Es war einmal eine Welt, in der hatten wir Menschen ganz direkt miteinander zu tun, von Mann zu Mann, von Mann zu Frau, von Frau zu Frau. Wir küssten uns, assen gemeinsam, schliefen gemeinsam, schlugen uns, manche sich auch gegenseitig tot. Mehr als Rufweite war nicht überbrückbar. Sonst brauchte es einen Mittler, einen Boten, wieder einen Menschen. Später kam die Post dazu, der Brief und seine Geschwister. Die Kommunikation fand ausschliesslich analog statt. Sie war sehr begrenzt, was Nachteile hatte, aber auch Vorteile. Die waren uns nur nicht bewusst oder nichts wert.
Dann kam das Telefon. Immer noch eine direkte Verbindung zwischen Mensch und Mensch, zwar über eine Leitung, aber direkt und ausschliesslich. Selbst Konferenzschaltungen, damals noch selten, änderten am System kaum etwas.
Dann kamen Radio, Fernsehen und Internet. Jetzt waren plötzlich viele erreichbar, zunächst von einer Sendestation, im Internet dann auch Jeder mit Jedem. Die digitale Kommunikation wurde entwickelt. Sie hat Vorteile und Nachteile. Noch sehen wir ganz überwiegend die Vorteile. Zunehmend werden uns auch die Nachteile bewusst. Wir sind aber so betrunken von den Vorteilen, dass uns die Nachteile kaum bis ins Bewusstsein dringen. Vermutlich werden die Nachteile uns und unsere Nachfolgegenerationen noch ähnlich intensiv beschäftigen wie die Entwicklung der Waffen in den letzten 500 Jahren.
Zu Beginn der Internet-Ära sahen die Macher und Nutzer des Internets nur Vorteile. So ist das bei uns Menschen, wenn wir Neues entdecken, erfinden und schaffen. Ein regelrechter Hype entstand bis 2001 die Dotcom-Blase platzte. Bis dahin war Internet nur gut.
Das Internet erholte sich und wir nutzten es noch viel intensiver. Es entstand ein Darknet. In den schnellen Informationsplattformen kamen zunehmend Informationen in Gebrauch, die von allerlei menschlichen Eigenschaften zeugen, die für ein gedeihliches Miteinander nicht so sinnvoll sind. Inzwischen wurde jede Menge „Polizei“ im Netz installiert, um dieser menschlichen Seuche Herr zu werden. Im analogen menschlichen Leben werden wir aus bestimmten Gründen dieser Seuchen nicht Herr. Es steht kaum zu erwarten, dass das im Internet anders sein sollte, zumindest wenn Menschen virtuell das Internet bevölkern.
Da kommt nun ein Führer eines Tech-Giganten daher und wirbt damit, er wolle jetzt ein Metaversum schaffen und verspricht auch noch vollmundig, dass dort nur gute Dinge passieren würden. Dort werde es negative menschliche Auswirkungen nicht geben.
Seit Jahrtausenden geht jeweils die junge lebende Generation mit der Einstellung ins Leben „Wir machen es besser, als unsere Eltern“. So haben die jungen Revolutionäre in den vergangenen 300 Jahren gesellschaftliche Veränderungen geschaffen, die aus der zeitlichen und örtlichen Distanz gesehen, oft sehr fragwürdige Ergebnisse brachten. Oft änderte sich nur die bevorteilte Gruppe von Menschen in die benachteiligte und umgekehrt. Folglich ging später nicht selten die Auseinandersetzung in umgekehrter Richtung wieder los. Heute ist das Böse in uns Menschen wahrscheinlich kaum weniger aktiv als vor 300 Jahren. Aber natürlich sind wir besser als unsere Eltern und Vorfahren und wir machen auch alles besser.
Selbst der Führer dieses Tech-Giganten hat bereits eine digitale Welt geschaffen, von der er glaubte, dass sie nur Gutes bringen werde. Langsam bläst ihm der „böse“ Wind ins Gesicht. Nun will er, um sein Geschäftsmodell ähnlich wirksam zu retten, wie das von Apple durch seine Führer wirksam verlängerte, eine neue Welt schaffen. Gibt es in unserer realen und digitalen Welt irgendeinen Anhalt dafür, dass der zweite Versuch nicht ähnlich scheitern wird, wie der erste? Woher nimmt dieser Führer den Schneid, uns weismachen zu wollen, dass es diesmal anders kommen werde? Empfehlung aus den Erfahrungen mit den zurückliegenden Entwicklungen: Programmieren Sie als erstes die Polizei im neuen Metaversum, damit sie nicht erst hinterher nachträglich noch eingeführt werden muss, wenn schon vieles verloren ist.
Liebe zukünftige Nutzer dieses Metaversums, denken Sie daran, dass Sie auch ein analoges Leben haben. In dem gibt es zwar „gut“ und „böse“ seit Jahrtausenden und Sie können sich dem nicht entziehen. Wer aber Leben gestalten will, gestaltet analoges Leben. Das digitale oder Metaversum bleiben eben doch Parallel-Welten, die vermutlich mehr Leben rauben als sie Ihnen auf der anderen Seite wieder schenken. Das herauszufinden und realistisch zu bewerten ist Ihre Intuition nicht in der Lage. Sie dazu zu benutzen, ist wie ein Glücksspiel. Das am Ende stehende Plus oder Minus im Voraus abschätzen zu wollen, wird Sie viel Information, Zeit und Aufwand und Nachdenken kosten. Das Ergebnis bleibt offen. Nicht immer ist die Vorhut automatisch der Sieger. Von Start ups sind wir gewohnt, dass viele über die Startphase nicht hinauskommen, weil ihr theoretisches Geschäftsmodell praktisch nicht umsetzbar ist. Das liegt einfach daran, dass wir Menschen eine realistische Einschätzung unserer Lebenswelt kaum hinbekommen (auch wenn wir selbst von uns selbst natürlich immer das Gegenteil glauben).
Was würden wir verlieren, wenn wir solche irrationalen Welten gar nicht erst bevölkerten oder zumindest nicht mit bevölkerten? Neugier ist wunderbar, ist Veränderungen schaffend, aber hat auch Tote zu Folge, solche, die sich über die Situation und die Umwelt getäuscht haben und dafür ihr Leben liessen. Das wünsche ich Ihnen nicht. Im täglichen Leben wollen wir immer auf der sicheren Seite sein, an dieser Stelle nicht? Warum? Die meisten Unfälle sind Folge einer Täuschung über die Realität, häufig sogar eine Selbsttäuschung.
Da lese ich in der Zeitung, dass im Metaversum bereits Grundstücke verkauft werden. An zentralen Stellen seien die Preise höher. Das spricht dafür, dass arm und reich schon ihren Einzug gehalten haben. Das macht ja nichts. Arm und reich haben ja schon in der analogen Welt nichts mit Vorteil oder Nachteil, nichts mit Neid oder Glück und Pech etc. zu tun. Im Metaversum wird das alles nur „gut“ sein.
Sind wir wirklich so dumm? Der Firmenlenker ...
Ich lade Sie ein, dem analogen Leben mehr Bedeutung zu schenken, eben Mensch zu sein und nicht Maschinenanhängsel, virtuelle Existenz, ein Avatar. Bleiben wir mit beiden Beinen auf der Erde, im analogen Leben und in direkter Beziehung zueinander. Bleiben (oder werden?) wir Mensch!