Moral?
Offenbar ist uns Menschen nicht in den Genen gespeichert, wie wir uns verhalten sollen oder wie es im Gleichgewicht der Erde und der Lebewesen auf der Erde sinnvoll wäre? Offenbar können wir uns nicht frei einfach verhalten, einfach leben? Offenbar gibt es da eine Bewertung, ein „richtig“ und ein „falsch“ und offenbar gibt es da Regeln, die unser Verhalten sinnvoll oder sinnlos oder schlimmer erscheinen lassen, ohne dass wir uns dessen bewusst sind? Offenbar wissen wir nicht, wie wir uns verhalten sollen oder schlimmer noch: Vielleicht wissen wir, wie wir uns verhalten sollen, aber wir tun es trotzdem nicht? Warum tun wir es dann nicht einfach? Bei all dem moralischen Wandel in der Neuzeit, wussten wir es früher und haben uns heute abgekehrt oder wussten wir es früher nicht und sind heute der Moral näher oder noch schlimmer: Wussten wir es nie und lebten wir nie der Moral entsprechend?
Kinder schauen sich die Moral bei den Eltern ab oder sie bekommen die Moral von uns Eltern gelehrt oder eben auch nicht. Die Einstellung „Der Mensch ist von Grund auf gut“ und damit auch die Kinder, führt dazu, dass „Moral“ von den Eltern ihren Kindern nicht mehr beigebracht wird. Wozu auch, wenn sie gut sind? Aber selbst, wenn wir unsere Kinder Moral lehren, sie aber selbst so gar nicht einhalten, dann werden sie nicht die gelehrte, sondern die von uns gelebte Moral speichern. Sie müssen und werden unsere Moral übernehmen und zwar in die sehr stabil speichernden Spiegelneurone. Das sind die Nervenzellen, die speichern, was wir uns abgeschaut haben und eben nicht die, die speichern, was wir gesagt bekommen haben und lernen sollen wie in der Schule. Moral ist also ein Verhaltenskodex, der von aussen gesetzt wird und werden muss, das sogar in zweifacher Hinsicht (gelehrt und gelebt) und den ich mir nicht selbst geben kann und der offenbar nicht zur menschlichen Grundausstattung gehört.
So ist es kein Wunder, dass Moral bisher aus religiösen Überzeugungen abgeleitet wurde, wobei wir ja gar nicht wissen, ob unsere religiösen Überzeugungen nicht einfach von Menschen selbst entwickelt wurden oder ob sie irgendwie von aussen kamen. Natürlich hält jeder Gläubige seine Ansichten für von aussen gegeben, aber woher weiss sie oder er das oder wissen wir das? Objektiv? Absolut? Natürlich halten wir Moral für absolut. Wir glauben es oder auch nicht, bei uns selbst natürlich „ja“, bei den Andersdenkenden natürlich „nein“.
Wer nur an eine evolutionäre Entwicklung von Natur und damit auch uns Menschen glaubt, hat gar kein „aussen“. Die evolutionäre Natur ist nur ein Es, keine Persönlichkeit und kann daher gar keine Moral geben. Aber auch die evolutionäre Natur ist ein Es, das grösser ist, als wir Menschen und sogar grösser ist, als die Menschheit. Letztlich bestimmt sie die Regeln und damit die Grenzen der Menschheit. Interessanterweise hat sie uns Menschen Grenzen gesetzt, jedem Einzelnen, unsichtbar, aber in den Auswirkungen durchaus für uns wahrnehmbar und auf jeden Fall für uns begrenzend.
Jeder Mensch muss sich nun seine Moral selbst geben. Damit ist das, was er „Moral“ nennt, schutzlos seinem eigenen Egoismus, seinem Neid und seiner Rache ausgeliefert. „Moral“ können wir das gar nicht mehr nennen. Damit wird „Moral“ zum Eigeninteresse, meine Moral. Wir können im Team einen Verhaltenskodex festlegen. Aber das ist auch keine Moral von aussen, sondern dem Egoismus, dem Neid und der Rache der Gruppe entwachsene Festlegung, Gruppenmoral.
Wer an ein allgemeines Sein glaubt, steht vor der Frage, wie es zu Kommunikation kommen soll, zu Information über Moral. Wie kann undefinierbares allgemeines Sein menschlich verständlich „Moral“ definieren und herüberbringen? Mir ist da bisher gar keine Möglichkeit ersichtlich.
Auch für einen lebenden Gott ist Kommunikation mit uns Menschen ein Geheimnis, ein Mysterium. Wie wollen wir sagen, „Ja, Gott, ich hab's verstanden“? Jetzt mache ich es so, wie Du willst? Sprechen Gott und ich überhaupt die gleiche Sprache? Haben wir den gleichen Denk- und Informations-Horizont, die gleichen Vorstellungen und Vorurteile? Schon bei den 10 Geboten der Juden in der Thora und den Christen in der Bibel fangen Menschen mit Erklärungen an, wie sie sich das vorstellen und dann werden die Erklärungen erklärt und Generation um Generation redet Jeder drüber, wie er sich das vorstellt oder lieber doch seinem eigenen Wunsch gemäss anders vorstellt und so erreichen wir Menschen nicht das Ziel. Gott und wir verstehen uns nur sehr eingeschränkt (ausser natürlich bei Ihnen. Sie wissen ja zum Glück, wie Ihr Gott denkt).
Müssen wir uns wundern, wenn Moral bei uns Menschen gar nicht funktioniert? Wir biegen uns unsere Moral zurecht, bis sie uns passt, aber damit haben wir selbst unsere Moral entmoralisiert. Jetzt hat Jeder seine eigene Moral. Wir haben uns nun in den demokratischen Staaten der Menschen weisser Rasse mit nachchristlichem Weltbild darauf geeinigt, dass Jede und Jeder allen Schutz und alle Rechte bekommen soll, vollständige Freiheit, aber haben gar nicht wahrgenommen, dass ja wir selbst dann den jeweils Anderen diesen absoluten Schutz, alle Rechte und vollständige Freiheit, tun und lassen zu können, was sie und er will, auch gewähren müssen. Damit schränken wir unseren eigenen Schutz, unsere eigenen Rechte und unsere eigene Freiheit ja wieder ein. So, wie wir uns das dachten, funktioniert Moral gar nicht, funktionieren Schutz, Rechte und Freiheit auch gar nicht. Wir müssen erst einmal in uns gehen und unsere eigenen Vorstellungen kritisch hinterfragen und ergründen, ob das, was wir uns wünschen, mit den geltenden Regeln in der evolutionären Natur oder/und gegeben von einem allgemeinen Sein oder/und gesetzt von einem lebenden Gott überhaupt möglich ist. Sonst sind wir womöglich in der selbst gebauten Moral-Falle?
Die Schaffung von Dreiecksstrukturen wie Sozialstaaten oder Sozialversicherungen haben uns dazu verleitet, zu glauben, jetzt könnten wir alle Wünsche (auch Rechte und Menschenrechte) einfach bekommen oder gewähren. Der Staat und die Versicherungen sind jetzt für die Erfüllung zuständig. Das aber der Staat auch wir sind und dass die Versicherungen wir konzipiert haben und nun wir über die Beiträge finanzieren müssen (wo wir doch nur die Rechte geniessen wollen), also dass wir den Preis für unsere Sicherheit und Rechte selbst bezahlen müssen, soweit können wir gar nicht denken. Das ganze ist nur ein Spiel „Unsere rechte Tasche – unsere linke Tasche“, mehr nicht.
Spannungsarmes, und damit Streit und Gewalt minimierendes gemeinsames Leben finge an bei einem Verhältnis von um die 50 : 50. Das wäre sozusagen geölte Funktionalität nach den auf Erden geltenden Regeln des Zusammenlebens. Moral finge erst dort an, wo ich bereit bin, dem Anderen mehr als 50 % und mir weniger als 50 % zuzugestehen.
Moral legen heute besonders aktive, besonders nach eigenem Gefühl und Bedürfnis gehende Menschen fest. Frauen wollen heute, dass Moral so funktioniert, wie sie sich das wünschen. Dafür haben sie demonstriert und gekämpft. Dafür haben manche ihr Leben gegeben, andere Folter und Schmerzen erlitten. Jetzt endlich können sie selbst bestimmen, wie Moral funktionieren soll, was wir als Moral alle einhalten sollen, jetzt auch wir Männer einhalten müssen. Ab jetzt geht es nach den Wünschen (und dem Willen) der Frauen. Männer, Frauen erwarten, dass wir ihre Moral einhalten, ohne dass sie darum kämpfen müssen, ohne dafür leiden zu müssen. Da wir Männer das ja sowieso nicht einhalten (das sehen unsere Frauen sicher ganz realistisch), deshalb müssen die Frauen jetzt in die gesetzgebenden Organe, in die Parlamente und Regierungen, am besten mehr als 50 %, damit sie bestimmen können, wie die Moral in unseren Gesetzen festgelegt wird. Früher haben wir Männer das gemacht. Jetzt wollen die Feministinnen das festlegen. Können wir das den Frauen übelnehmen? Nur, ist das das Wesen von Moral? Vorher kannten wir Männer keine Moral, jetzt die Frauen oder zumindest die Möchte-gern-Männer auch nicht mehr. Wir führen zwar dauernd das Wort „Moral“ im Mund, aber meinen genau das Gegenteil, unseren eigenen Egoismus und nennen den Moral. „Moral“ ist, wenn alles so funktioniert, wie ich mir das wünsche. Ich sage, was Moral ist. Manche üben das sogar als Beruf aus. Im Schweizer Ärzteblatt las ich, wie viel Spass das macht.
Haben nicht wir Menschen, erst nur wir Männer, nun die Frauen auch, die Moral ad absurdum geführt?
Interessanterweise gehen die Frauen bei der Frage, wie Leben geschehen soll, sehr oft schlichtweg nach ihrem Bauchgefühl, nach ihrer Intuition. Fühlt sich gut an, stimmts. Fühlt sich schlecht an, ist es falsch. Frauen können sich kaum dagegen wehren und sind sich dieser Tatsache nicht bewusst und noch viel weniger der Folgen dieser Tatsache bewusst. Ich habe mit hunderten oder tausenden Frauen zusammen das immer wieder entdeckt und benannt, mit manchen im Laufe der Jahre öfter.
Weil Jede und Jeder nur seine eigene Moral hat, ist es natürlich auch so „moralisch“ und sieht nach aussen so gut aus, wenn wir dauernd für die Moral kämpfen, sie durchzusetzen versuchen, Andere zur Einhaltung unserer Moral möglichst zwingen. Denn freiwillig machen die das natürlich nicht, denn die haben ja ihre eigene Moral und wollen die durchsetzen, genau wie wir. Das Mittel ist ein bisschen anders, aber eigentlich benehmen wir uns wie die Kinder im Vorschulalter im Kinderzimmer. In solch einem Falle müssten die Eltern für Moral und Ordnung sorgen, aber wir haben ja keine mehr und wenn alte Eltern, Regierungen, Gerichte oder die EU oder die UNO versuchen wollten, irgendeine (andere) Moral durchzusetzen als unsere, dann lassen wir das auf jeden Fall nicht zu. Da kämpfen wir um die Einhaltung unserer Moral, selbst wenn wir in diesem Kampf unser Leben verlieren sollten. Aber wir wollen doch unser Leben behalten, um fast jeden Preis, sogar um den Preis, es zu verlieren? Clever, oder? Wo liegt unser Denkfehler?
Moral, die wir durchzusetzen versuchen, wird zu Interesse. Ich setze doch sowieso nur eine Moral durch, die mir selbst genehm ist, die mir passt. Wir schaffen es ja sogar, „Menschenrechte“ festzulegen und grosszügig auszulegen, wenn Andere sie gewähren sollen und wir sie haben wollen, aber wenn wir selbst für deren Einhaltung unsere eigenen Rechte und unsere eigene Freiheit einschränken sollen, dann begrenzen wir diese Rechte für die Anderen durch Mauern, Grenzkontrollen, Überprüfung der Rechtmässigkeit mit sehr enger Auslegung, Ausschaffungen und etlichen Massnahmen mehr. Deine Rechte und meine Rechte und Deine Pflichten und meine Pflichten halten sich nämlich mehr oder weniger die Waage. Zusammen haben wir 100 %, nicht allein. Mehr geht gar nicht. Das ist wie das Optimum einer Gausskurve. Die müssen wir uns nun liebevoll und geschwisterlich teilen, mit 9 Milliarden anderen Menschen. Damit ist die menschliche Formulierung von Rechten und gar Menschenrechten für jeden Menschen zu 100 % gar nicht möglich (möglich schon, aber nicht von uns einzuhalten), denn es würde keiner für die Pflichten einstehen wollen und wir schon gar nicht. Die Anderen, der Staat, die Staatengemeinschaft ... damit anteilsmässig doch wieder wir. Aber deshalb stehen wir ja so im Kampf, damit ja nicht wir dafür aufkommen müssen. Wir wollen Freiheit statt Pflicht.
Wir Menschen werden uns eines Tages im Kampf weitgehend ausgerottet haben, weil jeweils immer der Andere nicht in unserem Sinne moralisch war, nicht in unserem Sinne ethisch handelte. Wir müssen doch dafür kämpfen, dass Die, dass Der das endlich einsieht und moralisch handelt, entsprechend dem, was wir für „Moral“ halten. Immer mehr Gesetze, immer mehr Strafe. Von beiden haben wir doch bis heute nicht genug, oder?
Hoch interessant ist doch der Kampf der Frauen um ihre Frauenrechte in den letzten gut hundert Jahren. Die Verkehrung der Rolle der Frauen in der Menschheit als Lebenschenkende in die Kämpfende für Moral, Gerechtigkeit und Gleichheit und einiges mehr hat dazu geführt, dass unsere Geburtenrate in allen diesen Ländern weit unter die für den Erhalt unserer Völker gefallen ist. Das wäre gar nicht schlimm, wir sind ja sowieso viel zu viele, aber unsere Wirtschaft muss immer wachsen, wenn wir unseren Wohlstand erhalten wollen. Denn, was wir geniessen wollen, müssen wir ja auch erarbeiten. Deshalb brauchen wir ja frische Arbeitskräfte. Wenn wir die nicht selbst „produzieren“, dann müssen wir von aussen Andere holen. Nur, dann werden wir demnächst die Minderheit im eigenen Land sein, weil wir immer Menschen von aussen brauchen. Was haben wir falsch gemacht?
Vielleicht sollten wir sogar die Menschenrechte abschaffen (viele andere Rechte gleich mit)? Die Formulierung und der Kampf um sie ist doch sowieso sinnlos, ist verloren. In Zukunft halten wir sie selbst ein, soweit wir dazu in der Lage sind, auch ohne, dass sie formuliert oder gesetzt sind. Dann wären wir nämlich frei, nach unseren Wünschen für Andere (So gross sind die nicht mehr, wenn wir selbst für diese Wünsche aufkommen müssen.) und nach unseren Möglichkeiten (Die sind recht begrenzt.) zu handeln. Unsere Einschätzungen und unser Handeln wären sicher realitätsnäher. Wir hätten gar keine Moral, denn die evolutionäre Natur als Es kennt wahrscheinlich gar keine Moral? Wir wissen es nicht.
Auf diese Weise hätten wir unsere Atombombe, die Moralkeule, eigenhändig abgegeben. Denn die Moralkeule wird ja daraus nur deshalb, weil wir uns und den Anderen damit vormachen, sie sei von „oben“ (Was und wo immer das sei.) gegeben und in der Realität haben nur wir selbst die Moralkeule gebaut und sie ist eine Attrappe von einer Waffe. Aber weil wir alle an irgendeine Moral von aussen glauben (obwohl es doch nur unsere eigene ist), enttarnen wir die Attrappen nicht. Menschsein ist auch ein wunderbares Schauspiel vor den Anderen und noch mehr vor sich selbst und je besser wir es gelernt haben (von Anderen oder als Autodidakt), desto besser können wir in der Welt schauspielern, wie gut wir sind und eigentlich ist unsere eigene Realität dem Gegenteil näher.
Wie immer, möchte ich Sie bitten, mir nicht zu glauben, denn ich weiss ja nicht, was meinen Ansichten entgegen stehen könnte. Ich habe keinen Massstab, nach dem ich sagen könnte „Hier, seht, wenn wir das Richtige mit meiner Ansicht vergleichen, dann ist es gleich. Also ist meine Ansicht richtig.“ Es bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als viel darüber nachzudenken und sich selbst darüber klar zu werden, was dafür und was dagegen sprechen würde. (Bitte keine Liker, keine Follower und keine Fans, sondern Menschen, die selbst nachdenken, die ihre eigenen Glaubensgrundsätze oder Glaubensvorurteile hinterfragen.)