Bei Ihnen kommt der Strom aus der Steckdose? Sie Glückliche, Sie Glücklicher! Aber keine Sorge. Auch bei uns kommt er aus der Steckdose. Wir gehören ebenso zu den Glücklichen. Danke Allen, die dafür Sorge tragen, dass das so ist!
Dann brauchen wir uns ja keine Gedanken mehr zu machen, oder? Das habe ich nicht geschafft. Angesichts der wirtschaftlichen, ökologischen und politischen Grosswetterlage konnte ich nicht anders. Ich musste mir Gedanken machen.
Wir haben eine Stromproduktion endlicher Grösse. Bei uns kommt immer Strom aus der Steckdose. Das suggeriert eine Unendlichkeit an Menge und eine Garantie, dass es immer so ist. Zweifel daran? Der befragte Mitarbeiter der uns versorgenden Elektrizitätswerke hatte daran keinerlei Zweifel. Ich habe sie doch.
Wenn wir bei der aktuellen Stromproduktion unsere gesamte nicht durch Muskelkraft bewegte Fahrzeugflotte auf elektrischen Strom umstellen wollen, unsere gesamte Kommunikation, Steuerung und Regelung aller möglichen Geräte und Prozesse, Produktion, Roboterantriebe, Produktion digitaler Zahlungsmittel, Klimatisierung unserer Wohn- und Arbeitsorte und etlichem mehr von der Stromproduktion abhängig machen wollen (wo nicht bereits geschehen), dann stellt sich die Frage, ob da wirklich grenzenlose Produktion nicht nur möglich, sondern tatsächlich auch langfristig gesichert ist.
Gleichzeitig mit diesen Wünschen wollen wir die fossilen Energieträger und die Kernenergie als Grundlage der Stromerzeugung abschaffen. Ich unterstütze beides ausdrücklich.
Ist das nicht ein bisschen viel auf einmal? Die Preise steigen dürfen auch nicht. Als Ausweg wählen wir doch da lieber die gemeinschaftliche Darlehensaufnahme durch den Staat oder anderer Akteure im System. Diese Darlehen werden dann ja unsere Kinder abzuzahlen haben. Wenigstens nicht wir.
Können wir etwas selbst dazu beisteuern, unabhängig von Subventionen, Vergünstigungen, Steuererleichterungen etc.? Ich denke schon. Wir sollten es nach Kräften tun. Wo immer wir die Möglichkeit haben, sollten wir den Bau oder Einbau von Stromgeneratoren in unserem privaten und dienstlichen Umfeld wohlwollend prüfen und ausführen. Fossile Energieträger haben da aus mehreren Gründen entscheidende Nachteile.
Dabei dürfte die Photovoltaik wahrscheinlich die grösste Rolle spielen, weil sie in kleinen Einheiten auf privatem und betrieblichem Gelände und mit überschaubaren Mitteln ausführbar ist.
Eine zweite Überlegung möchte ich an dieser Stelle noch anregen:
Ich bin Arzt. Stellen wir uns einmal vor, der elektrische Strom fiele bei uns für zwei Wochen aus. Ein Stromausfall dieser Grössenordnung wird uns mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht vorher angekündigt. Plötzlich ist er da. Wie könnten wir die Funktion unseres Gesundheitssystems auch nur teilweise aufrecht erhalten?
Alle digital arbeitenden Arztpraxen stünden nach spätestens einer halben Stunde (manche haben eine kurzfristige Notstromversorgung) still. Keiner käme an gespeicherte Daten. Kein EKG-Gerät, kein Röntgengerät, kein Laborgerät, kein Ultraschallgerät würde laufen. Der Arzt wäre auf seine Ohren, Augen und Hände angewiesen, müsste Sie ausfragen und müsste die neuen Daten ohne Kenntnis der alten auf Papier kritzeln. Das Telefon wäre (endlich?) still, totenstill. Kein e-mail-Verkehr. Das I-Phone oder andere batteriebetriebene Geräte würden noch eine Batterieladung abarbeiten. Spätestens dann wäre die Kommunikation am Ende (falls die Vermittler bis dahin noch Notstromversorgung haben).
Im Auto würden wir noch den Tank leer fahren. An der Tankstelle braucht die Zapfsäule Strom. Selbst wenn die Tankstelle ein Notstromaggregat hat, dann reicht der Strom, um den grossen Tank zu leeren. Wer wollte Nachschub anfordern? Wie sollte der herankommen?
Sie können die Folgen in anderen Bereichen selbst zusammenspinnen: Handel, Geldverkehr, bezahlen, selbst Viehställe, Heizungen, Kühlwaren, ...
Es ist ja noch gar nicht gesagt, dass es nur einen Mangel geben könnte. Vielleicht gäbe es böse Absichten, Zerstörung von elektrischen Versorgungsanlagen etc., Katastrophen ...?
Die Reparatur dauert unterschiedlich lange. Die Stabilisierung eines ganzen Stromnetzes braucht eine breite stabile Erzeugerstruktur. Und und und
Die eigene Photovoltaik-Anlage hätte den Vorteil, dass wir uns auch unabhängig vom Netz machen könnten. Sicher könnten wir nicht jeder seinen Strombedarf selbst erzeugen. Aber jede Anlage sollte einen kleinen lokalen Stromkreislauf als Alternative haben. Wählen Sie sehr genau die notwendigsten Stromverbraucher in Ihrem Haushalt, Ihrer Dienststelle oder wo immer es auch ist aus, verbinden diese mit Ihrer Photovoltaik-Anlage und bauen einen Schalter dazwischen. Streikt das Netz aus irgendeinem Grunde, schalten Sie um und Sie haben wenigstens im kleinen Notkreislauf Strom. Ist das grosse Netz wieder in Takt, schalten Sie wieder auf das grosse Netz. Je mehr kleine Kreisläufe es gibt, je mehr im Notfall peripher autarke Bereiche funktionieren, desto krisensicherer wird unsere Stromversorgung, unser Gesundheitssystem, ja alles, zumindest punktuell.
Zwei Zusätze sind noch zu überlegen:
Eine Batterie angemessener Grösse würde Zeiten ohne Sonnenschein teilweise oder sogar ganz überbrücken.
Ein Kleinwindkraftrad (derzeit in der Entwicklung) auf dem Dach, neben dem Haus, im Garten oder auf dem Feld. Wind und Sonne treten ja oft nicht gleichzeitig auf. Die Zeiten und Strommengen würden sich teilweise ergänzen.
Denken wir daran, aktuell ist die Stromversorgung eher unsicher. Die Energieträger werden zunehmend zur Kriegs- und Sanktionswaffe. Möglicherweise schon im kommenden Winter (2021/22) wird der Mangel akut. Wir sind sehr von der Energie abhängig, die uns nicht unbedingt wohl gesonnene Erdenbürger besitzen und die sie mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Durchsetzung ihrer Eigeninteressen auch entsprechend dosieren werden. Politik ist wie ein Kinderzimmer oder wie eine Ehe. Solange alle Freunde sind, kann man gut miteinander leben und sich gegenseitig wohl wollen. Das hält aber meist nicht lange an. Bei Streitigkeiten oder gar einer Scheidung gehen die Wellen hoch und der Rosenkrieg wird zum echten Krieg. Da scheint es keine grosse Rolle zu spielen, ob in einem Staat nur ein Diktator sitzt oder ob in einem anderen Staat viele kleine Diktatoren äusserlich Demokratie spielen. Letztere haben nur das Problem, dass oft viele Köche den Brei verderben statt schmackhafter oder wirkungsvoller zu machen. Der Wert einer intakten und gut funktionierenden Demokratie ist gar nicht hoch genug einzuschätzen.
Allerdings kann man auch an dieser Stelle noch weiter nachdenken:
Könnte es sein, dass die Masse der zu erwartenden mit Solarpanelen überzogenen Flächen genauso wirken wird, wie viele Steingärten, Stein- oder Asphaltflächen und Bauwerke in grossen Städten im heissen Sommer? Die Temperaturen in den Städten steigen nicht nur wegen des CO2s. Und das CO2 ist womöglich nicht die einzige menschlich bedingte Ursache für den Klimawandel? Auch die Solaranlagen heizen womöglich durch ihre Absorption von Sonnenenergie unsere Umwelt auf? Die Solarenergie wird ja nicht in Chlorophyll und Pflanzenteile umgewandelt und gespeichert, die die Sonneneinstrahlung eher etwas begrenzen (wie das natürlicherweise der Fall ist), sondern wir wandeln die Sonnenenergie in Bewegung, Reibungsenergie, Heizung etc. um. Fast immer entsteht dabei Wärme. Wenn wir vor hundertfünfzig Jahren nicht den Verbrennungsmotor eingeführt hätten, hätten wir heute die Klimaerwärmung vielleicht nur zu einem kleinen Bruchteil? Hätten unsere Vorfahren damals auch verzichten können und könnten wir heute verzichten?
Wenn wir heute solche kleinen Stromkreisläufe zur Notfallversorgung einrichten, dann lassen Sie uns aber nicht vergessen, dass zum Beenden von Notzeiten natürlich der Strom wieder der Allgemeinheit zur Verfügung stehen muss. Sonst ist eine grossflächig intakte Stromversorgung von den Verteilern nicht wieder herstellbar oder zu gewährleisten. Das muss bei der Art und Verwirklichung der Schaltmechanismen berücksichtigt werden. Disziplin und Selbstbeherrschung des Einzelnen sind immer nötig, wenn es auch der Allgemeinheit und den Anderen gut gehen soll.