Bitte denken Sie immer daran: Ich bin ein alter einfacher Facharzt, nicht Physiker. Von Energie verstehe ich fast nichts!
Jahrhundertelang gab es nur sehr wenig Energie. Die meisten Menschen hatten kaum Energie als Hilfsmittel. Was man brauchte, machte man mit den eigenen Händen und mit den eigenen Kräften oder man nutzte die Kräfte der Tiere oder der Sklaven und Untergebenen. Zum Glück hatte man welche. Sonst fehlte die Energie. Die eigene Energie nutzen zu müssen, war ein entscheidender Nachteil der Lebewesen. Denken wir daran: Jeder Prozess in unserer Welt braucht mehr Energieinput als am Ende herauskommt. Das, was wir „Gewinn“ oder auch „Mehrwert“ nennen, muss etwas Anderes zusätzlich sein. Aber auch da wieder gilt: Wenn so etwas Anderes zusätzlich herauskommt, musste dann nicht womöglich woanders auch noch zusätzlich etwas in den Prozess zugeführt werden? Ich fürchte, diese Frage müssen wir in den allermeisten Fällen mit „Ja“ beantworten. Wir sehen an dieser Stelle nur gar nicht richtig hin, denn das würde unsere Träume zerstören und unsere schönen Erfolgstheorien als falsch entlarven. Es spricht sehr viel dafür, dass der Input grösser ist als der Output und dass jeder, der umgekehrt denkt, dem Träumen und Theoretisieren näher ist, als der Realität.
Ein weiterer sehr begrenzender Faktor war die Tatsache, dass ausser mit dem gebändigten Feuer praktisch nur Energie genutzt werden konnte, die über Lebewesen frei wurde. Und Feuer konnte sehr zerstörerisch wirken. Es ist fast selbstverständlich, dass diese Begrenzungen und Abhängigkeiten sehr schmerzhaft waren. Nur weil man die Lösung, die vorhandenen Chancen und Erleichterungen noch nicht kannte, gab man sich mit dem, was man zu jener Zeit hatte, zufrieden und lebte entsprechend.
Eine der ersten Nutzungen von Energie ausserhalb des eigenen Körpers oder fremder Körper war das Holz. Das konnte man wenigstens verbrennen und damit kurzfristig Wärme gewinnen und Essen zubereiten. Wären nicht später andere Primärenergien entdeckt worden, sähe heute unsere Welt schon ganz anders aus. Bäume stünden vermutlich nur noch in unbewohnten Gegenden und die bewohnten Gegenden wären gar nicht mehr bewohnbar, weil Holz (und damit Sträucher und Bäume) komplett fehlten. In der Folge waren dann auch der Mutterboden und das Grundwasser meistens verloren.
Also war es doch ein Riesenfortschritt, als man endlich Kohle, später auch Erdöl und Erdgas fand. Endlich hatte man Energieträger, die unsere eigene Energie und die der Tiere sowie Sklaven und Untergebenen ersetzen konnte.
Diese Fremdenergien waren Sonnenenergie, die Millionen Jahre früher von der Sonne auf die Erde traf und dort vom Chlorophyll eingefangen wurde, aber eben nicht gleich als Energie für irgendetwas genutzt oder freigesetzt wurde, sondern einfach nutzlos unter der Erde gespeichert wurde. So konnte diese Energie nicht gleich die Umgebung erwärmen, wie sie es heute tut. Hätten die Dinosaurier schon Maschinen erfunden mit Antrieben aus solchen Energien, hätten sie schon damals den Klimawandel verursacht. Aussterben kann man also sogar auch aus anderen Gründen.
Nein, wir haben das grosse Glück, dass vor uns wohl noch kein Lebewesen die Kohle, das Erdöl oder das Erdgas entdeckt hatte und für sich als Energieträger nutzen konnte.
So blieb dieses Vorrecht für uns. Und die Entwicklung und Nutzung von Maschinen, die von diesen Energieträgern angetrieben wurden, schonten unsere Wälder und machten unser Leben immer einfacher, bequemer, reizvoller, vielseitiger. Das war ein echter Segen.
Im 20. Jahrhundert entdeckten findige Wissenschaftler noch eine viel „bessere“ Primärenergieform, die Kernspaltung und die Kernfusion. Jetzt konnte man aus kleinsten Mengen Materie ungeheure Mengen an Energie gewinnen. Jetzt wurde nicht die Gewinnung von Energie zum Problem, sondern ihre Bändigung und leider auch der Abfall. Öl und Gas hatten ja den riesigen Vorteil, dass sie praktisch keinen festen Abfall verursachten. Der Abfall war unsichtbar und wir wussten noch gar nicht von der unsichtbaren Bombe, die wir da unbewusst nebenbei produzierten. Tonne um Tonne CO2 flogen unsichtbar in die Atmosphäre und unsere Wissenschaftler sagten uns das gar nicht voraus. Sie brachten uns die Idee und die Technik zur Nutzung dieser Energien, aber deren Gefahr teilten sie uns nicht mit. Das wäre ja nun das Mindeste gewesen, liebe Wissenschaftler (und in kleiner Zahl inzwischen auch Wissenschaftlerinnen). Aber wie sollten die Wissenschaftler das vorhersehen? Sie kamen offenbar einfach nicht auf die Idee. Es ist eine sehr interessante Entdeckung und Feststellung, dass wir Ideen, die wir nicht haben, auch nicht denken können, damit auch nicht in unsere Vorsichtsmassnahmen und Vorsorgeprogramme mit einbeziehen können. Hier finden wir eine menschliche Grenze, die auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht überwinden können. Ja, wir brauchen an dieser Stelle nicht einmal nach einem Schuldigen zu suchen. Wir wären entweder alle schuldig oder keiner. Die Schuldfrage wird an solch einer Stelle sinnlos.
Nun haben wir in der Gesellschaft die Gefahr des CO2s für unsere Umwelt, unser Klima und damit für uns Menschen erkannt. Eine Wissenschaftlerin soll das als Erste herausgefunden haben. Wenn wir bedenken, wie viel CO2 schon von uns in die Atmosphäre und andere Speicher gepustet wurde, dann liebe Wissenschaftler, Sie sind Ihrer Entwicklung ziemlich hinterher. Das war keine Glanzleistung. (Also Nobelpreise bitte wieder zurück nach Stockholm.)
Ich fürchte, der eigentliche Sprengstoff kommt jetzt erst:
Die Physik kennt schon mindestens hundert Jahre lang den Energie-Erhaltungs-Satz. Glücklicherweise steht es so nicht im Namen, aber im Grunde glauben wir diesen Satz wie ein Naturgesetz (Obwohl wir gar nicht wissen, ob es Naturgesetze überhaupt gibt. Aber das ist ein anderes Thema. Ein andermal.)
Wir nutzen also seit der Erfindung der Dampfmaschine laufend und in exponentieller Menge die genannten Fremdenergien, inzwischen sogar die Kernspaltung und sind glücklich, dass wir sie haben, offenbar nicht ahnend, dass wir damit noch ein viel heisseres Problem inzwischen weit entwickelt haben.
Wenn wir die Fremdenergien für uns jede Menge Prozesse und Arbeit verrichten lassen, dann wird diese Energie nicht vernichtet, sondern sie fliesst nur wie Wasser vom Berg zum Tal, dabei Arbeit verrichtend. Sie wird von uns gedankenlos in die Umgebung abgegeben, wieder meist in die Luft, aber auch ins Wasser und in den Boden. Wissenschaftler gingen bisher davon aus, dass diese Energie einfach in den Weltraum entfleucht. Das wird auch stimmen. Aber bis sie das tut, hat sie noch Gelegenheit genug, unsere Umwelt in jeder Art und Weise aufzuheizen, immer im Fluss schliesslich zum kältesten Punkt auf der Erde und diesen erwärmend und dann eben entfleucht von der Erde.
Ich bin kein Wissenschaftler. Ich kann Ihnen nicht sagen, ob das CO2 oder der Energie- und Wärmemüll das grössere Problem für unser Klima, damit für die Erde und auf jeden Fall für uns Menschen sind. Zumindest theoretisch haben ja findige Wissenschaftler Lösungen entwickelt, wie wir unseren CO2-Ausstoss reduzieren könnten und vielleicht auch können. Eine technische Reduktion der inzwischen in der Atmosphäre und anderen Speichern befindlichen CO2-Menge dürfte wohl eher eine Illusion sein, wenn auch eine zumindest für Techniker denkbare Illusion. Denken können wir uns ja alles, auch das Unmögliche. Das ist ja ein Vorteil der Wissenschaft. Dass das auch ein riesiger Nachteil sein kann, hat uns kein Wissenschaftler gesagt. Wahrscheinlich konnten sie sich das von sich selbst nicht denken?
Wollen wir jedoch auf CO2-Emission verzichten oder sogar CO2 wieder in irgendeiner Art und Weise technisch binden und der Luft entziehen, so würde das wieder Fremdenergie verbrauchen, aber eben nicht verbrauchen, sondern in unsere Umwelt als Energie- und Wärmemüll abgegeben. Wir würden das eine Problem zwar reduzieren, aber das andere verstärken. Hier müssten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun herausfinden und uns mitteilen, welches Problem von beiden schwerer wiegt und wie wir den Energie- und Wärmemüll auf Dimensionen reduzieren könnten, damit er wirklich keinen Einfluss mehr auf unser Klima hat. (Auch dazu hätte ich Ideen, aber ein andermal).
Bis unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das herausgefunden haben, müssten wir einfach auf die Nutzung solcher potentiell gefährlichen Energien verzichten. Wir leben wieder, wie vor der Erfindung der Dampfmaschine.
Findige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Politikerinnen und Politiker bis in die höchsten Ränge kamen nun auf die glorreiche Idee, dass man ja die Kernenergie als Ersatz nutzen könnte für die fossilen Energien. Sie pustet kein CO2 in die Atmosphäre. Das ist mir nachvollziehbar und sicher eine Lösung für das eine Problem, für das CO2.
Die Kernspaltung und noch mehr die Zukunftsmusik „Kernfusion“ versorgen uns ja mit enormen Mengen von Energie. Die sind nun wirklich ein Segen für die Menschheit. Energie im Überfluss. Das ist doch die Lösung! Tatsächlich? Wir brauchen gar nicht weit zu gehen. Wandern Sie mal zu einem Atemkraftwerk. Was sehen Sie schon von Weitem? Von Weitem sehen wir eine Rauchfahne, nein, heute ist diese sichtbare Abluft hochgereinigt. Wir sehen den Wasserdampf, der die nicht nutzbare zu massive Energie direkt in die Atmosphäre ableitet. Und wo stehen diese Kolosse? Immer an grösseren Wasseransammlungen (grössere Flüsse oder Seen), die auch noch die überschüssige, nicht oder noch nicht nutzbare Energie in die Gewässer ableiten. Diese Kernkraftwerke liefern elektrischen Strom, der über lange Leitungen durch die Länder transportiert wird und Fachleute wissen, dass da auch eine ganze Menge der Energie verloren geht. In welcher Form? Wohin?
Jede Form von Speicherung der Energie bringt wieder einen Verlust von Energie. In welcher Form? Meist in Form von Wärme. Wie man als nachdenkender Mensch Kernenergie zu nachhaltigen oder grünen Energien zählen kann, ist mir nicht nachvollziehbar. „Nachhaltig“ schon, aber nachhaltig zum Schaden des natürlichen Gleichgewichtes auf der Erde und eben nicht nur zu unserem Nutzen, sondern auch zu unserem Schaden. Und dabei ist das Problem der Entsorgung der materiellen, teilweise strahlenden Abfälle noch gar nicht mitgerechnet.
Was wir alle nicht bedenken und nicht sehen oder fühlen oder auf irgend eine Weise wahrnehmen, ist die Menge der elektrischen Energie, die uns in jeder möglichen Form von Prozessen und Heizung dient und über die wir uns natürlich riesig freuen (oder die wir inzwischen ohne Nachzudenken als völlige Selbstverständlichkeit um uns herum verstehen). Am Ende summiert sich jede Form von Energie zum giftigen Energiecocktail?
Es gibt die bekannte Erkenntnis, dass bei vielen chemischen Stoffen eine Grenzlinie vorhanden ist (auch wenn sie oft ein unsichtbarer Graubereich ist). Unterhalb dieser Grenze ist der Soff ungefährlich, manche sogar heilende Medizin. Oberhalb der Grenze ist der Stoff giftig, wenn nicht sogar tödlich. Die Dosis macht's. Ich fürchte, das gilt für Energie in gleicher Weise. Wir nutzen inzwischen einfach viel zu viel Fremdenergie.
Wahrscheinlich müssen wir in dieser Betrachtung sogar die Solarenergie mit zur eher schädlichen Energie zählen? Die Sonnenkollektoren sammeln mehr Solarenergie auf der Erde als ohne sie gesammelt würde. Dieses Mehr wirkt sich auf unsere Umwelt auch mehr oder weniger erst günstig und später giftig aus. Chlorophyll hatte da einen entscheidenden ausgleichenden Vorteil, aber auch einen entscheidenden Nachteil. Es war und ist ein echter Speicher und ungefährlich, wenn wir es in Ruhe lassen.
Ich fürchte, derzeit dürften wir nur Wasserkraft und Windenergie als klimaneutral einstufen. Wir hören natürlich heute von fast jedem Erdenbürger, was er für klimaneutral einstuft als Wissen „So ist es!“ Wenn wir ein bisschen nachdenken, dann müssen wir wohl eher sagen: „Was wirklich klimaneutral war oder gewesen wäre, werden wir wohl nur rückblickend aus dem „Jenseits“ beurteilen können. Heute ist das nur Ausdruck der Überheblichkeit von Männern und Möchte-gern-Männern, die ihre Ansicht einfach als „Wissen“ deklarieren.
Nicht die Energie oder die Erde, das CO2 oder das Klima sind das Problem, sondern wir Menschen in unserer Täuschung über die Realität. Lassen wir uns enttäuschen und nehmen wir das nicht für einen Schaden, sondern für einen Nutzen, auch wenn dadurch das, was wir heute „Lebensqualität“ nennen, dramatisch reduziert wird. Wahrscheinlich hat die Evolution die Erde gar nicht als Himmel für uns Menschen gedacht (auch falls sie gar nicht denken konnte, da wir sie ja als unpersönlich auffassen)?
Noch fieser: Vielleicht ist die Giftigkeit der Energie auf der rechten Seite der Gausskurve die evolutionäre Grenze, die uns Menschen so dezimiert oder gar ganz ausrottet, dass das evolutionäre Gleichgewicht sich ohne uns wieder bilden kann?