte, plane bitte ein, dass Zinsen nur bekommen kann, wer auf der anderen Seite Jemanden hat, der die Zinsen erarbeitet und dann auch bezahlt. Dagegen steht auch noch die von den Nationalbanken angestrebte Inflation von knapp 2 %. Wahrscheinlich können wir langfristig die Verzinsung eher vernachlässigen als gewinnbringend mit einzurechnen. Ich fürchte, selbst das ist zu optimistisch gedacht, weil der reale Wert (den wir als Zahl nicht kennen) unserer Ersparnisse schneller sinkt als der nominale steigt. So sind wir Menschen eben. Wir möchten das gerne glauben, weil uns das eine rosige Zukunft verheisst, selbst wenn das rechnerisch gar nicht geht. Es spricht einiges dafür, dass der reale Wert unserer Renten sinkt, obwohl der nominale, der Zahlenwert verzinst wird. Wir werden also zusammen mit dem Arbeitgeber im Laufe unseres Arbeitslebens von 40 Jahren jeweils fast 40 % unseres Lohnes in die Rentenversicherung eingezahlt haben? Schauen Sie mal auf Ihre Lohnauszüge und rechnen Sie nach.

Seit Beginn der Illusionszeit (manche nennen sie auch „Neuzeit“) ist eines unserer grossen Vorurteile, dass unsere Wirtschaften immer wachsen könnten, ja müssten und dass unsere Politiker, Wirtschaftsmanager und Ökonomen das auch in der Hand hätten, so zu beeinflussen, dass das tatsächlich immer so geht. Ich fürchte, das sind Märchenvorstellungen, denen wir selbst als Wissenschaftler, Manager und Politiker da anhängen. In unserer begrenzten Realität ist das gar nicht möglich. Das ist zu einem grossen Teil schlichtweg eine Frage, mit welchen Zahlen wir rechnen, messen, vorhersagen, absolute oder relative Zahlen und wenn relative Zahlen, dann mit welchen Vergleichsebenen wir arbeiten. Darüber sollten wir uns vor Studienbeginn klar sein.

Selbst wenn wir an der Regierung sind und Gesetze machen können, weil wir bestimmen können oder die Mehrheit haben, können wir nicht die Kosten für etwas, das wir gerne haben wollen oder was wir uns leisten wollen oder unseren Wählern schenken wollen, einfach reduzieren oder entfernen. Die Kosten für längeres Leben, die Kosten für unsere Gesundheit, die Kosten für unser Rechts- und Staatssystem, ja, die Kosten für die Kriege, die wir uns leisten und vieles mehr, können wir selbst mit Gesetzen nicht entfernen oder reduzieren. Genügend Regierungen in vielen Gesellschaftssystemen haben es versucht. Die Kosten fallen an und wir müssen sie bezahlen. Selbst das Denken oder Schürfen von Geld als Nationalbank oder als Kryptobank hilft da langfristig nichts. „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“. Dummer Spruch, aber leider entspricht er der Realität und wenn wir gegen ihn verstossen, werden wir irgendwann als 3- bis 5-Jährige entlarvt, die glaubten, mehr zu bekommen, als möglich ist. Älter geworden, aber nicht schlauer geworden, selbst als Universitätsprofessorin nicht. Die männlichen Gleichgestellten ebenfalls. Da herrschen Gleichstellung und Gleichberechtigung.

Das Böse wird es ja wahrscheinlich auf der Erde gar nicht geben, genauso, wie es ja viele andere theoretische Vorstellungen auch gar nicht gibt. Aber unsere eigene Vorstellung, unseren eigenen Willen, unsere eigene Intoleranz, unseren eigenen Ungehorsam (den wir für Willen zur Freiheit halten), gibt es und wir erleben sie jeden Tag, natürlich nur bei den Anderen, denn wir selbst sind nachhaltig geschützt vor der Wahrnehmung dieser Tatsachen bei uns selbst, weil wir seit unserem Trotzalter zuverlässig Recht haben mit unseren Vorstellungen und unserem Freiheitswillen (Ungehorsam). Dabei ist völlig egal, welchen Vorstellungen wir anhängen. Glauben Sie, dass wir das mit Polizei, Militär, Justiz, Gesetzen und staatlicher Kontrolle wegbekommen? Ich vermute, da sind uns sehr nachhaltig Grenzen gesetzt, denn wir haben doch gar keinen Grund, uns zu ändern, wenn wir sowieso Recht haben?

Am Verhältnis zwischen Israel und der Hamas können wir sehr schön sehen, wie sich gut und böse in unserer Wahrnehmung und Beurteilung ändern. Beim Start des Krieges am 7.10.2023 war die Hamas die Böse, weil die Israelis die Opfer waren. Inzwischen haben beim Versuch, die Hamas ganz auszuschalten, die Israelis viel mehr Schäden und Tote verursacht. Nun sind sie die Bösen. So schaukeln sich unsere Bösartigkeiten gegenseitig immer weiter hoch.

Interessanterweise hat der lebende Gott der Bibel sich selbst dafür entschieden, da nicht mit zu machen. Er liess seinen Sohn, der dann zu Jesus, dem Erlöser wurde, sterben durch die Bösartigkeit seiner Widersacher. Dann gab er ihm sein Leben zurück. Er schuf eine neue, andere Welt. Wer an seiner Erlösung durch diesen Jesus glaubt, den lädt er ein in seine neue Welt, offenbar nicht auf dieser Erde und erst nach unserem Tod. „Lass die Menschen in ihrer selbst immer besser gemachten Hölle sich gegenseitig bekriegen und umbringen. Ich, Gott, lasse ihnen ihre Freiheit. Ich lebe mit meinen wenigen Getreuen in einer anderen, einer neuen Welt. Lassen wir die Menschen in ihrer Hölle in Ruhe.“

Wie wird es wohl den Ukrainern ergehen, sollten sie irgendwann die Oberhand über Russland bekommen? Wie wird es wohl in wenigen Jahren dem Westen gegen den Osten oder umgekehrt ergehen, wenn wir uns gegenseitig immer weiter hoch geschaukelt haben im Kampf der Guten gegen die Bösen, wo wir doch Beide mehr oder weniger beides Jeder in uns vereinigen?

Wer länger leben will, muss die Kosten dafür tragen, allein oder als Volk oder als Menschheit zusammen. Das ist ganz egal. Länger leben und Rente beziehen, faulenzen und geniessen... Das ist Märchenwelt. Die Realität wird es uns in den nächsten Jahrzehnten lehren. Bisher machte uns das unser Schneeballsystem zum Beginn möglich. Das aber endet am Höhepunkt der Gausskurve.

Aus der Physik kennen wir die Naturregel, dass es ein Perpetuum mobile nicht gibt. Ob das wirklich immer so gilt, können wir wissenschaftlich nicht überprüfen. Deshalb spreche ich von „Naturregel“ und nicht von „Naturgesetz“. Das Naturgesetz können wir nur glauben. In gleicher Weise wird es auch kein „Perpetuum financile“ geben und auch kein „Perpetuum soziale“. Das bedeutet, dass ich Geld denken kann und damit Wirtschaft ankurbeln kann, so oft ich das in der Wirtschaftspolitik will, die Wirtschaft wird nicht plötzlich anspringen und von selbst durchstarten und ich werde meine Einsätze und zusätzlich Gewinn wieder zurück bekommen. Seit dem zweiten Weltkrieg haben unsere Politiker auf der ganzen Welt das nun schon so oft versucht. Es hat nicht geklappt. Das ist offenbar auch eine Naturregel. Wenn der deutsche Bundeskanzler, Herr Friedrich Merz oder der amerikanische Präsident, Herr Donald Trump es dieser Tage wieder ganz eifrig und verheissungsvoll neu versuchen, dann brauchen wir nur für die Dauer ihrer Amtszeiten, vielleicht noch in die Amtszeit des folgenden Kanzlers oder Präsidenten hinein, zu warten. Die Wahrscheinlichkeit ist extrem hoch, dass es wieder so endet, wie bisher. Was nicht geht, das geht nicht, auch beim hundertsten Versuch nicht. Wenn wir etwas haben wollen, dann müssen wir das selbst erarbeiten und da es dabei Reibungs-, Produktions-, Verwitterungs-, Korruptions-, und andere Verluste gibt, werden wir mehr arbeiten müssen, als wir hinterher davon geniessen können, wahrscheinlich sogar weniger effektiv, als wir das aus der Physik kennen, denn unser Finanz- und Wirtschaftssystem hat es nicht mit Maschinen zu tun, sondern mit uns lebenden Menschen. Unsere Vorstellungen von der Welt, unsere Vorstellungen von Wirtschaft stimmen höchst wahrscheinlich nicht. Wir befinden uns nicht im Märchen und leider doch.

In gleicher Weise gilt das für das „Perpetuum soziale“. Gemeinsam sind wir stark. Gemeinsam schaffen wir uns Wohlstand, wie Herr Warren Buffet, der Börsenmilliardär sich vorstellte. Gemeinsam schaffen wir uns sogar Reichtum. Das wird ähnlich funktionieren. Bis zu einem gewissen Grad, der leider recht niedrig ist, können wir uns Wohlstand selbst und zusammen schaffen. Ab da geht es zunehmend auf Kosten Anderer, denn meine finanziellen Gewinne sind bei Anderen finanzielle Verluste. So werden die Einen reicher und die Anderen ärmer. „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ klappt nur, wenn Sie frühzeitig aufhören, Teller zu waschen, sondern Tätigkeiten und Funktionen übernehmen, wo Sie Andere ausbeuten können, selbst Gewinne einfahren können, die bei Anderen Verluste sind. Wenn wir gemeinsam immer reicher werden könnten, würde das eine Inflation bedeuten. Waren und Dienstleistungen können wir nur erarbeiten bis zu unserer körperlichen Grenze von Arbeitszeit, die wir körperlich und psychisch aushalten können. Die Anzahl von psychischen Störungen und Burn out in unseren Gesellschaften zeigt uns, wie nahe an der Grenze wir bereits sind. Die dazu in Beziehung stehende gesamte Geldsumme ist bei gleichem Geldwert recht eng begrenzt. Wir sind alle Millionäre geht nur bei niedrigem Geldwert (im Vergleich zum Waren- und Dienstleistungswert). Für unser Leben entscheidend sind die Waren, die wir geniessen können und die Dienstleistungen, die wir in Anspruch nehmen können. Wir können Sie ja mal mit einer Million in der Wüste aussetzen. Dann essen Sie mal das Geld, baden im Geld wie Donald Duck, schlafen weich und sanft auf den Geldstücken, lassen sich von dem Geld pflegen und küssen... Ein Mann und ein Möchte-gern-Mann würden das vielleicht noch versuchen oder als Überlebenstest durchführen. Eine Frau würde sich an der Kopf fassen und lachen „Was sind die doch bekloppt“, oder?

Immer mehr Wohlstand haben, aber sich selbst nicht beherrschen zu können, führt zu immer mehr Wohlstandskrankheiten. Wir werden zusammen kränker, statt gesünder. Immer steigende Gesundheitskosten sind die Folge. Unser menschlicher Körper ist für Wohlstand gar nicht geeignet, weil die Evolution ihn im Mangel entwickelt hat. Diese Zusammenhänge kann auch eine Regierung, demokratisch oder autoritär regiert, mittels Gesetzen oder mit Anwendung einer Kettensäge oder ohne diese, nicht ändern. Das ist Realität. Unsere Vorstellungen sind Träumerei, Märchen.

Die Finanzministerin der Schweiz (2024-2025) steht mit ihrem Mitarbeiterstab vor der schwierigen Frage, wieweit man die Banken und heute im speziellen Fall die UBS, regulieren soll. Natürlich wollen wir keine Risiken eingehen, schon gar nicht als verantwortliche Politiker, dass ein Zusammenbruch der Bank die Schweiz und womöglich noch andere Länder mit in den Abgrund reissen könnte. Dafür wählen wir ja unsere Regierungen. Deshalb müssen die Banken heute Gelder als Eigenkapital zurücklegen, damit sie im Ernstfall genug Rücklagen haben, um liquide zu bleiben und nicht zahlungsunfähig zu werden. Je mehr Geld eine Bank aber zurücklegen muss für solche Fälle (das sie dann ja nicht verleihen kann und damit Geld (Gebühren und Zinsen) verdienen kann), desto ungünstiger wird die Effektivität der Bank. Muss sie zu viel Geld dafür zurücklegen, sinkt ihre Wettbewerbsfähigkeit und mit den erhöhten Sicherheitsanforderung haben wir die Bank dann selbst in den Untergang getrieben. Das war dann nicht so clever, eher dumm. Oder die Bank muss als Investmentbank auf Kurssteigerungen an der Börse setzen, wo ja heute schon ein grosser Teil der Börsenkurse aus Luftgeld, Teuerung und Inflation besteht und der reale Wert nur einen Bruchteil ausmachen wird. Weil wir Märchenzahlen glauben, wähnen sich all diese Banken und ihre Aktionäre in der Gewinnzone. Wer das glauben kann, soll ruhig weiter nominale Werte und Märchen glauben. Wir werden das Risiko des Bankenausfalls gar nicht vermeiden können. Das Risiko ist heute sogar hoch. Wir müssen dieses Risiko vermeiden, können es aber gar nicht; Mensch eben, egal, ob Frau oder Mann.

Es gibt ein optimales Verhältnis zwischen Risikovorsorge und Gewinnchance (vergleichbar einer verbeulten Gausskurve). Wenn wir als Aufsicht ohne Wissen (denn wir wissen ja nicht, was unserer Ansicht entgegen steht und wir können auch nicht aus der Zukunft rückblickend beurteilen, welche Entscheidung richtig war) in völliger Dummheit nicht die optimale Entscheidung treffen, dann haben wir den Untergang sogar noch selbst gefördert oder sogar herbeigeführt. Hoffentlich merkt es keiner im Volk, denn schliesslich sind wir zum Glück alle dumm, einschliesslich mir(!). Aber der Untergang ist dann doch da.

Das Bildungssystem in der Schweiz (in Deutschland nicht so anders) ist relativ vorbildlich. Die Schweiz hat den Vor- und Nachteil, viersprachig zu sein. Am liebsten wäre uns, jedes etwas gebildetere Schulkind und damit späterer Bürger würde zumindest einen Grundwortschatz und eine Grundfähigkeit, die Sprachen zu sprechen, erlernen. Vielleicht muss das Räteromanisch nicht unbedingt sein, dafür aber Englisch. Also doch vier Sprachen. Ja, aber die technischen Fächer sollen ja auch sein und natürlich mit guter Qualität, gutem Wissen (echt Schweizerisch eben). Ja, und wie ist es mit Kunst, Musik, Philosophie? Noch weitere? Meine sehr verehrten Schweizerinnen und Schweizer, bitte nehmen Sie es mir nicht übel. Wir stecken in der Klemme. Unsere Lebenszeit, unsere geistigen und körperlichen Kräfte und das Verhältnis von arbeiten und geniessen begrenzen uns und unsere Kinder. Wir müssen dringend auswählen und unseren Kindern wieder Raum und Zeit zum atmen, zum langweilen, zum analogen spielen geben, damit sie noch halbwegs gesund gedeihen können. Ab einem Optimum zwischen arbeiten (lernen in und für die Schule gehört dazu) und geniessen (das Sie selbst bestimmen müssen, nicht ich für Sie) wird das Verhältnis wieder ungünstiger. Wer viel Zeit mit Arbeiten verbringt, kann wenig geniessen und sich nicht auch erholen. Unser möglicher Wohlstand oder gar Reichtum Aller zusammen kennt ein Optimum (einer verbeulten Gausskurve entsprechend). Die immerwährend steigende Kurve ist ein Märchen, an dem wir selbst zerbrechen werden. Wir werden umdenken müssen. Am Wettlauf zu immer mehr, immer besser, immer schneller, immer … werden wir selbst zerschellen, der Eine früher, der Andere später. Sind wir nicht in der Lage, das zu erkennen und vor dem Zusammenbruch umzukehren?

Als Kind habe ich mal gelernt, dass ich mir nur so viel leisten kann, wie ich Geld habe. Nicht meine Wünsche, das Fehlen bei mir ist entscheidend, sondern mein Haben ist entscheidend und das kann ich eintauschen gegen meine Wünsche. Forderungen brauchte ich gar nicht zu stellen. Die waren chancenlos. Heute höre ich bei uns Erwachsenen in Wirtschaft, Forschung, Gesellschaft und Politik (überall) die Wünsche und Forderungen. Dies muss jetzt sein, das muss sein und jenes auch noch. Der darf nicht zu kurz kommen, ich erst recht nicht. Es kann gar nicht genug Wohlstand oder gar Reichtum sein, die jetzt sofort sein müssen. Die finanzielle Gegenleistung von uns stellen wir hintan. Wir können uns ja heute Geld denken und dann funktioniert das schon. Glauben Sie, dass unsere Welt so funktioniert? Was sollte denn dazu geführt haben, dass unsere Welt plötzlich umgekehrt funktioniert? Was gibt uns die Sicherheit, dass es tatsächlich so ist?

Ich bin dumm und ich fürchte, ich bin nicht alleine dumm. Ich weiss nicht, was ich nicht weiss und was daher meinen Ansichten entgegen steht. Ich kann keine Minute in die Zukunft schauen. Wenn ich mich heute in eine Frau verliebe und sie heirate und nach 5 Jahren ist die Beziehung zerbrochen, dann war ich doch dumm, dass ich es getan habe, oder? Ich habe eine Geschäftsidee, nehme Geld auf und setze alle Hebel in Bewegung, damit ich starten kann. Zwei Jahre später habe ich hohe Schulden, kaum Kunden, keine Gewinne. Viel Arbeit, viel Mühe, insolvent. Etwa 10 % der Start-ups gelingt der Start, es sei denn, sie bekommen sehr grosszügig Hilfe von aussen. Ich war doch dumm, oder? Ich trainiere im Leistungssport auf ein Ziel hin, jahrelang und mit intensivem Aufwand. Ich gewinne nie, aber habe am Ende zwei kaputte Gelenke und muss mein Leben dann doch umorientieren. War das clever? Ich ging in die Politik und kämpfte mich mit viel Einsatz in einer Partei von unten bis ganz oben. Dann komme ich an die Macht. Vier Jahre später sehe ich ein, dass wir dort oben entweder alleine sind und dann zum Diktator werden oder neutralisiert durch alle möglichen anderen Parteien und Amtsträger, sodass wir kaum eine Entscheidung durch bekommen, meist nur als faulen Kompromiss und der nächste Gewinner ändert dann doch wieder alles. 100 Jahre später stellt sich heraus, dass unsere Vorstellungen im Rückblick ziemlich realitätsfern waren. Mir ist heute kein Land bekannt, wo ich glauben würde, dass unsere Väter ein realistisches Rentensystem gedacht und eingesetzt hätten. Sie haben alle viel zu optimistisch gedacht und in Gesetze geschrieben und selbst unsere Landesmütter und -väter heute, wie ich in der Schweiz gerade wieder erlebe (1. Woche 6/2025), denken da viel zu optimistisch von sich selbst und ihren Entscheidungen. Es wird nur Geld woanders abgezweigt und umgeleitet, um das Rentensystem zu stabilisieren. Dann fehlt das Geld an anderer Stelle. Das gleiche Geld würde noch an zehn anderen Stellen gebraucht. Was wir geniessen wollen, müssen wir auch erarbeiten. Also, wie in den Niederlanden, das Renteneintrittsalter an die allgemeine Lebenserwartung koppeln. Nachdenkenswert.

Die meisten Entscheidungen unseres Lebens, auch in der Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, treffen wir in völliger Dummheit, sind aber völlig davon überzeugt, clever und richtig zu handeln. Davon sind wir ja schon seit unserem 3. Lebensjahr überzeugt, völlig egal, welcher Ansicht wir sind. Da uns der Sensor für unsere eigene Dummheit fehlt, merken wir unsere Dummheit nur nicht und unsere Rechthaberei schützt uns wirksam davor, darüber selbstkritisch nachzudenken. Könnten wir auch anders? Ich fürchte, wir könnten gar nicht anders, auch ich nicht. Ich kann mich nämlich nicht mal so einfach schlau machen. Ich habe mir zwar so manches autodidaktisch im Leben erarbeitet, aber an den entscheidenden Stellen kann ich mich gar nicht schlauer machen, kann gar nicht schlauer werden.

Damit müssen wir leben. Ein unendliches Wachstum, ein unendlicher Zuwachs an Wohlstand oder gar Reichtum ist für uns Menschen nicht möglich. Das scheitert an unseren eigenen Grenzen. Die Grenzen liegen oft nicht frei zu Tage, sind nicht mit einem dicken Strich gezogen, sodass wir sagen könnten: „Sie dort, dort ist die Grenze!“ Unsere Grenzen sind eher Nebelzonen. Das wird sehr wahrscheinlich auch für alle Menschen gelten, egal, ob wir an einen lebenden Gott glauben und wenn, dann an welchen oder ob wir an das leblose allgemeine Sein glauben oder nur an eine sich in der Evolution entwickelt habende Natur. Natürlich haben wohl in allen Zeiten Menschen auf Märchen gehofft, haben sich Märchen erzählt und wohl gehofft, sie Wirklichkeit werden zu lassen. Unsere Wissenschaftler haben in den letzten dreihundert Jahren geglaubt, sie könnten nun Märchen zu Realität werden lassen. Auch Wissenschaftler sind Menschen und irren. In den kommenden Jahrzehnten werden wir uns mehr und mehr an der Realität stossen, weil wir unsere eigenen Grenzen im Nebel längst überschritten haben.


Wie immer: Glauben Sie einem alten, dummen, weissen Mann wie mir nichts. Denken Sie alles nach und überprüfen Sie alles in der Realität. Sie wollen doch realitätsnahe Beurteilungen gewinnen? Das geht nicht ohne viele Zweifel, vor allem auch viele Selbstzweifel und die Realität in allen ihren Facetten (nicht nur sehen und messen) zu erfassen und Zusammenhänge herauszufinden, im Grossen wie im Kleinen. Viel Freude dabei!


3 June 2025
wf