"Hamsterrad"

Rennen Sie auch im Hamsterrad?


Wir kämpfen uns durch unser Leben. Immer wieder stellt Jemand Ansprüche an uns. Nimmt das denn gar kein Ende? Am schlimmsten sind natürlich die Arbeitgeber. Danach kommen die Ehepartner und die Kinder. Warum ist das eigentlich so?

So sicher sagen kann ich Ihnen das vielleicht auch nicht, aber es lohnt sich, sich damit zu beschäftigen und nach möglichen Ursachen zu forschen. Vielleicht verstehen wir dann unser Menschsein etwas besser und vielleicht können wir uns darauf einstellen? Möglichkeiten zur Änderung verspreche ich Ihnen nicht, denn die Realität können wir gar nicht ändern und wie viel Einflussmöglichkeiten wir auf unser persönliches Leben in der Beziehung zu den uns umgebenden Personen tatsächlich haben, wissen wir ja noch gar nicht. Auch das ist eine spannende Frage.

Es geht los mit so einfachen Dingen wie der Frage: Was passiert eigentlich im Hamsterrad?

Ich habe mir ein Ziel gesetzt. Ich will ein Haus, ein Stück Erde, das nur mir gehört und wo ich zuhause bin und wo ich frei bin und bestimmen kann und tun und lassen kann, was ich will. Den Wunsch wird man doch wohl haben dürfen? Das war schon von Jugend an mein Traum.

Was treibt mich ins Hamsterrad?

Wenn ich nicht Andere ausbeuten will, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als dass ich alles das, was ich mir da erträume und wünsche, auch selbst erarbeite, also mich selbst ausbeute. Entweder ich arbeite selbst am Projekt oder ich arbeite und verdiene Geld, um Andere für ihre Arbeit an meinem Projekt bezahlen zu können. Wenn ich gar zu viel will, muss ich sogar beides tun. Denken wir daran: Die Anderen wollen nicht nur ihre Auslagen ersetzt haben. Sie wollen auch finanziellen Gewinn haben, der bei mir dann finanzieller Verlust ist, soweit ich diesen Verlust nicht (z.B. als Unternehmer oder Boss oder Gesetzgeber oder …) auf Andere abwälzen kann.

Da bleibt mir also als junger Mensch gar nichts anderes übrig, als zu lernen und zu lernen und zu lernen, damit ich einen Beruf ergreifen kann, in dem ich mit für mich erträglichem Aufwand auch so viel Geld verdienen kann, dass ich mir dann das Grundstück in der Grösse und in der Gegend kaufen kann, wo ich das möchte. Es soll ja nicht irgendwo fernab sein, sondern da gehören schon ein paar Attraktionen drum herum dazu, gute Verkehrsanbindung, kulturelle Möglichkeiten, Einkaufsmöglichkeiten und und und. Dumm, wo diese Qualitäten vorliegen, sind die Bodenpreise höher. Da hilft nur, noch mehr arbeiten, womöglich im Hamsterrad? Früher sprach man von dem Fuchs, dem die Trauben zu hoch hängen. Er konnte sie nicht erreichen. Bei dem Gedanken handelte es sich nur um einen Fall und um eine Entscheidung, immer wieder springen oder aufgeben. Das Hamsterrad ist da viel effektiver. Es macht aus dem einmaligen Ereignis für den Fuchs einen lebenslangen Vorgang für uns Menschen.

Damit sind wir womöglich schon im Hamsterrad gelandet? Arbeiten, arbeiten, Geld verdienen und sparen, damit dann später das Geld für den Kauf reicht. Inzwischen sind die Preise für das Grundstück gestiegen und ich muss das Hamsterrad noch schneller drehen, um das Ziel doch noch zu erreichen.

Ja, aber... 10 Jahre gearbeitet für den Kauf des Grundstücks. Zwei Jahre länger, als vorher geplant. War das anstrengend, Hamsterrad eben.

Endlich haben wir das Grundstück. Ja, aber ein Grundstück allein? Nein, das ist es nicht. Jetzt geht es erst richtig los. Jetzt muss da auch ein Haus drauf, eines mit vielen Zimmern, schönen Bädern und einer vielseitigen Küche. Wärmepumpe und Wärmedämmung, eine Sauna, … Ach, da fällt mir noch einiges ein und Ihnen sicher auch, oder?

Getreu der Formel der Realität, was ich geniessen will, muss ich auch erarbeiten, können wir uns schon vorstellen, was da auf uns zukommt: Viel Arbeit, sehr wahrscheinlich viel Hamsterrad.

Da wäre es doch nicht schlecht, wenn wir von aussen Hilfe bekämen: Quellen für Geld, helfende Hände, Ideen, technische Hilfsmittel. Wenn wir aber von irgendwo her Geld bekommen, dann müssen wir uns klar machen, dass Die, die diese Geldquellen gefüllt haben oder dafür gerade stehen, dass Die das Geld ja erarbeiten mussten, ohne den Erfolg selbst geniessen zu können, denn den will ja ich geniessen, indem es mir Arbeit abnimmt für den Bau meines Hauses. Leihe ich mir das Geld, muss ich es mit Zinsen zurückzahlen, also am Ende mehr arbeiten als ohne dieses geliehene Geld.

Die Hände geliehen bekomme ich von Menschen, die in dieser Zeit die Hände nicht für ihre Arbeit oder ihren Genuss einsetzen können. Sie leihen sie mir und erhoffen sich, dass ich ihnen meine Hände umgekehrt leihe, wenn sie sich ihre Wünsche und Träume erfüllen wollen. Eine Hand wäscht die andere.

Wie wir uns das auch immer denken. Den Wünschen und Träumen stehen Kosten gegenüber, die wir nicht einfach per Wunsch oder Forderung oder gar per Gesetz abschaffen können. Diese Kosten sind da und entstehen bei der Herstellung und Bereitstellung der Dinge, die wir uns wünschen. Für diese Kosten müssen wir aufkommen, direkt oder als Gruppe, Volk oder Masse zusammen. Wir glauben ja, zusammen gehe alles leichter. Aber zusammen werden wir uns schwerer einig. Die Anderen wollen anders als wir. Können Die nicht endlich einfach so wollen wie wir wollen? Aber wir könnten ja auch einfach umgekehrt so wollen wie Die wollen. Warum geht das nicht?

Für die Existenz unseres Hamsterrades sehe ich zumindest zwei Ursachen. Die erste konnten wir nicht beeinflussen. Die Realität um uns ist wie sie ist. Wir können sie auch „evolutionär entwickelte Natur“ (entsprechend unserem Weltbild von der Evolution auf der Erde und im Kosmos) nennen oder als irgendwie Entwicklung vorangetrieben durch ein lebloses allgemeines Sein oder auch als Schöpfung eines lebenden Gottes. Allen drei gemeinsam ist, dass wir keinen Einfluss hatten auf unsere Geburt. Plumps oder meistens Press und da sind wir, wo und wann und wie auch immer.

So ganz einflusslos sind wir aber doch nicht. Wenn wir unsere Träume Träume sein lassen, unsere Wünsche zurückschrauben, also verzichten, dann haben wir eine Chance, das Hamsterrad langsamer drehen zu lassen. Ob wir wirklich aussteigen können bevor wir sterben? Krankheit und Einfallslosigkeit können schon zu zu viel langer Weile führen, aber dann fehlt es auch an allem sonst. Wo nichts erarbeitet wird, gibt es auch nichts zu geniessen, ausser der bereits vorhandenen Natur. Die schmeckt nicht nur, sondern ist auch ungeniessbar, wenn nicht schlimmeres. So leben Tiere, die immer noch so leben, wie wir vor 100000 Jahren, als Jäger und Sammler (Zumindest erzählen das uns unsere Evolutionstheoretiker so als Deutung aus all ihren Funden. Dabei war ja damals niemand, die Forscher nicht und ich auch nicht.).

Schon die alten Chinesen und Andere sahen im Leben ein Optimum irgendwo in der Mitte oder zumindest zwischen den Extremen von Langeweile und Hamsterrad. Das Optimum irgendwo in der Mitte zwischen Langeweile und Hamsterrad zu finden, war schon damals eine Lebenskunst, die es zu finden und zu üben galt. Weiter als damals sind wir auch heute nicht. Sind wir womöglich weiter vom Optimum entfernt, als Die damals?

Entscheiden dürfen oder können wir uns. Allerdings müssen wir auch die Folgen unserer Entscheidung tragen. Aus diesem realen Zusammenhang kommen wir nicht heraus. Wer im Hamsterrad viel arbeitet, erarbeitet viel, kann aber nur mit Glück das alles auch geniessen, weil die Zeit und Musse zum Geniessen immer weniger wird. Da gibt es wohl ein Optimum, hinter dem das Verhältnis wieder ungünstiger wird. Wer allerdings faul im Sessel hockt, den er nicht einmal selbst erarbeitet hat und sich berieseln lässt, erarbeitet ja nichts und kann damit auch nichts geniessen, es sei denn, er beutet Andere aus oder Andere beuten sich selbst für sie oder ihn aus, damit sie oder er auch etwas hat. Die Folge unseres nicht einmal selbst gewollten oder geschaffenen Seins ist, dass wir müssen, ob wir wollen oder nicht. Das haben entweder die evolutionäre Natur oder das leblose allgemeine Sein oder der lebende Gott so eingerichtet, ohne uns dabei nach unseren Wünschen gefragt zu haben. Wir leben in einer Realität, die wir nicht ändern können. Unsere Möglichkeiten der Entwicklung und Veränderung bestehen nur innerhalb dieser Grenzen der Realität. Wir Menschen sind relativ, nicht frei, unendlich frei zu sein. Ist das eine neue Erkenntnis oder hatten wir Neuzeitmenschen sie nur verdrängt? Sind wir gar nicht die Macher, die unsere Realität, unser Land, unsere Umgebung, die Natur um uns einfach folgenlos so gestalten können, wie wir uns das wünschen, wie wir das wollen oder sogar erkämpfen zu können glauben?



6 October 2025
wf